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Vollständige Version anzeigen : Straßenrennrad "graveltauglich" machen?


reisetante
16.04.2018, 21:08
Einen umgekehrten Thread habe ich schon gefunden, aber just an diesem Wochenende bin ich, wie schon so oft, mit dem Rennrad auf nicht-asphaltierte Wege abgebogen, um starkem Autoverkehr zu entkommen. Wunderbar wohltuend war es, dann durch den Wald zu rollen, jedoch mit einer gewissen Vorsicht, besonders bergab.

Nun schätze ich am Rennrad den sehr großen Aktionsradius gegenüber dem MTB und möchte das eigentlich öfters machen, mal mit dem Rennrad von der Strasse auf (nicht allzu grobe) Schotterwege abzubiegen.

Da kam mir der Gedanke, auf mein Rennrad einfach "graveltaugliche" Reifen mit etwas mehr Profil aufzuziehen, sofern sie in den Rahmen passen.
Ich möchte mir nicht unbedingt noch ein weiteres Rad zulegen, weil Keller und Wohnung schon voll mit Rädern sind. Und Scheibenbremsen sind jetzt nicht unbedingt ein Argument. Auch mit Felgenbremsen kann man flott bergabfahren, was ich in vielen MTB-Touren in den frühen 90ern gelernt habe.

Was spricht dagegen, ein Rennrad umzurüsten? Wieviel Geschwindigkeitsverlust (in %) gibt es damit auf der Straße circa, im Vergleich zu normalen Rennradreifen (Conti Grand Prix 4000s)? Könnt Ihr ein Reifenmodell empfehlen?

Jog2
16.04.2018, 21:21
Hallo Reisetante,

ich habe einiges an CX- und Gravel-Reifen durch und komme hinsichtlich Rollwiederstand auf der Straße und guter bis sehr guter Gravel/CX-Tauglichkeit immer wieder auf Challenge.

Welchen Du da nimmst ist ein wenig abhängig davon, wo letztlich der Schwerpunkt liegt. Mein Favorit ist der Grifo, mein Trainingspartner schwört auf den Almanzo (guter Kompromiss Straße/Gravel).

Das ist aber recht auch gut beschrieben in den Eigenschaften der jeweiligen Modelle. Aus meiner Sicht und empirisch "erfahren" gibt es kaum eine Alternative.

Wichtig: Immer nur das jeweilige "Pro", Modell (helle Flanke). Die Schwarzen taugen ok, aber mehr auch nicht.

Nachteil (!):

Teuer. Und relativ wenig Laufleistung. An den üblen Murks bei der Erstmontage gewöhnt man sich hingegen ...

rennrob
16.04.2018, 21:36
Hallo Reisetante,

ich habe einiges an CX- und Gravel-Reifen durch und komme hinsichtlich Rollwiederstand auf der Straße und guter bis sehr guter Gravel/CX-Tauglichkeit immer wieder auf Challenge.

Welchen Du da nimmst ist ein wenig abhängig davon, wo letztlich der Schwerpunkt liegt. Mein Favorit ist der Grifo, ...

Auch mein Lieblingsreifen auf dem Crosser und die teuere Version müss gar nicht sein, aber dass hier nach Reifen für ein Rennrad gefragt wurde hast Du gelesen oder?

Jog2
16.04.2018, 22:03
Auch mein Lieblingsreifen auf dem Crosser und die teuere Version müss gar nicht sein, aber dass hier nach Reifen für ein Rennrad gefragt wurde hast Du gelesen oder?
Ja, Almanzo passt in vielen Fällen ans Rennrad. Beim Grifo kommt’s drauf an. Wieviel Platz ist denn noch?
Aber der Grifo ist definitiv eher für CX und weniger als Kompromissreifen mit Strasseneinsatz, da hast Du schon Recht.

sybenwurz
16.04.2018, 23:06
Was spricht dagegen, ein Rennrad umzurüsten?

Wie du schon scheibst: "...sofern sie in den Rahmen passen".
Da ist am Renner und den für ihn typischen Bremsen bei 28mm Reifenbreite spätestens Schluss.
Und dafür kann man sich den Aufand sparen. Es gab von Schwalbe mal Stoppelreifen namens 'Scout' in 28-622, die passten mit Glück bei einigen Stahlrahmenrennern, ansonsten bleibt irgendn Conti 4Season oder vielleicht auch Schwalbe Marathon in der Grösse.

Alternative vielleicht bei Rennern mit (fast schon) klassischen Bremsen mit zentralem Befestigungsbolzen die Umrüstung auf 584er Laufräder und Bremsen mit längeren Schenkeln.
Durch den kleineren Felgendurchmesser ist normalerweise eine grössere Reifenbreite von bis zu 34mm (und im Ausnahmefall mehr) möglich, der Aussendurchmesser entspricht dabei annähernd dem der Rennradräder und -reifen mit rund 23mm.

Haken an der Sache mittlerweile: es gibt dank MTB-Boom der Laufradgrösse (27,5") kaum noch Felgen mit Bremsflanke und wenn, ist die Geschichte deutlich klassisch angehaucht, also hochglanzpoliert.
Ausserdem verbessert sich das Hebelverhältnis der Bremse durch die längeren Schenkel nicht wirklich.
Meist fährt sich die Geschichte dann ziemlich knorke, aber nicht garantiert immer. Im Idealfall gewinnt das Fuhrwerk an Kurvengierigkeit, lenkt sich agiler ohne an Geradeauslaufstabilität zu verlieren, aber ne Garantie dafür gibts trotz vieler Weisheiten zu den klassischen Fahrwerksparametern beim besten Willen nicht.
Kannst in meinem Blog mal n bissl so im Bereich 2009 bis 2012 schmökern, da hab ich einige meiner Bikes so umgebaut.
Zuletzt vor nem guten Jahr, der Rahmen dürft nu allmählich mal vom Lackierer kommen, da freu ich mich allmählich ziemlich gewaltig drauf. Ist allerdings ne Scheibenbremsversion mit 40er Reifenbreite, dafür lass ich dann aber auch ohne Zögern jedes MTB in der Garage.

reisetante
16.04.2018, 23:13
Ja, Almanzo passt in vielen Fällen ans Rennrad. Beim Grifo kommt’s drauf an. Wieviel Platz ist denn noch?


Also meinst Du den Challenge Almanzo Pro Open Faltreifen - 33-622?

Ich habe nun mal nachgemessen: um den Conti Grand Prix 4000s, 23mm, habe ich drumherum 7-8mm Platz bis zum Rahmen. Nun weiss ich nicht, worauf sich die 33mm des Almanzo beziehen. Wenn da noch die Gumminoppen dazukommen, könnte es schwierig werden, besonders wenn das Rad nicht 100% rund läuft.

Nun habe ich beim Stöbern noch den
Continental Speed King CX RaceSport Faltreifen - 32-622
gefunden. Der ist 1 mm schmaler.

Vielleicht sollte ich einfach mal bestellen und ausprobieren.

reisetante
16.04.2018, 23:23
Oh, Sybenwurz, Deine Antwort habe ich jetzt erst gesehen, danke für die -- wie immer -- hilfreichen Anregungen!

irgendn Conti 4Season

Den hatte ich sogar drauf auf dem Rad, das ich gestern gefahren bin (das für meinen Mann umgebaute Alurennrad mit ohne Klickies und mit Dreifachkettenblatt ;-). Mit dem 4Season hatte ich auf Schotter schon ein sichereres Gefühl als mit dem anderen Rad und den GP4000s. Wenn es aber etwas kurviger wird und dazu noch abschüssig, kommt der 4Season, so finde ich, auch an die Grenzen. Vielleicht muss ich mich aber einfach daran gewöhnen.


Kannst in meinem Blog mal n bissl so im Bereich 2009 bis 2012 schmökern, da hab ich einige meiner Bikes so umgebaut.

Da werde ich mal reinschauen

Jog2
17.04.2018, 07:15
Also meinst Du den Challenge Almanzo Pro Open Faltreifen - 33-622?

Ja, genau.

Den haben wir auch schon in das ein oder andere Rennrad eingebaut (Verweis auf Griffo war nur Beispiel für die hohe Zufriedenheit mit dem Rollwiderstand der Challengereifen, selbst bei solchen, mit relativ grobem Profil).

Mit den schwarzen (ohne Pro) waren wir vergleichsweise nicht so zufrieden.

Aber ja, mann muss genau nachmessen. Wenn er mal aufgezogen ist, wird man ihn kaum zurückschicken können. "Ausprobieren" könnte da kostspielig werden.

Sybenwurz´s Empfehlungen sind aber immer eine gute und zuverlässige Quelle! Dann schau auch erst nochmal dort nach.

Grüße + viel Erfolg!
Jog

sybenwurz
17.04.2018, 15:53
Wenn da noch die Gumminoppen dazukommen, könnte es schwierig werden, besonders wenn das Rad nicht 100% rund läuft.

Nun, wie breit und hoch ein Reifen im Bike wirklich ist, hängt auch von der Felgenbreite ab. Ich würde mir für solche Aktionen lieber erstmal Reifen zum Ausprobieren leihen.
Crosserreifen in 32 oder 33-622 hat ja mittlerweile fast jeder Haushalt und mit etwas Glück kann man ja sogar zum Ausprobieren einfach das komplette Laufrad umstecken (aufpassen bei Bremsscheiben. Die stehn gerne mal an Gabel oder Kettenstrebe an).

DocTom
17.04.2018, 16:07
Nun, ...

gibt es Deinen Fahrradnerd-Blog eigentlich im iNet noch und so ja, wo genau (Link?)?:cool:

wilhelmtell
17.04.2018, 20:14
Habe zum selben Behufe Specialized Roubaix aufgezogen. Geht gut.

sybenwurz
17.04.2018, 20:50
gibt es Deinen Fahrradnerd-Blog eigentlich im iNet noch...

Hm, glaube, hier (http://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=16141) müsst was zu finden sein.

-MJ-
18.04.2018, 08:34
Habe zum selben Behufe Specialized Roubaix aufgezogen. Geht gut.

Den kann ich auch empfehlen. Sehr geschmeidig und laut Tests noch recht wenig Rollwiderstand. In der Größe 25/28 auch schon ziemlich fett. Der breitere Challenge Reifen, den ich auch noch habe, kommt mir dagegen sehr hart vor und rollt deutlich schlechter. Ist der Almanzo.

Jog2
18.04.2018, 08:52
Den kann ich auch empfehlen. Sehr geschmeidig und laut Tests noch recht wenig Rollwiderstand. In der Größe 25/28 auch schon ziemlich fett. Der breitere Challenge Reifen, den ich auch noch habe, kommt mir dagegen sehr hart vor und rollt deutlich schlechter. Ist der Almanzo.

Ernsthaft? Deutlich schlechter? Dann muss ich den Vergleich auch mal machen!

Von der Thread-Erstellerin wurde ja Wert auf Kurvenhalt gelegt. Was uns so verblüfft hat, dass das Ministollenprofil vom Almanzo in der (Gravel-)Kurve sich dann doch so bemerkbar macht. Das hat der Speziallized nicht.

Grundsätzlich gilt: Die Challengereifen sollten (je nach Gewicht natürlich) mit eher wenig Druck gefahren werden. Dann bleiben sie geschmeidig. Und rollen (im Gelände/auf Waldweg) trotzdem noch sehr gut.

Aber wie gesagt, Spezialized mag das genauso gut können (auch ohne Stollen?). Verglichen haben wir Michelin, Conti, Maxxis und eben Challenge.

reisetante
18.04.2018, 22:26
Das ist wieder mal eine Menge guter Input hier, vielen Dank!

Ich werde mal einige ausprobieren, und:


Wenn er mal aufgezogen ist, wird man ihn kaum zurückschicken können. "Ausprobieren" könnte da kostspielig werden.


... ich habe schonmal mühsam aufgezogene (und zu enge) Reifen wieder zurückgeschickt. Der Kaufpreis ist anstandslos wiedererstattet worden. Da muss ich eben ganz vorsichtig herumhantieren, dann geht es schon.

Miki90
19.04.2018, 17:07
Hallo,

genau vor diesem Projekt stehe ich auch gerade und habe mich für Pannaracer Gravelking Sk mit der Breite 26mm entschieden...bisher mein Favorit!

Habe allerdings noch keine Erfahrung gesammelt.