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Vollständige Version anzeigen : Olympia Tokio 2021


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Körbel
07.08.2021, 14:02
Naja, könnten die Pferde sprechen und Antworten würden sie sich wohl eher für eine saftige Wiese anstatt täglich trainieren, in der Weltgeschichte rumkutschieren und Wettkämpfe vor zig tausend gaffenden Menschen entscheiden...

Oh wie Recht du hast.

Für die Pferde scheinen die Bedingungen von Tokyo ungewöhnlich schwer zu sein.


Nicht nur in Japan, überall auf der Welt auf jedem Parcour.

Allein schon das Drama um den Querfeldeinritt, wo man ein Pferd dann einschläfern musste, ich finds einfach zum kotzen.
Die müssen über Hindernisse drüber weg, die ein Pferd niemals freiwillig in der Natur überspringen würde.

Für mich Tierquälerei. :dresche

ricofino
07.08.2021, 14:07
Diese beiden Springreitwettkämpfe innerhalb des 5-Kampfes waren IMHO der Todesstoß mindestens für diese Disziplin, möglicherweise auch für diesen Sport als olympischen Sport.


Das werden die alten Herren der nationalen und internationalen Verbände anders sehen...

Hafu
07.08.2021, 14:28
Das werden die alten Herren der nationalen und internationalen Verbände anders sehen...

Bach (im IOC) und Hörmann (im DOSB) stehen selber mit dem Rücken zur Wand. Die werden aktuell ihre ohnehin geschwächte Position nicht noch mehr untergraben, indem sie sich dringend notwendigen Reformen für eine im öffentlichen Ansehen massivst geschwächte Sportart verweigern.

Das konnte man schon am Umgang mit dem nationalen olympischen Komitee von Weißrussland sehen, das (für IOC-Verhältnisse und das dort übliche Funktionärskuscheln) erstaunlich konsequent war.
Und auch der Ausschluss von Moster von den Olympischen Spielen (wenn auch einen Tag zu spät) war anders, als man es vor z.B. 10 Jahren gewohnt war, als solche Angelegenheiten stets ausgesessen wurden.

Auf Baron Coubertin und Tradition kann sich im M-5-K ohnehin niemand aktuell mehr berufen, denn der LaserSchieß-Lauf-Wettbewerb aktuell hat mit dem einstigen Pistolenschießen als Einzeldisziplin schon heute nicht mehr das geringste zu tun.

trithos
07.08.2021, 14:36
Ich halte die Vorfälle im m5k ebenfalls für skandalös.

Ich habe aber auch den Eindruck, dass hier sehr oberflächlich argumentiert wird. Was hilft es uns zu spekulieren, was uns Pferde sagen würde, wenn sie sprechen könnten? Wer sich mit Pferden auskennt, weiß, dass Pferde sich durchaus ausdrücken können. Und man kann erkennen, ob sich ein Pferd wohlfühlt oder nicht. Da brauch ich keine "Wortmeldung" eines Pferdes. Das hat übrigens der hier sicher bekannte Joe Friel schon festgestellt: ein guter Trainer sieht, wie es dem Athleten geht.

Und viele Reiterinnen und Reiter behandeln ihr Pferd wie einen guten Freund. Am Beispiel einer österreichischen Reiterin in Tokio, das hier sicher unter dem Radar geblieben ist:

"Vor wenigen Stunden gab Victoria Max-Theurer bekannt, dass sie im heutigen Grand Prix nicht an den Start gehen wird. Grund ist ein eitriger Backenzahn ihres Pferdes Abegglen. Damit fällt Österreich auch für den Team-Bewerb aus... Für Victoria Max-Theurer, die in Tokio ihre fünften Spiele bestritten hätte, ist der kurzfristige Ausfall eine große Enttäuschung. "Das Wohl meines Pferdes geht für mich immer über alles andere - das steht fest und daran ist auch nichts zu rütteln! Das bedeutet heute aber auch, dass wir an dem Tag, auf den wir nun fast fünf wirklich bewegte Jahre hingearbeitet haben, auf den wir alles konzentriert haben, nicht ins Olympische Viereck reiten dürfen um für unser Team und Österreich zu zeigen was wir können. Das tut sehr weh, aber das Wichtigste ist und bleibt die Gesundheit meines Pferdes."

Die im m5k angewandte Zulosung von Pferden ist aus meiner Sicht völlig idiotisch. Wie soll ein Pferd innerhalb weniger Minuten Vertrauen zum Reiter entwickeln? Sowohl Pferd als auch Reiterin waren mit der Situation ja offensichtlich völlig überfordert. Das hat man auch ohne "Wortmeldung" des Pferdes erkannt. Ich teile Hafus Ansicht, dass das der Todesstoß für diese Disziplin war.

Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass jeglicher Sport mit Pferden undifferenziert, unreflektiert und pauschal als Tierquälerei bezeichnet wird - auf dem Niveau von Katzenfutter-Werbung wie "Katzen würden xy kaufen". Pferde würden ...??? Nö, das ist mir zu billig!

ricofino
07.08.2021, 14:38
Bach wird auch künftig denen in den Hintern kriechen die seine Position stärken und dem IOC das meiste Geld bringen.

ricofino
07.08.2021, 14:40
Sorry für off topic.
Ein Inder zeigt im Speerwurf der Weltelite die lange Nase.

captain hook
07.08.2021, 14:52
Sorry für off topic.
Ein Inder zeigt im Speerwurf der Weltelite die lange Nase.

Naja, er ist als Platz 4 der Welt angereist. So überraschend war das nicht.

Hassan mit dem zweiten Gold. 5k und 10k. Krasse Nummer.

Körbel
07.08.2021, 15:29
Ich halte die Vorfälle im m5k ebenfalls für skandalös.

Ich habe aber auch den Eindruck, dass hier sehr oberflächlich argumentiert wird. Was hilft es uns zu spekulieren, was uns Pferde sagen würde, wenn sie sprechen könnten? Wer sich mit Pferden auskennt, weiß, dass Pferde sich durchaus ausdrücken können. Und man kann erkennen, ob sich ein Pferd wohlfühlt oder nicht. Da brauch ich keine "Wortmeldung" eines Pferdes.

Na wenigstens etwas.

Ich halte Springreiten für unnötig und ich bleibe dabei, es ist Tierquälerei.

Das Pferd hat "gesprochen" es wollte nicht über das 5. Hinderniss, was muss noch geschehen.
Klar und die Trainerin boxt ein fremdes Pferd, ich als Besitzer hätte ihr eine in die Fresse geschwertet.

Es gab schon so viele Filme und Berichte über die Negativseiten des Springreiten und es wird immer noch "zelebriert"!

Das muss ein Ende haben ich halte das wie Charles Darwin der mal sagte:
"Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand"!

Und Springreiten ist gegen die Natur, Pferde in Flugzeugen um die halbe Welt karren ist gegen die Natur.

Wenn ein Marathonläufer bei 40º alles gibt, ist das seine Entscheidung, aber ein Tier ungefragt über viel zu hohe Hindernisse springen lassen, ist idiotisch und total gegen die Natur.

trithos
07.08.2021, 15:46
Es gab schon so viele Filme und Berichte über die Negativseiten des Springreiten und es wird immer noch "zelebriert"!

Und Springreiten ist gegen die Natur, Pferde in Flugzeugen um die halbe Welt karren ist gegen die Natur.

Es gab schon so viele Filme über die Negativseiten des Spitzensports und er wird immer noch "zelebriert"!

Und Fliegen ist ohnehin gegen die Natur, Menschen in Blechdosen um die halbe Welt karren ist gegen die Natur. Auch Schwimmen übrigens:

"Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft." (wer das gesagt hat, wissen wir ja alle :-))

Was sagt uns das?
Deine oben genannten Argumente sind meiner Meinung nach dermaßen oberflächlich und beliebig anwendbar, dass sie in ihrer Oberflächlichkeit jede Überzeugungskraft verlieren.

sabine-g
07.08.2021, 15:49
Deine oben genannten Argumente sind meiner Meinung nach dermaßen oberflächlich und beliebig anwendbar, dass sie in ihrer Oberflächlichkeit jede Überzeugungskraft verlieren.

wie immer halt

captain hook
07.08.2021, 15:54
Der beste Anfahrer der Welt im Straßenradsport durfte in Tokio im Madison auf eigene Rechnung ran. Und wer reihenweise Sprinter zum Sieg führt, gewinnt dann halt auch Gold wenn man ihn von der Kette lässt. Michael Mørkov :liebe053: seit Jahren liefert der auf der Straße in Serie die Leute ab. Egal wen. Sogar Cav den alten Mann.

keko#
07.08.2021, 16:12
Na wenigstens etwas.

Ich halte Springreiten für unnötig und ich bleibe dabei, es ist Tierquälerei.

...

In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hatten wir als Nachbarn einen Pferdebesitzer, der seine Pferde öfters ganz selbstverständlich geschlagen und getreten hat, wenn sie nicht taten, was er wollte. Das war leider völlig normal und dagegen war die Szene bei Olympia ein Kindergeburtstag. Er selbst bezeichnete sich aber völlig überzeugt als absoluten Tierfreund und Pferdenarr. :o

Helmut S
07.08.2021, 16:52
Es gab schon so viele Filme über die Negativseiten des Spitzensports und er wird immer noch "zelebriert"!


Das Argument überzeugt mich nicht, es ist ein whataboutism. Der Unterschied ist, dass der Mensch Spitzensport aus freiem Willen macht. Das Pferd aber nicht.

Wenn wir die Situationen im Spitzensport bewerten, wo Menschen mehr oder weniger aus gesellschaftlichen Strukturen heraus Spitzensport machen „müssen“, dann sollten wir dort die Systeme als Ursache bewerten und nicht den Sport: Tischtennis in China z.B. Die Frage die es beim Pferdesport zu beantworten gilt ist eine andere als diejenige, die ggf im Spitzensport diskutiert werden muss.

Die Frage im Pferdesport lautet: Was darf der Mensch mit dem Tier aus welchem Grund tun? Wie heißt es im Tierschutzgesetz §1: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Die Frage nach dem vernünftigen Grund ist die eigentlich Schwierige, wenn wir beurteilen wollen in es sich um Tierquälerei handelt oder nicht.

Die ethische Dimension des Umgangs mit dem Tier ist nochmal was anderes. Hier würde ich fragen: Können wir sicher sein, dass wir Menschen unserer Verantwortung gegenüber dem Tier im Pferdesport gerecht werden?

Positiv ist: Ich erinnere mich noch an eine SPIEGEL.TV Reportage aus Anfang der 90er, in der das Barren der Springpferde gezeigt wurde. In der Kritik stand damals Paul Schockemöhle. Aufgrund der Recherchen wurde Barren verboten. Seitdem hat sich einiges in die richtige Richtung getan. Die Verantwortlichen in Politik und Sport haben erkannt, dass man beim Wettkampfsport mit Tieren eine besondere Verantwortung hat. Z.B. wurden Leitlinien erarbeitet, in denen Mindeststandards definiert wurden und bestimmte Methoden verboten wurden.

Nebenbei: In den Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport des BMEL steht, dass man ein Pferd in Springwettbewerben nach drei Verweigerungen aus dem Wettbewerb nehmen soll. Auch hier darf gefragt werden, warum gerade im M5K hier auf vier Verweigerungen gesetzt wird? Der scheinbare (oder offensichtliche?) Grund, weil das halt öfter mal vorkommen kann, denn die Pferde werden ja schließlich zugelost und da is es halt schwerer, der Grund ist zynisch. Denn das ist ein Argument für funktionierenden Wettbewerb und nicht für Tierschutz im Pferdesport.

:Blumen:

maifelder
07.08.2021, 17:15
In den 90ihernngab es schon das Barren bei Paul Schockenmöhle, 30 Jahre weiter noch keine Besserung. Man sollte die Trainer, Funktionäre und Reiter mal mit der Gerte bearbeiten oder mal so ein Barren gegen die Scheinbeine hauen.
Wenn es nicht hilft, auch mal gegen den Kopf.

trithos
07.08.2021, 17:23
Das Argument überzeugt mich nicht, es ist ein whataboutism. Der Unterschied ist, dass der Mensch Spitzensport aus freiem Willen macht. Das Pferd aber nicht.
:Blumen:

Das war ja auch gar nicht als Argument gedacht, es war das gespiegelte Nicht-Argument desjenigen, auf den ich geantwortet habe. Und dass das nicht überzeugt, war ja genau meine Schlussfolgerung. :Blumen:

Die Frage des freien Willens bei Pferd und Spitzensport ist auch nicht so trivial und kurz zu beantworten, wie Du es hier versuchst. Wie schon festgestellt, war beim m5k völlig klar, dass das Pferd nicht will. Ich habe aber auch schon Pferde erlebt, die z.B. an der Startlinie einer "Renn-Pass-Prüfung (Isländer) herumtänzeln und kaum vom Losrennen abzuhalten sind. Ich hab das Pferd nicht gefragt, aber es hat auf mich gewirkt, als ob es losrennen wollte. Ähnlich übrigens wie Schlittenhunde. Da muss der Schlitten am Start gut verankert sein, dass die Hunde nicht von selbst losstürmen können. Nicht immer, wenn sich ein Tier schnell bewegt, steht also Zwang dahinter. Was übrigens auch jeder Jogger schon erlebt hat, den ein schlecht erzogener Stadthund aus Freude am Rennen und Toben ein bisschen über die Wiese gejagt hat. ;)

Viele Deiner weiteren Überlegungen kann ich nachvollziehen. Und sie verdienen eine ernsthafte Diskussion. Ich möchte hier lediglich darauf hinweisen, dass man im "Pferdesport" auch differenzieren muss. Pferdesport pauschal als Tierquälerei zu bezeichnen, wird der Sache meiner Meinung nach nicht gerecht.

abc1971
07.08.2021, 17:28
In den 90ihernngab es schon das Barren bei Paul Schockenmöhle, 30 Jahre weiter noch keine Besserung. Man sollte die Trainer, Funktionäre und Reiter mal mit der Gerte bearbeiten oder mal so ein Barren gegen die Scheinbeine hauen.
Wenn es nicht hilft, auch mal gegen den Kopf.

Ist Dir klar für was und wofür die Gerte eingesetzt wird bzw. was diese bewirkt oder urteilst Du hier aus Deiner persönlichen Einschätzung, ohne wirklich Ahnung vom "klassischen" Reitsport zu haben?

Hafu
07.08.2021, 17:30
... Der Unterschied ist, dass der Mensch Spitzensport aus freiem Willen macht. Das Pferd aber nicht.

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie vielen Zwängen Spitzensportler unterliegen, v.a. im Bereich des olympischen Sports, der komplett dem Kadersystem untergeordnet ist.

Fast jeder Athlet in Tokyo, auch diejenigen aus freiheitlichen Gesellschaftssystemen, hat Jahre (und oft Jahrzehnte) hinter sich, in denen er sich in das jeweilige nationale Sportfördersystem eingliedern und über Jahre hinweg bestimmte Leistungsnormen erbringen musste. Neben den Erwartungen der Funktionäre, muss ein olympischer Leistungsssportler auch die Erwartungen seiner Trainer, seiner Sponsoren, seines privaten Umfeldes managen Und natürlich mit seinen eigenen Erwartungen psychisch zurechtkommen und den eigentlich stets nahezu krankhaften Ehrgeiz auf ein Niveau einzugrenzen, in dem er keinen Schaden am eigenen Körper anrichtet.

Das mit dem von dir propagierten "freien Willen" ist eine reine idealtypische Vorstellung von Hochleistungssport, die mit der Realität kaum was zu tun hat.

Im Vergleich zu den psychisch extremst herausfordernden Drucksituationen, denen die meisten Olympiastarter ausgesetzt sind, sind Situationen wie sie Pferde im Reitsport begegnen eher Kindergeburtstag, erst recht wenn es um verantwortungsvoll und professionell betriebenen Reitsport geht.
Gerade Pferde im hochprofessionell betriebenen Reitsport sind für ihre Reiter viel zu wertvoll, als dass man sie irgendwelchen potenziell schädlichen Einflüssen aussetzen würde.

Es bringt also sicher nichts verstörende Situationen wie aus der dritten Disziplin des M-5-K als beispielhaft für jeglichen Reitsport anzusehen. Moderne Fünfkämpfer sind keine echten Reitsportler, so wenig wie sie echte Schwimmer oder echte Läufer sind. Und das ist beim Schwimmen und Laufen zwar kein Problem, da sind eben einfach die Zeiten viel langsamer, aber beim Reiten wird es (gar nicht so selten) zum Problem. Zum Problem für die Pferde und auch zum Problem für die Zuschauer, die sich Szenen wie gestern unvorbereitet ansehen mussten.

captain hook
07.08.2021, 17:32
https://tokio.sportschau.de/tokio2020/nachrichten/Fuenfkampf-Trainerin-Raisner-von-Olympia-ausgeschlossen,olympia10518.html

Nu gibt's Konsequenzen.

"Der Vorstand hat Videoaufnahmen überprüft, die zeigten, wie Frau Raisner das Pferd Saint Boy, geritten von Annika Schleu, während der Reitdisziplin des Modernen Fünfkampfs der Frauen mit der Faust schlug", teilte der Verband am Samstag (07.08.2021) mit. "Ihre Handlungen wurden als Verstoß gegen die UIPM-Wettbewerbsregeln angesehen, die für alle anerkannten Wettbewerbe im Modernen Fünfkampf einschließlich der Olympischen Spiele gelten." Damit durfte Raisner beim Wettkampf der Männer am Samstag keine Aufgaben übernehmen.

"Hau drauf, hau richtig drauf!" hatte die Trainerin Schleu zugerufen, als sich das Pferd beim Springreiten im Modernen Wettkampf verweigerte. Anschließend schlug die Trainerin dem Pferd selbst noch mit der Hand auf die linke Seite.

maifelder
07.08.2021, 17:35
Ist Dir klar für was und wofür die Gerte eingesetzt wird bzw. was diese bewirkt oder urteilst Du hier aus Deiner persönlichen Einschätzung, ohne wirklich Ahnung vom "klassischen" Reitsport zu haben?

Hau mal so richtig zu, so die Aussage. Ich glaube, wenn ich die Gerte bei Dir einsetze und mal richtig zu haue, machst Du auch Dinge, die Du vorher nicht wolltest.

Oder wolltest Du nur relativieren?

captain hook
07.08.2021, 17:37
"Fünfkampf hat nichts, aber auch gar nichts mit Reiten zu tun. Die Pferde sind ein Transportmittel, zu denen die Athleten keinerlei Bezug haben. Denen kann man genauso gut ein Fahrrad oder einen Roller geben."
Isabell Werth, siebenmalige Dressur-Olympiasiegerin

Quelle https://tokio.sportschau.de/tokio2020/nachrichten/Fuenfkampf-Reit-Drama-um-Schleu-Tierwohl-Debatte-entbrannt,olympia10366.html

Körbel
07.08.2021, 17:38
In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hatten wir als Nachbarn einen Pferdebesitzer, der seine Pferde öfters ganz selbstverständlich geschlagen und getreten hat, wenn sie nicht taten, was er wollte. Das war leider völlig normal und dagegen war die Szene bei Olympia ein Kindergeburtstag. Er selbst bezeichnete sich aber völlig überzeugt als absoluten Tierfreund und Pferdenarr. :o

Auch ein Idiot.

abc1971
07.08.2021, 17:38
Ich möchte hier gerne mal was zur Diskussion über den Reitsport sagen.
Nur den Reitsport im Rahmen des modernen Fünfkampfes zu kritisieren, ist vermutlich zu kurz gesprungen. Auch die vielgerühmte Dressur, wird auch in manchen Reiterkreisen durchaus kritisch beäugt. Letztlich geht es um die Art des Reitens bzw. wie man dem Pferd die Kommandos gibt. Die Reitwelt ist inzwischen durchaus gespalten und nicht umsonst bommt inzwischen das Westernreiten.

Ich bin dazu sachlich nicht in der Lage, aber meine Frau war früher selbst Reiterin, kurzzeitig auch als moderne Fünfkämpferin, steht der "klassischen" Reiterei aber inziwschen durchaus kritisch gegenüber.

Allerdings finde ich auch, dass die eine oder andere Äußerung über Pferdehaltung zeigt, dass manch eine etwas vermenschlichte Sicht in Bezug auf Tierhaltung haben. Pferden gegenüber muss man in manchen Situationen durchaus resuluter gegenüber treten.

Körbel
07.08.2021, 17:41
Deine oben genannten Argumente sind meiner Meinung nach dermaßen oberflächlich und beliebig anwendbar, dass sie in ihrer Oberflächlichkeit jede Überzeugungskraft verlieren.

Du bist also der Meinung Tierquälerei ist oberflächlich und darf beliebig angewendet werden.
Schläge für Tiere sind in deinen Augen nicht überzeugend genug?
Was soll noch passieren?

Emotionsloses Wesen!

Helmut S
07.08.2021, 17:46
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie vielen Zwängen Spitzensportler unterliegen, v.a. im Bereich des olympischen Sports, der komplett dem Kadersystem untergeordnet ist.


Doch, kann ich. Ich war selbst Teil dieses Systems und mein großer Sohn auch. Ich stimme dir auch zu. Das meinte ich aber nicht.

Das dies anders ankam, als es von mir gemeint war, tut mir leid. Jeder der im Kadersystem ist kann selbstbestimmt aufhören. Das Pferd nicht. Wenn es geritten wird, wird es geritten. So meinte ich das und das ist ein gewaltiger Unterschied. Ich weiß auch, dass es in andern Gesellschaften wie der unseren anders ist. :Blumen:

deralexxx
07.08.2021, 17:47
Du bist also der Meinung Tierquälerei ist oberflächlich und darf beliebig angewendet werden.
Schläge für Tiere sind in deinen Augen nicht überzeugend genug?
Was soll noch passieren?

Emotionsloses Wesen!

Na du bist aber ein vorbildlicher Freiheitskämpfer:


Das Pferd hat "gesprochen" es wollte nicht über das 5. Hinderniss, was muss noch geschehen.
Klar und die Trainerin boxt ein fremdes Pferd, ich als Besitzer hätte ihr eine in die Fresse geschwertet.

P.s. nicht das es falsch rüberkommt, für mich geht der Umgang mit den Tieren da absolut nicht, der M5K sollte besser auf MTB umsteigen. Bei den anderen Sportarten mit Pferden fehlt mir Know How um eine Meinung zu haben.

abc1971
07.08.2021, 17:48
Inzwischen ist es sicherlich angebracht eine Bilanz zu ziehen, was das deutsche Abschneiden anbetrifft. Was bleibt unterm Strich?
Bezüglich der Medaillienausbeute das schwächste Abschneiden seit Wiedervereinigung. Ein Trend, der sich fortsetzt. In den Mannschaftssportarten geht fast nichts mehr. Leider schwächeln inzwischen auch ehemalige "Aushängesportarten", wie Kanu oder Rudern. Inzwischen holen die Niederlande fast so viel Edelmetall, wie Team D. Nur das die Niederlande so viele Einwohner haben, wie das Bundesland NRW. Woran liegt das? Offenbar machen andere mehr aus Ihren Möglichkeiten.

Ich glaube aber auch, dass Deutschland eben kein Sportland ist, so wie dies z.B. Großbritanien ist. Sport ist in Deutschland nicht Teil des kulturellen Selbstverständnisses.

Vor 5 Jahren gab es ja eine intensive Diskussion über die Restrukturierung der Finanzierung im Spitzensport. Das Ergebnis ist ja eher ernüchternd, wenn Medaillien die Währung sind.

Dazu in Japan noch eine schwache Funktionärsperformance durch Team D, gipfelnd im Fall Mostert.

Leider kann man nur wenig positives in Erinnerung behalten.

Hafu
07.08.2021, 17:52
https://tokio.sportschau.de/tokio2020/nachrichten/Fuenfkampf-Trainerin-Raisner-von-Olympia-ausgeschlossen,olympia10518.html

...

Annika Schleu sollte sich dringend professionelle Beratung holen. Mit Aussagen wie der nachfolgenden redet sie sich um Kopf und Kragen.

"Das, was sie (=die ausgeschlossene Bundestrainerin) gesagt hat, was ich auch von mir aus gemacht hätte, mit der Gerte einmal auf den Hintern zu hauen, das ist schon etwas, was man machen kann, um das Pferd zu überzeugen. Ich denke auch nicht, dass es besonders grob war."

Jeder Zuschauer konnte live miterleben, dass Schleu keineswegs nur "einmal auf den Hintern des Pferdes" gehauen hatte, was in der Tat keine großes Problem gewesen wäre.
Was mich am meisten gestört hat, war wie sie fast ständig mit aller Kraft an den Zügeln des Pferdes gezogen und die Trense dem Pferd maximal tief in den Mund gezogen hat, was für das Pferd mutmaßlich erheblich unangenehmer war als die vielen Schläge auf den Hintern.
Sie war erkennbar komplett aufgelöst und nicht nur am Rande sondern schon mitten in einem Nervenzusammenbruch, was man zwar angesichts der plötzlich sich auflösenden Medaillenträume ein Stück weit verstehen kann, aber heute mit einem Tag Abstand, immer noch öffentlich die Meinung zu vertreten, dass sie gestern rational richtig gehandelt und nur einmal kurz die Gerte benutzt habe, wie es im vom Captain verlinkten Text und auch im ZDF-Interview, das vorhin im Fernsehen kam, rüberkommt ist hanebüchen. Das grenzt an Realitätsverweigerung.

Über die Zustände im Internationalen Pentathlon-Verband (der übrigens einen umstrittenen deutschen Präsidenten hat, der seit 40 Jahren schon im Amt ist) gibt es einen guten aktuellen Text von Jens Weinreich. (https://www.getrevue.co/profile/jensweinreich/issues/tokio-newsletter-16-715740) Der Ausschluss der deutschen Bundestrainerin von den Spielen (so berechtigt er auch ist) ist natürlich nur ein billiges Ablenkungsmanöver von den katastrophalen Fehlern im Regelwerk des M-5-K.

Hafu
07.08.2021, 18:11
Doch, kann ich. Ich war selbst Teil dieses Systems und mein großer Sohn auch. ...
Das dies anders ankam, als es von mir gemeint war, tut mir leid. Jeder der im Kadersystem ist kann selbstbestimmt aufhören. ...

Die fettgedruckte Aussage zweifle ich massiv an. Sie trifft auf der Ebene des Nachwuchssportes noch zu, wo man -das ist die Natur des Hochleistungssportes- ohnehin irgendwann ausgesiebt wird, wenn die Leistung nicht mehr den Ansprüchen der Trainer und Funktionäre genügt.

Wenn man diese Hürden, an denen 99% der Leistungssportler scheitern, selbst wenn sie mal in einen c- oder D-Kader reingeschnuppert haben, gemeistert, den Sprung in den A-Kader geschafft und sein gesamtes Leben auf den Leistungssport ausgerichtet hat, seinen Lebensunterhalt mit Sporthilfe und Sportfördegruppe bestreitet dann kann man keineswegs mehr mal eben "selbstbestimmt aufhören", bzw. allenfalls noch in der Theorie.

Die Abhängigkeits- und Erwartungsdrucksituation für nahezu jeden Olympiasportler ist nach meine Dafürhalten weitaus heftiger als das was ein Pferd im (verantwortungsvoll betriebenen) Reitsport aushalten muss.

(Dass ich hier nicht vom M5K rede dürfte klar sein. Aber ich glaube dass auch das Pferd von Schleu gestern keinen ernsthaften Schaden davon tragen wird und mit seiner eigenen Reiterin längst wieder harmonisch funktioniert. Wahrscheinlich war es eh der letzte Einsatz im M5K für Sandboy)

maifelder
07.08.2021, 18:19
Inzwischen ist es sicherlich angebracht eine Bilanz zu ziehen, was das deutsche Abschneiden anbetrifft. Was bleibt unterm Strich?
Bezüglich der Medaillienausbeute das schwächste Abschneiden seit Wiedervereinigung. Ein Trend, der sich fortsetzt. In den Mannschaftssportarten geht fast nichts mehr. Leider schwächeln inzwischen auch ehemalige "Aushängesportarten", wie Kanu oder Rudern. Inzwischen holen die Niederlande fast so viel Edelmetall, wie Team D. Nur das die Niederlande so viele Einwohner haben, wie das Bundesland NRW. Woran liegt das? Offenbar machen andere mehr aus Ihren Möglichkeiten.

Ich glaube aber auch, dass Deutschland eben kein Sportland ist, so wie dies z.B. Großbritanien ist. Sport ist in Deutschland nicht Teil des kulturellen Selbstverständnisses.

Vor 5 Jahren gab es ja eine intensive Diskussion über die Restrukturierung der Finanzierung im Spitzensport. Das Ergebnis ist ja eher ernüchternd, wenn Medaillien die Währung sind.

Dazu in Japan noch eine schwache Funktionärsperformance durch Team D, gipfelnd im Fall Mostert.

Leider kann man nur wenig positives in Erinnerung behalten.

Volle Zustimmung. Ich denke, es beginnt in der Schule und Breitensport (Talentsichtung) und endet bei der Berufswahl und Endet bei der sozialen Absicherung.
Es sollte schon gut überlegt sein, ob man Berufssportler wird, oder Soldat/Polizist mit spärlichem Gehalt + Sportförderung.

Draußen nach der Pandemie ist es ähnlich, viele sind aus der Gastronomie abgewandert und haben sich was "Sicheres" gesucht.

OhneRad
07.08.2021, 18:27
So bekloppt ich das Reiten beim Modernen Fünfkampf finde und so mies das Verhalten von Trainerin und Sportlerin gegenüber dem Pferd war,muss ich auch sagen, dass Argumente wie "in der Natur machen die das nicht" in meinen Augen etwas albern sind. Sportpferden geht es mit Sicherheit besser, als 98% aller Pferde in der Natur und den olympiatauglichen Dressurpferden geht es etwas überspitzt gesagt auch besser als dem [sozioökonomisch betrachtet] unteren Drittel der Menschen in Deutschland.

captain hook
07.08.2021, 18:40
Volle Zustimmung. Ich denke, es beginnt in der Schule und Breitensport (Talentsichtung) und endet bei der Berufswahl und Endet bei der sozialen Absicherung.
Es sollte schon gut überlegt sein, ob man Berufssportler wird, oder Soldat/Polizist mit spärlichem Gehalt + Sportförderung.

Draußen nach der Pandemie ist es ähnlich, viele sind aus der Gastronomie abgewandert und haben sich was "Sicheres" gesucht.

Fragt doch mal bei Anna wieviel Zutun eines Verbandes es braucht und was man aus eigener Kraft schaffen kann.

Helmut S
07.08.2021, 18:40
Es beginnt ja bereits beim Sportstättebau. Insbesondere im Osten sind die Sportstätten überwiegend in einem üblen Zustand. Bund, Länder und Kommunen stellen in den nächsten 5 Jahren ca 850 Mio für die Sanierung von Hallen, Bädern, Stadien etc. zur Verfügung. Im DOSB und vom Bundesinstituts für Sportwissenschaft in Bonn werden Summen in einem Bereich von 30-40 Milliarden genannt. Offensichtlich ein klitzekleines Delta :Lachen2:

NBer
07.08.2021, 19:46
.....Ich glaube aber auch, dass Deutschland eben kein Sportland ist, so wie dies z.B. Großbritanien ist......

Am Beispiel GB sieht man sehr schön, welches Einfluß eigene Olympische Spiele haben. 2000 gewann GB 11 Goldmedaillen, 2004 9 Goldmedaillen. Das ist so unser jetziges Niveau. Dann wurden 2005 die Spiele 2012 nach London vergeben. Damit sezte eine massive Sportförderung in GB ein. Das Ergebnis: 2008 schon 19 mal Gold, bei den eigenen Spielen 2012 29 mal Gold. Danach gehts aber wieder abwärts, aber man zehrt noch von den eigenen Spielen....2016 27 mal Gold, momentan 20 mal Gold.
Selbes Spiel jetzt Japan: 2008 9mal Gold, 2012 7 mal, 2016 12 mal, jetzt bei 27mal Gold.

TriVet
07.08.2021, 20:22
Zum Fünfkampf auch guter Artikel beim Deutschlandfunk VOR der Affäre:

https://www.deutschlandfunk.de/moderner-fuenfkampf-schlecht-geritten.1346.de.html?dram:article_id=501087

qbz
07.08.2021, 20:40
Schlimme Zustände werden da mit den polnischen Leihpferden beschrieben.

TobiBi
07.08.2021, 21:40
Auf jeden Fall hat die Welt wieder das Gesicht des "hässlichen Deutschen" gesehen.

1x Trainer mit rassistischen Aussprüchen.
1x Trainerin die die Athletin auffordert, auf das Pferd draufzuhauen.

su.pa
07.08.2021, 22:45
Sportpferden geht es mit Sicherheit besser, als 98% aller Pferde in der Natur und den olympiatauglichen Dressurpferden geht es etwas überspitzt gesagt auch besser als dem [sozioökonomisch betrachtet] unteren Drittel der Menschen in Deutschland.

So ist es nicht. Denn das vermeintliche Bessergehen ist meistens nicht pferdegerecht. Pferde sind Herdentiere und brauchen Bewegung. Und zwar fast 24 Std am Tag. Sobald es um Geld geht (Sportpferde) ist das meistens nicht der Fall. Dann dürfen sie nicht mehr auf die Weide und das schon gar nicht mit Artgenossen, weil die Verletzungsgefahr zu groß ist und sie dafür einfach zu wertvoll sind. Natürlich haben sie in der Regel ein glänzendes Fell, sind gut genährt und haben eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Reiter - aber artgerecht ist das trotzdem nicht! So Vorfälle wie jetzt sind nur die Spitze des Eisbergs.

Dressurpferde sind oft Nervenbündel. Es gibt einige Videos bei Youtube, wo es die Reiter mit ihnen nicht mal ins Viereck schaffen. Und die ganzen Hilfsmittel beim Springen (Sperr-Riemen und Martingal) vertuschen auch nur, dass es ohne vielleicht gerade nicht sehr harmonisch aussehen würde...

keko#
07.08.2021, 22:47
Auf jeden Fall hat die Welt wieder das Gesicht des "hässlichen Deutschen" gesehen.

1x Trainer mit rassistischen Aussprüchen.
1x Trainerin die die Athletin auffordert, auf das Pferd draufzuhauen.

Der Trainer gehört gefeuert. Rassistische Ausdrücke, dafür zahl ich keine Gebühren.

TobiBi
07.08.2021, 22:50
Da reite ich doch dann lieber auf meinem Carbonesel...

speedskater
07.08.2021, 23:05
Bin für den Männer Mara zu müde.
Wo kann man denn den am Sonntag zu normalen Tageszeiten komplett sehen?
Danke.
Hatte LidlRacer da nicht irgendwo einen Link angeboten?
Finde ihn nicht mehr.
Mahalo!

Körbel
07.08.2021, 23:37
Na du bist aber ein vorbildlicher Freiheitskämpfer:

P.s. nicht das es falsch rüberkommt, für mich geht der Umgang mit den Tieren da absolut nicht, der M5K sollte besser auf MTB umsteigen. Bei den anderen Sportarten mit Pferden fehlt mir Know How um eine Meinung zu haben.


Mit dem Alk-Pegel von jetzt, wäre das Ganze nicht so "feinfühlig" geschrieben worden.
Mir kocht die Galle, wenn Tiere so ausgebeutet werden.
Da bekomme ich Mordgelüste.

Da reite ich doch dann lieber auf meinem Carbonesel...

Weise Entscheidung und das wäre als Erfolg für den M-5-K und ein Riesenerfolg für die Tiere.

Sport ja, aber bitte ohne Tierqual.

Hahnenkämpfe will ja auch keiner sehen.

thunderlips
08.08.2021, 00:09
Bin für den Männer Mara zu müde.
Wo kann man denn den am Sonntag zu normalen Tageszeiten komplett sehen?
Danke.
Hatte LidlRacer da nicht irgendwo einen Link angeboten?
Finde ihn nicht mehr.
Mahalo!

gibts immer in der ZDF Mediathek im ReLive; aber unkommentiert.

merz
08.08.2021, 00:15
Die kommentiere garnichts mehr - Streik.?

Gerade in einer Einstellung von der Seite: pinke Sohle, weisses Obermaterial war klar 50% aller Schuhe :cool:

m.

JENS-KLEVE
08.08.2021, 00:58
Hitzeschlacht, eklig. Der Marathon ist auch Tierquälerei.

LidlRacer
08.08.2021, 01:09
Bin für den Männer Mara zu müde.
Wo kann man denn den am Sonntag zu normalen Tageszeiten komplett sehen?
Danke.
Hatte LidlRacer da nicht irgendwo einen Link angeboten?
Finde ihn nicht mehr.
Mahalo!

Wenn es nicht schon sehr kurzfristig nach dem Event sein soll, findet man alles leicht so:
https://mediathekviewweb.de/#query=marathon

TRIPI
08.08.2021, 01:48
Kipchoge hat 10km vor dem Ziel keine Lust mehr mit den lahmen Schnecken mitzujoggen und lässt das Pony raus. Das wars dann wohl.

Edit:

Unglaublich was die da bei den Temperaturen leisten. Kipchoge im Ziel nicht mal am Schnaufen, ein Alien.

captain hook
08.08.2021, 09:58
Kipchoge hat 10km vor dem Ziel keine Lust mehr mit den lahmen Schnecken mitzujoggen und lässt das Pony raus. Das wars dann wohl.

Edit:

Unglaublich was die da bei den Temperaturen leisten. Kipchoge im Ziel nicht mal am Schnaufen, ein Alien.

Der hat den Marathon gewonnen wie Pogacar die Tour. Mit dem Finger in der Nase...

JENS-KLEVE
08.08.2021, 10:56
Krasse Sache, und gute Leistungen von den Deutschen :liebe053:

tridinski
08.08.2021, 12:02
Die FAZ heute zur Leichtathletik in Tokio "Wunder über Wunder (https://www.faz.net/aktuell/sport/olympia/rekordflut-bei-olympia-in-leichtathletik-wundern-ueber-wunder-17473264.html)" (Paywall)

Daraus:
* von Peking im Nachgang 28 Leichtahtleten überführt, von London 54, was steht für Tokio zu befürchten da während der Pandemie viele Kontrollen ausfielen
* Wer lässt sich noch faszinieren wenn jeder Sieg/Bestleistung die Frage nach Doping aufwirft
* 100mF 10,61 seit 33 Jahren erstmals in der Dimension von GriffithJoyner

Und bzgl. Material:
* verbessertes Gummigranulat der Bahn, Hersteller sagt 1-2% mehr Energierückgabe
* Schuhe: Karbonplatten jetzt auch in Spikes, Sohle aber nur halb so dick wie bei Strassenschuhen: Marathon Breaking2 2,7% Verbesserung, jetzt 400mHürden M=1,7% F=1,3%
* aber warum kein Rekord über 400m flach bzw. In der Breite über alle Laufdisziplinen?

bentus
08.08.2021, 12:31
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Trivangelium
08.08.2021, 12:38
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Was für ein A********.

tom81de
08.08.2021, 13:23
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Da fehlen einem die Worte.....
Was für ein ........

Körbel
08.08.2021, 13:48
Hitzeschlacht, eklig. Der Marathon ist auch Tierquälerei.

Die machen es aber freiwillig und werden weder geschlagen, getreten oder geboxt.

Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Ohne Worte.
Würde bei mir im nachhinein noch disqualifiziert werden.

iChris
08.08.2021, 13:49
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Das wollte ich auch gerade posten nach dem ich es auf Insta gesehen habe.
Der Kollege hat allen gezeigt was der olympische Sportsgeist ist #Ironie

NBer
08.08.2021, 18:27
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Ich trau es mich kaum zu sagen....aber die Szene erinnerte mich doch sehr an ein gewisses Hawaiirennen an der letzten Verpflegungsstelle mit einem auch hier im Forum durchaus hochgeschätzten Hawaiisieger.....

runningmaus
08.08.2021, 18:34
Ich war früher eins der Pferde Mädchen: in der Koppel stand auch ein Hindernis, ca 60 cm , um das man problemlos herum laufen konnte: einige Pferde sprangen beim ersten Lauf dennoch morgens beim heraus gelassen werden einfach darüber :) . So wie sie zum Spaß und aus purer Lebensfreude manchmal sich streckten oder buckelten oder in der Koppel herum hüpften.... ;)
Und zwei der Racker weideten mittags manchmal auf der Nachbar-koppel, ... Trotz geschlossenem Tor, und ca 1,2 m hohen Zaun... Einfach so ... Und in der Nähe der anderen .... ;)
Also, ich wollte nur erwähnen, das es auch Pferde gibt, die springen können und mögen :)

su.pa
08.08.2021, 18:37
Ich trau es mich kaum zu sagen....aber die Szene erinnerte mich doch sehr an ein gewisses Hawaiirennen an der letzten Verpflegungsstelle mit einem auch hier im Forum durchaus hochgeschätzten Hawaiisieger.....

Wer? Was?

speedskater
08.08.2021, 22:15
Danke an thunderlips und LidlRacer:Liebe: für den Hinweis auf den relive beim ZDF.

Tolle Marathonübertragungen und spannende Verläufe bei Männern und Frauen.

Jedes Mal ist Eliud ein Augenschmaus.
Unfaßbar. Kann mich nicht satt sehen.

Ich fand es sehr angenehm, mal keinen Reporterkommentar
u. keine Pacemaker und störenden Agegrouper im Blickfeld zu haben
und auch die letzten Olympioniken und Finisher einlaufen, reinkrabbeln und mit der olympischen Ziellinie geehrt zu sehen.
Bei anderen Rennen wären unter diesen klimatischen Bedingungen bestimmt 50 % + ausgestiegen. Hier wurde viel mehr gekämpft.
So Meisterschafts- und Olympiarennen sind wirklich eine eigene Wettkampfgattung.

P.S. Gut, dass es dort keinen Rolling Start gibt ...

HerrMan
09.08.2021, 08:17
BILD fragt, ob sich eine halbe Milliarde Steuergelder lohnt für 37 Medaillen. Böse Frage, so berechtigt und falsch wie die ewige Kritik an der Kulturförderung.

Und laut einer Umfrage für die ZEIT hat bei 78 % der Bevölkerung Olympia diesmal keine Begeisterung ausgelöst.

keko#
09.08.2021, 08:32
BILD fragt, ob sich eine halbe Milliarde Steuergelder lohnt für 37 Medaillen. Böse Frage, so berechtigt und falsch wie die ewige Kritik an der Kulturförderung.

Und laut einer Umfrage für die ZEIT hat bei 78 % der Bevölkerung Olympia diesmal keine Begeisterung ausgelöst.

An mir ging Olympia quasi vorbei. Ein paar Mal habe ich reingeschaut, aber da hatten die ersten Triathlons in DE von vor 40 Jahren mehr Stimmung. Und sterile Siegerehungen mit Masken waren für mich ein trauriges Bild.
DE ist halt Fußballland....

repoman
09.08.2021, 09:27
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/status/1424245565458567169

Konnte jemand den Sportsfreund identifizieren?

captain hook
09.08.2021, 09:30
Konnte jemand den Sportsfreund identifizieren?

Beim Marathon über 42,195 Kilometer hat der französische Läufer Morhad Amdouni für einen unsportlichen Moment gesorgt und den olympischen Gedanken mit Füßen getreten. Als das Athletenfeld bei Kilometer 28 an einer Verpflegungsstation vorbeilief, räumte der 33-Jährige mit seiner rechten Hand fast eine gesamte Reihe mit Trinkflaschen auf einmal ab. Die allerletzte schnappte sich Amdouni selbst und genehmigte sich eine Erfrischung.

https://www.ran.de/olympia/news/olympia-2021-franzoesischer-laeufer-wirft-bei-marathon-getraenke-fuer-gegner-um-128768

repoman
09.08.2021, 09:43
Beim Marathon über 42,195 Kilometer hat der französische Läufer Morhad Amdouni für einen unsportlichen Moment gesorgt und den olympischen Gedanken mit Füßen getreten. Als das Athletenfeld bei Kilometer 28 an einer Verpflegungsstation vorbeilief, räumte der 33-Jährige mit seiner rechten Hand fast eine gesamte Reihe mit Trinkflaschen auf einmal ab. Die allerletzte schnappte sich Amdouni selbst und genehmigte sich eine Erfrischung.

https://www.ran.de/olympia/news/olympia-2021-franzoesischer-laeufer-wirft-bei-marathon-getraenke-fuer-gegner-um-128768

Danke!

"Der ehemalige Olympia-Weitspringer Dave Culbert glaubt nicht, dass der Franzose versehentlich derart viele Flaschen auf den Boden befördert hat: "Aber das muss das Publikum beurteilen." Die australische Mittelstreckenläuferin Tamsyn Lewis nahm ihn dagegen in Schutz. "Es ist ziemlich schwer, sich diese Getränke zu schnappen", erklärte sie: "Für die Athleten hinter ihm ist es sicher nicht hilfreich."

Wie kann man glauben, dass das keine Absicht war. Ausgerechnet die letzte Flasche nimmt er sich.:-((

iChris
09.08.2021, 11:15
Beim Marathon über 42,195 Kilometer hat der französische Läufer Morhad Amdouni für einen unsportlichen Moment gesorgt und den olympischen Gedanken mit Füßen getreten. Als das Athletenfeld bei Kilometer 28 an einer Verpflegungsstation vorbeilief, räumte der 33-Jährige mit seiner rechten Hand fast eine gesamte Reihe mit Trinkflaschen auf einmal ab. Die allerletzte schnappte sich Amdouni selbst und genehmigte sich eine Erfrischung.

https://www.ran.de/olympia/news/olympia-2021-franzoesischer-laeufer-wirft-bei-marathon-getraenke-fuer-gegner-um-128768

Da war die Belgierin doch etwas anders gestrickt:
https://www.instagram.com/p/CSTqd6-nDmH/ :)

OhneRad
09.08.2021, 13:28
Inzwischen ist es sicherlich angebracht eine Bilanz zu ziehen, was das deutsche Abschneiden anbetrifft. Was bleibt unterm Strich?
Bezüglich der Medaillienausbeute das schwächste Abschneiden seit Wiedervereinigung. Ein Trend, der sich fortsetzt. In den Mannschaftssportarten geht fast nichts mehr. Leider schwächeln inzwischen auch ehemalige "Aushängesportarten", wie Kanu oder Rudern. Inzwischen holen die Niederlande fast so viel Edelmetall, wie Team D. Nur das die Niederlande so viele Einwohner haben, wie das Bundesland NRW. Woran liegt das? Offenbar machen andere mehr aus Ihren Möglichkeiten.

Ich glaube aber auch, dass Deutschland eben kein Sportland ist, so wie dies z.B. Großbritanien ist. Sport ist in Deutschland nicht Teil des kulturellen Selbstverständnisses.

Vor 5 Jahren gab es ja eine intensive Diskussion über die Restrukturierung der Finanzierung im Spitzensport. Das Ergebnis ist ja eher ernüchternd, wenn Medaillien die Währung sind.

Dazu in Japan noch eine schwache Funktionärsperformance durch Team D, gipfelnd im Fall Mostert.

Leider kann man nur wenig positives in Erinnerung behalten.

Ich teile deine Grundaussage, würde das aber weniger am Medaillenspiegel festmachen. 2008, 2012 und 2016 waren medaillentechnisch relativ ähnlich, also eindeutig ist der Trend nicht. Zudem gab es überdurchschnittlich Pech würde ich sagen, Zeidler und Vetter haben ihre Disziplinen die letzten Jahre unfassbar dominiert und sind einfach mit den Bedingungen nicht richtig klar gekommen. Schleu wäre, wenn ich das richtig verstanden habe, auch mit 5 Abwürfen im Springreiten noch klare Goldfavoritin gewesen. Kaul hat sich verletzt. Nur als ein paar Beispiele. Bei den letzten olympischen Spielen waren die Niederlande noch weit entfernt, vielleicht haben die einfach eine besonders gute Generation gehabt. Japan hat alleine 9 von 27 Goldmedaillen im Judo geholt; generell sind viele Gewichtsklassen-Sportarten überproportional im Medaillenspiegel und z. B. im Gewichtheben kann man eigentlich froh sein (dort wird statistisch gesehen die Hälfte in den nächsten 10 Jahren wegen Doping aberkannt werden).

Bei einigen deiner Beispielen würde ich auch ein wenig relativieren wollen, Rudern wäre mit Zeidler und dem Damen-Doppelvierer, der einen technischen Fehler gemacht hat, absolut solide gewesen und mit Zeidler im Einer und dem Achter, der seit über 10 Jahren konstant um Gold mitfährt und manche WM gewonnen hat, sind Aushängeboote gut besetzt.

Beim Kanu war man bei der letzten WM2019 ebenfalls noch sehr stark, allerdings schwächeln hier die Frauen (vor allem der K4 war ja lange eine Bank) und bei den Männern muss es dringend einen Generationenwechsel geben; wenn man bedenkt das Brendel seit 10 Jahren die Canadierszene dominiert hat und Max Hoff jetzt mit 38 und Ronnie Rauhe mit 39 abgetreten sind.

Mannschaftssport war bei der letzten Olympiade mit Gold und Silber im Fußball, 2x Bronze im Hockey, Bronze im Handball und Gold im Beachvolleyball auch noch breit aufgestellt. Ob da jetzt in den paar Jahren alles verloren ist, wage ich zu bezweifeln, aber es ist natürlich festzuhalten, dass in allen Sportarten vor Talentmangel gewarnt wird, selbst im Fußball gibt es wohl eine Lücke.

Erschreckend finde ich vor allem, dass man im Beckenschwimmen weiterhin gar keine Rolle spielt, so sehr ich Wellbrock und Köhler feiere, aber bei über 30 Entscheidungen sind zwei Medaillen für ein Land von der Größe Deutschlands einfach nur peinlich und es ist ja auch nicht so, dass man dahinter viele Finalisten oder wenigstens ein paar Staffeln in der Breite hätte.

Zudem baut die Leichtathletik auf sowieso niedrigen Niveau immer weiter ab. Bei den Männern war kein einziger Läufer von 100 m bis Marathon irgendwo in der Weltspitze zu finden. Bei den Frauen sieht es im Laufen in der Breite etwas besser aus, aber letztlich ist Krause die einzige, die wirklich konstant auf den Punkt abliefern kann. Viele tolle Läuferinnen dahinter haben immer wieder Probleme, pünktlich fit zu sein, siehe z. B. Reh, Klein oder Lückenkemper. In den Sprungdisziplinen hat man hier und da mal Finalisten oder eben eine Einzelkönnerin wie Mihambo aber auch bei den Stabhochspringern und Mehrkämpfern hat man sich in der Breite von der absoluten Weltspitze verabschiedet (Kaul natürlich ein Versprechen, aber das kann ja nicht alles sein). Und selbst im Werfen funktionieren nur noch Diskus und Speer und auch hier immer partieller.

lqw
09.08.2021, 15:30
https://imgur.com/RmAMJEO

Interessant wäre ja z.B. mal die Frage, was Polen anders macht als wir in der Leichtathletik. Die waren ja überproportional erfolgreich dort, und das soweit ich das sehen konnte ohne "Auslandseinkäufe" wie andere europäische Nationen teilweise.

bentus
09.08.2021, 15:41
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

captain hook
09.08.2021, 16:51
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Ich empfinde das als eine sehr berechtigte Frage.

Stefan
09.08.2021, 17:01
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?
Aktuell: Weil man eine Menge Geld in den Spitzensport steckt.
Wenn man die Olympiastützpunkte für die Bevölkerung öffnet, keine Sportsoldaten mehr beschäftigt und die Trainer im Freizeitsport einsetzt, dann kann man gerne den Anspruch runterschrauben.

Helios
09.08.2021, 17:28
Ganz klaa ein Sanierungsfall.

Prio 1 Kosteneinsparung

7 von 10 Gold wurden von viemahle geholt - mähll bleibt in 3 Jahren daheim, nix Sause in Paris :Cheese:

Die Stützpunkte müssen sich ihr Geld selber verdienen - *open 4 all* heisst das ;)

So wird aus den Stützpunkten Kondensations-Cluster für die nächste Generation, die jetzige ist eh schon abgehängt.

.......
.......
usw.
:)

Körbel
09.08.2021, 17:54
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Weil sie beim Eurovison Song Contest schon so schlecht waren
und nicht zu vergessen die letzte Fussball-WM und EM.

Irgendwo muss man ja glänzen.

noam
10.08.2021, 00:38
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Gute Frage, wenn auch sehr philosophisch.

Solange man Profisport mit Steuergeldern fördert, Berufssportler in Bundeswehr und anderen Behörden ermöglicht sollte der entsprechende Anspruch sein, auch möglichst gut im Vergleich mit anderen Profisportlern abzuschneiden. In vielen Sportarten ist Olympia der ultimative Vergleich und eine Medaille das klar definierte Ziel.

Mit dem Infragestellen einer Notwendigkeit von Erfolg, stellt man eigentlich sämtliche Notwendigkeit von Sportförderung durch staatliche Zuwendungen im Profisport in Frage. Was bringt einer Behörde ein Olympiasieger in der Praxis? Genau gar nichts. Er schadet sogar, da er Planstellen besetzt und damit andere seine Arbeitskraft kompensieren müssen.



Solange wir die olympischen Sportarten massiv mit Steuermitteln fördern, für gerade diese Sportler exklusive Infrastruktur (Trainingsstädten, Trainer und Betreuer) schaffen und vorhalten, solange dürfen "wir" auch den Anspruch haben, dass diese Sportler bestmöglich ausgebildet, trainiert und vorbereitet an den Start gehen und dabei sollte fortwährend das gesamte System auf dem Prüfstand stehen.




Nun sind wir in Deutschland eine Gesellschaft in der Sport bei weitem nicht den Stellenwert hat, den der Sport in anderen Ländern genießt. In meinen Schwimmerzeiten war es zB für viele niederländische Vereine völlig selbstverständlich ein eigenes Schwimmbad für Trainingszwecke und Schwimmausbildung von der Gemeinde zur Verfügung gestellt zu bekommen. Bei uns werden Bäder mehr und mehr privatisiert und in moderne Wasserspielplätze umgebaut. Gerade Vereine in ländlichen Regionen leiden erheblich unter Wassermangel oder sind Bittsteller bei den privaten Badbetreibern, was zu erheblichem finanziellen Aufwand führt, den sich nicht jeder leisten will. Wenn ich zurückschaue, hatten wir hier oben innerhalb von 50km vier Hallen und noch mehr Freibäder mit Sportbecken vor 20 Jahren. Davon sind ein sanierungspflichtiges Hallenbad und zwei Freibäder geblieben. Die anderen Bäder sind entweder nicht nutzbare Spielplätze oder geschlossen worden. Und das wird ja nicht exklusiv beim Schwimmsport so zu sein, sondern auch andere Sportarten betreffen. Dazu kommen so starre Kaderstrukturen, wo es mehr um die eigenen Pfründe auf Funktionärsebene geht als um die Leistungsfähigkeit der Sportler.

Weiter geht es mit der Einstellung zu Leistung, Gewinnen und Verlieren im Sport. Wenn man Bundesjugendspiele in Grundschulen abschafft, da man es als diskriminierend empfindet, wenn das unsportliche (körperlich benachteiligte) Kind als Reaktion auf seine Leistung "nur" eine Teilnehmerurkunde erhält, wo doch der sportliche eine Ehrenurkunde erhält, muss man sich doch nicht mehr Fragen, warum es kaum mehr Nachwuchs für Leistungssport gibt.


Woher soll denn die Breite an Sportlern kommen, aus denen man die herausragenden zu Spitzensportlern formen kann, wenn an der Basis kaum mehr für viele die Möglichkeit besteht einem Sport in ausreichender Intensität nachzugehen?





Witzigerweise gibt es diese Diskussion alle 4 Jahre nach Olympia, dann verschwindet sie wieder und nach 4 Jahren hat sich nichts geändert und die Diskussion kommt erneut auf. Ja komisch. Es hat sich ja weder die Stellung von Sport in der Gesellschaft noch Strukturen in der Förderung verändert.



Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

TobiBi
10.08.2021, 07:19
Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

Ist dann halt die Frage ob man das Schulsystem dann auch so umstellen will, dass die Schulen Schulgebühr kosten, denn die tollen Anlagen wollen natürlich auch unterhalten werden.
Da ist meine Präferenz: Lieber schlechter im Sport als gute Bildung nur für die Wohlhabenden.

HerrMan
10.08.2021, 07:49
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?


Meine Güte, kindische Frage. "Brot und Spiele" - war da was.... mehr gibt es darauf eigentlich nicht zu sagen.

Wenn das Sysrem besser funktionieren würde, und die über eine halbe Milliarde Förderung, die in den letzten 4 Jahren in den Spitzensport gesteckt wurden, zu vielen vielen Medaillen geführt hätten, wären im Folk für ein paar Tage Corona, Baerbocks Irrungen in Brandenburg, Flutkatastrophe und Klimawandel in Vergessenheit geraten. Solch temporäre Auszeiten beruhigen die Nerven ganzer Völker und können somit auch zu internationaler Entspannung führen.

Bestes Beispiel: Das Sommermärchen 2006.

captain hook
10.08.2021, 07:56
.

Weiter geht es mit der Einstellung zu Leistung, Gewinnen und Verlieren im Sport. Wenn man Bundesjugendspiele in Grundschulen abschafft, da man es als diskriminierend empfindet, wenn das unsportliche (körperlich benachteiligte) Kind als Reaktion auf seine Leistung "nur" eine Teilnehmerurkunde erhält, wo doch der sportliche eine Ehrenurkunde erhält, muss man sich doch nicht mehr Fragen, warum es kaum mehr Nachwuchs für Leistungssport gibt.



Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

In den USA bekommt man dann halt auch nen Platz an so einer Schule wenn die schulischen Leistungen nicht reichen, aber die Schule ihr Standing auf sportlicher Ebene verbessern kann. Ich halte das nicht für erstrebenswert.

Der erste zitierte Absatz trifft es in meinen Augen ganz gut. Hochleistungssport ist halt ne harte Sache. Und man muss meist früh anfangen. Entweder es kommt dann von innen heraus oder es hat auch was mit Druck zu tun. Da zweiteres nicht so sehr gefragt ist in D, muss man sich auf ersteres beschränken. Und da ist die Trefferquote dann halt nicht so hoch. Vielleicht sollte man eher Psychologen als Trainer beschäftigen um festzustellen, wie man möglichst viele Möglichkeiten und Motivation schafft sich auszuprobieren, Lust auf Sport zu machen und aufzuzeigen, dass es sich lohnen kann. Zumindest außerhalb von Fußball und Co. Da wird Talentsichtung und Co ja aktiv betrieben. Vom sozialen Ansehen und Zukunftschancen noch gar nicht gesprochen.

Ich habe in meiner sportlichen Zeit nur selten das Gefühl gehabt, dass mir das deutsche Sportsystem sowas aufzeigt. Die, die es taten taten das aus persönlichem Engagement und außerhalb solcher Strukturen.

Vielleicht haben wir deshalb bessere Fußballer*innen als Marathonläufer*innen.

Hafu
10.08.2021, 08:44
...
Da ist meine Präferenz: Lieber schlechter im Sport als gute Bildung nur für die Wohlhabenden.

Was auf jedem Fall ein Riesen-Vorteil des US-amerikanischen, historisch gewachsenen Systems ist, sind die vielen Sport-Stipendien, die es neben Mannschaftssportarten gerade auch für Schwimmen und Leichathletik in den USA gibt.

Für einen deutschen Studenten ist Leistungssport neben dem Studium eher eine zusätzliche Belastung und Leistungssportler werden im Unibetrieb eher belächelt.


In den USA ist es gerade umgekehrt: vielen Studenten ermöglicht ihr Sport überhaupt erst den Zugang zu attraktiven Unis und an den Colleges/ Hochschulen selbst genießen die besten Sportler auch mit das höchste Ansehen, weil die Hochschulen das ganze College-Sportsystem nutzen, um sich im Wettbewerb mit anderen Hochschulen in Szene setzen.
Ich habe mehrere Triathleten in meinem Bekanntenkreis (darunter auch eine Olympiateilnehmerin von Tokyo), die alleine wegen der Sportstipendien zum Studieren in die USA gegangen sind (wobei sie sich in der Studienzeit dann aufs Laufen fokussiert haben).

OhneRad
10.08.2021, 09:14
Also ich für meinen Teil messe (Breiten-)Sport eine erhebliche Bedeutung in Hinblick auf Gesundheitsprävention sowie pädagogische Aufgaben zu. Man kann jetzt viel über den Zusammenhang zwischen Leistungssport und Breitensport philosophieren, ich persönlich glaube, dass internationale Erfolge oder Persönlichkeiten oder Geschichten sehr zum Erfolg des Breitensports beitragen (hinsichtlich finanzieller Mittel, Aufmerksamkeit, Bereitschaft zum Engagement etc.) und es darüber hinaus auch einen kulturellen Wert des Leistungssports gibt. Ich sehe das letztlich als eine Form von Kulturförderung.

Wenn man im internationalen Vergleich an der Spitze in vielen Disziplinen keine Rolle mehr spielt, zeigt das in meinen Augen einen Mangel an Talentförderung, Verlust von Know-how etc. und wird nicht zur Gesundung der vielen Vereine beitragen. Wie gesagt mache ich das nicht so sehr am Medaillenspiegel (pro Kopf haben wir übrigens mehr Medaillen geholt als die Amerikaner...) als vielmehr am Fehlen von erfolgreichen Sportlern in der Breite klassischer Disziplinen fest - und Leichtathletik und Schwimmen besitzen da meiner Meinung nach noch mal eine besondere Rolle, weil hier sehr basale Bewegungen wie Laufen und Schwimmen ausgeübt werden.

Und der Hauptgrund für das schwache Abschneiden ist meiner Meinung nach in erster Linie, dass es für junge Sportler schlicht eine rationale Entscheidung ist, den leistungsorientierten Sport aufzugeben und sich auf andere Dinge zu konzentrieren, weil er nicht honoriert wird. Bei mir in der Stufe bzw. Schule im allgemeinen waren zahlreiche Leute in LA, Schwimmen, Kanu, Rudern oder Radsport auf Landesmeisterschaftsniveau aufwärts aktiv, die meisten haben in der 11. Klasse, also Beginn der abiturelevanten Schulzeit oder etwas später, zur Studienzeit aufgehört "um sich darauf zu konzentrieren", verschärft in den G8-Jahrgängen weil es mit dem völlig chaotischen Nachmittagsunterricht auch einfach schwierig wurde, sich an Trainingszeiten zu halten. Das finde ich schon ein Problem, auch wenn mir klar ist, dass die Diskussion 2024 wieder geführt wird.

Von dem bereits angesprochenen Problem der kaputtgesparten Infrastruktur für LA und Schwimmen insbesondere ganz zu schweigen.

Rolle und Ansehen des Sports spielt übrigens durchaus auch eine Rolle zur Bereitschaft, dutzende Kilometer Straße für Triathlon- und Radwettkämpfe zu sperren....

PS: Es gibt echt nichts deutscheres, als Sportförderung mit Klimaschutz zu verknüpfen, nachdem Motto "wie viele Bäume können wir statt der Laufbahn pflanzen" ...

JENS-KLEVE
10.08.2021, 09:49
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Aus Antrieb, Ehrgeiz… Leidenschaft

Oder bist du eher der Typ „Jeder in unserer Klasse ist Sieger. Kai-Sören, du bist 18. Gewinner!“:liebe053: :liebe053:

Oscar0508
10.08.2021, 19:41
Aus Antrieb, Ehrgeiz… Leidenschaft

Oder bist du eher der Typ „Jeder in unserer Klasse ist Sieger. Kai-Sören, du bist 18. Gewinner!“:liebe053: :liebe053:

Da formulierst du zu kurz.
Geh mal nach Lensahn.... da ist auch der 18. Gewinner. Mit Antrieb, Ehrgeiz und Leidenschaft.
Da wurde doch die belgische Marathonläuferin gefeiert, die sich über den 24. (?) Platz freute.

JENS-KLEVE
10.08.2021, 21:27
Da formulierst du zu kurz.
Geh mal nach Lensahn.... da ist auch der 18. Gewinner. Mit Antrieb, Ehrgeiz und Leidenschaft.
Da wurde doch die belgische Marathonläuferin gefeiert, die sich über den 24. (?) Platz freute.

Ich sprach vom Unterricht in einer Schulklasse, in der es keine Verlierer geben darf:Lachanfall:

An anderer Stelle lobte ich auch die Leistungen der deutschen Marathon Läufer. Es ging aber um Sportförderung, Talentschmieden, Breitensport und Mentalität. Sport und Wettkampfsport wird in Deutschland nur auf Fußball reduziert. Das ist traurig.

bentus
10.08.2021, 23:04
Hintergrund meiner Frage war, dass ich keine Notwendigkeit einer staatlichen Spitzensportförderung sehe.

Die Argumente pro staatlicher Spitzensportförderung sehe ich nicht wirklich. Oftmals wird die Vorbildsfunktion der Spitzensportler für die Breitensportler angeführt. Aber warum müssen Vorbilder Deutsch sein? Sind deutsche Sportler so wichtig als Vorbildsfunktion? Reichen hier nicht die internationalen Spitzensportler? Als konkretes Beispiel, wenn ich einen Marathon laufen will, nehme ich mir dann Richard Ringer als Vorbild oder Eliud Kipchoge?

Auch sehe ich nicht, dass Geld welches in den Spitzensport fließt, Strukturen für den Breitensport/Leistungssport schafft. Wäre das Geld nicht besser verteilt wenn die Verbände es für Aktivierung von Mitgliedern, beispielsweise jährliche neue Verbandsmitglieder oder ähnliches bekommen anstatt für Olympiamedaillen?
Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass die Gelder sehr exklusiv verteilt werden. Möglichkeiten die Sportanlagen an Stützpunkten zu nutzen sind quasi nicht vorhanden. Dann lieber ein Schwimmbad für alle Sportler in der Stadt bauen.

Die internationale patriotische Darstellung und indirekte Propaganda dargestellt durch internationale Erfolge deutscher Leistungssportler hat Deutschland meiner Meinung nach nicht nötig. Ich persönlich verstehe nicht wie man Stolz auf eine Sportler sein kann und sich als Teil dessen Erfolges fühlt nur weil man den gleichen Pass besitzt. Stolz bin ich auf meine eigenen Leistungen und auf Dinge für die ich etwas getan habe, nicht weil ich die gleiche Staatsbürgerschaft wie erfolgreiche Leute haben.

Gleichzeitig lehrt auch die Vergangenheit, dass staatliche Sportförderung auch erschreckende Ausmaße annehmen kann (Staatsdoping, DDR als Beispiele).

Ich bin nicht dagegen, dass deutsche Sportler bei Olympia starten. Aber ich bin gegen staatlicher Spitzensportförderung. Die Gelder sind in anderen Bereichen besser angelegt. Man kann wie schon vorgeschlagen Verbände für gute Breiten/Leistungssport Arbeit, Trainerausbildung, Sportstätten fördern.

NBer
11.08.2021, 09:51
......Aber warum müssen Vorbilder Deutsch sein? Sind deutsche Sportler so wichtig als Vorbildsfunktion? Reichen hier nicht die internationalen Spitzensportler? Als konkretes Beispiel, wenn ich einen Marathon laufen will, nehme ich mir dann Richard Ringer als Vorbild oder Eliud Kipchoge?......

Die Frage ist aber...wenn Ringer genauso gut und erfolgreich wäre wie Kipchoge....wer wäre dann wohl dein Vorbild? Wenn du diese Frage ehrlich beantwortest erkennst du, dass erfolgreiche deutsche (Spitzen)sportler durchaus die Vorbildwirkung haben.

HerrMan
11.08.2021, 10:01
Hintergrund meiner Frage war, dass ich keine Notwendigkeit einer staatlichen Spitzensportförderung sehe. .

Wie hältst du es mit der staatlichen Förderung der Hochkultur?

Hafu
11.08.2021, 10:25
...

:Blumen:

Sehr schön formuliert.

Ich halte deutsche Spitzensportler auch für sehr wichtig als Vorbilder für den Breitensport. Selbst bin ich zwar auch so aufgestellt, dass ich Leistungen von Kipchoge, Ingebrigtsen oder Yee als ausgesprochen inspierend empfinde, aber für den Durchschnittsdeutschen gilt dies sicher nicht so, wenn ich die jeweiligen Schlagzeilen in den Medien nach einer Medaille der o.g. Athleten vs. nach Medaillen eines x-beliebigen deutschen Athleten innerhalb der letzten zwei Wochen Revue passieren lasse.
Es hilft ja nichts, wenn man stets die eigenen Einstellungen als beispielhaft für die gesamte Gesellschaft annimmt.

Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

Es ist hoch optimistisches Wunschdenken, dass im Spitzensport eingespartes Geld tatsächlich dem Breitensport direkt zu Gute käme. In der Realität würde man damit eher irgendwelche Unternehmenssteuern senken oder den Steurzuschuss für die Rentenkasse um ein paar Promille erhöhen.

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte. Und man darf natürlich auch gerne darüber nachdenken, ob man in weiteren Details die Sportförderung optimiert. Aber alles in allem finde ich, dass Deutschland trotz suboptimaler Plazierung im Medaillenspiegel ganz gut dasteht.

Immerhin ist bei diesen Spielen kein deutscher Sportler als Doper negativ aufgefallen und das deutsche Innenministerium unterstützt das System engmaschiger Trainingskontrollen deutlich umfangreicher, als es andere Staaten tun. Wenn man die Güte eines Sportfördersystem alleine am Medaillenspiegel messen will, wäre es natürlich das Einfachste, beim Thema Doping einfach mal nicht so genau hinzusehen und hier selektiv die Mittel zu kürzen. Und dass dies nicht passiert, finde ich gut.

qbz
11.08.2021, 10:47
Wen es interessiert, hier eine aus dem Jahre 2008 stammende Vergleichsstudie der Struktur und Effizienz der Spitzensportförderung über einige ausgewählte europäische Länder vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages. DE verfolgt zwischen zentral organisierten Strukturen (Frankreich) und vorwiegend vereinsbasierten (Finnland) quasi einen Mittelweg.
Die Förderung des Spitzensports im internationalen Vergleich (https://www.bundestag.de/resource/blob/413694/6f605b353e7190f4129b99e459b5eacf/WD-10-097-08-pdf-data.pdf)

Die staatlichen Mittel für den Spitzensport sind wie Hafu schreibt wirklich Peanuts, allerdings kann die Art der Förderungs- und Trainingsstrukturen durchaus auch den Breitensport beeinflussen so wie in Finnland z.B..

Necon
11.08.2021, 11:06
Da die USA als positives Beispiel gebracht wurde wenn es um Sportförderung geht.
Hier ein spannendes Video wie es im Schwimmsport aussieht und welche finanziellen Mittel nötig sind um es zu schaffen.

https://www.youtube.com/watch?v=OAFc_CA2YQg

Schwimmstunden für Kinder mit 350 Dollar/Monat
NCAP Clubmemebership 5860 Dollar pro Jahr
usw

Geschätzt werden Kosten zwischen 16-40.000 Dollar für die Kinder bis sie ins College kommen.

abc1971
11.08.2021, 11:23
:Blumen:

....

Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

...

Die Stadt Köln subventioniert jedes Opernticket durchschnittlich mit 500 EUR.
Hält man die Hochkultur für förderungswürdig, ist es der Sport allemal.
Sprt ist sozialer Klebstoff in unserer immer mehr individualisierenden Gesellschaft. Spitzenleistungen schieben immer noch den Breitensport an, siehe Tennis Boom nach Becker/Graf, Entwicklung im Radsport nach Jan Ullrich, Zulauf in den Vereinen nach Gewin der Handball WM oder Fussball WM.
Keine Frage: Spitzensport ist wichtig für den Breitensport

abc1971
11.08.2021, 11:26
:Blumen:

...

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte. Und man darf natürlich auch gerne darüber nachdenken, ob man in weiteren Details die Sportförderung optimiert. Aber alles in allem finde ich, dass Deutschland trotz suboptimaler Plazierung im Medaillenspiegel ganz gut dasteht.

...

Kann und sollte man drüber nachdenken
Ist Erfolg nicht aber auch eine Momentaufnahme und insofern vielleicht nicht als Maßstab für Förderung geeignet? Nach diesem Grundatz wäre es wohl in Deutscghland schwierig, ein so langfristiges Projekt an den Start zu bringen, wie es Norwegen mit dem Triathlon-projekt vor rund 10 Jahren gemacht hat, oder?

bentus
11.08.2021, 11:27
Ich finde USA als so positives Beispiel fragwürdig. Klar gibt es dort teilweise guten Highschool und College Sport aber wie sieht es für die Bevölkerung danach aus? Es gibt quasi keinen Vereinssport und gerade nach dem College sieht es für die meisten sportlichen Karrieren düster aus. Nach meinen persönlichen Erfahrung sehe ich auch nicht, dass die vielen Medaillen und der erfolgreiche College Sport dort die Bevölkerung zu aktivem Sport motiviert. Ich glaube im Schnitt machen die Amerikaner deutlich weniger Sport und ich sehe keine positive Korrelation von Medaillen und Sport in der normalen Bevölkerung.

bentus
11.08.2021, 11:29
:Blumen:

Sehr schön formuliert.

Ich halte deutsche Spitzensportler auch für sehr wichtig als Vorbilder für den Breitensport. Selbst bin ich zwar auch so aufgestellt, dass ich Leistungen von Kipchoge, Ingebrigtsen oder Yee als ausgesprochen inspierend empfinde, aber für den Durchschnittsdeutschen gilt dies sicher nicht so, wenn ich die jeweiligen Schlagzeilen in den Medien nach einer Medaille der o.g. Athleten vs. nach Medaillen eines x-beliebigen deutschen Athleten innerhalb der letzten zwei Wochen Revue passieren lasse.
Es hilft ja nichts, wenn man stets die eigenen Einstellungen als beispielhaft für die gesamte Gesellschaft annimmt.

Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

Es ist hoch optimistisches Wunschdenken, dass im Spitzensport eingespartes Geld tatsächlich dem Breitensport direkt zu Gute käme. In der Realität würde man damit eher irgendwelche Unternehmenssteuern senken oder den Steurzuschuss für die Rentenkasse um ein paar Promille erhöhen.

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte. Und man darf natürlich auch gerne darüber nachdenken, ob man in weiteren Details die Sportförderung optimiert. Aber alles in allem finde ich, dass Deutschland trotz suboptimaler Plazierung im Medaillenspiegel ganz gut dasteht.

Immerhin ist bei diesen Spielen kein deutscher Sportler als Doper negativ aufgefallen und das deutsche Innenministerium unterstützt das System engmaschiger Trainingskontrollen deutlich umfangreicher, als es andere Staaten tun. Wenn man die Güte eines Sportfördersystem alleine am Medaillenspiegel messen will, wäre es natürlich das Einfachste, beim Thema Doping einfach mal nicht so genau hinzusehen und hier selektiv die Mittel zu kürzen. Und dass dies nicht passiert, finde ich gut.



Man kann ja auch Profi/Spitzensportler außerhalb der Verbände sein. Dein Sohn ist doch bestes Beispiel dafür. Klar hat er auch im Nachwuchsbereich von den Verbänden profitiert, aber sind dafür Stützpunkte notwendig? Ich habe ja nix gegen Profisport, der muss sich dann aber halt selbst tragen. Ich sehe halt keine staatliches Interesse an der Spitzensportförderung, auch wenn es absolut gesehen nicht viel Geld ist.

captain hook
11.08.2021, 11:32
Vielleicht sollte man die Förderung mal daraufhin untersuchen, wo sie nötig ist und wo sie eh auf hochprofessionellen Strukturen trifft. Kommerzsportarten wie Fußball, Tennis oder Golf sehe ich nicht in der Verantwortung des Staates. Vom Kugelstoßen oder Gewichtheben hingegen wird man in D hingegen kaum leben können und auch außerhalb des Verbandssports kaum gute Bedingungen vorfinden.

MatthiasR
11.08.2021, 12:27
Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

Ich kenne zwar die Zahlen nicht, aber das ist doch bestimmt ein Tippfehler und soll Millionen heißen?!

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte.

Und wie legt man diese Unterscheidung fest? Mal davon abgesehen, dass das ja zumindest zum Teil auch ein Henne-Ei-Problem ist, woher weiß man denn, in welchen Sportarten Deutschland keine Medaillenchancen hat? Im Langstreckenlauf z.B. (natürlich nicht nur da) kann sich die Situation durch Zuwanderung schnell ändern, ich verweise nur auf die Beispiele Mo Farah, Sifan Hassan oder (für DE) Melat Kejeta und Amanal Petros.
Oder vielleicht stellt sich morgen raus, dass wir ein Ausnahmetalent im Bogenschießen, Boxen, Klettern oder Skateboarden haben? Nur dummerweise werden diese Sportarten nicht mehr gefördert ...
Und willst du dann die Förderung fürs Fechten einstellen?

Gruß Matthias

LidlRacer
11.08.2021, 12:38
Ich kenne zwar die Zahlen nicht, aber das ist doch bestimmt ein Tippfehler und soll Millionen heißen?!


Hier steht was von ca. 300 Mio. vom Bund:
https://www.deutschlandfunk.de/haushaltsberatungen-im-bundestag-viele-millionen-fuer-den.890.de.html?dram:article_id=488318

Gibt's daneben evtl. noch andere Geld-Töpfe?

NBer
11.08.2021, 13:02
Man kann ja auch Profi/Spitzensportler außerhalb der Verbände sein. Dein Sohn ist doch bestes Beispiel dafür.....

Wobei man zwischen olympischen und nichtolympischem Sport unterscheiden muss. Profi zb über die Olympische Distanz zu machen ist ohne Verbandsstrukturen kaum möglich. Oder anders....wenn ich gut genug für Profi über die OD bin, bekomme ich sowieso Angebote aus den Strukturen, die man kaum ablehnen wird.

Hafu
11.08.2021, 13:16
Ich kenne zwar die Zahlen nicht, aber das ist doch bestimmt ein Tippfehler und soll Millionen heißen?!
...

Hier steht was von ca. 300 Mio. vom Bund:
https://www.deutschlandfunk.de/haushaltsberatungen-im-bundestag-viele-millionen-fuer-den.890.de.html?dram:article_id=488318

Gibt's daneben evtl. noch andere Geld-Töpfe?

Naja, es gibt die Geldtöpfe der Gehaltszahlungen an Sportsoldaten, Spitzensportler beim Bundesgrenzschutz und Sportfödergruppen bei der Polizei, wo ebenfalls etliche Spitzensportler formal angestellt und damit finanziell versorgt sind, ansonsten aber weitgehend für Training und Wettkämpfe freigestellt sind.

Wieviel diese Gehälter in der Summe ausmachen kann ich auswendig nicht sagen, aber ich würde da auch schon nochmal etliche Zig-Milionen vermuten.

Und daneben gibt es noch die Spitzensportförderung aus Verbandsmitteln und die Förderung durch die Länder (über die jeweiligen Landessportverbände). Der Triathlon-Stützpunkt in Nürnberg, wo die Olympiastarterin Anabel Knoll sowie auch mein Sohn trainieren, ist erst seit zwei oder drei Jahren "Bundesnachwuchsstützpunkt" mit Anspruch auf Fördermittel des Bundes. Davor (rund 6 Jahre lang) wurden die Trainer dort ausschließlich vom BTV (über Startpasseinnahmen und Wettkampflizenzzeinnahmen) und BLSV bezahlt und ich würde vermuten, dass es solche regionalen Fördermaßnahmen auch in anderen Sportarten und anderen Bundesländern gibt.

HerrMan
11.08.2021, 13:24
Innenministerium 317 Mio und Verteidigung 186 Mio.

NBer
11.08.2021, 13:26
.......ist erst seit zwei oder drei Jahren "Bundesnachwuchsstützpunkt" ......

Bundesstützpunkt ;-)
Bundesnachwuchsstützpunkte wurden ersatzlos abgeschafft.

Hafu
11.08.2021, 13:42
Bundesstützpunkt ;-)
Bundesnachwuchsstützpunkte wurden ersatzlos abgeschafft.

Hast Recht.:Blumen:

(ich rede aber auch immer noch von A-, B- und C-Kader, obwohl es die auch längst nicht mehr gibt da ich mir die neuen Bezeichnungen nicht merken kann)

Helmut S
11.08.2021, 13:46
[...]ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte.

Wen es interessiert, hier eine aus dem Jahre 2008 stammende Vergleichsstudie der Struktur und Effizienz der Spitzensportförderung über einige ausgewählte europäische Länder vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages.

Mittlerweile hat sich das ja geändert - der Drops ist gelutscht. Ende 2016 ist die Leistungs-/Spitzensportreform verabschiedet worden. Ziel ist es neben einer Restrukturierung der Kader und BSP, LZ etc pp (hat mWn überwiegend bereits statt gefunden), diejenigen olympischen Sportarten besser zu fördern, die Potential für eine Medaille haben. Soweit ich mich erinnere sprach man von "... in den nächsten 1-4 Jahren...". Dementsprechend sind die Bewertungs- und Förderzyklen ausgelegt. Aktuell befinden wir uns - wen wundert es - im Zyklus 2021-2024 :Lachen2:

Anstatt den Spitzenverbänden einen Grundförderung auf Basis Anzahl Medaillen, Anzahl Athleten und Anzahl Wettbewerbe zukommen zu lassen, werden diejenigen Sportarten gefördert, die Erfolge, Perspektiven und aufgebaute Strukturen vorweisen können. Dazu gibt es das sog. PotAS, das Potentialanalysesystem und die PotAS Kommission.

Ich sehe das PotAS kritisch. Abgesehen das es (zumindest Anfangs) solche Blüten treibt (trieb) wie Badminton ist plötzlich auf Platz 1 und Rudern auf dem letzten Platz :Cheese: geht es an den Problemen insofern vorbei, als dass es mit einer "klügeren" (hahaha) Verteilung von Geld langfristig zu mehr Erfolg käme.

Medaillen zu gewinnen oder eben nicht beginnt doch schon damit, dass Sportstunden in der Schule ausfallen, dass Sportstätten in schlechtem Zustand sind, dass viele Vereine aus verschiedenen Gründen zu wenig qualifizierte Angebote (zB ausgebildete Trainer) bereits im Kindesalter machen können. Man braucht doch zunächst eine riesige breitensportliche Basis im Kindesalter um die Talente zu erhalten, die dann auch von den talentiertesten Trainern unter Hochleistungsbedingungen trainiert werden können usw. usw. Von dem gesellschaftlichen Kontext, in dem das stattfinden muss, mal abgesehen.

Der erste Schritt der Spitzensportförderung mit dem Ziel Medaillen ist eine massive Breitensportförderung und Verankerung von Leistungssport als Wert in der Gesellschaft. Und hier spricht man über einen Zeitraum von Jahren sicher über ein Milliardenbudget.


:Blumen:

captain hook
11.08.2021, 14:33
Man braucht doch zunächst eine riesige breitensportliche Basis im Kindesalter um die Talente zu erhalten, die dann auch von den talentiertesten Trainern unter Hochleistungsbedingungen trainiert werden können usw. usw. :

Und dafür müsste man auch aktive Talentsichtung betreiben. "Gewinne" daraus liegen allerdings dann halt im Bereich von in 10 Jahren plus X. Wenn man 5 Jahre für die Einführung braucht 15 Jahre plus X. Und man müsste sich auch darum bemühen die Talente in die Sportarten zu "bekommen", wo man sie braucht und wo die Talente liegen.

Angenommen man hat heute einen super Sprinter, der auch ein bisschen Fußball spielen kann. Mit welchem Argument will man den heute in D dazu bewegen Sprinter in der LA zu werden? Vermutlich wird er Stand heute beim Fußball landen.

NBer
11.08.2021, 14:58
Talentsichtung, Kindergewinnung, Heranführung an den Spitzensport......mit der Abschaffung der Bundesnachwuchsstützpunkte hat sich der DOSB einen Bärendienst erwiesen. Der Wert eines Stützpunktes wird nur noch nach aktueller Anzahl OK, PK, und NK1 bewertet...praktisch nach fertigen Athleten. Der Weg dorthin ist dem Zufall bzw dem Engagement einzelner Vereine überlassen.

captain hook
11.08.2021, 15:18
Talentsichtung, Kindergewinnung, Heranführung an den Spitzensport......mit der Abschaffung der Bundesnachwuchsstützpunkte hat sich der DOSB einen Bärendienst erwiesen. Der Wert eines Stützpunktes wird nur noch nach aktueller Anzahl OK, PK, und NK1 bewertet...praktisch nach fertigen Athleten. Der Weg dorthin ist dem Zufall bzw dem Engagement einzelner Vereine überlassen.

Dann wettet man halt den Betrag der Sportförderung auf Zufallsfunde. Beziehungsweise weiß man, wo man anzufangen hat.

Matthias75
12.08.2021, 14:13
Also ich für meinen Teil messe (Breiten-)Sport eine erhebliche Bedeutung in Hinblick auf Gesundheitsprävention sowie pädagogische Aufgaben zu. Man kann jetzt viel über den Zusammenhang zwischen Leistungssport und Breitensport philosophieren, ich persönlich glaube, dass internationale Erfolge oder Persönlichkeiten oder Geschichten sehr zum Erfolg des Breitensports beitragen (hinsichtlich finanzieller Mittel, Aufmerksamkeit, Bereitschaft zum Engagement etc.) und es darüber hinaus auch einen kulturellen Wert des Leistungssports gibt. Ich sehe das letztlich als eine Form von Kulturförderung.


Ich denke Breitensport und Spitzensport lassen sich nicht getrennt betrachten. Ohne Zweifel sind sportliche Erfolge eine wichtige Motivation für viele, vor allem für viele Kinder, mit dem Sport anzufangen. Andererseits braucht jeder Spitzensport eine breite Basis, aus der sich entwickeln kann und aus der heraus Talente entdeckt und gefördert werden können.

Wenn kaum einer den Sport ausüb oder mangels Möglichkeiten ausüben kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Talente übersehen und/oder nicht gefördert werden. Oder anders ausgedrückt: Je mehr den Sport ausüben, desto wahrscheinlicher wird es, dass man einen Frodeno, Wellbrock etc. entdeckt.

Dann muss natürlich ein entsprechendes Förderprogramm greifen, in dem sich die Sportler weiter entwickeln können, ohne dass sie gleich verheizt werden oder ihnen auf andere Weise die Lust am Spitzensport genommen wird.

M.

lyra82
12.08.2021, 15:58
Tolle story (mit Video!):
An Olympian got lost, nearly missed his race, and won gold. Now he's tracked down the volunteer who helped him out

https://edition.cnn.com/2021/08/12/sport/hansle-parchment-olympics-volunteer-scli-spt-intl/index.html

BunterHund
12.08.2021, 17:48
Und daneben gibt es noch die Spitzensportförderung aus Verbandsmitteln und die Förderung durch die Länder (über die jeweiligen Landessportverbände). Der Triathlon-Stützpunkt in Nürnberg, wo die Olympiastarterin Anabel Knoll sowie auch mein Sohn trainieren, ist erst seit zwei oder drei Jahren "Bundesnachwuchsstützpunkt" mit Anspruch auf Fördermittel des Bundes. Davor (rund 6 Jahre lang) wurden die Trainer dort ausschließlich vom BTV (über Startpasseinnahmen und Wettkampflizenzzeinnahmen) und BLSV bezahlt und ich würde vermuten, dass es solche regionalen Fördermaßnahmen auch in anderen Sportarten und anderen Bundesländern gibt.
Beispiel Triathlon Verband Niedersachsen, der ja bekanntermaßen mit den Olympiastartern Schomburg und Nieschlag zwei der vier DTU-Starter stellte.
Seit über 20 Jahren versucht man hier, finanzielle Unterstützung (LSB bzw. auch DTU) für eine hauptamtliche Landestrainerstelle zu bekommen.
Weitestgehend vergeblich.
Um eine Landestrainerstelle durch den Landessportbund finanziert zu bekommen, muss man über längere Zeit Athleten im A-Kader des Dachverbandes haben. Athleten in den A-Kader bekommt man jedoch nur über gute Trainings- und Trainerstrukturen, die eben Geld kosten. Wenn Nachwuchsathleten erfolgreich sind, gehen sie in die Bundesstützpunkte, die bekanntermaßen nicht in Niedersachsen liegen…..also werden die Erfolge im A-Kader dann auch nicht der Aufbauarbeit des Heimatvereins/Heimatverbandes angerechnet.
Folge: Keine Mittel für Landestrainer
Ein ewiger Kreislauf.
Niedersachsen finanziert seit seiner Gründung die Landestrainerstellen (überwiegend Honorarbasis, wenige Stunden) über die Ausrichterabgaben, Mitgliedsbeiträge und Startpass-/Tagespassabgaben.

Helmut S
12.08.2021, 17:52
Ich denke Breitensport und Spitzensport lassen sich nicht getrennt betrachten.

Ohne Zweifel richtig. Darüberhinaus wäre es wichtig, nicht müde zu werden, Leistung und Höchstleistung im Sport als erstrebenswert in den Köpfen der Menschen zu verankern. Das Thema muss positiv belegt sein, denn man darf die Rechnung nicht ohne den Wirt machen, d.h.: Die Talentierten und Hochtalentierten müssen auch wollen. Das ist eine zentrale Voraussetzung. Das beginnt in der Gesellschaft, bei den Eltern im Kindergarten und in der Schule -das beginnt in den Köpfen. Das ist eine Mehrgenerationenaufgabe, eine Gesamtgesellschaftliche, eine Politische.

Soweit die Theorie. Solange in den deutschen Köpfen aber neben der protestantischen Arbeitsethik, Mittelmaß als Anspruch, der Sichtweise, dass Höchstleistung nur mit Doping zu erreichen sei oder das jeder der viel Sport macht nur zu faul zum Arbeiten ist, kein Platz geschaffen wird für dererlei Werte und Streben, solange sehe ich schwarz.

NBer
12.08.2021, 20:48
Beispiel Triathlon Verband Niedersachsen, der ja bekanntermaßen mit den Olympiastartern Schomburg und Nieschlag zwei der vier DTU-Starter stellte.
Seit über 20 Jahren versucht man hier, finanzielle Unterstützung (LSB bzw. auch DTU) für eine hauptamtliche Landestrainerstelle zu bekommen.
Weitestgehend vergeblich.
Um eine Landestrainerstelle durch den Landessportbund finanziert zu bekommen, muss man über längere Zeit Athleten im A-Kader des Dachverbandes haben.....

Ich weiß nicht, ob eine hauptamtliche Landestrainerstelle zielführend ist. Gibt es bei uns in MV auch nicht. Es gibt landesgeförderte Trainerstellen bei Vereinen, wo dann ein Trainer den Job des Landestrainers mit übernimmt und dafür seine Stelle mit einem geringen Landestrainerhonorar bezuschusst wird (was in der Tat besser vergütet sein könnte). Ein Landestrainer ist ja für den Nachwuchs bis zu den Landeskadern verantwortlich , was wiederum sowieso im Aufgabenbereich eines Vereins liegt.
Ein hauptamtlicher beim Landesverband angestellter Landestrainer...ich wüsste ehrlich gesagt gar nicht, was der 40 Stunden die Woche machen sollte, ohne sich in die Kompetenzen der Vereinstrainer einzumischen.

Hafu
13.08.2021, 06:51
Ohne Zweifel richtig. Darüberhinaus wäre es wichtig, nicht müde zu werden, Leistung und Höchstleistung im Sport als erstrebenswert in den Köpfen der Menschen zu verankern. Das Thema muss positiv belegt sein, denn man darf die Rechnung nicht ohne den Wirt machen, d.h.: Die Talentierten und Hochtalentierten müssen auch wollen. Das ist eine zentrale Voraussetzung. Das beginnt in der Gesellschaft, bei den Eltern im Kindergarten und in der Schule -das beginnt in den Köpfen. Das ist eine Mehrgenerationenaufgabe, eine Gesamtgesellschaftliche, eine Politische.

Soweit die Theorie. Solange in den deutschen Köpfen aber neben der protestantischen Arbeitsethik, Mittelmaß als Anspruch, der Sichtweise, dass Höchstleistung nur mit Doping zu erreichen sei oder das jeder der viel Sport macht nur zu faul zum Arbeiten ist, kein Platz geschaffen wird für dererlei Werte und Streben, solange sehe ich schwarz.

Sehr schön formuliert.:Blumen:

Ich kann mich bei Bewerbungen in den 90e Jahren erinnern, dass ich damals meine leistungssportliche Vorgeschichte im Lebenslauf teilweise komplett unerwähnt gelassen habe, aus Sorge dass mögliche zukünftige Chefs daraus fehlende Bereitschaft zu Überstunden ableiten könnten.

Bei Bewerbungen in den USA hätte ich sportlichen Background dagegen extra fett gedruckt, da einem dort sowas stets positiv angerechnet wird, schon während des Studiums und erst recht im Laufe der späteren beruflichen Karriere.

lyra82
02.11.2021, 15:25
Nachtrag zum Fünfkampf:
Reiten soll durch Radfahren ersetzt werden.

"Wie der "Guardian" berichtet, soll die Teildisziplin Reiten als Folge aus diesem Eklat gestrichen und künftig durch Radfahren ersetzt werden."

https://www.n-tv.de/sport/Fuenfkampf-streicht-offenbar-Reiten-article22903415.html

Trimichi
03.11.2021, 16:05
Nachtrag zum Fünfkampf:
Reiten soll durch Radfahren ersetzt werden.

"Wie der "Guardian" berichtet, soll die Teildisziplin Reiten als Folge aus diesem Eklat gestrichen und künftig durch Radfahren ersetzt werden."

https://www.n-tv.de/sport/Fuenfkampf-streicht-offenbar-Reiten-article22903415.html

Da gehts nur um die Helmpfluicht. Großvater Faris ist Schuld. Rabäääh!

Ne, ernsthaft, es geht und die Helmpflicht. Und damit handelt es sich um eine Ente. Soll bedeutet in diesem falls was lyra 82?

Danke für die deine Info. :Blumen:

StanX
04.11.2021, 10:05
Da gehts nur um die Helmpfluicht. Großvater Faris ist Schuld. Rabäääh!

Ne, ernsthaft, es geht und die Helmpflicht. Und damit handelt es sich um eine Ente. Soll bedeutet in diesem falls was lyra 82?

Danke für die deine Info. :Blumen:

Was willst du uns mitteilen? In dem Artikel gibt es nicht einmal das Wort Helm :Maso:

MattF
04.11.2021, 10:07
Was willst du uns mitteilen?

Nix, deswegen unterlass doch auch das Zitieren seiner Beiträge.

Alle die ihn in der Ignoreliste haben, sehen seine Beiträge trotzdem, weil der Unsinn ständig zitiert wird. :-((

LidlRacer
07.11.2021, 18:43
Nachtrag zum Fünfkampf:
Reiten soll durch Radfahren ersetzt werden.

"Wie der "Guardian" berichtet, soll die Teildisziplin Reiten als Folge aus diesem Eklat gestrichen und künftig durch Radfahren ersetzt werden."

https://www.n-tv.de/sport/Fuenfkampf-streicht-offenbar-Reiten-article22903415.html

Nö!

Klaus Schormann, Präsident des Internationalen Dachverbandes für Modernen Fünfkampf, sagt exklusiv gegenüber der Sportschau: "Wir werden das Reiten durch eine andere Sportart ersetzen. Radsport wird das aber nicht sein."
https://www.sportschau.de/moderner-fuenfkampf/moderner-fuenfkampf-106.html

su.pa
07.11.2021, 20:00
Der richtige Schritt, dass Reiten raus genommen wurde. Jetzt muss nur noch bei den anderen Sportarten mit Pferd für mehr und wirksamen Tierschutz gesorgt werden...