keko
06.12.2008, 18:32
Samstag, 12. Juli 2008, der Tag vor dem Rother Triathlon.
Es ist schon kurz nach 15 Uhr und ich erreiche gerade den Rother Landkreis und wenig später Roth. Schnell parke ich mein Auto irgendwo in einer Seitenstraße, zufällig dort, wo es morgen dann hinunter geht zu Laufkilometer 1. Hastig geht es weiter in Richtung Startnummernausgabe, längst mal wieder mit einer genialen Ausrede im Gepäck, warum ich viel zu spät dran bin. Warum bin ich eigentlich immer so spät? Es nervt mich selbst wohl am meisten. Ich laufe nur kurz über die Triathlonmesse, suche beiläufig nach mir bekannten Gesichtern, finde natürlich keine. Aber eigentlich will ich ja sowieso ganz woanders hin, will weg von hier, hab anderes vor.
Bewaffnet mit meinen Startunterlagen in einer dieser weißen, von mir so gehassten überdimensionalen Plastiktüten, geht es in den angrenzenden Rother Stadtwald. Die Musik der Messe wird dabei Schritt für Schritt leiser und die Reihen der parkenden Autos lichten sich. Fast instinktiv laufe ich immer weiter in den Stadtwald hinein. Ich muss nicht nach der Richtung oder dem Weg fragen, kenne ihn noch, auch nach 21 Jahren. Der Weg wird wieder flacher und dann taucht mein Ziel allmählich hinter den hohen Bäumen und zwischen den Sträuchern auf: die Rother Kreissportanlage. Bis 1987 war hier das Ziel des Rother Triathlons, von hier ging es hinunter in Richtung Kanal, vorbei an dem heutigen Messe- und Zielgelände, das damals so noch gar nicht existierte. So auch im Juli 1987 bei meinem letzten Start in Roth, als ich hinunter in Richtung Kanal stürmte und dort irgendwo die unschöne Erkenntnis machte, dass ich mich bis ins Koma laufen kann. Zwar lernte ich dann das schöne Rother Kreiskrankenhaus kennen, kam aber nie mehr zurück ins Ziel zur Kreissportanlage.
Ich stehe wie ein kleiner Junge am Eingangstor und versuche mein Glück und tatsächlich -- es lässt sich öffnen. Erinnerungsgetränkt und fast ehrfürchtig schreite ich vorsichtig über die Tartanbahn. Sogar die Matte der Hochsprunganlage liegt noch dort. Ob es wohl noch die gleiche Matte ist? Ich schließe meine Augen, genieße die Ruhe, stehe verlassen auf der Bahn herum, bin nur hier und jetzt. Dann plötzlich, ich bin nicht mehr Herr der Situation, bin im Juli 1987, bin ganz weit weg. Im Nu lege ich die weiße Plastiktüte ab, meine Beine treiben mich nach vorne, es gibt jetzt kein Halten mehr. Nur noch 300m, schnell, schneller, ... lauf! lauf! lauf!. Bin schon auf der Gegengeraden, die letzte Kurve, vorbei am Osttor, die vielen Zuschauer feuern mich an, meine Eltern sind auch da, meine Geschwister, es ist ein starkes Rennen heute von mir. Der kurze Blick zurück über die Schulter, hat sich jemand herangeschlichen? Ich kämpfe ihn nieder, er hat keine Chance gegen mich. Herbert Walchshöfer am Mikrofon peitscht uns ins Ziel und holt so das allerletzte aus uns raus. Bin bereits im Zielkanal, noch wenige Meter, ich sprinte über die Ziellinie. Detlef Kühnel steht im Ziel und klatscht uns alle ab. Ein toller Wettkampf, ich reiße die Arme hoch. Wo gibt es Getränke? Sind meine Kollegen schon im Ziel? Nein, ich glaube, heute habe ich ihnen ihre Grenzen aufgezeigt.
Mein Herz pocht heftigst bis hinauf in mein kleines Hirn und schlägt mir dabei förmlich die Träume raus. Atemlos bis über beide Ohren im Lacktat stehend, bin ich plötzlich wieder alleine auf der Bahn, erkenne meine Situation. Nur meine weiße Plastiktüte liegt noch verlassen ein paar Meter vor mir. Ich hebe sie auf, lache dabei in mich hinein, über mich und meine Fantasie. Scheinbar habe ich nur getan und zu Ende gebracht, was mir schon seit über zwei Jahrzehnten unterbewußt auf den Nägeln brannte. Gehe nun wieder hinüber in den Stadtwald und sinniere dabei, ob sich das ganze Leben etwa nur im Kopf abspielt. Ein flüchtiger Blick zurück zur Anlage, wohl jetzt zum letzten Mal. Dann hinunter zur Triathlonmesse, die Musik wird wieder lauter und dröhnt. Tauche dort ein, bin wieder zurück. Zurück in der Gegenwart und freue mich auf morgen.
Es ist schon kurz nach 15 Uhr und ich erreiche gerade den Rother Landkreis und wenig später Roth. Schnell parke ich mein Auto irgendwo in einer Seitenstraße, zufällig dort, wo es morgen dann hinunter geht zu Laufkilometer 1. Hastig geht es weiter in Richtung Startnummernausgabe, längst mal wieder mit einer genialen Ausrede im Gepäck, warum ich viel zu spät dran bin. Warum bin ich eigentlich immer so spät? Es nervt mich selbst wohl am meisten. Ich laufe nur kurz über die Triathlonmesse, suche beiläufig nach mir bekannten Gesichtern, finde natürlich keine. Aber eigentlich will ich ja sowieso ganz woanders hin, will weg von hier, hab anderes vor.
Bewaffnet mit meinen Startunterlagen in einer dieser weißen, von mir so gehassten überdimensionalen Plastiktüten, geht es in den angrenzenden Rother Stadtwald. Die Musik der Messe wird dabei Schritt für Schritt leiser und die Reihen der parkenden Autos lichten sich. Fast instinktiv laufe ich immer weiter in den Stadtwald hinein. Ich muss nicht nach der Richtung oder dem Weg fragen, kenne ihn noch, auch nach 21 Jahren. Der Weg wird wieder flacher und dann taucht mein Ziel allmählich hinter den hohen Bäumen und zwischen den Sträuchern auf: die Rother Kreissportanlage. Bis 1987 war hier das Ziel des Rother Triathlons, von hier ging es hinunter in Richtung Kanal, vorbei an dem heutigen Messe- und Zielgelände, das damals so noch gar nicht existierte. So auch im Juli 1987 bei meinem letzten Start in Roth, als ich hinunter in Richtung Kanal stürmte und dort irgendwo die unschöne Erkenntnis machte, dass ich mich bis ins Koma laufen kann. Zwar lernte ich dann das schöne Rother Kreiskrankenhaus kennen, kam aber nie mehr zurück ins Ziel zur Kreissportanlage.
Ich stehe wie ein kleiner Junge am Eingangstor und versuche mein Glück und tatsächlich -- es lässt sich öffnen. Erinnerungsgetränkt und fast ehrfürchtig schreite ich vorsichtig über die Tartanbahn. Sogar die Matte der Hochsprunganlage liegt noch dort. Ob es wohl noch die gleiche Matte ist? Ich schließe meine Augen, genieße die Ruhe, stehe verlassen auf der Bahn herum, bin nur hier und jetzt. Dann plötzlich, ich bin nicht mehr Herr der Situation, bin im Juli 1987, bin ganz weit weg. Im Nu lege ich die weiße Plastiktüte ab, meine Beine treiben mich nach vorne, es gibt jetzt kein Halten mehr. Nur noch 300m, schnell, schneller, ... lauf! lauf! lauf!. Bin schon auf der Gegengeraden, die letzte Kurve, vorbei am Osttor, die vielen Zuschauer feuern mich an, meine Eltern sind auch da, meine Geschwister, es ist ein starkes Rennen heute von mir. Der kurze Blick zurück über die Schulter, hat sich jemand herangeschlichen? Ich kämpfe ihn nieder, er hat keine Chance gegen mich. Herbert Walchshöfer am Mikrofon peitscht uns ins Ziel und holt so das allerletzte aus uns raus. Bin bereits im Zielkanal, noch wenige Meter, ich sprinte über die Ziellinie. Detlef Kühnel steht im Ziel und klatscht uns alle ab. Ein toller Wettkampf, ich reiße die Arme hoch. Wo gibt es Getränke? Sind meine Kollegen schon im Ziel? Nein, ich glaube, heute habe ich ihnen ihre Grenzen aufgezeigt.
Mein Herz pocht heftigst bis hinauf in mein kleines Hirn und schlägt mir dabei förmlich die Träume raus. Atemlos bis über beide Ohren im Lacktat stehend, bin ich plötzlich wieder alleine auf der Bahn, erkenne meine Situation. Nur meine weiße Plastiktüte liegt noch verlassen ein paar Meter vor mir. Ich hebe sie auf, lache dabei in mich hinein, über mich und meine Fantasie. Scheinbar habe ich nur getan und zu Ende gebracht, was mir schon seit über zwei Jahrzehnten unterbewußt auf den Nägeln brannte. Gehe nun wieder hinüber in den Stadtwald und sinniere dabei, ob sich das ganze Leben etwa nur im Kopf abspielt. Ein flüchtiger Blick zurück zur Anlage, wohl jetzt zum letzten Mal. Dann hinunter zur Triathlonmesse, die Musik wird wieder lauter und dröhnt. Tauche dort ein, bin wieder zurück. Zurück in der Gegenwart und freue mich auf morgen.