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Vollständige Version anzeigen : Aufschaukeln bei 70km/h


Teletubbie
25.04.2015, 10:29
Hi,

woooh, was soll ich sagen!

Gestern nochmal den vorerst letzten der angekündigten schönen Tage für eine kleine Ausfahrt über die umliegenden Hügel genutzt.
Bei einer der Abfahrten ist es dann passiert!
Bei ca. 70km/h im Geschwindikeitsrausch und voller Trittfrequenz zwischen 120-125/min schaukelt sich die ganze Fuhre auf. Es ging wellenförmig durchs ganze Rad und längs durch meinen Körper. Ihr müsst Euch das so vorstellen, wie wenn ich mit zwei voll beladenen Einkaufstaschen am Lenker auf einem klapprigen Damenrad unterwegs bin und ins Schlenkern gerate, nur eben schneller. Ich hab mich echt schon abfliegen sehen! Auch vorsichtiges Runterbremsen auf 30-40km/h konnte die einmal in Resonanz geratene Masse nicht davon abhalten munter weiter zu schwingen. Der ganze Spuk hörte erst einige Hundert Meter später auf, als sich der Fahrbahnbelag besserte.

Habt Ihr sowas schonmal gehabt? Ich denke es war die Kombination aus Fahrbahnbelag, Trittfrequenz und Geschwindigkeit, die das ausgelöst hat, oder was meint Ihr? Heftig war allerdings, daß ich keine Chance hatte das heftige Vibrieren in Griff zu kriegen. Bei anderen Abfahrten und ähnlichen Geschwindikeiten ist mir das nie passiert. Jetzt hab ich natürlich einen Heidenrespekt vor diesem Geschwindigkeitsbereich. Im Rennen hätte ich ein Haufen Zeit verloren, da ich die ganze Abfahrt dann nur noch auf der Bremse war.

Kurz noch zum Rad, bei dem allerdings alles top ist, kein Spiel im Lenkkopflager, keine lose Speiche oder ähnliches. Canyon Ultimate cf slx, welches sich bis dato immer von seiner steifen Seite gezeigt hat. Auch bin ich mit meinen 65kg nicht unbedingt so schwer, daß ich sowas erwartet hätte.

Bin gespannt, was Ihr dazu sagt.

Grüße,
Sven

P.S: Sorry, ich weiß, ich hätte mich erstmal vorstellen sollen! Das hol ich auch die nächsten Tage sofort nach, versprochen.

Necon
25.04.2015, 10:43
Kann sein das du bei unruhigen Straßenverhältnissen, also holprigen Belag, die Eigenfrequenz des Rades erwischt hast.

sybenwurz
25.04.2015, 12:03
Du bräuchtest halt die Eier, da noch n paar Mal runterzurauschen und jeweils irgendwelche Parameter zu verändern, angefangen beim Reifendruck, Steuersatzspiel (eigenlich: '-festigkeit', oder wie auch immer, halt unterschiedlich fest angezogen), veränderte Schwerpunktlage, Schnellspanner unterschiedlich zu, andere Laufräder, Klamotten...
Aber meistens reicht einem das Spiel mitm Tod ja nachm ersten Versuch, den man überlebt hat...

sbechtel
25.04.2015, 12:29
Ich würde sagen, Verkettung von ungünstigen Umständen, einfach weiterfahren und hoffen, dass es nicht so schnell wieder kommt.

unter7
25.04.2015, 17:52
Auch schon erlebt, aber nur bei 50+.

lg Klaus:Blumen:

noam
25.04.2015, 21:18
Aufm Motorrad nennt man das Phänomen Lenkerschlagen

http://www.gaskrank.tv/tv/racing/lenkerschlagen-eier-und-gespal-19197.htm

glaurung
25.04.2015, 21:26
Hatte ich auch schon mal vor Ewigkeiten.. Auch ca. bei 70. Steuersatz war nicht mehr ganz fest. Überprüf das mal.

Drum denke ich (Vermutung), dass sowas vielleicht bei Rädern mit weichem Lenkkopf leichter auftreten könnte!?!?

wieczorek
27.04.2015, 12:46
Manchmal sind es auch die LRS. Ein Radsatz der im Rahmen A super funktioniert könnte im Rahmen B zu merkwürdigem Fahrverhalten führen. Das ist so ein Klassiker, das kennen bestimmt viele Rennradfahrer und Triathleten.
Wie viele KM bist du insgesamt schon mit genau diesem Setup gefahren? War das zum ersten Mal überhaupt 70km/h schnell? Oder ist das schon oft gewesen, nur bisher problemlos. Wenn schon oft, wurde was verändert?

Oder wirklich einfach nur ungünstiger Zufall. Gerade bei rauhem Asphalt gibts das schon mal. In dem Fall würde ich breitere Reifen mit etwas weniger Luftdruck empfehlen.

la_gune
27.04.2015, 13:09
Wäre bei einem Hochprofil-LRS evtl. auch die Möglichkeit, dass die Aerodynamik selbiger "unsauber" ist, was erst bei diesem Tempo und bestimmtem Windeinfallswinkel zum tragen kommt ?

Cruiser
27.04.2015, 13:20
Das "Aufschaukeln" hatte ich auch genau ein einziges Mal.
Trat dann nie mehr auf, bewusst geändert habe ich nix.
:confused:

sevenm
27.04.2015, 14:46
Auch schon mal gehabt, bei Tempo 85... sehr scary... Ist ein Resonanzflattern, da muss auch gar nix locker sein, das waren einfach unglückliche Umstände, ist kaum zu reproduzieren. Was in dem Fall hilft ist beide Beine ans Oberrohr zu legen und Schwerpunkt nach vorn und Ellenbogen an den Körper. Im Prinzip also so wie die Profis mit 100km/h bergab auf dem Rad sitzen :cool:

schnodo
27.04.2015, 15:48
Das ist mir einmal passiert; bei der Challenge Kraichgau 2012 war das, den Schindelberg runter.
Da hatte ich gerade ca. 55 km/h drauf als auf einmal alles geschlackert hat. Ich konnte die Mühle aber zum Glück mit Müh und Not sachte runterbremsen, habe mich aber derweil vor meinem geistigen Auge schon verblutend am Baum hängen sehen, weil es da ja auch um ein paar Kurven geht.
Danach hatte ich die Hosen so voll, dass ich bergab nur noch am bremsen war und alle an mir vorbeigerauscht sind. :o

ralfausc
28.04.2015, 22:00
Hallo,
es muss hier im Forum noch andere Beiträge dazu geben. Da hatte ich schon mal was zu geschrieben. Ich finde es nur nicht mehr.
Ich hatte die Probleme hinten (Seitenschlag) und vorne (Steuersatz).

Das Rad mein uraltes Kestrel 200 SCI.
Relativ weicher Karbonrahmen.
1" Karbongabel mit Aluschaft.
Es hatte hinten einen Trispoke mit Mega Seitenschlag.

Bei ca 55 kmh bergrunter fing das ganze Fahrrad an, sich zu verwinden. Habe das Hinterrad gegen ein Zipp 404 getauscht. Und Ruhe war.

Irgendwann bin ich eine Passtrasse runtergefahren. Erst hat die Gabel geflattert, dann hat sich das ganze Fahrrad wieder in alt bekannter Art und Weise gewunden. Die Beschreibung mit den zwei Einkaufstüten, die am Lenker hin und her schaukeln, finde ich sehr passend. Ich hatte auch das Gefühl, dass das Vorderrad nur noch aus Papier besteht und in sich zusammenklappt. Auch ein Zipp 404.
Das ist mir noch einige male passiert. Immer zwischen 69 und 72 kmh.

Wenn sich die Schaukelei von der Gabel auf den Rahmen übertragen hatte, habe ich beide Knie an das Oberrohr angelegt und dann langsam runtergebremst.
Kommt dann noch eine Serpentine mit schlechtem Belag dazu, braucht es etwas Glück... Aber man kennt ja irgendwann die kritische Geschwindigkeit.

Ich hatte dann das Inet durchsucht und bin bei Motorädern drauf gestossen, dass so was durchaus vorkommen kann. Der Grund soll beim Aufschaukeln der Telegabel liegen.
Mit diesem Wissen hab ich das Kestrel in eine gute Fahrrad Werkstatt gebracht. Die haben die Gabel ausgebaut, den Steuersatz zerlegt und neu eingebaut. Seitdem keine Probleme mehr.

MfG

Blue 2003
29.05.2015, 15:00
... hatte ich auch schon öfters und seitdem Schiss, die Berge runter zu fahren :(... und ich weiß nicht so richtig, was man dagegen tun kann. Fahrtraining? Manchmal denke ich auch, dass ich nicht richtig drauf sitze. Wie Fahrt Ihr die Berge runter, Auflieger, Lenkerhaltung? Manchmal kam es dann bei mir auch durch plötzliches Aufrichten; manchmal denke ich auch, dass bei Abfahrt in Oberlenkerhaltung ggf. zu wenig Gewicht auf dem Vorderrad liegt? Keine Ahnung... Bin ebenfalls für Tipps dankbar!

Grüße Blue

hoderlump
01.06.2015, 22:47
Wenn ein System schwingt dann gibt es in der Theorie mehrere Möglichkeiten. Falls sich das Schwingen nicht vermeiden lässt kann man nur die Schwingunungsamplitude zu verkleinern = Dämpfung erhöhen:
- Schwierig. Evtl. Steuersatz schwergängiger montieren?
- Fahrrad fester anpacken.

Die endere Möglichkeit wäre, das System zu verstimmen um Resonanzfrequenz zu erhöhen und somit außerhalb des praktisch vorkommenden Geschwindigkeitbereichs verschieben:
- Masse erhöhen:
- Schwerer werden, mehr fressen
- Schwerere Komponenten
- Federkonstante erhöhen = Rad versteifen:
- Steifere Komponenten
- Körper näher ans Rad ran, hart zupacken.

Dritte Option: Anregung minimieren. Beim Fahrrad dürften das wohl Fahrbahnbelag, Körperbewegungen und Wind sein. Heißt:
- Weniger Luft in den Reifen
- Sanfte Lenkbewegungen
- Trispokes und Aeorofelgen haben evtl Eigenresonanzen bei bestimmten Windgeschwindigkeiten und Drehzahlen. Meiden!

oko_wolf
02.06.2015, 08:17
...
Die endere Möglichkeit wäre, das System zu verstimmen um Resonanzfrequenz zu erhöhen und somit außerhalb des praktisch vorkommenden Geschwindigkeitbereichs verschieben:
- Masse erhöhen:
- Schwerer werden, mehr fressen
- Schwerere Komponenten
[...]


Masse erhöhen verringert die Resonanzfrequenz. Richtig wäre also "Leichtbau", wenn die Frequenz nach oben soll.

......
- Körper näher ans Rad ran, hart zupacken.


Ein Tip, den ich mal bekam war, ein Knie gegen das Oberrohr drücken. Hat geholfen

beckenrandschwimmer
02.06.2015, 08:30
Mein letzter "wobble" (der englische Ausdruck ist einfach viel schöner) war am Samstag mit Scheibe und Hochprofil VR. Die Räder haben schon wegen dem Ventil eine leichte Unwucht. Oberrohr zwischen die Knie klemmen und abwarten hat bis jetzt immer geholfen.

sub12
02.06.2015, 09:06
Ist mir letztens bergab auch passiert. Durch vorsichtiges Bremsen wurde es noch schlimmer.
Am besten Laufen lassen, und wie die anderen sagen, ruhig bleiben.

Blue 2003
02.06.2015, 09:22
... einfach laufen lassen klingt gut, nur glaube ich ist man immer eher geneigt, alles andere zu tun (Bremsen, Gewicht verlagern etc), was es wohl im Zweifel nur schlimmer macht...

hoderlump
02.06.2015, 14:28
Masse erhöhen verringert die Resonanzfrequenz. Richtig wäre also "Leichtbau", wenn die Frequenz nach oben soll.

Hast natürlich Recht.

Nichtdestotrotz schwingt ein leichtes System bei gleicher Anregung mit höherer Amplitude. Die Anregung dürfte wg. gleicher Masse des Fahrers bei leichten und schweren Rüdern gleich sein.

Wenn also ein leichtes Rad schwingt, dann schwingt es stark.

Korrigiert mich bitte wenn ich falsch liege.

Andy1705
16.06.2015, 21:59
Hatte ich auch schonmal bei ca. 55 km/h. Kann nur bestätigen, dass Knie anlegen und ruhig bleiben hilft...

Habe aber noch eine These. Kann es sein, dass der Tachomagnet an der Speiche bei hohen Geschwindigkeiten eine deartige Unwucht auslöst, die dann das Aufschaukeln auslöst? Habe neulich mein Rad am Montageständer beim Einstellen der Schaltung ein wenig gekurbelt und dabei festgestellt, dass durch den Magnet das ganze Rad gewackelt hat. Ich habe erst gedacht, die Felge ist im Eimer - war aber tatsächlich der Magnet. Nachdem in den abgenommen habe lief das Rad komplett ruhig...

Teletubbie
21.06.2015, 14:17
Hi,

so, bin die Strecke in den letzten Wochen noch einige Mal gefahren. Man merkt schon bei niedrigeren Geschwindigkeiten, daß das Rad anfängt unruhig zu werden, aber so schlimm wie damals ist es nicht mehr geworden. Allerdings bleibt das mulmige Gefühl bei dieser Abfahrt. Der Straßenbelag ist aber auch wirklich wellig und mit vielen Flicken ausgebessert.

Es waren ja viele gute Tipps von Euch dabei! Danke! Also was habe ich gemacht?
Steuersatz einiges strammer eingestellt. Auch wenn im Stand kein direktes Spiel spürbar war, so bin ich doch dazu übergegangen das bei meinen Rädern fester anzuziehen. Also gerade eben so, daß sich der Lenker noch frei ohne Widerstand bewegen lässt, also kurz davor, daß man den Lenker in eine Postion drücken muß, und er dann dort stehen bleibt. Das hat viel gebracht.
Dann versuche ich jetzt auf der Abfahrt den Lenker bewusst kräftig nach vorne zu drücken (Unterlenkerposition). Knie zusammen hilft natürlich auch wieder ein wenig.
Leicht unterschiedliche Luftdrücke brachten hier keine spürbaren Veränderungen und mit 3 bar will ja auch keiner fahren.

Insgesamt gesehen kann ich damit jetzt leben. Auch wenn ich nach dieser Erfahrung schnelle Abfahrten auf schlechteren Straßen mit sehr viel mehr Repekt begegne.
Vielen Dank nochmal an alle! Super Forum!

Viele Grüße,
Sven

ralfausc
22.06.2015, 00:15
@Andy1705
Tachomagnet sollte ja möglichst nahe an der Achse angepappt werden. Am besten gegenüber vom Ventil.

Wenn du mal das Glück hast, ein Fahrrad mit einem Lightweight Meilenstein Vorderrad in die Finger zu kriegen, heb es mal vom Boden ab und bring das Vorderrad mal richtig in Schwung. Ich hab mich ziemlich gewundert, was das relativ lange Ventil für eine Unwucht ins leichtgewichtige Rad bringt. Beim Fahren merkt man davon allerdings nichts.
Ein Tachomagnet wirkt sich sicherlich auch aus.

@Sven
Die Werkstatt hatte den Gabelschaft auch mit irgend so weisem Zeug eingeschmiert. Keine Ahnung ob das Fett war oder so was in der Richtung. Einfach nur nachziehen hatte bei mir zumindest nicht geholfen.