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Vollständige Version anzeigen : Magnesium oder Natrium


Marco
30.10.2006, 23:16
KS schreibt:

"Das Magnesium wirkt nur akut (während des Wettkampfs) und nur in der Weise, dass es den Muskel bezüglich seiner nervlichen Ansprechbarkeit etwas betäubt (vereinfachte Darstellung). Das vermindert die Krampfneigung, reduziert aber das Maximalkraftniveau des Muskels."

Lieber KS, Du hast womöglich viel neuere und/oder bessere Infos als ich, trotzdem könnte Dir ja auf dieser IMHO ziemlich perfekten Page ein Fehler unterlaufen sein:

Ist es nicht das NATRIUM, dem man diese Eigenschaft nachsagt?

TriSt
31.10.2006, 09:39
Ich kenne das auch so, dass das Magnesiumdepot langfristig aufgebaut werden sollte, während Natrium auch im Wettkampf hilft.

TriSt

Klugschnacker
31.10.2006, 09:58
Wenn es in der Wade reißt

Neue Theorien zur Krampfentstehung

Welcher Läufer hat dieses Gefühl noch nicht erlebt: Es sind nur noch wenige Kilometer bis ins Ziel des großen Marathonlaufes, auf den man sich jetzt schon ein ganzes Jahr vorbereitet hat. Die Bestzeit erscheint trotz der unerwarteten Hitze in Reichweite, doch langsam macht sich ein ziehendes Gefühl in der Wade bemerkbar. Dann plötzlich, an der letzten Verpfelgungsstelle, eine unkontrollierte Bewegung: „Au!“ - da ist er, der große Feind namens Wadenkrampf. Die Bestzeit ist passé, die ganze Vorbereitung dahin. Humpelnd und enttäuscht schleppt sich der Läufer ins Ziel.

Wie ein Gespenst umgibt die Angst vor einem Krampf viele Marathonläufer in der Vorbereitung auf einen wichtigen Wettkampf. Viele Sportler greifen vorsorglich zu Magnesiumpräparaten, um einem solchen schmerzvollen Zwischenfall zu entgehen. Daß die Zusammenhänge wesentlich komplexer sind, erklärt Gerald Schneider, langjähriger Mitarbeiter im Institut für Sport- und Arbeitsphysiologie der Medizinischen Hochschule Hannover und Mitbetreiber der Trainingsinstitutes MSG in Hannover, im Interview.

Spielt Magnesium in der Entstehung von Krämpfen tatsächlich eine so große Rolle, wie man es in Sportlerkreisen glaubt?

Klar ist im Moment eigentlich nur, das gar nichts klar ist. Man weiß aber inzwischen, daß ein Magnesiummangel eine von vielen Möglichkeiten ist, die zur Entstehung von Krämpfen führen kann. Ein Mangel an Magnesium kann zwar die Konzentration von Überträgerstoffen zwischen Nerven und Muskelzellen erhöhen, so daß die Muskeln stärker erregt werden. Nach neuesten Erkenntnissen ist es jedoch fraglich, ob dieser Zusammenhang für einen Krampf ausreichend ist.

Welche Mechanismen diskutiert man derzeit noch in der Frage der Krampfentstehung?

Nach wie vor diskutiert man, daß sich vor allem ein Mangel an energiereichen Substraten krampfauslösend auswirken kann. Der Substratmangel führt zu einem Mangel an ATP (Adenosintriphosphat), das die „Energiewährung“ der Zelle darstellt. Geht das ATP zur Neige, kann sich der Muskel nicht mehr ausreichend entspannen. Bei Ausdauerbelastungen sinkt der ATP-Spiegel aber nicht so stark ab, auch nicht bei Ermüdung, da den Zellen anders als bei kurzen, hochintensiven Belastungen im Bereich von 3-5 Sekunden genug Zeit zur Verfügung steht, für einen ATP-Nachschub zu sorgen.

Wo liegt dann die Ursache für Krämpfe im Ausdauersport, die ja meistens nicht sofort nach dem Start, sondern eher nach mehreren Stunden auftreten?

Flüssigkeits- und Elektrolytverschiebungen scheinen hier eine sehr große Rolle zu spielen. Lange Zeit wurde ein Natrium-Mangel als Hauptursache diskutiert. Daher wurde früher die Einnahme von Salztabletten empfohlen. Prinzipiell kann jede Übererregbarkeit der Membranen der Muskelzellen zur Krampfneigung führen. Es gibt aber noch keine schlüssigen Belege für die einzelnen Thesen.

Oft treten Krämpfe auf, wenn kurzfristig die Laufgeschwindigkeit geändert wird, zum Beispiel für einen Zwischenspurt. Gibt es für diesen speziellen Fall eine Erklärung?

Auf neuromuskulärer Ebene vermutet eine renommierte Forschungsgruppe aus Kapstadt (Südafrika) einen Reflexmechanismus bei der Auslösung von Krämpfen. Wir unterscheiden zwei Arten von Sensoren für den Spannungszustand eines Muskels: Die sogenannten Muskelspindeln aktivieren bei Erregung den jeweiligen Nerven, der für die Kontraktion des Muskels zuständig ist. Auf der anderen Seite führt die Erregung des Golgi-Sehnenapparates zu einer Hemmung der Aktivität des Nerven. Bei einem Tempowechsel kommt es zu vermehrten Flüssigkeits- und Elektrolytverschiebungen im Muskel, was zu einer höheren Erregbarkeit der Muskelspindel führen kann. Das führt dazu, daß auch der Nerv mehr Impulse an den Muskel sendet, so daß dieser sich stärker anspannt, was letztendlich zum Krampf führen kann.

Können Sie zusammenfassend ein paar Empfehlungen gegen die Entstehung von Krämpfen nennen?

Der wichtigste Hinweis ergibt sich aus dem genannten neuromuskulären Zusammenhang: Durch Dehnen kann man die Golgi-Sehnenapparate aktivieren, die dafür sorgen, daß der zum Muskel führende Nerv gehemmt wird. Die Erregung der Muskelzellen sinkt, so daß ein Krampf verhindert werden kann. In der Praxis hat sich gezeigt, daß die schnelle Magnesiumgabe einen Krampfzustand abbauen kann. Dieses ist aber keine kausale Therapie, sondern die Dämpfung des allerletzten Schrittes in der Krampfentstehung: Magnesiumgabe führt dazu, daß die Konzentration der erregenden Überträgerstoffe zwischen Nerven- und Muskelzelle abnimmt. Von einer übertriebenen Magnesiumgabe vor dem Wettkampf kann aber nur abgeraten werden, da sich ein erhöhter Magnesiumspiegel nachteilig auf die Reizübertragung auswirkt und zum Beispiel die Maximalkraft deutlich herabsetzt. Wesentlich mehr Wert sollte dagegen auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung, eine ausgewogene Ernährung vor dem Wettkampf und einen guten Dehnzustand der Muskulatur gelegt werden.

Geklaut von http://www.msg-hannover.de/krampf.htm
Siehe auch http://www.marathon-finanz.de/download/kraempfezusammenspiel.pdf

Marco
01.11.2006, 14:00
Danke - und wieder das Halbwissen aufgebessert ;)

LG Marco