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Vollständige Version anzeigen : Wieso sind die deutschen Männer auf Hawaii erfolgreicher als die deutschen Frauen?


trina
17.10.2017, 11:09
Hallo zusammen,
man kann ja schon sagen, dass die deutschen Männer seit Jahren immer gut für vordere Plätze auf Hawaii sind, oftmals sogar gewonnen haben.
Wieso ist das bei den Frauen so anders? Meines Wissens nach gab es bisher Podiumsplatzierungen für Nina Kraft und Sandra Wallenhorst. Einige weitere haben es mal in die Top Ten geschafft (Tajsich, Mückel, Gajer, ich meine auch Leder - ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Auch wenn insgesamt deutlich weniger Frauen als Männer Triathlon machen - als Erklärung reicht das doch nicht.

Was meint ihr dazu?

Hafu
17.10.2017, 12:08
Die Podiumsplazierung von Nina Kraft würde ich aus bekannten Gründen aus der obigen Aufzählung streichen.

NBer
17.10.2017, 12:44
ich bin jetzt zu faul zum suchen, könnte mir aber vorstellen, dass es viel mit mutter sein zu tun hat. gibt es in der breite (das es ausnahmen gibt ist klar) mütter die in der weltspitze der langstrecke sind oder waren? ist daniela ryf mutter? anja beranek? mirinda carfrae? war eine paula newby fraser oder natascha badman zu ihren hochzeiten bereits mutter?
ich denke es liegt sehr viel an der lebensplanung der deutschen frauen. bevor sie ende 20 ins hochleistungsalter auf der langstrecke kommen sind sie schon mutter und können oder wollen danach kein umfangreiches langdistanztraining mehr machen. was auch verständlich ist.
ist aber nur ne gerade ausgedachte theorie.....

trina
17.10.2017, 12:47
Hallo hafu, Krafts Dopingvergehen will ich keineswegs beschönigen. Nur haben ihre Podiumsplatzierungen nun mal weiterhin Bestand (im Gegensatz zu ihrem Sieg, bei dem EPO nachgewiesen wurde).
Auch wenn man natürlich Zweifel haben mag, ob diese sauber zustande gekommen sind.

trina
17.10.2017, 12:48
war eine paula newby fraser oder natascha badman zu ihren hochzeiten bereits mutter?
.

Natascha Badmann hat ihr Kind sehr früh bekommen, also vor ihrer Triathlon-karriere.

Mikala
17.10.2017, 12:48
Hi Trina,

ich würde mich natürlich auch freuen, wenn wir im Damenbereich auch so gut aufgestellt wären.
Es gibt sicher viele unterschiedliche Gründe warum wir nicht so viele Frauen auf der LD haben.Auf der LD sind allgemein weniger Frauen unterwegs.
Emma Frodeno war auch eine sehr erfolgreiche Athletin, aber ist nicht auf die LD gewechselt.Sie könnte Dir vielleicht ihre Beweggründe sagen.

Nicole Leder sagte mal, dass sie ohne die Unterstützung der Eltern die Profi-Leben hätte nicht führen können. Sie sind ja viele Wochen im Jahr unterwegs und die Tochter musste in die Schule.
Oft ist mit Kindern dann Schluss, wenn Du keine Unterstützung hast.

Noch ein Punkt: Nur wenige können ihren Lebensunterhalt mit diesem Sport finanzieren.

Ja, und es ist halt mega Zeitaufwendig.

Es gibt viele Gründe, warum Frau nicht auf der LD unterwegs sind und deshalb ist das Profi-Feld der Frauen auch anders aufgestellt.
:Huhu:

kullerich
17.10.2017, 13:22
Es gibt viele Gründe, warum Frau nicht auf der LD unterwegs sind und deshalb ist das Profi-Feld der Frauen auch anders aufgestellt.
:Huhu:

Das geht doch am Punkt vorbei - es gibt (inzwischen...) gleich viele weibliche wie männliche Pros in Hawaii am Start, aber es gibt viel weniger deutsche Spitzenlangtriathletinnen als Spitzenlangtriathleten. Und das kann auch nicht alleine an "klassischer Aufgabenteilung in der Familie" liegen, denn da sind die Schweizer eher noch konservativer unterwegs als wie in D, und sie haben deutlich mehr weibliche Podiumsplätze....

sandmen
17.10.2017, 13:47
Vielleicht liegt es auch daran, dass der IM Hawaii häufig von Frauen gewonnen wird, die dann gleich mehrere Siege in Serie einfahren und gewissermaßen das Feld dominieren. Verfügt ein Land nicht über eine solche Ausnahmeathletin, dann sieht es da halt mau ist.

Ich halte das für genauso zufällig, wie die Tatsache, dass es von 2007 bis 2012 nur australische Herrensiege gegeben hat.

Die Tatsache des Mutterwerdens dürfte ja alle Nationen gleichermaßen betreffen und nicht speziell für die Situation in Deutschland verantwortlich gemacht werden.

loomster
17.10.2017, 14:13
Fängt das vielleicht noch viel früher beim Frauenbild an? Machen im Verhältnis weniger Mädchen Triathlon als in anderen Ländern, weil es eher ein Jungensport ist? In meinem Heimatverein war das Verhältnis 4:1 während beim Schwimmen 1:1 anzutreffen war.

kullerich
17.10.2017, 14:14
Vielleicht liegt es auch daran, dass der IM Hawaii häufig von Frauen gewonnen wird, die dann gleich mehrere Siege in Serie einfahren und gewissermaßen das Feld dominieren. Verfügt ein Land nicht über eine solche Ausnahmeathletin, dann sieht es da halt mau ist.

Ich halte das für genauso zufällig, wie die Tatsache, dass es von 2007 bis 2012 nur australische Herrensiege gegeben hat.

Die Tatsache des Mutterwerdens dürfte ja alle Nationen gleichermaßen betreffen und nicht speziell für die Situation in Deutschland verantwortlich gemacht werden.

Fürs Gewinnen hat deine "Einzeltäter" Theorie etwas, für den Mangel an Podestplätzen nicht....

tridinski
17.10.2017, 15:21
bei den Briten ist das Verhältnis "Podium Kona" Männer zu Frauen gerade umgekehrt wie bei den Deutschen: Ein Männerpodium seit 1978 (!), nämlich McNamee 2017, bei den Damen gabs zahlreiche Siege und Podiumsplätze (wenn auch erst seit 2007). Recht ausgewogen sieht es bei Kanada und Australien aus (wobei bei den kanadischen Männern eigentlich Peter Reid Alleinunterhalter war bis Sanders kam, aber von der Anzahl der Plätze her passts schon)
https://en.wikipedia.org/wiki/Ironman_World_Championship

Könnte schwierig werden hier allgemeingültige Erklärungen zu finden ...

FlyLive
17.10.2017, 15:54
Vielleicht macht uns Laura Phillip ja demnächst den Gefallen und verdoppelt ihr Pensum.
Sie könnte vielleicht eine Frau für die Top3 sein.

War nicht Anja Beranek schon Vierte in Kona ? ! Laura ist meines Erachtens stärker.

tridinski
17.10.2017, 15:59
Sonja Taisich war auch schon Vierte (und dabei schnellste Athletin an Land!) also auch so ein Schwimmsyndrom im Vergleich :Blumen:

Wenn man jetzt nicht nur das Podium betrachtet sondern ggf. Plätze 1-8 oder Top10, kommt man dann für die Deutschen Frauen auf ein besseres Gesamtbild?

DasOe
17.10.2017, 18:47
Das geht doch am Punkt vorbei - es gibt (inzwischen...) gleich viele weibliche wie männliche Pros in Hawaii am Start, aber es gibt viel weniger deutsche Spitzenlangtriathletinnen als Spitzenlangtriathleten. Und das kann auch nicht alleine an "klassischer Aufgabenteilung in der Familie" liegen, denn da sind die Schweizer eher noch konservativer unterwegs als wie in D, und sie haben deutlich mehr weibliche Podiumsplätze....

Das mag so für die Profis gelten, aber der "Pool" aus dem die weiblichen Profis kommen, ist kleiner als der der Männer. Damit gehen sicher auch einige Talente verloren.

Die Gründe dürften komplexer sein, als nur 2-3 Punkte die augenfällig sind. Und ich denke schon, daß der biologische Punkt der Schwangerschaft einfach nicht zu unterschätzen ist. Während Jan Frodeno, Nils Frommhold oder Michael oder Andreas Raelert ungestört in während ihrer besten sportlichen Zeit Vater werden können (und ihre Partnerinnen ihnen auch den Erziehungsstress vom Hals halten), ist das für Triathletinnen schlicht unmöglich.

Frieder
17.10.2017, 18:59
Vielleicht steht die deutsche Frau lieber am Herd?

be fast
17.10.2017, 19:16
Vielleicht steht die deutsche Frau lieber am Herd?

Ne, is nich mehr.

Auf Seite 1 wurden in der Hauptsache Gründe genannt die auf fast alle Gesellschaften der westlichen Welt zutreffen. ...und in welchem Zusammenhang Emma Fodeno mit dem Threadtitel steht erschliesst sich mir auch nicht. Vielleicht erläutert es Mikala ja noch. Soweit ich weiß ist sie nie als deutsche Triathletin gestartet. Aber wahrscheinlich liege ich falsch..

sabine-g
17.10.2017, 19:19
sie ohne die Unterstützung der Eltern die Profi-Leben hätte nicht führen können

Hatte sie mehrere Leben als Profi?

kullerich
17.10.2017, 19:25
Das geht doch am Punkt vorbei - es gibt (inzwischen...) gleich viele weibliche wie männliche Pros in Hawaii am Start, aber es gibt viel weniger deutsche Spitzenlangtriathletinnen als Spitzenlangtriathleten. Und das kann auch nicht alleine an "klassischer Aufgabenteilung in der Familie" liegen, denn da sind die Schweizer eher noch konservativer unterwegs als wie in D, und sie haben deutlich mehr weibliche Podiumsplätze....Das mag so für die Profis gelten, aber der "Pool" aus dem die weiblichen Profis kommen, ist kleiner als der der Männer. Damit gehen sicher auch einige Talente verloren.

Die Gründe dürften komplexer sein, als nur 2-3 Punkte die augenfällig sind. Und ich denke schon, daß der biologische Punkt der Schwangerschaft einfach nicht zu unterschätzen ist. Während Jan Frodeno, Nils Frommhold oder Michael oder Andreas Raelert ungestört in während ihrer besten sportlichen Zeit Vater werden können (und ihre Partnerinnen ihnen auch den Erziehungsstress vom Hals halten), ist das für Triathletinnen schlicht unmöglich.

Das ist nicht falsch, aber das gilt für die Schweiz genauso - und für Australien und GB, überall bekommen die Frauen die Kinder......
Du hast aber wahrscheinlich Recht, dass wir hier keine wenige-Gründe-Phänomen vor uns haben.

Hafu
17.10.2017, 19:30
Fängt das vielleicht noch viel früher beim Frauenbild an? Machen im Verhältnis weniger Mädchen Triathlon als in anderen Ländern, weil es eher ein Jungensport ist? In meinem Heimatverein war das Verhältnis 4:1 während beim Schwimmen 1:1 anzutreffen war.

Ich denke, das was loomster schreibt hat einen erheblichen Einfluss auf die in Kona unterrepräsentierten Frauen.

Aus irgendeinem Grund ist Triathlon in Deutschland ein Männersport, was in anderen Ländern (z.B. USA, Australien, Kanda bei weitem nicht so der Fall ist).

Bei Langdistanzen sind hierzulande in der Regel 15% der Starter weiblich, in den USA sind es dagegen 40%. In Wales waren es dieses Jahr nur 12%, was aber auch an den sehr anspruchsvollen Strecken dort liegen mag, denn für Frauen und Männer gelten dieselben Cutoff-Zeiten, die natürlich für Frauen schwerer zu erreichen sind.

Vicky
17.10.2017, 19:50
Ich glaube, dass das mehrere Gründe hat.

1. In DE steht SPORT allgemein nicht sonderlich hoch im Ansehen, es sei denn, MANN ist Fußballer. Wie unser Land mit unseren Spitzensportlern so umgeht, ist schon ein Hohn. Wir haben keine echten Helden. Früher oder später werden sie in den Medien niedergemäht. Wer hat da schon Lust auf Leistungssport bei der fehlenden Anerkennung hierzulande. Frau ist da ganz pragmatisch in der Wahl beim Thema Zukunftsperspektiven, denke ich.

2. Wir haben zu wenig charismatische Frauen im Sport. Deshalb ist Frauen-LD weniger interessant für uns. Die meisten Frauen sind irgendwie aalglatt. Deshalb fällt keine von ihnen so wirklich auf. Keine dabei, die mal ein bisschen aus der Norm fällt und vorn dabei ist.

Das eine ergibt das andere. Ein kleiner Teufelskreis.

Ich finde es schade, denn auch die Mädels liefern großen Sport ab.

qbz
17.10.2017, 20:06
Nach meiner Erfahrung besitzt vor allem das Radrennfahren eine geringe Anziehungskraft als Leistungssport bei Mädchen und Frauen.

Arrakis
17.10.2017, 20:52
Nach meiner Erfahrung besitzt vor allem das Radrennfahren eine geringe Anziehungskraft als Leistungssport bei Mädchen und Frauen.

das sollte dann doch aber für die Olympische Distanz mit Windschattenfreigabe erst recht gelten, tut`s aber nicht, oder?

muntila
17.10.2017, 21:44
An den tiefen Frauenanteilen kann es doch irgendwie nicht liegen. Beim IM Zürich lag der Frauenanteil bei 12%, in den letzten 20 Jahren erzielte die Schweiz in Hawaii aber 13 Podestplätze bei den Frauen, 9 mal davon Platz 1.

An der allgemeinen Struktur in einem Land (bzgl. dieser Sportart) kann aus ja auch nicht liegen, da sonst Männer und Frauen Top sein müssten (wie bspw. Langlauf in Norwegen oder Ski Alpin in Österreich).

Ich glaube das sind eher Einzelfälle, welche weitere nachgezogen/motiviert haben. Wäre Ryf da wo sie heute ist hätte es Badmann nicht geben? Wären die deutschen Männer heute so gut hätte es Hellriegel/Leder nicht gegeben?

su.pa
18.10.2017, 09:25
Also in meinem Bekanntenkreis ist es leider auch so, dass ich eigentlich die einzige Frau bin, die auch bei Wettkämpfen startet. Die Frauen der Kollegen sporteln entweder gar nicht oder nur aus Lust an der Freud. Ein Großteil übernimmt (soweit ich das beurteilen kann) auch völlig selbstverständlich den Großteil der Hausarbeit.

Ich höre es oft so raus, dass sich viele nicht so schinden wollen, wie es ein Wettkampf auch mal braucht oder wie sie es vermuten, dass es nötig ist. Für viele ist die Leistung schier unvorstellbar und sei es nur, dass man 10 km am Stück durchläuft. Selber machen sie dann eher so Pilates oder Walken oder sowas.
Könnte vielleicht schon etwas an der Erziehung liegen?

LidlRacer
18.10.2017, 09:37
Ich höre es oft so raus, dass sich viele nicht so schinden wollen, wie es ein Wettkampf auch mal braucht oder wie sie es vermuten, dass es nötig ist. Für viele ist die Leistung schier unvorstellbar und sei es nur, dass man 10 km am Stück durchläuft. Selber machen sie dann eher so Pilates oder Walken oder sowas.
Könnte vielleicht schon etwas an der Erziehung liegen?

Und z.B. am ZDF, das in der 44-minütigen Zusammenfassung 41 Sekunden einer einzigen Triathleten widmet. In der gesamten Übertragung war es nicht viel besser. Da hat der Schwätzer einmal sinngemäß gesagt:
"Wir haben gerade leider keine Bilder von den Männern, deshalb müssen wir jetzt mal kurz die Frau zeigen."

qbz
18.10.2017, 09:41
das sollte dann doch aber für die Olympische Distanz mit Windschattenfreigabe erst recht gelten, tut`s aber nicht, oder?

Ich kenne da die Zahlen nicht genau und würde vermuten, dass diese AthletInnen eher vom Schwimm-/Laufsport wechseln als vom Radsport zum Triathlon.

Hafu
18.10.2017, 10:08
Ich kenne da die Zahlen nicht genau und würde vermuten, dass diese AthletInnen eher vom Schwimm-/Laufsport wechseln als vom Radsport zum Triathlon.

Im ITU-Triathlon wird in der Regel heutzutage gar nicht mehr von einer Zugangssportart hingewechselt (außer in den USA wegen deren großartigen College-Sportsystem), sondern die Athleten fangen direkt mit Triathlon im Schüler- und Jugendbereich an.

In den jüngeren Altersklassen überwiegen bei Triathlon-Schüler- und Jugendwettkämpfen sogar meist noch die Mädchen zahlenmäßig die Jungen, die da oft noch lieber in den Fußballverein gehen. In diesen jungen Altersklassen sind nicht selten die besten Mädchen auch noch schneller unterwegs als die besten Jungs.

Mit den höheren Altersklassen (und dem Eintritt der Pubertät, die bei Mädels ja auch noch meist früher beginnt) ab etwa Jugend A und danach im Juniorenbereich ändert sich das dramatisch: die Mädchen hören reihenweise mit Wettkampfsport (oft auch mit Sport insgesamt) auf, während viele Jungs erst da so richtig ehrgeizig werden.

OhneRad
18.10.2017, 10:18
Ich glaube, dass das mehrere Gründe hat.

1. In DE steht SPORT allgemein nicht sonderlich hoch im Ansehen, es sei denn, MANN ist Fußballer. Wie unser Land mit unseren Spitzensportlern so umgeht, ist schon ein Hohn. Wir haben keine echten Helden. Früher oder später werden sie in den Medien niedergemäht. Wer hat da schon Lust auf Leistungssport bei der fehlenden Anerkennung hierzulande. Frau ist da ganz pragmatisch in der Wahl beim Thema Zukunftsperspektiven, denke ich.

Solche gesellschaftlichen Rundumschläge funktionieren irgendwie selten, oder wo ist jetzt genau der Grund, dass die Männer mit aktuell zehn Weltklasseathleten seit Jahren MD/LD dominieren wie kein anderes Land und die Frauen nicht? Das die deutsche Frau pragmatischer in der Zukunftswahl ist als der deutsche Mann? Kommt mir reichlich dünn vor.
Das es Sportlern so furchtbar geht, sehe ich auch nicht. Es liegt eher an der Struktur des Fernsehens (was nicht nur Sportler sondern auch Professoren, Politiker und Journalisten betrifft), dass man immer die gleichen Leute einlädt, die dann in der Öffentlichkeit präsent sind und alle anderen halt zu kurz kommen.

Sobald man einen erfolgreichen Sportler, der charmant ist und irgendein Wiedererkennungsmerkmal oder eine Besonderheit hat, gefunden hat, hat man wieder jemanden für den Personenpool.

Frodo als fotogener Medienprofi hat den Sprung nach seinem Olympiasieg geschafft, ebenso wie Faris damals als sichtbarer Sohn iranischer Migranten mit dem "ich geh auch mal zu BurgerKing". Auch Fabian Hambüchen, Robert Harting, Magdalena Neuner, Felix Neureuther oder die Hahner-Zwillinge haben es geschafft.

Vicky
18.10.2017, 10:57
Wie war noch gleich die Prämie für einen Olympiasieg? Ich glaube, sie war im Vergleich zum Aufwand verschwindend gering. Kennst Du ohne Google zu bemühen einen unserer erfolgreichen Ruderer? Deren Medaillen sichern in der Regel den Standort Olympiastützpunkt. Die wenigsten haben jedoch nach dem Sport eine Perspektive, wenn sie sich nicht kümmern. Deshalb studieren viele, versuchen in die Bundeswehrsportgruppe zu kommen etc... Ich kenne ne Menge Schicksale durchaus auch persönlich, die kurz vor Olympia aufhören mussten, weil es keine Förderung gab und im Sport nichts zu verdienen war, so dass der Lebensunterhalt nicht bestritten werden konnte. Da wurde gewählt zwischen Olympia (mit Qualifikation in der Tasche!!!) oder Berufliche Zukunft. Rate, wie die Entscheidung ausfiel.

Der Background spielt also durchaus eine verdammt große Rolle bei der Wahl der Optionen. Jemand mit einem starken Background (Eltern, Förderer) kann eher den Schritt zum Profi wagen. Möglicherweise sind Frauen da weniger risikobereit, als ihre männlichen Kollegen.

Die Profis der zweiten Reihe haben nicht viel zu lachen. Einige wissen kaum, wie sie zum nächsten Wettkampf kommen sollen, weil die Kohle fehlt. Das unternehmen Profi Triathlet ist wahrlich nicht einfach. Möglicherweise versuchen es mehr Frauen und geben sehr schnell wieder auf. Wir bekommen davon nur nichts mit, weils meist schon an den Basics scheitert.

Wir Deutschen neigen dazu, permanent Erfolge einzufordern. Teilt aber ein Athlet mal der Öffentlichkeit mit, wie es denn tatsächlich aussieht (Leichtathletik...), bekommt man Kommentare zu lesen wie :"Mach doch was anderes! Warum soll der Steuerzahler den Egotrip einzelner bezahlen (Sportförderung)" etc. Sport, insbesondere Leistungssport genießt in DE kaum einen Stellenwert. Im Gegenteil. Da fällt es noch schwerer, sich für einen Sport als Lebensunterhalt zu entscheiden.

Den Weg des Profi Daseins kann sich nicht jede noch so talentierte Athletin leisten. Hast Du schon mal versucht, Sponsoren zu finden?

OhneRad
18.10.2017, 15:32
Wie war noch gleich die Prämie für einen Olympiasieg? Ich glaube, sie war im Vergleich zum Aufwand verschwindend gering.

15.000 Euro für eine Goldmedaille soweit ich weiß.

Kennst Du ohne Google zu bemühen einen unserer erfolgreichen Ruderer?

Ja, aber das liegt wohl daran, dass ich früher selber gerudert bin ;)

Die wenigsten haben jedoch nach dem Sport eine Perspektive, wenn sie sich nicht kümmern. Deshalb studieren viele, versuchen in die Bundeswehrsportgruppe zu kommen etc... Ich kenne ne Menge Schicksale durchaus auch persönlich, die kurz vor Olympia aufhören mussten, weil es keine Förderung gab und im Sport nichts zu verdienen war, so dass der Lebensunterhalt nicht bestritten werden konnte. Da wurde gewählt zwischen Olympia (mit Qualifikation in der Tasche!!!) oder Berufliche Zukunft. Rate, wie die Entscheidung ausfiel.

Da widerspreche ich dir auch überhaupt nicht. Ich sehe nur nicht, was das mit der Thematik zu tun hat, denn bei den Männern funktioniert es ja trotz aller Schwierigkeiten extrem gut. Bei den Leichtathleten, die es noch wesentlich schwerer haben, Geld zu verdienen, ist es übrigens genau andersherum: Bei der WM dieses Jahr hatten die Männer von 100 Metern bis zum Marathon keine einzige Finalteilnahme im Laufen zu verzeichnen, bei den Frauen gibt es hingegen eine Reihe toller Nachwuchsathletinnen, die teilweise sogar international Medaillen holen oder nationale/europäische Jugendrekorde, sogar nationale Alltime-Rekorde pulverisieren (Krause, Reh, Klosterhalfen, Klein, Lückenkemper, Haase..). Wenn man sich die Studienwahl ansieht, sind Frauen auch sehr viel risikobereiter als Männer, zu Fächern mit geringeren Gehalts- und Zukunftsaussichten zu greifen.

Wir Deutschen neigen dazu, permanent Erfolge einzufordern. Teilt aber ein Athlet mal der Öffentlichkeit mit, wie es denn tatsächlich aussieht (Leichtathletik...), bekommt man Kommentare zu lesen wie :"Mach doch was anderes! Warum soll der Steuerzahler den Egotrip einzelner bezahlen (Sportförderung)" etc. Sport, insbesondere Leistungssport genießt in DE kaum einen Stellenwert. Im Gegenteil. Da fällt es noch schwerer, sich für einen Sport als Lebensunterhalt zu entscheiden.

Zu dem Widerspruch stimme ich dir zu, entweder man will Medaillen oder eben auf die Förderung verzichten, beides zu fordern ist heuchlerisch. Was das Interview des Leichtathleten angeht, muss man halt sagen, dass es extrem unsympathisch war. Nach einer Niederlage von der Öffentlichkeit einzufordern, Athleten sollten ein normales Arbeitergehalt bekommen, damit sie in Ruhe trainieren können, ist halt ungeschickt. Als Buchautor, Musiker oder Theaterschauspieler steht man bekanntermaßen vor ähnlichen Problemen und verdient erst Geld, wenn man Leistung abgeliefert hat und bekommt es nicht um die Leistung erbringen zu können.

Den Weg des Profi Daseins kann sich nicht jede noch so talentierte Athletin leisten. Hast Du schon mal versucht, Sponsoren zu finden?

Aber auch nicht jeder noch so talentierte Athlet.