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Vollständige Version anzeigen : Schwimmtechnik Einsteiger


Torpedo
20.02.2019, 18:47
Hallo Zusammen!
Bin ganz neu in der Triathlonszene und somit auch in diesem Forum.
Da habe ich doch direkt mal eine Frage bezüglich der richtigen Schwimmtechnik.
Ic habe jetzt sehr viel im Internet über Schwimmtechnik gelesen bzw. auf einer Videoplattform angeschaut. Mittlerweile klappt das auch schon ganz gut und kann sich denke ich mal im Wettkampf sehen lassen. Durch die Beiträge habe ich gelernt eine sauber Technik zu trainieren mit Pullboy, Schwimmbrett und Paddles etc.
Jetzt hat mir jedoch jemand aus der Sporthochschule erzählt, dass beim Schwimmen auf längere Distanz eine solche saubere Technik gar nicht verwendet wird, sondern dass die Arme mehr oder weniger entspannt auf Wasser geklatscht werden. Das soll dan die sogenannte Entspannungsphase sein.
Bei sämtlichen Tutorials habe ich gelernt, dass der Arm sanft und gestreckt ins Wasser gleitet um sowenig Luftblasen wie möglich dabei entstehen zu lassen.
Jetzt habe ich die neue Technik mal ausprobiert und dabei drücke ich richtig viel Luft mit ins Wasser. Dabei habe ich allerdings das Gefühl, dass ich viel mehr Druck auf den Armzug bekomme. Und mich somit Kraftvoller nach vorne ziehen kann.

Da ich jetzt nicht genau weiß was ich machen soll, bzw was richtig oder falsch ist , möchte ich einfach gerne mal in die Runde fragen ob ihr da bisher schon Erfahrungswerte bezüglich der Technik sammeln konntet. Vielleicht könnten mir die Triathlonerfahrenen mir mal ein paar Tipps geben.
Ich würde mich sehr freuen.

NBer
20.02.2019, 22:23
grau ist alle theorie. richtig ist, was schnell ist, dauerhaft schnell, nicht bloß 50m (weil es dann auch einzig an der eingesetzten kraft liegen kann).
es gibt technikleitbilder, aber keine sturen vorschriften. auch bei den weltstars gibt es kaum 2 leute die technisch vollkommen gleich schwimmen.
suche dir real jemanden dessen urteil du vertraust, der sich deine technik mal anschaut und dir eventuell noch tipps geben kann.
von reinem lesen und selbst umsetzen lernt eigentlich kaum jemand richtig (schnell) schwimmen.

schnodo
21.02.2019, 02:01
Bei Swim Smooth haben sie einen eigenen Schwimmertyp dafür, den Swinger.

The Swinger nearly always has good swimming experience over a long period of time and feels confident in the water. The key characteristic of the swinger compared to the Smooth type is that they have less body roll, meaning their arms tend to swing round the side of the body rather than travel over the top. (https://www.swimtypes.com/swinger/)
Es gibt ein nettes Video von Anna Karin Lundin, in dem sie beide Varianten ausprobiert: Swimming Olympian Anna Karin Lundin in action trying "Smooth" and "Swinger" stroke styles. (https://www.youtube.com/watch?v=Bh_dz45aT3I)

Und hier schwimmt sie den "Swinger" im Freiwasser (https://www.youtube.com/watch?v=4LDbps7O5Ps). Sehr schönes Video aus meiner Sicht.

PS: Ich habe das im Meer auch schon gelegentlich ausprobiert und es fühlt sich nicht verkehrt an. Man kommt gut voran und es macht Spaß, so über die Wellen zu ballern. Da ich aber keine Wettkämpfe mache und genügend mit meinen Technikdefiziten beschäftigt bin, kann ich wenig dazu sagen, ob es sich lohnt vollständig von "classic" auf "straight arm recovery" (https://www.youtube.com/watch?v=8_5Jj9IUWkc) umzustellen. Auf jeden Fall gibt es haufenweise gute Schwimmer, die damit Freiwasser-Wettbewerbe gewinnen. :)

PPS: Im Neo schwimmt es sich übrigens aus meiner Sicht leichter als "Swinger". Zumindest meine Schulter werden bei klassischer Rückholphase schneller müde.

Und noch eines: Ich will nun niemanden dazu verleiten, so zu schwimmen wie Janet Evans (https://youtu.be/K02I7GFwYuw?t=35), aber sie hat seinerzeit auch im Becken gerockt.

Toelpel
21.02.2019, 08:30
...

Und hier schwimmt sie den "Swinger" im Freiwasser (https://www.youtube.com/watch?v=4LDbps7O5Ps). Sehr schönes Video aus meiner Sicht.

...

Das sieht schon eher nach fliegen im Wasser aus :Cheese:

Cool finde ich auch die Abbiegetechnik an der Boje (ca 0:30 im Video). Einmal über Rückenlage gedreht und die Geschwindigkeit in die neue Richtung mitgenommen. Hab ich so noch nie bewusst gesehen.

Viele werden sich wohl an der fehlenden Ästhetik des Swingers stören, aber wie schon gesagt wurde, was den einzelnen schnell macht ist oftmals sehr unterschiedlich. Und glücklicherweise gibt es beim Schwimmen ja keine B-Note.

Was mir auch aufgefallen ist, dass sie einen sehr hohen Ellenbogen in der Unterwasserphase hat...da scheint sie manchmal fast die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Aber irgebdwo muss die Geschwindigkeit ja herkommen :Lachanfall:

Matthias75
21.02.2019, 09:46
Bei Swim Smooth haben sie einen eigenen Schwimmertyp dafür, den Swinger.

[/URL]
Es gibt ein nettes Video von Anna Karin Lundin, in dem sie beide Varianten ausprobiert: [URL="https://www.youtube.com/watch?v=Bh_dz45aT3I"]Swimming Olympian Anna Karin Lundin in action trying "Smooth" and "Swinger" stroke styles. (https://www.swimtypes.com/swinger/)

Und hier schwimmt sie den "Swinger" im Freiwasser (https://www.youtube.com/watch?v=4LDbps7O5Ps). Sehr schönes Video aus meiner Sicht.

Schaut doch mal genau hin. Die schlägt auch nicht mit dem Arm ins Wasser, sondern führt lediglich den Arm gestreckt nach vorne. Das Eintauchen der Hand ist bei beiden Schwimmstilen ähnlich bis gleich, nämlich relativ „sanft“ und so, dass möglichst wenig Luft ins Wasser gezogen wird.

Entscheidend ist sowieso, was unter Wasser passiert. Über Wasser wird kein Vortrieb erzeugt. Es wäre mal interessant, ob sich der Armzug unter Wasser durch die Armführung über Wasser ändert. Glaube ich ehrlich gesagt nicht.

@Torpedo:

Das Grundproblem beim „Ins-Wasser-Schlagen“ ist, dass du meistens viel Schwung mitnimmst. Das führt zum einen dazu, dass du dich mit dem Arm vorne hochdrückst (der Arm drückt ja vorne gegen das Wasser nach unten) und die Beine als Gegenreaktion absinken. Zum anderen ist der Arm durch den Schwung schon meistens relativ tief im Wasser, bevor du mit dem koordinierten Armzug anfängst. Dadurch fehlt dir Zuglänge, vor allem in der Zugphase. Du schaffst es nicht, richtig Druck in den Armzug zu bringen. Weiteres Problem: Der seitliche Schwung beim Vorholend es Arms muss auch irgendwie ausgeglichen werden, was zu Schlingerbewegungen mit dem Körper führen kann.

Wenn du es schaffst, den Arm gestreckt und trotzdem entspann nach vorne zu bringen und trotzdem erstmal gestreckt ins Wasser zu bringen, kann das gut gehen. Ansonsten hast du das Risiko, dass du dir damit weitere Baustellen (instabile Wasserlage, fehlende Zuglänge) schaffst.

M.

schnodo
21.02.2019, 10:30
Schaut doch mal genau hin. Die schlägt auch nicht mit dem Arm ins Wasser, sondern führt lediglich den Arm gestreckt nach vorne. Das Eintauchen der Hand ist bei beiden Schwimmstilen ähnlich bis gleich, nämlich relativ „sanft“ und so, dass möglichst wenig Luft ins Wasser gezogen wird.

Weil sie noch übt (https://youtu.be/UlPyBqEajUI?t=6886). :Cheese:

Schau Dir mal ein Weltrekord-Rennen über 50 m an, da werden Unmengen von Luft ins Wasser gezogen. Wenn die mitgenommene Luftmenge so kritisch wäre, hätten diejenigen, die so schwimmen, einen enormen Nachteil und wären nicht wettbewerbsfähig.

Ich gebe allerdings freiwillig zu, dass ich das nicht ganz ernst meine und der direkte Vergleich zwischen Sprintern und Langstreckenschwimmer nicht angebracht ist. ;)

Entscheidend ist sowieso, was unter Wasser passiert. Über Wasser wird kein Vortrieb erzeugt. Es wäre mal interessant, ob sich der Armzug unter Wasser durch die Armführung über Wasser ändert. Glaube ich ehrlich gesagt nicht.

An der Stelle meine ich, dass es nicht viel Spielraum für Variation gibt. Die oben angesprochene 50-m-Prügelei mit nahezu gestrecktem Armzug auch unter Wasser hält kein Mensch über die Länge eines 5-km-Rennens durch.

Jimmi
21.02.2019, 13:05
Angeblich hört man mich beim Schwimmen immer deutlich raus. Bämmm. Bämmm. Bämmm...

Helmut S
21.02.2019, 14:50
Und hier schwimmt sie den "Swinger" im Freiwasser (https://www.youtube.com/watch?v=4LDbps7O5Ps). Sehr schönes Video aus meiner Sicht.


Vor allem deshalb, weil die Wasserlage passt und auch beim Atmen. Das ist doch das Hauptproblem bei den meisten Trias, dass die eben nicht passt. Dann ist es auch egal ob du Swinger bist oder sonstwas :Blumen:

Matthias75
21.02.2019, 17:44
Angeblich hört man mich beim Schwimmen immer deutlich raus. Bämmm. Bämmm. Bämmm...

"Kraft macht keinen Lärm, sie ist da und wirkt." Albert Schweitzer :Huhu:

Wir hatten in meinem früheren Verein eine Schwimmerin, bei der sah die Überwasserphase immer sehr locker - man könnte fast sagen kraftlos - aus. Der schwimmstil sah von außen betrachtet nicht sehr dynamisch aus, eben weil in der Überwasserphase keine Dynamik drin war und es kaum gespritzt hat. Sobald der Arm aber vorne im Wasser war, hatte man das Gefühl, sie zieht sich an einem unsichtbaren Seil vorwärts. Sie war mit dem unspektakulären Schwimmstil wesentlich schneller als viele andere, die mehr Wasser aufgewirbelt haben.

Grundsätzlich denke ich, dass es bei schnellem Schwimmen schon eher vorkommen kann, dass man Luft mit ins Wasser zieht. Man sollte aber versuchen, das in Grenzen zu halten und zunächst zu vermeiden. Wenn man von vornhinein versucht viel Luft ins Wasser zu schlagen, wird das bei zunehmender Geschwindigkeit, bspw. im Wettkampf, vermutlich eher schlimmer und der Vortrieb leidet.

@Torpedo:

Nochmal eine Frage: Du schreibst, dass es sich mit der „neuen“ Technik schneller anfühlt. Konntest du das auch mit Zeiten verifizieren? „schneller-Anfühlen“ muss nicht unbedingt auch schneller sein.

M.

papa2jaja
22.02.2019, 05:36
Was ist denn das Problem beim Luft ins Wasser ziehen? Kavitation?

papa2jaja
22.02.2019, 05:37
schnodo, herzlichen Dank für die Videos. Der Schwimmstil der einen Dame erinnert mich an einen Biathleten, der den Berg hochfliegt.

uruman
22.02.2019, 07:47
Was ist denn das Problem beim Luft ins Wasser ziehen? Kavitation?

Der Armzug verliert am Effizienz
Der Luft, die gefangen ist zwischen Hand und Wasser reduziert unsere Gripp im Wasser und wir haben weniger vortrieb

papa2jaja
22.02.2019, 08:28
Danke für die Info, uruman!

schnodo
22.02.2019, 13:33
Der Armzug verliert am Effizienz
Der Luft, die gefangen ist zwischen Hand und Wasser reduziert unsere Gripp im Wasser und wir haben weniger vortrieb

Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und vermutlich fällt das Luft-Problem im Freiwasser nicht so sehr ins Gewicht, weil man oft in direkter Nähe anderer Schwimmer ist und diese dafür sorgen, dass man nur in den seltensten Fällen stilles Wasser ohne Blasen hat, wie es im Pool immer der Fall ist. Gleichzeitig wird der Verlust an Grip in vielen Fällen durch Drafting mehr als ausgeglichen.

In Pool Swim Stroke Vs Open Water Triathlon Stroke | How Do They Differ? (https://www.youtube.com/watch?v=8_5Jj9IUWkc) wird als einer der Vorteile der straight arm recovery angeführt, dass man sich so weniger verheddert und näher an anderen schwimmen kann.

uruman
22.02.2019, 14:29
Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und vermutlich fällt das Luft-Problem im Freiwasser,...

Doch , der unterschied ist , dass in unruhigeres Wasser können wir weniger gleiten und brauchen andere Zug-Frequenz und weniger Gleitphase
Mit selbsterzeugeten Luftblasen am Arm -Unterarm sollen wir in beiden fällen nicht schwimmen