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mevo
16.07.2008, 08:41
Wettkampfbericht Roth 2008

Morgens um 3h klingelt der Wecker. Ich lausche und höre schon den Regen prasseln. Das hebt nicht gerade die Motivation. Nach ausgiebigem Frühstück fährt mich meine Frau Elke zum Parkplatz in Heuberg. Ich schnappe mir die Beutel und marschiere Richtung Schwimmstart, während es allmählich anfängt hell zu werden. Die Musik und Geschäftigkeit im Startbereich muntern auch mich auf, ausserdem treffe ich Freunde, die entweder selbst starten oder zum Zuschauen gekommen sind. Irgendwann ist es dann so weit und die erste Startgruppe wird mit Tusch und Applaus auf den Weg geschickt. Bis ich endlich ins Wasser darf dauert es aber immer noch über eine Stunde. Weil es kühl und regnerisch ist, ziehe ich schon mal den Neo an und muss ihn noch dreimal wieder ausziehen, weil mich die Aufregung in eines der vielen Dixie-Klos treibt.
Inzwischen gibt es erste Berichte von der Schwimmstrecke, dann wird es laut, weil die ersten Pros aus dem Wasser kommen. Hautnah kann ich miterleben, wie McCormack, Sindballe, Jacobs, Vuckovic und ein paar andere aus dem Wechselzeit zu ihren Rädern stürmen. Auch Ute Mückel ist mit dabei, die wie von ihr gewohnt als erste Frau aus dem Wasser gekommen ist.
Endlich wird auch meine Startgruppe aufgerufen und ich reihe mich ein in die Schlange zum Schwimmstart, während mir der Matsch vom aufgeweichten Boden durch die Zehen quillt.

Wie gewohnt halte ich mich als schwacher Schwimmer zunächst dezent im Hintergrund. Als der Startschuss ertönt bin ich mindestens 10m hinter der Startleine. In dieser späten Startgruppe scheinen aber die meisten ähnliche Bleienten zu sein wie ich und so gibt es doch auf den ersten Schwimmmetern mehr Getümmel als ich erwartet hatte. Trotzdem finde ich bald meinen Rhythmus und versuche möglichst ruhig und kraftsparend zu schwimmen. Bald sehe ich die erste Brücke vor mir und langsam rückt sie näher. Ich schwimme unter der Brücke hindurch, gleich darauf kennzeichnen zwei blaue Ballons mit Werbeaufdruck des Titelsponsors die Wendemarke. Erneut geht es unter der Brücke durch, dann kommt die lange Gerade. Weiter schwimme ich schön in meinem ruhigen Rhythmus, irgendwann taucht die zweite Brücke vor mir auf. Leider fängt es nun wie so oft in letzter Zeit im Training in beiden Waden an etwas zu zucken. Ich hoffe nur, dass kein ernsthafter Krampf daraus wird. Bald ist auch die zweite Brücke erreicht, allerdings dauert es diesmal doch deutlich länger als erwartet bis endlich die wohlbekannten blauen Ballons die zweite Wende markieren. Nun wieder zurück zur Brücke und darunter durch, kurz dahinter taucht rechts das Schwimmziel auf. Hilfreiche Hände greifen mir unter die Arme und geleiten mich auf die Rampe, die in die Wechselzone führt.

So wie ich es mir vorher eingprägt habe laufe auf dem zweiten Teppich von rechts vorbei am Lautsprecherturm und schnappe mir meinen Beutel. Weiter geht’s ins Wechselzelt wo ein ziemliches Getümmel herrscht. Ich suche mir ein freies Plätzchen und fange an mich umzuziehen. Zugunsten des Komforts ziehe ich mir eine gut gepolsterte Radhose und ein trockenes Trikot an, was bei der nassen Haut ein ziemliches Gewürge ist. Ausserdem gönne ich mir angesichts der Witterung noch Armlinge und eine Windstopperweste. Entsprechend lang ist meine Wechselzeit, was mich aber überhaupt nicht stört. Nun auf dem ebenfalls vorher eingeprägten Weg zu meinem Rad, den Helm aufgesezt und raus aus der Wechselzone. Auf dem Weg hinauf zur Kanalbrücke feuern mich ein paar Freunde an, dann habe ich die Startzone endgültig hinter mir und es wird etwas ruhiger an der Strecke.

Wie schon beim Schwimmen halte ich mich auch auf dem Rad bewusst zurück, versuche zunächst mal meinen Rhythmus zu finden. Das kühle und regnerische Wetter lassen mich allerdings nicht richtig warm werden, die Oberschenkel fühlen sich einfach nicht geschmeidig an. Dennoch komme ich ganz gut voran, bald ist der Selingstädter Berg erreicht und es geht eine Weile vorwiegend bergab. Hier kann man Tempo machen, leider schlägt mir das Wetter auch auf die Blase und ich muss einen ersten Boxenstopp einlegen. Es soll nicht der letzte auf der Radstrecke sein, so oft wie heute musste ich noch nie bei einem Wettkampf anhalten. Anderen geht es aber offensichtlich nicht viel besser als mir. Hinter Greding wartet der Kalvarienberg, das erste steile Stück fahre ich meist im Wiegetritt, trotz des schlechten Wetters sind viele Zuschauer zum anfeuern da. Als es etwas flacher wird, setze ich mich aufrechter hin um den Rücken etwas zu entspannen und stütze mich auf den Armauflagen meines Aerolenkers ab. Schon habe ich das rechte Polster in der Hand, der Klebstoff ist anscheinend bei der Nässe aufgeweicht. Zum Glück gibt es nur etwa einen Kilometer später einen Bike-Service. Ich halte kurz an und da Klebeband bei der Nässe ebenfalls versagt, wird das Polster kurzerhand mit Kabelbinder wieder befestigt. Das sieht nicht schön aus, hält aber bis zum Ende der Radstrecke. Kurz bevor ich den höchsten Punkt der Radstrecke erreiche fährt ein Motorrad mit der Aufschrift 'Organisation' an mir vorbei und hat Torbjörn Sindballe im Schlepptau. Eine Weile später erscheinen Hellriegel und dann in schneller Folge einige weitere Spitzenfahrer, die ich aber nicht alle identifizieren kann. Auf jeden Fall ist ein gewisser 'Patrick' auch mit dabei ...
Nach etwa 60km überhole ich Reinhold vom Tri-Club Wuppertal, den ich dieses Jahr im Trainingslager auf Mallorca kennengelernt habe. Wir wechseln ein paar Worte und meckern über das Wetter, bevor wir uns wieder trennen. Nach meist ansteigendem Gelände und viel Gegenwind auf den letzten Kilometern habe ich meinen ersten kleinen Durchhänger und meine Zuversicht auf ein erfolgreiches Finish sinkt etwas. Zum Glück erhole ich mich bald wieder, ich erreiche Hilpoltstein und den Solarer Berg, der trotz des schlechten Wetters dicht bevölkert ist. Hier stehen auch Elke und ein paar Freunde um mich anzufeuern und meine Stimmung steigt wieder. Bei der zweiten Einfahrt nach Hilpoltstein stehen wiederum etliche Zuschauer und machen Stimmung, kurz darauf habe ich die erste Radrunde hinter mir und gehe recht zuversichtlich die zweite Runde an. Wie schon auf der ersten Runde schnappe ich mir an jeder Verpflegungsstelle je ein Stück Banane und Riegel die ich auf den nächsten Kilometern verzehre. Eine frische Radflasche nehme ich nur wenn die vorherige schon mehr als zur Hälfte geleert ist. Allmählich lässt der Regen nach und hört schliesslich ganz auf, am Ende der Radrunde trocknen sogar die Strassen schon langsam ab. Am Gredinger Kalvarienberg ist wieder gute Stimmung die mich das steilste Stück des Anstiegs hinaufträgt. Am Solarer Berg ist es mittlerweile etwas leerer geworden, doch auch hier empfinde ich die Stimmung immer noch als sehr motivierend. Wiederum führt mich die Schleife nach Hilpoltstein zurück, auf dem Weg aus Hilpoltstein heraus zur Kanalbrücke steht Elke und feuert mich nochmals an. Ein drittes mal lege ich die nun schon vertrauten Kilometer bis Eckersmühlen zurück, diesmal muss ich jedoch im Ort rechts abbiegen um die letzten Kilometer zur zweiten Wechselzone in Angriff zu nehmen. Inzwischen habe ich nun eigentlich auch genug vom Radfahren, der Nacken schmerzt und auch im Rücken zieht es ein wenig. Mein Tacho zeigt allerdings statt der versprochenen 180km nur 176km an.

Eingangs der Wechselzone warten schon Helfer um mir mein Rad abzunehmen, die ersten Schritte in die Wechselzone fühlen sich ziemlich schwerfällig an. Ich denke 'Au Backe, jetzt noch einen Marathon laufen ...'. Schnell ist mein Wechselbeutel gefunden, da ich in der Radhose nicht laufen möchte, ziehe ich mich nochmals komplett um. Ausgangs des Wechselzeltes schnell nochmal ein Dixie-Klo aufgesucht, dann die paar Schritte bis zum Verpflegungsstand gegangen und schnell etwas getrunken sowie zwei Schwämme geschnappt, die ich gleich über mir ausdrücke.

Dann beginne ich zu traben und die Beine spielen jetzt doch erfreulich gut mit. Eine große Menge von Zuschauern geleitet mich lärmend aus der Wechselzone, dann wird es etwas ruhiger. An der ersten Kilometermarke schaue ich auf die Uhr, ich bin deutlich schneller unterwegs als ich mir vorgenommen hatte und auch der Puls ist etwas hoch. Ich nehme Tempo heraus und versuche diesen nun angenehmen Schritt beizubehalten. An der Rother Lände ist bereits das nächste Stimmungsnest erreicht, doch nun geht es dann etwas monoton für einige Kilometer am Kanal entlang. Mein Kilometerschnitt pendelt sich bei 5:20 bis 5:30 ein, als erstes Etappenziel nehme ich mir vor, mindestens bis Kilometer 14 durchzulaufen – dann wäre immerhin schon ein Drittel der Strecke geschafft. An der Schleuse Leerstetten geht es ein Stück bergab zu einer Unterführung, die unter dem Kanal hindurch Richtung Schwand führt. Auf der anderen Kanalseite wartet wieder Elke auf mich und freut sich mit mir, dass ich noch so gut unterwegs bin. Schwand mit seinen zwei kurz aufeinander folgenden Wendepunkten ist wiederum ein Stimmungsnest in dem ein Moderator jeden Läufer namentlich nennt und ihm eine Aufmunterung mit auf den Weg gibt. Ich laufe wieder unter dem Kanal durch, nun muß ich allerdings den Anstieg hoch um wieder den Damm zu erreichen. Ich nehme etwas Tempo weg, am Ende der Steigung ist Kilometer 14 erreicht – mein erstes Etappenziel. Da meine Beine noch gut sind denke ich, dass auch noch weitere 7km drin sein müssten, dann wäre schon die Hälfte geschafft. Auf dem Weg zurück zur Lände Roth kommt sogar mal kurz etwas die Sonne heraus. Ich werde leicht nervös, weil ich mich nur sehr nachlässig mit Sonnencreme eingerieben habe, aber meine Sorge erweist sich bald als unbegründet. Kurz darauf begegne ich Reinhold, der ebenfalls noch recht gut aussieht. Wir wünschen uns nochmal gegenseitig alles Gute. An der Lände ist immer noch grosses Spektakel, allerdings ramme ich beinahe einen Zuschauer, der die Strecke überquert und dabei angestrengt in die falsche Richtung schaut. Kurz nach der Lände ist schon mein zweites Etappenziel erreicht – die Hälfte ist geschafft und mir geht es immer noch gut, meine Kilometerzeiten bleiben konstant. Ich nehme die Zwischenzeit und setze mir weitere 7km als neues Teilziel. Elke radelt derweil auf dem anderen Kanalufer immer auf meiner Höhe mit, so haben wir fast ständig Sichtkontakt und können einander immer wieder zuwinken. In Haimpfarrich geht es erstmal weg vom Kanal und leider beginnt es nun auch wieder zu regnen. Als ich die Kanalbrücke bei Eckersmühlen überquere schüttet es wie aus Eimern und meine Radbrille die ich immer noch trage beschlägt. Ich nehme die Brille in die Hand und entdecke ein paar Meter weiter meinen Kumpel Tom in der Menge, dem ich die Brille übergebe. Tom läuft ein Stück neben mir her und erkundigt sich nach meinem Befinden. Ich kann ihm nur zur Antwort geben, dass es mir abgesehen von langsam müde werdenden Beinen noch immer gut geht. Kurz darauf steht auch noch Elke am Wegesrand und jubelt mir zu. Auf dem Weg zum letzten Wendepunkt passiere ich die 28km-Marke – zwei Drittel sind nun schon geschafft. Die Wende ist bei km 29, bei km 30 denke ich: 'noch 12km, das entspricht einer meiner Trainingsrunden, die ich so oft schon gelaufen bin. Das sollte doch jetzt auch noch gehen'. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir ausserdem dass ich immer noch mit Kilometerzeiten knapp unter 5:30 unterwegs bin. Zurück am Kanal habe ich bereits 34km geschafft, unter der Eckersmühlener Brücke stehen Elke und Tom. Tom hat nun sogar ein Megaphon in der Hand und treibt mich lautstark voran Richtung Ziel. An den Verpflegungsständen nehme ich statt Banane und Iso wie zu Beginn des Laufes nun nur noch Gel und Cola. Das Gel behalte ich immer bis kurz vor der nächsten Verpflegung in der Hand, drücke es mir dann hinein und lasse mir einen Becher Getränk zum Nachspülen geben. Dann schnell ein neues Gel geschnappt und weiter geht’s. Bald habe ich ein letztes Mal die Lände erreicht. Das Wissen nur noch knapp 5km vor mir zu haben und die Zuschauer peitschen mich voran. Bei km 40 meldet sich nochmal meine Blase und ich springe kurz in die Büsche, um dann demnächst entspannt ins Ziel einlaufen zu können. Das Anlaufen fällt mir nun etwas schwer zumal es bergauf geht, aber die Nähe zum Ziel beflügelt mich. Der Lärm schwillt an und trägt die Läufer auf den letzten Metern zum Ziel. Eine scharfe Linkskurve führt über die Bahngleise, dann kommt auch schon der Zielkanal. Wie schon auf der zweiten Radrunde klatsche ich viele der ausgestreckten Kinderhände ab. Noch eine kleine Schleife vor den vollbesetzten Tribünen, dann reisse ich die Arme hoch und laufe durch das Zieltor – es ist geschafft.

Ich drücke auf meine Stoppuhr, später bemerke ich, dass ich für die zweite Hälfte der Laufstrecke auf die Sekunde genau so lange gebraucht habe wie für die erste. Im Ziel schiessen mir vor Freude und Erleichterung die Tränen in die Augen, ich brauche ein paar Augenblicke um meine Fassung wiederzugewinnen. Ich lasse mir eine Medaille umhängen und stakse zum Verpflegungsbereich, dort erhole ich mich mit den anderen Finishern erstmal von den Strapazen.

An dieser Stelle möchte ich mich nun ganz herzlich bei den vielen Helfern bedanken, die trotz des schlechten Wetters unverdrossen im Einsatz waren. Und dann natürlich auch bei den Zuschauern, besonders bei meinen Freunden und Elke, die den ganzen Tag an der Strecke waren und sicher eine ganze Menge zum guten Gelingen des Wettkampfs beigetragen haben.
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S: 1:15, R: 5:51, L: 3:46 + 2 grottenschlechte Wechsel macht insgesamt 11:10:43

Walli
16.07.2008, 09:14
Super Bericht:Danke:

sybenwurz
16.07.2008, 09:17
Cool!
Herzlichen Glückwunsch zum Finish!

Lecker Nudelsalat
16.07.2008, 09:45
Ich muss gestehen, ich habe nur die letzte Zeile gelesen. :Cheese:

Zu lang und zu wenig gegliedert. ;)

PS: und das die Freundin Elke heisst habe ich auch noch mitbekommen
:Lachen2:

Gruß strwd

Speedy Gonzales
16.07.2008, 09:52
:Danke:

toller Bericht ........... aber gaaaanz schön lang :Lachen2:

Thorsten
16.07.2008, 10:02
Sauber! Und mit zwei halbwegs erträglichen Wechseln innerhalb von 8 Minuten hättest du die 11 h locker knacken können - 19 Minuten ist schlechter als grottenschlecht :Cheese:.

mevo
16.07.2008, 10:05
PS: und das die Freundin Elke heisst habe ich auch noch mitbekommen
:Lachen2:

Gruß strwd
Ex-Freundin, jetzt Ehefrau :Liebe:

mevo
16.07.2008, 10:09
Sauber! Und mit zwei halbwegs erträglichen Wechseln innerhalb von 8 Minuten hättest du die 11 h locker knacken können - 19 Minuten ist schlechter als grottenschlecht :Cheese:.
Ich weiss. Aber auch mit knapp unter 11h wäre es meine bisher langsamste LD gewesen. Ausserdem hatte ich ja mit einer erheblich höheren Endzeit gerechnet, daher waren mir die Wechselzeiten erstmal egal.

Lecker Nudelsalat
16.07.2008, 10:29
Ex-Freundin, jetzt Ehefrau :Liebe:

Gratulation,

(hab natürlich ein wenig mehr gelesen) ;)

Gruß strwd

Oli.F.
16.07.2008, 11:33
sehr schöner bericht, danke.

ich hatte übrigends auf dem rad so ziemlich das selbe an. allerdings schon unter dem neo (bis auf die gore weste).
die wechselzeit war zwar kürzer aber das nasse zeugs dafür auch saukalt und ich hatte ebenfalls die ganze erste runde probleme mit den oberschenkeln.

Phoebe
16.07.2008, 11:51
Wirklich ein super schöner Bericht :Blumen: