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Vollständige Version anzeigen : Faris al Sultan - Offener Brief


Flow
08.12.2006, 18:04
Offener Brief von Faris al Sultan (http://www.3athlon.de/news/2006/12/0712_offener_brief_al_sultan_thomas_bach.php)


"Mit großer Bestürzung habe ich den Artikel 'Der größte Schrecken' im "Spiegel" (Nr.48 S.156) gelesen, aus dem hervorgeht, wie sehr Sie sich - und mit Ihnen ein Großteil der Funktionärsriege des deutschen Sports - gegen ein so genanntes Anti-Doping Gesetz wehren.
Da man dem Präsidenten des DOSB aber nicht aufgrund von Presseartikeln schreibt, habe ich Zeit investiert und mir das Protokoll der Sportausschusssitzung durchgelesen. Daraus geht auch klar hervor – wie das Beispiel des Radsports es uns zeigt -, dass es ohne polizeiliche Ermittlungen nicht mal den Hauch einer Chance gibt, professionelle Doper oder das Netzwerk dahinter zu überführen. Ich kann durchaus verstehen, dass deutsche Funktionäre lieber gedopte deutsche Athleten als gedopte Chinesen (der Standortnachteil lässt grüßen) siegen sehen. Wer keine Sieger hat, erhält schließlich weniger Geld. Jedoch noch viel schlimmer wiegt die Tatsache der geringeren Beachtung; denn wer möchte schon prestigemäßig auf das Niveau eines Funktionärs im Curlingverband abrutschen?
Weder konnte Nina Kraft (gedopte "Siegern" IM Hawaii 2004) dazu gebracht werden, Ihre Dealer zu benennen, noch ist mit bekannt, dass bisher irgendein Arzt, der in das Doping-Netzwerk verstrickt ist, seine Zulassung verloren hat, oder dass irgendein Fitnessstudiobetreiber, der sich mit Dealen die Kasse aufgebessert hat, daraufhin vor Gericht gekommen wäre.
Die "durchgeknallten" Juristen aus Bayern (Zitat S.30 Winfried Hermann ) haben Recht, indem sie betonen, dass wir nur durch Razzien, Hausdurchsuchungen, Ermittlungen und gezielte Blutkontrollen Doper erwischen und nicht durch größtenteils ergebnislose Urinkontrollen, außer vielleicht einigen Junioren oder Triathleten, die zu arm oder zu dumm sind, es professioneller zu machen.
Natürlich ist das ein globales Problem, wenn ich höre, dass spanische Triathleten zur Dopingkontrolle mit Vorankündigung geladen werden, dass viele Athleten im Ausland gar nicht kontrolliert werden (ich selbst z.B. bin in den V.A.E noch nie kontrolliert worden trotz regelmäßiger Aufenthalte dort), dass sich Athleten mancher Nationen falsch oder gar nicht abmelden. Bei diesen Gedanken kommt mir die Galle hoch.
Ich persönlich - und hier liegt das gesuchte Rechtsgut, das ich geschützt sehen möchte - empfinde es als Verstoß gegen das Gleichheitsprinzip, mich von Gedopten besiegen zu lassen. Auch widert es mich an, im Fernsehen oder bei Veranstaltungen gedopte Athleten anzuschauen; denn hier liegt mein Rechtsgut, nämlich einen f a i r en Wettkampf bestreiten zu können oder auch anzusehen.
Das Argument, Gerichte und Staatsanwaltschaften seien überlastet, kann ich nicht gelten lassen, denn sonst könnten wir gleich die Anarchie ausrufen. Uns Bürgern ist völlig klar, dass im deutschen Rechtssystem einiges im Argen liegt.
Die 'strict liability' soll ja nicht ausgehebelt werden, es soll lediglich die sportrechtliche um eine strafrechtliche Konsequenz erweitert werden, bzw. nur der theoretische Straftatbestand wird die Verfolgungsmöglichkeiten eröffnen, die wir brauchen. Jemand, der mit einer Ampulle Epo erwischt wird, den will wohl kaum jemand ernsthaft ins Gefängnis bringen, die Dopingärzte dagegen sehr wohl.
Ich frage mich auch, wie es sein kann, dass Pharmafirmen, die EPO in Massen herstellen, nicht dazu gezwungen werden, ihre Mittel mit einem Indikator zu versehen. Dass die Firma Amgen, einer der größten EPO-Hersteller der Welt, eine Radmannschaft sponsert, offenbart schon eine gewisse Perversion.
Ich fordere Sie daher auf, trotz eines "Standortnachteils" sich für ein Anti-Doping Gesetz auszusprechen. Die Hauptverantwortung des organisierten Sports liegt nicht im Erringen von Goldmedaillen, sondern vor allem im Beitragen zur Erziehung der Jugend und zur Gesunderhaltung aller." – Faris Al-Sultan



Ich darf hier doch verlinken und zitieren, oder ?

RatzFatz
08.12.2006, 18:08
Danke Faris!

Klugschnacker
08.12.2006, 18:17
Ich darf hier doch verlinken und zitieren, oder ?
Selbstverständlich. Am besten mit Quellenangabe, wie geschehen.

drullse
08.12.2006, 18:30
Ja. Toll.

Und?

Sorry, aber das ist in meinen Augen nix weiter als Aktionismus.

Ulfila
08.12.2006, 18:54
Ja. Toll.

Und?

Sorry, aber das ist in meinen Augen nix weiter als Aktionismus.

Besser als ganz die Klappe halten. Stillhalten wird schließlich als Zustimmung aufgefasst. Und wenn Faris mit den Funktionären nicht zufrieden ist, dann Mund auf. O.K., ein offener Brief kann natürlich auch als Publicity-Maßnahme interpretiert werden. So oder so, direkte Konsequenzen wird es kaum haben, aber Gegenpositionen müssen zuerst auch formuliert werden, bevor sich evll langfristig doch durchsetzen.

RatzFatz
08.12.2006, 19:04
Ich würde mir wünschen, wenn mehr Athleten so klar Stellung beziehen würden. Gerade die Athleten nehmen die Gegebenheiten viel zu sehr hin.

drullse
08.12.2006, 20:52
Ich würde mir wünschen, wenn mehr Athleten so klar Stellung beziehen würden. Gerade die Athleten nehmen die Gegebenheiten viel zu sehr hin.

Das kann man natürlich prima interpretieren...

Diejenigen die nachhelfen, werden auf jeden Fall die Klappe halten. Die anderen machen vielleicht den Mund auf. Und selbst bei denen muss man - wie die Vergangenheit gezeigt hat - vorsichtig sein.

Statt Stellung zu beziehen würde ich an Stelle der Athleten mal Taten sehen wollen. Eigener DNA-Paß, Nennung schwarzer Schafe etc..

Ein offener Brief bewirkt leider im Funktionärsdickicht nicht mal ein Rauschen...

Klugschnacker
08.12.2006, 22:26
Ich lerne bei der aktuellen Debatte über ein Anti-Doping-Gesetz einiges hinzu - über Recht und Gesetz, und über Lobbyismus. Zunächst einmal verwundert es mich sehr, dass man zur strafrechtlichen Verfolgung von Sportbetrügern überhaupt neue Gesetze braucht. Doping ist Betrug, zum Teil sogar im großen Stil. Und damit meine ich nicht das internationale Geflecht aus Spezialisten, Beschaffern und Wegguckern. Das sowieso. Im großen Stil erfolgt doch auch das Doping auf der Ebene der Athleten, wenn es dabei um Millionen geht wie bei den Radstars. Und gegen Betrug soll es in Deutschland keine Gesetze geben? Das kann ich kaum glauben.

Lasst uns eine Autoknackerbande gründen! Wir machen eine schöne Satzung, wählen einen Präsidenten und erzählen dem Staat, wir bestrafen uns schon gegenseitig selber, er möge sich bitte raushalten. Wenn das klappt, nennt man das "Lobbyismus". Das ist eine Art Gehirnwäsche, verbunden mit einem ziemlich unverschämten System an kleinen Gefälligkeiten, wie es in der Politik üblich ist.

Doping ist Betrug, das ist der Kern der Sache. Dafür brauchen wir keine neuen Gesetze. Wir müssen nur den Betrug auch als solchen verfolgen. Die ganze Debatte mit dem neuen Gesetz wird doch nur dadurch möglich, dass wir uns aufschwatzen lassen, dass der Betrug im Sport eine Spezialform des Betrugs sei, die nicht so schlimm wäre und die den Staat (das sind wir) nichts anginge. In Wahrheit ist es ganz trivialer Beschiss.

Grüße,
Klugschnacker

tobi_nb
08.12.2006, 22:55
Der Brief ist erst mal nicht schlecht, mir gefällt auch der aggressive Stil.

Aber:

1. So hart das klingt, aber ob Faris nicht gedopt ist, weiß man damit auch nicht.

2. Effektiver von ihm wäre z. B. Veranstaltern damit zu drohen, Wettkämpfe zu boykottieren, an denen rehabilitierte Doper starten.

Wie gesagt, was er tut, ist oberflächlich betrachtet, sehr gut. Bloß ich kenne KEINEN Sportler, der für Doping ist. Warum braucht man dann also so ein Gesetz.
Ich bin der Meinung wenn die sauberen Sportler WIRKLICH gegen Dopingsünder vorgehen wollen, schaffen sie dass auch ohne fremde Hilfe.

Genauso denke ich übrigends über die Fans und Zuschauer. Auch die haben die Macht den Sport Dopingfrei zu bekommen.

Das ist evtl. mit persönliche Einschnitten verbunden. Und das geht nun wirklich nicht. Da sollen sich gefälligst andere (der Staat) drum kümmern.
Also läuft alles mal wieder auf die Wahrung der Scheinheiligkeit hinaus. Und zur Zeit ist es ja gerade "in" gegen Doping zu sein.

Sorry Faris. Ich schätze deine Art und deine Leistung und wünsche mir, dass du ein Vorbild bist. Aber der Brief reicht nicht aus!!

meggele
08.12.2006, 23:02
Doping ist Betrug, das ist der Kern der Sache. Dafür brauchen wir keine neuen Gesetze. Wir müssen nur den Betrug auch als solchen verfolgen. Die ganze Debatte mit dem neuen Gesetz wird doch nur dadurch möglich, dass wir uns aufschwatzen lassen, dass der Betrug im Sport eine Spezialform des Betrugs sei, die nicht so schlimm wäre und die den Staat (das sind wir) nichts anginge. In Wahrheit ist es ganz trivialer Beschiss.
Jein. Ich habe drei Einwände:
1.) Siehe den Schiedsrichter-Skandal in der Fussball-Bundesliga. Da hat gerade ein Staatsanwalt am Bundesgerichtshof Freispruch beantragt, weil Spielmanipulation in den Statuten der privaten Wettanbieter nicht verboten (gewesen) ist. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Der falsche Verein (im betreffenden Fall der HSV) fliegt raus, die Zuschauer (die Eintritt gezahlt haben) haben ein gefaktes Spiel gesehen, nicht-manipulierende Wetter wurden beschissen. - Meine letzte Hoffnung: das Urteil des Gerichts. Unfassbar.

2.) Betrug an anderen Sportlern wird wohl kaum dazu führen, die richtigen Leute zu bestrafen bzw. überhaupt Untersuchungen gegen sie zu veranlassen, nämlich die Teamchefs, sportlichen Leiter, Ärzte und Apotheker. - Gibt es Beihilfe zum Betrug? Wie überführt man dann einen Herrn Fuentes, der behauptet, all das vor allem der Gesundheit der Sportler zu Liebe getan zu haben, weil deren Beruf ja nun mal gesundheitsschädlich sei und er ihnen deswegen helfen müsse?

3.) Was ist, wenn in einem Gerichtsverfahren z. B. Ulle, des Betrugs angeklagt, alle anderen Tour-Fahrer als Zeugen aufbietet und die an Eides Statt aussagen, ebenfalls bis zur Oberkante voll gewesen zu sein? Kann man dann noch von Betrug sprechen?


Nein, das einzige, was mir bei all dem Bauchschmerzen bereitet ist die Frage, ob so etwas wie Sport wichtig genug ist, um Telefonabhöraktionen und dergleichen zu rechtfertigen.

meggele
08.12.2006, 23:09
2. Effektiver von ihm wäre z. B. Veranstaltern damit zu drohen, Wettkämpfe zu boykottieren, an denen rehabilitierte Doper starten.
Tja... wär schon klar, wie das ausginge.

Ach ja: bei wie vielen Rennen ist Beke eigentlich nun gestartet und hat positive Proben abgeliefert? Nein, keine weiteren Fragen.

Wie gesagt, was er tut, ist oberflächlich betrachtet, sehr gut. Bloß ich kenne KEINEN Sportler, der für Doping ist. Warum braucht man dann also so ein Gesetz.
Weil auch sonst kaum jemand offen für Mord, Korruption und Erpressung eintritt?

Ich bin der Meinung wenn die sauberen Sportler WIRKLICH gegen Dopingsünder vorgehen wollen, schaffen sie dass auch ohne fremde Hilfe.
:Nee:

Genauso denke ich übrigends über die Fans und Zuschauer. Auch die haben die Macht den Sport Dopingfrei zu bekommen.
Dafür sind die doch nun wirklich zu blöd für.

DragAttack
08.12.2006, 23:20
Doping ist Betrug, das ist der Kern der Sache. Dafür brauchen wir keine neuen Gesetze.
Betrug ist, was im Gesetz als Betrug definiert ist. Ohne jetzt atsächlich selbst nachlesen zu wollen oder selbst Jurist zu sein, so erinnere ich mich an Erzählungen, dass es irgendwann nötig war einen zusätzlichen Tatbestand des Computerbetrugs zu schaffen, weil z.B. das Abheben mit gefälschten EC-Karten nicht vom üblichen Betrugsbegriff abgedeckt war (da ein Computer nicht denkt, kann man ihn nicht täuschen).

Wenn also Doping vom derzeitigen juristischen Betrugsbegriff nicht abgedeckt ist, so ist Doping derzeit (juristisch betrachtet) kein Betrug. Unter der Annahme, dass wir dieses als Gesetzeslücke empfinden, folgt hieraus die Notwendigkeit eines neuen Gesetzes.

Gruß Torsten

meggele
08.12.2006, 23:26
Wenn also Doping vom derzeitigen juristischen Betrugsbegriff nicht abgedeckt ist, so ist Doping derzeit (juristisch betrachtet) kein Betrug. Unter der Annahme, dass wir dieses als Gesetzeslücke empfinden, folgt hieraus die Notwendigkeit eines neuen Gesetzes.
Richtig.

Und selbst wenn: es müßte ja erstmal bewiesen werden, dass jemand betrogen worden ist.

DragAttack
08.12.2006, 23:29
Und selbst wenn: es müßte ja erstmal bewiesen werden, dass jemand betrogen worden ist.
Nö - Wenn man einen entsprechenden Straftatbestand des Sportbetrugs schaffen will, so steht es dem Gesetzgeber frei ihn zu definieren - in sofern braucht es nicht notwendig einen konkret geschädigte zu geben...

gruß Torsten

meggele
08.12.2006, 23:33
Nö - Wenn man einen entsprechenden Straftatbestand des Sportbetrugs schaffen will, so steht es dem Gesetzgeber frei ihn zu definieren - in sofern braucht es nicht notwendig einen konkret geschädigte zu geben...
Betrug ohne Geschädigten? Zuschauer begeistert, Sponsoren und TV auch, Sportler eh - wo ist das Problem? Wie soll man so ein Gesetzt widerspruchsfrei und verfassungskonform definieren? "Ein Sportler, der dopt (näheres regelt ein Bundesgesetz), unterliegt dem Tatbestand des Betrugs, wenn er nicht sicher weiß, dass nicht auch alle Mitbewerber in gleichem Maße gedopt sind." So?

Nee. Doping dediziert benennen und sich nicht auf den Betrugsmist einlassen, da ja eh eine neues Gesetz notwendig ist.

DragAttack
08.12.2006, 23:41
Nee. Doping dediziert benennen und sich nicht auf den Betrugsmist einlassen, da ja eh eine neues Gesetz notwendig ist.
Wie mans letztlich ennt ist doch wurscht - hauptsache es steht drinne, dass Doping (beihilfe zum, etc.) strafbar ist.

meggele
08.12.2006, 23:43
Wie mans letztlich ennt ist doch wurscht - hauptsache es steht drinne, dass Doping (beihilfe zum, etc.) strafbar ist.
Da sind wir uns wohl einig, auch wenn etwaige Juristen hier wohl schmerzverzerrt aufschreien werden :Cheese:

Klugschnacker
09.12.2006, 00:01
@Drag: Auch der Diebstahl von Strom (durch Anzapfen einer fremden Leitung) konnte zunächst nicht geahndet werden, da in Wirklichkeit kein Strom gestohlen wird: Jedes Elektron, das man entnimmt, führt man ja auch wieder zurück...

Ansonsten überzeugt mich Deine Argumentation. Offenbar muss explizit gesetzlich geregelt werden, dass Doping verboten ist. Trotzdem bin ich verwundert über diese Notwendigkeit.

Wenn ich eine Lottoziehung zu meinen Gunsten manipuliere, ist das doch bestimmt eine Straftat. Das gälte ungeachtet der Tatsache, dass sich prinzipiell kein Lottospieler finden lässt, dem nachweisbar durch mich ein Gewinn verloren gegangen ist. Weder habe ich mich nachweisbar bereichert, denn wer kann beweisen, dass ich nicht auch ohne Manipulation gewonnen hätte; noch habe ich jemanden nachweisbar geschädigt. Verboten ist das doch trotzdem, oder etwa nicht?

Grüße,
Klugschnacker

meggele
09.12.2006, 00:03
Verboten ist das doch trotzdem, oder etwa nicht?
Ja, weil die Lotterien das in ihren Statuten so vorsehen. Genauso, wie die Sportwettanbieter mittlerweile Sportmanipulation verboten haben.

kaiseravb
09.12.2006, 00:41
auch wenn etwaige Juristen hier wohl schmerzverzerrt aufschreien werden :Cheese:

Is ja auch viel zu eindeutig, kann man nicht rumlamentieren und sich rauswinden :Cheese:

DragAttack
09.12.2006, 03:47
Verboten ist das doch trotzdem, oder etwa nicht?
Verboten ist dies sicherlich. Fraglich jedoch, wo das steht. Könnt mir durchaus vorstellen, dass es sich auch hier nicht um "Betrug" nach jur. Definition handelt.

Gruß Torsten

Klugschnacker
09.12.2006, 08:19
Betrug ist, was im Gesetz als Betrug definiert ist. ... Wenn also Doping vom derzeitigen juristischen Betrugsbegriff nicht abgedeckt ist, so ist Doping derzeit (juristisch betrachtet) kein Betrug. Unter der Annahme, dass wir dieses als Gesetzeslücke empfinden, folgt hieraus die Notwendigkeit eines neuen Gesetzes.

Gruß Torsten

Zwar leuchtet mir das mittlerweile ein. Trotzdem habe ich mal bei Wikipedia geschaut und einen Absatz über Spielbetrug gefunden:
Spielbetrug (http://de.wikipedia.org/wiki/Betrug#Spielbetrug_.28.C2.A7_263_StGB.29) (§ 263 StGB).
Der Spielbetrug ist der Betrug von Teilnehmern eines Spieles, bei dem um Geld gespielt ("gewettet") wird, d.h. er umfasst die Manipulation des Spielverlaufes
Oder beim Wettbewerbsrecht:Das Wettbewerbsrecht (http://de.wikipedia.org/wiki/Wettbewerbsrecht) im weit verstandenen Sinne dient der Regulierung des Wettbewerbs zwischen den Marktteilnehmern und hat als Endziel den freien Leistungswettbewerb ... Das Schutzgut des Wettbewerbsrechts ist der Wettbewerb.

Nils
09.12.2006, 09:00
Heute morgen war Faris Brief auch eine große Schlagzeile mit großem Artikel in der Süddeutschen Zeitung wert.

Hafu
09.12.2006, 11:25
Der offene Brief von Faris ist deutlich mehr als 95% aller Profis in der Öffentlichkeit zum Thema Doping zu äußern wagen und ist damit aus meiner persönlichen Sicht uneingeschränkt zu begrüßen.

Natürlich wird er mit dem Brief Herrn Bach nicht von der Notwendigkeit eines Antidopinggesetzes überzeugen (dazu denkt dieser viel zu sehr an seine internatiionale IOC-Karriere), aber zum Glück ist für ein solches Gesetz ja nicht der DOSB, sondern die Bundesregierung zuständig und deshalb ist es wichtig, die öffentliche Meinung in Richtung Antidopinggesetz zu sensibilisieren, damit Herr Schäuble, der zuletzt zu einem solchen Gesetz tendiert hatte, nicht noch wankelmütig wird.

Und zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung kann einer solcher offener Brief durchaus dienen, zumal wenn er von der allg. Presse (vgl. Süddeutsche Zeitung) aufgegriffen wird.

Sehr passend finde ich den Hinweis auf Nina Krafts Dealer. Nina hat ihre Strafe "abgesessen", gilt als rehabilitiert, aber der Typ der ihr das Epo besorgt hat (das gibt's in Deutschland ja nicht im Supermarkt!), treibt höchstwahrscheinlich weiter sein Unwesen (vielleicht auch mit anderen Athleten), weil in Deutschland die Rechtsgrundlage fehlt, um die Hintermänner bei aufgedeckten Dopingfällen zu belangen.

Das muss sich ändern. Natürlich wird Doping mit einem Antidopinggesetz nicht einfach ausgerottet werden, aber die Abschreckungswirkung gerade für die Hintermänner würde wesentlich steigen und zumindest flächendeckendes Doping wie zuletzt im Profi-Radsport zumindest erheblich erschwert.

sebBo
09.12.2006, 11:42
(...)hab mich schon gefragt, wann du wieder auftauchst ;-)

schoen mal wieder was von dir zu hoeren

DragAttack
09.12.2006, 17:39
Oder beim Wettbewerbsrecht:
Das Wettbewerbsrecht im weit verstandenen Sinne dient der Regulierung des Wettbewerbs zwischen den Marktteilnehmern und hat als Endziel den freien Leistungswettbewerb ... Das Schutzgut des Wettbewerbsrechts ist der Wettbewerb.
In die Richtung hatte ich heute die Gedanken auch schon schweifen lassen. Jedoch ohne Juristen der weiß, was tatsächlich drinn steht nicht mehr als wilde Spekulation.

Gruß Torsten

drullse
10.12.2006, 01:26
Der Brief ist erst mal nicht schlecht, mir gefällt auch der aggressive Stil.

Aber:

1. So hart das klingt, aber ob Faris nicht gedopt ist, weiß man damit auch nicht.

2. Effektiver von ihm wäre z. B. Veranstaltern damit zu drohen, Wettkämpfe zu boykottieren, an denen rehabilitierte Doper starten.

Wie gesagt, was er tut, ist oberflächlich betrachtet, sehr gut. Bloß ich kenne KEINEN Sportler, der für Doping ist. Warum braucht man dann also so ein Gesetz.
Ich bin der Meinung wenn die sauberen Sportler WIRKLICH gegen Dopingsünder vorgehen wollen, schaffen sie dass auch ohne fremde Hilfe.

Genauso denke ich übrigends über die Fans und Zuschauer. Auch die haben die Macht den Sport Dopingfrei zu bekommen.

Das ist evtl. mit persönliche Einschnitten verbunden. Und das geht nun wirklich nicht. Da sollen sich gefälligst andere (der Staat) drum kümmern.
Also läuft alles mal wieder auf die Wahrung der Scheinheiligkeit hinaus. Und zur Zeit ist es ja gerade "in" gegen Doping zu sein.

Sorry Faris. Ich schätze deine Art und deine Leistung und wünsche mir, dass du ein Vorbild bist. Aber der Brief reicht nicht aus!!

Ja, volle Zustimmung. Und genauso volle Zustimmung zu dem was HaFu geschrieben hat.

Das meinte ich mit Aktionismus. Klar ist der Brief gut und auch wichtig, aber ein echter Hebel isses leider nicht.

FuXX
10.12.2006, 14:45
Tja... wär schon klar, wie das ausginge.

Ach ja: bei wie vielen Rennen ist Beke eigentlich nun gestartet und hat positive Proben abgeliefert? Nein, keine weiteren Fragen.Woher willst du wissen wie oft das der Fall war?

FuXX

PS: Es ist übrigens ziemlich schade, dass Italien das Antidopinggestz wieder abschafft (oder schon hat) - andererseits wurde es wohl eh nie wirklich rigoros angewandt. "Der Basso ist zu wichtig, den können wir nicht einfach ersetzen." *argh*

drullse
10.12.2006, 19:50
"Der Basso ist zu wichtig, den können wir nicht einfach ersetzen." *argh*

http://www.rad-net.de/index.php?newsid=10643

Die können das Gesetz ruhig lassen...

:Cheese:

outergate
11.12.2006, 13:58
Natürlich wird er mit dem Brief Herrn Bach nicht von der Notwendigkeit eines Antidopinggesetzes überzeugen (dazu denkt dieser viel zu sehr an seine internatiionale IOC-Karriere), aber zum Glück ist für ein solches Gesetz ja nicht der DOSB, sondern die Bundesregierung zuständig und deshalb ist es wichtig, die öffentliche Meinung in Richtung Antidopinggesetz zu sensibilisieren, damit Herr Schäuble, der zuletzt zu einem solchen Gesetz tendiert hatte, nicht noch wankelmütig wird.



die lage stellt sich derzeit leider so dar, daß herr schäuble ein antidopinggesetz nicht weiter forcieren wird - und das obwohl der haushaltsausschuß des bundestages finanziellen druck ausübt. die papiere, die dazu in den fraktionen kursieren, sind da desillusionierend. am mittwoch wird darüber entschieden.
bach bleibt natürlich stur, schäuble wird ihm kein bein stellen, ein anti-doping-gesetz wird es nicht geben. es wäre ein wunder, wenn sich da in den kommenden zwei tagen noch etwas tun würde.

drullse
11.12.2006, 14:23
Ich treff den Schäuble regelmässig, wenn ich radfahre, denn er ist hier oft mit dem Handbike unterwegs. Vielleicht spreche ich ihn mal darauf an. Bisher war immer nur ein kurzer Gruss oder Smalltalk übers Wetter...

meggele
11.12.2006, 15:11
bach bleibt natürlich stur, schäuble wird ihm kein bein stellen, ein anti-doping-gesetz wird es nicht geben. es wäre ein wunder, wenn sich da in den kommenden zwei tagen noch etwas tun würde.
Yo. Aber wie sollte es auch anders werden? Bach stammt aus den verdopten Strukturen, ist/fühlt sich für Deutschlands Medaillenausbeute verantwortlich und möchte IOC-Präsident werden. Schäuble hat die Sache schon vor 20 Jahren erkannt, als er angeregt hat, zugunsten Deutschlands Medaillenchancen doch bitte Sportler dopingtechnisch zu unterstützen.

Rene
11.12.2006, 16:17
Schäuble hat die Sache schon vor 20 Jahren erkannt, als er angeregt hat, zugunsten Deutschlands Medaillenchancen doch bitte Sportler dopingtechnisch zu unterstützen.

Wo hast Du denn dies her?

Rene
11.12.2006, 16:18
Wo hast Du denn dies her?

:quaeldich:

geil:D Gefällt mir!

meggele
11.12.2006, 17:01
Wo hast Du denn dies her?
Das wurde im Schwung dieser ganzen Fuentes-Ulle-Franke-Antidopinggesetz-Geschichte im Sommer mehrfach genannt.
Schäubles Aussage ist zwar schon recht alt, spricht aber IMHO dafür, dass ihm schon lange klar gewesen ist, wie's abläuft. Letztlich ist da eben die Zielsetzung des Geldgebers (Medaillen für Deutschland) eine andere als Faris' (Gesundheit, Jugend usw.).