Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Weit verbreitete Gen-Variante ermöglicht unentdecktes Doping!


LidlRacer
25.08.2013, 12:32
Ich schätze, das wird den meisten hier bisher ebenso unbekannt sein wie mir:
Born to cheat! How world class athletes can take drugs... and get away with it (http://www.dailymail.co.uk/sport/othersports/article-2401478/How-world-class-athletes-drugs--away-it.html)

Kurz gesagt: Aufwendigere Doping-Tests auf Steroide werden i.d.R. nur durchgeführt, nachdem ein auffälliges Verhältnis von Testosteron zu Epitestosteron festgestellt wurde.
Es gibt aber sehr große Bevölkerungsteile, bei denen aufgrund einer bestimmten Genvariante dieses T/E-Verhältnis trotz Dopings unauffällig bleibt. Bei Asiaten sollen dies zwei Drittel sein, bei "Mischlingen" (gibt's dafür ein politisch korrekteres Wort?) sogar 78%!

tomerswayler
25.08.2013, 14:44
"Mischlingen" (gibt's dafür ein politisch korrekteres Wort?)

Bastard wohl eher nich, wie wärs mit Hybrid?

speiche
25.08.2013, 16:14
Das hat seinen Grund, dass Testosteron sehr beliebt ist, aber praktisch niemand positiv darauf getestet wurde. Es gab über lange Zeit keinen direkten Test auf Testosteron und heute wird eben nur bei überschrittenem Quotient genauer hingesehen, was besseres kann dem organisierten Sport doch gar nicht passieren. Das Herandopen an Grenzwerte wurde schon immer gern praktiziert: http://www.welt.de/print-welt/article627307/Doping-Neue-Kontroverse.html

dude
25.08.2013, 22:13
Hier in NYC heisst das "interracial".

Troedelliese
26.08.2013, 10:14
Das hat seinen Grund, dass Testosteron sehr beliebt ist, aber praktisch niemand positiv darauf getestet wurde. Es gab über lange Zeit keinen direkten Test auf Testosteron und heute wird eben nur bei überschrittenem Quotient genauer hingesehen, was besseres kann dem organisierten Sport doch gar nicht passieren. Das Herandopen an Grenzwerte wurde schon immer gern praktiziert: http://www.welt.de/print-welt/article627307/Doping-Neue-Kontroverse.html

Das wirft für mich allerdings einige Fragen auf:

1. Wann ist man eigentlich gedopt?
Nur dann, wenn man die Grenzwerte überschreitet oder schon vorher, wenn man Testosteron in irgendeiner Form zu sich nimmt? Es gibt doch auch Leute, die selbst kein/kaum Testosteron produzieren. Wenn die vom Art in die Mitte des Sollbereichs gehoben werden, sind sie dann gedopt?

2. Gelten diese Regeln njur für Testosteron oer z.B. auch für Progesteron, das ja bekanntlich Angstgefühle verringert und energiesteigernd wirkt? Dann wäre ja alle Frauen, die die Pille nehmen, gedopt....

3. Warum nehmen Leute Testosteron, wenn es in deren Blut nicht nachweisbar ist? Das bedeutet doch, dass sie, statt es zu verarbeiten, es einfach wieder ausscheiden => Nonresponder.

meggele
26.08.2013, 11:28
Kurz gesagt: Aufwendigere Doping-Tests auf Steroide werden i.d.R. nur durchgeführt, nachdem ein auffälliges Verhältnis von Testosteron zu Epitestosteron festgestellt wurde.
Yep. Hinzu kommt, dass der Quotient von 4:1 (bis vor einiger Zeit 6:1 und davor 8:1) sehr hoch angesetzt ist und nach Testosteroneinnahme innerhalb kurzer Zeit darunter fällt. Wenn grundsätzlich auf körperfremdes Testosteron getestet würde, sähe die Sportwelt ganz anders aus.

dude
26.08.2013, 13:55
Das wirft für mich allerdings einige Fragen auf:

1. Wann ist man eigentlich gedopt?
Nur dann, wenn man die Grenzwerte überschreitet oder schon vorher, wenn man Testosteron in irgendeiner Form zu sich nimmt? Es gibt doch auch Leute, die selbst kein/kaum Testosteron produzieren. Wenn die vom Art in die Mitte des Sollbereichs gehoben werden, sind sie dann gedopt?

Ganz heisses Thema. TUEs fuer Testosteron sind quasi nicht zu bekommen. Die Zahl der Sportler, die es nur in ganz geringen Mengen produziert ist sehr gering.

Testosterondoping wird in der Regel genau damit bei mittelalterlichen Sportlern entschuldigt. Der sich verniedrigende Pegel gehoert aber zum Altern zwingend dazu.

M.a.W.: Testosteronsubstitution ist wie EPO-Doping aufgrund eines natuerlich niedrigen Haematokrits.

In die gleiche Schublade gehoert das Fitspritzen: im Wettkampfsport benuetzt man den Koerper, der einem von Natur aus zur Verfuegung gestellt wird. Verletzungen sind die Folge einer Ueberlastung natuerlicher Grenzen. Die Konsequenzen duerfen nicht einfach mit Drogen abgestellt werden.

Nicht zuletzt gibt es Verletzungen und Erkrankungen als Folge von Doping: Steroide blasen Muskeln auf, fuer die die Strukturen (Baender, Gelenke) nicht ausgelegt sind. EPO ermoeglicht mehr und haerteres Training, dem Struktur und Immunsystem nicht gewachsen sind.

HeinB
26.08.2013, 14:35
1. Wann ist man eigentlich gedopt?
Nur dann, wenn man die Grenzwerte überschreitet oder schon vorher, wenn man Testosteron in irgendeiner Form zu sich nimmt? Es gibt doch auch Leute, die selbst kein/kaum Testosteron produzieren.

Zum letzten Satz siehe Dudes Posting. Zu den ersten beiden: Man ist selbstverständlich schon vorher gedopt. Der Grenzwert legt nur fest, wann man in einer Probe positiv ist. Wenn die Einnahme anders nachgewiesen werden kann, z.b. Geständnis, dann ist man auch gedopt und wird bestraft.

speiche
27.08.2013, 11:48
Das wirft für mich allerdings einige Fragen auf:

1. Wann ist man eigentlich gedopt?
Nur dann, wenn man die Grenzwerte überschreitet oder schon vorher, wenn man Testosteron in irgendeiner Form zu sich nimmt? Es gibt doch auch Leute, die selbst kein/kaum Testosteron produzieren. Wenn die vom Art in die Mitte des Sollbereichs gehoben werden, sind sie dann gedopt?

2. Gelten diese Regeln njur für Testosteron oer z.B. auch für Progesteron, das ja bekanntlich Angstgefühle verringert und energiesteigernd wirkt? Dann wäre ja alle Frauen, die die Pille nehmen, gedopt....

3. Warum nehmen Leute Testosteron, wenn es in deren Blut nicht nachweisbar ist? Das bedeutet doch, dass sie, statt es zu verarbeiten, es einfach wieder ausscheiden => Nonresponder.
Zu 1a) Das kommt wohl drauf an, ob man einen Profi oder jemanden fragt, der wirklich regelgerecht agiert. Es soll Profis geben, die tatsächlich meinen, dass alles bis 50 (Hämatokrit) erlaubt ist, egal wie das zustande kommt. Selbst langjährige Bundestrainer meinen, dass ein Hämoglobin von 18,3 aufgrund der damaligen Grenzwerte in Ordnung war: http://triathlon-inside.blogspot.de/2013/03/jochen-behle-uber-dhlies-werte-183-war.html

1b) Das Regelwerk ist, zumindest bei Testosteron, eindeutig. Jede externe Zufuhr ist Doping, es sei denn man hat einen Persilschein. Die Grenzwerte liegen so hoch, damit man keinen Unschuldigen verdächtigt, das wollen wir ja nicht....Bekannt ist die Praxis, gleichzeitig mit Testosteron auch den Epitestosteronwert zu manipulieren (s. Balco/Victor Conte), nicht zur Leistungssteigerung, sondern um die Kontrollen auszuhebeln.

1c) Diese gelten als nicht gedopt, wenn sie einen Persilschein, die sogenannte TUE, haben. Wie hoch der Testosteronwert dann eingestellt werden darf, ist mir nicht bekannt, liegt vielleicht auch im Ermessen des jeweils Betroffenen, solange man unter den max. Grenzwerten bleibt. Klar ist wohl, dass durch Depotspritzen die Schwankungen des Testosteronhaushaltes geringer ausfallen, evtl. sogar überhaupt nicht mehr vorhanden sind (Einheiten von einer Dauer länger als 3-4h führen i.d.R. sonst zu einer vorübergehenden Absenkung des Testosteronspiegels, d.h. verlängern die Regenerationszeit). Kritische Geister führten Katja Schumachers extrem hohe Testosteronwerte beim Ironman Germany 2004 auch auf eine Depotspritze zurück, da die extrem hohe Belastung dazu geführt haben könnte, dass zuviel Testosteron freigegeben wurde. Ist aber alles Theorie, es gilt die Unschuldsvermutung.

Bei den Persilscheinen gibt es noch eine andere Möglichkeit: die besonders talentierten Sportler mit einem natürlichen Hämatokrit von über 50%, Jens Heppner hatte z.Bsp. so etwas, wurde durch ein Gutachten von Schmid/Heinrich nachgewiesen. Auch mehrere deutsche nordische Skisportler klagten über dickes Blut und besaßen diesen Persilschein.

2) Leistungssteigernde Effekte der Pille sind bekannt. Nach dieser Meldung (http://www.faz.net/aktuell/sport/dopingverdacht-szabo-wehrt-sich-bin-nicht-verrueckt-1100490.html) wird Progesteron wohl auch als Dopingmittel eingesetzt. evtl. gibt es vielleicht auch hier eine Regelung wie z.Bsp. früher bei Koffein, dass man das in Maßen benutzen darf, müsste man mal recherchieren.

3) Dass man es im Blut nicht nachweisen kann, heißt nicht zwangsläufig, dass es nichts bringt. Ich denke aber ohnehin nicht, dass es Nonresponder auf Testosteron gibt.

Vielleicht muss man auch nochmal betonen, dass Zeit, Geld oder Motivation für sehr gute Sportler keine begrenzenden Faktoren sind, sondern fast ausschließlich die Regenerationsfähigkeit entscheidet. Wie bereits von Hafu und anderen erwähnt, ist es gerade mit dem Hintergrund grenzwertig, einen Doper bzw. Ex-Doper ausgerechnet zum Thema Regeneration zu befragen. Außerdem sind extrem hohe Trainingsumfänge, wie sie im TS-Studio und anderswo als Erklärung für Weltspitzenleistungen angeführt wurden, kritisch zu hinterfragen.

amontecc
27.08.2013, 12:38
Wie bereits von Hafu und anderen erwähnt, ist es gerade mit dem Hintergrund grenzwertig, einen Doper bzw. Ex-Doper ausgerechnet zum Thema Regeneration zu befragen.
Naja, dieser Sportler wird sich ja intensiv mit dem Thema Regeneration beschäftigt haben (und daher geopt haben).
Warum sollte man ihn dann nicht danach fragen?
Vielleicht kann er ja fundiert etwas über die natürlichen Grenzen berichten, weil er ja weiß, wie es ohne und wie es mit Doping ist.