Vollständige Version anzeigen : Was bringen Lebenskilometer?
Ich habe eine Frage, die leider recht vage ist, zu der mich aber eure Meinung interessieren würde. Was bringen Lebenskilometer? Sei es nun Laufen, Radfahren, Schwimmen - habe ich z.B. in zwei, drei Jahren etwas davon, wenn ich jetzt Riesenumfänge zu machen, dann aber aus irgendwelchen Gründen ein Jahr kaum Sport mache, und dann wieder ins Training einsteige? Oder noch langfristiger...
Beim Laufen und Schwimmen kann ich mir das recht gut vorstellen - da kommt es ja viel auf Technik an, die man vermutlich nicht so schnell verlernt. Aber verändert sich auch die allgemeine physische Leistungsfähigkeit langfristig? Bzw. wie rasch verfällt ein einmal erreichter Trainingszustand?
Ich frage mich das immer wieder, wenn ich im Frühling nach fast kompletter Radabstinenz im Winter wieder aufs Rad steige - wie viel ist noch da? Beim Laufen habe ich es sehr interessant gefunden, wie ich heuer nach fast einem halben Jahr Pause doch recht schnell wieder reingefunden habe - obwohl die ersten Kilometer so schwerfällig gingen als wären sie die ersten in meinem Leben. [Quantitativ konnte ich die Unterschiede nie bestimmen, weil ich erst dieses Jahr (zumindest teilweise) mit Messgeräten unterwegs bin.]
Was sind eure Erfahrungen?
Unkonkretes Plauderthema, ich weiß - aber mich interessiert es :)
Pmueller69
17.09.2011, 22:15
Ich habe mal zwei Jahre mit dem Sport ausgesetzt. Der Wiedereinstieg war dann schon zäh. In dem ersten Jahr bin ich auf kein besonders gutes Leistungsniveau gekommmen. Du musst ja erst mal den Körper wieder an das Training gewöhnen. Da kannst Du halt auch nicht gleich mit zu viel Umfang in das Training reingehen.
Aber der Körper merkt sich schon einiges.
Bezüglich dem Radfahren: Ich bin diesen Winter nicht Rad gefahren und habe in dieser Saison bessere Ergebnisse auf dem Rad gehabt als letztes Jahr. Wichtig ist halt im Winter nicht komplett mit dem Sport aufzuhören.
bei mir war es so, das ich 1990 mit tri angefangen habe, 3 jahre relativ wenig gemacht habe und dann 3 jahre ordentlich mit der krönung hawaiiquali. im qualijahr mit abstand am meisten trainiert: 7500 rad, 2700 lauf und 130 swim.
nach hawaii war die luft total raus. 9 (!!) jahre quasi nicht mehr rad gefahren (1-2 ausfahrten im jahr vll) und nur noch im winter immer n bischen geschwommen. gelaufen aber weiterhin so 1200-1500km pro jahr.
nach 9 jahren dann mit 15km schwimmen in den letzten beiden wochen vorm wettkampf, und 3000rad und 1500 laufkilometern direkt zum norseman angemeldet und ohne probleme als 16. gefinisht.
ich weiß nicht, ob sich da lebenskilometer bezahlt machen, aber auf jeden fall macht sich die erfahrung von jahrelangem ausdauersport und 3 langdistanzen in den aktiven jahren vorher bezahlt. man weiß einfach, was man seinem körper abverlangen kann und auch, wo die grenzen liegen.
Ich glaube an Lebenskilometer. Nach 8 Jahren LD Erfahrung musste ich aus familären Gründen mein Training zurückfahren. So hatte ich ca. 1/3 weniger Laufkilometer und 1/4 weniger Radkilometer. Schwimmen war ungefähr gleich. Qualität des Trainings auch (immer das gleiche Tempo:Lachen2: ).
Dennoch konnte ich meine Bestzeit verbessern. Es kann natürlich auch an den Bedingungen gelegen haben, da es nur wenige Minuten waren.
Dennoch hätte ich im Leben nicht damit gerechnet, dass ich bei solch einer Reduzierung schneller sein kann (beide Rennen waren in Roth). Hab nur 4 Wochen vor Roth zwei Wochen viel trainiert (also nur 2, da ja 2 tapern ist) - und ich denke mein Körper hat sich "erinnert".
Deshalb glaube ich, dass sich Lebenskilometer auszahlen....man kommt schnell wieder auf ein bestimmte Niveau - nur für ein Spitzenniveau muss man hart trainieren.
wieczorek
18.09.2011, 10:17
ich denke der Körper hat ein Gedächtnis. Wenn man während der "Auszeit" etwas aktiv bleibt und nicht verfettet dann fällt der Wiedereinstieg leichter als ein Neuanfang und man hat schneller wieder ein "Niveau" auch wenn das natürlich nicht sofort dem entspricht, was man vor dem Ausstieg mal hatte. Vermutlich wird es aber auch immer um das Verhältnis gehen. 20 Jahre Leistungssport mit nachfolgenden 2 Jahren Pause sind bestimmt anders als 2 Jahre Leistungssport mit 20Jahren Pause. Zuviel erwarten sollte man da nicht.
Ich hab 2008 Lanzarote nach 5 Jahren Pause mit minimalem Training und maximalen Spass gemacht und war zwar nicht schnell, aber trotzdem realtiv gut dabei. Vor Allem beim Marathon war mein Körper schnell wieder im alten Muster. Ich bin keine 20km am Stück gelaufen vorher und trotzdem bin ich in Lanza eine 3:27 hinten drauf gelaufen.
Wolfgang L.
18.09.2011, 10:44
Hallo,
die Leistungen meiner Vorschreiber bringe ich nicht, aber auch auf meinem Niveau merke ich, meine Lebenskilometer.
Besonders beim Laufen ist mir der Wiedereinstieg nach jeder Sportpause relativ leicht gefallen.
Also die Lebenskilometer bringen schon was. Vielleicht auch, dass man weiß wie es sich angefühlt hat so und so schnell zu laufen/radeln oder schwimmen und die Leistung daher mehr aus dem Kopf und der Erfahrung "abruft".
Mit Abstrichen natürlich.
Meine Gedanken kurz nach dem Wiedereinstieg sind ungefähr so:
"früher war ich schon schneller, aber für das bischen Training ist es gar nicht so schlecht"
Viele Grüße
Wolfgang
Lebenskilometer oder Erfahung machen sich m.E. vor allem dann bezahlt, wenn sie in relativ jungen Jahren gesammelt werden.
1) Technik ist einfach da, die verlernt man nur eingeschränkt und kann sie schnell wieder aktivieren, vor allem, wenn sie in ganz jungen Jahren erlernt wurde.
2) Der Körper hat im Gefühl, wo die Grenze ist, an der gelaufen (und wohl auch geradelt bzw. geschwommen) werden kann. Diese Grenze müssen Anfänger sich erst mühsam erarbeiten. Da der Trainingserfolg in jungen Jahren schneller eintritt, fällt es wohl auch leichter, die Grenzen zu verschieben und hoch zu setzen.
3) Tempohärte lernen Späteinsteiger schwieriger. Nach nem zeitweisen Ausstieg kriegt man die aber relativ schnell wieder.
Ich bin zwischen 14 und 20 im Verein Mittelstrecken gelaufen, danach bis ca. 30 Freizeitsport, teilweise aber schon fordernd, d.h. auch mal 50 km Schilanglauf, Schitouren oder 20 < km gelaufen, aber eben keine Wettkämpfe. Dann hab ich bis Anfang 40 überhaupt keinen Sport gemacht. Laufen hat aber von Anfang an relativ gut geklappt. Auf dem Rad hat's ne ganze Zeit gedauert und ne Bergschwäche hab ich immer noch. Übers Schwimmen decken wir freundlicherweise bitte den Mantel des Schweigens. Hab aber weder auf der KD noch auf meinen 2 LDs Pacingprobleme und konnte es bis zum Schluß als Rennen absolvieren und nicht nur als Finish, obwohl ich relativ weniger Wochenlaufkm hatte.
neonhelm
18.09.2011, 11:24
Ich merk die Lebenskilometer ja vor allem auf dem Rad. Radfahren geht immer. Gerade auch in technischer Hinsicht. Da ist einfach ganz viel automatisiert.
kullerich
18.09.2011, 11:27
Ich habe eine Frage, die leider recht vage ist, zu der mich aber eure Meinung interessieren würde. Was bringen Lebenskilometer? Sei es nun Laufen, Radfahren, Schwimmen - habe ich z.B. in zwei, drei Jahren etwas davon, wenn ich jetzt Riesenumfänge zu machen, dann aber aus irgendwelchen Gründen ein Jahr kaum Sport mache, und dann wieder ins Training einsteige? Oder noch langfristiger...
Beim Laufen und Schwimmen kann ich mir das recht gut vorstellen - da kommt es ja viel auf Technik an, die man vermutlich nicht so schnell verlernt. Aber verändert sich auch die allgemeine physische Leistungsfähigkeit langfristig? Bzw. wie rasch verfällt ein einmal erreichter Trainingszustand?
Ich frage mich das immer wieder, wenn ich im Frühling nach fast kompletter Radabstinenz im Winter wieder aufs Rad steige - wie viel ist noch da? Beim Laufen habe ich es sehr interessant gefunden, wie ich heuer nach fast einem halben Jahr Pause doch recht schnell wieder reingefunden habe - obwohl die ersten Kilometer so schwerfällig gingen als wären sie die ersten in meinem Leben. [Quantitativ konnte ich die Unterschiede nie bestimmen, weil ich erst dieses Jahr (zumindest teilweise) mit Messgeräten unterwegs bin.]
Was sind eure Erfahrungen?
Unkonkretes Plauderthema, ich weiß - aber mich interessiert es :)
Antwort auf deine Titelfrage ist einfach:
- sehr viel, der Körper vergisst nichts
- Risiko ist nur nach einer langen Pause, dass man zu schnell zu hohe Tempi wieder geht, das erhöht beim Laufen leicht die Verletzungsgefahr.
kullerich
Ich merk die Lebenskilometer ja vor allem auf dem Rad. Radfahren geht immer. Gerade auch in technischer Hinsicht. Da ist einfach ganz viel automatisiert.
Ich auch, jeder km zählt!
Und bei der Technik macht sich das m.M. nach noch viel mehr bezahlt!
Frei nach dem Motto:
Rollschuhlaufen verlernt man niemals!!!:Cheese:
...
- Risiko ist nur nach einer langen Pause, dass man zu schnell zu hohe Tempi wieder geht, das erhöht beim Laufen leicht die Verletzungsgefahr.
kullerich
- Laufen: stimmt leider! Nach einer 10jährigen Laufpause wollte ich wieder anfangen. Bin leider nur bis km 3 gekommen. Dann wollten meine Sehnen und Knorpel nicht mehr ... besonders das Knie tat höllisch weh!
Erst als ich gaaanz langsam anfing, ging es nach 3 Monaten wieder in alte Geschwindigkeitsregionen
- Schwimmen: Klar, Technik ist einfacher wieder erlernbar. Nur sollte der Körper nicht durch zuviel gekrümmter Schreibtischarbeit zwischen durch unbeweglich geworden sein.
Mir scheint es so, dass die Kapilarisierung der Muskeln mehrere Jahre benötigt, bis sie gut ausgebildet ist.
Und die wirkt dann auch noch nach, wenn man 2-3 Jahre kaum noch trainiert.
Steffen
mamoarmin
20.09.2011, 13:41
Muskeln haben grundsätzlich kein Gedächtnis.
Lebenskilometer kann man mit lebenserfahrung gleichsetzen, umso mehr umso besser.
Man sieht viele Dinge lockerer, man kennt seinen Körper ja.
Ich glaube aber, dass nach jahren der Abstinenz ein Einsteiger mit gleichen aktuellen körperlichen Vorraussetzung keinen körperlichen - muskulären nachteil hat. vielleicht sogar vorteile, da verschleiss nunmal nicht wegzudiskutieren ist.
Viele schreiben ja von bestzeiten trotz weniger umfang usw.. vielleicht liegt es einfach an der Trainingsqualität?
Danke für die interessanten Antworten!
Bezüglich dem Radfahren: Ich bin diesen Winter nicht Rad gefahren und habe in dieser Saison bessere Ergebnisse auf dem Rad gehabt als letztes Jahr. Wichtig ist halt im Winter nicht komplett mit dem Sport aufzuhören.
Ich werde diesen Winter wenig bis gar nicht Rad fahren - hoffentlich komme ich dann auch so schnell wieder rein. Gibt es eignetlich auch bei den Profis (oder sehr ambitionierten Hobbysportlern) Leute, die im Winter aufs Radeln verzichten? Oder ist es auf höherem Niveau schon ein "Muss" das ganze Jahr durchzutrainieren? (natürlich mit unterschiedlicher Intensität, sonst brennt man ja irgendwann aus)
Ich bin keine 20km am Stück gelaufen vorher und trotzdem bin ich in Lanza eine 3:27 hinten drauf gelaufen.
Wow! Das ist im absoluten Gegensatz zu meiner (bescheideneren) Erfahrung mit Laufwiedereinstieg: Ich konnte bei den Laufsplits im Wettkampf (OD, MD) zwar immer ein gutes Tempo "irgendwie" halten, aber lange Läufe im Training gingen gar nicht; die orthopädische und muskuläre Belastung war einfach zu hoch...
rookie2003
20.09.2011, 16:02
Gibt es eignetlich auch bei den Profis (oder sehr ambitionierten Hobbysportlern) Leute, die im Winter aufs Radeln verzichten? Oder ist es auf höherem Niveau schon ein "Muss" das ganze Jahr durchzutrainieren? (natürlich mit unterschiedlicher Intensität, sonst brennt man ja irgendwann aus)
Es gibt durchaus Radprofis die im Winter (bzw. in ihrer off-season) mal 2 Monate total aufs Rad verzichten (vielleicht mal unterbrochen durch ein 1. Teamtreffen, wo ev. doch gefahren wird).
Stattdessen geht's vermehrt ins Studio zur "Core stability" oder auf die LL- bzw. Tourenski.
Ist natürlich stark typ- und klimabedingt.
Andere wiederum fahren im November schon wieder ins 1. (private) TL, weil es ihnen zuhause bei 5° zum Radeln zu ungemütlich ist.
Ich denke mal, dass Trainingsältere eher und länger auf das Rad verzichten als jüngere Sportler.
Pmueller69
20.09.2011, 16:12
Danke für die interessanten Antworten!
Ich werde diesen Winter wenig bis gar nicht Rad fahren - hoffentlich komme ich dann auch so schnell wieder rein. Gibt es eignetlich auch bei den Profis (oder sehr ambitionierten Hobbysportlern) Leute, die im Winter aufs Radeln verzichten?
Sebastian Kienle hat mal bei Arne in der Sendung erzählt, dass er das Fahrrad eine Zeitlang komplett auf die Seite gestellt hat. Und der ist jetzt Radtechnisch wirklich eine Referenz. Er hat mich damit inspiriert, es auch zu machen.
Ich werde im Herbst/Winter schauen, dass ich über Berg- und Hügelläufe Kraft aufbaue, die mir dann sicherlich auch beim Radfahren helfen wird. Dazu kommt etwas Skilanglauf im Dezember/Januar. Erst dann wird wieder geradelt.
Ich werde diesen Winter wenig bis gar nicht Rad fahren - hoffentlich komme ich dann auch so schnell wieder rein. Gibt es eignetlich auch bei den Profis (oder sehr ambitionierten Hobbysportlern) Leute, die im Winter aufs Radeln verzichten? Oder ist es auf höherem Niveau schon ein "Muss" das ganze Jahr durchzutrainieren? (natürlich mit unterschiedlicher Intensität, sonst brennt man ja irgendwann aus)
Mit den Profi-Beispielen kann ich nicht dienen.
Ich hab im letzten Winter gute Erfahrungen mit nem Spinning-Kurs einmal / Woche gemacht. Die Einheit ist Wetterunabhängig schon mal im Sack. Dann kam (und kommt im kommenden Winter) noch ne Runde MTB am Wochenende dazu. Hab so meine Vorbehalte gegen Spinning gehabt, aber das hat was gebracht gegen meine Bergschwäche.
LL bzw. Skating halte ich sowieso für ein super Training. Ist hier natürlich stark wetterabhänig, aber damit solltest du ja keine Probleme haben.
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