Vollständige Version anzeigen : Und jetzt auch noch Borreliose - was geht?
Hi zusammen,
Nachdem das große Saisonziel Roth wegen einem hartnäckigen Infekt dieses Jahr schon ausfallen musste, jetzt der nächste Schlamassel.
Hab in einem vermutlich noch halbwegs frühen Stadium (wann genau das blöde Zeckenvieh zugebissen hat weiß ich nicht, hab immer wieder welche ...) Borreliose diagnostiziert bekommen. Wanderröte, klassisch.
Jetzt STandard Medikation 200 g Doxycylin Antibiotikum für 10 bis 30 Tage je nach Verlauf.
Grundsätzlich gehts mir eigentlich ganz gut.
Mein Arzt ist zwar ein guter, aber recht undiffenziert war sportliche Betätigung angeht (ich soll halt ruhig und locker machen was mir gut tut). Werd halt bisschen mit dem Rad um den Baggersee fahren und vielleicht mal schwimmen gehen.
Ich hatte mir jetzt überlegt, die vorgezogene Saisonpause mal systematisch für Krafttraining zu nutzen. Sollte für das Immunsystem kein Stress sein und würde halt echt mal Sinn machen. Stabi, Mobilität: halt alles was man sonst nicht so macht.
Hat das vielleicht schon mal jemand so gemacht und hat da Erfahrungen. Kann mir eigentlich nicht vorstellen dass man mit Krafttraining so eine Infektion verschleppt - man muss denke ich halt etwas auf die Gelenke aufpassen, da setzen sich diese Bakterien wohl besonders gern mal fest.
Vielleicht kann ja der eine oder andere aus Erfahrung / seine Perspektive teilen medizinischen Rat erwarte ich natürlich nicht.
roadhixi
12.08.2019, 10:52
Hatte ich letztes Jahr und 100%iges Sportverbot - schrecklich, wenn man sich nicht krank fühlt. Nach 2 Wochen war die Wanderröte weg.
Danke gut zu wissen.
Hast Dir sicher gut überlegt roadhixi.
Vielleicht dann doch Full stop am besten.
Schwarzfahrer
12.08.2019, 11:14
Meine Meinung dazu als Berater vom Borreliose und FSME Bund (BFBD, Patientenorganisation):
Borreliose ist im Stadium Wanderröte kein "akuter Infekt" wie eine fiebrige Grippe. Daher wäre wohl absoluter Sportverbot überzogen - außer Du entwickelst noch weitere Symptome, wie z.B. eine leichte Sommergrippe oder Gelenkschmerzen, akute Müdigkeit, etc.. Trotzdem muß Dein Immunsystem (mit Antibiotika-Unterstützung) mit potentiell sehr bösartigen Eindringlingen fertig werden. Deshalb würde ich jede Überlastung, hoch intensive, lange Einheiten vermeiden, solange die Wanderröte da ist bzw. die Behandlung dauert (idealerweise min. noch 1 - 2 Wochen nach dem verschwinden der Wanderröte, um auf der sicheren Seite zu sein). Sport im GA1-Bereich fördert die Immunaktivität eher, und schadet wohl kaum. Gute Durchblutung dürfte eher helfen, die Tierchen in jedem Winkel des Körpers zu erwischen. Die gehen übrigens nicht nur in die Gelenke, sondern in alle Organe, es gibt kaum etwas, was sie nicht befallen können. Übrigens macht Doxicyclin höchst empfindlich auf Sonnenbrand - also lange Ärmel und 50-er Sonnencreme, oder Rolle und Hallenbad sind empfehlenswert.
Zur Therapie sind die Leitlinien der Deutschen Borreliose-Gesellschaft (http://www.borreliose-gesellschaft.de/assets/files/Leitlinien.pdf) ein guter Ratgeber (für Ärzte geschrieben). Für Frühstadium steht da (Seite 15) 400 mg Doxicyclin über mindestens 4 Wochen - sprech mal mit Deinem Arzt darüber, wieso er weniger dosiert und evtl. kürzer. Die Mehrheit der Ärzte, die sich viel mit Borreliose beschäftigen, meint: lieber anfangs etwas härter drauf hauen, als eine Chronifizierung riskieren. Das größte Risiko bei Borreliose ist nämlich nicht die Verschleppung der Infektion, sondern daß sich die Bakterien auf Dauer in den Organen festsetzen, und dann sind sie extrem viel schwerer loszuwerden, als am Anfang.
Danke Schwarzfahrer.
Das ist schon super differenziert.
Das mit den 200: das ist ja schon krass wenn da die Standard Empfehlung so weit abweicht .
Vielleicht geh ich dann doch nochmal zum doc .....
Das macht sicher einen Riesen Unterschied .
Mich hat die Borreliose auch einmal erwischt. Ist allerdings schon mehr als 15 Jahre her.
Ich kann (soweit ich mich erinnere) alles bestätigen, was Schwarzfahrer geschrieben hat. Die genaue Dosierung des Antibiotikums weiß ich zwar nicht mehr, aber ich hab es mindestens drei Wochen nehmen müssen, und das hat der Arzt von Anfang an gesagt. Körperlich hab ich mich eigentlich gut gefühlt in dieser Zeit, da ich da aber ohnehin auf Familienurlaub war, hab ich nur wenig trainiert und das nur gemütlich. Die Familienwanderungen, die durchaus auch länger waren, hab ich problemlos machen können und dürfen.
Und die Sonnenempfindlichkeit war tatsächlich sehr groß. Ich hab zwar geschmiert und keinen Sonnenbrand bekommen (also keine Rötung), trotzdem haben meine Handrücken durch die Sonneneinstrahlung zu schmerzen begonnen. War aber auch nicht tragisch.
Nochmals nachfragen beim Arzt bzw. eine zweite Meinung einholen schadet sicher nicht.
Alles Gute!
Le Strue
13.08.2019, 08:51
Ich hab den "Spaß" dieses Jahr auch gehabt. 3 Wochen Antibiotika und währenddessen nur 1-2 mal die Woche gemütlich geradelt. In den drei Wochen kannst Du nichts gewinnen, aber wenn die Borreliose nicht richtig bekämpft wird kannst Du in den drei Wochen viel verlieren. Daher aus meiner Sicht lieber locker. Krafttraining habe ich mir auch gespart, weil das bei mir meistens HIIT Einheiten sind.
Ich hab den "Spaß" dieses Jahr auch gehabt. 3 Wochen Antibiotika und währenddessen nur 1-2 mal die Woche gemütlich geradelt. In den drei Wochen kannst Du nichts gewinnen, aber wenn die Borreliose nicht richtig bekämpft wird kannst Du in den drei Wochen viel verlieren. Daher aus meiner Sicht lieber locker. Krafttraining habe ich mir auch gespart, weil das bei mir meistens HIIT Einheiten sind.
Scheint ja echt nicht so selten zu sein.
Hattest 200 oder 400 pro Tag ? Zusammen auf einmal oder verteilt, da sind sich gerade meine Ärzte nicht einig.
Muss ich am Ende selbst entscheiden.
Le Strue
13.08.2019, 09:01
Ich hatte 20 Tage lang 200er.
Schwarzfahrer
13.08.2019, 09:31
Scheint ja echt nicht so selten zu sein.
Es ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Da aber eine flächendeckende Meldepflicht fehlt, gibt es höchst widersprüchliche Angaben. Sogar die konservativsten Zahlen wurden vor einiger Zeit von jährlich maximal 40.000 auf ca. 80 - 120.000 Fälle (in Deutschland) hochkorrigiert; andere Quellen kommen gar auf 200 - 800.000. Und wegen mangelnder Kenntnisse darüber (sowohl bei Patienten wie Ärzten) werden so manche Fälle nicht gleich entdeckt, was eine gewisse Dunkelziffer nahelegt. Und immerhin sind ca. 35 % aller Zecken mit Borrlien infiziert (wogegen nur höchstens 2 - 5 % FSME-Viren tragen).
200 oder 400 pro Tag ? Zusammen auf einmal oder verteilt, da sind sich gerade meine Ärzte nicht einig.
Muss ich am Ende selbst entscheiden.
Das ist ja das traurige. Der Patient muß selbst entscheiden, da Ärzte oft zu wenig darüber wissen. Bei einer Ärztefortbildung zu dem Thema wurde die sehr unterschiedliche Qualität der Labortests thematisiert, mit der Frage, wie der Arzt das "richtige", also zuverlässige Labor findet. Die Antwort war: der aufgeklärte Patient weiß darüber Bescheid, man solle doch den fragen. :confused: :Maso: :Nee:
Zu auf einmal oder zweimal: für auf einmal plädieren die, die der Ansicht sind, daß ein möglichst hoher Blutpegel des Antibiotikums erreicht werden muß, um die Bakterien sicher abzutöten; für auf zweimal spricht die Idee, daß über längere Zeit am Tag ein Mindestpegel erreicht wird. Da die Borrlien sich in relativ großen Zeitabständen teilen, könnte auf einmal evtl. die sicherere Methode sein - wissen tut es aber wohl keiner wirklich; auch mißt keiner Deine persönlichen Blutwerte unter Antibiotika, um zu bestimmen, ob die Dosierung passt. Bleibt also das persönliche Gefühl, was einem "richtiger" vorkommt. Evtl. spielt noch die Verträglichkeit eine Rolle: kann sein, daß manche, die empfindlicher sind, auf zweimal verteilt weniger Nebenwirkungen bekommen - und bei der Dauer der Behandlung ist gute Verträglichkeit wichtig, um sicher durchzuhalten.
Überhaupt sind alle Behandlungsempfehlungen nur auf "Bauchgefühl" gebaut. Es gibt keine ausreichend gesicherten klinischen Studien darüber, was eine "adäquate" Behandlung mit xx % Erfolgswahrscheinlichkeit ist, weder bzgl. Dosierung, noch bzgl. Dauer - es sind bestenfalls Erfahrungen, wie oft Patienten mit Rückfällen zurückkamen (zum gleichen Arzt) - und nicht als Neuinfektion abgetan wurden. Zu der langen Behandlungsdauer: bei Scharlach reicht ca. 1 Woche Antibiotikum, da sich die Bakterien ca. alle 20 Minuten teilen, und es müssen eine bestimmte Anzahl Teilungszyklen erwischt werden (da wirken die Antibiotika richtig). Borrelien teilen sich im 16 - 24 Stunden Takt - also seltener. Rechne mal selber nach, wie viel länger man für ähnliche Anzahl Teilungszyklen behandeln müsste wie bei Scharlach ... (natürlich weiß keiner, wieviel Teilungszyklen wirklich erwischt werden müssen...). Nach allem, was ich so in der Beratung erfahre, scheint aber die 4 Wochen mit 400 m Doxy doch eine recht hohe Erfolgsquote zu haben; kürzere (häufig nur 10-14 Tage) Behandlungen scheinen eine merklich höhere Anzahl von Therapieversagern zu produzieren (auch wieder "Ärzteerfahrungen", keine gesicherten Studien).
Also zur Krankheit bzw generell zum Thema Borreliose kann ich nichts beitragen.
Krafttraining ist sicher eine gute Idee, sollte man generell als Athlet machen. Die Frage ist nur über welchen Zeitraum du das machen willst und was dir genau vorschwebt.
Ich würde die Chance nutzen mir eine schöne Routine aufzubauen die ich a) auch während einer Triathlonvorbereitung weiter verfolgen kann, b) Basis bildet für gezieltere Workouts im Winter und c) Gundlage meiner körperlichen Fitness auch im Alter darstellt.
Dabei würde ich folgende Regeln einhalten:
1) Warm up wirklich locker gestalten, der Puls soll dabei nicht über den GA1 Bereich, eigentlich reicht es auch wenn er darunter bleibt => 5-10 min locker Radeln oder wirklich langsam Laufen
2) Aufwärmen das Koordination und alle Muskelketten anspricht so etwas wie
https://www.youtube.com/watch?v=e1GG4mrzQxM
Fokus auf gute Ausführung
3) die eigentliche Übungsdurchführung, also für dich nützliche Übungen. Für den Beginn reichen sicher 4-6 Übungen bei 2 Sätzen mit 12-15 WDH, leichtes Gewicht zum aufbauen einer Routine, Technik üben (Muskelkater ist unerwünscht) je nachdem was du an Equipment zu Hause hast oder Studio hat. Von komplexen mehrgelenkigen Übungen für große Muskelgruppen hin zu den kleineren Muskelgruppen. Außer du hast irgendeine richtige Baustelle, dann diese zuerst ansprechen
4) Abwärmen (nicht Dehnen), aber Mobility wieder locker radeln
So lässt sich ein ganzes Training in ca 45 min absolvieren, wenn man weniger Zeit hat auch in 30.
Wenn du dann damit eine Routine hast, kann man das Training auch gut in Triathlonleben integrieren ohne, dass das eigentliche Training darunter leidet!
roadhixi
13.08.2019, 16:10
Dein Arzt hatte sicherlich deine Krankenakte vor sich liegen, als er sich deine Behandlung ausgedacht hat. Er ist Spezialist, hat jahrelang studiert und du bist sicherlich nicht sein erste Borreliose Patient. Ich für meinen Teil habe nochmal explizit gefragt, ob ich Sport machen darf, was zu 100% verneint wurde. Ich würde mich an deiner Stelle eher auf deinen Arzt verlassen und ihn fragen, statt mir hier im Forum Tipps zu holen.
Dein Arzt hatte sicherlich deine Krankenakte vor sich liegen, als er sich deine Behandlung ausgedacht hat. Er ist Spezialist, hat jahrelang studiert und du bist sicherlich nicht sein erste Borreliose Patient. Ich für meinen Teil habe nochmal explizit gefragt, ob ich Sport machen darf, was zu 100% verneint wurde. Ich würde mich an deiner Stelle eher auf deinen Arzt verlassen und ihn fragen, statt mir hier im Forum Tipps zu holen.
Bin da 100 Prozent bei Dir.
Problem ist nur dass mein Arzt im Urlaub ist, die erste Medikation von einem nicht gerade vertrauenserweckenden Vertretungsarzt kam und ich mit leichter Bewegung bei normalen Erkältungskrankheiten ganz gute Erfahrungen gemacht habe.
Aber die Frage stellt sich gerade eh nicht mehr: schlafe eh nur den ganzen Tag 😉.
Ich bin - unter verschiedenen Aspekten - völlig bei roadhixi. :Huhu:
Leichte Bewegung ist, sofern du dich dazu fit genug fühlst, immer eine gute Option. Sport ist normalerweise bei Antibiotika-Therapie kontraindiziert, warum sollte es hier anders sein?
Was Krafttraining angeht, hat Necon sicherlich einiges Zutreffendes geschrieben, das allerdings unter genau dem Vorbehalt steht, der eingangs geschildert wurde: Er kann zur eigentlichen Sachlage (Borreliose) nichts beitragen... Deshalb erstmal Finger weg von Hanteln, Zugseilen und Kettlebells!
Kurier dich bitte komplett aus - die Röte allein ist kein verlässliches Indiz dafür, was IN deinem Körper vorgeht. Wenn dein eigenenr Arzt zurück ist, besprich dich mit ihm.
GUTE BESSERUNG und viel Geduld! :Blumen:
Schwarzfahrer
13.08.2019, 19:44
Sport ist normalerweise bei Antibiotika-Therapie kontraindiziert, warum sollte es hier anders sein?
Aus folgendem Grund: Sport ist bei akuten Infektionen kontraindiziert, Antibiotika sind als solches egal - man gibt aber meist Antibiotika bei akuten, schweren Infektionen. Eine Borreliose im Frühstadium (Wanderröte) ist für den Körper als Ganzes eine relativ geringe Belastung (die meisten merken körperlich fast nichts) - die Antibiotika dienen hier nicht primär der Unterdrückung einer akuten Infektion, die den Körper belastet, sondern der vorbeugenden Eliminierung der Bakterien, um eine Chronifizierung zu vermeiden.
Meine Meinung: Sport, wie es Triathleten verstehen, ist natürlich trotzdem nicht optimal. Regelmäßige Bewegung im Freien auf GA1 Niveau und auf < 1 Stunde am Stück begrenzt ist aber sicher kein Problem. Krafttraining würde ich persönlich eher lassen, Radeln, kurze Läufe dürften aber gehen.
Hat sich übrigens von selbst erledigt mit dem Sport.
ich bin gerade von den Medikamenten ohnehin so müde dass ich den ganzen Nachmittag schlafe.
Ist interessant wie dann der Körper so was am Ende dann doch alleine regelt.
Danke für Eure Kommentare,
Neocon: das Programm werde ich echt mal so angehen und sukzessive aufbauen.
Schwarzfahrer: danke für die Details, kannte den Leitfaden der Borreliose Gesellschaft nicht und bespreche ich dann am Montag mit meinem Arzt wenn er wieder da ist.
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