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Vollständige Version anzeigen : Kurbellänge 165 mm auf Verdacht?


merz
16.11.2018, 10:59
ich bin dabei mir ein neues Triathlon-Rad zusammenzuklimpern, reflexartig hätte ich meine übliche Kurbellänge von 172,5 genommen.

Jetzt weiss ich aber, daß in diesem Bereich, wegen "Positionserleichterung" auch gerne mal 165 mm genommen wird, Fitter sollen das angeblich sehr gerne tun.

Einfach mal 165 mm zu nehmen (die Kurbel bleibt, ich tausch' jetzt nicht hin und her), obgleich ich damit keine Erfahrung habe und auch sonst keine Indikation ist aber eine Quatsch-Idee, oder?


m., wenn man mal die Wahl hat, ist es auch nicht besser :)

captain hook
16.11.2018, 11:22
Kann man schon machen. Gibt Leute die kommen damit klar, andere weniger.

Untersuchungen zeigen, dass Verschiebungen im Bereich des Normalen (und 165 gehört da noch dazu) zu sehr ähnlichen Ergebnissen führte wenn sich die Fahrer drann gewöhnten. Einige Profiteams haben damit auch mal getestet. Soweit ich hörte sind die meisten wieder auf die angestammte Länge zurück.

Ich habs auch mal probiert, war aber nicht gedultig genug. Für die Trittfrequenz war es gut, um mit Power über ne Welle zu fahren hats bei mir nicht getaugt.

Bei zwei mir bekannten Profitriathleten, die man rel. kurzfristig vor einem Rennen auf 165mm unstellte (zweimal der gleiche Fitter) kam es zu erheblichen Abfällen in der Wettkampfleistung. Ohne Gewöhnung halt...

ArminAtz
16.11.2018, 11:24
Untersuchungen zeigen, dass Verschiebungen im Bereich des Normalen (und 165 gehört da noch dazu) zu sehr ähnlichen Ergebnissen führte wenn sich die Fahrer drann gewöhnten. Einige Profiteams haben damit auch mal getestet. Soweit ich hörte sind die meisten wieder auf die angestammte Länge zurück.


SRM hat in der Richtung doch mal was gemacht, oder? Deren "Science" Kurbeln lassen sich ja beliebig verstellen. Habe das selbe Ergebnis, welches du beschrieben hast, im Kopf.

->PF
16.11.2018, 12:32
Vielleicht mal ganz passend zum Thema:

https://www.youtube.com/watch?v=eLgOqqzKhUo&t=498s

Ist jetzt sicherlich nicht hoch professionell, aber sowas guck ich mir auf langen Rolleneinheiten immer gerne an. (Um es dann anschließend bei >300Watt sowieso wieder zu vergessen :Cheese: )

Hafu
16.11.2018, 13:02
Kurbelverkürzung ist zur Zeit große Mode im Triathlon, v.a. propagiert von manchen Bikefittern.

Das Argument, dass man mit kürzerer Kurbel den Hüftwinkel öffnet und damit evt. vorne weiter runter kommt, ist auch auf den ersten Blick nachvollziehbar, allerdings geht jede Kurbelverkürzung auch mit einer Veränderung einer über Jahre hinweg in Millionen von Bewegungszyklen verinnerlichten Kurbelbewegung einher (erfordert also uf neurologischer Ebene ein ganz neues Bewegungsmuster vom Fahrer) und nach den Hebelgesetzen hat man bei kürzerer Kurbel eben auch weniger Drehmomententwicklung bei gleicher eingesetzer Kraft (dafür aber einen geringeren Weg, der wie Captain oben schon angemerkt hat, u.U. höhere Trittfrequenzen ermöglicht). In den 80er- und 90er-Jahren war es übrigens im Profiradsport sogar üblich extra fürs Zeitfahren längere Kurbeln zu montieren.

Ich selbst fahre seit 30 Jahren an allen Rädern 175er-Kurbeln, kann trotzdem eine ziemlich ordentliche Überhöhung auch auf der Langdistanz fahren und habe nicht die Absicht, in absehbarer Zeit Experimente mit der Kurbellänge zu machen.

Man sollte auch nicht vergessen, wie lange im Radsport schon mit unterschiedlichen Kurbellängen experimentiert wird, nämlich seit über 100 Jahren und die jetzigen üblichen Kurbellängen von 175, 172,5 und 170 (je nach Körpergröße und Fahrstil/ bevorzugter Tretfrequenz) haben sich in diesem ewig langen Prozess als die sinnvollsten erwiesen.

Es ist zwar sicher legitim, solche Traditionen auch mal zu hinterfragen, andererseits wirkt es aber auch ein Stück weit arrogant dem Erfahungswissen mehrerer Generationen von Trainern, Fahrern und Betreuern gegenüber, wenn einem einige wenige Bikefitter (den "Beruf" gibt es ja gerad mal seit max. 10 Jahren) jetzt erzählen, dass wir seit Jahrzehnten mit falscher, weil zu langer Kurbel unterwegs waren.

(Sebi Kienle ist übrigens einer der wenigen Triathlon-Pros, der sich auch bis jetzt der Mode mit den kurzen Kurbeln verschlossen hat und nach wie vor mit 175er-Kurbeln fährt: bin gespannt, ob das auch so bleibt, denn sein neuer Trainer arbeitet eng mit STAPS zusammen und die gehören zu den übezeugtesten Befürwortern kürzerer Kurbeln)

merz
16.11.2018, 13:24
hui, vielen herzlichen Dank für die ausführlichste Hilfe und Rat von Euch!

172,5 ist dann mal gesetzt für mich

m.

ciclosport
16.11.2018, 15:28
da hat wohl einer Podcast gehört beim Training? Pushing Limits?

Hafu
16.11.2018, 20:32
da hat wohl einer Podcast gehört beim Training? Pushing Limits?

Stimmt!:Blumen:

Ich hör mir fast jeden Triathlon-Podcast an, den ich so finde. Neben Pushing limits auch die von Tri-mag, "work,Play, Love" von Jesse Thomas, "Triathlon-Preview-Show" von Emily Cocks, Marco Sommer und "Bewegungsarten" mit Gregor Buchholz und Matthias Knosalla.:liebe053:

(Sorry für OT)

BananeToWin
16.11.2018, 21:39
Was ich mich bei dem Thema frage:

1) Hat die längere Kurbel vielleicht Vorteile bei zunehmender Ermüdung und damit nachlassenden koordinativen Fähigkeiten? Umso kleiner und feiner die auszuführende Bewegung ist, umso koordinativ ansprungsvoller ist sie doch in der Regel. Wenn ich auf der Langdistanz bei km 150 bin, ziemlich am Limit, könnte das möglichweise ein Faktor sein?

2) Wenn ich mit zwei unterschiedlich langen Kurbeln fahre, gleiche Frequenz, gleiche Leistung, dann muss ich mit der kürzeren Kurbel eine höhere Kraft aufbringen. Dafür allerdings weniger Strecke zurücklegen. Könnte die höhere Kraft (in höheren Wattbereichen) zu einer schlechteren Durchblutung der Arbeitsmuskulatur führen? Könnte ja auch ein Grund für eine schnellere Ermüdung sein bei längeren Distanzen.


Dass Kurbeln innerhalb gewisser Bereiche "im Labor" keine wesentlichen Unterschiede zeigten ist mir bekannt. Aber es wurde sicherlich noch nicht wissenschaftlich mit Belastungszeiten von 3 oder 4 Stunden oder länger gearbeitet.

Hafu
16.11.2018, 21:58
Was ich mich bei dem Thema frage:

....
Dass Kurbeln innerhalb gewisser Bereiche "im Labor" keine wesentlichen Unterschiede zeigten ist mir bekannt. Aber es wurde sicherlich noch nicht wissenschaftlich mit Belastungszeiten von 3 oder 4 Stunden oder länger gearbeitet.

:Blumen: Das ist sicherlich ein Kernproblem bei allen Biomechanik-Tests im Labor und auf der Radrennbahn wie sie Bikefitter oft mit beträchtlichem technischem Aufwand veranstalten: man kann die Situation, wie jemand mit zunehmender Ermüdung nach vier bis fünf Stunden Wettkampfdauer auf kürzere oder längere Kurbeln reagiert, kaum simulieren.

Wie der Captain schon angemerkt hat, gibt es durchaus (einige wenige) gute Radfahrer, die mit kurzen Kurbeln offensichtlich gut zurecht kommen und man weiß dann aber nicht: trotz oder wegen der kurzen Kurbeln?

Cameron Wurf fährt übrigens 170er-Kurbeln, also tendenziell eher kurz aber noch in der Bandbreite klassischer Kurbellängen, Bart Aernouts (für mich der eigentliche Überbiker beim Rennen in Kona 2018; keiner der Top-Finisher kam von so weit hinten nach dem Schwimmen) ist mit 172,5 für seine Kürpergröße auch eher mit einer klassisch langen Kurbel unterwegs.

veloholic
16.11.2018, 22:25
Danke für die weiteren Podcast Tipps, ich hätte jetzt auch erstmal auf den letzten Pushing Limits Beitrag mit Lasse Ibert verwiesen. Fand ich sehr gut, was eine relativ differenzierte Betrachtung zu Kurbellängen angeht.

Allerdings bin ich dann persönlich auch sehr bei hafu, was die verinnerlichten Bewegungszyklen angeht.
Persönliche Erfahrung: Mein neuer Renner hat Semi-Compact mit 52/36, und davor bin ich am Rennrad ausschließlich 50/34 gefahren. Das fühlt sich teilweise erstmal komisch an...

DocTom
16.11.2018, 23:07
http://www.customcranks.de/de/kurbellaenge.html :Huhu: :Blumen:

Hafu
17.11.2018, 09:49
http://www.customcranks.de/de/kurbellaenge.html :Huhu: :Blumen:

Über die Grafik, die die Kurbellänge alleine in Bezug zur Schrittlänge bringt, lässt sich sicherlich noch diskutieren, weil die individuell optimale Kurbellänge auch vom Fahrstil (bevorzugte Trittfrequenzen insbesondere bei hoher Wattleistung, Sprunggelenksposition beim Kurbeln (=eher 90° im Sprunggelenk oder tendenzielle Spitzfußstellung) und insbesondere auch von der Oberschenkellänge im Vergleich zur Unterschenkellänge abhängt.
Jan Ullrich, der mit 183cm genauso groß ist wie ich zählt in der Grafik mit einer 180er-Kurbel zu den "Mittelkurblern", der größere Indurain zählt mit der 180er-Kurbel (die heutzutage glaube ich kaum jemand noch fährt) sogar zu den "Kurzkurblern"., bzw. mit der beim Stundenweltrekord benutzten, auch für die damalige Zeit extremen 190er-Kurbel zu den "Mittelkurblern".

Hafu
17.11.2018, 09:59
...ich hätte jetzt auch erstmal auf den letzten Pushing Limits Beitrag mit Lasse Ibert verwiesen....
Den Podcast mit Lasse Ibert habe ich noch gar nicht angehört, wohl aber die beiden interessanten Podcasts mit Björn Geesmann von STAPS bei Pushing Limits und Tri-mag, in denen es u.a. auch um die Kurbellänge geht.

Mein Sohn, der 5cm kleiner ist als ich und am Rennrad 172,5mm-Kurbeln fährt, nutzt am TT übrigens auch 175er-Kurbeln (eher aus Zufall und Faulheit zum umbauen als aufgrund biemetrischer/biomechanischer Messungen) und kommt damit glänzend zurecht und tritt rund 60 Watt mehr im Wettkampf als ich, liegt also eher auf der Indurain-Schiene mit Nutzung längerer Kurbeln beim Zeitfahren als in Rennen mit Windschattenfreigabe.

marcus4747
26.11.2018, 21:27
Ich habe mit einer 170er-Kurbel festgestellt, dass ich weniger Knieschmerzen habe. Nachdem was Hafu geschrieben hat, könnte es aber auch einfach daran liegen, dass ich nicht so viel Kraft auf's Kniegelenk bringe, da der Hebel kürzer ist und damit natürlich das Kniegelenk geschont wird.

Aber ist das z. B. auf der Langdistanz relevant, wo man doch eher weit von der Maximalkraft entfernt ist?

MatthiasR
27.11.2018, 15:52
Ich habe mit einer 170er-Kurbel festgestellt, dass ich weniger Knieschmerzen habe. Nachdem was Hafu geschrieben hat, könnte es aber auch einfach daran liegen, dass ich nicht so viel Kraft auf's Kniegelenk bringe, da der Hebel kürzer ist und damit natürlich das Kniegelenk geschont wird.

Das klingt jetzt aber unlogisch - bei kürzerem Hebel brauchst du ja mehr Kraft für dasselbe Drehmoment. Da hast du Hafu vermutlich falsch verstanden.

Gruß Matthias

marcus4747
27.11.2018, 16:13
hmm... hab's so verstanden, dass man mit nem kürzeren Hebel nicht so viel Kraft auf die Kurbel bringen kann wie mit einem längeren. Soweit stimmt's doch, oder? Das hieße dann wiederum, dass ich mit kurzen Kurbelarmen (wenn ich nicht mit maximaler Kraft, sondern im GA1-Bereich fahre) einen geringeren Druck auf den Knien hätte, bei gleicher Geschwindigkeit hingegen wäre die Belastung mit kurzer Kurbel höher.

Insofern ist meine Rechnung vermutlich trotzdem nicht so zielführend...

~anna~
27.11.2018, 18:47
My 2 cents. Ich bin eigentlich von Anfang an 165mm gefahren. Musste mir in Spanien immer anhören, dass das so furchtbar ist, das liebe Drehmoment-Argument... Die Männer, die mich von 170mm überzeugen wollten, waren mit ihren 175mm wohl ähnlich oder kürzer unterwegs als ich, verglichen mit den Körperproportionen.

Dass 170-175mm "normal" ist, hängt wohl damit zusammen, dass es für den "normal" großen Mann halt passt. Wenn man aber kleiner ist (oder weniger flexibel etc.) dann find ich ist 165mm eine Überlegung wert. Wobei ein Wechsel - egal in welche Richtung - natürlich immer problematisch sein kann...

(Hab vorübergehend mal 170mm getestet, aber hatte Knieprobleme und es fühlte sich ineffizient an, was sicher auch an der fehlenden Gewöhnung lag.)

Bety
11.03.2025, 15:17
Wir haben unserem Sohn ein gebrauchtes Rennrad gekauft, für dass er noch eine Kurbel braucht. Jetzt fragen wir uns welche Kurbellänge.
Es ist ein Merida Rennrad welches er für Sprinttriathlons und das ein oder andere Radrennen nutzen wird. Er ist aktuell 170 cm groß und wird die nächsten 1-2 Jahre vermutlich noch 10-15 cm wachsen.
Aufgrund meiner Recherche würde ich zu einer 165 Kurbel tendieren, da das Fazit war das kurz keine Nachteile aber evtl. Vorteile hat.
Hat hier jemand schlechte Erfahrungen mit einer 165 mm Kurbel gemacht?

dr_big
11.03.2025, 15:35
Hat hier jemand schlechte Erfahrungen mit einer 165 cm Kurbel gemacht?

Viel zu lang, die kannst ja gar nicht mehr drehen.

Bety
11.03.2025, 15:45
korrigiert

Klugschnacker
11.03.2025, 16:29
Es ist weitgehend egal, das Thema wird für’s Rennrad überschätzt. Bei wissenschaftlichen Versuchen mit Kurbellängen von 140-200mm ließ sich kaum ein Unterschied nachweisen.

tridinski
11.03.2025, 16:32
165mm für 170cm klingt jetzt erstmal nicht falsch für mich, auch mit Blick auf noch kommendes Wachstum
zukünftig 165er Kurbel verkaufen und 170er (gebraucht) kaufen wäre ja kein Hexenwerk, falls Bedarf besteht

Rico Bogen ist 192cm und fährt 170mm, im Vergleich dazu erscheint 165mm dann eher etwas lang bei 170cm
also möglich ist vieles, letztlich hängt es dann wohl am Individuum, ähnlich wie bei der Trittfrequenz, der eine fährt 70er Frequenz, der andere 90

Adept
11.03.2025, 20:33
Es ist weitgehend egal, das Thema wird für’s Rennrad überschätzt. Bei wissenschaftlichen Versuchen mit Kurbellängen von 140-200mm ließ sich kaum ein Unterschied nachweisen.

Ja, die Studie kenne ich auch. :Blumen:

In letzter Zeit tut sich aber im Radsport bei dem Thema was: Seit Pogi eine kurze Kurbel fährt, wollen plötzlich alle eine kurze Kurbel fahren. :Cheese:
Jonas V. ist sogar eine 150er Kurbel gefahren und hat damit die Volta gewonnen, auch wenn Entscheidung durchs Zeitfahren.

Der Hüftwinkel und Aero sind dabei auch beim Rennrad ein Thema.

Klugschnacker
11.03.2025, 21:40
Eine kürzere Kurbel muss man mit höherer Trittfrequenz fahren, damit die Leistung im Vergleich zu einer längeren Kurbel gleich bleibt.

Eine kurze Kurbel bekommt man leichter am oberen Totpunkt "unter dem Bauch durch", muss das aber auch öfter machen, da die Trittfrequenz höher wird. Das frisst den ergonomischen Vorteil des offeneren Hüftwinkels für manche Zeitgenossen wieder auf.

Aus diesem Grund bewegt sich die ganze Debatte um ein paar Millimeter Kurbellänge hin oder her, also in einem sehr engen Rahmen. Zum großen Teil ist es einfach Geschmacksache.

Positiv ist, dass es für kleinere Menschen heute eine gute Auswahl kürzerer Kurbeln gibt. Ich selbst hatte Kurbeln mit 170mm, 172.5mm, 175mm und 180mm jahrelang im Einsatz. Dazu erst längs-, dann querovale Kettenblätter und sogar Smartcranks, vielleicht erinnert sich noch jemand an die Dinger.
:Blumen:

tridinski
12.03.2025, 08:33
die Trittfrequenz ist mMn nach völlig egal in Bezug auf die Kurbellänge und die erbrachte Leistung, wenn du die selbe Übersetzung aufgelegt hast, zB 52:13, produzierst du bei der gleichen Trittfrequenz auch die gleiche Leistung und fährst auch die gleiche Geschwindigkeit egal wie lang die Kurbel ist.

Jemand der gerne kurbelt würde biomechanisch aber zu 52:14 und einer höheren Frequenz tendieren, während der Grinder eher 52:12 auflegt und weniger Frequenz bevorzugt. Watt und kmh bleiben aber bei beiden gleich. Und wie lang die Kurbeln jeweils sind ist auch erstmal irrelevant. Der Kurbler wird biomechanisch ggf. eine etwas kürzere Kurbel bevorzugen während der Grinder eine längere wählt.

Wenn deine Kurbel zB 5mm kürzer ist solltest du allerdings deinen Sattel etwas hochstellen, da die Pedale jetzt auch in der unteren Position 5mm näher am Sattel ist. In der oberen Position ergibt sich dann aber 10mm "mehr Platz unter dem Bauch" und ein entsprechend offenerer Hüftwinkel.

Meik
12.03.2025, 08:48
die Trittfrequenz ist mMn nach völlig egal in Bezug auf die Kurbellänge und die erbrachte Leistung,

Nö, da steck doch einfach das Hebelgesetz drin. Je länger die Kurbel desto mehr Weg machst du. Hälst du die Trittfrequenz gleich brauchst du für gleiche Leistung weniger Kraft auf dem Pedal wenn die Kurbel länger ist. Oder halt weniger Trittfrequenz bei gleicher Kraft auf dem Pedal.

Ich hab derzeit 2 Räder, TT mit 175er und Gravel/Rennrad mit 170er Kurbel. Da merke ich schon dass die Wohlfühltrittfrequenz bei der längeren Kurbel kleiner ist.

Wird aber auch eine stark subjektive Komponente haben und bei den Bewegungsradien/Winkeln auch nicht unerheblich von der Beweglichkeit des Fahrers abhängen.

tridinski
12.03.2025, 08:58
ich stimme dir zu bei dem was du schreibst, die Leistung bleibt trotzdem unabhängig von der Kurbellänge:

Arbeit = Kraft x Weg
Leistung = Arbeit x Zeit

Kraft und Weg ändern sich mit der Kurbellänge, die Leistung bleibt gleich (bei gleicher Übersetzung und Frequenz)

Benni1983
12.03.2025, 09:20
Ich habe bei meinem TT bisher den direkten Vergleich von 175 zu 165mm gehabt.

Mit 175mm konnte ich defintiv besser auf dem Rad sitzen, da der Kniewinkel am oberen Totpunkt nicht so eng ist und ich dann nicht gegen meine eigenen (verkürzten) Muskeln in Beinrückseite und Po arbeiten muss.


Ich fahre lieber 165.

Klugschnacker
12.03.2025, 09:28
ich stimme dir zu bei dem was du schreibst, die Leistung bleibt trotzdem unabhängig von der Kurbellänge:

Arbeit = Kraft x Weg
Leistung = Arbeit x Zeit

Kraft und Weg ändern sich mit der Kurbellänge, die Leistung bleibt gleich (bei gleicher Übersetzung und Frequenz)

Deine zweite Formel ist falsch.

Bei gleichem Pedaldruck musst Du eine kürzere Kurbel mit einer höheren Trittfrequenz ausgleichen. In Deinem obigen Argument mit dem gleichen aufgelegten Gang (zB 53/12) ist der Pedaldruck nicht gleich, sondern bei der kürzeren Kurbel zwangsläufig höher.
:Blumen:

Für Nerds:

Leistung ist Arbeit pro Zeit: P=W/t. (1)

Die Arbeit W ergibt sich aus Kraft mal Weg: W=F x S. (2)

Setze ich Gleichung 2 in Gleichung 1 ein, ergibt sich: Leistung ist Kraft mal Weg, geteilt durch die Zeit. Oder auf Deutsch: Die erbrachte Leistung ist der Pedaldruck mal dem Pedalweg, geteilt durch die benötigte Zeit für den Pedalweg. Als Formel:

Leistung = Pedaldruck x Pedalweg pro Zeit. (3)

"Pedalweg pro Zeit" kann man kürzer schreiben, denn das ist einfach die Pedalgeschwindigkeit. Gemeint ist die Geschwindigkeit des Pedals entlang seiner Kreisbahn um das Tretlager:

Leistung = Pedaldruck x Pedalgeschwindigkeit. (4)

Man erkennt: Die Leistung bleibt gleich, wenn bei gegebenem Pedaldruck die Pedalgeschwindigkeit gleich bleibt. Eine kürzere Kurbel muss sich schneller drehen, um die gleiche Pedalgeschwindigkeit zu erreichen wie eine längere Kurbel.

Klugschnacker
12.03.2025, 09:32
Mit 175mm konnte ich defintiv besser auf dem Rad sitzen, da der Kniewinkel am oberen Totpunkt nicht so eng ist und ich dann nicht gegen meine eigenen (verkürzten) Muskeln in Beinrückseite und Po arbeiten muss.

Du meinst 165mm und den Hüftwinkel. Der Komfortgewinn mag sein, aber wir sprachen ja von der Leistung, nicht vom Komfort.

Wie gesagt, das Thema wird überschätzt und ist in weiten Teilen Geschmacksache. Die Fragestellerin sprach von einem Rennrad, nicht von einem Triathlonrad mit Zeitfahrposition.

tandem65
12.03.2025, 10:37
die Trittfrequenz ist mMn nach völlig egal in Bezug auf die Kurbellänge und die erbrachte Leistung, wenn du die selbe Übersetzung aufgelegt hast, zB 52:13, produzierst du bei der gleichen Trittfrequenz auch die gleiche Leistung und fährst auch die gleiche Geschwindigkeit egal wie lang die Kurbel ist.

OK, haben wir hier eigentlich jetzt Meinungsfreiheit oder nicht?:Cheese:
mit 170er Kurbeln kann ich dauerhaft eine höhere Trittfrequenz mit Leistung fahren als mit 180mm Kurbeln. Der Hub begrenzt die Frequenz.
Meine Dauerleistung ist bei höherer Frequenz höher als bei niedriger Frequenz.
Insofern ist es eben die Frage ob Du bei Unterschiedlichen Kurbellängen überhaupt die Frequenz erreichst.;)

tridinski
12.03.2025, 11:59
Meine Dauerleistung ist bei höherer Frequenz höher als bei niedriger Frequenz.
Insofern ist es eben die Frage ob Du bei Unterschiedlichen Kurbellängen überhaupt die Frequenz erreichst.;)

ja, richtig, bei aller Rechnerei, am Ende wirds drauf ankommen was biomechanisch dauerhaft am besten=effizientesten fahrbar ist, was indivduell unterschiedlich sein wird

slo-down
12.03.2025, 15:30
Falls einer von euch ein 165 Kurbelpaar verkaufen will. Ich würde es nehmen.
Sollte Shimano 8050 Kompatibel sein.

Danke

Bety
12.03.2025, 18:31
Vielen Dank für den Input, es scheint keine klare Antwort zu geben. Ausprobieren ist sicher ideal.

deralexxx
12.03.2025, 21:03
Ach es tat gut Mal wieder einen Beitrag von captain zu lesen, auch wenn es schon Jaaaaahre her ist

chris.fall
13.03.2025, 10:36
Moin,

Vielen Dank für den Input, es scheint keine klare Antwort zu geben. Ausprobieren ist sicher ideal.

das Konzept (https://www.applemanbicycles.com/shop/2xr-fit-crankset-rental/) finde ich eigentlich ganz clever: Erst mal testen, welche Kurbellänge einem taugt. (Wobei ich das auch schon ohne Donalds Strafzölle preislich zu ambitioniert finde;-)

Das Thema interessiert mich - allerdings in die andere Richtung - sehr. Wegen meiner Körpergröße und den entsprechend langen Beinen fahre ich 185mm Kurbeln.

Auch wenn man kurbelabhängige Leistungsunterschiede, wie Arne richtig angemerkt hat, nicht nachweisen kann, meine ich, dass ausgerrechnet diese Komponente beim Anpassen der Räder sträflich vernachlässigt wird: Bei der Vorbaulänge, Sattelhöhe und -position wird um Millimeter gefeilscht. (https://www.applemanbicycles.com/shop/2xr-fit-crankset-rental/) Nur bei dem Teil, an dem man sich stundenlang abarbeitet, passen dann zwei Größen für alle?! Das ist lächerlich.

Ich glaube allerdings auch, dass die ideale Kurbellänge in erster Linie von der bevorzugten Trittfrequenz abhängt und nicht so sehr von den Körpermaßen.

Ich selbst hatte Kurbeln mit 170mm, 172.5mm, 175mm und 180mm jahrelang im Einsatz. Dazu erst längs-, dann querovale Kettenblätter und sogar Smartcranks, vielleicht erinnert sich noch jemand an die Dinger.
:Blumen:

Ja.;)

Vermutlich ist es so, dass wir uns sehr gut an die Kurbeln adaptieren können. Wenn die nachweisbar etwas gebracht hätten, hätten sich all diese Gimmicks ja am Markt gehalten.

Lange Schreibe, kurzer Sinn: ich bin überzeugt davon, dass eine individuell richtige Kurbellänge schon etwas bringt. Nur ist der Effekt so klein, dass es sehr schwer nachweisbar ist.(1) Da sich wegen des Aufwands und den Kosten niemand traut, dass für sich zu bestimmen, lassen wir uns mit zwei Kurbellängen (170 und 175mm) abspeisen.(2)

Viele Grüße,

Christian

(1) Wieviel Zeit kostet denn ein Vorbau, der 10mm zu lang ist? Was bringt ein Sattel, der nicht 5mm zu breit ist? Da würde trotzdem niemand abstreiten, dass das passen muss.

(2) Das kommt mir vor wie die Blues Brothers in Bob's Country Bunker:
"Welche Art von Musik haben Sie hier denn?"
"Oh, wir haben beides: Country UND Western!"