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captainbeefheart 20.04.2017 20:57

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1301029)
Du willst jetzt ernsthaft behaupten, dass die Manager bei BMW deutlich weniger bekommen als bei zB VW wo gerade die Deckelung der Top-Gehälter auf 10 Mio besprochen wird, wo zum Grundgehalt in der Regel noch abstruse Boni und Sonderzahlungen und Abfindungen trotz offensichtlichen Versagen gezahlt werden?

Ja, das will ich ernsthaft behaupten und gerne auch belegen. mit 7,5 Mio ist der VV entlohnt, die anderen Kollegen sind zwischen 3 und 4,2 Mio.

http://www.automobilwoche.de/article...millionen-euro

Zitat daraus: "Das Gehalt des BMW-Chefs mutet im Vergleich zu seinen Kollegen eher bescheiden an: VW-Boss Martin Winterkorn strich 2014 knapp 16 Millionen Euro ein."

captainbeefheart 20.04.2017 21:08

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1301032)
Die Diskussion hat schon seit einigen Seiten nichts mehr mit dem BGE zu tun.

...

Klar funktioniert es nicht wenn man es nicht wirklich ernsthaft versucht und ernsthaft versucht wird es im Normalfall erst dann wenn es richtig kracht. In unserem Fall wenn es sich andere Länder und Kontinente holen kommen weil sie auch ein Stück vom Kuchen abwollen
Vorher scheinen wir anscheinend zu dämlich zu sein zu begreifen das wir etwas anderen müssen

Nun ja, Finnland probiert das BGE im Feld zumindest ernsthaft aus, die Niederlande haben einen ähnlichen Versuch und in Kanada wird das vorbereitet - ohne dass es dort "gekracht" hätte. Es gibt halt auch bei den Staaten Innovatoren und First Mover.

Ich finde die von Dir angestoßene Diskussion zum BGE absolut richtig, es ist für uns und andere Gesellschaftssysteme eine sehr zentrale Frage dafür, welche Gesellschaft wir in Zukunft haben WOLLEN. Leider extrem vielschichtig, weil es halt in fast ALLE Subsysteme eingreift (Rente, ALG etc.) und diese Dinge alle miteinander verwoben sind. Deshalb entwickelt sich die Diskussion auch in verschiedene Richtungen.

captainbeefheart 20.04.2017 22:40

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1301029)
...
Zu dem sind leider in Deutschland die Gehälter immer noch Verschlusssache, so dass immer nur spekuliert werden kann, es aber keine verlässlichen Zahlen gibt, weil man sich dann ja vielleicht einmal rechtfertigen muss, warum Person A für die gleiche Arbeit deutlich mehr bekommt als Person B.

...?

Das ist so nicht zutreffend.

Vorstandsgehälter von börsennotierten Unternehmen sind mittlerweile Veröffentlichungspflichtig. Für andere Unternehmen gibt es über Personalberater verlässliche, branchenspezifische Zahlen.

Tarifgehälter sind ebenso öffentlich, wie die Besoldung in öffentlichen Dienst.

Somit kannst Du für fast alle Unternehmen im Rahmen von Ca. 90 bis 95 % Genauigkeit die Relationen berechnen.

Kein Geheimnis mehr.

Necon 20.04.2017 23:36

Das Problem an diesen Feldversuchen ist doch folgendes, wenn mir jemand sagt du bekommst 1 Jahr lang 1000 Euro einfach so, aber danach ist alles wieder beim alten. Werde ich mich doch sehr wahrscheinlich anders verhalten als sonst oder. Vielleicht nicht wegen 1000 Euro aber bei 1500 wenn ich die der Dame bei Billa an der Kasse gebe, bekommt die fürs nichts tun mehr als sonst. Wenn die jung ist denkst sie sich vielleicht toll mach ich ein jahr urlaub. Könnte ich mir sonst eh nicht leisten.
Naja dann hab ich 200 Teilnehmer und 50 davon machen das, dann heißt das Ergebnis BGE führt zu faulen arbeitsunwilligen Leuten.

ThomasG 21.04.2017 06:47

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1301064)
Das Problem an diesen Feldversuchen ist doch folgendes, wenn mir jemand sagt du bekommst 1 Jahr lang 1000 Euro einfach so, aber danach ist alles wieder beim alten. Werde ich mich doch sehr wahrscheinlich anders verhalten als sonst oder. Vielleicht nicht wegen 1000 Euro aber bei 1500 wenn ich die der Dame bei Billa an der Kasse gebe, bekommt die fürs nichts tun mehr als sonst. Wenn die jung ist denkst sie sich vielleicht toll mach ich ein jahr urlaub. Könnte ich mir sonst eh nicht leisten.
Naja dann hab ich 200 Teilnehmer und 50 davon machen das, dann heißt das Ergebnis BGE führt zu faulen arbeitsunwilligen Leuten.

Ja - ich glaube auch, dass man beim Auswerten solcher Versuche mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit falsche Eindrücke gewinnen und nachfolgend verbreiten könnte.
Trotzdem - immerhin wird eine Schwelle überwunden.
Hoffen wir mal.

Zitat:

Finnland ist das weltweit erste Land, das jetzt auf nationaler Ebene das bedingungslose Grundeinkommen testet.

Zwei Jahre zahlt der Staat zufällig ausgewählten Arbeitslosen 560 Euro im Monat ohne jede Bedingung aus.
Die Probanden sind frei, sich Jobs zu suchen und Geld dazu zu verdienen. Abzüge gibt es nicht.

Zitatende


Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/artic...Realitaet.html


Zitat:

Wie weit kommt man mit 560 Euro?


Marjukka Turunen vom finnischen Sozialversicherungsinstitut Kela, das das Experiment betreut, erklärt warum: Derzeit nämlich nähmen Empfänger von Sozialleistungen keine kleinen Jobs an, weil sie dann nach Abzug der Steuern vielleicht schlechter dastünden. Das nun getestete Grundeinkommen dagegen müsse nicht versteuert werden, auch wenn man 4000 Euro im Monat dazu verdiene. „Wir denken, das könnte ein großer Anreiz sein, wenigstens einen Halbtagsjob anzunehmen“, sagt die Projektleiterin.

In Finnland sind es nicht etwa Sozialdemokraten und Linke, die das Grundeinkommen anstoßen. Die Regierung aus Konservativen, Liberalen und Nationalen hat das Experiment, das nun beginnt, in ihrem Koalitionsvertrag von 2015 festgeschrieben. Kritiker unken, es sei schon deshalb nicht sozial, weil die zugeteilten 560 Euro – genau der Betrag, der arbeitslosen Finnen nach Abzug von Steuern auch von ihrem Arbeitslosengeld bleibt – eben nicht für große Sprünge reichen. Vielmehr steige lediglich der Anreiz, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen – ein Konjunkturprogramm für den Niedriglohnsektor sozusagen.

Ein schlecht bezahlter Job ist zum Einstieg besser als gar kein Job, halten die Befürworter dagegen. Und überhaupt: Welche Art Jobs die Empfänger der Grundeinkommen tatsächlich annehmen, soll sich in dem Experiment ja erst zeigen.

Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/artic...Realitaet.html

captainbeefheart 21.04.2017 07:15

Was wäre denn die Alternative zu einem begrenzten Feldversuch, der selbstverständlich nur erste und begrenzte Erfahrungen generieren wird?

Voldi 21.04.2017 07:19

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1301072)
...Zitat:

Finnland ist das weltweit erste Land, das jetzt auf nationaler Ebene das bedingungslose Grundeinkommen testet.

Zwei Jahre zahlt der Staat zufällig ausgewählten Arbeitslosen 560 Euro im Monat ohne jede Bedingung aus.
Die Probanden sind frei, sich Jobs zu suchen und Geld dazu zu verdienen. Abzüge gibt es nicht.

Zitatende
...

Sorry aber das ist doch jetzt nicht ernsthaft der Test von dem wir hier die ganze Zeit reden, oder? Waren wir nicht endlich soweit, dass bindungsloses Grundeinkommen voraussetzt es gilt für jeden? Sollte ein Feldversuch dann nicht auch zumindest versuchen die Gesamtbevölkerung halbwegs repräsentativ darzustellen? Wenn für den Feldversuch nur Arbeitslose ausgewählt werden wie bitte soll dann der Gesamteffekt eines solchen Grundeinkommens auch nur annähernd untersucht werden? Was ist mit den Effekten auf nicht Arbeitslose (Studenten / Geringverdiener / Familien / ...)?

:confused:

captainbeefheart 21.04.2017 07:41

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1301076)
Sorry aber das ist doch jetzt nicht ernsthaft der Test von dem wir hier die ganze Zeit reden, oder? Waren wir nicht endlich soweit, dass bindungsloses Grundeinkommen voraussetzt es gilt für jeden? Sollte ein Feldversuch dann nicht auch zumindest versuchen die Gesamtbevölkerung halbwegs repräsentativ darzustellen? Wenn für den Feldversuch nur Arbeitslose ausgewählt werden wie bitte soll dann der Gesamteffekt eines solchen Grundeinkommens auch nur annähernd untersucht werden? Was ist mit den Effekten auf nicht Arbeitslose (Studenten / Geringverdiener / Familien / ...)?

:confused:

Auf Deinen Vorschlag, wie so ein erster Versuch mit einen schon theoretisch herausfordernden und praktisch vollkommen neuen Ansatz aussehen soll, bin ich gespannt.

Voldi 21.04.2017 07:51

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1301077)
Auf Deinen Vorschlag, wie so ein erster Versuch mit einen schon theoretisch herausfordernden und praktisch vollkommen neuen Ansatz aussehen soll, bin ich gespannt.

Ein erster Schritt wäre doch schon statt "zufällig ausgewählten Arbeitslosen" einfach wirklich zufällige Feldversuchs Teilnehmer zu wählen. Bei einer Arbeitslosenquote von 4.2% wären unter den zufällig ausgewählten sicher auch einige Arbeitslose aber halt auch entsprechend viele nicht Arbeitslose auf deren Leben das BGE ja ebenso einen Einfluss hat.

Wie du ja selbst sagst ist das BGE ein vollkomme neuer und herausfordernder Ansatz der einen Einfluss auf unsere gesamte Gesellschaft haben wird. Warum dann ein Feldversuch nur an Arbeitslosen, die nur einen kleinen Teil eben jener Gesellschaft ausmachen? Der Aufwand für den Versuch wäre bei zufällig ausgewählten Teilnehmern aus allen Gesellschaftsschichten nicht deutlich größer. Die Ergebnisse dafür aber nicht nur auf eine kleine Gruppe innerhalb der Gesellschaft beschränkt.

Thorsten 21.04.2017 08:06

Was würden denn Leute wie du und ich aus dem oberen Gehaltssegment machen, wenn wir zufällig als Teilnehmer ausgewählt werden? Unser Arbeitgeber würde keine individuelle Gehaltsanpassung nach unten und der Staat keine Steueranpassung nach oben zwecks Gegenfinanzierung machen (bei flächendeckendem BGE aber unverzichtbar, weil die Kohle irgendwo her kommen müsste). Wir wüssten, dass es nur für ein Jahr ist. Entweder würden wir das Geld einfach nur einstecken oder mit 12*560 = 6720 € zusätzlichem Gehalt mal 1-2 Monate Sabbatical zum Verreisen nehmen. Erkenntnis? Ebenfalls nahezu null ...

ThomasG 21.04.2017 08:26

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1301074)
Was wäre denn die Alternative zu einem begrenzten Feldversuch, der selbstverständlich nur erste und begrenzte Erfahrungen generieren wird?

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1301076)
Sorry aber das ist doch jetzt nicht ernsthaft der Test von dem wir hier die ganze Zeit reden, oder? Waren wir nicht endlich soweit, dass bindungsloses Grundeinkommen voraussetzt es gilt für jeden? Sollte ein Feldversuch dann nicht auch zumindest versuchen die Gesamtbevölkerung halbwegs repräsentativ darzustellen? Wenn für den Feldversuch nur Arbeitslose ausgewählt werden wie bitte soll dann der Gesamteffekt eines solchen Grundeinkommens auch nur annähernd untersucht werden? Was ist mit den Effekten auf nicht Arbeitslose (Studenten / Geringverdiener / Familien / ...)?

:confused:

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1301077)
Auf Deinen Vorschlag, wie so ein erster Versuch mit einen schon theoretisch herausfordernden und praktisch vollkommen neuen Ansatz aussehen soll, bin ich gespannt.

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1301081)
Ein erster Schritt wäre doch schon statt "zufällig ausgewählten Arbeitslosen" einfach wirklich zufällige Feldversuchs Teilnehmer zu wählen. Bei einer Arbeitslosenquote von 4.2% wären unter den zufällig ausgewählten sicher auch einige Arbeitslose aber halt auch entsprechend viele nicht Arbeitslose auf deren Leben das BGE ja ebenso einen Einfluss hat.

Wie du ja selbst sagst ist das BGE ein vollkomme neuer und herausfordernder Ansatz der einen Einfluss auf unsere gesamte Gesellschaft haben wird. Warum dann ein Feldversuch nur an Arbeitslosen, die nur einen kleinen Teil eben jener Gesellschaft ausmachen? Der Aufwand für den Versuch wäre bei zufällig ausgewählten Teilnehmern aus allen Gesellschaftsschichten nicht deutlich größer. Die Ergebnisse dafür aber nicht nur auf eine kleine Gruppe innerhalb der Gesellschaft beschränkt.

Zitat:

Zitat von Thorsten (Beitrag 1301084)
Was würden denn Leute wie du und ich aus dem oberen Gehaltssegment machen, wenn wir zufällig als Teilnehmer ausgewählt werden? Unser Arbeitgeber würde keine individuelle Gehaltsanpassung nach unten und der Staat keine Steueranpassung nach oben zwecks Gegenfinanzierung machen (bei flächendeckendem BGE aber unverzichtbar, weil die Kohle irgendwo her kommen müsste). Wir wüssten, dass es nur für ein Jahr ist. Entweder würden wir das Geld einfach nur einstecken oder mit 12*560 = 6720 € zusätzlichem Gehalt mal 1-2 Monate Sabbatical zum Verreisen nehmen. Erkenntnis? Ebenfalls nahezu null ...

Als Sympathisant der Grundidee bedingungsloses Grundeinkommen kann man nur hoffen, dass sich aus dem Versuch in Finnland mehrheitlich positive Effekte ableiten lassen und es auch die Bereitschaft gibt diese zu erkennen.
Ehrlich gesagt befürchte ich, dass aufgrund der gewählten Randbedingungen es schwer werden wird solche positiven Effekte zu finden :(.
Auf der anderen Seite wird sich wohl kaum ein Staat finden, der bereit ist sich auf einen deutlich risikoreicheren Versuch überhaupt erst einzulassen.
So gesehen verstehe ich auch die Einwände von captainbeefheart.

Voldi 21.04.2017 08:45

Zitat:

Zitat von Thorsten (Beitrag 1301084)
Was würden denn Leute wie du und ich aus dem oberen Gehaltssegment machen, wenn wir zufällig als Teilnehmer ausgewählt werden? Unser Arbeitgeber würde keine individuelle Gehaltsanpassung nach unten und der Staat keine Steueranpassung nach oben zwecks Gegenfinanzierung machen (bei flächendeckendem BGE aber unverzichtbar, weil die Kohle irgendwo her kommen müsste). Wir wüssten, dass es nur für ein Jahr ist. Entweder würden wir das Geld einfach nur einstecken oder mit 12*560 = 6720 € zusätzlichem Gehalt mal 1-2 Monate Sabbatical zum Verreisen nehmen. Erkenntnis? Ebenfalls nahezu null ...

Du hast absolut recht: das obere Gehaltssegment wäre sicher nicht repräsentativ, genauso wenig wie es nur die Arbeitslosen sind. Im oberen Gehaltssegment würde ich aber auch langfristig die wenigsten Änderungen erwarten. Ein Großteil würde sicher durch Steuererhöhungen aufgefressen werden und der Rest (so es einen Rest gibt) eher 'nice to have' als das er wirklich einen Unterschied machen würde.
Aber es gibt ja noch einige Gesellschaftsgruppen neben den Arbeitslosen (nochmal --> aktuell 4.2% der Bevölkerung) auf die das BGE sehr wohl einen großen Einfluss hätte:

- Renter
- Geringverdiener
- Studenten
- Alleinerziehende
- junge Familien

Selbst wenn man bei einem repräsentativen Teilnehmerfeld also in Kauf nimmt, dass bei einigen 'Gutverdienern' kein Erkenntnisgewinn heraus springt wären meiner Meinung nach dennoch Erkenntnisse weit über die relativ kleine Gruppe der Arbeitslosen hinaus erreichbar.

Bräuchten wir vielleicht langfristig weniger Krippenplätze wenn das BGE dazu beiträgt das Mütter länger zuhause bleiben können und nicht aufgrund finanzieller Verpflichtungen die Kinder mit einem Jahr in den Kindi stecken?

Würden sich Studienzeiten verkürzen oder bessere Studienleistungen erreichen lassen, wenn Studenten statt zu jobben mehr Zeit fürs Studium aufwenden können (oder würde durch die zusätzliche Kohle vielleicht nur der Umsatz der Studentenkneipen angekurbelt :cool: )

... to be continued

qbz 21.04.2017 08:58

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1301087)
......
Bräuchten wir vielleicht langfristig weniger Krippenplätze wenn das BGE dazu beiträgt das Mütter länger zuhause bleiben können und nicht aufgrund finanzieller Verpflichtungen die Kinder mit einem Jahr in den Kindi stecken?
........

Grundsätzlich Zustimmung zu Deinen Einwänden bezüglich Finnland´s Feldversuch.

Wie ich aus Erfahrung aus dem Jugendamt weiss, brauchen gerade Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau und wenig Verdienst die Krippen für eine kompensatorische Erziehung und für die tägliche Kontrolle, dass die Kinder gerade in den ersten Lebensjahren nicht unter Verwahrlosung und Entwicklungsdefiziten leiden. Manchen Familien muss der Krippenbesuch auch als Verpflichtung auferlegt werden. Eine Vernküpfung des BGE mit möglichen fest eingeplanten Einsparungen im Krippen-/Kitabereich sehe ich deswegen als problematisch an. Ausserdem zahlt der Staat als Ausgleich für das Jobeinkommen während der ersten 12-14 Lebensmonate schon ein Elterngeld.

ThomasG 21.04.2017 09:04

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1301087)
Du hast absolut recht: das obere Gehaltssegment wäre sicher nicht repräsentativ, genauso wenig wie es nur die Arbeitslosen sind. Im oberen Gehaltssegment würde ich aber auch langfristig die wenigsten Änderungen erwarten. Ein Großteil würde sicher durch Steuererhöhungen aufgefressen werden und der Rest (so es einen Rest gibt) eher 'nice to have' als das er wirklich einen Unterschied machen würde.
Aber es gibt ja noch einige Gesellschaftsgruppen neben den Arbeitslosen (nochmal --> aktuell 4.2% der Bevölkerung) auf die das BGE sehr wohl einen großen Einfluss hätte:

- Renter
- Geringverdiener
- Studenten
- Alleinerziehende
- junge Familien

Selbst wenn man bei einem repräsentativen Teilnehmerfeld also in Kauf nimmt, dass bei einigen 'Gutverdienern' kein Erkenntnisgewinn heraus springt wären meiner Meinung nach dennoch Erkenntnisse weit über die relativ kleine Gruppe der Arbeitslosen hinaus erreichbar.

Bräuchten wir vielleicht langfristig weniger Krippenplätze wenn das BGE dazu beiträgt das Mütter länger zuhause bleiben können und nicht aufgrund finanzieller Verpflichtungen die Kinder mit einem Jahr in den Kindi stecken?

Würden sich Studienzeiten verkürzen oder bessere Studienleistungen erreichen lassen, wenn Studenten statt zu jobben mehr Zeit fürs Studium aufwenden können (oder würde durch die zusätzliche Kohle vielleicht nur der Umsatz der Studentenkneipen angekurbelt :cool: )

... to be continued

Gefällt mir sehr, was Du da geschrieben hast.

560 € dürften auch in Finnland wohl auf jeden Fall viel zu gering sein, als dass sich dadurch das Kräfteungleichgewicht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer deutlich vermindern könnte.
Damit könnte man zwar auch hier über die Runden kommen, wenn die Kosten für die Wohnung irgendwie anders gedeckt sind, aber selbst dann wird es schnell sehr eng, wenn mal die Waschmaschine kaputt geht o.ä..

Necon 21.04.2017 14:37

Gab es für Kommunismus, freie Marktwirtschaft, Feudalismus und Demokratie Feldversuche?
Ich kann mich nicht erinnern das die Franzosen beim Sturm auf die Bastille mit dem Gottkönig diskutiert haben und der dann meinte: 'Wertes Volk wir machen nun einen Feldversuch, 5000 von euch dürfen einen Abgeordneten wählen wir schauen dann, was der so macht und in zwei Jahren entscheiden wir ob das vernünftig ist!'

Ich kann mir leider nicht vorstellen, dass auch solchen versuchen Erkenntnisse kommen und dann ein Politiker aufsteht und sagt: Wahnsinn leute das machen wir!
Und die Opposition auch sagt klar super.

Parteien die das BGE derzeit fördern und fordern sind doch ungefähr so bekannt wie die Partei die in Österreich die Monarchie wieder einführen will!

So ein System braucht doch einen kompletten Reset und das mehr oder weniger von heute auf morgen.

Der Versuch in Finnland ist etwas eigenartig vor allem da er eben nur arbeitslose betrifft, wobei es natürlich ein tolles Ergebnis wäre wenn 60% von denen eine Anstellung annehmen würden, aber da ist natürlich wieder die Frage wie ist die Qualifikation von denen, sind sie arbeitslos aus Überzeugung fehlender Bildung usw.

captainbeefheart 21.04.2017 14:54

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1301183)
Gab es für Kommunismus, freie Marktwirtschaft, Feudalismus und Demokratie Feldversuche?
Ich kann mich nicht erinnern das die Franzosen beim Sturm auf die Bastille mit dem Gottkönig diskutiert haben und der dann meinte: 'Wertes Volk wir machen nun einen Feldversuch, 5000 von euch dürfen einen Abgeordneten wählen wir schauen dann, was der so macht und in zwei Jahren entscheiden wir ob das vernünftig ist!'

Das ist der von Dir schon beschriebene "es-muss-erst-krachen"-Ansatz. Ich hoffe, wir sind gesellschaftlich ein bisschen weiter als zu Zeiten des Sturms auf die Bastille ...

Necon 21.04.2017 16:12

Naja wenn ich mir die aktuelle Entwicklung weltweit so ansehe muss die Menschheit als Gesamtheit als nicht lernfähig betrachtet werden.
Trump droht Nord-Korea weil es bei ihm nicht so läuft Nordkorea sagt wir schrecken auch vor Atombomben nicht zurück, irgendein hansel und den USA sagt okay aber dann schlage wir mit aller Macht zurück.
Putin holt sich dir Krim und macht eigentlich seit Jahren was er will und alles was Europa dazu einfällt ist zu sagen wir kritisieren das aufs schärfste.
Erdogan... Ach lassen wir das Thema.

Und was macht die EU bei der ganzen Misere streiten über Nichtigkeit Parteien wie AFD und FPö immer mehr Nährboden geben ohne Parole zu bieten. Über eine EU der zwei Geschwindigkeiten diskutieren. Und bei den ganzen Kinderspielchen vergessen das jetzt die perfekte Möglichkeit wäre Europa wirklich als Weltmacht zu etablieren und den USA mal zu zeigen das die EU der wichtigste Markt ist und nicht sie.

Wenn die Wahlen in Frankreich jetzt auch noch für Le Pen ausgehen wird sich die EU bald erledigt haben.

Anscheinend sind wir als Gesamtheit unfähig fortschrittliche Wege gehen zu wollen. Wir haben kein Interesse das es vielen Menschen auf der Welt gut geht Hauptsache unser Land bzw unsere Region ist reich.

Es sieht einfach nicht so aus als ob wir friedlich große Änderungen herbeiführen können.

Stefan 21.04.2017 18:18

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1301198)
Trump droht Nord-Korea weil es bei ihm nicht so läuft

Ich mag Trump nicht, aber da machst Du es Dir ein wenig leicht.
Nordkorea entwickelt munter weiter Atomraketen.
Nordkorea angreifen ist natürlich nicht in Ordnung.
Geldquellen zu unterbinden führt dazu, dass zuerst das Volk hungert, bevor kein Geld mehr für die Waffenentwicklung da ist.
Überhaupt nichts machen bedeutet, dass Nordkorea in Zukunft die ganze Welt mit Atomwaffen angreifen können wird.

Necon 21.04.2017 22:17

Zwischen überhaupt nichts machen und Kriegsschiffe herum verschieben und Drohungen von Krieg aussprechen sind aber riesige Unterschiede. Ebenso der Direktangriff in Syrien.
Das hätte ordentlich ins Auge gehen können wenn die Russen dort anders reagiert hätten und ich glaube nicht, dass Trump so agieren würde, wenn es innenpolitisch besser laufen würde.

captainbeefheart 24.04.2017 14:52

Eine Zahl zur Diskussion bzw. zu meiner Aussage des demografischen Faktors:

Bundesbank:

"Die Überalterung der Gesellschaft dürfte ein schwächeres Wirtschaftswachstum in Deutschland nach sich ziehen. ... Grundlage für die Prognose ist die Zahl der erwerbsfähigen Personen, die nach Berechnungen der Bundesbank in Deutschland bis zum Jahr 2025 um fast 2,5 Millionen zurückgeht. Zudem werde der Altersschnitt der Erwerbsfähigen steigen. Der Anteil der älteren Erwerbsfähigen von 55 bis 74 Jahren wird demnach bis 2025 um sieben Prozentpunkte auf fast 40 Prozent zunehmen."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unt...a-1144567.html

noam 24.04.2017 17:46

Was bei diesen Prognosen aber immer wieder vernachlässigt bis ignoriert wird ist, dass viele Arbeitsplätze für Menschen durch Ersetzen von klassischen Arbeitsplätzen durch Digitalisierung und Robotik wegfallen werden, ohne dass die Wirtschaftsleistung in Form von generierten Gütern oder Dienstleistungen sinken wird.

Die Frage ist dann eher wieder wie man das Erwirtschaftete ins System einbringen kann.

ThomasG 01.05.2017 17:10

Eben zufällig im Netz entdeckt.
Passend zum Tag der Arbeit ein Gespräch von Gerd Dehnel mit Thomas Straubhaar zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen.
Das ziehe ich mir nach dem Radrennen im Laufe des Abends rein - also höchstwahrscheinlich:
http://www.ardmediathek.de/radio/Apr...entId=42476182

captainbeefheart 03.05.2017 17:58

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1301717)
Was bei diesen Prognosen aber immer wieder vernachlässigt bis ignoriert wird ist, dass viele Arbeitsplätze für Menschen durch Ersetzen von klassischen Arbeitsplätzen durch Digitalisierung und Robotik wegfallen werden, ohne dass die Wirtschaftsleistung in Form von generierten Gütern oder Dienstleistungen sinken wird.

Die Frage ist dann eher wieder wie man das Erwirtschaftete ins System einbringen kann.

Wenn Du meine Argumentation verfolgt hast, dann war meine Aussage: Demografischer Faktor PLUS Digitalisierung bedrohen das Rentensystem.

Wer Lust hat, kann ja mal hier in der eben veröffentlichten Studie (bzw. Zusammenfassung mehrerer Studien) zur Digitalisierung schmökern, dass die Digitalisierung zum Teil schon massiv in unserer Realität angekommen ist - und das ist erst der Anfang:

https://static1.statista.com/downloa...81ef-297195149

Oder wusstet Ihr, dass

...Alibaba in 2016 erstmals das Handelsvolumen von Walmart toppte (nach nur 13 Jahren im Markt)?

...das Internet das Fernsehen voraussichtlich in 2019 als größten Werbemittelträger ablösen wird?

...in Q4-2016 Netflix mehr U.S. Abonnenten als die größten privaten Kabelanbieter zusammen hatte?

...Online-Fashion in China ab 2018 größer sein wird als in den USA und Europa zusammen?

...im Jahr 2021 voraussichtlich über 190 Millionen Connected Cars auf den Straßen fahren werden?

Enjoy!

ThomasG 04.05.2017 07:48

Ein kurzer Beitrag über die sogenannten Solo-Selbständigen von Plusminus.
Davon gibt es mittlerweile 2,3 Millionen.
Einer Gruppe, der ein bedingungslosen Grundeinkommen Zukunftssorgen bzw. -ängste nehmen könnte.
http://www.ardmediathek.de/tv/Plusmi...entId=42580784
http://www.daserste.de/information/w...gkeit-100.html

feinkost 06.05.2017 22:28

Na, das Problem haben alle Selbstständigen. IAufträge ranschaffen, nennt sich glaub ich Akquisition.

Ich find es ja immer nett wenn mit einem Mal festgestellt wird das es Lohnnebenkosten gibt. Wohl nicht aufgepasst im Studium.:Lachen2:

ThomasG 06.05.2017 22:37

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1303486)
Na, das Problem haben alle Selbstständigen. IAufträge ranschaffen, nennt sich glaub ich Akquisition.

Ich find es ja immer nett wenn mit einem Mal festgestellt wird das es Lohnnebenkosten gibt. Wohl nicht aufgepasst im Studium.:Lachen2:

Na ja - die so genannte Selbständigkeit ist ja nicht immer bewusst gewählt.
Es ist üblich in der Nachhilfebranche mit Nachhilfelehrern Honorarverträge abzuschließen.
Wenn man sich darauf nicht einlassen möchte, dann wird das halt nichts.
Nachtrag:Lohnnebenkosten abdecken ist lustig ;-) bei einem Honarar von 12 €/Stunde und es gibt einige, die weniger bekommen.

Gute Nacht dann!

feinkost 06.05.2017 22:47

Frag mal im Handwerk nach wie das läuft.

Oder den Forenbetreiber.

Ach wo du gerade da bist:

Bisher habe ich noch von keinem gelesen wer denn eigentlich die Begünstigten des bedingungslosen Grundeinkommen sind.

Jeder der in Deutschland seinen Lebensmittelpunkt hat, jeder von Geburt an, jeder der in D gemeldet ist?

Sollte dies nicht erst einmal geklärt werden bevor man die Kuh schlachtet?

ThomasG 06.05.2017 22:50

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1303491)
Frag mal im Handwerk nach wie das läuft.

Oder den Forenbetreiber.

Wenn man mutig und selbstbewusst ist, gibt es sicher andere Wege - ich weiß, aber nicht jeder hat genug Mut und Selbstbewusstsein.

Jetzt aber!
Gute Nacht!

:-)

feinkost 06.05.2017 22:52

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1303487)
bei einem Honarar von 12 €/Stunde und es gibt einige, die weniger bekommen.

Stimmt, Thema Mindestlohn.

ThomasG 07.05.2017 07:17

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1303491)
Ach wo du gerade da bist:

Bisher habe ich noch von keinem gelesen wer denn eigentlich die Begünstigten des bedingungslosen Grundeinkommen sind.

Jeder der in Deutschland seinen Lebensmittelpunkt hat, jeder von Geburt an, jeder der in D gemeldet ist?

Sollte dies nicht erst einmal geklärt werden bevor man die Kuh schlachtet?

Diese Frage zu beantworten fällt mir nicht leicht.
Der Ausschluss jeder Personengruppe oder Person, die hier lebt, würde in meinen Augen einen ganz zentralen Grundgedanken des bedingungslosen Grundeinkommens untergraben bzw. würde es schwer oder zumindest schwerer machen an ihm festzuhalten.
Dabei finde ich ihn (den Grundgedanken) ganz besonders wichtig.
Aus Gerechtigkeitsgründen wäre es schön einer Gemeinschaft anzugehören, in der jeder Neuankömmling im Prinzip ein Grundrecht auf den gleichen Anteil dessen hat, was seine Vorgänger erwirtschaftet oder vorgefunden haben in Form von Naturressourcen u.ä..
So ist es aber nicht.
Wenn man zur Einsicht gelangt, dass das ein ganz wichtiger Eckpfeiler wäre für eine gerechtere Gesellschaft, dann wäre die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen ein sehr wichtiger und symbolträchtiger Schritt und würde in der Folge auch seinen Anteil leisten, dass die Menschen sich dessen immer bewusster werden können.
Man denkt ja darüber nach, welche Verhältnisse in einer Gemeinschaft herrschen, zu der man gehört und wenn es da zu zunächst eher ungewohnten Veränderungen kommt, dann brauchen Menschen die Zeit sich damit auseinanderzusetzen bis sie überhaupt wirklich bereit sind so manche innere Barriere anzuzweifeln oder schließlich gar fallen zu lassen.
Jedes Projekt, was dazu beiträgt, dass Menschen zur Ansicht gelangen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringen würde und Gedanken in der Richtung stärkt, dass es einfach nicht finanzierbar ist, schadet der Grundidee extrem bzw. trägt zumindest das Potenzial in sich.
Von daher wäre es besser aus meiner Sicht notgedrungen Personengruppen daran nicht teilhaben zu lassen, falls sonst es zu erwarten wäre, dass oben genannte Ansichten sich verbreiten.

Stefan 07.05.2017 07:42

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1303509)
Diese Frage zu beantworten fällt mir nicht leicht.

Es ist aber eine ganz zentrale Frage.

Ich hatte sie in diesem Thread auch schon gestellt und keine "richtige" Antwort bekommen.

Ohne es, wie in Post 1303509, blumig zu umschreiben: Wie würdest Du es denn ganz konkret regeln?

ThomasG 07.05.2017 13:45

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1303511)
Es ist aber eine ganz zentrale Frage.

Ich hatte sie in diesem Thread auch schon gestellt und keine "richtige" Antwort bekommen.

Ohne es, wie in Post 1303509, blumig zu umschreiben: Wie würdest Du es denn ganz konkret regeln?

Thema des Fadens ist ja eigentlich zinslose Wirtschaft und bedingungsloses Grundeinkommen.
Über die Zinsproblematik wird ja hier ja schon ziemlich lange nicht mehr diskutiert.
Da haben wir aktuell ja eigentlich (wirklich?) ganz andere Probleme.
Die "einfachen" Menschen machen sich ja viel mehr Sorgen um den Kaufkraftverlust ihrer sauer verdienten Ersparnisse, als dass sie darüber nachdenken, was in den Jahrzehnten vorher sich für destruktive Effekte ergaben aufgrund des Zinseszinseffektes.
Da tut man sich natürlich etwas schwer aus diesem Dilemma herauszukommen.
Warum spreche ich das jetzt an?
Weil ich glaube, dass man mit einem einzelnen, recht isolierten Baustein bei ansonsten relativ unveränderter Umgebung davon abhängig ist wie das Umfeld sich verhält.
Ich fürchte das Umfeld wird versuchen daraus für sich Kapital zu schlagen und nach Möglichkeiten suchen.
Ein Land, was höhere Produktionskosten hat, etwa weil Arbeit von Maschinen bzw. Robotern im Gegensatz zu anderen Ländern besteuert wird, muss sich was Cleveres einfallen lassen oder immer mehr andere von der guten Sache überzeugen, sonst kann es am Ende als der große Verlierer dastehen.
Einen Ansatz wie der von Straubhaar nämlich, dass man auf der einen Seite die Kosten, die für die Sozialleistungen eines Landes anfallen mit relativ hohem Verwaltungsaufwand u.ä. komplett für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzt, könnte vielleicht auf ein postives Echo in der breiten Bevölkerung treffen - irgendwann.
Das sind aktuell laut Straubhaar 960 Mrd Euro jährlich und würde für monatlich 1000 € pro Nase reichen.
Ein solcher Grundansatz sozusagen als möglicher Startpunkt dürfte meiner Einschätzung nach am ehesten an breite Bevölkerungsgruppen vermittelbar sein.
Einige Gefahren dürften da lauern.
Manche, auf die man fast erst kommen kann, wenn man es testet, was die Sache nicht gerade ungefährlicher macht.
Grundsätzlich glaube ich, dass man mehr auf einmal ändern müsste, damit die Gefahren am Ende als großer Verlierer dazustehen nicht so groß sind.
Mir kommt die "Welt" vor wie ein Haifischbecken, in der die Haifische eher wenig bereit sind Rücksicht auf andere zu nehmen oder ihr Gewissen einzusetzen.

Zitat:

"Geld für alle" vom Staat ohne Gegenleistung und in Höhe des Existenzminimums bedeutet einen fundamentalen Perspektivenwechsel: weg von einem Sozialstaat, der im Nachhinein durch aktivierende Maßnahmen korrigieren will, was vorher falsch gelaufen ist. Weg von einer Finanzierung über Abgaben aus dem Arbeitseinkommen. Weg von Arbeitswelten, Familienbildern und Lebensläufen, die schon heute nicht mehr der Wirklichkeit und erst recht nicht dem Alltag der Zukunft entsprechen. Hin zu einer garantierten Teilhabe und einer Ermächtigung aller – im Voraus. Hin zu einer Finanzierung, die auch die Wertschöpfung von Robotern einbezieht. Hin zu Lebens- und Verhaltensweisen, die der Realität des 21. Jahrhunderts entsprechen.

Ja, das bedingungslose Grundeinkommen entspricht einem radikalen Neuanfang. Aber nein, es ist kein unkalkulierbarer Sprung ohne Auffangnetz. Denn letztlich ist das Grundeinkommen im Kern nichts anderes als eine fundamentale Steuerreform. Es bündelt alle sozialpolitischen Maßnahmen in einem einzigen Instrument, dem bedingungslos ausbezahlten Grundeinkommen. Die konkrete Ausarbeitung – also die politisch zu bestimmende Höhe des Existenzminimums, die der Höhe des Grundeinkommens entspricht – bietet genügend Freiraum für spezifische Anpassungen an heute noch unbekannte neue Herausforderungen der Zukunft.

Das bedingungslose Grundeinkommen folgt einer einfachen Logik. Es verzichtet auf ein mehrspuriges Gewirr von über Steuern und Abgaben aus dem Arbeitseinkommen finanzierten Sozialversicherungen und sozialpolitischen Maßnahmen. Stattdessen verrechnet es als Universalzahlung alle personenbezogenen Sozialtransfers und folgt dem Konzept einer negativen Einkommensteuer. Das heißt, alle erhalten vom Staat zunächst einmal Geld, was aus staatlicher Sicht einem Abfluss und damit dem Gegenteil eines Steuerzuflusses entspricht.

Aber alle, die Einkommen erwirtschaften – und eben auch die Eigentümer der Roboter –, zahlen gleichermaßen auf alle Einkommen Steuern – und zwar an der Quelle, vom ersten Euro an. Somit zeigt sich, dass auch weiterhin am Ende (also im Saldo, der die Steuerzahlungen mit dem Grundeinkommen verrechnet) der größte Teil der Bevölkerung aus der Sicht des Staates positive Steuern bezahlt.


Wichtig dabei ist, dass der Staat Kapitalerträge genauso wie das Arbeitseinkommen besteuert. Das gilt auch für die mithilfe von Robotern erwirtschafteten Gewinne. Sobald sie an die Eigentümer der Roboter (also die Aktionäre oder Gesellschafter) ausgeschüttet werden, gelangt an der Quelle der gleiche Steuersatz wie für den Lohn der Arbeit zur Anwendung.


Das Grundeinkommen sichert für alle, vom Säugling bis zum Greis, für Frau und Mann, von der Wiege bis zur Bahre, das Existenzminimum durch eine staatliche Geldzahlung. Nicht mehr, nicht weniger. Wem die Lebensqualität auf Höhe des Existenzminimums nicht genügt, muss selbstverantwortlich durch eigene Anstrengung eigenes Einkommen erwirtschaften. Und dabei gilt auch weiterhin: Wer Einkommen erzielt, bezahlt Steuern. Und ebenso gilt: Wer mehr verdient, zahlt mehr Steuern als derjenige, der weniger verdient.


Zitatende

Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-0...nkommen-auszug

Zitat:

960 Mrd. Euro kostet der heutige Sozialstaat. Das sind pro Kopf der Bevölkerung jährlich rund 12.000 Euro. Statt das Geld in einen Sozialstaat zu stecken, der in der neuen Arbeitswelt nicht mehr funktioniert, wäre es besser, wenn der Staat jedem Einzelnen damit eine Mindestabsicherung garantiert.

Zitatende

Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/geld/...t-7330376.html


Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1303511)
Es ist aber eine ganz zentrale Frage.

Ich hatte sie in diesem Thread auch schon gestellt und keine "richtige" Antwort bekommen.

Ohne es, wie in Post 1303509, blumig zu umschreiben: Wie würdest Du es denn ganz konkret regeln?

Ach so ...!
Mist!
ThomasG setzen 6 - Thema verfehlt!
Hmmm ... :-((!
"ThomasG hat sich stets bemüht beim Thema zu bleiben bzw. gestellte Frage zu beantworten."

ThomasG 09.05.2017 07:04

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1303493)
Stimmt, Thema Mindestlohn.

Zumindest teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Sozialabgaben bei unselbständigen Beschäftigungsverhältnissen wenigstens von der Theorie her, denn es ist ja wahrscheinlich, dass diese unvermeidbaren Abgaben die Höhe der Löhne mehr oder weniger stark beeinflusst.
Es ist auch für einen Großteil der Arbeitnehmer völlig normal, dass im Krankheits- und Urlaubsfall der Lohn weitergezahlt wird und nicht einfach wegfällt.
Außerdem lässt sich normalerweise niemand einfach so an einem normalen Arbeitstag um 15:30 Uhr nach Hause schicken, weil ein Kunde nicht gekommen ist.
Nachhilfelehrer haben lediglich einen Honoraranspruch auf gehaltene Nachhilfestunden.
Meist werden Kleingruppen von einem Lehrer betreut.
Da kommt es selten vor, dass niemand kommt.
Das passiert aber auch manchmal, wenn etwa am Montag die Ferien beginnen und am Freitag zuvor noch Nachhilfe ist.
Es gibt auch Einzelnachhilfe und da kommt es nicht oft, aber manchmal schon vor, dass ein Schüler nicht zur Nachhilfe kommt oder so kurzfristig absagt, dass der Nachhilfelehrer vergeblich auf der Matte steht.
Der hat dann oft noch Nachhilfestunden danach und es bleibt ihm nicht viel mehr übrig als die Zeit irgendwie zu überbrücken.
Aus diesem Grund gebe ich nur noch vor Ort Nachhilfe.
Da habe ich es zumindest nicht weit nach Hause bzw. die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass ich noch so früh davon erfahre, dass etwas ausfällt, dass ich die Zeit relativ gut nutzen kann.
Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mich beeilt habe etwa eine Stunde vor Beginn der Nachhilfe zu Hause zu sein und dann ist da eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter, hätte ich davon früher gewusst, wäre ich aber wahrscheinlich noch eine ganze Weile recht entspannt mit dem Rad durch die Gegend gefahren o.ä..
Dass Nachhilfelehrer mit einem Teil ihres Honorars Altersvorsorge in irgendeiner Form betreiben, dürfte eine absolute Ausnahme sein.
Das kann man sich evt. leisten, wenn man einen oder mehrere Jobs morgens zusätzlich hat im Rahmen von Integrationskursen etwa (die wesentlich besser bezahlt werden als übliche Nachhilfe an einer Nachhilfeschule).
Das weißt Du alles wahrscheinlich sowieso, aber nur der Vollständigkeit halber ;-) konnte ich es doch nicht lassen, dazu was zu schreiben.
https://www.youtube.com/watch?v=-0kcet4aPpQ
http://www.songtexte.com/uebersetzun...-13d68595.html

Stefan 09.05.2017 07:56

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1303889)
..........

Dein Einkommen im Krankheitsfall könntest Du über Versicherungen absichern.
Das Du in einem Bereich tätig bist, für den es quasi keine Einstiegshürden gibt, ist natürlich nicht förderlich für die Chance auf ein hohes Einkommen.

ThomasG 09.05.2017 19:35

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1303893)
Dein Einkommen im Krankheitsfall könntest Du über Versicherungen absichern.
Das Du in einem Bereich tätig bist, für den es quasi keine Einstiegshürden gibt, ist natürlich nicht förderlich für die Chance auf ein hohes Einkommen.

Zum Glück bin ich normalerweise sehr selten krank.
Viele Jahre gab es aus gesundheitlichen Gründen überhaupt keinen Ausfall.
Dieses Jahr hat es mich nach langer Zeit mal wieder so erwischt, dass ich gut eine Woche nicht arbeiten könnte.
Würde ich öfter krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen Nachhilfestunden absagen, wäre ich nie in die Position gekommen, in der ich aktuell bin.
Ich arbeite für zwei Nachhilfeschulen vor Ort und aktuell habe ich fast 100 % aller möglichen Termine zwischen 14 und 18:30 Uhr (das sind die üblichen Zeiten) abgedeckt.
Zweimal 45 min wären noch drin.
Das lässt sich aber schlecht machen, weil ich da momentan Einzelschüler habe und es da keinen direkten zeitlichen Anschluss gibt an den nächstmöglichen Kursbeginn.
1997 habe ich angefangen für eine der Nachhilfeschulen zu arbeiten.
Da gab es 30 DM für 1,5 Stunden.
20 Jahre später bekomme ich 18 € bzw. rund 36 DM dafür.*
Heute habe ich einiges drauf, was ich damals nicht drauf hatte.
Ich bin eindeutlich ein gutes Stück besser geworden.
Manches habe ich in meiner Schul- und Studienzeit nie so gelernt, wie man es in der Oberstufe an Gymnasien lernt.
Über die Jahre habe ich da schon ganz schön dazugelernt.
Meist auf sehr ineffektive Art und Weise nämlich während der Nachhilfe.
Ich weiß, dass meine Arbeit zumindest zeitweise intellektuell durchaus recht anspruchsvoll ist und ich von daher rein von den geistigen Fähigkeiten sicher mit einigen Akademikern aus dem ersten Arbeitsmarkt locker mithalten kann oder könnte.
Allein schon mal das gibt mir ein gutes Gefühl.
Fachlich (ich bin eigentlich Dipl.-Ing. (FH)) kann ich natürlich nicht mithalten, da mir da die Berufserfahrung fehlt, aber begreifen tue ich denke ich ziemlich schnell und dazulernen könnte ich wohl auch recht schnell.
Es dürfte natürlich einige Menschen geben, die lächeln leicht zumindest innerlich, wenn sie hören da ist einer Nachhilfelehrer.
Nur weil das einige Schüler und Studenten nebenbei machen, heißt das aber noch lange nicht, dass sie es gut können oder gut machen.
Sie machen es auf jeden Fall oft nur sporadisch und eher so nebenbei und haben eher wenige Schüler und so auch eher eine relativ engen Wissensbereich abzudecken.
Bei mir ist das anders.

*Nachtrag: Ich habe mal einen Inflationstrechner bemüht und die Preissteigerung zwischen 1997 und 2017 berechnet (http://www.finanz-tools.de/inflation...steigerung.php).
Der Einfachheit halber habe ich 10 € vorgegeben (1997 habe ich 20 DM/Stunde verdient).
Heute müsste ich die Stunde 13,17 € verdienen, damit der inflationsbedingte Kaufkraftverlust ausgeglichen wäre.

qbz 10.05.2017 19:38

Andrea Nahles zum bedingungslosen Grundeinkommen. Die Debatte kommt in der Politik an, wenigstens vor den Wahlen :Lachen2:

http://video.tagesspiegel.de/nahles-...ese-nicht.html

Necon 10.05.2017 19:58

Schön wenn Politiker sich so gewählt ausdrücken!

"Ich glaube Ihre verkackte Grundthese nicht!"

"Ich will kein Geld von meinem Mann, ich will kein Geld von meinem Staat!"
Eine gewagte Aussage von einer Poltikerin die pro Monat sicher 10-15.000 Euro vom Steuergeld finanziert bekommt!

ThomasG 10.05.2017 20:16

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1304188)
Andrea Nahles zum bedingungslosen Grundeinkommen. Die Debatte kommt in der Politik an, wenigstens vor den Wahlen :Lachen2:

http://video.tagesspiegel.de/nahles-...ese-nicht.html

Hier der ganze Spaß ein wenig länger: https://www.youtube.com/watch?v=D7nJzREbyAg (Das ziehe ich mir jetzt mal komplett rein.)

ThomasG 11.05.2017 07:12

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1304192)
Hier der ganze Spaß ein wenig länger: https://www.youtube.com/watch?v=D7nJzREbyAg

Zitat:

DLF entstellt Andrea Nahles’ Position zum Grundeinkommen
10. Mai 2017

Warum ist Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles gegen das bedingungslose Grundeinkommen? Auf der Re-Publica-Konferenz in Berlin begründete sie ihre Ablehnung gestern in einem kurzen Vortrag, und der Deutschlandfunk (DLF) verbreitete ein zentrales Zitat daraus auf Facebook und Twitter praktischerweise gleich, wie man das heute macht, in Form eines Schaubildes:

Es war ein großer Erfolg. Über 3300-mal ist der Beitrag von der Facebook-Seite des DLF bis jetzt geteilt, fast 1000-mal kommentiert worden. Antrieb für die große Verbreitung ist vor allem Empörung: In der Art, wie der DLF Nahles‘ Zitat verbreitet, muss es so wirken, als sei es ein Argument der Arbeitsministerin für ihre Ablehnung des bedingungslosen Grundeinkommens, etwa: Man könne das nicht einführen, weil dann niemand mehr schlecht bezahlte Arbeit leisten würde.

Entsprechend wurde es zum Beispiel auf Facebook so kommentiert:

Mit anderen Worten: Wir brauchen Leute, die für zu wenig Geld Scheissarbeit machen.

Wie schrecklich wäre es, wenn Leute anständig davon leben können, wenn sie miese Jobs machen. Wenn schon Demütigung dann bitte doppelt!. Danke Frau Nahles.

Der DLF hat das Zitat inzwischen in zwei kleineren Punkten korrigiert. Wörtlich gesagt hatte Nahles:

„Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht.“

So stimmt das Zitat – und doch ist es extrem irreführend, es in dieser Form zu verbreiten. Es gibt nämlich gerade nicht Nahles‘ Position wieder. Sie zitiert diesen Satz, den Befürworter als Argument für ein Grundeinkommen nennen, und fügt dann hinzu, dass sie nicht glaubt, dass er stimmt.

„‚Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht.‘ – Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken.“

Dadurch, dass er ihn seines Kontextes beraubt hat, hat der DLF die Bedeutung dieses Satzes völlig entstellt. Und man hätte, um das zu erkennen, nicht einmal den ganzen – und stellenweise verwirrend vorgetragenen – Text der Arbeitsministerin kennen müssen. Der nächste Satz hätte gereicht.

Sie sagt nicht, dass es schlecht wäre, wenn das Grundeinkommen dazu führte, dass niemand mehr schlecht entlohnte Arbeit macht. Im Gegenteil: Sie teilt dieses Ziel. Wörtlich: „Daran arbeite ich jetzt schon seit Jahren: Bessere Löhne, gerechte Löhne, gute Löhne.“ Wenn das Grundeinkommen dieses Ziel erreichen könnte, wäre sie vielleicht dafür, sagt sie. Sie glaubt nur nicht, dass es diesen Effekt haben werde:

„Anständige Löhne zu zahlen, weil man ein Grundeinkommen hat, das könnte genau den gegenteiligen Effekt haben und den Druck rausnehmen: Man hat ja ein Grundeinkommen, deshalb zahlt man nur noch, was man braucht fürs Leben drauf.“

Wie gesagt: Es ist wegen der Art ihres Vortrags nicht immer ganz einfach, jeden Halbsatz sofort richtig einzuordnen. Aber daran, was sie meinte, besteht gar kein Zweifel: Sie fürchtet, dass ein Grundeinkommen nicht dazu führt, dass Menschen gut bezahlt werden, weil die Menschen ja ohnehin schon bezahlt werden und Löhne entsprechend niedriger ausfallen. Es laufe somit eher auf eine allgemeine Mindestbezahlung hinaus als auf eine gute Bezahlung.

Zitatende

Quelle: http://uebermedien.de/15483/dlf-ents...rundeinkommen/

Nachfolgend zwei Nachrichten veröffentlicht auf der Facebookseite des Deutschlandfunks (die erste vor etwa 15 Stunden, die zweite gestern um 16:58 Uhr):

Zitat:

In einem Facebook-Post vom 9. Mai 2017 haben wir Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) mit folgenden Worten zitiert: "Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht."

Ohne den darauf folgenden Satz wird Frau Nahles' Gesamtaussage leider ins Gegenteil verkehrt. Vollständig lautet das Zitat: "Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht. Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken."

Das Zitat ohne seinen direkten Zusammenhang zu veröffentlichen, war ein Fehler. Wir bedauern diesen Fehler.

Unter folgendem Link kann die entsprechende Stelle in einer Videoaufzeichnung nachvollzogen werden (ab Timecode: 2:17:48): https://www.youtube.com/watch?v=3r9r...p;t=2h1 7m48s
Zitatende

Quelle: https://www.facebook.com/deutschlandfunk/?fref=ts

Zitat:

Bei diesem Facebook-Beitrag haben wir einen Fehler gemacht. Es geht nicht um den Text:

"Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ist gegen die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens - stattdessen will sie ein Startguthaben für jeden Bürger zum 18. Geburtstag, sagte sie auf der re:publica in Berlin. #rp17 "

Es geht um die "Zitat-Kachel", also das Bild. Wir zitieren Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) mit den Worten: "Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig bezahlte Arbeit machen möchte."

Ohne den darauf folgenden Satz wird Frau Nahles' Gesamtaussage leider ins Gegenteil verkehrt. Vollständig lautet das Zitat: "Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht. Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken."

Das Zitat verkürzt zu veröffentlichen, war ein Fehler. Wir bedauern diesen Fehler. Unter folgendem Link kann die entsprechende Stelle in einer Videoaufzeichnung nachvollzogen werden (ab Timecode: 2:17:48): https://www.youtube.com/watch?v=3r9r...p;t=2h1 7m48s

Zitatende

Quelle: https://www.facebook.com/deutschlandfunk/?fref=ts

ThomasG 12.05.2017 06:33

Vor zwölf Stunden hat der Deutschlandfunk einen weiteren Beitrag auf seine Facebook-Seite gestellt in Bezug auf die Kritik wegen des Nahles-Zitats.
Sie lautet wie folgt:

„Am 9. Mai um 16:58 Uhr haben wir ein verkürztes Zitat von Bundesministerin Andrea Nahles gepostet und damit ihre Aussage in das Gegenteil verkehrt. Dafür haben wir bei der Ministerin um Entschuldigung gebeten. Der Deutschlandfunk löscht diesen Facebook-Beitrag. Damit löschen wir auch die Kommentare, was leider technisch nicht anders geht. Das höhere Gut ist, die Möglichkeit der Verbreitung einer Falschaussage zu beenden. Wir fühlen uns dazu auch durch viele Nutzer-Kommentare ermutigt. Wie es zu dem Fehler kommen konnte, darüber haben wir in dem hier verlinkten Gespräch in unserem Medienmagazin @mediasres berichtet.“

Quelle: https://www.facebook.com/deutschlandfunk/?fref=ts

Ausführlicher wird in einem Artikel darauf eingegangen, wie es überhaupt dazu kommen konnte:

Fehler auf der DLF-Facebook-Seite
"Wir wollen die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen"

In einem Facebook-Beitrag zitiert der Deutschlandfunk aus einem Vortrag von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und hat dabei einen Fehler gemacht. Ein verkürztes und damit falsches Zitat wurde bei Facebook tausendfach geteilt und kommentiert. Wie konnte es dazu kommen?

Antje Allroggen im Gespräch mit Marco Bertolaso

[...]

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hat sich auf der re:publica in Berlin gegen die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ausgesprochen. In einem Facebook-Beitrag zitiert der Deutschlandfunk aus dem Vortrag der Arbeitsministerin und hat dabei einen Fehler gemacht.

In einer "Zitat-Kachel" in einem Facebook-Post zitiert der Deutschlandfunk die Bundesarbeitsministerin mit den Worten: "Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlechte oder niedrig bezahlte Arbeit machen möchte."

Richtig lautet das Zitat: "Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht. Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken."

Ohne den zweiten Satz wird Frau Nahles' Gesamtaussage ins Gegenteil verkehrt. Auch sprach Nahles nicht von "schlechter" Arbeit, sondern von "schlecht bezahlter".

Wie konnte es dazu kommen?

"Ein gravierender Fehler, den wir sehr bedauern"

Antje Allroggen:
Diese Mediensendung wurde auch deshalb ins Leben gerufen, um über solche Fehler in der Berichterstattung zu reden, auch, wenn es das eigene Haus betrifft. Und das wollen wir jetzt aus gegebenem Anlass tun. Ich habe vor der Sendung mit Marco Bertolaso gesprochen. Er ist Deutschlandfunk-Nachrichtenchef und stellvertretender Leiter der Online-Redaktion. An ihn ging die Frage: Wie ist es zu dem Fehler gekommen, was ist genau passiert?

Marco Bertolaso: Zunächst einmal möchte ich ohne jeden Zweifel klarstellen, es ist ein Fehler, es ist ein gravierender Fehler, den wir sehr bedauern. Was aber nicht reicht, dass wir ihn bedauern, sondern wir müssen gucken, wie ist es dazu gekommen, und wie können wir es hinbekommen, dass so etwas nie wieder passiert. Das muss mal als erster Satz stehen, und da mache ich mal eine Atempause, damit alle merken, dass das der Leitsatz ist. Jetzt fragen Sie, wie ist es dazu gekommen. Die Frage haben wir uns auch gestellt, als wir gestern gemerkt haben, was da passiert war. Ich möchte das mal so kurz zusammenfassen: Wir haben, wie andere Medien auch, die re:publica auch in diesem Jahr sehr ernst genommen und dachten, dass wir dort auch neben der Radioberichterstattung eine Social-Media-Begleitung wahrnehmen. Die Kolleginnen, die dort gearbeitet haben, haben in einer Verkettung von Problemen, wo auch technische Dinge eine Rolle spielten, diesen einen Satz von Andrea Nahles aus dem Zusammenhang genommen, für bare Münze gehalten und haben dann die Verbreitung über Facebook vorgenommen. Zunächst hat es auch noch über unser Schwesterprogramm DLF Kultur einen Tweet gegeben, und wir sind jetzt damit beschäftigt, rauszufinden, warum dort Sicherungen nicht funktioniert haben.

Allroggen: Warum dauert diese Prüfung anscheinend so lange. Frau Nahles war am Dienstag auf der re:publica, und jetzt ist Donnerstag. Warum braucht das so lange, um das jetzt zu prüfen?

Bertolaso:
Dieser Post ist nicht unmittelbar nach dem Auftritt von Andrea Nahles in Berlin bei Facebook geschaltet worden. Das hat noch eine Weile gedauert, wurde also eigentlich vorgestern erst abends gemacht. Dann entwickelte sich das sehr schnell, und wir haben dann eine sehr freundliche Anfrage bekommen vom Social-Media-Team des Bundesarbeitsministeriums, das uns sagte, da ist was falsch zitiert worden. Hier habt ihr einen Link zum Video mit dem Original. Macht damit, was ihr wollt, aber beim nächsten Mal arbeitet gründlicher. Da muss man also wirklich den Hut ziehen vor der Großmütigkeit der Kolleginnen und Kollegen. In der Redaktion ist diese Mail erst mal so verstanden worden, dass wir das eigentliche Kurzzitat, dass das falsch sei. Und in der Tat, wir hatten aus einem "schlechter" ein "schlecht" gemacht, also Adverb wurde zum Adjektiv, sodass die Redaktion erst mal gedacht hat, dass da der monierte Fehler lag. Sodass wir da noch mal ein bisschen länger gebraucht haben, was wirklich passiert war.

"Das ist kein normaler Fall gewesen"

Allroggen: So eine Prüfung kann dauern. Frau Nahles hat ja auch zehn Minuten gesprochen zu einem komplizierten Thema. Sie hat auch nicht unbedingt nur Zuspruch gefunden im Publikum. Wie sind denn die Abläufe normalerweise, wenn der Deutschlandfunk auf seinem Facebook-Account etwas postet? Wer darf da wann was posten?

Bertolaso: Sie sagen das schon sehr richtig. Das ist kein normaler Fall gewesen. Normalerweise ist es so, dass wir in der Onlineredaktion ganz klare Zuständigkeiten haben. Wir haben Online-CVDs, so nennen wir das, und wir haben auch Leute zum Teil, die für die sozialen Medien dann in ihrer Schicht hauptamtlich zuständig sind. Das alles läuft nach einem mindestens Vier-Augen-Prinzip. Aus technischen Gründen war es jetzt so, dass die Berichterstattung von der re:publica sozusagen direkt vom Laptop von der Veranstaltung ins Netz gegangen ist. Und das ist dann –

Allroggen: Ohne das Vier-Augen-Prinzip zu berücksichtigen?

Bertolaso: Doch, es hat schon natürlich ein Vier-Augen-Prinzip gegeben, weil dort ja insgesamt drei Kolleginnen im Einsatz waren. Allerdings stelle ich mir jetzt die Frage und glaube auch schon zu wissen, wie ich die beantworten werde, dass in so einer hektischen Situation es möglicherweise doch nicht ausreicht, wenn die drei Kolleginnen unter Stress sich dann austauschen. Und ich denke auch, in diesem Ausnahmefall, Außenberichterstattung für soziale Medien, ist eine Rückkopplung an die Zentrale geboten, sodass da noch mal jemand drüberguckt. Das hätte möglicherweise in diesem Fall den Fehler vermeiden können. Wobei, noch mal ganz klar, ich möchte mich nicht rausreden – der Fehler ist passiert.

"Wir wollen alles tun, um diese Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen"

Allroggen: Wie geht der Deutschlandfunk nun mit diesem Fehler um, der ja ein gravierender ist?

Bertolaso: Als wir die Tragweite des Fehlers erkannt hatten, haben wir Kontakt aufgenommen sowohl zum Social-Media-Team des Arbeitsministeriums, die uns ja so nett angeschrieben hatten. Wir haben uns auch bei der Ministerin selbst entschuldigt beziehungsweise um Entschuldigung gebeten. Wir haben dann eingeleitet die Richtigstellung in den sozialen Medien. Wir führen heute dieses Gespräch, und wir werden auch heute den Tag über in den sozialen Medien alles machen, was wir können, damit klar wird, wir haben hier einen Fehler gemacht, das ist sehr bedauerlich. Wir haben ein Stück Glaubwürdigkeit verloren, und wir wollen alles tun, um diese Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen in der Art und Weise, wie wir mit dem Fehler umgehen.

"Genauigkeit geht immer vor Schnelligkeit"

Allroggen: Wie wollen Sie künftig mit diesen Fehlern umgehen? Sie haben gerade gesagt, es handelte sich um eine Außenveranstaltung, da ist dieser Push-Druck natürlich besonders groß. Sie haben auch geschildert, was sich da in Zukunft vielleicht noch ändern müsste. Aber wie will man wirklich sicherstellen, dass die journalistische Sorgfalt in Zeiten von Social Media und Digitalisierung gewährleistet bleiben?

Bertolaso: Ich glaube, dass diese Frage eigentlich alle Medien bewegt. Wir müssen die für uns gut beantworten. Für uns ist klar, Genauigkeit geht immer vor Schnelligkeit, das sage ich Ihnen auch, obwohl mein Hauptberuf Nachrichtenredakteur ist. Trotzdem ist es auch so, dass wir sicherlich keine höhere Quote von Fehleranfälligkeit im Bereich online oder soziale Medien haben. Was dieser Fall nur noch mal so eindrücklich zeigt, ist, dass die Reichweite bei Facebook zum Beispiel, wenn das denn auch noch im Zusammenhang steht mit einem klassischen Netzthema wie dem Grundeinkommen, einfach alles andere in den Schatten stellt, was man als überregionale Zeitung oder als überregionales Rundfunkmedium sonst so erreichen kann. Noch einmal: Ich möchte mich damit nicht rausreden. Wir haben hier in den sozialen Medien einen gravierenden Fehler gemacht. Aber es ist kein Spezifikum unserer journalistischen Arbeit in den sozialen Medien. Dieser Fehler hätte uns woanders auch passieren können – sehr selten beim Haus Deutschlandfunk. Wir werden dafür sorgen hoffentlich, dass er immer seltener passiert. Wenn so etwas in den sozialen Medien passiert, dann bekommt es eine riesige Reichweite, und ich frage mich unter anderem, ob wir nicht auch noch schneller dieses Fehlers hätten gewahr werden können.

Allroggen: Wie? Haben Sie eine Vorstellung, wie das hätte passieren können?

Bertolaso: Ich kann Ihnen – das ist noch zu früh. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich muss mit allen Beteiligten noch mal reden. Aber letztlich geht es ja um zwei Güter: Es geht darum, dass demjenigen, dem wir einen Schaden zufügen – in dem Fall war es Frau Nahles, es hätte aber auch irgendjemand anderes sein können, über den wir berichten –, dass wir diesen Fehler reduzieren und sofort klarstellen. Und es geht natürlich auch um unsere Glaubwürdigkeit. Es sind diese beiden Güter, die uns bewegen. Und soziale Medien sind nicht erst seit gestern da, aber sie verändern sich rasant. Und wir müssen uns immer neu anpassen, und das werden wir weiter machen, und nach diesem Vorfall umso dringlicher.

In @mediasres lief am 11.05.2017 eine gekürzte Fassung dieses Interviews.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/fehler...icle_id=385953

Man kann sich das Gespräch von Antje Allroggen mit Marco Bertolaso auch anhören (rechts unter dem rechten Bild ziemlich weit oben anklicken):

http://www.deutschlandfunk.de/fehler...icle_id=385953


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