Vollständige Version anzeigen : Nützt Triathlon der Integration?
Spargelkoppel
12.01.2014, 11:05
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Mir ist bis auf Faris al-Sultan kein prominenter Triathlet mit Migrationshintergrund bekannt.
Was meinst Du in seinem Fall mit "Migrationshintergrund"?
Der Umzug in die Emirate?
seine HP:
Geburtsort: München
Wohnort: Al Ain (UAE)
Wikipedia:
Al-Sultans Vater Talib kam 1958 aus dem Irak nach Deutschland. Seine Mutter Lydia ist aus München, wo der Vater als Leiter eines Übersetzungsbüros arbeitet.
smiling_star
12.01.2014, 11:49
Geht es dabei überhaupt um die Integration von Migranten? Oder vielleicht um Behinderte oder andere Randgruppen?
In Sachen Behindertensport sind die Triathlonverbände ja weit vorne, da es hier keine getrennten Verbände bzw. Veranstaltungen gibt.
Thorsten
12.01.2014, 12:58
Dort geht es u.a. um die positive Wirkung, die Sport und Sportförderung auf Bildung, Integration und Gesundheit haben.
Ich finde "geht u.a." etwas übertrieben. Der einzige Satz mit dem Wort "Integration" ist dieser:
Der Staat fördert Bildung, Gesundheit und Integration, scheint aber die Zusammenhänge zum Sport nicht herzustellen.
Davor und danach kein Satz, keine weiterführenden Erklärungen dazu. Ist die Aussage nicht eher "fördert nicht nur Bildung, Gesundheit, Integration, sondern gebt auch uns mal ein bisschen Geld - irgendwo werden wir auch diese Ziele ein wenig berühren"? Verständlich, denn jeder versucht für sich das beste rauszuholen.
Auf den Triathlon übertragen: Ich bin mir sicher, dass ich mit Triathlon meiner Gesundheit nütze.
Dabei würde ich es auch belassen. Triathlon dürfte weder die Bildung noch die Integration fördern. Wenn man es auf die Integration sozial schwächerer bezieht, ist Triathlon mit seiner Einstiegs-Investition für Material und Startgelder einfach schon zu teuer. Seinem Kind für Hunderte Euro Ausrüstung kaufen und dann noch 50-100 € Startgeld in jedem Wettkampfmonat auszugegeben, ist nicht so einfach wie beim Fußball, wo es ein paar Schuhe und eine Vereinsmitgliedschaft braucht. Für Trikots sorgt der örtliche Metzger, Verischerungs-Agentur oder Autohaus, der Liga-Spielbetrieb kostet auch nicht 10 € pro Spiel. Zudem findet alles in der Nähe statt und nicht 100+ km entfernt.
wir haben bei uns zb einen jugendlichen aus einer spätaussiedlerfamilie aus russland im verein, der nicht nur erfolgreich im sport unterwegs ist, sondern der dank des triathlonsportes auf dem hiesigen sportgymansium seine hochschulreife machen kann.
Wuchtbrumme
12.01.2014, 21:16
Als Antwort auf den Titel kann ich leider nur sagen, nein. Die hohen Kosten sind das eine, die Aussenwirkung des Triathlon das andere. In den Medien wird doch auch so gut wie nichts berichtet. An diesem Thema sollte man m.M. nach arbeiten, es gibt genug talentierte junge Menschen hier in Deutschland.
FidoDido
13.01.2014, 06:15
Ich denke auch, dass man die Frage aus o.g. Gründen verneinen kann. Das liegt vermutlich naturbedingt in der etwas höheren Einstiegshürde im Vergleich zu anderen Sportarten.
Klar braucht man nicht viel für einen Triathlon, aber im Vergleich zu einem paar Schuhe und einem Trikot sieht das schon wieder anders aus.
http://www.dtu-info.de/aktuelles/items/dtu-unterstuetzt-integrationsinitiative-in-moerfelden.html
Ist das Projekt hier bekannt? :)
neonhelm
13.01.2014, 10:52
Wenn man es auf die Integration sozial schwächerer bezieht, ist Triathlon mit seiner Einstiegs-Investition für Material und Startgelder einfach schon zu teuer. Seinem Kind für Hunderte Euro Ausrüstung kaufen und dann noch 50-100 € Startgeld in jedem Wettkampfmonat auszugegeben, ist nicht so einfach wie beim Fußball, wo es ein paar Schuhe und eine Vereinsmitgliedschaft braucht. Für Trikots sorgt der örtliche Metzger, Verischerungs-Agentur oder Autohaus, der Liga-Spielbetrieb kostet auch nicht 10 € pro Spiel. Zudem findet alles in der Nähe statt und nicht 100+ km entfernt.
*hüstel* Also, ich weiß nicht, wie das bei euch so ist, aber bei uns gibt es eine ganze Reihe von Kinderveranstaltungen, bei denen man mit normaler Badebüx und Alltagsrad für kleines Geld teilnehmen kann.
Deine Zahlen mögen aber für einen jugendlichen Leistungssportler zutreffen. Nur, wieviel Prozent aller Teilnehmer sind denn das letztendlich?
FidoDido
13.01.2014, 11:18
Ich denke, es wird bei vielen schon am Alltagsrad scheitern.
Zudem ist bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund schwimmen auch irgendwie verpönt, weil es "schwul" ist, wenn man nicht gerade mit knielanger XXL Shorts im Freibad unterwegs ist und ab und zu vom Dreier springt, zumindest, soweit ich das nach knapp 25 Jahren Ruhrgebietserfahrung beurteilen kann :)
Das wären dann allein schon zwei Hürden, welche eine Integrationsarbeit im großen Stil eher schwierig machen, insbesondere im Vergleich zu Ballsportarten, speziell Fußball. Das geht auch in Straßenkleidung und mit einem uraltem Lederlappen als Ball, hab ich ja in der Schulzeit oft genug erlebt.
Ich will damit unserem Sport nicht absprechen, dass Integration stattfindet, im Gegenteil. Aber ob der Beitrag so relevant ist, dass man allgemein sagen kann, Triathlon nützt der Integration (Umkehrschluss: ohne Triathlon wäre die Integration in Deutschland schlechter), bezweifle ich. Das geht vermutlich im Rauschen unter.
neonhelm
13.01.2014, 11:50
Zudem ist bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund schwimmen auch irgendwie verpönt, weil es "schwul" ist, wenn man nicht gerade mit knielanger XXL Shorts im Freibad unterwegs ist und ab und zu vom Dreier springt, zumindest, soweit ich das nach knapp 25 Jahren Ruhrgebietserfahrung beurteilen kann :)
In unserem Verein beträgt in der Schwimmabteilung der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund gut zwei Drittel. Ein Teil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist als ÜbungsleiterInnen aktiv. Und ich denke nicht, dass wir der einzige Verein sind, bei dem das so aussieht.
Im Triathlon ist es einfach so, dass wir als kleiner Verein nicht noch die Reserven für eine Kinder-Triathlon-Abteilung haben, denn letztendlich hängt es ja immer an engagierten Erwachsenen, die sich einbringen. Und hier denke ich, scheitert es zu allererst.
Matthias75
13.01.2014, 11:54
Dabei würde ich es auch belassen. Triathlon dürfte weder die Bildung noch die Integration fördern. Wenn man es auf die Integration sozial schwächerer bezieht, ist Triathlon mit seiner Einstiegs-Investition für Material und Startgelder einfach schon zu teuer. Seinem Kind für Hunderte Euro Ausrüstung kaufen und dann noch 50-100 € Startgeld in jedem Wettkampfmonat auszugegeben, ist nicht so einfach wie beim Fußball, wo es ein paar Schuhe und eine Vereinsmitgliedschaft braucht. Für Trikots sorgt der örtliche Metzger, Verischerungs-Agentur oder Autohaus, der Liga-Spielbetrieb kostet auch nicht 10 € pro Spiel. Zudem findet alles in der Nähe statt und nicht 100+ km entfernt.
Interessante Sichtweise. Ich habe die Frage eher so verstanden: Kann der Sport bei der Integration helfen und wenn ja wie?
Die Einstiegshürde ist natürlich sehr hoch, schon wegen dem finanziellen, aber auch dem zeitlichen und organisatorischen Aufwand. Somit ist es natürlich kein Sport mehr für jedermann.
Die nächste Frage wäre dann, und so habe ich die Frage verstanden, falls der Sport ausgeübt wird, wie er die Integration unterstützen kann. Hier sehe ich Triathlon, wie fast alle anderen Einzelsportarten, nicht besonders im Vorteil. Der Großteil des Trainings wird allein gemacht, ist aber auch in der Gruppe nicht in besonders hohem Maße dazu geeignet, die Kommunkation/das Zusammenspiel mit anderen zu fördern. Es ist halt eine Einzelsportart.
Da sind Mannschaftssportarten einfach im Vorteil, weil es viel mehr auf Kommunikation/Interaktion ankommt. Ich muss halt wirklich mit meiner Mannschaft zusammenspielen. Im Triathlon reicht es aus, wenn man nebneeinander her läuft oder hintereinander her radeln. EIn besonderes Maß an Kommunikation ist nicht erforderlich.
Zudem ist es einfacher, z.B. mal auf 'nen Bolzplatz um die Ecke zu gehen und zu fragen, ob man mitspielen kann. Man weiß oder sieht eben, wo sich die anderen zu kicken treffen. Ist beim Triathlon schon schwieriger, weil man ja keine feste Trainingsstätte hat, wo man weiß, dass da immer ein paar Triathleten sind, mit denen man sich treffen könnte. Man muss also zwangsläufig in einen Verein/in eine Trainingsgruppe eintreten. Ich denke auch, dass man bei Mannschaftspsortarten Leistungsunterschiede einfacher kompensieren kann und trotzdem zusammen spielen/trainieren kann.
Matthias
Thorsten
13.01.2014, 21:32
Interessante Sichtweise. Ich habe die Frage eher so verstanden: Kann der Sport bei der Integration helfen und wenn ja wie?
Kann er auf jeden Fall. Aber wie du auch schreibst, kann er das deutlich besser bei 1. Mannschaftssportarten und 2. Sportarten mit geringer finanzieller Einstiegshürde.
Außerdem ist Sport an sich zwar sicher hilfreich für die Integration, aber bestimmt auch nicht das allererste und fast allein helfende Mittel. Jugendtreffs oder Musik machen oder wie in meiner Kindheit Holzhütten auf dem Abenteuerspielplatz bauen würde ich als mindestens genauso hilfreich ansehen.
Ich möchte eigentlich nur ungern das Niveau einer sehr interessanten Diskussion senken, aber ...
Integration über Sport funktioniert in unserer derzeitigen medialen Landschaft deutlich schwerer. Um es "plump" auszudrücken:
Stellt den Kids (jeglicher Herkunft) eine PS4 (ist glaub die Neuste :Lachen2: ) zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung - alles andere funktioniert von allein.
Was ich schlussendlich damit sagen will ... und das ist ja auch kein Geheimnis ... das es immer schwieriger ist, die (Mehrzahl der) jungen Leute zum Sport zu motivieren. Demnach wird hier die Integration auch schwerer fallen.
Matthias75
14.01.2014, 10:22
Kann er auf jeden Fall. Aber wie du auch schreibst, kann er das deutlich besser bei 1. Mannschaftssportarten und 2. Sportarten mit geringer finanzieller Einstiegshürde.
Außerdem ist Sport an sich zwar sicher hilfreich für die Integration, aber bestimmt auch nicht das allererste und fast allein helfende Mittel. Jugendtreffs oder Musik machen oder wie in meiner Kindheit Holzhütten auf dem Abenteuerspielplatz bauen würde ich als mindestens genauso hilfreich ansehen.
Genau das meinte ich. Sport ist sicher gut für die Integration, aber es gibt sicher auch Sportarten, die besser geeignet sind als Triathlon.
Ich möchte eigentlich nur ungern das Niveau einer sehr interessanten Diskussion senken, aber ...
Integration über Sport funktioniert in unserer derzeitigen medialen Landschaft deutlich schwerer. Um es "plump" auszudrücken:
Stellt den Kids (jeglicher Herkunft) eine PS4 (ist glaub die Neuste :Lachen2: ) zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung - alles andere funktioniert von allein.
Würde ich nicht so sehen. Klar ist es schwer, Kinder zu Sport zu motivieren. Wenn, ist Sport oder jegliche andere Aktivität draussne besser zur Integration geeignet als Computerspiele. Integration läuft IMHO vor allem über Kommunikation und gemeinsames Erleben, also bei Kindern z.B. Spielen, sei es Gemeinschaftsportarten oder, wie Thorsten schrieb, der Abenteuerspielplatz. Wichtig ist, dass miteinander kommuniziert wird, um soziale Verhaltensweisen zu lernen. Computerspiele sind da weniger geeignet, da bis auf wenige Spiele keine oder nur sehr wenig Kommunikation, oder allgemeiner soziale Interaktion, erforderlich ist.
Matthias
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