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Vollständige Version anzeigen : Endlich auch ich mal...


reisetante
13.11.2011, 22:39
Hallo zusammen,
ich nehme Vorstellung von Franco13 mal zum Anlass, mich nun auch endlich einmal offiziell vorzustellen. Ich poste und lese ja schon seit einer Weile hier und finde dieses Forum ganz klasse!

Zu mir: meine Freude am Ausdauersport hat mit 14 begonnen, als ich das Fahrrad dazu verwendet habe, um größere Strecken zurückzulegen. Das war in den späten 80ern. Bald gab es in Deutschland die ersten Mountainbikes und ich bin Mountainbikerennen gefahren -- und auf Anhieb gleich "Deutsche Juniorenmeisterin 1990" geworden: von vier Teilnehmerinnen haben zwei aufgegeben und ich war die bessere :-).
Gelaufen bin ich damals auch schon etwas und vom Triathlon habe ich begeistert gelesen; das waren die Zeiten, in denen Jürgen Zäck erfolgreich war. Ich hatte nicht entfernt daran gedacht, jemals auch so etwas zu machen, da ich kaum schwimmen konnte: ich hatte extreme Hemmungen, den Kopf unter Wasser zu halten; durch das silberne Schwimmabzeichen habe ich mich beim Strecken- und Ringetauchen durchgemogelt.

Nun ging so die Zeit dahin, Fahrrad gefahren bin ich immer weiterhin gerne und bin auch mal einen Halbmarathon gelaufen. Und in die Berge gegangen. Und gesegelt. Und gereist. Und und und... Das Leben immer schön vollgepackt mit Aktivitäten. Und mit viel Arbeit. Bis dann Mitte 2009 die Krebsdiagnose kam (die Krebsart, an der in Deutschland pro Jahr ca. 60 Tausend Frauen erkranken). Die Chemotherapie habe ich zum Glück dank viel Bewegung (Radfahren, lange Spaziergänge) gut überstanden, so dass ich gleich während der Bestrahlung wieder 10km-Läufe machen konnte. Das Immunsystem war allerdings im Keller und ich habe sofort gemerkt, warum: wegen (Arbeits-)Streß!

Im Laufe von 2010 habe ich eine andere Einstellung zum Leben (und Sterben) entwickelt, eine Tibetreise mit der Pilgerwanderung um den heiligen Berg Kailash hat mich quasi neugeboren. Wegen der Krebsoperation hatte ich aber auch immer wieder mit Armschmerzen zu kämpfen -- ohne Lymphknoten staut sich nun mal die Lymphflüssigkeit sehr leicht im Arm und das führt zum sog. Lymphödem. Dagegen hilft: ständig Lymphdrainagetermine vereinbaren oder, am besten, SCHWIMMEN! Da bin ich doch lieber zweimal die Woche zum Schwimmen gegangen und die Armschmerzen waren schnell weg. Und da ich schon immer sehr gerne lang Rad gefahren bin und auch am Laufen viel Freude hatte, lag es nahe, mal einen Triathlon zu versuchen.

Gesagt, getan und angemeldet für die Olympische Distanz beim T3-Triathlon in Düsseldorf (warum nicht Sprintdistanz? Naja, für nur 20 km steige ich nicht extra auf's Rad, dachte ich mir...) und die Mitteldistanz in Köln angepeilt und im Januar mit dem Training hierfür begonnen. Und das Training hat enorm viel für die Kondition und das Selbstbewußtsein gebracht! Im April bin ich in Nepal auf den Mera Peak (6461m) gestiegen und habe mir da gesagt: auch wenn ich noch keinen Triathlon gemacht habe, das Training bringt es jedenfalls!

Und die Triathlons 2011 (2x VD, 1x OD, 1x MD) haben mir so eine Freude gemacht, dass ich mich für den Ironman in Frankfurt angemeldet habe. Mit Training und meiner bisherigen Erfahrung sollten Schwimmen (wenn auch sehr langsam) und Radfahren einigermaßen locker klappen und wahrscheinlich noch die erste Marathonhälfte. Dann sollten maximal 10,5 Stunden rum sein und ich hätte, falls es ganz schlimm kommen sollte, immer noch 4,5 Stunden um 21,1 km zu spazieren. So ist meine Rechnung. Aber auch wie am Berg muss man sich dessen bewußt sein, dass mir irgendetwas einen Strich durch die Rechnung machen kann. Mal sehen!
Ich bin jedenfalls gespannt, was die Saison 2012 bringen wird und freue mich schon darauf -- sicherlich werde ich einige von Euch am 8.7. in Frankfurt treffen.

Kässpätzle
13.11.2011, 22:50
Schöne Vorstellung ;)

Dann auch von mir ein offizielles Hallo und weiterhin viel Spaß beim sporteln :Huhu:

gurke
14.11.2011, 06:35
Hallo, viel Spaß in Frankfurt und vor allem beim Training vorher.:Huhu:

rosi
14.11.2011, 06:47
Liebe reisetante!
Alles Gute weiterhin für Deine Gesundheit und jede menge Spaß beim Bergsteigen...beim schwimmen, radeln und laufen auch ;-)

LG
Nadia

Duafüxin
14.11.2011, 09:27
Hallo Reisetante,

nette Vorstellung!

Im April hast Du bestimmt meinen Schwager getroffen. Da hat er auch den Gipfel gestürmt ;)

Viel Spass und viiieeel Gesundheit

wünscht Steffi

Läuftnix
14.11.2011, 09:49
Herzlich willkommen, ich freue mich, dich dann in Frankfurt zui treffen!

Pantone
14.11.2011, 10:42
Das ist ja ´mal eine interessante Vorstellung. Herzlich willkommen :Blumen: und weiterhin eine gute Gesundheit. Wir sehen uns in Frankfurt!

Schwimmbrillenvergesser
14.11.2011, 11:54
wow, was eine vita. die sagt einem mehr, als manches mehrseitige posting von selbsternannten und -verliebten kapazitäten hier.

viel spass hier.

reisetante
16.11.2011, 21:40
Danke für die netten Rückmeldungen!
Ab heute unterwerfe ich mich nun bis zum 8.7. der Triathlon-Diktatur ;)
und die Freizeit wird nach Trainingsplan gestaltet. Bin gespannt...

reisetante
12.07.2012, 13:19
Und das war der Ironman Frankfurt

Nein, ich habe keinen Blog gestartet, da ich mir immer gesagt habe, dass ich meine geplante Ironman-Teilnahme nicht an die grosse Glocke hängen möchte. Denn dann könnte am Ende etwas schief laufen. Lieber umgekehrt: die Klappe halten und ein feines Rennen machen. Jetzt, da es geschafft ist, möchte ich hier einfach mal aufschreiben, wie es gegangen ist. Das wird jetzt vielleicht etwas länger. Wen es nicht interessiert -- einfach nicht weiterlesen. Aber manche interessiert sicherlich der Bericht über "das erste Mal".

Freitag: Begonnen hat es also mit dem Verlassen der Arbeit in Düsseldorf gegen Mittag schon und gleich meinen Mann in Köln abgeholt. Die neue Wettkampfbesprechungszeit war ja eine Stunde früher als ursprünglich angekündigt. Bin sowieso aus Zeitgründen nur zur englischen WK-Besprechung gegangen. Nun ja, erstmal dorthin kommen, dazu muss man aus Köln rauskommen; es kam natürlich auch Stau auf der A3 (Ferienbeginn in NRW). Auf die Minute genau um 15:30 h sind wir aber an der Eissporthalle. Es herrschte ja schon hier eine "Kostümparty", wie das hier schon mal so treffend beschrieben wurde. Kompressionsstrümpfe mit Shorts, Visors und unzählige Finishershirts von diversen Langdistanzen werden getragen. Da ich mich im Vorfeld schon viel informiert hatte, kamen in der Wettkampfbesprechung nicht allzu viele Neuigkeiten. Danach noch am Römer die Startunterlagen abgeholt und dann erstmal zum Hotel. Das Ibis Frankfurt City West in der Breitenbachstrasse ist ganz ok, so finden wir. Die Zimmer sind gut renoviert und Platz für Fahrrad und die ganzen Häufchen gibt es auch.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, fahren wir, leider mit dem Auto (es gab nicht, wie angekündigt, das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr), zur Eissporthalle; der Parkplatz dort ist ja ausreichend gross. Vor der Halle wird gerade Macca intwerviewt und als wir reingehen, sieht man so einige bekannte Leute, wie z.B. Sebastian Kienle. Es ist ganz gut gefüllt aber das Essen ist reichlich, wenn auch relativ durchschnittlich. Aber es geht hier ja nur darum, den Kohlenhydratspeicher zu füllen. Und das mache ich nun wirklich. Bin gar nicht mehr daran gewöhnt, am Abend solch riesige Mengen zu verdrücken. So liegen drei Teller Pasta und zwei Stück Kuchen doch recht schwer im Magen. Kohlensäurehaltige Getränke tun ein übriges. Am Ende kann ich kaum die Treppen raufgehen. Morgen wird das aber alles verdaut sein!

Samstag: Check-in. Wir frühstücken erstmal gemütlich in einem Cafe am Römer. Unglaublich, wieviele Ironmänner hier vorbeirennen. Ja, sie wollen alle gut aussehen. Ich tue mir das nicht an, da ich schon seit Tagen wieder die Phantomschmerzen im linken Knie verspüre. Wie soll ich am morgigen Tag jemals 42 km laufen? Gar nicht drandenken, einfach soweit kommen lassen. Nachdem wir die Shuttlebushaltestelle endlich gefunden haben, wir dort das Rad eingeladen. Der Bus kurvt doch eine ganze Weile bis zum Langener Waldsee. Dort ist alles gut organisiert, mich geleitet ein freundlicher Berliner zum Radstellplatz und erklärt mir alles. Am Ende noch den Chip abgeholt und dann beginnt der enspannte Teil des Tages. Erstmal die Finger in den Langener Waldsee reingehalten. Das Wasser ist schon recht warm, 24 Grad Celsius eben. Nein, mit langem Neoprenanzug werde ich morgen nicht schwimmen! Dank Ute Mückel bin ich nun zwar soweit, 3,8 km mit dem langen Neoprenanzug durchzukraulen, wenn auch nur wenige Minuten schneller als mit dem Shorty im Bruststil. Aber auf ein paar Minuten soll es nicht ankommen und ich will auch nicht zerkochen. Also setze ich lieber auf den bewährten Bruststil im bequemen und schnell auszuziehenden Shorty!
Nun also wieder zurück in die Stadt gefahren und über die Expo gebummelt. Da ich nun schon wirklich alle erdenklichen Sportsachen habe, habe ich gar keinen Bedarf. Die Preise sind zudem nicht günstig. Wir fahren wieder zurück in das Hotel zum Entspannen und gegen 18:00 Uhr geht es zum Abendessen. Bloss kein blähendes Gemüse essen, also nur beim Chinagrill Reis mit Tofu und drei Sojasprossen. Bin ja immer noch voll von der Pastaparty. Für den morgigen Tag stelle ich mir drei Wecker: den Hotel-Weckservice, meinen Handywecker und den Handywecker meines Mannes. Ein DNS wegen Verschlafen wäre ja zu blöd!

Sonntag, 8.7.2012: Ich werde schon um 3:38 Uhr wach, und habe ca. 6 Stunden geschlafen. Bis jetzt schon mal optimal! Es folgen diverse Cremungen und Klogänge und so können wir schon die U-Bahn um 4:29 Uhr nehmen. Die ist schon ganz gut besetzt, und das am Sonntag. Von der Hauptwache in Frankfurt laufen wir zum Shuttlebus. Es sind noch so viele Nachtschwärmer unterwegs. Der Shuttlebus steht auch schon bereit. Es wird hier überwiegend Spanisch gesprochen.
Wechselzone einrichten. Obwohl wir schon um 5:00 Uhr dort sind, vergeht die Zeit wie im Flug. Die Handgriffe habe ich mir schon durch "mentales Training" eingeprägt. Also erst einmal den Zaubertrank gemischt. Vor einigen Wochen hatte ich mir eine "Aquacell" Aeroflasche von Profile bestellt, die ist recht praktisch, weil sie zwei Abteile hat. Um nicht mit Gels während der Fahrt herumhantieren zu müssen, fülle ich mir die Sponser-Gels zusammen mit den Salztabletten (ein Geschmackserlebnis!) in die zweite Flasche, in die andere Flaschenhälfte kommt nur Wasser. Vier Powerbars klebe ich noch auf das Oberrohr. Kleidung werde ich mir heute nicht soviel bereitlegen. Die Windweste ist obligatorisch, heute sind (kurze!) Regenschauer angekündigt und die Temperatur beträgt 17 Grad, was in Ordnung ist. Über Lautsprecher kommt schon die Ansage, dass man um 6:15 Uhr zum Start gehen soll. Huch, ich bin noch gar nicht soweit. Mir fällt noch ein, dass ich vergessen habe, meine Zehennägel zu verschneiden. Vielleicht haben die Sanitäter eine Nagelschere? Der Dixie-Besuch steht auch noch an. Und dann geht es runter zum Start. An die Nagelschere denke ich nicht mehr, was sich später rächen wird. Aber immerhin sehe ich meinen Liebsten an der Absperrung. Nein, ich bin nicht nervös, zum Glück. Ich habe viel trainiert, manchmal ging es auch nicht so gut, dann kamen vor fünf Wochen die Knieschmerzen. Ob es klappt oder nicht? Keine Ahnung, ich lasse alles auf mich zukommen. Und der Tag wird mit einem Wellness-Schwimmen in angenehm warmem Wasser beginnen. Dazu trage ich einen Shorty und damit bin ich wohl die einzige, aber das soll mir egal sein. Da setze ich auf Bewährtes!

Schwimmstart: ordentlich in die Brille gespuckt, hach, sie wird bestimmt wieder beschlagen... Und ich ordne mich schon weit an der Seite und relativ weit hinten ein. Bald ist es soweit, der Startschuss fällt. Rechtzeitig den Knopf an meiner Uhr gedrückt. Nun geht es also los, das, worauf ich nun monatelang trainiert habe! Zum Glück gibt es kein Hauen und Stechen, und ich schwimme ganz entspannt. Fast ein wenig zu entspannt, da könnte ich wirklich mehr Gasgeben. Gesagt, getan. Die erste grosse Boje ist bald erreicht. Es ist tatsächlich nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe -- alle schwimmen auf und davon -- nein es schwimmen noch eine Menge Leute neben mir und hinter mir. Immer wieder mal kann ich im Wasserschatten mitschwimmen, allerdings kraulen doch viele im Zickzack und ich brustele lieber geradeaus. Der erste Landgang kommt bald. Ein Vorteil des Brustschwimmens ist es, dass bei den ersten Schritten die Koordination besser klappt, weil man nicht von einer komplett horizontalen Lage in die senkrechte Position wechseln muss. So kann ich beim Landgang etliche Leute im Laufschritt überholen. Die Uhr zeigt 47 Minuten, das ist voll in Ordnung! Ich hatte ja befürchtet, dass nach meiner ersten Runde schon massenhaft Leute mit der zweiten Runde fertig sind, aber so ist es nicht. Die Brille hat sich noch nicht beschlagen, das ist gut! Auf der zweiten Runde regnet es leicht, na das kann ja heiter werden. Die Wellness ist nach 1:28 h beendet, das ist sogar besser, als ich mir erhofft hatte.

Erster Wechsel: Am Rad angekommen, beginnt es zu regnen. Ich frickele die Kompressionsstulpen an, ziehe Helm und Windweste an. Die Brille setze ich auch auf, aber brauche ich die wirklich? Ach, es waren ja nur kurze Schauer angesagt, da kommt bestimmt bald wieder die Sonne... Nach 6 Minuten Wechselzeit trete ich in die Pedale.

Radfahren: Die Fahrt nach Frankfurt auf der abgesperrten Schnellstrasse geht sehr locker, ich bin ständig nur am Überholen. Da ist ja auch die Startnummer 667 von Pantone, ich rufe sie, aber da es so locker rollt, will ich nun auch nicht abbremsen, um ein Schwätzchen abzuhalten. Der Regen lässt nicht nach. In den wenigen Kurven bremsen diejenigen vor mir schon sehr stark ab, aber sicher ist sicher. Manchmal ist die Strecke auch sehr schmal und die Überholenden überholen nicht sondern fahren schön nebeneinander... Trotz Regen läuft es sehr gut und ich werde mein Ziel, den Radsplit unter 6 Stunden, wohl erreichen. Wenn nicht eine Reifenpanne dazwischen kommt! Es stehen ungefähr alle 5 km Triathleten mit Reifenpanne am Strassenrand. Ich muss gut aufpassen, wo ich entlangfahre. Der Regen lässt nicht nach. Und die auf das Oberrohr geklebten Powerbars sind schon ganz schön aufgeweicht. Von "Essen" kann nicht die Rede sein, eher von "Nahrungszufuhr". Immer, wenn ich mir ein Stück vom Powerbar abfrickeln will, habe ich die Finger voller Pampe! Trotz Regen sind in den Ortschaften an der Strecke sehr viele Leute, die uns anfeuern, es wurden Grill und Zeltdächer aufgebaut, die Stimmung ist super! Am Heartbreak Hill ist es besonders stimmungsvoll. Das Schöne: bein der Abfahrt nach Frankfurt kommt die Sonne raus!!! Endlich. Es wurde nämlich schon recht kalt.
Zweite Runde: nun ist die Strecke ja schon recht bekannt. Es sind immer noch viele Wolken am Himmel, aber es wird trockener :) An der Windkante weht immer noch starker Wind, da muss man eben etwas beissen. Immer noch kann ich viele Leute überholen, und dabei sind immer noch erstaunlich viele Aerofelgen und Aerohelme. Unglaublich, wieviel Geld die Leute für Material ausgeben, um damit dann doch nur einen Radsplit von 6 Stunden und länger zu fahren. Toi toi toi, bis 160 km gab es noch keine Reifenpanne! Und die wird es auch bis Frankfurt nicht mehr geben. Es ist unglaublich, wie locker das bisher ging! Es kommt mir nicht so vor, als ob ich wirklich schon über 7 Stunden unterwegs bin. Das Ziel, der Radsplit unter 6 Stunden, ist jedenfalls erreicht!

Zweiter Wechsel: Es passiert die Peinlichkeit des Tages: Beim Absteigen fällt mir die Trennung vom Rad etwas schwer. Mein linker Fuss möchte nicht aus dem Klickpedal raus und so rutsche ich erstmal zur Seite und hole mir ein aufgeschürftes Knie. Egal, tut nicht weh. Beutel geschnappt. Das Wechselzelt ist nun recht voll, es ist schon fast schwierig, einen Platz zu bekommen. Und das bestätigt mir wieder mal, dass man eine sehr schlechte Schwimmleistung mit Radfahren wieder ausgleichen kann! Nun investiere ich erstmal zwei Minuten und befreie meine Füsse vom letzten Sand. Die Sohlen sind ja doch recht aufgeweicht worden, und da creme ich sie mir Hirschtalgcreme ein, vor der (vermeintlichen) Marathon-Strapaze. Meine Sitznachbarin hantiert mit einem Plastikbeutel voller Pillen herum!? Ich sage jetzt besser nichts. Mit Fusspflege-Programm dauert der zweite Wechsel 4 Minuten, das ist ganz anständig!

Laufen: Nun beginnt er also, mein erster Marathon! Wie wird er enden? Von 4:30 h bis 7:30 h ist alles möglich! Ich lasse es locker angehen und bin auf dem ersten Kilometer erst mal damit beschäftigt, die Gels mit anderen Geschmacksrichtungen als Green Apple oder Mango-Passionfruit sowie das Packerl Papiertaschentücher für alle Fälle zu verstauen und mich einzucremen gegen die Sonne, die jetzt freundlich strahlt. Ich jogge locker dahin, das erste Rundenbändchen bekomme ich bald, juhu! Da steht auch schon mein Mann, in der Nähe des Raddepots. Windwestenübergabe (es ist nun schon zu warm dafür) und Kuss-Stop. Derartig gestärkt geht es in die zweite Runde. Vor dem ersten Wendepunkt steht auch ein Kollege, der hier in der Nähe wohnt und ein erfahrener Marathonläufer ist. Er fragt: "Alles in Ordnung?" -- "Ja, alles läuft planmässig!". "Was macht das Knie?" -- "Kein Problem!". "Mach' langsam!" -- "Klar, mache ich doch!". Es läft wirklich erstaunlich gut. Aber das ist auch wirklich ein Komfort-Triathlon hier, es gibt soviele Verpflegungsstellen und Dixieklos, die ich vorbeugend auch immer wieder aufsuche. Die Zeit muss ich mir nehmen! Alle 20 Minuten ein Powergel, dazu Wasser, so ist immer für eine ausreichende Kohlenhydrat- und Salzzufuhr gesorgt. Aber in der dritten Runde fällt es mir schon schwerer, immer die Powergels zu mir zu nehmen. An sich ist das ja ein Superprodukt, ich kann es während dem Laufen zuzeln und es ist bekömmlich, zumindest für mich. Dazu gibt es nur Wasser, das funktioniert am besten. Aber nun werde ich auf Cola umstellen, ich kann die Gels nicht mal mehr ansehen! In der dritten Runde spüre ich langsam meine Oberschenkel. Die Runde wird allerdings gefühlt verkürzt durch zwei nette Unterhaltungen mit ebenfalls zwei "Ersttäterinnen". Und, ja, auf der dritten Runde nehme ich auch gerne die angebotene Vaseline, weil die Träger der Kleidung schon etwas reiben. Ich stopfe sie auch mit Schwämmen aus. Immer wieder mal muss ich, ab km 27, Oberschenkel-Dehnpausen machen, aber ansonsten geht alles OHNE GEHPAUSE, das überrascht mich am meisten. Und das Knie hält! Bald gibt es das dritte Rundenbändchen, jetzt ist es quasi nur noch eine lange Fühlinger-See-Laufrunde bis zum Ziel! Wieder auf der Höhe des Raddepots steht weinend ein armer Kerl, der schon vier Rundenbändchen hat. Er kann immer nur 10 m laufen und bleibt dann mit schmerzverzerrtem Gesicht stehen. Er hat nur noch 500 m bis zum Ziel!!! Ich habe dagegen noch eine Runde, auf der alles passieren kann! Aber es passiert nichts besonderes. Die letzten 5 km gehen wieder recht locker und nachdem ich das 4. Rundenbändchen bekommen habe, kann ich sogar noch beschleunigen! Und dann kommt er, der Abzweig nach rechts. Jetzt: GENIESSEN!!! Eine andere Triathletin düst noch an mir vorbei, aber ich lasse mir hier wieder Zeit. Und ich kann nicht fassen, was da auf der Zeitanzeigetafel steht: 12:24 h! Das finde ich unglaublich! Wenn Du mir vor 3 Jahren gesagt hättest, dass ich jemals einen Ironman durchalten würde, hätte ich Dir einen Vogel gezeigt. Als ich dann selbst vorsichtig daran geglaubt habe, hatte ich eine Zeit von 13:30 h im Sinn, und jetzt: weit unter 13 Stunden!

Ziel: Im Ziel angekommen, geht es mir super! Die Sanitäter fragen mich, ob es mir gut geht und mir wird ein Spucknapf gereicht, mit dem ich aber nichts anfangen kann. Andere Athletinnen, die nach mir ins Ziel kommen, brechen zusammen und müssen von den Sanitätern behandelt werden. Ich gucke noch ein wenig und begebe mich dann in den "Athletes Garden". Da stehen diese Eiskübel, die ich nun auch mal ausprobieren muss. Dazu muss ich meine Schuhe ausziehen und dann offenbart sich kein schöner Anblick: der zweite Zehennagel hat sich abgelöst, unter dem grossen Zehennagel ist eine Blase und der dritte sieht auch blau aus... Also: nächstes mal die Nägel schneiden vor dem Start!!!
Nach einem kurzen Aufenthalt im Eiskübel fühlen sich die Beine phantastisch an. Dieser Effekt dauert aber leider zu kurz an. Nach dem Duschen gönne ich mir noch eine Massage, die ganz wunderbar ist, aber auch nicht den Muskelkater beseitigt. Hunger habe ich erstaunlicherweise fast keinen, ich spüre nur das Bedürfnis, etwas Salziges zu essen und so esse ich eine Laugensemmel und Käsebrötchenhälfte. Medaille abholen, meinen Mann um 10 EUR anbetteln für die Gravur, die Sachen und das Fahrrad zusammensammeln und ab in's Hotel. Beim Umsteigen an der Konstabler Wache geht eine Rolltreppe nicht, da habe ich erstmal ein Problem. Aber auch das ist bald geschafft.

Danach: Der Muskelkater am Tag danach war schon nicht schön, aber nach extrem langen Bergtouren ist das auch so, also nichts Ungewöhnliches. Paar Tage später ist auch das wieder weg. Und da wir nun in Frankfurt sind, ist der Flughafen nicht weit und wir sind von dort gleich zu den Schwiegereltern nach Hangzhou in China geflogen. Hier ist es 36 Grad warm und die Zeitverschiebung sorgt sowieso für Dödeligkeit, also kann ich jetzt keine spezifischen Langdistanzbedingten Beeinträchtigungen ausmachen.
In China kann keiner verstehen, warum man einen Ironman einfach so macht, wegen der persönlichen Herausforderung, und dafür auch noch viel Geld bezahlt! Also nicht aus Vaterlandsliebe und um zu Ruhm und Ehre zu gelangen!?!? Ich würde es trotzdem wieder machen. Es war einfach ein wundervoller Tag und die Vorbereitung hat auch einen Riesenspass gemacht!

Und nun kommen die Danksagungen:
* Ich bedanke mich bei den Foris, die mir bei Problemchen und Sorgen wertvolle Tipps gegeben haben und aus deren Postings ich auch viele Anregungen bekommen habe
* Ich bedanke mich beim Arne für den sehr guten 12-Stunden-Mittwöchler-Trainingsplan, der es ermöglicht hat, neben einem 47 Stunden Job mit minimalem Zeitaufwand ausgewogen zu trainieren und daneben die sozialen Kontakte nicht zu kurz kommen zu lassen
* Ich bedanke mich bei den Jungs von KOMSPORT in Köln, die mir die Sitzposition so gut eingestellt haben, dass ich auch nach 180 km nur noch in der Aerohaltung fahren möchte
* Ich bedanke mich nochmal beim Arne für die vielen wertvollen und informativen Filmbeiträge, die es mir ermöglicht haben, mich auf dieses Rennen perfekt vorzubereiten und die Wechselbeutellogistik optimal zu gestalten
* Und am allermeisten bedanke ich mich bei meinem lieben Mann, der hier bestimmt nicht mitliest. Er muss sich oft gedacht haben, dass seine Frau eigentlich ziemlich bescheuert ist, wenn sie 5:30 h aufsteht um dann mit Stirnlampe in der Kälte Laufen zu gehen. Oder wenn sie sich nach der Arbeit 3:30 h auf das Spinningbike setzt um danach, gegen 21:00 Uhr, noch eineinhalb Stunden laufen zu gehen. Da hat er mich dann mit dem Fahrrad begleitet, und da habe ich gelernt, dass um 22:00 Uhr am Fühlinger See die Lichter ausgehen. Und er ist immer aufmerksam beim Freiwassertraining dabeigewesen. Und der 8.7. war für ihn sehr anstrengend, die Steherei an der Strecke und das Ausschauhalten und Kamerabereithalten.
EUCH ALLEN VIELEN, VIELEN DANK!!!

Summa summarum kann ich es mit den Worten einer Kreditkartenwerbung sagen:
182 Kuchenstücke und süsse Teilchen...........342 EUR
Ein bequemer blauer Strampelanzug................120 EUR
3 Übernachtungen in Frankfurt.........................162 EUR
Einen Tag lang Triathlonprofi sein....................495 EUR
Nach 226 km die Ziellinie überqueren.............UNBEZAHLBAR

Newbie
12.07.2012, 13:27
super geschrieben - herzlichen Dank und Glückwunsch zur tollen Leistung! :Blumen:

Pantone
12.07.2012, 13:34
Hach, toll, herzlichen Glückswunsch und sehr schön beschrieben :Blumen: . Und die Zeit macht mich ganz neidisch, echt super!!!

Alfalfa
12.07.2012, 13:37
Was für ein schöner Bericht. Vielen Dank :Blumen:
Ich liebe Berichte, vor allem welche vom allerersten Mal.

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Leistung.

alpenfex
12.07.2012, 13:46
Hallo,
solche Berichte zu lesen ist einfach eine wahre Freude! Vielen Dank für Deinen Bericht hier und Glückwunsch zu Deiner Leistung am Sonntag und in der Vorbereitung.
Gruss
Alpenfex

HKB
12.07.2012, 13:54
Toll und echt klasse Leistung!!!!! Glueckwunsch nochmal!!!!

Homer Simpson
12.07.2012, 14:03
Super und herzlichen Glückwunsch!!! Freut mich, das dein Knie gehalten hat. Da hattest ja wenigstens DU dein Erfolgserlebnis :liebe053:

Wolfgang L.
12.07.2012, 14:11
toller Bericht, :)


herzlichen Glückwunsch!

Viele Grüße
Wolfgang

soloagua
12.07.2012, 14:13
Toll! Gratuliere ganz herzlich! :Blumen:

Duafüxin
12.07.2012, 14:13
Einfach nur schööööööööööön!

Herzlichen Glückwunsch :Blumen:

birdy73
12.07.2012, 14:35
Herzlichen Glückwunsch! Gut gemacht!

dann müssten wir uns 2x auf der Strecke gesehen haben!

gute Erholung!

LG
Birdy

Troedelliese
12.07.2012, 14:44
Super Leistung und super Bericht.
Danke dafür. :Blumen:

Miss Mika
12.07.2012, 14:47
Von mir auch herzlichen GLückwunsch! Ich war ebenfalls am Sonntag dabei und fand den Tag super...ok...bis auf den Regen und den Wind :).
Dein Bericht war echt sehr schön und man konnte alles nochmal miterleben :)

LG

Mika

4SeasonBiker
12.07.2012, 15:15
Herzlichen Glückwunsch! :Blumen:

Toller Bericht, danke dafür!

rippuli
12.07.2012, 16:15
Herzlichen Glückwunsch zum ersten Ironman und vielen Dank für den tollen Bericht! :Blumen:
Er macht mir Mut es mit Hilfe dieses Forums auch einmal zu versuchen. :)
Gruß rippuli

Diver
12.07.2012, 16:21
Super! Herzlichen Glückwunsch!:Blumen:

Hans Dampf
12.07.2012, 16:55
Herzlichen Glückwunsch!
Wirklich ein toller Bericht, unheimlich motivierend!

aurinko
12.07.2012, 19:07
Schöner Bericht.
Herzlichen Glückwunsch.

Sifra
12.07.2012, 21:57
Hammer-Bericht! Kriegt man beim Lesen fast Gänsehaut....
Gratulation zum Finish und zu der tollen Zeit!

LG Simone

carolinchen
12.07.2012, 22:21
Ich gratuliere dir herzlich zu deinem Finish ,dieses Gefühl kann einem keiner nehmen,genieße das Gefühl so lange es geht und frische es immer mit den Erinnerungen auf!

PippiLangstrumpf
12.07.2012, 22:25
Glückwunsch zum tollen Wettkampf und danke für den mitreißenden Bericht :Blumen:

Coelningo
13.07.2012, 13:32
:Danke:

Congratulations für deine Leistung beim Ironman und vielen Dank für den tollen Bericht.

rennmaus4444
13.07.2012, 16:46
Hallo "Reisetante",

toller Bericht (aus der Ferne - eben wie der Name schon sagt, auf Reisen)....... hast Du prima gemacht!!!
Weiter so!?!?!
CiaoCiao Rennmaus4444

reisetante
17.07.2012, 00:08
Vielen lieben Dank für die ganzen Glückwünsche!!!

Nun bin ich wieder in Deutschland und habe eine Tastatur mit ä, ö und ü -- da habe ich den Bericht ein wenig aufgehübscht. Er ist ja doch erstaunlich lang geworden. Ich lese natürlich auch gerne noch Eure Berichte, aber muss alles erst mal verdauen!