Vollständige Version anzeigen : Eupen 2013- Das groote débâcle
kaiserswerther kenianer
07.08.2013, 00:08
Sport führt einen gelegentlich in Gegenden, die man bis dato nie zu Gesicht bekommen hat. So auch mich vergangenen Sonntag.
Eupen! Ein Städtchen nahe der Deutsch-Belgischen Grenze. Bis dahin war mir nicht klar, dass es in Belgien einen deutschsprachigen Raum gibt. Jetzt weiß ich es. Dreisprachige Ansagen in Deutsch, Holländisch und Französisch belebten die Startbesprechung.
Auch war mir nicht klar, wie viele Bergauf es in Belgien gibt, aber dazu komme ich später.
Früh waren wir aufgebrochen. Sechs Uhr traf ich den Freund, dem ich diesen Triathlon aufgeschwatzt hatte vor der Haustür. Um halb Acht waren wir am Stausee, wo uns mildtätige Helfer den Parkplatz wiesen (am Rande sei erwähnt, dass es in Eupen wegen der Parkplatzsituation sehr von Vorteil ist, früh dazu sein). Alles reibungslos.
Wir hatten schnell unsere Startunterlagen, die beiden Wechselzonen waren nicht weit voneinander entfernt, das Toilettenpapier auf den Dixieklos wurde zeitnah nachgeliefert. Die Organisation war perfekt wie das Wetter. Sonnige zwanzig Grad am Start und sehr viel wärmer sollte es nach Ansage auch nicht werden. Eine wahre Wohltat nach den vorangegangenen Hitzetagen.
Viertel vor Zehn zwängten wir uns ins Neopren und dann mit fünfhundert anderen Startern ans Startband unterhalb der bedrohlich großen Staumauer. Startschuss, Getümmel, Raushalten, Durchkraulen, Rhythmus und Richtung finden, Schläge und Panik vermeiden. Alles bestens.
Knapp ein Kilometer bis zu den Wendebojen, dann wieder zum Ausgangspunkt zurück. Was fiel mir jetzt ein? Ach ja, schnell Schwimmen! Klappt immer nur auf der zweiten Hälfte. Einige überhole ich noch.
Kurz kriechen mir Gedanken an einen Todesfall beim Triathlon vor einigen Wochen in den Anzug. Wurde nicht jemand aus einem See gefischt…? Puh! Schnell wieder Armzüge zählen, Gedanken loswerden und schon ist Land in Sicht.
37.37 min! Nicht der wahre Jakob für 1900 Meter, aber nach den Enttäuschungen bei den vorangegangenen Wettkämpfen hatte ich fürs Schwimmen nichts Besseres erwartet.
Neo aus und im Veranstalterbeutel verpackt. Helm auf, Schuhe an und raus auf die Radstrecke.
Erster Nadelstich: Weder der Freund noch sein Fahrrad waren zu sehen. Der hatte mal wieder gnadenlos bei der Einschätzung seiner Schwimmform untertrieben und ich Depp hatte ihm geglaubt. Hoffentlich hole ich ihn beim Radfahren wieder ein, sonst muss ich mir zu Hause anhören, dass mein ganzes Training umsonst ist, wenn der mich nach zehnjähriger Wettkampfabstinenz abhängt. Rasende Fahrt auf breiter Landstraße. Tempo sechzig! Vor der Kurve wird gewarnt!
„Pah, übervorsichtig…“ will ich denken, als ich mich weit jenseits des Scheitelpunkts der Kurve in einer (glücklicherweise) weiten Auslaufzone wiederfinde. Jetzt rauer Asphalt wie angekündigt. Und Steigungen wie angekündigt. Natürlich habe ich gelesen, dass es 475 Höhenmeter auf jeder der vier Runden sein sollen. Aber lesen und fahren sind zwei unterschiedliche Paar Sauconys.
Auf schmalen Wirtschafts- und Waldwegen auf und ab um die Wesertalsperre. Lange Anstiege und rasante Abfahrten auf schmalen Pfaden. Nichts für Radschisser! Dafür aber für Schlauchwechsler. Schon auf der ersten Runde sechs Platten gezählt. Atemberaubend und aufregend.
Es gibt Strecken, die liegen einem. Eupen gehört nicht dazu. Ich brauche flache Straßen am Rheinufer oder durch westfälische Agrargebiete, will ich den Hauch von Konkurrenzfähigkeit spüren. Unzählige kleine Nadelstiche fürs Ego setzten die vielen Starter (allesamt kleiner als 196cm), die wie von Elektromotoren gezogen an mir vorbeidefilieren. Am Ende der ersten Runde stand ein hässlicher Schnitt von 27,48 km/h auf dem Tacho (in Düsseldorf vor wenigen Wochen auf flacher Strecke waren es noch fast acht Stundenkilometer mehr). Schlechter ELQ erwartete mich.
Tiefschlag nach 25 Kilometern. Ich werde vom Führenden überrundet. Wie geht das denn? Bei zeitgleichem Start ist der schon 22000m mehr Rad gefahren. Frust fressen Seele auf. Auch mein Freund ist nicht in Sicht.
Bei Runde zwei und drei bekomme ich noch Bananen. Bei der vierten Passage ist die Verpflegung abgebaut, mein ehemaliger Freund noch nicht überholt und plötzlich spüre ich das unschöne Aufsetzen der Felge auf dem Asphalt. Zehntausend Meter vor dem Ziel schleichender Plattfuß. Wie scheiße kann der Tag noch werden?
Der Reifen hat noch etwas mehr Luft als ich und so entscheide ich mich mutig gegen Schlauchwechsel und jage nur eine CO2 Kartusche in den halbplatten Pneus. Das der dann bis zum Ziel daher zumindest fahrbar bleibt, bringt mir das einzige sportliche Glücksgefühl des Tages.
Rückenschmerzen, Hungerast, Muskelkrämpfe, grenzenlose Frustration, Motivationsloch! Wofür soll ich mich entscheiden?
Nur Topathleten auf der Strecke. Deplatziert wie Alice Schwarzer im Playboy Mansion mache ich mich auf die erste Laufrunde. Drei mal sieben Kilometer.
Vielleicht kommt die Form zurück…
… und vielleicht lässt sich Alice mit Silikon aufpimpen!
Die Form bleibt wo sie ist. Ganz weit weg wo ich sie nicht brauchen kann. Nach drei Minuten der erste Blick zur Uhr. Nach sechseinhalb Minuten die ersten Kilometermarkierung. Dazu Baumwurzeln und Gefällstrecken wie beim Siebengebirgsmarathon. Nach zwei Kilometer willkommene Rast an der ersten Verpflegungsstelle, wo dreisprachige Cola angepriesen wird. Ich nehme sie alle, aber es wird nicht besser. Niemand ist langsamer auf dem Weg zur nächsten Verpflegung. Und die besten sind eh schon im Ziel.
Nordic Walking geht nicht, hab ja keine Stöcke dabei! Selbst bei bestem Willen kann ich nicht annähernd so laufen wie ich es wünsche.
Nach sechsundvierzig Minuten hat mich die erste Runde erledigt! Es hat keinen Zweck mehr. Frustriert, kaputt und hungrig schleiche ich mich von hinten ins gut gefüllte Zielzelt. Alkoholfreies und Laugenstangen bis zum Abwinken. Nach fünfeinhalb Stunden kommt auch der ins Ziel, dem ich die Fersen zeigen wollte.
„Ey, bist du schon lange hier? Du siehst so erholt aus?“
Kein Wunder. Ich saß ja schon fast eine Stunde herum und war vierzehn Kilometer weniger gelaufen.
Die Siegerehrung für Leute, die die vierundachtzig Kilometer in knappen zwei Stunden (einer sogar darunter) gefahren waren, schon lange vorbei.
Hier trennten sich Sportler von Eventies und ich wusste wo mein Platz war!
Epilog: Zwei Tage vergangen. Der Wettkampf war persönlich wirklich ein Debakel. Aber die Veranstaltung ist sehr zu empfehlen. Alles war perfekt organisiert. Wer keine Angst vor schweren Anstiegen und atemberaubenden Abfahrten hat, dem ist Eupen zu empfehlen. Jetzt mache ich erst mal paar Tage Pause.
Meine Leistung kann ich inzwischen besser einordnen. Es war nicht mein Tag. Am Vortag hatte ich komisches Grillgut zu mir genommen. Das Isogetränk vom Veranstalter ist mir nicht bekommen. Die fehlende Banane auf der vierten Runde war zudem der Knackpunkt. Einen leichten Infekt hatte ich irgendwie auch noch und die schnelle Abkühlung von 37 auf 24 Grad machte mein Organismus nicht mit. Zudem hatte ich ganz schlecht geschlafen. Die Kampfrichter hatten auf ihrer Fahrt die Luft verpestet, ich hatte eine Art Asthmaanfall, die Strecke war vielleicht doch nicht so gut ausgeschildert. Vor der einen Kurve hätten die intensiver warnen müssen.
Und überhaupt: Das Material! Mein Neo stammt aus Mark Allen Zeiten, damit kann die heutige Generation gar nicht mehr mit Schwimmen.
Das Rennrad -welches ich in Eupen deutlich besser hätte gebrauchen können- hatte drei Tage vor dem Start einen irreparablen Schaden. Der Triathlonbolide ist nichts für Steigungen. Das Lot der Sattelspitze ragt über das Tretlager nach vorne. Da kann man gar nicht mit bergauf fahren. Die Übersetzung passte nicht. Den schleichenden Plattfuß hatte ich wahrscheinlich schon vor dem Start. Für die paar Laufkilometer (ihr wisst schon, diese mysteriöse Verletzung am Oberschenkel) dieses Jahr sind sieben Kilometer Wettkampf eigentlich beachtlich viel. Und in Belgien sind doch eh alle gedopt!
Die Summe dieser Umstände lässt mich meine Leistung inzwischen mit einem gewissen Wohlwollen betrachten. War doch nicht alles so schlecht!
Sollte ich mich vielleicht gar nicht grämen über die fehlenden vierzehn Kilometer? Vielmehr erquicken an den einundneunzig absolvierten? War es nicht doch großartig, was ich da in den rauen Asphalt an der Wesertalsperre gebrannt hatte?
Habe ich zu guter Letzt das Finisher Shirt zu Recht schon bei der Startnummernausgabe bekommen? ;-)
dickermichel
07.08.2013, 00:19
Die Summe dieser Umstände lässt mich meine Leistung inzwischen mit einem gewissen Wohlwollen betrachten. War doch nicht alles so schlecht!
Wunderbar....:) :)
Ich stimme Dir zu, unter den Umständen überhaupt in die Wechselzone 2 zu kommen, war eine enorme Leistung - zumal Du wohl von Glück reden kannst, daß Du nicht weitergelaufen bist, denn wie mir zugetragen wurde, warteten noch weitere Fallen, Querschläger, Dolchstoße etc. auf dem Rest der Laufstrecke auf Dich.
Ich denke, da Wichtigste ist nun eine gute psychologische Betreuung, um dieses dunkle Ereignis entsprechend einordnen zu können - wir in Bayern verfügen im Übrigen über eine exzellente Psychatrie, die sich jahrelang intensiv um Dich kümmert, wie man beim Extremsportler Mollath (angeblich bayr. Meister im Reifenschnellstechen) wohltuend erleben durfte ..:Lachanfall:
Im Ernst: Es gibt solche Tage - und die sollte man NIE vergessen, sondern sich an den guten daran erfreuen, daß sie gut sind.
Gute Nacht: Michel
LidlRacer
07.08.2013, 00:26
Geiler Bericht! Ich muss da dringendst wieder starten. Vor ca. 10 Jahren ging's mir nicht viel anders als Dir, außer dass ich irgendwie als einer der Letzten doch noch angekommen bin.
Deine Ausreden sind auch vom Feinsten. Ich hatte noch eine mehr:
Ich hatte den Neo falsch herum an! :Lachanfall:
finisher05
07.08.2013, 01:05
Sehr schön geschrieben, das ist Belgien!
Egal in welcher Sportart man dort antreten möchte, die haben für fast alles eine krasse Strecke.
Duafüxin
07.08.2013, 07:46
Sehr schön geschrieben, das ist Belgien!
Egal in welcher Sportart man dort antreten möchte, die haben für fast alles eine krasse Strecke.
Ja, das ist Belgien hab ich auch gedacht :Lachen2:
Und freu mich auf mein nächstes Belgien-Erlebnis ...
Absolut genialer Bericht und erfreu Dich an dem T-Shirt :Cheese:
kommt mir sehr bekannt vor, bei meinem ersten Start 2010 hab ich das Rennen ähnlich beendet, die letzten 2 Jahre hab ichs durchgezogen und es war immer ne elenidge Schinderei.:cool:
Gibt ja auch noch nen Thread dazu.. http://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=14563&highlight=Eupen
Eupen ist irre, knapp 6 h Wettkampfzeit für die Strecke und nur noch 20 Leute dahinter in der Liste, Hammer..:Lachanfall:
Trotzdem ist es einer der genialsten Triathlons, die ich kenne und die Atmosphäre rund um die Talsperre ist was ganz besonderes. :Lachen2:
Decke Pitter
07.08.2013, 08:19
Hallo kaiserwerther,
schön geschrieben (paar Absätze im Text würden das Lesen ein wenig erleichtern :Cheese: ) und sehr treffend das Rennen beschrieben. :Blumen: Sehr schade, dass du nicht das Ziel erreicht hast. Nächstes Jahr dann eben mit ein wenig Erfahrung. :Lachen2:
Ich habe mich da schon viermal durch gekämpft und es ist immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Ein Freund sagte mal zu mir: "Es gibt gute und schlechte Bergfahrer. Du bist ein ganz beschissener Bergfahrer." Kannst du dir vorstellen, was ich auf den 80 km mitmache?
Für die, die Eupen nicht kennen... Man stelle sich die Radstrecke in etwa so vor. Ihr fahrt über eine gut asphaltierte Straße. Plötzlich kommt eine Fräskante - so wie sie bei Straßenbauarbeiten üblich ist - und dann wird der Belag ganz ganz schlecht für einige Hundert Meter. So ist das in Eupen aber die ganze Zeit. Dann geht es ordentlich rauf und runter, über Brücken, Kopfsteinpfaster und gut versteckte Bodenwellen. Auf einer Passage oben im Venn (der Ausblick nach rechts in die Vennlandschaft ist atemberaubend) wächst noch Gras oder sonstiges Grünzeug aus der Fahrbahn.
Also Leute, wer mal wirklich was erleben will auf einer Mitteldistanz, sollte mal in Eupen aufschlagen. Immer das erste Wochenende im August. Nächstes Jahr die 30. Ausgabe.
Grüße nach Düsseldorf
Tom
Decke Pitter
07.08.2013, 08:20
Trotzdem ist es einer der genialsten Triathlons, die ich kenne und die Atmosphäre rund um die Talsperre ist was ganz besonderes. :Lachen2:
:Huhu:
Hallo Kiwi,
na, langsam gut erholt von dem ganzen Eupener rauf und runter?
Grüße
Tom
:Blumen: :Blumen: :Blumen:
Göttlich geschrieben -- ich bin begeistert -- hat mich perfekt unterhalten. Nun überlebe ich den Bürotag :Cheese:
:Huhu:
Hallo Kiwi,
na, langsam gut erholt von dem ganzen Eupener rauf und runter?
Grüße
Tom
der Muskelkater ist grad schön am pochen und ich bin sackmüde, aber immer noch zufrieden irgendwie... nachdem wir uns getroffen haben gings auf einmal wieder besser beim laufen... das hat sogar noch echten Spas gemacht.. :Lachen2:
Viel Glück für die Vorbereitung auf Kölle..:Huhu:
bellamartha
07.08.2013, 08:43
Moin, du Kenianer!
Danke für diesen großartigen Bericht! Ich bin heute zum ersten Mal bewusst über dich hier im Forum gestolpert und fordere, dass du ab sofort täglich, mindestens aber wöchentlich ausführliche Beiträge postest, ob mit oder ohne Absätze ist mir egal, ich bin des Lesens auch ohne Absätze mächtig.
Ich habe jetzt jedenfalls alles weg gelesen, was es von dir hier gibt (ist ja leider nicht viel) und brauche Nachschub. Also, mach hin!
Begeisterte Grüße:
J., Leseratte (die du jetzt natürlich NICHT auf dein Buch hinweisen musst, weil sie es schon selbst gefunden hat und natürlich umgehend lesen wird)
Decke Pitter
07.08.2013, 08:47
der Muskelkater ist grad schön am pochen und ich bin sackmüde, aber immer noch zufrieden irgendwie... nachdem wir uns getroffen haben gings auf einmal wieder besser beim laufen... das hat sogar noch echten Spas gemacht.. :Lachen2:
Viel Glück für die Vorbereitung auf Kölle..:Huhu:
Danke. :)
Freut mich, dass es dir nachher besser ging! Als wir uns getroffen haben, hast du nämlich leicht angeschlagen ausgesehen und ich wollte dich nicht weiter mit meinem Geblubber belästigen. :Huhu:
Nächstes Jahr machen wir da wieder mit. Noch besser vorbereitet und wild entschlossen.
Grüße
Kona1248
07.08.2013, 08:51
Danke. :)
Freut mich, dass es dir nachher besser ging! Als wir uns getroffen haben, hast du nämlich leicht angeschlagen ausgesehen und ich wollte dich nicht weiter mit meinem Geblubber belästigen. :Huhu:
Nächstes Jahr machen wir da wieder mit. Noch besser vorbereitet und wild entschlossen.
Grüße
Das nehme ich mir für Eupen auch immer vor.
Aber was definitiv in 2013 für mich besser gelaufen ist, waren die Abfahrten. Durch Lanza habe ich gelernt, deutlich angstfreier und schneller in die Abfahrten zu gehen und sie auch zu fahren.
Danke. :)
Freut mich, dass es dir nachher besser ging! Als wir uns getroffen haben, hast du nämlich leicht angeschlagen ausgesehen und ich wollte dich nicht weiter mit meinem Geblubber belästigen. :Huhu:
Nächstes Jahr machen wir da wieder mit. Noch besser vorbereitet und wild entschlossen.
Grüße
als wir uns getroffen haben, war ich echt durch..:Lachanfall: Cola und Gel, das hat dann irgendwann gewirkt.
Nächstes Jahr ist das Rennen 2 Wochen nach Roth, das wird nix... schade eigentlich. :Lachen2:
airsnake
07.08.2013, 09:02
Selbst das Schwimmen geht bergauf:-)
Hallo kaiserwerther,
schön geschrieben (paar Absätze im Text würden das Lesen ein wenig erleichtern :Cheese: ) und sehr treffend das Rennen beschrieben. :Blumen: Sehr schade, dass du nicht das Ziel erreicht hast. Nächstes Jahr dann eben mit ein wenig Erfahrung. :Lachen2:
Ich habe mich da schon viermal durch gekämpft und es ist immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Ein Freund sagte mal zu mir: "Es gibt gute und schlechte Bergfahrer. Du bist ein ganz beschissener Bergfahrer." Kannst du dir vorstellen, was ich auf den 80 km mitmache?
Für die, die Eupen nicht kennen... Man stelle sich die Radstrecke in etwa so vor. Ihr fahrt über eine gut asphaltierte Straße. Plötzlich kommt eine Fräskante - so wie sie bei Straßenbauarbeiten üblich ist - und dann wird der Belag ganz ganz schlecht für einige Hundert Meter. So ist das in Eupen aber die ganze Zeit. Dann geht es ordentlich rauf und runter, über Brücken, Kopfsteinpfaster und gut versteckte Bodenwellen. Auf einer Passage oben im Venn (der Ausblick nach rechts in die Vennlandschaft ist atemberaubend) wächst noch Gras oder sonstiges Grünzeug aus der Fahrbahn.
Also Leute, wer mal wirklich was erleben will auf einer Mitteldistanz, sollte mal in Eupen aufschlagen. Immer das erste Wochenende im August. Nächstes Jahr die 30. Ausgabe.
Grüße nach Düsseldorf
Tom
Decke Pitter
07.08.2013, 09:06
Das nehme ich mir für Eupen auch immer vor.
Aber was definitiv in 2013 für mich besser gelaufen ist, waren die Abfahrten. Durch Lanza habe ich gelernt, deutlich angstfreier und schneller in die Abfahrten zu gehen und sie auch zu fahren.
Na, ist doch auch gut gelaufen für dich. War ja gerade mit Kiwi am plaudern, als du den Zielkanal hoch gestürmt bist. Ging so schnell; habe dich nicht mal gesehen. :cool:
Gute Vorsätze sind gut und schön...habe ich auch Jahr für Jahr und das nicht nur bezogen auf Eupen. :Huhu:
Das Abfahren ist ohnehin eine Kunst für sich und gerade in Eupen auf den engen, kurvigen und schlechten Wegen nichts für Schisser. Da ist viel Zeit rauszuholen. Trotzdem sollte man nicht Kopf und Kragen riskieren und eigentlich immer voll konzentriert fahren. Die Lichtverhältnisse ändern sich oft auf der Strecke.
Habe dieses Jahr eine gelbe Brille getragen, um die Konturen besser erkennen zu können. Trotzdem hat es mich bei Bodenwellen, die ich einfach übersehen habe, zweimal ordentlich durchgeschüttelt und beinahe abgelegt. Das kann verdammt schnell gehen.
Grüße
Decke Pitter
07.08.2013, 09:09
als wir uns getroffen haben, war ich echt durch..:Lachanfall: Cola und Gel, das hat dann irgendwann gewirkt.
Nächstes Jahr ist das Rennen 2 Wochen nach Roth, das wird nix... schade eigentlich. :Lachen2:
Ne, zwei Wochen nach Roth geht das gar nicht. :Lachen2:
Selbst das Schwimmen geht bergauf:-)
Jetzt, wo du es sagst... :Lachanfall:
Kona1248
07.08.2013, 09:14
War auch alles ok. Der WK hat richtig Spass gemacht. Bodenwellen und Wirtschaftswege sind wir hier gewöhnt. Der schlechte Belag war mir bekannt. Wenn ich das nächste Mal die MD mache, fahre ich auf jeden Fall vorher die Runde nochmal ab. :Huhu:
... ich werde insbesondere die Laufstrecke nächstes Jahr mehrfach vorher intensiv besichtigen. Meine Oberschenkel sind heute endlich wieder halbwegs frei. War (für mich, für meine Familie schon) nicht immer lustig, rückwärts die Treppe runter zu gehen.:Cheese:
Und ja, die Schwimmstrecke hatte erhebliche Höhenmeter vom Ausstieg bis zur Wechselzone. So etwa 50 im 45 Grad Winkel.
reisetante
07.08.2013, 23:07
Danke für den netten Bericht!
Auch war mir nicht klar, wie viele Bergauf es in Belgien gibt, aber dazu komme ich später.
Ja, ich hatte in der Gegend mal beruflich zu tun und habe gelernt, dass die Gegend dort Hochbelgien heißt!
Dort mitzumachen wäre bestimmt mal ganz kultig!
Klasse Bericht :Blumen:
Ich finde es schön, wenn jemand auch mal schreibt, wenn es nicht ganz so optimal gelaufen ist:Cheese: . Und wenn es derjenige auch noch so toll mit Humor nehmen kann, super:liebe053: .
mimasoto
08.08.2013, 09:38
Super Bericht :Cheese:
Danke :Cheese: Lachen macht schnell :Cheese: :Cheese:
jannjazz
08.08.2013, 11:16
Super Bericht, fehlen eigentlich nur ein paar Bilder. Allerdings empfehle ich aus Gründen der Selbstachtung das Finishershirt unmittelbar zum Rad putzen einzusetzen.
Decke Pitter
08.08.2013, 11:23
Super Bericht, fehlen eigentlich nur ein paar Bilder.
Erste Bilder 2013 en+ Archiv.
http://www.triathloneupen.be/galerie/triathlon-eupen-2013/
:Huhu:
Duafüxin
08.08.2013, 11:23
Super Bericht, fehlen eigentlich nur ein paar Bilder. Allerdings empfehle ich aus Gründen der Selbstachtung das Finishershirt unmittelbar zum Rad putzen einzusetzen.
Nein, so ein Shirt gehört in den Schrank, ab und zu denkt man an den Tag und denkt (weh)demütig daran zurück ...
und nächstes Jahr sind die belgischen Fritten voll verdient :Cheese:
Vom Schwimmen, ist für die Zuschauer und die Teilnehmer immer sehr imposant mit der Staumauer als Kulisse.
Claudia356
08.08.2013, 13:45
Hallo,
bin hier neu im Forum und zufällig auf den Eupen Bericht gestossen :Lachen2: . Trifft super auf Belgien zu!!
Ich wohne seit 20 Jahren in Belgien (gebürtig Deutsch) und mache hier seit 4 Jahren Triathlon! Da hab ich schon einige 'Belgien-Erfahrungen' mitgemacht!! Bei dem Trathlon von Leuven (MD) zum Beispiel ging es steil bergab, ab und zu gebremst durch eine Erhöhung um eigentlich Autos auszubremsen, mit dem Ridley Dean dabei jedes Mal etwa 2 Meter durch die Luft geflogen, bevor die Strecke überging in eine 90°grad Kurve mit Auslaufzone über Schotter! Asphalterhebungen unter 10cm sind hier gang und gebe und auch die Kanaldeckel werden grundsätzlich mindestens 5cm niedriger gelegt als die Strassenoberkante :Lachen2:
Ausnahme fand ich den Triathlon von Bütchenbach, aber das ist dann auch der deutschsprachige Raum von Belgien!!
Empfehlenswert für die kürzere Distanz find ich den 'familiären'Triathlon von Viersel (nicht so weit...). Bei dem gibt es nur eine Wechselzone, was es für die Zuschauer interessant macht, und auch eine sehr schöne Radrunde immer am Fluss entlang über den Deich ;-)
Ich habe gerade Roth mitgemacht und bin mit meinen Vereinsfreunden am überlegen, dass wir nächstes Jahr mal mehr Triathlons in Deutschland mitmachen wollen. Unter anderem wegen den besseren Strassenverhältnissen, aber auch (vor allem meine Freundin ;-) wegen der Konkurrenz!!
In Belgien liegt das Niveau unwahrscheinlich hoch bei den meisten Wettkämpfen. Da Belgien auch nicht so gross ist, machen immer die gleichen Topathleten auch fast alle grossen Wettkämpfe mit, sodass man vorher schon weiss wo man endet... im Fall meiner Freundin ist das meisstens fast letztes. Das will heissen mit einem Schwimmdurchschnitt von 10min/500m; einem Radschnitt von 30km/h und beim Laufen 11km/h ist man in Belgien meistens bei den letzten Frauen unterwegs... wobei ich mich auch schon abgefragt habe, wie das hier mit Doping ist wenn ich mir die gewinnenden Frauen teilweise so anschaue ....
Egal :cool: wir amüsieren uns, ich habe nach Roth endlich mal wieder Zeit auf dem Internet zu surfen, freue mich über Berichte aus meiner alten 'Heimat' ;-) und gebe gern mal was Tips wenn Ihr Fragen zu belgischen Veranstaltungen habt!
Viele Grüsse (pardon, das sz funktioniert nicht auf meinem Klavier)
Claudia
kaiserswerther kenianer
08.08.2013, 18:48
In Belgien liegt das Niveau unwahrscheinlich hoch bei den meisten Wettkämpfen. Da Belgien auch nicht so gross ist, machen immer die gleichen Topathleten auch fast alle grossen Wettkämpfe mit, sodass man vorher schon weiss wo man endet... im Fall meiner Freundin ist das meisstens fast letztes. Das will heissen mit einem Schwimmdurchschnitt von 10min/500m; einem Radschnitt von 30km/h und beim Laufen 11km/h ist man in Belgien meistens bei den letzten Frauen unterwegs...
...das beruhigt mich ein wenig, dass der Eindruck eines ungemein starken Teilnehmerfeldes nicht nur meiner selektiven Wahrnehmung geschuldet ist.
Was mir absolut unbegreiflich bleibt (und das meine ich jetzt ganz ohne Ironie oder Selbstzerfleischung), wie man diese Strecke in einem Schnitt jenseits der vierzig absolvieren kann. Wenn ich die Ergebnisliste richtig verstanden habe, waren da mehrer in knapp 2h um die 84km mit den ganzen Höhenmetern rum.
Duafüxin
09.08.2013, 09:00
...das beruhigt mich ein wenig, dass der Eindruck eines ungemein starken Teilnehmerfeldes nicht nur meiner selektiven Wahrnehmung geschuldet ist.
Was mir absolut unbegreiflich bleibt (und das meine ich jetzt ganz ohne Ironie oder Selbstzerfleischung), wie man diese Strecke in einem Schnitt jenseits der vierzig absolvieren kann. Wenn ich die Ergebnisliste richtig verstanden habe, waren da mehrer in knapp 2h um die 84km mit den ganzen Höhenmetern rum.
Die trainieren wahrscheinlich alle mit Joeri Vansteelant ;)
Decke Pitter
09.08.2013, 09:45
...wie man diese Strecke in einem Schnitt jenseits der vierzig absolvieren kann. Wenn ich die Ergebnisliste richtig verstanden habe, waren da mehrer in knapp 2h um die 84km mit den ganzen Höhenmetern rum.
Hi Düsseldorfer Rakete :Huhu:
Waren es wirklich 84 km? Hast du oder sonstwer das so auf der Uhr? Mein Dingens hat 80 km angezeigt. Ich will jetzt keine Haare spalten aber wüsste es schon mal gerne.
Der Bert Jammer war wohl der Führende auf dem Rad und hatte sogar ´ne Scheibe montiert. Spitzenleute fahren eben auch Scheibe auf der Buckelpiste.
Zum Niveau: Ich habe schon viele Rennen in Belgien und Holland gemacht. Die fahren alle Rad, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her und als ginge es immer um Leben oder Tod. In Almere z. B. hat mich mal ein älterer Herr mit ner ollem Stahlmöhre überholt. Bekleidet mit Turnschuhen, Körbchenpedale und Sporthose wie von früher. Da habe ich mal nicht schlecht gestaunt.
Cheers
80 km hatte ich auch auf der Uhr.
Bert hatte übrigens 2 Begleit-Moppeds, die ihn durchs Feld geführt haben (hat mich ganz am Ende meiner dritten Runde überrundet :dresche ). Zumindest als ich ihn sah, war er nicht ganz 35m dahinter. Aber sei's drum, da war schon Zug auf der Kette.
Ich hatte 81,5 auf dem Tacho.
Ja, das Rad Niveau in Benelux ist gewaltig.. Aber da fahren auch schon ganze Klassen bei strömendem Regen mit dem Rad zur Schule, da kämen wir in DE niemals hin. :Lachen2:
In die Gegend müsste man mal zum Radeln, einfach so.. das ist echt Hammer geil. aber ist halt nicht so ums Eck.
Dieses Jahr gibts ja die erste Austragung des Belman, das ist auch in der Region. Mal schaun, was man davon so hört. http://www.belman.be/
Sport führt einen gelegentlich in Gegenden, die man bis dato nie zu Gesicht bekommen hat. So auch mich vergangenen Sonntag.
Eupen! Ein Städtchen nahe der Deutsch-Belgischen Grenze. Bis dahin war mir nicht klar, dass es in Belgien einen deutschsprachigen Raum gibt. Jetzt weiß ich es. Dreisprachige Ansagen in Deutsch, Holländisch und Französisch belebten die Startbesprechung.
Auch war mir nicht klar, wie viele Bergauf es in Belgien gibt, aber dazu komme ich später.
Früh waren wir aufgebrochen. Sechs Uhr traf ich den Freund, dem ich diesen Triathlon aufgeschwatzt hatte vor der Haustür. Um halb Acht waren wir am Stausee, wo uns mildtätige Helfer den Parkplatz wiesen (am Rande sei erwähnt, dass es in Eupen wegen der Parkplatzsituation sehr von Vorteil ist, früh dazu sein). Alles reibungslos.
Wir hatten schnell unsere Startunterlagen, die beiden Wechselzonen waren nicht weit voneinander entfernt, das Toilettenpapier auf den Dixieklos wurde zeitnah nachgeliefert. Die Organisation war perfekt wie das Wetter. Sonnige zwanzig Grad am Start und sehr viel wärmer sollte es nach Ansage auch nicht werden. Eine wahre Wohltat nach den vorangegangenen Hitzetagen.
Viertel vor Zehn zwängten wir uns ins Neopren und dann mit fünfhundert anderen Startern ans Startband unterhalb der bedrohlich großen Staumauer. Startschuss, Getümmel, Raushalten, Durchkraulen, Rhythmus und Richtung finden, Schläge und Panik vermeiden. Alles bestens.
Knapp ein Kilometer bis zu den Wendebojen, dann wieder zum Ausgangspunkt zurück. Was fiel mir jetzt ein? Ach ja, schnell Schwimmen! Klappt immer nur auf der zweiten Hälfte. Einige überhole ich noch.
Kurz kriechen mir Gedanken an einen Todesfall beim Triathlon vor einigen Wochen in den Anzug. Wurde nicht jemand aus einem See gefischt…? Puh! Schnell wieder Armzüge zählen, Gedanken loswerden und schon ist Land in Sicht.
37.37 min! Nicht der wahre Jakob für 1900 Meter, aber nach den Enttäuschungen bei den vorangegangenen Wettkämpfen hatte ich fürs Schwimmen nichts Besseres erwartet.
Neo aus und im Veranstalterbeutel verpackt. Helm auf, Schuhe an und raus auf die Radstrecke.
Erster Nadelstich: Weder der Freund noch sein Fahrrad waren zu sehen. Der hatte mal wieder gnadenlos bei der Einschätzung seiner Schwimmform untertrieben und ich Depp hatte ihm geglaubt. Hoffentlich hole ich ihn beim Radfahren wieder ein, sonst muss ich mir zu Hause anhören, dass mein ganzes Training umsonst ist, wenn der mich nach zehnjähriger Wettkampfabstinenz abhängt. Rasende Fahrt auf breiter Landstraße. Tempo sechzig! Vor der Kurve wird gewarnt!
„Pah, übervorsichtig…“ will ich denken, als ich mich weit jenseits des Scheitelpunkts der Kurve in einer (glücklicherweise) weiten Auslaufzone wiederfinde. Jetzt rauer Asphalt wie angekündigt. Und Steigungen wie angekündigt. Natürlich habe ich gelesen, dass es 475 Höhenmeter auf jeder der vier Runden sein sollen. Aber lesen und fahren sind zwei unterschiedliche Paar Sauconys.
Auf schmalen Wirtschafts- und Waldwegen auf und ab um die Wesertalsperre. Lange Anstiege und rasante Abfahrten auf schmalen Pfaden. Nichts für Radschisser! Dafür aber für Schlauchwechsler. Schon auf der ersten Runde sechs Platten gezählt. Atemberaubend und aufregend.
Es gibt Strecken, die liegen einem. Eupen gehört nicht dazu. Ich brauche flache Straßen am Rheinufer oder durch westfälische Agrargebiete, will ich den Hauch von Konkurrenzfähigkeit spüren. Unzählige kleine Nadelstiche fürs Ego setzten die vielen Starter (allesamt kleiner als 196cm), die wie von Elektromotoren gezogen an mir vorbeidefilieren. Am Ende der ersten Runde stand ein hässlicher Schnitt von 27,48 km/h auf dem Tacho (in Düsseldorf vor wenigen Wochen auf flacher Strecke waren es noch fast acht Stundenkilometer mehr). Schlechter ELQ erwartete mich.
Tiefschlag nach 25 Kilometern. Ich werde vom Führenden überrundet. Wie geht das denn? Bei zeitgleichem Start ist der schon 22000m mehr Rad gefahren. Frust fressen Seele auf. Auch mein Freund ist nicht in Sicht.
Bei Runde zwei und drei bekomme ich noch Bananen. Bei der vierten Passage ist die Verpflegung abgebaut, mein ehemaliger Freund noch nicht überholt und plötzlich spüre ich das unschöne Aufsetzen der Felge auf dem Asphalt. Zehntausend Meter vor dem Ziel schleichender Plattfuß. Wie scheiße kann der Tag noch werden?
Der Reifen hat noch etwas mehr Luft als ich und so entscheide ich mich mutig gegen Schlauchwechsel und jage nur eine CO2 Kartusche in den halbplatten Pneus. Das der dann bis zum Ziel daher zumindest fahrbar bleibt, bringt mir das einzige sportliche Glücksgefühl des Tages.
Rückenschmerzen, Hungerast, Muskelkrämpfe, grenzenlose Frustration, Motivationsloch! Wofür soll ich mich entscheiden?
Nur Topathleten auf der Strecke. Deplatziert wie Alice Schwarzer im Playboy Mansion mache ich mich auf die erste Laufrunde. Drei mal sieben Kilometer.
Vielleicht kommt die Form zurück…
… und vielleicht lässt sich Alice mit Silikon aufpimpen!
Die Form bleibt wo sie ist. Ganz weit weg wo ich sie nicht brauchen kann. Nach drei Minuten der erste Blick zur Uhr. Nach sechseinhalb Minuten die ersten Kilometermarkierung. Dazu Baumwurzeln und Gefällstrecken wie beim Siebengebirgsmarathon. Nach zwei Kilometer willkommene Rast an der ersten Verpflegungsstelle, wo dreisprachige Cola angepriesen wird. Ich nehme sie alle, aber es wird nicht besser. Niemand ist langsamer auf dem Weg zur nächsten Verpflegung. Und die besten sind eh schon im Ziel.
Nordic Walking geht nicht, hab ja keine Stöcke dabei! Selbst bei bestem Willen kann ich nicht annähernd so laufen wie ich es wünsche.
Nach sechsundvierzig Minuten hat mich die erste Runde erledigt! Es hat keinen Zweck mehr. Frustriert, kaputt und hungrig schleiche ich mich von hinten ins gut gefüllte Zielzelt. Alkoholfreies und Laugenstangen bis zum Abwinken. Nach fünfeinhalb Stunden kommt auch der ins Ziel, dem ich die Fersen zeigen wollte.
„Ey, bist du schon lange hier? Du siehst so erholt aus?“
Kein Wunder. Ich saß ja schon fast eine Stunde herum und war vierzehn Kilometer weniger gelaufen.
Die Siegerehrung für Leute, die die vierundachtzig Kilometer in knappen zwei Stunden (einer sogar darunter) gefahren waren, schon lange vorbei.
Hier trennten sich Sportler von Eventies und ich wusste wo mein Platz war!
Epilog: Zwei Tage vergangen. Der Wettkampf war persönlich wirklich ein Debakel. Aber die Veranstaltung ist sehr zu empfehlen. Alles war perfekt organisiert. Wer keine Angst vor schweren Anstiegen und atemberaubenden Abfahrten hat, dem ist Eupen zu empfehlen. Jetzt mache ich erst mal paar Tage Pause.
Meine Leistung kann ich inzwischen besser einordnen. Es war nicht mein Tag. Am Vortag hatte ich komisches Grillgut zu mir genommen. Das Isogetränk vom Veranstalter ist mir nicht bekommen. Die fehlende Banane auf der vierten Runde war zudem der Knackpunkt. Einen leichten Infekt hatte ich irgendwie auch noch und die schnelle Abkühlung von 37 auf 24 Grad machte mein Organismus nicht mit. Zudem hatte ich ganz schlecht geschlafen. Die Kampfrichter hatten auf ihrer Fahrt die Luft verpestet, ich hatte eine Art Asthmaanfall, die Strecke war vielleicht doch nicht so gut ausgeschildert. Vor der einen Kurve hätten die intensiver warnen müssen.
Und überhaupt: Das Material! Mein Neo stammt aus Mark Allen Zeiten, damit kann die heutige Generation gar nicht mehr mit Schwimmen.
Das Rennrad -welches ich in Eupen deutlich besser hätte gebrauchen können- hatte drei Tage vor dem Start einen irreparablen Schaden. Der Triathlonbolide ist nichts für Steigungen. Das Lot der Sattelspitze ragt über das Tretlager nach vorne. Da kann man gar nicht mit bergauf fahren. Die Übersetzung passte nicht. Den schleichenden Plattfuß hatte ich wahrscheinlich schon vor dem Start. Für die paar Laufkilometer (ihr wisst schon, diese mysteriöse Verletzung am Oberschenkel) dieses Jahr sind sieben Kilometer Wettkampf eigentlich beachtlich viel. Und in Belgien sind doch eh alle gedopt!
Die Summe dieser Umstände lässt mich meine Leistung inzwischen mit einem gewissen Wohlwollen betrachten. War doch nicht alles so schlecht!
Sollte ich mich vielleicht gar nicht grämen über die fehlenden vierzehn Kilometer? Vielmehr erquicken an den einundneunzig absolvierten? War es nicht doch großartig, was ich da in den rauen Asphalt an der Wesertalsperre gebrannt hatte?
Habe ich zu guter Letzt das Finisher Shirt zu Recht schon bei der Startnummernausgabe bekommen? ;-)
Ich roll mich wesch :Lachen2: :Lachen2: :Lachen2:
Der Bericht ist genial. Der Schreibstil und Dein Nickname erinnern mich doch stark ein eines meiner Lieblingsbücher....:Cheese:
Gerne mehr davon!!!!
kaiserswerther kenianer
09.08.2013, 12:44
Hi Düsseldorfer Rakete :Huhu:
Waren es wirklich 84 km? Hast du oder sonstwer das so auf der Uhr? Mein Dingens hat 80 km angezeigt. Ich will jetzt keine Haare spalten aber wüsste es schon mal gerne.
Cheers
Also ich hatte auch nur 81 km auf dem Tacho. Aber da ich verschiedene Versionen zur Streckenlänge gehört habe, habe ich aus dramaturgischen Gründen 84km geschrieben.
Claudia356
11.08.2013, 15:14
...das beruhigt mich ein wenig, dass der Eindruck eines ungemein starken Teilnehmerfeldes nicht nur meiner selektiven Wahrnehmung geschuldet ist.
Was mir absolut unbegreiflich bleibt (und das meine ich jetzt ganz ohne Ironie oder Selbstzerfleischung), wie man diese Strecke in einem Schnitt jenseits der vierzig absolvieren kann. Wenn ich die Ergebnisliste richtig verstanden habe, waren da mehrer in knapp 2h um die 84km mit den ganzen Höhenmetern rum.
apropos, meine Mama is eine Holländerin und ich wurde auch schon früh aufs Fahrrad geschickt, während meine deutschen Freundinnen mit dem Bus oder Auto zur Schule gingen ;) . Es ist wirklich so dass hier in Belgien unglaublich viel Fahrrad gefahren wird, vor allem Sonntags sind ganze Radrenn- und Triathlongruppen unterwegs, und das artet meist in 'Testosteron-Rennrad-Schnellheitskämfen' aus. Ist manchmal was stressig, aber bringt das eigene Niveau wohl hoch hinauf!! :Cheese:
Auf Trainingsfahrten mit unserem Club, dem KTT (Kempisch Triathlon Team) fahren wir gemütlich, wenn es durchschnittlich 30km/h sind bei einer 3 à 4 Stunden Fahrt mit doch einigen Hügelchen. Ist es dann aber Wettkampfsaison wird das Tempo auf 37km/h (und mehr wenn es nur am Kanal entlang geht) erhöht!!
Ich habe oft geflucht, aber dann in Roth meine 180km 'gemütlich' in 5.30h ausgefahren :Lachen2:
Und letzten Sonntag war mein Sohn (13 Jahre) nochmal mitgefahren, 90km in gut 3 Stunden, also die nächste Generation steht schon in den Startlöchern :Cheese:
viele Grüsse Claudia
kaiserswerther kenianer
16.08.2013, 14:05
...die Organisatoren aus Eupen haben meinen Leidensbericht gelesen.
Und weil Sie sich anscheinend gut unterhalten fühlten, haben Sie mich direkt fürs nächste Jahr eingeladen und mir einen Startplatz gutgeschrieben!
Das macht sie zwar noch sympathischer, als sie es durch den schönen Triathlon eh schon waren, aber für mich bedeutet es wohl, dass ich noch mal durch die Eupener Wälder (oder soll ich doch "Hölle" schreiben...?) muß.
Zwar haben Sie mir auch angeboten, die Volks- (hier "Promo")distanz zu buchen, aber das lässt mein Stolz irgendwie nicht zu. Wenn schon, denn schon. Also: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Ich komme wieder.
Zwar haben Sie mir auch angeboten, die Volks- (hier "Promo")distanz zu buchen, aber das lässt mein Stolz irgendwie nicht zu. Wenn schon, denn schon. Also: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Ich komme wieder.
..cool, freue mich schon auf den nächsten "after-race" Bericht ;)
...die Organisatoren aus Eupen haben meinen Leidensbericht gelesen.
Und weil Sie sich anscheinend gut unterhalten fühlten, haben Sie mich direkt fürs nächste Jahr eingeladen und mir einen Startplatz gutgeschrieben!
Das macht sie zwar noch sympathischer, als sie es durch den schönen Triathlon eh schon waren, aber für mich bedeutet es wohl, dass ich noch mal durch die Eupener Wälder (oder soll ich doch "Hölle" schreiben...?) muß.
Zwar haben Sie mir auch angeboten, die Volks- (hier "Promo")distanz zu buchen, aber das lässt mein Stolz irgendwie nicht zu. Wenn schon, denn schon. Also: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Ich komme wieder.
Coole Sache, Kollege Aims ist ja im Orga Team. Eupen will erst mal gefinished werden, mein erstes Mal vor 3 Jahren hab ich auch verkackt, die nächsten beiden waren dann im Ziel.
Ehrlich, ich kenn viele Rennen, aber dazu absolut nichts vergleichbares, das Ding ist einfach total genial.
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