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Vollständige Version anzeigen : Triathlon ist eine Art Fortsetzung des Kapitalismus am eigenen Körper


sybenwurz
09.06.2023, 13:07
Die Grundidee, immer mehr rauszuholen, selbst dort, wo eigentlich nichts mehr rauszuholen ist, wird auf das Individuum übertragen. No Pain, no Gain. (https://www.zeit.de/2023/23/triathlon-ironman-leistungssport-hobby-geld?utm_referrer=facebook&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&utm_term=facebook_zonaudev_int&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost _zon.link.sf)

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Klugschnacker
09.06.2023, 13:29
Kapitalismus ist eher, wenn Journalisten aus dem Feuilleton bereits vor dem Sommerloch mit unpassenden Vergleichen Texte füllen, die ihnen Geld einbringen sollen.
:Lachen2:

Genussläufer
09.06.2023, 13:55
Die Grundidee, immer mehr rauszuholen, selbst dort, wo eigentlich nichts mehr rauszuholen ist, wird auf das Individuum übertragen. No Pain, no Gain. (https://www.zeit.de/2023/23/triathlon-ironman-leistungssport-hobby-geld?utm_referrer=facebook&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&utm_term=facebook_zonaudev_int&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost _zon.link.sf)

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Danke für den Tipp!

Wenn ich mir folgendes Statement anschaue:

Ökonomie und Leistungssport haben viel mehr gemein als Werbeverträge für überbezahlte Fußballspieler – selten zeigt sich das so klar wie im Triathlon, der damit gut in den Zeitgeist passt: Die Sportart ist eine Art Fortsetzung des Kapitalismus am eigenen Körper. Die Grundidee – immer mehr rausholen, selbst dort, wo eigentlich nichts mehr rauszuholen ist – wird auf das Individuum übertragen.

wird doch jedem bewusst wie weit links die Zeit tickt. Als Liberaler würde ich genau umgekehrt argumentieren:

Den Drang, das Beste aus sich herauszuholen und sich so in der Gemeinschaft zu positionieren, kann im Kapitalismus voll ausgelebt werden. Das ist sicher einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Grund, daß sich der Kapitalismus seit so langer Zeit etabliert hat und sich gegenüber egalitären Gesellschaften durchsetzen konnte. Gleichheit hat viel Charme. Gleicher zu sein, scheint aber ein wichtiger Antrieb zu sein ;)

Klugschnacker
09.06.2023, 14:09
Als Liberaler würde ich genau umgekehrt argumentieren:

Den Drang, das Beste aus sich herauszuholen und sich so in der Gemeinschaft zu positionieren, kann im Kapitalismus voll ausgelebt werden.

Aus sich? Du meintest sicher "für sich"?

Siebenschwein
09.06.2023, 14:11
Ohne das gelesen zu haben: ich dachte, das Mögliche aus sich rauszuholen ist sytemimmanent Teil eines jeden (wettkampforientierten) Sports?

Was bitteschön ist denn nun anders bei alternden Hobbyfussballern, die sich mit ein paar Ibus vor dem Spiel matchfähgi machen? Ist das nicht auch Optimierung über dei Grenze hinaus? Warum nun Triathlon?
Im Gegenteil, ich halte Triathlon an sich schon mal für moralisch überlegen, weil es praktisch keine Chance gibt, den Gegner zu foulen oder anderweitig auszuschalten. Je älter ich werde, desto bekloppter finde ich Sportarten wie Hand-, Fuss- oder Wasserball, bei denen Fouls an der Tagesordnung sind und Verletzungen des Gegners billigend in Kauf genommen werden.
Das Thema Fussball ist aber zugegebenermassen schon abgelutscht und ich verstehe, dass man als Journalist auch mal auf andere Sportarten einschlagen will als immer nur Fussball.

Genussläufer
09.06.2023, 14:31
Aus sich? Du meintest sicher "für sich"?

Gute Frage, wahrscheinlich trifft es aus sich für sich am besten. Ich meinte aber tatsächlich aus sich. Natürlich schon mit dem Ziel, sich in der Gruppe zu positionieren. Was letztlich nichts anderes als eine nichtmonetäre Bezahlung ist. Und damit kommen wir doch wieder zum "für sich".

Ist mal was fürs Warmup ;)

tridinski
09.06.2023, 14:44
Aus sich? Du meintest sicher "für sich"?

"aus sich" trifft es finde ich besser als "für sich"
* "aus mir" das beste rausholen ... meine beste Leistung zu der dich an Tag X in der Lage bin
* "Für sich" klingt für mich etwas zu sehr nach Ego, schließt ggf. Methoden aus dem Graubereich ein wenn ich ggf. ohne Rücksicht "für mich" das Beste raushole, egal wie es anderen damit geht.


Schön am Triathlon-Wettkampf finde ich dass es regelmäßig viele Gewinner gibt: Den Gesamtsieger, das AK-Podium, den First-Time-Finisher, die PB auf Platz 358, die Familienstaffel, den Last-out-of-water-Jedermann der von den auf den Start wartenden Ligateams abgefeiert wird, ...

Beim zB Tennis können beide Weltklasse spielen, einer wird trotzdem verlieren. Oder beide machen einen unforced error nach dem anderen, einer wird trotzdem 'gewinnen'.

"No pain no gain" - von meinem Training ist das kein Teil, das Grundlagentraining ist seltenst schmerzhaft, und die Prise Intensität dann und wann macht auch meistens Spaß, in Summe >90% positive Erfahrungen mit vielen gains. Und sich ab und zu mal durchbeißen ... auch eher was positives als gleich aufzugeben.

Der Autor hat wohl eher nicht so den eigenen Sportbezug würde ich vermuten, da kommt einem Triathlon sicher etwas exotisch vor. Wäre bei Kraftsport, Ultraläufen, Kampfsport oder Bergsteigen vermutlich auch nicht anders.

RioR
09.06.2023, 14:59
Ohne das gelesen zu haben: ich dachte, das Mögliche aus sich rauszuholen ist sytemimmanent Teil eines jeden (wettkampforientierten) Sports?

Was bitteschön ist denn nun anders bei alternden Hobbyfussballern, die sich mit ein paar Ibus vor dem Spiel matchfähgi machen? Ist das nicht auch Optimierung über dei Grenze hinaus? Warum nun Triathlon?
Im Gegenteil, ich halte Triathlon an sich schon mal für moralisch überlegen, weil es praktisch keine Chance gibt, den Gegner zu foulen oder anderweitig auszuschalten. Je älter ich werde, desto bekloppter finde ich Sportarten wie Hand-, Fuss- oder Wasserball, bei denen Fouls an der Tagesordnung sind und Verletzungen des Gegners billigend in Kauf genommen werden.
Das Thema Fussball ist aber zugegebenermassen schon abgelutscht und ich verstehe, dass man als Journalist auch mal auf andere Sportarten einschlagen will als immer nur Fussball.

Ich hatte den Text auch privat weitergeleitet bekommen und initial identisch geantwortet. Bei jeder Sportart geht es doch irgendwie darum "das Beste" aus sich herauszuholen bzw. das Leistungsniveau zu verbessern.

Das einzige was den Triathlon aus meiner Sicht etwas speziell macht, ist das Zusammenspiel aus hohen Trainingsumfängen, Materialintensivität die gleichzusetzen ist mit einem doch erheblichen finanziellen Initialaufwand (selbst wenn ich "nur" mit einem alten Rennrad und ohne Neo starte) sowie der Tatsache dass insbesondere Langdistanztriathleten oftmals sehr viel sozial isoliert trainieren. Das ist natürlich jetzt sehr pauschalisiert formuliert, aber im Kern trifft es doch zu.

Diese Kombination zieht aus meiner Sicht schon eine begrenztere Zielgruppe an in der sich oftmals Leute wiederfinden die generell einen sehr leistungsbezogenen Lebensstil haben. Und das nicht immer auf sehr rücksichtsvolle Weise für das Umfeld, Mitmenschen, Konkurrenten.

hanse987
09.06.2023, 15:00
Kapitalismus ist eher, wenn Journalisten aus dem Feuilleton bereits vor dem Sommerloch mit unpassenden Vergleichen Texte füllen, die ihnen Geld einbringen sollen.
:Lachen2:

Diese Woche sind es die Triathleten und letzte Woche waren es die Rennradfahrer. Das Sommerloch muss jetzt schon sehr groß sein!
https://www.zeit.de/2023/23/rennradfahren-trend-sport-hobby-kosten-radsport?utm_campaign=ref&utm_term=facebook_zonaudev_int&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost _zon.link.sf&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_medium=sm&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&utm_referrer=facebook&fbclid=IwAR2pj7BE08wzNo22oeIgzpYuEegkvS1qn6OtXd8a6 dYvLp6oLJSxEmlTJlI

Klugschnacker
09.06.2023, 16:36
"aus sich" trifft es finde ich besser als "für sich"
* "aus mir" das beste rausholen ... meine beste Leistung zu der dich an Tag X in der Lage bin
* "Für sich" klingt für mich etwas zu sehr nach Ego, schließt ggf. Methoden aus dem Graubereich ein wenn ich ggf. ohne Rücksicht "für mich" das Beste raushole, egal wie es anderen damit geht.

Es ging um das Wesen des Kapitalismus aus Sicht der Liberalen. Deswegen schien mir "für sich" die passende Formulierung zu sein.

Im Kapitalismus geht es nicht darum, aus sich selbst das beste herauszuholen, sonst wären ja Mark Zuckerberg und Jeff Bezos die härtesten Arbeiter der Welt. Sondern es geht darum, das eingesetzte Kapital zu vermehren. Das geschieht durch anderer Leute Arbeit und durch den Einsatz von Maschinen.

Der Ursprung des Kapitalismus liegt in der Textilindustrie Englands, wo mit Maschinen Baumwollstoffe effizienter hergestellt wurden als anderswo. Dass die Unternehmer, die dadurch reich wurden, nicht selbst an den Webstühlen schufteten, braucht man wohl nicht extra erwähnen. Sie holten für sich das meiste heraus, aber nicht aus sich.

qbz
09.06.2023, 17:04
Bei uns im kleinen Dörfchen treffen sich jeden Sonntag, spätnachmittags, alle, auch aus der weiteren Nachbarschaft, die Lust und Laune haben, zum Volleyballspiel. Jede/r kann mitspielen, egal ob er Null oder 20h pro Woche übt. Einmal im Jahr beim Dorffest findet ein selbstorganisiertes Turnier statt. So sieht kapitalismusfreier Sport aus.

Beim Triathlon besteht der Kapitalismus im Bezahlen der Teilnahme am sportlichen Ereignis (beim Kauf einer Ware) und der privaten Aneignung der Gewinne (erarbeiteten Mehrwertes, Profits) des kollektiv organisierten sportlichen Events, welche die Organisatoren daraus ziehen, egal ob Privatunternehmer (Walchshöfer), Capital Venture oder AG.

Sicher wirkt sich der immanente wissenschaftlich-technische Fortschritt des kapitalistischen Zeitalters auf die Effizienz sportlicher Wettbewerbe und des Trainings aus im Vergleich zu früheren Zeitalter, egal in welchen privaten / wirtschaftlichen Formen sie stattfinden.

tandem65
09.06.2023, 17:29
Einmal im Jahr beim Dorffest findet ein selbstorganisiertes Turnier statt. So sieht kapitalismusfreier Sport aus.

Wie stelle ich mir das vor das Turnier, da werden keine Punkte gezählt und es gewinnt wer die Beste Stimmung hat? Oder gewinnt niemand?

qbz
09.06.2023, 17:33
Wie stelle ich mir das vor das Turnier, da werden keine Punkte gezählt und es gewinnt wer die Beste Stimmung hat? Oder gewinnt niemand?

Beim Turnier gibt es natürlich eine Gewinnermannschaft.