Vollständige Version anzeigen : Wildschweine, Jogger und die Technik
Trimichi
01.10.2019, 08:06
Hallo Gemeinde, liebe Triathlet*en,
hier in der Gegend startet ein Pilotprojekt. Mit Hilfe von GPS-Daten sollen Bewegungsprofile von Wildschweinen und Joggern erstellt werden, um künftige Begegnungen dieser tierischen Mitstreiter mit Jogger*n zu reduzieren.
Der diesbezügliche Artikel erschien heute in den Nürnberger Nachrichten.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur einfließen lassen, dass Wildschweine hier eine Art Plage geworden sind. Sie dringen in die Vorgärten ein. Zudem gibt es Treibjagdten, um den Bestand zu dezimieren. Außerdem wird der Wolf hier wieder heimisch. Erst letzte Woche wurde ein Wolf hier in der Gegend von einem PKW überfahren. Rehe sind auch so ein Problem. Sie fressen junge Bäumchen ab und auch Umzäunungen helfen nicht so viel, da diese ja auch, ähnlich wie in Vorgärten, von Wildschweinen umgerissen werden können.
Es inzwischen verboten sich nachts im Wald aufzuhalten. Skandal!
VG,
Trimichi
sybenwurz
01.10.2019, 08:26
Die Tiere sind nicht das Problem.
Eher der Mensch, der in ihre Lebensräume eindringt, sie einengt und meint, ihren Bestand nach seinem Gusto 'regeln' zu müssen.
Trimichi
01.10.2019, 08:59
Die Tiere sind nicht das Problem.
Eher der Mensch, der in ihre Lebensräume eindringt, sie einengt und meint, ihren Bestand nach seinem Gusto 'regeln' zu müssen.
Na-ja, die Wildschweine dringen ja auch in die Vorgärten ein. So ein zerwühlter englischer Rasen ist schon ein Ärgernis. Außerdem ist der Wald ja kein Urwald. Oder ist das bei Dir dort anders? Nimm' doch Du die MTBs aus Deinem Sortiment, Crosser und Tourenräder ebenso, so wird aus dem Naherholungsgebiet Wald wieder Urwald.
Natürlich sind auch Hunde ein Problem. Es sind zu viele. Mal davon abgesehen, dass schwarze Beutelchen am Wegesrand in den Zweigen hängen. Daher ist es zu begrüßen, wenn es zu "Übergriffen" der Tiere auf andere Tiere kommt? Neulich prescht so ein nicht angeleinter Wau-Wau in die Büsche. Arges Geschrei. Der Hund kommt mit drei Beinen aus dem Gebüsch. Ein Wildschwein hatte dem Hund ein Bein abgebissen.
Schwarzfahrer
01.10.2019, 09:03
Die Tiere sind nicht das Problem.
Eher der Mensch, der in ihre Lebensräume eindringt,...
Das mit dem Eindringen in den Lebensraum des anderen ist zumindest gegenseitig... (http://fudder.de/wildschwein-randaliert-in-freiburger-supermarkt-und-wird-erschossen--117543088.html). Und solange sie da waren haben auch Säbelzahntiger und Kollegen den Bestand der Menschen "nach Gusto" reguliert, oder?
Der Mensch ist nicht ganz unschuldig an der Vermehrung der Wildschweine.
Ob die Jagd die Wildschweinzahlen nachhaltig reduziert ist strittig. Es gibt Expertenstimmen, die behaupten, dass die Bejagung mittel- und langfristig für höhere Wildschweinzahlen mitverantwortlich ist.
Es gibt einfach zu wenig Bären in den deutschen Wäldern ;-)
Ich würde mich für eine solche Studie nicht tracken lassen.
Duafüxin
01.10.2019, 10:01
Die Veganer sind Schuld. Früher gabs viel mehr Landgasthöfe mit Wildschweinbraten auf der Karte ;)
Siebenschwein
01.10.2019, 10:10
Wenn die Wildschweine keinen Respekt vor Euch haben, liegt das daran, dass Ihr spargeldünnen Hänflinge von Triathlethen von denen einfach nicht ernst genommen werden könnt.
Ich arbeite dagegen fleissig daran, genau wie Obelix auszusehen - spätestens dann wird mir kein Wildschein mehr dumm kommen.
Schwarzfahrer
01.10.2019, 10:27
... dann wird mir kein Wildschein mehr dumm kommen.
Wäre ja eh unfair: sieben gegen einen :dresche
Bei mir in der Schorfheide und Uckermark sehe ich (leider) fast keine Rotten mehr und ich bin fast täglich in den Wäldern länger unterwegs. In Brandenburg wurden im vergangenen Jagdjahr ca. 90000, in DE ca. 850000 Wildschweine geschossen, plus 42 % (!) im Vergleich zum Vorjahr. https://www.jagdverband.de/jagdstatistik
Einige schlaue Tiere weichen dann halt in Berlin und näherem Umland in Regionen aus, wo das Schiessen zu gefährlich und verboten ist. https://www.youtube.com/watch?v=1fuN0vg1zvQ ,
sybenwurz
01.10.2019, 15:21
Na-ja, die Wildschweine dringen ja auch in die Vorgärten ein.
Das ist doch meine Aussage.
Würden wir ins Revier der Wildschweine, ihren natürlichen Lebensraum, keine Vorgärten bauen, gäbs das Problem nicht.
Man muss das schlicht aus der Gegenrichtung betrachten.
Der Mensch ist nicht ganz unschuldig an der Vermehrung der Wildschweine.
Ob die Jagd die Wildschweinzahlen nachhaltig reduziert ist strittig. Es gibt Expertenstimmen, die behaupten, dass die Bejagung mittel- und langfristig für höhere Wildschweinzahlen mitverantwortlich ist.
Es gibt einfach zu wenig Bären in den deutschen Wäldern ;-)
Ein Grund für die Überpopulation ist sicher falsche Bejagung in der Vergangenheit (v.a. 80er und 90er Jahre). Mittlerweile weiß man hier aber viel besser Bescheid -- und sofern die Bejagung gewissenhaft durchgeführt wird ... Problem ist und bleiben natürlich die Innenstädte...
Ein anderer Grund ist sicherlich unsere Kulturlandschaft und -- v.a. in Ballungsgebieten -- der "Freizeitdruck". Das Wild hat kaum noch Rückzugsmöglichkeiten. Auf der einen Seite ist das Nahrungsangebot im "aufgeräumten" Wald oft begrenzt, andererseits trifft man (oder Sau) zu jeder Tages- und Nachtzeit fernab jeder Waldwege Jogger, Gassigeher, Geo-Tagger, Mountain-Biker und Enduro-Fahrer an. Die Felder werden oft streng bewacht da der Jäger i.d.R. für Fressschäden schadenersatzpflichtig ist. Da ist in so einem Vorgarten nachts recht wenig los und das Nahrungsangebot üppig. Reh, Rothirsch und Wildschwein sind eigentlich tagaktiv...
Bin mal sehr gespannt wie es mit dem Wolf in unserer Gesellschaft weitergeht, der passt nämlich noch viel besser in unsere Kulturlandschaft.
Ich würde mich für eine solche Studie nicht tracken lassen.
Warum nicht? Daten sammeln um die Zusammenhänge besser zu verstehen nutzt doch allen...
Auch hier im Bergischen gibt es eine Überpopulation von Wildschweinen und Rehen. Letztes Wochenende war große Treibjagt, aber es stand schon mehrfach in der Zeitung, dass die Jäger ihre Quoten auch so nicht erfüllen.
Die Schwarzkittel schaffen die Mauer in unseren Garten nicht, wohl aber die Rehe. Sie machen bislang nichts kaputt, aber da sie als die Hauptwirtstiere für Zecken bekannt sind, wollen wir sie einfach nicht haben.
Im Nachbarort gibt es nachwiesene Wolfsopfer, hat der Schäfer berichtet. Da locken jetzt ein paar Zuschüsse. Bei den Wildschweinen helfen sie leider nicht.
Einer der Forstwirte erzählte, dass wir beim Joggen in der Dämmerung bestimmte Wege lieber meiden sollen, weil sie zu den bevorzugten Wechseln der Schwarzkittel gehören.
Immerhin kennen die Wildschweine die typischen Westen der Treiber und weichen denen zügig. Daher sollten wir zumindest neonfarbene Oberteile tragen, so riet er uns.
Für mich sind das schlimmste unfähige Hundebesitzer, die ihre verzogenen Tölen loslassen, obwohl sie dann noch weniger Kontrolle haben, als an der Leine. Ich befürchte, dass sich die ohnehin bestenfalls rudimentäre Lernfähigkeit vieler Hundehalter nur durch gut im Internet und per Zeitung dokumentierte Abschüsse reaktivieren lässt. Aber leider kommen die Jäger bei freilaufenden Hunden, die ausser Kontrolle sind, ebensowenig ihren Abschlusspflichten nach, wie bei den Schwarzkitteln.
Einer der Forstwirte erzählte, dass wir beim Joggen in der Dämmerung bestimmte Wege lieber meiden sollen, weil sie zu den bevorzugten Wechseln der Schwarzkittel gehören.
Immerhin kennen die Wildschweine die typischen Westen der Treiber und weichen denen zügig. Daher sollten wir zumindest neonfarbene Oberteile tragen, so riet er uns.
Wurden eigentlich je Jogger von Wildschweinen verletzt? Für mich haben sie sich noch nie interessiert und ich habe schon häufiger welche gesehen (auch recht nah).
Aber leider kommen die Jäger bei freilaufenden Hunden, die ausser Kontrolle sind, ebensowenig ihren Abschlusspflichten nach, wie bei den Schwarzkitteln.
Welche Abschusspflicht soll das sein?
zahnkranz
01.10.2019, 17:25
Wenn ich bei Dämmerung oder Dunkelheit im Wald laufen gehe, freue ich mich über jedes einzelne Tier das ich sehe. Sehr sehr viele Rehe und oft Wildschweine. Meine Erfahrung ist, dass Wildschweine im Wald sehr scheu sind. Wenn ich sie aus der Ferne sehe und in die Hände klatsche, läuft die Rotte sofort weg. Und wenn ich nicht in die Hände klatsche, komme ich ca. 2m an sie heran und dann rennen sie davon. Auch Frischlinge habe ich schon aus nächster Nähe erleben dürfen. Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen, dass man solche Tiere abschiesst. Dass die Natur aus dem Gleichgewicht geraten ist, ist doch nicht die Schuld der Tiere, dass Menschen fast alle Wälder in Deutschland abgeholzt haben. Und wenn hier von Überpopulation der Wildschweine die Rede ist. Was ist mit der Überpopulation der Menschen?
Wenn ich bei Dämmerung oder Dunkelheit im Wald laufen gehe, freue ich mich über jedes einzelne Tier das ich sehe. Sehr sehr viele Rehe und oft Wildschweine. Meine Erfahrung ist, dass Wildschweine im Wald sehr scheu sind. Wenn ich sie aus der Ferne sehe und in die Hände klatsche, läuft die Rotte sofort weg. Und wenn ich nicht in die Hände klatsche, komme ich ca. 2m an sie heran und dann rennen sie davon. Auch Frischlinge habe ich schon aus nächster Nähe erleben dürfen. Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen, dass man solche Tiere abschiesst. Dass die Natur aus dem Gleichgewicht geraten ist, ist doch nicht die Schuld der Tiere, dass Menschen fast alle Wälder in Deutschland abgeholzt haben. Und wenn hier von Überpopulation der Wildschweine die Rede ist. Was ist mit der Überpopulation der Menschen?
Mir geht das auch so. Ich freue mich über die Wildtiere im Wald und finde es sehr schade, dass viele davon so stark bejagt werden.
Die Schwarzkittel schaffen die Mauer in unseren Garten nicht, wohl aber die Rehe. Sie machen bislang nichts kaputt, aber da sie als die Hauptwirtstiere für Zecken bekannt sind, wollen wir sie einfach nicht haben.
"Matuschka sagt, die an domestizierten Wiederkäuern gewonnenen Erkenntnisse könne man eins zu eins auf wild lebende übertragen: „Je höher die Schalenwilddichte, desto geringer das Infektionsrisiko“. Es sei absurd, überhöhte Bestände von Reh- oder Rotwild für ein angeblich erhöhtes Infektionsrisiko verantwortlich zu machen."
https://www.welt.de/print/wams/wissen/article128377718/Bambi-schuetzt-vor-Borreliose.html
DJV: Müssen wir mehr Rehe jagen, um das Risiko von Lyme-Borreliose zu senken?
Professor Matuschka: Niemals, denn eine massive Reduktion der Rehe würde sofort das Risiko für die öffentliche Gesundheit erhöhen! Und zwar, weil unzählige Jugend-Stadien der Zecken, die sonst an Rehen saugen und keinen Erreger erwerben oder ihn sogar verlieren, wenn sie infiziert waren, jetzt an Wirten saugen müssten, die bekannt sind als Borrelien-Reservoir – etwa Nager und Vögel. Dadurch würde der Anteil infizierter Zecken drastisch steigen. Rehe wirken zweifach positiv, einmal lenken sie die Zecken davon ab, auf geeigneten infizierten Wirten zu saugen, und zweitens befreien sie infizierte Zecken, die an ihnen saugen, von ihrer infektiösen Fracht."
https://www.jagderleben.de/praxis/8-fakten-ueber-zecken
Da hab ich jetzt aber was gelernt über Zecken. Nichts desto trotz, möchten wir nicht, dass die Zecken in unserem Garten abfallen, wenn sie satt sind und dort für Nachwuchs sorgen. Bislang ist unser Garten zeckenarm, im Gegensatz zu vielen Wiesen drumherum.
sybenwurz
01.10.2019, 22:15
Meine Erfahrung ist, dass Wildschweine im Wald sehr scheu sind. Wenn ich sie aus der Ferne sehe und in die Hände klatsche, läuft die Rotte sofort weg. Und wenn ich nicht in die Hände klatsche, komme ich ca. 2m an sie heran und dann rennen sie davon.
Wenn man nicht grad gegen den Wind läuft, riechen die einen um Längen früher als man sie sieht und hauen ab.
Gefährlich werden sie nur (und zwar richtig), wenn sie Junge haben und man ihnen den Rückzugsweg abschneidet.
Ich bin in meiner früheren Heimat oft Wildschweinen und Rehen begegnet. Einige der Begebenheiten hab ich hier in diversen Blocks verewigt (hoffentlich).
Kann mal gucken, ob ich auf die Schnelle die Bilder finde, wo Rehe ewig neben mir hergelaufen sind und so zu mir rüber wie ich zu ihnen hinüber geguckt haben.
Also das Wildschweine abhauen wenn sie Menschen wittern kann ich nicht bestätigen. Ich begegne regelmäßig Wildschweinen und die hauen selbst wenn ich klatsche nicht ab.
Wurden eigentlich je Jogger von Wildschweinen verletzt? Für mich haben sie sich noch nie interessiert und ich habe schon häufiger welche gesehen (auch recht nah).
Mir ist kein Fall bekannt, habe aber mal von Zusammenstößen des Nachts mit Radfahrern ohne Licht gehört :Cheese: . I.d.R. hauen sie ab wenn sie einen bemerken. Gefährlich wird es nur wenn eine Bache kleine Frischlinge hat. I.Z. laut rufen bevor man da ist und sie hauen ab.
Welche Abschusspflicht soll das sein?
Es gibt keine Abschusspflicht. Die Rechtslage für den Abschuss von Hunden unterscheidet sich zwar geringfügig von Bundesland zu Bundesland, aber der Zweck des Abschusses ist, das Wildern von Hunden zu verhindern und ist meist nur dann erlaubt wenn der Hund im Begriff ist zu wildern und "wenn absehbar ist, dass der Hund nicht bald in den Einflussbereich seines Führers zurückkehrt".
Unabhängig davon ist es verboten seinen Hund in einem Waldschutzgebiet frei laufen zu lassen. Hält sich aber keiner dran.
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