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Vollständige Version anzeigen : Wie berücksichtigt man unterschiedlich lange Beine?


Mike1
07.10.2014, 08:25
Hallo!

Nach dem sich bei der Laufanalyse im Juli herausgestellt hat, dass mein Becken schief und dh. vermutlich mein rechtes Bein zu kurz ist, ich seit drei Wochen wieder radfahre und es im linken Knie zwickt, wollte ich fragen wie man das am Fahrrad am besten berücksichtigt.

Spacer lassen sich bei Rennradschuhen ja sehr einfach unterlegen, ich hab jetzt einfach mal 4mm draufgetan. Sattel sollte entsprechend 4mm höher und das Problem mit dem linken Knie hoffentlich lösen. Sonst noch etwas?
Wie sieht es bezüglich Cleatposition aus? Die ist momentan links und rechts identisch. Die Füße sind nur minimal unterschiedlich groß.

Liebe Grüße
Michael

captain Dan
07.10.2014, 08:35
Habe meine funktionelle Beinlängendifferenz (also wie bei dir, ein schiefes Becken) durch eine Atlastherapie und das zeitlich befristete Tragen sensomotorischer Einlagen (aber nicht beim Sport!) in den Griff bekommen. Ich hatte das Problem, dass mir beim Radfahren immer beim kürzen Bein die Zehen eingeschlafen sind.
VG

sybenwurz
07.10.2014, 08:40
Wirklich unterschiedlich lange Beine sind sehr selten.
Meist ist nur die Hüfte krumm, das kann man 'richten' lassen.

Spacer untern Schuh hast du ja schon, das wär der Weg, wenn die Haxn tatsächlich unterschiedliche Länge haben.
Die Cleatposition musst du strenggenommen austüfteln, weil der Fuss/die Sohle mit dem Spacer ja weiter weg von der Pedalachse ist und damit der Knickwinkel im Fussgelenk kleiner wird.
Theoretisch würde ich sagen, Cleat dazu nach hinten, ob sich dann aber die Hebelverhältnisse im Sinne einer ungleichen Belastung rechts-links nicht so verschlechtern, dass dies die identischen Winkel fürs Fussgelenk überlagert, darüber wird man trefflich spekulieren können...

Meine Kunden mit Beinlängenausgleich haben einfach nen Spacer unterm Cleat, die Sitzhöhe passend und fertig.

Matthias75
07.10.2014, 09:08
Nach dem sich bei der Laufanalyse im Juli herausgestellt hat, dass mein Becken schief und dh. vermutlich mein rechtes Bein zu kurz ist, ich seit drei Wochen wieder radfahre und es im linken Knie zwickt, wollte ich fragen wie man das am Fahrrad am besten berücksichtigt.

Spacer lassen sich bei Rennradschuhen ja sehr einfach unterlegen, ich hab jetzt einfach mal 4mm draufgetan. Sattel sollte entsprechend 4mm höher und das Problem mit dem linken Knie hoffentlich lösen. Sonst noch etwas?

Du oder Verkäufer/Orthopädieschuhmacher/etc. vermutest, dass deine Beine ungleich lang sind und schon schraubst du am Rad rum? Wäre nicht der erste Schritt, diese Vermutung zu verifizieren bevor man am Rad rumschraubst, Einlagen in die Schuhe packt etc.?

Beim Thema Beinlängendifferenz würde ich sehr kritisch sein und auch mehrere Meinungen einholen. Als Jugendlicher wurde bei mir auch eine Beinlängendifferenz von einem Orthopäden diagnostiziert, inkl. Einlagen etc.. Drei Monate später meinte ein anderer Orthopäde, mein anderes Bein wäre zu kurz, also Einlagen auf der andere Seite. Der dritte meinte dann, die Beine sind gleich lang, seitdem hab' ich keinen mehr messen lassen :Cheese: .

Matthias

~anna~
07.10.2014, 09:21
@Matthias - naja, in dem Fall geht ja wohl probieren über studieren... Ist ja schnell erledigt ein paar Platten und dann probiert man halt aus.

Michael - ich komme mit extra Platten unter dem zu "kurzen" Bein gut klar, alles andere habe ich gleich. Vielleicht reicht das bei dir ja auch schon - Sattel wie du schreibst ein bisschen höher, damit du für das Knie auf der "längeren" Seite nicht zu tief sitzt und probieren...

[Ne Kleinigkeit, die bei mir noch auftritt: Beim "längeren" Bein (k.A. ob das mit der Länge zu tun hat), drehe ich gern die Ferse weiter nach innen / Zehenspitzen nach außen. Ich dachte bisher, dass ich diese natürliche Tendenz einfach so weit als möglich zulasse und hatte die Begrenzungen der Speedplay Cleats entsprechend eingestellt. Bei sehr harten und vor allem kalten/nassen Ausfahrten bekam ich aber immer Probleme mit der Achillessehne; bin jetzt draufgekommen, dass es hilft, wenn ich das Spiel der Cleats einschränke, also den Fuß dazu zwinge, nach vorne zu zeigen. Das nur so nebenbei bemerkt, für den Fall, dass wir auch in der Hinsicht ähnliche Gene haben... :Cheese: .]

Carlos85
07.10.2014, 09:42
[Ne Kleinigkeit, die bei mir noch auftritt: Beim "längeren" Bein (k.A. ob das mit der Länge zu tun hat), drehe ich gern die Ferse weiter nach innen / Zehenspitzen nach außen.

+1

Genau das mache ich auch so!

Mein linkes Bein ist das längere Bein. Da ich somit sehr rechtslastig auf dem Sattel sitze, ist der Winkel des Beines ab der Hüfte bis zum Pedal komplett anders als rechts.

Beim rechten Bein kann ich die Pedalplatte mitte/mitte fahren. Würde ich das links machen, käme mir das Bein extrem verdreht vor und ich bekomme sofort Probleme im Hüft-/Pobereich.

Meine linke Pedalplatte ist möglichst weit innen (=Fuß weiter weg) und wird dann soweit eingedreht (=Ferse an die Kurbel), dass grad keine Berührung zur Kurbel erfolgt.

Das gilt bei mir allerdings nur auf dem TT. Auf dem Rennrad muss ich wieder komplett anders fahren...

Matthias75
07.10.2014, 10:08
@Matthias - naja, in dem Fall geht ja wohl probieren über studieren... Ist ja schnell erledigt ein paar Platten und dann probiert man halt aus.

Wenn die Beinlängendifferenz wirklich vorhanden ist, klar. Ich denke nur, dass man Vermutungen erst verifizieren sollte, bevor man mit dem Rumprobieren anfängt. Ein Beckenschiefstand kann viele Ursachen haben, von denen eine eine Beinlängendifferenz ist. Andere Möglichkeiten sind z.B. Verspannung. Wenn ich aber die Ursache nicht kenne und einfach rumprobiere kann ich auch die eigentliche Ursache eventuell noch verschlimmern. Das Zwicken im linken Bein kann vielleicht von der Beinlängendifferenz kommen, muss es aber nicht.

Kann sein, dass der Laufanalyst wirklich Ahnung hat. Dann ist die Vermutung vielleicht berechtigt, sollte aber dennoch abgeklärt werden. Kann aber auch sein, dass er einfach nur mal gelesen oder gehört hat: "Beckenschiefstand könnte Beinlängendifferenz sein" und das dann falsch weitergibt.

Nach meinen Erfahrungen mit Einlagen in meinen Laufschuhe (damals bin ich noch nicht Rennrad gefahren) rate ich auf jeden Fall dazu, die Vermutung abzuklären, bevor man auf eigene Faust versucht was zu korrigieren. V.a. einfach mal eine Erhöhung um einen Betrag x (auch wenn 4mm relativ wenig ist) macht aus meiner Sicht keinen Sinn, wenn ich die tatsächliche Differenz nicht kenne.

Matthias

geraldm
07.10.2014, 14:44
kein mensch ist 100% symmetrisch. Man verwöhnt die Füße mit Einlagen dager immer mit Vorsicht testen ist meine Erfahrung. ich habe sie alle wieder entsorgt und mich über das Geld geärgert was ich da rausgeschmissen habe. bei mir 1cm und der Körper gleicht das jetzt gut aus.

Mike1
07.10.2014, 21:17
Soooo, also erstmal vielen Dank für die Erfahrungen aber auch Zweifel.

Bei der Laufanalyse wurde festgestellt, dass ich am rechten Bein den Zehenballen deutlich stärker belaste und das das Becken schief ist. Es liegt also nahe, dass das Bein kürzer ist und der Körper kompensiert das beim Gehen/Laufen auch ganz gut. Beim Radfahren wird das aber nicht so gut funktionieren, denke ich (darum vielleicht auch die Knieprobleme nur auf der linken Seite).

Nun aber zum praktischen Teil: Ich hab es heute mal für 2h bzw. 60km mit 4mm Spacer und Sattel entsprechend höher probiert. Es fährt sich sehr … eigenartig, aber nicht unbedingt schlecht. So schnell wie heute war ich eigentlich noch nie unterwegs (31,4km/h Schnitt mit 600hm, 63km und einigen Ampeln, Genussradlern usw. ist für mich schon sehr gut), kann aber auch am schönen Wetter gelegen haben.
Linkes Knie hat keinen Mucks gemacht, Trittfrequenz geht sogar noch höher als sonst (hab das große Kettenblatt fast nicht eingesetzt und bin bis 45km/h alles am 36er gefahren). Es scheint insgesamt effizienter zu sein, oder die 4mm mehr Sattelüberhöhung machen aerodynamisch so viel aus?
Es kommt mir aber ein bissi zu viel vor, wenn ich jetzt noch einen 2mm Spacer zum Vergleich hätte …
Das mit der unterschiedlichen Rotation muss ich mir auch noch anschauen.

Lucy89
07.10.2014, 21:44
Ich hab mir unter die Pedalplatten Unterlegscheiben gemacht; sicher nicht elegant aber aus Geldgründen war es für mich gut so und ich fahre damit deutlich grader als ohne Ausgleich. Ich hab allerdings auch recht viel Differenz- 1,5cm.

Hoppel
07.10.2014, 21:47
Interessant mit dem Ballen - das gleiche habe ich auch, habe aber nie darüber nachgedacht dass es mit der Beinverkürzung zusammenhängt.
Ich fahre auch mit Erhöhung und bin super zufrieden damit und sitze seitdem auch deutlich besser auf dem Rad.
Beim Filmen auf der Rolle exakt von hinten sieht man ohne Erhöhung sehr schön wie ich mit dem Becken bei jedem Tritt rechts deutlich abkippe. Sah nicht so gesund aus :(

Triphil
08.10.2014, 07:25
Genau alle diese ausgleichende Gedanken hatte ich auch mal... einfach nach Dorn über einige Sitzungen die Beinlängendifferenz(meist durch verdrehte oder schiefe Hüfte enstanden) korrigieren und man sitzt wieder ordentlich auf dem SAttel... Gelenke und Sehnen werden nicht mehr so einseitig belastet. DA nun das kürzere Bein zu unterlegen und damit noch die Fehlstellung verstärken halte ich für Blödsinn... es kann natürlich sein das du zu den gaaaaaaaaaaanz wenigen gehörst bei denen die Beine echt unterschiedlich lang sind. das muss man aber dann schon genau wissen.