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Vollständige Version anzeigen : Sattelposition bei Hüftproblemen


Waldoblau
12.04.2019, 14:12
Bei mir ist es so, dass ich bei den ersten Hunderten Kilometern zu Saisonbeginn auf dem Triarad große Anpassungsschwierigkeiten habe. (1000 km auf Mallorca mit anderer Geo und kürzerer Tretkurbel). Da meine rechte Hüfte sehr (!) unbeweglich ist (OP droht irgendwann), weicht mein rechtes Knie bei der Tretbewegung nach unten nach außen aus. Leichtere Knieschmerzen inbegriffen.

Nach 500-1000 km ist das kein Problem mehr.

Da aber in zwei Wochen bereits Wettkämpfe anstehen, wollte ich eine Feinjustierung vornehmen.

Was kommt meiner Hüftblockade entgegen:

a. Wenn der Sattel einige mm weiter vorne ist
b. Und wenn der Sattel einige mm tiefer ist (?)

In welcher Sattelveränderung ist also die Hüfte offener als vorher?

(Hüfte dehnen mache ich natürlich, kann aber nur ein bisschen helfen)

Danke für Antworten!

Bike-Felix
12.04.2019, 16:04
Die richtige Sitzhöhe, Cleatposition und Sattel vor/ zurück Position vorausgesetzt solltest du am ehesten den Lenker erhöhen und/ oder die Sitzlänge verkürzen.

Ohne dich auf dem Rad mal gesehen sowie dich & dein Rad vermessen/ begutachtet zu haben und mehr konkrete Informationen über dein Hüftproblem zu haben ist das fürs erste die einzige Empfehlung die man da geben kann - die auch nicht helfen muss, sollte das Problem an anderer Stelle sitzen...

Waldoblau
12.04.2019, 19:03
Danke!

Also meine Position ist an sich optimal, eingemessen vom Bikefitter. (Wobei die Schuhe wegen der Cleatstellung maximal weit vorne sind - vermutlich besser für das anschließende Laufen).

Bin nun drei mm runter gegangen, war schon besser. Vielleicht aber auch wegen der inzwischen vierten Fahrt mit dem TT-Rad. Den rechten Schuh setzte ich ca. zwei mm weiter nach außen.

Da die Positon völlig anders ist als auf dem RR, braucht es vermutlich einfach eine längere Anpassungszeit.

Werde jetzt in zwei Wochen maximal oft, wenn auch kürzer, fahren, um die Muskulatur anzupassen.

bergflohtri
12.04.2019, 19:57
Weiter vorne sitzen ist denke ich von Vorteil. Hinsichtlich Sitzhöhe ist es bei mir allerdings umgekehrt. Wenn ich tiefer sitze, dann gerate ich schneller an die Grenze meiner Beweglichkeit als wenn ich höher sitze, und die Knie beginnen dann mit einer Ausgleichsbewegung.

Bike-Felix
12.04.2019, 20:59
Bei mir ist es so, dass ich bei den ersten Hunderten Kilometern zu Saisonbeginn auf dem Triarad große Anpassungsschwierigkeiten habe.

Da meine rechte Hüfte sehr (!) unbeweglich ist (OP droht irgendwann), weicht mein rechtes Knie bei der Tretbewegung nach unten nach außen aus. Leichtere Knieschmerzen inbegriffen.

"Also meine Position ist an sich optimal, eingemessen vom Bikefitter. (Wobei die Schuhe wegen der Cleatstellung maximal weit vorne sind - vermutlich besser für das anschließende Laufen)."

Hier wiedersprichst du dir doch selbst, oder nicht?


Nach 500-1000 km ist das kein Problem mehr.

Je nach Umfang ist das bis zu 25% einer Saison (mit 5k) Jahreskilometern - denkst du nicht auch, dass das zu viel ist?

Was kommt meiner Hüftblockade entgegen:

a. Wenn der Sattel einige mm weiter vorne ist
b. Und wenn der Sattel einige mm tiefer ist (?)

In welcher Sattelveränderung ist also die Hüfte offener als vorher?

Hilft beides leider nur bedingt. Gesetzt der Annahme, dass deine Sitzhöhe auf effiziente Art & Weise sowie komfortabel und sportmedizinisch sinnvoll für dich eingestellt wurde verlagerst du damit deine Probleme hauptsächlich aufs Knie.Die Antwort wäre - Lenker hoch! Mal eine Zeit lang mehr Spacer unter den Extensions oder dem Vorbau fahren lässt sich im Saisonverlauf auch besser trainieren & regelmäßig etwas sportiver stellen, sofern die Übungen anschlagen

(Hüfte dehnen mache ich natürlich, kann aber nur ein bisschen helfen)#

Was hast du denn an der Hüfte? ich bin kein Doc aber aus sportwissenschaftlicher & sportphysiotherapeutischer Sicht ist deine Hüfte wieder mobil zu bekommen hierbei der eigentliche Casus Cnactus (schreibt man das so?)




Bin nun drei mm runter gegangen, war schon besser. Vielleicht aber auch wegen der inzwischen vierten Fahrt mit dem TT-Rad. Den rechten Schuh setzte ich ca. zwei mm weiter nach außen.

Gesetzt der Annahme der Bikefitter hat gut gearbeitet machst du damit mehr verkehrt als schlicht den Lenker zeitweise höher zu setzen. Wie lang ist das BF her? Bestand damals bereits die Hüftproblematik? Was sagt dein Bikefitter zu deinem Anliegen?

Da die Positon völlig anders ist als auf dem RR, braucht es vermutlich einfach eine längere Anpassungszeit.

Möglicherweise, aber es sollte keine viertel Saison dauern



PS.: der Schuh max. vorne, der Cleat also ganz hinten? Ich kenne die Theorie, wo warst du denn beim BF? Das ist vermutlich ineffizienter und auch nicht so schonend für die Wade wie propagiert wird.

Waldoblau
13.04.2019, 17:42
PS.: der Schuh max. vorne, der Cleat also ganz hinten? Ich kenne die Theorie, wo warst du denn beim BF? Das ist vermutlich ineffizienter und auch nicht so schonend für die Wade wie propagiert wird.


Bikefitter war Buchstaller in Hilpoltstein.

Was heißt nun "vermutlich ineffizienter"?

Vielleicht sagen andere "vermutlich effizienter" :)

Das hört sich recht vage an.

Denke, dass die Position des Schuhs heute trendmäßig allgemein weiter vorne ist, also das Zehengrundgelenk nicht mehr genau über der Pedalachse sondern etwas dahinter ist.
So ist es auch im Tour Forum zu lesen.

Warum das so gehandhabt wird, weiß ich nicht. Ich vermutete beim Triathleten als Grund, um die Wadenmuskulatur eher für das Laufen zu schonen. (???)

Du schreibst "nicht so schonend für die Wade".

Könntest du das bitte etwas näher begründen? Würde mich sehr interessieren - danke!!!

Waldoblau
13.04.2019, 17:57
Um einiges zurecht zu rücken:

Ich wollte eine Zeitfahrposition beim Bikefitter für kurze Zeitfahren von etwa einer halben Stunde bzw. 20 km. Für diese Gegebenheit wurde ich eingestellt und dies auch erfolgreich: Über 21 km beim Bayreuther Contre la Montre mit vier Wenden ist ein Schnitt von 40,6 km/h für einen 65jährigen ganz ordentlich, denke ich.

Eine Langdistanz könnte ich damit freilich nicht absolvieren.

Meine 500-1000 km waren vielleicht etwas übertrieben. Nach 1000 km ist halt die Form klar am besten. Aber rein zur Gewöhnung könnten es auch nur 200-300 km sein.

Diese Ausscherbewegung des rechten Beines ist inzwischen bereits wieder verschwunden.

Und zur Hüfte:

Wenn der Physio jede Hüfte hinkriegen würde, bräuchte ja niemand mehr operiert werden. (Der berühmte Gelenkspalt ist bei mir noch hauchdünn). Mein Physio spricht von einem täglichen Aufwand von 60 min Arbeit am Gelenk, wenn man es beweglicher machen möchte. Also beschränke ich mich auf die Mobilisation der Muskeln, v. a. des Hüftbeugers.

Waldoblau
13.04.2019, 18:03
Vergaß ich noch:

Bikefitting war im März vor zwei Jahren. Die unbewegliche rechte Hüfte hatte ich damals schon. Der BF sprach von 30 Watt, die ich dadurch "liegen lasse".

Körbel
13.04.2019, 18:23
Bikefitting war im März vor zwei Jahren. Die unbewegliche rechte Hüfte hatte ich damals schon.

Warum bist du mit diesem Problem nicht mal zu einem guten Sportphysio gegangen?

Bike-Felix
13.04.2019, 21:08
Bikefitter war Buchstaller in Hilpoltstein.

Sicher kein schlechter, ganz klar, wenn er auch polarisiert. Tust aber immer wenn du so bekannt bist nehme ich an

Was heißt nun "vermutlich ineffizienter"?
Vielleicht sagen andere "vermutlich effizienter" :)
Das hört sich recht vage an.

Vermutlich bezog sich darauf, dass ich gerade nicht alle Quellen zu Rate gezogen hatte und deshalb eher konservative Aussagen treffen möchte.Wenn die einen das eine sagen und die anderen das andere hat VERMUTLICH ;) einer Unrecht

Denke, dass die Position des Schuhs heute trendmäßig allgemein weiter vorne ist, also das Zehengrundgelenk nicht mehr genau über der Pedalachse sondern etwas dahinter ist.
So ist es auch im Tour Forum zu lesen.

Bei dem Trend gebe ich dir Recht. Und das ist das Hauptproblem im Bikefitting. Es wird mit Trends, Tendenzen & Theorien gearbeitet anstatt sich an biomechanische Gesetze und klar untersuchte Fakten zu halten. Besonders Quellen wie Tour Forum etc pp sind da garantiert keine Quellen die heranzuziehen sind. Studien & Fachliteratur sind das Mittel der Wahl.
Da haben glaube ich u.a. Specialized damit angefangen aus "sportmedizinischer Sicht" damit die Zehen nicht taub werden weil unter dem Großzehengrundgelenk Nervenbahnen verlaufen. Leider ist das mit einschlafenden Zehen nicht einfach mit den Cleats gelöst da spielt die Fußanatomie, das Quergewölbe, die Passform des Schuhs usw usf ebenfalls mit rein. Außerdem erhöht eine Position weiter hinten das "paddeln" der Ferse, dazu später mehr.

Warum das so gehandhabt wird, weiß ich nicht. Ich vermutete beim Triathleten als Grund, um die Wadenmuskulatur eher für das Laufen zu schonen. (???)
Du schreibst "nicht so schonend für die Wade".
Könntest du das bitte etwas näher begründen? Würde mich sehr interessieren - danke!!!

In der Theorie verkürzt du den Lastarm auf die Wade wenn du den Weg von dem Cleat vorn am Schuh bis hinter zur Wade verkürzt indem du den Cleat eher nach hinten schiebst.
Theorie und Praxis... Nun ist es zuallererst einmal so dass - in Studien mittels EMG Messungen festgestellt - die Wadenmuskulatur beim Rad fahren permanent aktiv ist unabhängig von Intensität, Erschöpfung und Position, dafür aber mit einem geringeren Aktivitätslevel.
Des Weiteren ist es beim Rad fahren ineffizient sobald du mit der Ferse "paddelst". Ich kann es gerade nicht mit Daten zu mechanischer Effizienz und Sauerstoffbedarf belegen aber die Kraft sieht man eigentlich ganz nett bei Druckmessung im Radschuh in der Sisnuskurve als zusätzliches Plateau in dem die Kraft verloren geht, die auch nach vorne gehen könnte.
Dazu vielleicht mal ein Experiment: Tret mal mit der Mitte des Fußes bzw. gleich mit der Ferse im Vergleich zum Vorfuß und entscheide für dich was sich am "effizientesten" anfühlt.
Heißt in der Praxis: Mehr Anstrengung & dadurch tatsächlich weniger effizient, mehr Kraftaufwand, Körner die dann beim Laufen fehlen & die Wadenmuskulatur ist ja trotzdem aktiv.




Und zur Hüfte:

Wenn der Physio jede Hüfte hinkriegen würde, bräuchte ja niemand mehr operiert werden. (Der berühmte Gelenkspalt ist bei mir noch hauchdünn). Mein Physio spricht von einem täglichen Aufwand von 60 min Arbeit am Gelenk, wenn man es beweglicher machen möchte. Also beschränke ich mich auf die Mobilisation der Muskeln, v. a. des Hüftbeugers.

Ich weiß ja wie gesagt nicht was du mit deiner Hüfte hast außer dass sie immobil ist. Wie gesagt, meine grundsätzliche Denkweise wäre: Hüfte mobil bekommen ist das Thema, wenn das ebenfalls das Ziel der OP ist gut, ich bin ja auch kein Arzt & kenne deine Verletzungshistorie nicht. Wenn du Arthrose o.ä. drin hast sieht das ja anders aus als wenn du "nur" unbeweglich bist bspw.






Bikefitting war im März vor zwei Jahren. Die unbewegliche rechte Hüfte hatte ich damals schon. Der BF sprach von 30 Watt, die ich dadurch "liegen lasse".

Ob man das so einfach in Watt wiedergeben kann - weiß ich nicht.

Andere Anmerkung: Ein Bikefitting kann man durchaus alle 1 - 2 Jahre auffrischen, erst recht die Lenkerposition durch älter werden, verletzen oder auch besseren Trainingszustand. Dein Körper verändert sich stetig und so auch die Posiion - da nur ein Fitting für immer ist kaum möglich



Antworten wieder in Rot

Waldoblau
14.04.2019, 09:54
Ganz herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!

Ja, es ist eine sehr weit fortgeschrittene Arthrose im Hüftgelenk.

Zur Cleatposition ganz hinten:

Sie hat mich von Anfang an gefühlsmäßig gestört, da ich ein anderes, lockereres Pedalieren gewöhnt war. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt.

Nochmals danke!

Bike-Felix
14.04.2019, 11:01
Gerne :)

Das mit der Arthrose tut mir leid - aber ja, da kann eine OP natürlich notwendig sein.
Bzgl. Der Cleatposition: im Zweifel wieder ändern, allerdings wirkt sich das dann wieder auf die Sitzhöhe, die auf den Nachsitz und all das auf die Front aus.
Gerade für die Zeitfahren ist das sicher ein Zugewinn an Effizienz.

Nochmal zur Hüfte - ich nehme an dass die sich eher verschlechtert als verbessert hat in den zwei Jahren. Das macht im Zweifel ebenfalls ein nachjustieren notwendig.

Hattest du die Anpassungsschwierigkeiten auch am Anfang nach dem BF?

Waldoblau
14.04.2019, 17:45
Das mit der Arthrose tut mir leid - aber ja, da kann eine OP natürlich notwendig sein.


Es ist wie es ist. Aber vielleicht brauche ich die OP auch nicht, weiß niemand. Allerdings möchte ich gerne 2020 ein zweites und letztes Mal die Langdistanz Roth machen. Da ist natürlich das Laufen das Problem und das Training daraufhin.



Bzgl. Der Cleatposition: im Zweifel wieder ändern, allerdings wirkt sich das dann wieder auf die Sitzhöhe, die auf den Nachsitz und all das auf die Front aus.
Gerade für die Zeitfahren ist das sicher ein Zugewinn an Effizienz.


Ich neige dazu, ein wenig Richtung Mitte zu korrigieren. Einerseits möchte ich die Achillessehne möglichst wenig belasten, die ja bei der mittleren Position der Cleats stärker belastet wird als bei meiner jetzigen - ich neige zu einer harten Wade, was viel Black Roll verlangt - andererseits möchte ich die Knie auch nicht zu sehr belasten. Bei der jetzigen Extremposition habe ich oft in der ersten halben Stunde kurz Knieschmerzen, was ich mit Dehnen eliminiere - ginge aber schlecht im Wettkampf. Vor einem Zeitfahren fahre ich mich ca. 40 min warm.



Nochmal zur Hüfte - ich nehme an dass die sich eher verschlechtert als verbessert hat in den zwei Jahren. Das macht im Zweifel ebenfalls ein nachjustieren notwendig.

Hattest du die Anpassungsschwierigkeiten auch am Anfang nach dem BF?

Die Anpassungsschwierigkeiten waren direkt beim BF sehr stark, so wie jetzt beim ersten Fahren mit dem TT-Bike. Aber dieser kreisende rechte Oberschenkel war damals nach einigen Fahrten verschwunden so wie jetzt gerade auch.

Also keine Verschlechterung zu damals.

Eine neue Anpassung werde ich sowieso vornehmen, wenn das Training zur Langdistanz beginnt (Lenker hoch).

Sehr gut fand ich deinen Tipp, zu Saisonbeginn den Lenker zu erhöhen und dann im Saisonverlauf runter zu gehen - machen ja auch manche Nur-Radsportler.

Nochmals danke!!!