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Vollständige Version anzeigen : Chester Bennington ist gestorben :-(


ThomasG
20.07.2017, 23:10
Das bleibt und zwar für die Ewigkeit! -> https://www.youtube.com/watch?v=5BMD9OZF_Kg

ThomasG
21.07.2017, 06:20
21. Juli 2017, 04:35 Uhr Verstorbener Linkin-Park-Sänger
Chester Bennington - Hardrocker, der das Normale liebte
Chester Bennington

Kritiker warfen Linkin Park stets vor, zu gefällig für eine Rockband zu sein. Es hat eine besondere Tragik, dass der Tod von Sänger Chester Bennington nun ein zynisches Rocker-Klischee erfüllt.

Nachruf von Johanna Bruckner, New York

Dass Erfolg Fluch und Segen zugleich sein kann, ist keine Neuigkeit. Für Chester Bennington, den verstorbenen Sänger der Band Linkin Park, war dieser Konflikt der Soundtrack seines Lebens: brüllende Fans, brüllende Kritiker.

Dank ihrer treuen Anhänger zählt die Gruppe aus Los Angeles mit sechs Nummer-eins-Alben in den Vereinigten Staaten zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten. Überhaupt nur vier Bands konnten mehr Platten an der Spitze der in den Billboard-Charts platzieren. Beatles, Rolling Stones, Led Zeppelin und U2, allesamt musikalische Legenden. Und in den sozialen Medien sind Linkin Park ohne Konkurrenz: Die Facebook-Seite der Musiker haben mehr als 57 Millionen Menschen abonniert - eine größere Gefolgschaft hat keine andere Band.
Linkin Park Linkin-Park-Sänger Chester Bennington tot aufgefunden
Aber da ist eben nicht nur Liebe. Die Musikkritiker überzogen Linkin Park fast von Beginn an mit beißendem Spott. Der BR-Jugendsender Puls überschrieb einen Artikel einmal mit der Schlagzeile: "Warum Linkin Park die Kakerlake der Musikwelt ist" - und lag damit gar nicht so weit vom Kritiker-Tenor. An Genre-Maßstäben gemessen - oder Klischees, je nach Betrachtungsweise - sind die Songs der 1996 gegründeten Band zu eingängig, zu gefällig, zu sehr Mainstream. Und das ist ja bekanntermaßen das schlimmste ästhetische Urteil, das selbsternannte und tatsächliche Musikexperten fällen können.

Im Video zu ihrem ersten Hit "One Step Closer" aus dem Jahr 2000 trägt Leadsänger Bennington die Haare wasserstoffblond gefärbt und zu Spikes aufgegelt. Aus dem Boden schießen Flammen und von der Tunneldecke hängen Gestalten mit furchterregenden Masken. Wäre da nicht Benningtons grimmige Miene beim Singen - es könnte sich auch um ein Video der Backstreet Boys handeln. Die inszenierten sich in ihrem Hit "Everybody" schließlich auch als Zombies in spinnwebenverseuchter Friedhofs-Kulisse. "Everything you say to me, takes me one step closer to the edge", singt Bennington, "and I'm about to break, I need a little room to breathe". Wie gesagt: So weit ist das nicht entfernt von der Coming-of-Age-Lyrik einiger Popsternchen aus den frühen 2000ern.

Ihren Welterfolg verdanken Linkin Park auch einer cleveren Business-Strategie

Linkin Park waren nie etwas für die Nische. Das fing schon beim Namen an. Bei ihrer Gründung firmierte die Band noch unter Xero, als Bennington 1999 dazu stieß, folgte die Umbenennung in Hybrid Theory (später der Titel des ersten Albums). Doch weil es bereits eine andere Band gab, die so hieß, musste ein dritter Name her. Linkin Park war eine Anlehnung an den damals existierenden Lincoln Park im kalifornischen Santa Monica. Praktischerweise gab es nicht nur in der Heimat der jungen Männer eine Grünanlage, die dem amerikanischen Ex-Präsidenten gewidmet war. Linkin Park, so besagt es zumindest die Band-Legende, wurden deshalb so schnell bekannt, weil viele Städte dachten, es handle sich um eine örtliche Jugendband, die es zu unterstützen gelte.

Ihren Welterfolg verdanken Linkin Park auch einer cleveren Geschäftsstrategie. Die Gruppe erkannte früh die Möglichkeiten des Internets. Gitarrist Brad Delson bemängelte einmal gegenüber CNN Money, dass zu viele Menschen in der Musikindustrie bestrebt seien, den Status Quo zu wahren - dabei gelte es, Innovation zu umarmen. 2015 gründete die Band ein eigenes Venture-Capitalist-Unternehmen, das unter anderem in den Uber-Konkurrenten Lyft investierte. Und während die musikalische Konkurrenz im Probenkeller Bier-Pong spielte, machten sich die Bandmitglieder Gedanken zum Thema Vermarktung. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: 2013 brachten Linkin Park ein eigenes, frei erhältliches Videospiel heraus. Ziel: eine ausgebeutete Erde retten, die von (fiesen) Eliten und Maschinen kontrolliert wird.

Kritiker verachten die Band für genau solche Marketing-Maßnahmen. Eine Rockband hat nicht wie ein Buchclub zu funktionieren, der aktiv Mitgliederbindung betreibt. Eine richtige Rockband schockiert, stößt manchmal sogar ab - und wirkt gerade dadurch anziehend. Doch solche Vorstellungen, zumal gepaart mit musikelitärem Dünkel, sind nicht nur unfair gegenüber den Künstlern, sondern auch gegenüber ihren Fans.
Nirgendwo steht, dass eine Band kein Marketing betreiben darf

Es ist billig, sich über Linkin-Park-Anhänger lustig zu machen, die vielleicht noch den Rucksack mit dem Bandlogo-Aufnäher in der Ecke des Kleiderschranks liegen haben. Kunst muss sich nicht an ungeschriebene Regeln, Traditionen oder Genregrenzen halten. Und es steht auch nirgendwo geschrieben, dass eine Band kein Marketing betreiben darf, das möglichst viele Menschen erreichen soll, wenn sie erstgenommen werden will.

Linkin Park werden oft dem Crossover oder Nu Metal zugerechnet. Da wirkt es besonders paradox, dass ihnen Experimente jedweder Art übelgenommen werden. Über eine musikalische Kollaboration aus dem Jahr 2004 heißt es in dem erwähnten Puls-Artikel: "Auf ihrem Weg schafften sie es unter anderem auch noch, die Rap-Legende Jay Z in ihre Fänge zu ziehen und der Welt ein Songgeschwür namens 'Numb/Encore' zu hinterlassen." Und in jüngerer Vergangenheit wurde der Band vorgeworfen, in den Popkitsch abzurutschen.

"One More Light" heißt das aktuelle Album. Auf der gleichnamigen Single fehlen harte Gitarrenriffs, die Musik plätschert so beruhigend dahin, dass der Song auch problemlos in jedem Yoga-Studio laufen könnte. Dazu passend zeigt das Albumcover Kinder, die in den Wellen spielen, im Hintergrund geht die Sonne unter. Ja, das ist weit entfernt von den Anfängen der Band, aber sind eben auch 20 Jahre vergangen. Oder wie es Bennington im Dezember 2016 in einem Interview mit der Webseite Teamrock.com formulierte: "Wir sind keine Heranwachsenden mehr, die unter Teenager-Angst leiden, sich fragen 'Warum ist die ganze Welt gegen mich?', und einen Weg suchen, sich auszudrücken." Soll heißen: Jeder wird älter, das gehört dazu. Auch bei Hardrockern.

"Wir sind alle anständige Leute, das macht mich stolz"

Zum Klischee-Rocker taugte Bennington ohnehin nie. Dazu war er zu schmächtig, seine Stimme zu jungenhaft, der ganze Typ zu normal. Bennington war in zweiter Ehe verheiratet, er hinterlässt insgesamt sechs Kinder. In den vergangenen Jahren erfüllte er sich einen Jugendtraum - kein teurer Oldtimer und auch keine exklusive Jacht. Nein, der Musiker sprang als Sänger bei den Stone Temple Pilots ein, seinen musikalischen Vorbildern.

Doch Benningtons Leben war Linkin Park. Im Gespräch mit Teamrock.com sagte er: "Wir sind keine Klischee-Rockband, in der jeder auf Drogen ist. Wir sind alle anständige Leute, das macht mich stolz."

Wenn Bennington von "wir" sprach, meinte er damit wohl vor allem seine Band (Mike Shinoda, Brad Delson, Phoenix Farrell, Joe Hahn und Rob Bourdon). Er selbst sei zwei verschiedene Personen, erklärte Bennington im gleichen Interview. Seine Bandkollegen hätten das einmal so beschrieben: Da gebe es Chester, aber auch "diesen verdammten Typen". Dieser Typ kämpfte gegen Alkohol und Drogen. Und ergab sich ihnen oft. Warf an besonders dunklen Tagen bis zu elf Mal LSD ein - für den Anfang. "Ich hätte dazu einen Haufen Crack geraucht, ein bisschen Meth genommen, wäre einfach dagesessen und ausgeflippt. Dann hätte ich Opium geraucht, um runterzukommen", erzählte Bennington über jene Zeiten, in denen die Sucht die Oberhand hatte. Auch über seine Depressionen sprach der Musiker öffentlich, und darüber, dass er als Kind sexuell missbraucht worden war.

Es hat eine besondere Tragik, dass der Sänger nun im Tod eines der zynischeren Vorurteile über angeblich "echte Rocker" bestätigt: Bennington wurde mit 41 Jahren tot in seinem Haus in einem Vorort von Los Angeles aufgefunden. Als Todesursache wird ein Zusammenhang mit Benningtons Sucht- und psychischen Erkrankungen vermutet. Vor einigen Wochen hatte er noch bei der Trauerfeier für seinen verstorbenen Musikerfreund Chris Cornell gesungen, "Hallelujah" von Leonard Cohen.

In einem seiner letzten Interviews appellierte Bennington, Musikstars mehr als Menschen zu sehen. "Die Idee, dass Erfolg auch Glück bedeutet, macht mich wütend. Es ist irrwitzig anzunehmen, dass du immun bist gegenüber der ganzen Bandbreite menschlicher Erfahrungen, nur weil du erfolgreich bist."

Anmerkung der Redaktion: Wegen der wissenschaftlich belegten Nachahmerquote nach Selbsttötungen haben wir uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dann gestalten wir die Berichterstattung bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/verstorbener-linkin-park-saenger-chester-bennington-hardrocker-der-das-normale-liebte-1.3597576

DocTom
21.07.2017, 07:43
https://www.t5net-forum.de/forum/uploads/emoticons/default_rip.gif

Homer Simpson
21.07.2017, 07:57
Habe es auch gerade erfahren... unfassbar!!!! :Weinen:

JensR
21.07.2017, 09:17
:( ach man..

Mirko
21.07.2017, 09:27
Echt schlimm. Hab die Musik immer gern mal zum Sport gehört.

CaptainPhil
21.07.2017, 10:36
Wahnsinn und das schlimmste ist er hinterlässt eine Frau und sechs Kinder :(

ThomasG
21.07.2017, 13:33
Ich bin kein richtiger Fan von Linkin Park, aber die Musik, die ich von ihnen kenne, hat mich immer stark berührt.
In einem anderen Live-Konzert hat der Rapper auch bei "in the end" so nett - ja man könnte echt sagen lieb - mit dem Publikum kommuniziert.
Das finde ich besonders schön und ergreifend.
Drogen und Alk sind extrem gefährlich und machen das Leben von einen Haufen Menschen kaputt und längst nicht nur das derjenigen, die damit direkt ein Problem haben, sondern sehr oft auch das von recht vielen aus dem Umfeld.
Da kann man nur erahnen wie schlimm solche Probleme sein können, wenn nicht einmal das Bewusstsein sechs Kinder und eine Frau zu hinterlassen letztlich so ein Drama verhindern können.
Dass der Freund von Chester kurz vor ihm auch gegangen ist, habe ich nicht mal mitbekommen.
Soungarden Musik gefällt mir auch sehr, also das, was ich kenne.

:-) -> https://www.youtube.com/watch?v=bbMZY3NkZok
https://www.youtube.com/watch?v=pXnR8y89TvI

Cella87
21.07.2017, 13:33
Es ist schlecht bestellt um die Helden meiner Jugend. Erst Chris und nun Chester. Das soll bitte aufhören! :(

ThomasG
21.07.2017, 14:06
Es ist schlecht bestellt um die Helden meiner Jugend. Erst Chris und nun Chester. Das soll bitte aufhören! :(
Chester würde oder wird sich bestimmt nicht darüber ärgern oder es unpassend finden:
https://www.youtube.com/watch?v=3mbBbFH9fAg
https://www.youtube.com/watch?v=mlPDRCRePbQ
https://www.youtube.com/watch?v=ySzrJ4GRF7s
Ich glaube er hat sich mit Chris sehr gut verstanden.
Gott sei Dank ist er noch bei uns. -> https://www.youtube.com/watch?v=LGO-L0--BkA
https://www.youtube.com/watch?v=ZbPD7n_S9ME
https://www.rollingstone.de/eddie-vedder-emotionales-gedenken-an-chris-cornell-mit-einer-version-von-again-today-hier-sehen-1270249/

flaix
21.07.2017, 17:50
da sieht man mal wieder das mit Depressionen nicht zu spassen ist. Das dunkle Land vergisst niemals wer schon mal da war und steckt seine gierigen Finger nach den Leuten immer wieder aus. Tragisch.

ThomasG
21.07.2017, 22:38
Es gab mal auf Viva oder so eine Sendung zum Thema bipolare Persönlichkeit im Zusammenhang mit Musikern bzw. allgemeiner Künstlern.
Da war ein Psychologe da, der meinte, solche Personlichkeitsstrukturen wären bei den genannten Personengruppen relativ gesehen wesentlich häufiger als in der übrigen Bevölkerung.
Ja - gerade diese Struktur würde sogar begünstigen, dass solche Menschen andere stark mit ihrer Art oder Kunst beeindrucken können.
Da gibt es ja dieses Lebensalter (27 Jahre), wo auffallend viele Musiker ihr Leben beendet haben.
Unter diesen Leuten hätten viele diese Persönlichkeitsstruktur gehabt.
Ich habe diese Sendung nicht gefunden auf Anhieb, aber eine andere zu dem Thema.
Die schaue und höre ich mir jetzt an:
https://www.youtube.com/watch?v=RTNvk7lbkx4
http://www.bipolar-forum.de/
https://www.youtube.com/watch?v=I_gLmKPBd8A

ThomasG
22.07.2017, 03:56
Sandra Nasic zum Tod von Chester Bennington
Der hörbare Teil seiner Seele

Chester Benningtons Lebensweg las sich wie ein Drama - und sein Leid verpackte er mit den Linkin-Park-Songs zu einem geballten Signal. Ein Nachruf von Guano-Apes-Sängerin Sandra Nasic.

Gefühlt häufen sich die Abschiede der bekanntesten Künstler unserer Zeit enorm. Als wäre es etwas Ansteckendes. Oder, als würde mit der neuen digitalen Welt die alte Welt rasend schnell verabschiedet.
Mich persönlich berührte das Verschwinden von David Bowie, Prince, Michael Jackson und Chris Cornell. Cornell ging, weil er, wie Chester Bennington, an starken Depressionen, begleitet von Alkohol, Drogen und Medikamentensucht litt, und diesen ständigen Kampf mit sich nicht mehr gewinnen konnte oder wollte. Es ist womöglich kein Zufall, dass Bennington Todestag der Geburtstag von Cornell ist. Sie kannten sich und ihrer beider Leiden gut.

Benningtons Lebensweg liest sich auch wie ein wirklich trauriges Drama. Von elterlicher Vernachlässigung und Kindesmissbrauch zum Drogenkonsum scheint es wie in vielen solcher Biografien vorprogrammiert, wie ein Albtraum zum Traum und wieder zum Albtraum wird. Ich habe Bennington persönlich nur einmal backstage getroffen, als wir gemeinsam ein Festival bespielten. Er war wahnsinnig höflich, vorsichtig und versuchte, nicht aufzufallen. Er wirkte nachdenklich, gebildet und sich seiner Umwelt bewusst. Ein wirklich sympathischer und sensibler Kollege.

Die Musik seiner Band Linkin Park fand ich gut, sie war sicher eine der wichtigsten US-Bands der Neunziger, die den Crossover ins Heute rettete. Ich war kein Fan, aber mochte Benningtons geschriene Refrains, davon lebten diese Songs.

Emotionen, die manche zu Bestleistungen bringen

Dass Benningtons Texte und sein Gesangsstil sich mit der Zeit änderten und sich inhaltlich von der Band abkapselten, ist jetzt verständlich. Ich schätze, zu Beginn reinigte er sich von seiner Vergangenheit, schrie sie sich aus dem Leib. Jeder Künstler tut das irgendwie, und die Gründe dafür sind unterschiedlich.

Weltwut, Liebe, Angst, Glück, Vergangenheit, Hoffnung - die meisten Künstler sind hypersensibel und können vieles nicht aussortieren, sie nehmen ihre Außenwelt ungefiltert auf. Das kann sehr belastend sein, wenn man weiß, wie unsere Welt funktioniert. Aber es sind genau diese Emotionen, die manche zu Bestleistungen bringen. Ein akustischer ungefilterter Resonanzkörper, der alles Schöne und alles Schreckliche aufnimmt und als geballtes Signal wiedergibt. Das wiederum können die Zuhörer spüren. Benningtons Songs waren der hörbare Teil seiner Seele. Glücklicherweise leiden nicht alle großen Künstler im Schaffen. Es gibt die, die das Leben trotzdem genug lieben und Großartiges leisten.
Zum Abschluss bleibt mir nur zu sagen, dass es wahnsinnig vielen Menschen ähnlich geht und dass ihre Geschichten nie gehört werden. Es passiert jeden Tag, überall. Das ist das eigentlich Traurige daran.

Darüber reden ist gut, das tat auch Bennington. Suizid darf kein Tabuthema sein. Ich finde es nicht feige oder bin fremdsauer auf Menschen, die von sich aus gehen. Sie konnten oder wollten einfach nicht mehr. Ob Künstler, Banker, Schuhverkäufer. Im Tiefsten sind diese Menschen einfach unglücklich, warum auch immer.

Wir, denen diese Krankheit erspart bleibt, können nur versuchen, unsere Hilfe, Liebe und Mitgefühl mit ihnen zu teilen, und trotz aller Probleme versuchen, zu zeigen, wie wundervoll und schön das Leben auf dieser Welt ist. Man sollte am besten heute schon in der eigenen Familie damit anfangen.

Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hier finden Sie - auch anonyme - Hilfsangebote in vermeintlich ausweglosen Lebenslagen. Per Telefon, Chat, E-Mail oder im persönlichen Gespräch.

Quelle:http://www.spiegel.de/kultur/musik/chester-bennington-von-linkin-park-nachruf-auf-den-saenger-von-sandra-nasic-a-1159182.html

ThomasG
22.07.2017, 04:12
Freitag, 21. Juli 2017
Zum Tod von Chester Bennington
Zwischen Himmel und Hölle

Von Kai Butterweck

Chester Bennington hat sich das Leben genommen. Der Freitod des Linkin-Park-Sängers ist ein weiterer trauriger Weckruf für all jene verbohrten Geister, die denken, dass Erfolg und Reichtum allein für ein erfülltes Leben sorgen. Ein Nachruf.

Der Traum von Millionen musikbegeisterter Kids auf der ganzen Welt: mit der eigenen Band um die Welt reisen, die größten Arenen füllen und die eigenen vier Wände mit Gold- und Platin-Platten tapezieren. Chester Bennington erfüllte sich diesen Traum. Als Frontmann der Band Linkin Park erreichte der in Phoenix, Arizona aufgewachsene Sohn eines Polizisten und einer Krankenschwester sogar noch mehr.

Mit der Veröffentlichung des Band-Debüts "Hybrid Theory" im Oktober 2000 stieg Chester Bennington zum Sprachrohr einer ganzen Generation auf. Plötzlich hing die halbe Musikwelt an seinen Lippen. Songs wie "One Step Closer", "Crawling" und "In The End" wurden in härteren Kreisen als Speerspitzen des Nu-Metal-Millennium-Soundtracks gefeiert. Doch das war erst der Anfang.

Ein sensibler Denker

Als Vorreiter eines zwischen Metal und Hip-Hop pendelnden Sub-Genres, das sich in Windeseile an die vergoldeten Fersen der Mainstream-Marktführer heftete, hinterließen Linkin Park Jahr für Jahr immer größere Spuren. Aus mittelgroßen Konzerthallen wurden Stadien. Plötzlich lehrten harte Gitarren und düstere Lyrics etablierte Charts-Abonnenten wie Robbie Williams, Mariah Carey und Britney Spears das Fürchten. Und mittendrin: Chester Bennington, ein sensibler Denker, der nach außen hin den taffen Marktschreier mimte, innerlich aber fragil wie eine Mikado-Pyramide war.

Gebeutelt von finsteren Kindheitserinnerungen und praktisch über Nacht vereinnahmt von einer Industriemaschine, die keine Verschnaufpausen duldet, versuchte sich Chester an einem lebenswerten Brückenschlag zwischen Gut und Böse.

Aber all das Geld, der Erfolg und die vielen Fans reichten nicht aus, um die Narben auf der geschundenen Seele verschwinden zu lassen. Drogen und Alkohol klopften an die Pforten. Als Linkin Park im Sommer 2007 mit ihrem dritten Studioalbum "Minutes To Midnight" an den Start gingen, lief der innere Motor von Chester bereits im roten Bereich. Nichts ging mehr.
Auf einmal war alles nicht mehr "heavy" genug

Neben dem nicht enden wollenden Kampf mit den eigenen Dämonen musste sich der Sänger nun auch noch vermehrt mit Widerstand von außen auseinandersetzen. Kritikerstimmen wurden immer lauter. Man warf der Band "Kalkül" und "Schwäche" vor. Vor allem für die Härtesten unter den "Harten" glich die musikalische Ausrichtung der Band einem Buch mit sieben Siegeln. Auf einmal war alles nicht mehr "heavy" genug. Zu wenig Gitarren, zu viele Experimente: Das Hartholz-Hitmonster Linkin Park tappte plötzlich im Dunkeln.

Statt sich jedoch dem Druck zu beugen und den "Back to the roots"-Button zu drücken, ging Chester in die Offensive. Er stellte sich der Kritik. Immer wieder ging er auf die Leute zu und verteidigte das "Recht auf künstlerische Weiterentwicklung" mit Händen und Füßen. Doch dieser Kampf kostete viel Energie. Gepaart mit der immer noch nicht geschlagenen Schlacht um die persönliche Freiheit riss der Kritik-Spießrutenlauf zu große Wunden. Ein Jahr vor der Veröffentlichung des aktuellen Linkin-Park-Albums "One More Light" kämpfte Chester Bennington erneut mit schweren Depressionen.

Am 19. Mai 2017 grüßten Linkin Park zum sechsten Mal in Folge von der Spitze der Charts. Eine Woche später geleitete Chester seinen engen Freund Chris Cornell mit einer aufwühlenden Interpretation des Leonard Cohen-Hits "Hallelujah" gen Himmel. Nur wenige Wochen danach sieht auch Chester keinen Ausweg mehr. Der Akku ist leer. Er nimmt sich das Leben und folgt seinem Buddy in eine Welt, in der Dämonen jeglicher Art keinen Zutritt haben. Möge er in Frieden ruhen.

Rat und Nothilfe

Bei Suizidgefahr: Notruf 112
Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (Tel.: 0800/111-0-111) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333; wochentags von 14 bis 20 Uhr)
Auf den Seiten der Deutschen Depressionshilfe sind Listen mit regionalen Krisendiensten und mit Kliniken zu finden. Zudem gibt es viele Tipps für Betroffene und Angehörige.
In der deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige, um die Situation und die Versorgung Depressiver zu verbessern. Sie bieten Depressiven ein E-Mail-Beratung als Orientierungshilfe an.
Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Quelle: http://www.n-tv.de/leute/Zwischen-Himmel-und-Hoelle-article19948109.html

ThomasG
24.07.2017, 03:13
Die Bandkollegen von Chester Bennigton haben eine Homepage erstellt um ihm Tribut zu zollen: http://chester.linkinpark.com/

ThomasG
05.08.2017, 07:15
"Chris Cornell feat Chester Bennington - Hunger Strike": https://www.youtube.com/watch?v=m7alFSSLW70
"Dave Grohl - In Memory of Chris Cornell 2017": https://www.youtube.com/watch?v=_w_wE4RlHuE