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Vollständige Version anzeigen : Fahrrad Unfall - Verursacher anzeigen?


Bockwuchst
11.05.2019, 08:54
Hallo Leute,
Mich hat gestern jemand vom Fahrrad gefahren. Ich bin in einen Kreisverkehr eingefahren und wollte geradeaus durch. An der nächsten Einfahrt kam ein Auto in den Kreisverkehr geschossen dessen Fahrer mich nicht gesehen hat und hat mich voll abgeräumt. Dann Notarztwagen und das volle Programm
Jetzt liege ich daheim, mein arm ist an 2 Stellen gebrochen, Speichenköpfchen und Kahnbein und mein Rücken tut ziemlich weh.
Hat jemand schon ähnliches Erlebt? Sollte man da Anzeige erstatten und Schmerzensgeld usw?
Mein Rad muss ich noch genauer anschauen. Der Rahmen ist Alu, die Gabel und Sattelstütze Carbon. Erkennt man Schäden als nicht Fachmann oder sollte ich das anschauen lassen?
Schönen Gruß
Tobi

ritzelfitzel
11.05.2019, 09:01
Hat die Polizei den Unfall aufgenommen? Und gibt es Zeugen? Wie schaut es mit dem Verursacher aus - etwa Fahrerflucht?

Auf jeden Fall wünsche ich dir schnelle Genesung! :Blumen:

qbz
11.05.2019, 09:07
ich wünsche Dir gute Besserung und das alles wieder komplett heilt!

Ich hatte zum Glück noch keine solche Situation, kann also nicht aus Erfahrung sprechen. Ich würde mich auf jeden Fall mit der eigenen Versicherung absprechen und einen in Verkehrsfragen erfahrenen Anwalt dazuziehen.

TriKnochen
11.05.2019, 09:12
Es melden sich sicherlich noch ein paar Rechtsexperten zu Wort, aber ich glaube das beste, was du machen kanns, ist dir Beihilfe von einen Anwalt zu holen, der auf Verkehrsrecht spezialisiert ist.
Schmerzensgeld und deinen erlittenen Schaden, solltest Du auf jeden Fall einfordern.

Und das wichtigste, Gute Besserung und toi toi toi, dass alles wieder gut verheilt.

su.pa
11.05.2019, 09:23
Ich würde auch erst mal zu einem Anwalt gehen, Rechtschutz hast Du?
Der kann Dir sagen, wer Dein Rad begutachten kann, so dass es auch anerkannt wird.
Wenn Du länger krankheitsbedingt ausfällst und aus der Lohnfortzahlung fällst, dann hast Du hier ggf. auch einen Ausfall, den Du dordern kannst.

Ob Du Schmerzensgeld fordern kannst weiß ich nicht, aber Du solltest doch zumindest nicht auf Kosten sitzen bleiben, die Du ohne den Unfall nicht hättest.

Bockwuchst
11.05.2019, 09:30
Polizei war kurz nach dem Notarzt da und hat alles aufgenommen. Die melden sich auch die Tage nochmal bei mir. Rechtsschutz hab ich Gott sei dank.
Ich wollte in 2 Wochen in Ingolstadt starten, habe dafür ein halbes Jahr trainiert. Im Moment würde ich am liebsten heulen deswegen.

JENS-KLEVE
11.05.2019, 09:40
Ein Anwalt regelt das locker aus dem Handgelenk. Das muss keiner guter Anwalt und auch kein Spezialist für Verkehr sein. Aber es muss ein Anwalt sein, weil die Abläufe dann bekannt sind.
Es gibt Nachschlagewerke für Gerichtsurteile zum Schmerzensgeld. Ich tippe auf 800 Euro plus nochmal das gleiche für Schadensersatz. Vielleicht auch mehr. Das ganze ist getrennt von einer Anzeige gegen den Fahrer . Du musst also kein schlechtes Gewissen haben. Wenn der nett war, zeig ihn nicht an. Aber wickel trotzdem mit seiner Versicherung deine Schäden ab.

tandem65
11.05.2019, 10:25
@Bockwuchst: Gute Genesung.

Ein Anwalt regelt das locker aus dem Handgelenk. Das muss keiner guter Anwalt und auch kein Spezialist für Verkehr sein.

Da möchte ich sachte widersprechen.
Ich habe da schon genug erlebt.:Huhu:
Das beste wäre wenn der Anwalt selbst Radsportler ist.
Natürlich geht auch ein in der Sache motivierter Anwalt ohne diese Randbedingungen.
Ansonsten, selbstverständlich für das Rad eine Unfallschadenermittlung durchführen lassen. Wer das nicht macht verzichtet von vorneherein auf Ansprüche.:Huhu:
Anzeige ebenso selbstverständlich. Ausser der Fahrer stellt Dir Dein Rad in neu hin und nimmt Dein altes dafür.;)

Bockwuchst
11.05.2019, 10:33
Also ich war nicht mit Rennrad unterwegs, war ne Feierabend Fahrt von A nach B. Das Rad ist 1,5 Jahre Akt und hat damals 800 Euro gekostet. Das sind keine Grossen Summen. Trotzdem muss der Schaden natürlich ersetzt werden.
Der Fahrer war recht nett, er hat den Unfall aber halt zweifelsfrei verursacht. Ich denke Schmerzensgeld steht mir zu, zahlt ja auch seine Versicherung. Wenn das ohne Anzeige funktioniert wäre mir an liebsten.

Lebemann
11.05.2019, 10:49
Ist mir letztes Jahr im Sommer passiert und arbeite bei der Polizei. Daher kann ich dir ein bisschen was zu dem Ablauf erklären.

Strafrecht:
Die Polizei fertigt in jedem Fall eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Das ganze ist ein Strafantragsdelikt, dh du als Geschädigter hast das Recht, auf eine strafrechtliche Verfolgung zu bestehen/zu verzichten/überlegst es dir (3 Monate).
Wenn du verzichtest wird das Verfahren idR von der Staatsanwaltschaft eingestellt.
Bei den anderen beiden Varianten gibts ein Ermittlungsverfahren. Dieses hat allerdings KEINE Auswirkung auf den Schadensersatz oder das Schmerzensgeld.


Zivilrecht/Schadensersatz:
Hier kommt der Anwalt ins Spiel. Dieser sollte wie og. im besten Fall Radsportler sein oder sich mit sowas auskennen. Rennräder kosten halt richtig Kohle. Ziel sollte es sein, dass die gegnerische Versicherung dir zumindest den Zeitwert deines Rades ersetzt + Schmerzensgeld.
In deinem Fall solltest du in jedem Fall Nachuntersuchungen anstellen, Krankenschein beantragen und diese gesammelt dem Anwalt zur Verfügung stellen, da hieraus die Summe des Schmerzensgeldes errechnet wird. Hier sollte man weder über- noch untertreiben. Erst wenn du wieder zu 100% genesen bist, ist in meinen Augen die Behandlung abgeschlossen.

Bzgl. des Rennens:
Das kannst du ebenfalls dem Anwalt geben, da der Verursacher bzw die Versicherung für den Ausfall aufkommen muss.

Ich wünsche dir eine gute Besserung :Blumen:

veloholic
11.05.2019, 11:07
Oh man, immer wenn ich sowas lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Habe hier selbst einen Kreisel, wo man mit dem Rad eher mit >50km/h angeschossen kommt, aber wegen der Autos echt höllisch aufpassen muss.

Ich wünsche dir auf jeden Fall schnelle und vor allem nachhaltige Genesung. Kahnbein war bei mir auch mal gebrochen, das ist nicht immer trivial.

Alles Gute!

PabT
11.05.2019, 11:10
Da ein tatsächlicher Schaden entstanden ist, sehe ich keinen Grund, die Kriminalstatistik (?) zu fälschen. Eine Anzeige kostet zwar ein paar Nerven und ein wenig Mühe, trägt aber zum Gesamtbild bei, auf das Entscheidungsträger sich irgendwann berufen. Du bist verletzt, das Rad kaputt, da darf es für eine Weile irrelevant sein, wie nett oder einsichtig der Verursacher sich zeigt.

Gute Bässerung!

Lebemann
11.05.2019, 11:15
Da die Anzeige sowieso gefertigt wird, ist sie in der Statistik drin. Wie das Urteil ausfällt, ist dafür irrelevant

JENS-KLEVE
11.05.2019, 12:44
Es ist genau so wie Lebemann sagt. Ich wurde auch von einem netten Mann umgefahren. Ich hab ihn nicht angezeigt und trotzdem schnell 1600 Euro bekommen. Gebrochener Finger und kaputtes Material. Warum soll man dem Mann noch einen reinwürgen mit einer Anzeige ?

RoadRenner
11.05.2019, 13:09
Mein Unfallgegner war erst freundlich, legte mir dann dicke Steine in den Weg in Sachen Schmerzensgeld. Hab am Unfalltag auf eine Anzeige verzichtet. Wenn ich gewusst hätte, dass ich ihn noch später anzeigen kann und er sich so verhält, hätte ich das gemacht. Auch dass ich mit Schmerzen ohne Krankenschein zur Arbeit bin, hat mich einiges an Schmerzensgeld gekostet, da das bei mir vom Schreibtisch aus entschieden wurde und es die Regel ist, dass angenommen wird, dass die Verletzung ja nicht so schlimm sein kann, wenn man nicht krank geschrieben ist, warum auch immer.

Radlbauer
11.05.2019, 13:11
Aus eigener Erfahrung - vielleicht bringt es etwas mehr Klarheit.

Ich bin letzten Sommer von einem unachtsamen Autofahrer umgefahren worden. Bruch Schlüsselbein, neues Zeitfahrrad Totalschaden.
Strafanzeige gegen den Fahrer erfolgt von Amts wegen automatisch durch die Polizei, die den Unfall aufgenommen hat. Ob Du einen zusätzlichen Strafantrag stellst oder nicht, das hat auf die Strafe gegen den Unfallverursacher keinen Einfluss. Wenn Du Dich besser damit fühlst, dann stelle Strafanzeige. Ich habe es gelassen. Der Unfallverursacher hat aufgrund der Körperverletzung einen Strafbefehl mit Geldstrafe bekommen.

Das Strafverfahren hat keinen Einfluss auf die zivilrechtlichen Ansprüche, die Du (und das würde ich empfehlen) am besten über einen Anwalt geltend machst.
Das umfasst Schäden am Rad, an Bekleidung, Helm, Brille etc. Hier wird immer Zeitwert abgerechnet. Ist das Rad älter, werden analog zu Kfz-Abrechnungen Prozente abgezogen. Ärgerlich, der ideelle Wert ist meist vielfach höher als der Wert, den die Versicherung ersetzt.

Schmerzensgeld musst Du natürlich auch geltend machen. Dafür gibt es eine Celler Liste (Internet), da stehen Richtwerte drin Aber jeder Fall ist individuell zu sehen, ich habe für meinen Schlüsselbeinbruch ohne OP (4 Wochen Arbeitspause) ein Schmerzensgeld im Bereich höher als 2TEUR bekommen.

Es gibt aber Kosten, die werden in Deutschland von keiner Versicherung ersetzt. Ich hatte zwei Wettkämpfe gebucht: einen in D und einen auf Malle. Ich konnte bei keinem WK starten. Auf den Kosten bin ich sitzen geblieben. Das deutsche Versicherungsrecht verbucht dies unter dem Übergriff "frustrierte Aufwendungen". Im Gegensatz zu einigen Beiträgen weiter oben werden immaterielle Schäden (wie Startgelder) NICHT ersetzt. Kein Witz, kann man auch im Internet nachlesen....

Cameron
11.05.2019, 13:18
@TE
wende dich an den nächsten ADFC, die werden dir einen Fachanwalt für Verkehrsrecht.
Für deine Verletzungen wirst du auf jeden Fall deutlich mehr als 800 Euro erhalten, bei den Brüchen.
Arbeitsunfähigkeit: Auf keinen Fall zögern, sich mit den Verletzungen krank schreiben zu lassen. Mit dem Bruch des Speichenköpfchens ist nicht zu scherzen, wenn du kein Glück hast (von Pech ist nicht zu reden, das hast du nämlich bereits), behältst du davon für den Rest des Lebens etwas zurück.
Und zur Anzeige: Was gibt es zu überlegen?
Wie dein Unfallgegner sich am Unfallort verhalten hat, ist belanglos, der stand auch unter Schock. Die Anzeige ist nicht nur berechtigt, sie sorgt auch dafür, dass er in Zukunft anders fährt. Alternative: keine Anzeige. Sorgt keine Anzeige dafür, dass er sich in Zukunft vorsichtiger verhält?
Fazit könnte sein: Beim nächsten Mal fährt "er" jemanden in den Rollstuhl.

bellamartha
11.05.2019, 15:41
Ich würde den Autofahrer nicht anzeigen, wenn er sich nicht arschig verhält/verhalten hat. Ich glaube auch nicht, dass eine Anzeige Einfluss darauf hat, ob er demnächst besser aufpasst.
Uns allen, die wir Auto fahren, kann so etwas passieren. Wir bemühen uns vermutlich alle, vorsichtig zu sein und trotzdem kann es passieren, dass man jemanden übersieht. Gut, dass nicht mehr passiert ist! Gute Besserung!

Cube77
11.05.2019, 15:45
Gute und schnelle Besserung!!
Vielleicht kannst Du den Startplatz in Ingolstadt noch hier im Forum weitergeben.
Dann bleibst Du zumindest auf diesen Kosten nicht sitzen ...

Saluti
Alex

Meik
11.05.2019, 18:25
Da möchte ich sachte widersprechen.


Ich nicht, ich möchte da vehement widersprechen. ;)

Aus langjähriger beruflicher Erfahrung: Erfahrenen FACHanwalt für Verkehrsrecht suchen und den das regeln lassen. Du musst dich nicht mit dem Unfallgegener sondern mit dessen Versicherung auseinandersetzen wenn es um Schmerzensgeld, Schadenersatz etc.. geht, und da sitzen Profis. Nicht ohne Grund muss der Anwalt auch von der Gegenseite bezahlt werden. Wie nett der Unfallgegener ist spielt daher keine Rolle, er ist nicht der der die Entscheidung fällt was du von seiner Versicherung bekommst.

Anzeige brauchst du nicht erstatten, das wird bei Verletzten von der Polizei automatisch erledigt. Da wird immer wegen "fahrlässiger Körperverletzung" ermittelt.

So Dinge wie Stornogebühren für Wettkämpfe gehören natürlich auch zum Schaden - > daher ja der Anwalt, das blocken Versicherungen immer erstmal ab. Du hast aber so gestellt zu werden als wenn der Unfall nie stattgefunden hat - zumindest finanziell. Die Erklärung hier passt ganz passabel:
https://www.das.de/de/rechtsportal/rechtsfrage-des-tages/12/unfall-wer-traegt-die-kosten-einer-geplatzten-reise.aspx

Ansonsten einfach mal nach Rechte im Haftpflichtschadenfall googlen. Du bist als Geschädigter Herr des Verfahrens, du suchst den Anwalt aus, du suchst den Gutachter aus.

Aber das Wichtigste: Gute Besserung! :Blumen:

Solution
11.05.2019, 21:23
Bei mir wurde automatisch ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletztung aufgenommen. Das Ganze wurde dann für einen Geldstrafe von 800€, die er an einen gemeinnützigen Verein zahlen musste eingestellt. Von der Kohle siehst du nichts.

Bei der Versicherung musst du vorsichtig sein. Obwohl die Sache klar war, wollen sie mir 50% Schuld in die Schuhe schieben. Die Klage läuft immer noch, obwohl es knapp 1 1/2 Jahre her ist. Weißt du schon welche Versicherung der Gegner hat? Wenn es die HUK ist, dann wirst du wohl einen langen Atem und Geduld benötigen. :(

tandem65
11.05.2019, 21:55
Bei mir wurde automatisch ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletztung aufgenommen. Das Ganze wurde dann für einen Geldstrafe von 800€, die er an einen gemeinnützigen Verein zahlen musste eingestellt. Von der Kohle siehst du nichts.

Davon weisst Du aber wahrscheinlich nur weil Du Anzeige erstattest hast.:Huhu:
Wer keine Anzeige erstattet erfährt nicht mal wenn das Verfahren mangels öffentlichem Interesse eingestellt wird.
Eine Anzeige lässt sich übrigens auch zurückziehen wenn der andere sich auf Dauer als Nett herausstellt.
Ob der Autofahrer wirklich nett ist oder wie schon von anderen erwähnt nur unter Schock stand stellt sich erst heraus wenn z.B. die gegnerische Versicherung nicht zahlen will.
Da kann dann auch die Darstellung des Unfallgegners plötzlich ganz anders aussehen.

Meik
11.05.2019, 22:23
Strafrecht und Zivilrecht sind zwei paar Schuhe ... genauso wie Schuld und Haftung.

Ob der andere strafrechtlich schuldig gesprochen wird heißt noch lange nicht dass die Versicherung anstandslos zahlt und umgekehrt. Solange der andere einen nicht gerade absichtlich abgeräumt hat bringt die eigene Anzeige nichts. Das Verfahren läuft eh, egal ob man selber Anzeige erstattet hat oder nicht. Wenn man unbedingt wissen will gegen welche Auflage das Verfahren eingestellt wird für die eigene Genugtuung kann das machen. Wenn der andere nicht schon öfter mit Unfällen, Alkohol etc.. auffällig war wird da eh nicht mehr herauskommen.

Wichtig ist gerade bei Sachen wie Schmerzensgeld, Arbeitsausfall etc.. der eigene Anwalt in der Verhandlung mit der gegnerischen Versicherung - zivilrechtlich. Den Unfall ungeschehen machen kann man nicht, aber dafür sorgen dass der dir zustehende Schadenersatz auch gezahlt wird. Aus Erfahrung: Das wird ohne Anwalt nichts.

Solution
11.05.2019, 22:53
Davon weisst Du aber wahrscheinlich nur weil Du Anzeige erstattest hast.:Huhu:

Nein habe ich nicht, es kam einfach kurze Zeit später ein Anhörungsbogen, auf dem ich meine Aussage zu Papier bringen sollte. Ein paar Wochen später wurde das Verfahren, gegen eine Geldstrafe eingestellt.

tandem65
12.05.2019, 11:26
Hi Mike,

Strafrecht und Zivilrecht sind zwei paar Schuhe ... genauso wie Schuld und Haftung.

das ist mir schon klar. :Blumen:

Ob der andere strafrechtlich schuldig gesprochen wird heißt noch lange nicht dass die Versicherung anstandslos zahlt und umgekehrt.

Auch das ist mir klar.

Solange der andere einen nicht gerade absichtlich abgeräumt hat bringt die eigene Anzeige nichts. Das Verfahren läuft eh, egal ob man selber Anzeige erstattet hat oder nicht. Wenn man unbedingt wissen will gegen welche Auflage das Verfahren eingestellt wird für die eigene Genugtuung kann das machen. Wenn der andere nicht schon öfter mit Unfällen, Alkohol etc.. auffällig war wird da eh nicht mehr herauskommen.

Es könnte ja sein, daß die Anzeige das Zünglein an der Waage ist.

Wichtig ist gerade bei Sachen wie Schmerzensgeld, Arbeitsausfall etc.. der eigene Anwalt in der Verhandlung mit der gegnerischen Versicherung - zivilrechtlich. Den Unfall ungeschehen machen kann man nicht, aber dafür sorgen dass der dir zustehende Schadenersatz auch gezahlt wird. Aus Erfahrung: Das wird ohne Anwalt nichts.

Das ist natürlich das wichtigste!

Foxi
13.05.2019, 14:28
Hallo Leute,
Mich hat gestern jemand vom Fahrrad gefahren. Ich bin in einen Kreisverkehr eingefahren und wollte geradeaus durch. An der nächsten Einfahrt kam ein Auto in den Kreisverkehr geschossen dessen Fahrer mich nicht gesehen hat und hat mich voll abgeräumt. Dann Notarztwagen und das volle Programm
Jetzt liege ich daheim, mein arm ist an 2 Stellen gebrochen, Speichenköpfchen und Kahnbein und mein Rücken tut ziemlich weh.
Hat jemand schon ähnliches Erlebt? Sollte man da Anzeige erstatten und Schmerzensgeld usw?
Mein Rad muss ich noch genauer anschauen. Der Rahmen ist Alu, die Gabel und Sattelstütze Carbon. Erkennt man Schäden als nicht Fachmann oder sollte ich das anschauen lassen?
Schönen Gruß
Tobi

Hi Tobi,
lese jetzt erst, was dir da widerfahren ist... schrecklich!
Zu allererst einmal Gute Besserung,
dazu ganz viel Geduld und gutes "Heilfleisch", damit alles wenigstens körperlich ohne Folgen bleibt.

Zum Ingolstand-Triathlon:
- Informiere per Mail den Veranstalter (z.B. über Andrea Graml), warum du nicht teilnehmen wirst.
- Informiere vorab per Mail die Versicherung, dass du nicht teilnehmen kannst.
Fülle später die zugehörigen offiziellen Schadensmeldung aus. Beim Punkt: "Wann wurde der Veranstalter informiert?" kannst du guten Gewissens auf die Mail verweisen.
- Lass dir einen ausführlichen Bericht des erstbehandelndes Arztes/Krankenhauses geben (ggf. Kopie)
- Lass alle deine körperlichen Blessuren detailliert fotografieren.
- Lass dir vom jetzt behandelnden Arzt ein kurzes Attest ausstellen, worin die wesentlichen Verletzungen kurz beschrieben werden und das mit dem Satz schließt, "...dass eine Teilnahme aus medizinischen Gründen nicht möglich ist".
- Du kannst die (Online-)Schadensmeldung und das Attest (als PDF-Datei) per Mail verschicken. Das reicht bei der Versicherung. Habe gute Erfahrung damit.

Zur straf- und zivilrechtlichen Seite
- Suche dir einen auf Verkehrsrecht spezialisierten Anwalt
- Stelle in jedem Fall Strafantrag.
- Fordere über deinen Anwalt Schadenersatz (Sach- und Reparaturkosten, ggf. Verdienstausfall, ggf. Ersatz der Heilbehandlung usw.) sowie Schmerzensgeld.
- Lass dich nicht mit eilig angebotenen Vergleichszahlungen abspeisen; diese decken nicht selten nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten, kommen die gegnerische Versicherung aber deswegen billiger (z.B. für einen Gutachter, der dir aber zusteht).
- Unterschreibe keine Abfindungs- und Verzichtsangebote.

Dann sollte alles seinen Gang gehen. Dauert manchmal, weil manche Haftpflichtversicherung mauert, aber genau dafür ist der Anwalt da, dass er da Druck macht.

Schwarzfahrer
13.05.2019, 14:57
Ich hatte 2012 fast das Gleiche erlebt, nur statt Brüchen eine dauerhaft lädierte Wirbelsäule davongetragen. Das meiste wurde schon gesagt. Anzeige habe ich auch nicht erstattet. Was mir aber nach den Erfahrungen wichtig erscheint: die Schadensersatzforderung darf man nicht übers Knie brechen; offen lassen, bis klar ist, ob alles folgenlos ausheilt, oder nicht; mein Wirbelsäulenschaden war auch nach über 6 Monaten deutlich sichtbar (Höhenminderung), mit der Prognose daß ich möglicherweise dauerhafte Einschränkungen bei Rucksacktragen u.ä. haben dürfte; über die ganze Zeit konnte ich außerdem noch anfallende Kosten (Fahrten zu Physio, Arzt, Mietwagen, solange ich nicht radfahren konnte, etc.) geltend machen; angeblich hätte ich auch noch Kosten für Hilfe im Haushalt (behindertes Kind braucht Pflege) anrechnen lassen können, aber das ging damals unter. Und das Ganze läuft nicht über den Verursacher, sondern seine Versicherung bzw. seine Anwälte - und denen ist nichts heilig, da muß man in den Verhandlungen schon dickhäutig sein. Der gegnerische Anwalt versucht einen unter Druck zu setzen, nach dem Motto, vielleicht gibt es später weniger, jetzt sind wir aber noch großzügig. Daher ist ein guter, erfahrener Anwalt und etwas Geduld Gold wert. Bei mir kamen rund 6000 € zusammen (Schmerzensgeld + Kosten; sogar die ausgefallenen Wettkämpfe wurden bezahlt, kaputte Kleidung, Rad, ...).

felixb
13.05.2019, 15:11
Mein Beileid.

Anwalt für Verkehrsrecht nehmen.
Dann aufs Zivilrecht gehen. Schadensersatz scheint ja nicht ganz so hoch zu sein. Aber Schmerzensgeld kann je nach länge der Behandlung und Schäden schon höher sein. Ein guter Anwalt geht da seine üblichen Schritte durch und gut ist.
Schäden am Rad kann man von einem Radhändler begutachten lassen, unter Umständen wird da von der Versicherung aber eh noch ein Gutachter zu Rate gezogen. Das muss man sehen.
Sonst siehe Lebemanns und Schwarzfahrers Kommentar. Ich habe damals noch ein Schmerztagebuch geschrieben, aber ich hatte auch einiges kaputt. Da können in Summe schon ganz schöne Beträge zusammenkommen. Nur wenn man dann später merkt, dass man "für immer" was davon hat, sind selbst etwas größere Beträge schon wieder fast Makulatur... .
Ohne Anwalt (Verkehrsrecht) geht jedenfalls quasi nichts im Zivirecht und mit Rechtsschutzversicherung würde ich das auf jeden Fall machen.

MattF
13.05.2019, 15:20
Erfahrenen FACHanwalt für Verkehrsrecht suchen und den das regeln lassen. Du musst dich nicht mit dem Unfallgegener sondern mit dessen Versicherung auseinandersetzen wenn es um Schmerzensgeld, Schadenersatz etc.. geht, und da sitzen Profis. Nicht ohne Grund muss der Anwalt auch von der Gegenseite bezahlt werden.


Ja hatte auch Anwalt der hat alles geregelt.
Hab fast das komplette Rad ersetzt bekommen (2000 von 3000 €*), trotzdem es 5 Jahre alt war und etwas Scherzengeld war aber nur 2 Tage krank geschrieben.

Und wie gesagt für den Anwalt zahlst du nichts.

Hab im Bekanntenkreis gefragt wer da gut ist und nen super Tipp bekommen.
Mit Verkehrsrecht haben die Leute ja öfter mal zu tun, da spricht sich rum wer gut ist in der Stadt.



*Versicherung hat sich aber auch extrem dumm dran gestellt, Anwalt wollte erst nur 1500 €, dann wollten die ein Gutachten und das war höher, dann haben sie mehr gezahlt, und den Gutachter, und noch 2 Anwaltschreiben ......:)

MatthiasR
13.05.2019, 15:34
Arbeitsunfähigkeit: Auf keinen Fall zögern, sich mit den Verletzungen krank schreiben zu lassen. Mit dem Bruch des Speichenköpfchens ist nicht zu scherzen, wenn du kein Glück hast (von Pech ist nicht zu reden, das hast du nämlich bereits), behältst du davon für den Rest des Lebens etwas zurück.

Da der Arm ja wohl eingegipst oder zumindest mit einer Gipsschiene fixiert wird, sollte automatisch eine Krankschreibung erfolgen. Ich hatte gerade eine Radiusköpfchenfraktur, ich kann mitreden...

Bei mir war zum Glück nichts verschoben, deswegen musste nicht operiert werden. Ich hatte auch nur 9 Tage eine Gipsschiene und konnte am 10. Tag mit Krankengymnastik (und Laufen ;) ) starten. Schwimmen nach 2,5 Wochen, nur Radfahren war bis zur Röntgenkontrolle nach 5 Wochen verboten. Heute ist der Sturz (beim Laufen passiert) sechs Wochen her und ich habe keine Probleme (außer Trainingsrückstand) mehr. Das ist wohl ziemlich günstig gelaufen :)

Gruß Matthias

Cameron
13.05.2019, 16:05
@Matthias
das freut mich außerordentlich für dich.
Bei meiner Mutter führte es dazu, dass sie mit der Hand nie wieder den vollständigen Druck beim Greifen wie zuvor aufbauen konnte.

Im Tour-Forum gibt es zum Thema Unfall unter "Dies und Alles" genügend Threads aus den letzten 5 Jahren, wie so etwas läuft.
Ich würde immer einen RA nehmen, alleine, damit ein Profi das für mich regelt. Hinzu kommt: Warum soll ich als Laie das machen, wenn der Profi dafür bezahlt wird?
Wie gesagt: Den ADFC kontaktieren - die wissen am Besten Bescheid, wer Spezialist ist (und auch, wer gut ist).
Gute Besserung dem TE

Bockwuchst
13.05.2019, 18:30
Hallo,
Danke erstmal für die vielen Antworten. Wahnsinn!
Mein rücken ist schon viel besser, ist ja nur geprellt.
Der Arm ist ne andere Geschichte. Die Speiche ist glatt durch, das hatte ich am anderen arm schon mal, hat ca 4 Wochen gedauert bis wieder einigermaßen war. Der Arzt meint das Kahnbein muss man genauer abklären, wird wahrscheinlich nicht mit der schiene getan sein. War heute beim CT und Donnerstag bin ich beim Orthopäden. Klingt eher nach OP.
Ich werd mir im Laufe der Woche einen Anwalt suchen.
Beim Rad tu ich mir schwer den Schaden zu beziffern. Der Alu Rahmen ist hinten bisschen zerkratzt, wenn ich ohne fremdeinwirkung gestürzt wäre, hätte ich die Achseln gezückt, aber so hätt ich eigtl gern was dafür. Die Carbon gabel hat auch mehrere kleine Kratzer, da bin ich mir nicht sicher wie vorsichtig man da sein muss. Gibt's da Gutachter wie beim Auto?
Ich hätte wahrscheinlich jemand der meinen Startplatz übernimmt, weiß noch nicht genau wie das funktioniert.

goldenbear
13.05.2019, 18:38
Gute Besserung!

Als Anwalt kann ich Dir auch nur dazu raten, einen spezialisierten Kollegen zu engagieren. Auch wenn es nicht erforderlich scheint, es gibt da schon einige Fallstricke und es macht einfach Sinn, direkt professionell zu agieren - die Gegenseite (Versicherung) kann Dir das Leben ganz schön schwer machen. Allein über einen Anwalt zu kommunizieren kann da schon helfen. Kosten sollten Dir ebenfalls ersetzt werden (erforderlich zur Rechtsverfolgung). Sollte es zu einem Verfahren kommen, kann man auch einen Feststellungsantrag stellen, der zukünftige Schäden aufgrund der Verletzung umfassen.

Ohne Strafantrag wird das Verfahren sicher eingestellt, mit je nachdem, ohne Vorstrafen meistens gegen Geldzahlung.

Schwarzfahrer
13.05.2019, 20:49
Gibt's da Gutachter wie beim Auto?

Ja, es gibt Fahrradhändler, die als Gutachter von den Versicherungen anerkannt werden. Ich habe meinen Schrotthaufen (ist 7 m durch die Luft geflogen:( ) schnellstens zu ihm gebracht (war zufällig auch noch ein Vereinskollege :) ), und er erstellte für 50 - 60 € eine detaillierte Schadensaufstellung (in meinem Fall als Totalschaden, da der Rahmen verzogen war). Die Gutachterkosten hat die Versicherung dann auch bezahlt.

MattF
14.05.2019, 11:07
Gibt's da Gutachter wie beim Auto?
.


Bei mir lief da so:

Der Anwalt hat von der Versicherung was gefordert erstmal ohne Gutachten.

Bei mir war es ein Totalschaden, der Carbonrahmen war komplett durchgebrochen.

Dann wollten sie einen Kostenvoranschalg für die Reparatur.

Da hab ich den Rahmenkit von Canyon genommen (Aeroad) und der Radhändler vom neuen Rad vor Ort, hat mir einen Kostenvoranschlag gemacht das Rahmenkit plus 100 € Umbaukosten.

Das wollten sie nicht akzetieren und haben dann selber nochmal nen Gutachter geschickt.
Der kam und fragte dann irgendwann wieso er eigentlich gekommen ist: Die Kiste ist halt kaputt/Schrott, was soll man da begutachten :-)
Und wie gesagt hab ich dann knapp 2000 € bekommen plus ~200 €Schmerzensgeld.


Ich denke du solltest dir für die Schäden auch einen Kostenvoranschlag einholen, entweder bei deinem Radhändler oder einer Lackierwerkstatt. Das reicht der Anwalt einfach mit ein. Wenn das wenige hundert € sind wird die Versicherung zahlen, das ist Routine und Standard, da machen die nicht lange rum, wenn es vom Anwalt kommt.

samboe
14.05.2019, 14:00
Selbiges Unfallszenario traf Ende 2017 auf meine Freundin zu. Zum Glück ohne große körperliche Folgen (Prellungen, Abschürfungen). Wir haben damals sofort die Rechtsschutzversicherung eingeschaltet und uns an einen Anwalt gewendet.

Ersetzt wurden alle Schäden am Rad (Kostenvoranschlag eines Radladens - am Rad waren teilweise auch nur Kratzer an einigen Teilen, wurden trotzdem bezahlt!), die komplette Kleidung obwohl nur minimal beschädigt (WICHTIG! Dein HELM ist hinüber, auf alle Fälle den Kaufpreis eines neuen angeben!) und es gab Schmerzensgeld, welches sich aus mehreren Komponenten zusammengesetzt hat (viele Tipps vom Anwalt).

Schmerzensgeld u. a. für die sichtbaren Verletzungen (alles ärztlich dokumentiert mit Fotos), "entgangener Urlaubsfreude" (geplante Urlaub konnte zwar stattfinden, aufgrund der Verletzungen aber unter Schmerzen) und "psychologische Aspekte" (Angst erneut aufs Rad zu steigen, Unfallhergang sehr präsent).

Ich kann mich allen Vorrednern nur anschließen, auf alle Fälle zum Anwalt. Kosten trägt selbstverständlich die Versicherung des Unfallverursachers. Bei uns hat die Versicherung auch nach der zweiten Mahnung durch den Anwalt sogar die sehr hohe Schmerzensgeldforderung akzeptiert, ohne ein Verfahren anzustreben.

Gute Besserung und keine falsche Zurückhaltung (egal wie teuer das Material)!
Sam