PDA

Vollständige Version anzeigen : Übungen zum Anwinkeln/Anstellen des Armes


Ator
13.06.2022, 17:46
Liebe Triathleten,

meine eigene Video-Analyse beim Poolschwimmen hat erschreckenderweise ergeben, dass ich den Arm nach der Eintauch- und Streckungsphase nicht anwinkel/anstelle, sondern zunächst gerade nach unten ziehe (Arm ist gestreckt) und erst kurz vor der Druckphase anwinkel. Horror! Ein totaler Anfängerfehler. Denn diesen Fehler habe ich bislang nicht (in dieser Form) gemacht. Ich habe mich in den letzten Jahren auf die Beseitigung meiner Schwächen beim Schwimmen konzentriert und habe mir dadurch scheinbar eine neue, fatale Schwäche angeeignet.

Welche Übungen kann ich machen, damit ich den Arm nach der Eintauch- und Streckungsphase direkt anwinkel/anstelle?

Vielen lieben Dank bereits im Voraus für Eure Tipps!

tridinski
13.06.2022, 17:55
Schnodos Video hast du geguckt?

Ich übe das Anstellen gerne trocken, also im Wohnzimmer oder so, da merkt man gut wo es spannt und wo man mehr Beweglichkeit braucht: Dehnen, Gegenseite kräftigen, Mobilisierung. Ggf. benötigt deine Schulter / Oberarm / Ellenbogenpartie da Aufmerksamkeit?

Übung im Wasser: Flossen, Brett am einen Arm, mit dem anderen immer genau die Anstell-Bewegung ausführen.

longtrousers
13.06.2022, 19:14
Wahrscheinlich renne ich eine offene Tür ein: aber Anwinkeln geht nur wenn man die Schulter richtig nach innen gedreht hat. Sonst geht die Hand beim Anwinkeln nicht nach unten.

Ator
13.06.2022, 19:22
Wahrscheinlich renne ich eine offene Tür ein: aber Anwinkeln geht nur wenn man die Schulter richtig nach innen gedreht hat. Sonst geht die Hand beim Anwinkeln nicht nach unten.

Danke für den Tipp! Ich grübel gerade, ob ich "nach innen drehen" richtig verstehe. Heißt das, dass ich beim Anstellen die Schulter mit nach unten drehe? Also beispielsweise beim rechten Arm die Schulter leicht gegen den Uhrzeigersinn rotiere? :Gruebeln:

NBer
13.06.2022, 19:29
Wie sehen denn die Schwimmzeiten aus? Manchmal macht man Baustellen auf, die gar nicht nötig sind.

longtrousers
13.06.2022, 19:46
Danke für den Tipp! Ich grübel gerade, ob ich "nach innen drehen" richtig verstehe. Heißt das, dass ich beim Anstellen die Schulter mit nach unten drehe? Also beispielsweise beim rechten Arm die Schulter leicht gegen den Uhrzeigersinn rotiere? :Gruebeln:

Ja die rechte Schulter (und damit der Arm) sollte gegenuhrzeigersinn gedreht sein. Also vor dem Anwinkeln, wenn der Arm noch grade ist und im Wasser eingestochen ist. Nur so geht der Unterarm beim Anwinkeln nach unten.
Ist aber für Nichtschwimmer (ich bin auch so einer), eine unnatürliche Drehbewegung, die Schulterbeweglichkeit voraussetzt.

longtrousers
13.06.2022, 20:02
Verkehrt ist glaube ich auch nicht, als dürftiger Schwimmer (sorry den Ausdruck, aber so betrachte ich mich auch), dafür zu sorgen, dass die Hand nach dem Einstechen schon eine gewisse Tiefe (z.B. 20 oder 30 cm) hat. Wenn man nicht so schnell schwimmt kann man das dadurch erreichen, dass man die Hand kurz vor dem Kopf schon einsticht, wenn der Arm dann schließlich grade ist hat die Hand schon Tiefe. So beugt man auch deinen Anfängerfehler vor, dass du die Hand runterdrücken musst wenn sie schon ganz vorne aber direkt unter die Wasseroberfläche ist (wodurch die Beine runter fallen).

Ator
13.06.2022, 20:19
Wie sehen denn die Schwimmzeiten aus? Manchmal macht man Baustellen auf, die gar nicht nötig sind.
Ich trainiere meist alleine, mache zwar seit vielen Jahren Triathlon aber immer wieder mit monatelangen Verletzungspausen. Zudem wichtig zu wissen: Meine Wasserlage ist mies, so dass ich mit Neo deutlich besser schwimme als ohne.

Ich kann meine Durchschnitts-Pace nur aus den letzten Wettkämpfen nennen:
2020: KD Beckentriathlon, 850m. Pace 1:49min/100m
2021: IM 70.3 Duisburg, 1,9km Neopren im ruhigen Freiwasser: Pace 1:52min/100m.
2021: Sprintdistanz, 500m Neopren im ruhigen Freiwasser: Pace 1:38min/100m.

Da sieht man schon eines meiner größten Probleme: Ich schwimme die 1,9km mit Neo fast so schnell wie 850m im Becken ohne Neo.

NBer
13.06.2022, 22:00
Verkehrt ist glaube ich auch nicht, als dürftiger Schwimmer (sorry den Ausdruck, aber so betrachte ich mich auch), dafür zu sorgen, dass die Hand nach dem Einstechen schon eine gewisse Tiefe (z.B. 20 oder 30 cm) hat. Wenn man nicht so schnell schwimmt kann man das dadurch erreichen, dass man die Hand kurz vor dem Kopf schon einsticht....

Nein Nein Nein, das ist komplett falsch. So ist es unmöglich eine Gleitphase herzustellen. Da kann nur ein Vorwärtswühlen bei herauskommen.

mrtomo
14.06.2022, 09:40
Ich bin die letzten Tage auf die zwei Clips von Effortless swimming gestoßen:

Why Is Nobody Talking About This? | High Elbow Catch (https://youtu.be/8dtlSr7NKi0) und How I Transformed My High Elbow Catch | Freestyle Technique Tips (https://www.youtube.com/watch?v=-s1PuBa2iTA).
In den Clips sind auch eine Handvoll Tipps und Übungen.

Habe das gestern im Becken probiert. Es wird Aufwand bei mir, damit ich die Bewegung auch konsequent hinbekomme.
Bei mir wird es derzeit nach 50/75m unsauber und ich muss mich stark konzentrieren.

longtrousers
14.06.2022, 09:43
Nein Nein Nein, das ist komplett falsch. So ist es unmöglich eine Gleitphase herzustellen. Da kann nur ein Vorwärtswühlen bei herauskommen.

Ich bin kein Schwimmer, also vielleicht hast du recht.
Ich beobachte aber oft Folgendes: die Hand wird ganz vorne auf dem Wasser gelegt, und muss dann irgendwie runter. Die wird dann unter Einsatz viel Kraft (grosser Hebel) runter gedrückt und die Beine fallen ab.
Für Gleitphase braucht man Speed, die schlechte Schwimmer nicht haben.

NBer
14.06.2022, 10:09
Ich bin kein Schwimmer, also vielleicht hast du recht.
Ich beobachte aber oft Folgendes: die Hand wird ganz vorne auf dem Wasser gelegt, und muss dann irgendwie runter. Die wird dann unter Einsatz viel Kraft (grosser Hebel) runter gedrückt und die Beine fallen ab.

Das beobachtest du ganz richtig, das ist in der Tat das Problem vieler, die das Schwimmen nicht von Klein auf gelernt haben.
Natürlich ist es aber so, dass der Arm nach der Gleitphase nicht "runter" muss, sondern, im Idealfall, der Unterarm nach hinten geklappt wird, sprich sofort Druck in Schwimmrichtung aufgebaut wird.
Das von dir beobachtete "Aufstützen" auf dem Wasser mit gestrecktem Arm beobachtet man vor allem bei Leuten, die sich im Wasser immer noch, vielleicht auch unbewusst, unkomfortabel fühlen, weil es sie eigentlich zum Atmen vorn aus dem Wasser heben wollen. Und da sie dann den Kopf viel zu weit aus dem Wasser drehen oder sogar heben, sinken sie hinten natürlich ab.

....Für Gleitphase braucht man Speed, die schlechte Schwimmer nicht haben.

Das stimmt so auch nicht ganz. Gerade im Kinderbereich sieht ein erfahrener Trainer, welches Kind eine gewisse Wasserlage hat, und dass das Kind "rutscht", und das eben auch noch bei geringen Geschwindigkeiten. Das müssen nicht einmal die aktuell schnellsten Kinder sein. Oft sind es kleine zierliche Mädchen, die noch mit wenig Kraft schwimmen (können), daher keine hohen Geschwindigkeiten erreichen, wo man aber sieht, dass sie mit Training und körperlicher Entwicklung einmal schnell schwimmen können.
Bei uns ist fast das gesamte Techniktraining auf das Gleiten abgestellt, die hohe Armstreckung vorne während der Abdruckphase hinten. Bei Menschen gilt meiner Erfahrung nach dasselbe wie bei Segelschiffen..."Länge läuft", sprich längere (gestreckte) Menschen erreichen höhere Geschwindigkeiten, als kürzere.

longtrousers
14.06.2022, 11:28
Das beobachtest du ganz richtig, das ist in der Tat das Problem vieler, die das Schwimmen nicht von Klein auf gelernt haben.
Natürlich ist es aber so, dass der Arm nach der Gleitphase nicht "runter" muss, sondern, im Idealfall, der Unterarm nach hinten geklappt wird, sprich sofort Druck in Schwimmrichtung aufgebaut wird.
Das von dir beobachtete "Aufstützen" auf dem Wasser mit gestrecktem Arm beobachtet man vor allem bei Leuten, die sich im Wasser immer noch, vielleicht auch unbewusst, unkomfortabel fühlen, weil es sie eigentlich zum Atmen vorn aus dem Wasser heben wollen. Und da sie dann den Kopf viel zu weit aus dem Wasser drehen oder sogar heben, sinken sie hinten natürlich ab.


Du hast natürlich vollkommen recht, aber du bist bestimmt auch einverstanden, dass das Eine vor dem Anderen kommt. Wenn der Arm grade nach vorne gestreckt ist und so, wie das für einen Nichtschwimmer natürlich ist, d.H. mit dem Ellbogen nach unten gedreht, hilft dir das Abklappen des Unterarms nichts, höchstens bewegt sich der dann aus dem Wasser nach oben.
Also Abklappen geht nur, wenn man den Arm weit genug gedreht hat, sodass der Ellbogen nach oben zeigt, bevor man abklappt. Dies setzt ein Drehen des Schulters voraus, das eine gewisse Schulterbeweglichkeit voraussetzt. Ich behaupte jetzt mal einfach, vielleicht liege ich da falsch, dass viele diese Beweglichkeit nicht besitzen. Deshalb schlug ich die Krücke vor, die Hand schon kurz vor dem Kopf einzustechen, sodass sie vor dem Abklappen schon eine gewisse Tiefe hat. Vielleicht gelingt es, wenn man steife Schultern hat, den Ellbogen wenigstens nach außen zu drehen, wenn weiter dann nicht geht.
Aber ich hafte für nichts, bin ein absoluter Leihe, also nicht nachmachen ;)

NBer
14.06.2022, 20:12
....Wenn der Arm grade nach vorne gestreckt ist und so, wie das für einen Nichtschwimmer natürlich ist, d.H. mit dem Ellbogen nach unten gedreht.....

Hmmm, das kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Wenn ich meinen Arm vorn ausstrecke, mit den Handflächen zum Gleiten nach unten, dann ist die Ellenbogeninnseite bei mir innen, und der Ellenbogen außen. Also keineswegs unten. Um den Ellenbogen nach unten schauen zu lassen, müsste ich vorn den Handrücken nach unten drehen, was nun wirklich niemand macht.
Ich muss auch sagen, dass das sofortige Anklappen vorn, und jetzt kommts, FÜR TRIATHLETEN, ein nice-to-have ist, aber keinesfalls nötig, um vorn mit aus dem Wasser zu kommen. Viel wichtiger ist die gerade Schulter - Ellenbogen - Hand - Linie in der 90 Grad Position, sprich das Vermeiden des "Ellenbogenwegziehens". Ob da in der ersten Zugphase der Unterarm anklappt oder noch eine gewisse Zeit gerade zieht, ist, aus meiner Erfahrung, für Triathleten fast unerheblich.