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Vollständige Version anzeigen : Erlebnisberichte von unbekannteren LD-Rennen.


Risin
03.07.2009, 17:01
Hallo, könnt ihr mir Links nennen, auf denen man Erlebnisberichten von unbekannteren LD-Rennen lesen kann. Ich meine bspw. Norseman (NOR), Extrememan (UNG), Elbaman (ITA) oder den Rennen in der Tschechien bzw. Slowakei. Berichte vom Embrunman und den Nokia-Triathlon habe ich schon irgendwann mal gelesen. Vielleicht gibt es auch Berichte von Ultraverantstaltungen. Ich lese sowas einfach gerne.
Vielen Dank im Voraus!

NBer
03.07.2009, 17:24
seitdem ich keine eigene HP mehr habe, ist mein norsemanbericht nicht mehgr abrufbar. ich kopier ihn mal hierein, auch wenn das salz in der suppe, die fotos fehlen.....

TEIL 1

Reise - und Wettkampfbericht zum NORSEMAN Langstreckentriathlon 2005 in Eidfjord (Norwegen)


ANREISE

Wir sind mit der Fähre Kiel - Oslo (COLOR LINE)nach Norwegen gereist und dort dann über Drammen, Kongsberg und Geilo nach Eidfjord gefahren. Diese Route hat den Vorteil, dass man bis auf den letzten Berg die komplette Radstrecke einmal verkehrt herum abfährt, und sich so schon einmal ein Bild der zu absolvierenden Strecke machen kann. Ein "Bild" kann man sich aber auch vom letzten Anstieg nach Immingfjell machen, denn ein paar Kilometer hinter Rodberg gibt es einen Abzweig nach links weg, Richtung Austbygde, und dort kann man dann auch links den zu überwindenden 5. Berg der Radstrecke sehen.
Wichtig ist auch der Zustand der Hochebene zwischen Geilo und Eidfjord. Je mehr Schnee dort oben noch liegt, desto kälter könnte das Wasser dann im Fjord sein, da das Schmelzwasser unter anderem eben auch im Eidfjord landet.


Ankunft und Aufenthalt

Nachdem die letzte Abfahrt genommen ist, kommt man in das kleine Städtchen Eidfjord (siehe GoogleEarth). Auf viel mehr als 5000 Einwohner würde ich es nicht schätzen. Im Ort waren dann Hinweisschilder Richtung "Norseman" aufgestellt. Es ging nach links einen kleinen Hügel hoch und dort oben ist schon die große Sporthalle des Tricamps zu sehen.Im Vorraum der Halle war die Registration für den Wettkampf, und die Halle selbst ist dann das sogenannte "Tricamp", die Turnhallenunterkunft für Billigreisende. Ein Platz dort kostete 75 NKR pro Nacht und Person. Neben der großen Halle gab es die "Alte Schule", wo es einen Raum mit 4 Herden, Kühlschrank und Waschmaschinen gab. Für Selbstversorger also ideal. Weiterhin war hier auch ein Extraraum, wo man seine Fahrräder sicher und trocken abstellen konnte, da sie im Tricamp nicht erwünscht waren. In der großen Sporthalle findet einen Tag vor dem Rennen dann auch die Wettkampfeinweisung statt.
Da die Norweger wahrscheinlich doch etwas kälteresistenter als wir sind, war es in der Halle immer recht kühl. Wer also kein Gesundheitsrisiko eingehen will, oder so wie ich etwas weniger Fett auf den Rippen hat, sollte nicht unbedingt mit dem dünnsten Schlafsack anreisen. Ich hatte eine North Face Schlafsack mit, der bis -10 Grad ging, mit dem fühlte ich mich eigentlich sehr wohl und warm. So hab ich dort mehr oder weniger 2 Tage mit rumliegen und Essen zugebracht.
In Eidfjord selbst ist eigentlich nicht so viel los, es ist halt ein kleines Städtchen. Im Zentrum gibt es noch eine Touristeninformation, wo man für 2 NKR/min auch mal ins Internet gehen kann. Am Vorwettkampftag fand der Minitriathlon statt, der aus wassertemepraturtechnischen Gründen in einen Duathlon umfunktioniert wurde. Meine Begleiter Lena und Björn starteten dort auch und zählten, jetzt wo das Schwimmen wegfiel, sogar zum Favoritenkreis. Leider fiel Lena auf Platz 2 liegend beim Radeln mit einer Reifenpanne aus dem Rennen und Björn, der den ersten Wechsel noch in Führung liegend absolvierte, merkte beim Radfahren spätestens beim Anstieg auf 120m, dass er am Vortag den kompletten ersten Anstieg der Norsemanstrecke abgefahren war. Zwischenzeitlich auf Platz 12 liegend, konnte er sich beim abschließenden Lauf wieder auf Platz 6 vorarbeiten und wurde so am Ende bester Ausländer.
Das Wetter änderte sich eigentlich während unseres gesamten Aufenthaltes in Norwegen nicht. Immer Wolken, vereinzelte Regenschauer und Temperaturen um die 10 - 15 Grad. So konnte sich das Wasser im Fjord natürlich nicht erwärmen, zumal direkt in Eidfjord ein Fluß mit dem Schmelzwasser (ca. 12 Grad) der umliegenden Hochebenen in den Fjord mündete. Ohne Sonneneinstrahlung kühlte so das Wasser direkt vor Eidfjord auch immer weiter ab, so dass wir am Vorwettkampftag eine Wassertemperatur von 13,6 Grad auf der Schwimmstrecke hatten. Die Organisatoren verlegten daraufhin die Schwimmstrecke, so dass wir ca. den selben Startpunkt hatten, aber eben nicht Richtung Eidfjord, sondern entgegengesetzt, nach Brimnes schwimmen sollten. Das Wasser dort soll wenigstens eine Temperatur von 15 Grad gehabt haben. Die erste Wechselzone wurde also auch verlegt, so das mal so ganz nebenbei die Radstrecke um 10km verlängert wurde.


NORSEMAN
3,8km Schwimmen
Zeit:1:01,59h (Platz 28), 1.Wechsel: 5:54min

Morgens um 2 Uhr kam so langsam Bewegung in die Leute, die in der Sporthalle geschlafen haben. Ich habe mir anderthalb Brötchen mit Nutella und 2 kleine Stückchen Kuchen runtergezwängt, ich kann morgens einfach noch nicht so richtig essen. Gegen 3 Uhr hab ich mir dann den Beutel mit den Schwimmsachen geschnappt und bin Richtung Fähre losgegangen, während Lena und Björn noch alle Sachen im Auto verstauen mußten. Direkt an der Fähre, war dann auch die Registration, wo man seine Badekappe und die Startnummer auf die Wade bekam. Ich bin dann am Ufer noch 2 mal hin und her getrabt, um die Müdigkeit endgültig zu verscheuchen. Inzwischen waren auch Lena und Björn angekommen und ich habe begonnen, mich so langsam in meinen Neoprenanzug zu pellen . Um 3.50 Uhr habe ich dann mit einem doch etwas mulmigen Gefühl die Fähre geentert, ringsrum alles naß und dunkel, das sah nicht gerade sehr einladend zu einem 3,8km-Schwimmen aus. Da es wirklich noch sehr frisch war, hab ich mir dicke Socken angezogen, die ich dann anschließend auf der Fähre ließ. Wir verteilten uns dann in Sitzraum und dem langen Gang und jeder war nochmal mit sich selbst beschäftigt, schmierte sich hier nochmal ein und zupfte da nochmal rum. Ich habe mir noch einen Riegel runtergewürgt, auch wenn mir nicht mehr nach Essen war.
Da wir erst 10 Minuten nach 4 Uhr erst abgelegt hatten, fehlte jetzt diese Einschwimmzeit am Start. Nicht, das sie jemand vermißt hätte......:-)). Rund 5 Minuten vor dem Start wurden wir an Deck gerufen und dann ging alles relativ schnell. 3 Minuten vor dem Start öffnete sich die Klappe der Fähre und es stellte sich heraus, dass es eines nicht unerheblichen Sprunges bedurfte, um ins Wasser gelangen. Einige Athleten verschwanden nach kurzen Zwiegespräch mit den Organisatoren wieder in der Fähre, ich denke mal, dass es weiter unten die Möglichkeit gab, auch durch eine Seitentür der Fähre ins Wasser zu gelangen. So richtig wollten wir noch nicht ins Wasser, aber der Startcountdown wurde unerbittlich runtergezählt. In der letzten Minute vor dem Start war ich dann auch irgendwie an der Kante des Autodecks , atmete noch 3 - 4 mal kräftig ein und aus und sprang ab. Kurz vor dem Eintauchen hielt ich mir noch die Schwimmbrille fest, nicht das sie auf Nimmerwiedersehen im Fjord verschwand! Und dann die Überraschung: Es war nicht SO kalt, wie ich es mir vorher ausgemalt hatte! Da geht ein großer Dank an Thomas, der mir seinen Neo ausgeborgt hat. Der "Ironman Stealth" lag vorzüglich an und ließ kaum Wasser eindringen.
Vielleicht war es auch gut, dass ich gar keine Zeit hatte, mir über Frieren oder Nichtfrieren Gedanken zu machen, denn genau in dem Augenblick, als ich mit dem Kopf wieder die Wasseroberfläche durchstieß, ertönte das Signalhorn der Fähre und das Rennen war eröffnet! Da hatte ich mir schon vor Beginn des Rennens 50m Rückstand eingehandelt, denn die vor mir ins Wasser Gesprungenen hatten sich natürlich schon etwas weiter vorne gesammelt. Ich drückte noch schnell den Startknopf meiner Uhr und hoffte, dass sie auch auf Zeitnahme eingestellt war, zum kontrollieren blieb mir gar keine Zeit mehr.
Dann gleich das nächste Problem. Um 4:45 Uhr, ein wolkenverhangener Himmel und eine dunkelblaue Schwimmbrille.....richtig viel konnte ich nicht sehen. Zum Glück waren die Wettkampfbadekappen in Neongrün gehalten, so dass ich immer diesen hellen Pünktchen hinterherschwimmen konnte.
Ich also erstmal in dem übrigens nicht sehr salzigen Wasser losgeschwommen und versucht den Startrangeleien etwas aus dem weg zu gehen. Die sind naturgemäß nicht so groß wie bei Ironman-Veranstaltungen und hörten dann auch bald ganz auf. Nach rund 30min bekam ich leichte Kopfschmerzen. Ich dachte zuerst, dass das kalte Wasser daran Schuld wäre, aber die Stirn war eigentlich durch die Badekappen gut abgedeckt und die Schmerzen wurden auch nicht weniger, als ich den Kopf mal eine Zeit lang nur noch wenig ins Wasser drehte. Schließlich entpuppten sich die Badekappen als Verursacher. Ich hatte 2 Silikonkappen und die Wettkampfbadekappe aufgesetzt, das war einfach zu viel. So verbrachte ich die zweite Hälfte der Schwimmstrecke damit, alle 200-300m anzuhalten und die Kappen an der Strin für ein paar Sekunden wegzuziehen. Das half immer für knapp 1 Minute, bevor der Schmerz wieder einsetzte. In den Pausen zogen 2 mal größere Gruppen an mir vorbei, ich denke mal, dass ich dadurch so 10-15 Positionen verloren habe. 2 mal fuhren auch Begleitboote zu mir, aber da ich ja immer wieder zügig weiterschwamm, verloren sie auch wieder das Interesse an mir.
Da ich so viel mit Badekappengezupfe beschäftgt war (ich hab auch immer wieder mal Wasser, das zwischen Ohr und Badekappe rumgluckerte, rausmachen müssen), hab ich gar nicht mitbekommen, dass ich mich plötzlich schon auf Höhe des Schwimmausstiegs befand. Ich wollte noch um eine Felsenkurve herumschwimmen, als sich ein Begleitkanu quer vor mich stellte. Ich also mal richtig hochgeguckt und umgeschaut, und da sah ich jemanden über große Felsbrocken hochklettern. Ich nichts wie dahin, um mir endlich die Badekappen vom Kopf reißen zu können! Ein trotz zweier Helfer etwas wackeliger Schwimmausstieg über die Felsen , Badekappen vom Kopf runter, auf die Uhr geblickt.........nochmal auf die Uhr geblickt.......aber es blieb dabei: sie zeigte 1:01h an! Nach meinem eigentlich nicht vorhandenem Schwimmtraining hatte ich mit 1:15h oder ähnlichem gerechnet, die Schwimmzeit kann ich mir eigentlich selbst nicht erklären.
Lena und Björn hatten unterdessen mein Rad und meine Sachen bereitgelegt, so dass ich sofort mit dem Umziehen beginnen konnte. Über die Badehose zog ich mir die von Björn geborgte ASICS Dreivierteltight und darüber dann meine Radhose. Obenrum mein seit Jahren bewährtes langärmliges HIND-Teil, darüber ein dickes und ein dünnes Radtrikot. Noch schnell die wichtigen Neoprenüberschuhe angelegt (Danke Peter!), eine Banane geschnappt und ab auf die nun 190km lange Radstrecke.........


190km Radfahren
Zeit: 6:59,41h (Platz 29), 2.Wechsel: 3:14min
Verpflegung: 5 Bananen, 1,5 Powerbarriegel

Die ersten ca. 20 Kilometer waren relativ einfach. Flach oder nur leicht ansteigend mit leichter Rückenwind. Knapp 10km hinter Eidfjord beginnt dann der erste Anstieg. Ab km20 verläßt man dann die Hauptstraße und fährt auf der alten Straße, der jetztigen Touristenroute Richtung Gipfel. Hier gibt es dann keine Autos mehr und hier kommen dann auch erstmals die richtigen Steigungsprozente. Hier merkte ich bereits, dass meine leichteste Übersetzung von 39 - 23 doch zu optimistisch war. Ich fand eigentlich während des gesamten Wettkampfs nie zu meinem gewohnten Bergrhythmus und fuhr notgedrungen immer mit einem viel zu dicken Gang die Berge hoch. Die größte Quälerei am ersten Berg geht ungefähr 10km, bis zum Aussichtspunkt Voringfoss. Hier wird es kurzzeitig flacher, bis es dann zum Gipfel nach Dyranut bei km40 wieder etwas mehr ansteigt , aber nicht so sehr, wie im Hauptabschnitt des Berges. Oben auf knapp 1250m angekommen, befindet man sich dann auf der Hochebene , wo man auf langgezogegenen und ziemlich rauen Straßen Richtung Geilo rollert und wirklich schöne Ausblicke genießen kann, wenn man denn ein Auge dafür hat . Ich hatte mir in Dyranut eine dicke Windjacke von Björn angezogen, weil es hier oben zwar das erste und einzige Mal etwas Sonnenschein gab, sich die Temperaturen aber trotzdem nur um die 3-5 Grad bewegten.
Die letzten 20km vor Geilo sind dann ein ewiges Auf und Ab, nichts extremes, aber irgendwie doch kräftezehrendes. Ich war dort ziemlich platt und habe dort auf "Spargang" geschaltet, sprich ich bin alle Anstiege nur noch so hochgefahren, dass ich keine große Anstrengung in den Muskeln spürte. Allerdings bekam ich hier so langsam Probleme mit der Atmung, die sich dann bis zum Ende des Wettkampfs nicht mehr legen sollten. Trotz relativ geringer Anstrengung wurde ich jetzt immer recht schnell kurzatmig, so das ich zwar mit niedrigem Puls durch die Gegend fuhr (und später lief), aber trotzdem das Tempo nicht so recht steigern konnte. Ab Geilo (km90) geht es dann praktisch bis zum zweiten Wechsel nur noch steil berghoch oder bergrunter. Es folgen 4 Anstiege, wobei die nächsten 3 Anstiege nach Geilo alle ähnlich sind. alle ca. 4-5km lang und 7-9% steil. Ich habe auf jedem Gipfel eine kurze Pause gemacht, etwas Banane gegessen und die Wasserflasche gewechselt. Der letzte Anstieg der Radstrecke nach Imingfjell hoch ist der für mich Schwerste des Tages. Er ist bei etwa gleichen Steigungsprozenten länger als die 3 vorherigen Berge und man spürt die Ermüdung des bisher Geleisteten eben schon deutlicher, als noch am ersten Anstieg hoch nach Dyranut. Die Abfahrten sind alle sehr schnell und ziemlich problemlos zu fahren. Auf der vorletzten Abfahrt hat man gleich am Anfang 2 U-Turns (180 Grad Kurven), auf der letzten Abfahrt von Imingfjell herunter sind 2 U-Turns in der Mitte der Abfahrt an den schnellsten Stellen! Hier sollte man vorausschauend fahren, denn die "Danger"-Schilder der Veranstalter sind doch etwas knapp aufgestellt. Von Imingfjell an fing es bei uns an ordentlich zu regnen, was die Abfahrten auch nicht einfacher machte. Für alle Abfahrten gilt: Lenker festhalten! Die Straßen haben allgemein einen rauhen Asphalt, der aber gut zu fahren ist. Aber immer wieder kommen unvermittelt ein paar Bodenwellen oder kleinere Löcher, die einen ordentlich durchschütteln können. Allein auf den letzten 20km vor der zweiten Wechselzone in Austbygde hat es mich 3 mal aus den Armschalen des Aufliegers geworfen. Wenn ich dort nicht vernünftig und fest vorn den Auflieger gegriffen hätte, hätte es mir voll den Lenker verschlagen. Auch wundere ich mich, dass ich diese harten Schläge bei 50-60 km/h ohne größere Radschäden überstanden habe. Naja, muß an meinem schweren, aber widerstandsfähigen Material liegen :-).
Durch Austbygde kommt man dann zu einem Parkplatz neben einem Campingplatz, wo ich mich dann durch abbiegende Autos durchschlängelnd zum 2. Wechsel durchschlug.

NBer
03.07.2009, 17:24
und TEIL 2:

42,195km Laufen
Zeit: 4:00,42h
Verpflegung: ca. 3,5l Cola

Beim Laufen hab ich dann gleich mal bis auf die dicke Regenjacke alle Sachen angelassen, die ich schon beim Radeln an hatte. Denn es war zwar nicht mehr so kalt, wie oben auf den Bergen, dafür regnete es nun lustig vor sich hin. Nach 50m bemerkte ich, dass ich auch noch die Radhose an hatte. Also angehalten, 2 Radtrikots ausgezogen, Radhose weg und Radtrikots wieder angezogen.
Jetzt hieß es immer schön auf der linken Seite gegen den normalen Autoverkehr anzulaufen. Es gibt keine Sperrungen oder ähnliches, der abschließende Lauf findet mitten im normalen Straßenverkehr statt. Zum Glück ist der Verkehr dort nicht halb so wild wie in Deutschland und auch die Autofahrer sind im allgemeinen dort entspannter und rücksichtsvoller, aber trotzdem war ich ganz froh, dass Lena immer so 10-20m vor mir mit dem Rad fuhr und die Autofahrer auf mich aufmerksam machte.
Ich startete das Laufen mit flottem und kontrolliertem Tempo, merkte aber, wie sich die Kurzatmigkeit, die sich bereits beim Radfahren entwickelte, wieder bemerkbar machte. Leider ließ sich dieses Problem auch nicht durch vermindertes Tempo beheben, egal wie schnell oder langsam ich lief, nach maximal einem Kilometer fing ich an zu hecheln. Dabei ging es mir muskulär trotz der anspruchsvollen Radstrecke erstaunlich gut, ich spürte noch gar keine Ermüdung in den Beinen. Naja, schließlich war ja auch bereits beim Radeln die Atmung der leistungsbegrenzende Faktor gewesen, nicht die Muskeln. Bei Kilometer 5 gab ich es auf, eine laufspezifische tiefe Atmung hinzubekommen. Wenn ich auch bei langsamen Tempo Atmungsprobleme bekam und Pausen machen mußte, konnte ich auch ebenso gut versuchen möglichst schnell zwischen den Pausen zu laufen. So bin ich dann immer ca. 3-4 min gelaufen und habe dann Gehpausen von 15-20 Sekunden eingebaut. Diese Taktik hab ich dann bis ins Ziel durchgezogen, auch wenns sich manche Athleten wohl wunderten, wenn ich erst an ihnen vorbeischmetterte und dann 50m weiter anfing zu gehen. Aber immer konnte ich wieder mit dem Laufen beginnen, bevor sie wieder zu mir aufgeschlossen hatten, und dann war ich meist weit genug weg, so das sie sich wieder mit sich selbst beschäftigen konnten :-)
So kämpfte ich mich langsam Richtung Schlußanstieg, wobei das Laufen trotz der miesen Atmung viel Spaß machte. Schließlich war ich nur am Überholen und die anderen Athleten kamen auch immer in schönen Abständen, so das man, wenn man den einen überholt hatte, den nächsten bereits irgendwo vor sich sah.
Bei km25 ging es dann links weg von der Hauptstraße, rein in den Schlußanstieg zum Gaustatoppen (siehe GoogleEarth). Der Berganfang ist ziemlich steil........und leider wird es die nächsten 10km nicht besser. Die ersten 10km des Anstieges sind im Schnitt 10% steil! Ich habe sofort meine Schrittlänge hinuntergeschraubt und versucht, eine Art Berglaufrhythmus mit kurzen, federnden Schritten zu entwickeln. Das hat auch ganz gut geklappt, so dass ich auch am Berg meinen vorherigen Rhythmus, 3 Minuten laufen und 20 Sekunden gehen, weiterlaufen konnte. Zumindest in den Regionen wo ich mich bewegte, kam es längst nicht mehr darauf an, möglichst schnell zu laufen. Es ging eigentlich jetzt bei allen nur noch darum, wer die längsten Laufabschnitte und die kürzesten Gehabschnitte absolvieren konnte, weil sich herausstellte, dass auch der langsamste Laufschritt immer noch schneller als der schnellste Stechschritt beim Gehen ist.
Begleitet wurde ich mittlerweile wieder von Lena und Björn im Auto oder zu Fuß, da das Terrain für Lena zu steil zum Radeln war, sprich sie wäre umgefallen, wenn sie hätte so langsam radeln müssen, wie ich lief. Nach 3-4 Kilometern im Berg sah ich die führende Frau vor mir und da meine Gehpausen kürzer waren als ihre, konnte ich sie ca. nach der Hälfte des Berges überholen. Ich hab ihr schon mal prophylaktisch zum Sieg gratuliert, aber das hat sie wohl nicht mehr richtig mitbekommen. Naja, an diesem Berg kämpft wirklich jeder seinen eigenen Kampf.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt kam Björn mit der Information zu mir, dass wir wegen Schneetreibens nicht mehr bis zum Gipfel würden laufen dürfen, sondern beim Mountaincheckpoint in Stavsro (km37,5) umdrehen und wieder 4,7km bergab laufen müßten. Ich fand das schade, denn natürlich sollte der Gipfelsturm der Höhepunkt des NORSEMAN werden. Auch ging damit etwas die Vergleichbarkeit mit Resultaten anderer Jahre verloren, auch wenn wir durch die zusätzlichen 10 Radkilometer länger für das Radfahren brauchten, als die Athleten anderer Jahre. Auch war ich bergan nur am überholen, bergab setzte sich das dann leider nicht mehr fort und ich denke ich habe mindestens 2 Plätze dadurch eingebüßt.
Nun ja, das war nun nicht zu ändern und die dicke Wolke, die den Gipfel einhüllte sah auch wirklich nicht sehr verlockend aus (der Hauptorganisator Harek Stranheim nach dem Wettkampf:“After this year’s event, we don’t need to fear difficult conditions anymore. We have experienced it all. It will probably take another 25 years until we experience weather this extreme again. The competition is so extreme that for most of the athletes their goal is just to cross the finish line, their time is not that relevant.”).
Nach knapp 8km im Berg kam ich am neu aufgebauten Ziel vorbei und einen Kilometer später verließ ich die Baumregion und kam auf die Hochebene. Schlecht für die Psyche ist, dass man dort ziemlich weit nach vorn die Straße entlangschauen kann und andere Athleten weit entfernt laufen sieht und weiß, dass man dort auch noch hin muß. Es ging langgezogen einen Hügel hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter und wieder ansteigend rechts um eine Felsenecke.........und dort war er, der Laufcheckpoint Stavsro. Einen Verpflegungstisch umrundet und ich wußte zum ersten Mal genau, wie weit es noch bis zum Ziel war, da man durch das neuimprovisierte Ziel beim Aufstieg ja bereist durchgekommen ist. Wieder über die Hochebene zurück, diesmal gegen den kräftigen Wind, nach 3,5km wieder eingetaucht in die Baumregion......und nach insgesamt 12:11,30h war ich stolzer, aber geschaffter NORSEMAN! :-)


Nach dem Wettkampf.....

Vom Zielbereich hatten wir es zum Glück nicht weit bis zum Hotel. Nur einen knappen Kilometer unterhalb des Ziels bogen wir von der Hauptstraße ab und nach 3 weiteren Kilometern waren wir bereits am Hotel "Gaustablikk". Das Einchecken ging sehr schnell und so konnte ich endlich das tun, was ich schon den ganzen Tag vor hatte: eine Stunde lang heiß duschen! Essen konnte ich nicht viel, da ich wie bei meinen früheren Ironman wieder Schluckbeschwerden im Gaumenbereich bekam und kaum etwas hinunterwürgen konnte. Für die 5-Minuten-Terrine habe ich bestimmt 2 Stunden gebraucht. Dann haben wir uns noch die Fotos und Videos des Tages am Fernseher zu Gemüte geführt, während Lena noch den Indoor-Swimmingpool des Hotels unsicher machte.
Am nächsten Morgen haben wir das reichhaltige Frühstücksbuffett genossen (auch wenn ich immer noch nichts festes zu mir nehmen konnte) und sind dann so langsam in das gegenüberliegende Gebäude zur Siegerehrung gegangen. Hier war es sehr voll und der Stimme des Sprechers (und gleichzeitig Hauptorganisators) merkte man dann ohne Mikrofon auch an, das so ein Wettkampftag auch an den Organisatoren nicht spurlos vorüber geht. Zuerst wurde der Sieger des Vortages, der schwedische Triathlonprofi Björn Andersson (10:30,09h) nach vorn gerufen, der unter rauschendem Beifall als Erster das begehrte schwarze NORSEMAN Shirt überstreifen konnte. Danach wurden alle Athleten in Reihenfolge ihrer Platzierung nach vorne gerufen, so das bei diesem Wettkampf auch der Letzte wie der Erste gefeiert wurde. Ich kam als 16. an die Reihe (Gesamtzeit: 12:11,30h), kurz vor der ersten Frau, Trude Andersen aus Norwegen, die in 12:21,31h Gesamtplatz 20 belegte. Nach der Siegerehrung wurden wir alle nach draußen gebeten um ein Foto aller Finisher vor der Kulisse des Gaustatoppen zu machen. Leider war der Berg genau wie am Vortag wolkenverhangen und vom Gipfel praktisch nichts zu sehen.
Ich bin dann noch 1 Stunde spazieren gegangen und habe ansonsten den Tag locker vor dem Fernseher ausklingen lassen. Am nächsten Tag haben wir dann früh die Koffer gepackt und haben uns dann durch eine wunderschöne Landschaft zurück auf den Weg nach Oslo gemacht.


Fazit

Der NORSEMAN ist wenig vergleichbar mit normalen Ironman-Veranstaltungen. Damit meine ich nicht unbedingt die Strecke und ihr Profil, das kann jeder selbst lesen und interpretieren. Wer den NORSEMAN in Angriff nimmt, sollte sich darauf einstellen, das der Organisationsgrad der Veranstaltung bei weitem nicht so hoch ist, wie bei mitteleuropäischen Langstreckenrennen. Der NORSEMAN ist vielmehr eine Art Familienunternehmen, der von maximal 15 - 20 Personen organisiert wird. Man sollte also ein gut funktionierendes Supportteam mitbringen, welchem man unbedingt vertrauen kann. Weiterhin empfiehlt es sich die Verpflegung für den Tag selbst zu kaufen, der vom Veranstalter mitgelieferte Verpflegungsbeutel ist wohl mehr für die Psyche gedacht und nicht für den Magen. Auch muß man wohl immer mit Wassertemperaturen um 15 Grad im Eidfjord rechnen, es sei denn, ein knalliger Sommer hat schon alle Schneefelder auf den Hochebenen weggeschmolzen. Aber keine Angst, wenn ich Frostbeule 15 Grad im Wasser überlebt habe, schafft es eigentlich auch jeder andere :-)
Auch wer ununterbrochener Anfeuerung und Anhimmlung durch die Fans bedarf, ist beim NORSEMAN eher schlecht aufgehoben. An der Strecke interessiert es kaum jemanden, was man da so treibt. Der NORSEMAN ist viel mehr ein Triathlonabenteuer aus früheren Zeiten, als der Weg noch das Ziel war und bei dem Platzierungen und Finishzeiten spätestens am Schlußanstieg unwichtig erscheinen und andere Athleten eher Begleiter, denn Gegner sind. Das alles in einer kargen, aber faszinierenden Natur.
Wer also keine Qualifikation für Hawaii vor hat, keine vereinsinternen Duelle zu bestreiten und keine unüberwindbaren Probleme mit Bergen hat, der sollte ihn mal probieren, den NORSEMAN in Eidfjord!!!

fritz007
03.07.2009, 22:25
@NBer: TOller Bericht, vielen Dank. Am Eidfjord war ich schon im Urlaub. Traumhaft blaues Meer und wunderschöne Berge am Fjord (jedenfalls bei Sonne und 22 Grad). ;)

Deichman
03.07.2009, 23:27
Wow---toller Bericht. :Blumen: :Blumen: :Blumen: :Blumen:

neonhelm
04.07.2009, 08:32
Wow---toller Bericht. :Blumen: :Blumen: :Blumen: :Blumen:

Vielleicht findet er ja auch noch die Bilder. Die waren echt klasse. Wenn ich mich recht erinnere, so mit Sprung von der Fähre im Morgengrauen... :)

Deichman
04.07.2009, 08:46
Vielleicht findet er ja auch noch die Bilder. Die waren echt klasse. Wenn ich mich recht erinnere, so mit Sprung von der Fähre im Morgengrauen... :)

Ich hab da was gegoogled:
http://www.tri-mag.de/img/impressionen/Kulisse/gross/norseman.jpg

hier noch nette bilder von anderen athleten...
http://www.flickr.com/photos/nxtri

:Huhu:
Deichman

NBer
04.07.2009, 19:26
hab mal n paar fotos hochgeladen : http://picasaweb.google.com/endernb/Norseman2005#