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Vollständige Version anzeigen : Selbsthilfewerkstatt gründen


Flunse
24.02.2024, 10:49
Hallo zusammen,
ich wurde gefragt, ob ich an der örtlichen Schule eine Selbsthilfewerkstatt für Fahrradreparaturen gründen und betreuen möchte. Kurze Antwort: ja.

Jetzt geht es um ein paar Dinge, bei denen ich etwas Unterstützung bräuchte und ich mir hier ein paar wertvolle Tipps erhoffe. Dafür kurze Beschreibung der Situation:

Geeigneter Raum ist vorhanden, Schüler zwischen 10 und 18 Jahre alt. Eine Lehrkraft würde als schulischer Ansprechpartner etwaige Aufsichtspflichten etc übernehmen. Die Hoffnung ist, dass sich ein paar Schüler finden, die Lust am Schrauben haben und nicht nur ihre eigenen Fahrräder wieder fit machen, sondern regelmäßig kommen um ihre Mitschüler zu unterstützen. Der Fokus ist eher auf Nachhaltigkeit (Reparatur) als auf Technik (Tuning) :Cheese: .

Mein erster Plan ist, drei Arbeitsplätze einzurichten, Standardwerkzeug und Verbrauchsmaterialien zu besorgen. Speziellere Ersatzteile müssten die betroffenen selbst mitbringen. Bestimmt frage ich, wenn es konkreter wird, auch noch nach Vorschlägen für geeignetes Werkzeug etc...

Meine ersten Fragen sind allerdings eher formaler Natur:
1. Schläuche flicken und so finde ich unproblematisch. Es kann aber, z. B. bei Bremssystemen durchaus auch sicherheitsrelevant sein - weiß jemand, wie die Haftungsfrage bei solchen Selbsthilfewerkstätten geregelt ist? Ich habe keine Ausbildung als Zweiradmechaniker oder ähnliches.

2. Wie sichern sich andere Selbsthilfewerkstätten ab, wenn Schäden auftreten? Immerhin ist denkbar, dass 10-jährige an Rädern rumschrauben, die deutlich über 1000 Euro kosten, und ich nicht immer genau daneben stehe.

3. Die Erstausstattung wäre spendenbasiert. Der laufende Betrieb würde natürlich Kosten verursachen, auch wenn die Ersatzteile mitgebracht werden würden.
Gibt es Erfahrungen dazu, wie man eine Umlage von Verbrauchsmaterial gestalten kann, ohne da (steuer-)rechtlich Probleme zu bekommen?

4. Der örtliche Fahrradhändler wäre natürlich ein interessanter Partner, spätestens wenn schwierigere Reparaturen anstehen oder etwas kaputtrepariert wurde. Hat jemand schon Erfahrungen mit Selbsthilfewerkstätten und deren Verhältnis zum örtlichen Profi? Immerhin könnte das als Konkurrenz betrachtet werden oder als aktive Werbung für die Radmobilität in der Gemeinde.
Ich würde auf jeden Fall vor Gründung zu der Werkstatt gehen und "Claims" abstecken, damit es da kein böses Blut gibt.

Ich habe wirklich Lust, das Projekt anzugehen, habe aber ein bisschen Sorge, zu blauäugig zu sein. Für "einfach machen" als Ansatz und dann Probleme lösen, wenn sie auftreten, bin ich nicht so der Typ. Bin daher für jeden Tipp oder auch kritisches Hinterfragen dankbar.

Mo77
24.02.2024, 11:16
Coole Idee

Google hilft evtl (https://www.google.de/search?q=schule+fahradwerkstatt+haftung&sca_esv=df000c20b485358f&hl=de&sxsrf=ACQVn0-KCbIC5DR5gQDST77-WVzwDS6CbA%3A1708769411293&ei=g8DZZbOtEfKJ9u8Pg6yDqAQ&oq=schule+fahradwerkstatt+haftung&gs_lp=EhNtb2JpbGUtZ3dzLXdpei1zZXJwIh5zY2h1bGUgZmFo cmFkd2Vya3N0YXR0IGhhZnR1bmdI4XxQtyFYsHlwA3gBkAEAmA GtAaAB3h6qAQQyLjI4uAEDyAEA-AEBmAIfoAKYI6gCD8ICChAAGEcY1gQYsAPCAgcQIxjqAhgnwgI KECMYgAQYigUYJ8ICBBAjGCfCAgoQABiABBiKBRhDwgIOEC4Yg AQYigUYsQMYgwHCAgsQABiABBixAxiDAcICDhAAGIAEGIoFGLE DGIMBwgIOEC4YrwEYxwEYsQMYgATCAgUQABiABMICCBAAGIAEG LEDwgIOEC4YgAQYsQMYxwEY0QPCAg4QABiABBiKBRiSAxi4BMI CCxAAGIAEGIoFGJIDwgILEAAYgAQYsQMYyQPCAgsQLhiABBixA xiDAcICCxAuGIAEGMcBGK8BwgIFEC4YgATCAggQABiABBjJA8I CBxAAGIAEGArCAgsQLhivARjHARiABMICDRAuGIAEGAoYxwEYr wHCAgcQABiABBgNwgIGEAAYHhgNwgIIEAAYHhgNGA_CAgYQABg WGB7CAgoQABgWGB4YDxgKwgIIEAAYBRgeGA3CAgUQIRigAcICC BAAGAgYHhgNwgIHECEYChigAcICCRAhGAoYoAEYCpgDIYgGAZA GCJIHBjMuMjIuNqAHl8gB&sclient=mobile-gws-wiz-serp)

:Blumen:

Siebenschwein
24.02.2024, 14:00
Welche Haftung? Es heisst doch SELBSThilfe - also auch Selbsthaftung.
Am Ende kannste aber immer noch die Regeln so festlegen, dass jeder durch die Nutzung genau das akzeptiert bzw das vor der ersten Benutzung von den Eltern unterschrieben mitbringt.
Ansonsten find ich das ne geile Idee und finde das klasse, dass Du Dich da engagierst. Hut ab.

LidlRacer
24.02.2024, 15:48
Dies schon gesehen?
www.dguv-lug.de/sekundarstufe-i/verkehrserziehung-mobilitaetsbildung/fahrradwerkstatt

Matthias75
24.02.2024, 16:20
Welche Haftung? Es heisst doch SELBSThilfe - also auch Selbsthaftung.
Am Ende kannste aber immer noch die Regeln so festlegen, dass jeder durch die Nutzung genau das akzeptiert bzw das vor der ersten Benutzung von den Eltern unterschrieben mitbringt.
Ansonsten find ich das ne geile Idee und finde das klasse, dass Du Dich da engagierst. Hut ab.

So, wie ich das verstehe, wird ja nicht nur die Werkstatt zur Verfügung gestellt, sondern es soll auch eine gewisse Anleitung erfolgen. Gerade, wenn Schüler mit wenig oder gar keinen Kenntnissen ankommen, muss vermutlich auch so etwas wie eine Endkontrolle erfolgen, bevor die Schüler mit dem Rad auf die Straße gehen. Insofern ist schon eine gewisse Verantwortung bei den Anleitenden. Und wo Verantwortung ist, ist die Haftungsfrage vermutlich auch nicht weit. Das sollte man auch jeden Fall vorher auf rechtssichere Füße stellen, vor allem, da es ja durchaus Eltern gibt, die ihren Anwalt für schulische Belange auf der Kurzwahl haben.

M.

Flunse
24.02.2024, 16:22
Danke, die DGUV-Seite kannte ich noch nicht. Dass die DGUV dazu etwas schreibt, macht mir Hoffnung, dass es nicht völlig utopisch ist. Leider schreiben sie nur was zur Didaktik und wie sinnvoll das alles ist. (Wenn man sich deren Werkzeugliste ansieht, beschränken die sich nicht auf Basisreparaturen...)

Siebenschweins Hinweis zur Haftung bei Selbsthilfe kann ich nachvollziehen, teile diesen aber nur, wenn keinerlei Anleitung gegeben und/oder erwartet wird.
Das wiederum halte ich für unrealistisch. Ich gehe nicht davon aus, dass die Kinder selbständig arbeiten können, sondern Anleitung von fitten Schülern oder mir benötigen.

Man muss vermutlich folgende Szenarien abgrenzen und einzeln klären:

1. Es gibt einen Raum mit Werkzeug, der Schüler darf alles eigenverantwortlich nutzen. Das ist dann nichts anderes als diese öffentlichen Werkzeugkästen, nur etwas bequemer und vielleicht kommunikativer.

2. Die Schüler kommen mit ihrem kaputten Fahrrad und erhalten Hilfe bei der Reparatur, die sie aber letztlich eigenständig durchführen.

3. Eine Schüler-AG nimmt defekte Räder entgegen und gibt sie repariert wieder ab.

Ich tendiere zu 2. als sinnvolles Konzept, da ich immer wieder beobachte, dass die Elternhäuser diese Basisfertigkeiten nicht mehr leisten (können).

tandem65
24.02.2024, 18:24
1. Es gibt einen Raum mit Werkzeug, der Schüler darf alles eigenverantwortlich nutzen. Das ist dann nichts anderes als diese öffentlichen Werkzeugkästen, nur etwas bequemer und vielleicht kommunikativer.

Das wäre mbMn dann ganz ohne pädagogisches Konzept.;)
Also Tipps zur Fehlersuche und rangehensweise sind nach meinen Praktikantenerfahrungen unabdingbar. Ansonsten wird einfach nur experimentell geschraubt.

2. Die Schüler kommen mit ihrem kaputten Fahrrad und erhalten Hilfe bei der Reparatur, die sie aber letztlich eigenständig durchführen.

Das ist Hilfe zur Selbsthilfe und damit Haftungstechnisch unproblematisch. Da wird jedenfalls nicht für die Reparatur gehaftet.

3. Eine Schüler-AG nimmt defekte Räder entgegen und gibt sie repariert wieder ab.

Da kommt halt die Haftung für die durchgeführte Reparatur ins Spiel. Keine gute Idee, da brauchst Du tatsächlich einen Meister der Dir das abnimmt.

Flunse
25.02.2024, 10:45
Vielen Dank, es scheint also grob zu funktionieren.
Muss dann mal in die konkrete Ausgestaltung gehen und die Versicherungsaspekte vielleicht nochmal von Seiten der Schule klären/bestätigen lassen.

365d
25.02.2024, 17:46
4. Der örtliche Fahrradhändler wäre natürlich ein interessanter Partner, spätestens wenn schwierigere Reparaturen anstehen oder etwas kaputtrepariert wurde.
Ich würde das zwingend vorher mit dem Händler anschauen, und auch mit ihm detailliert besprechen.
Nichts ist schlimmer, als unfähige Hobbymechaniker die alles kaputtreparieren, und wir danach wieder ausbaden sollen.
Da machst du - ohne Absprache mit ihm - 2-3 Mal und dann schickt er dich zum Teufel.

Ich selber finde es etwas problematisch, dass du als selber Hobbyschrauber der im Text schreibt, dass er gerade mal einen Schlauch flicken kann, den Jungen zeigen will wie man an Rädern rum schraubt. Wie gesagt, es gibt da durchaus heikle Aufgaben.
Und egal ob jetzt da jemand haftet oder nicht, aber wenn du dann hörst, dass ein Kind mit Bremsversagen einen Unfall hatte, das zwei Tage vorher in der Werkstatt bei dir war, findest du das ganz sicher nicht mehr so easy und "ich hafte ja nicht".

Flunse
25.02.2024, 18:00
Ich würde das zwingend vorher mit dem Händler anschauen, und auch mit ihm detailliert besprechen.
Nichts ist schlimmer, als unfähige Hobbymechaniker die alles kaputtreparieren, und wir danach wieder ausbaden sollen.
Da machst du - ohne Absprache mit ihm - 2-3 Mal und dann schickt er dich zum Teufel.

Ja, das habe ich vor. Finde ich nur fair.

Ich selber finde es etwas problematisch, dass du als selber Hobbyschrauber der im Text schreibt, dass er gerade mal einen Schlauch flicken kann, …
Das habe ich nicht geschrieben.

…den Jungen zeigen will wie man an Rädern rum schraubt. Wie gesagt, es gibt da durchaus heikle Aufgaben.
Und egal ob jetzt da jemand haftet oder nicht, aber wenn du dann hörst, dass ein Kind mit Bremsversagen einen Unfall hatte, das zwei Tage vorher in der Werkstatt bei dir war, findest du das ganz sicher nicht mehr so easy und "ich hafte ja nicht".
Das stimmt, daher frage ich ja vorher, …

365d
25.02.2024, 18:06
Ja, das habe ich vor. Finde ich nur fair.
Bereite dich darauf vor - suche positive Punkte für ihn - dass er das nicht lustig findet.
Immerhin konkurrenzierst du ihn, und er verliert den einen oder anderen Auftrag.

Das habe ich nicht geschrieben.
Sorry, zu schnell quergelesen. Habe nur "Schläuche flicken finde ich unproblematisch, aber..." gelesen.

Das stimmt, daher frage ich ja vorher, …
Türlich, aber eben. Es geht gar nicht primär darum, ob du haftbar gemacht werden kannst, sondern ob du ruhig schlafen kannst, wenn einem Kind dann etwas passiert.
Das kannst nur du für dich selber beantworten.

Wünsche jedenfalls toitoitoi mit dem Projekt.

Gelbbremser
25.02.2024, 19:20
Geb ich halt auch noch meine Meinung dazu. Wenn ich die Beiträge mit so durchlese, komme ich mir etwas aus der Zeit gefallen vor. Diese vielen Bedenken heutzutage....
Die meisten Radreparaturen sind banal, Schlauch flicken, eine nicht funktionierende Bremse wieder in Gang setzen, Licht etc. etc. Wenn ihr wüßtet mit was die Kids so rumgurken.

Ich habe jahrzehntelang bis letzten Sommer in verschiedenen Bereichen mit Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, als Sozialarbeiter gearbeitet. Werkstätten in Jugendhäusern gehörten in den Achtzigern/Neunzigern häufig zum Programm, von der Schreinerei/Töpferei übers Auto/Mopedschrauben, bis hin zur Fahrradwerkstatt wurde alles mehr oder meistens weniger professionell versucht.
Manchmal hatten wir technisch kompetente Kolleg*innen, die in früheren Berufen das gelernt hatten, wenn nicht, durften sich jugendliche Azubis beweisen.
Schief ging in meiner Karriere nie was.

Mein Schwager hat damals in einer Berufsschule mit KFZ Lehrlingen eine Projektwerkstatt aufgezogen, die haben auch gemeinsam mit den "Auftraggebern"(anderen Schülern) geschraubt.

sybenwurz
26.02.2024, 00:13
Diese vielen Bedenken heutzutage....


Nicht ohne Grund, nicht ohne Grund.
Gibt ja genügend (Eltern...) mit nix auffe Pfanne, aber Rechtschutzversicherung.
O-Ton eines Kunden: "Ich unterstelle euch nix, ihr könnt sicher nix dafür, das iss mir klar, aber ich habe Rechtschutz, ich versuchs einfach...":Lachanfall:
(Erfolgreich, leider)

Die meisten Radreparaturen sind banal, Schlauch flicken,

Naja, naja, das Schlauch flicken an sich ist sicher banal, man merkt auch gleich, wenns nicht geklappt hat, das Rad dazu kriegen die meisten auch noch _irgendwie_ raus, aber wieviele beispielsweise 5- oder 7Gang-Sachs-Naben ich schon repariert hab, wo die Kunden/Selberschrauber die Nasenscheibe statt unter die Mutter neben die Nabe montiert haben, wo sie zuerst die Dichtung und dann den Kugelring zerstört hat, geht eigentlich schon nimmer auf ne Kuhhaut.
Und das ist nur ein griffiges Beispiel von ganz vielen. Sicher kein Ding bei irgendwelchen steinalten Kackschüsseln, aber auch aktuelles Gerät wurde eher nicht weniger empfindlich...


eine nicht funktionierende Bremse wieder in Gang setzen, ...

Joa, Bremse iss ja eigentlich nix 'bei, hm?!
Handliche Episode, kein Einzelfall: Plattes Hinterrad, Schnellspanner, Kettenschaltung.
Kunde kommt damit an, bittet drum, den Platten zu flicken.
"Äh ja, die Bremse iss ja komplett wirkungslos?! Die kommt eigentlich erstmal vorm Platten dran."
"Ja, nee, das macht mein Mitbewohner (beliebig: Freund, Freundin, ich hab nen Kumpel, der ist (beliebigen Beruf einsetzen) und so...)"

Iss klar. Schaltung aufs kleinste Ritzel, Schnellspanner auf, Rad raus und Schlauch wechseln kanner nicht, aber die Bremse. Tolle Wurst.

Nichts ist schlimmer, als unfähige Hobbymechaniker die alles kaputtreparieren, und wir danach wieder ausbaden sollen.

Das sehe ich nicht so. Das sind oft lukrative Aufträge und je nach Schuldbewusstsein des Kunden bezahlen die JEDEN Preis, Hauptsache die Rodel läuft wieder.
Ist allerdings beim motorisierten Zweirad noch ausgeprägter als am Fahrrad, zumal grad bei 15-18jährigen die Eltern nix merken sollen (und die Oma bezahlt)...:Cheese:

365d
26.02.2024, 07:12
Das sehe ich nicht so. Das sind oft lukrative Aufträge und je nach Schuldbewusstsein des Kunden bezahlen die JEDEN Preis, Hauptsache die Rodel läuft wieder.
Wir erfreuen uns hauptsächlich an der Attraktivität der Arbeit, und nicht des Umsatzes.
:Lachen2:

kullerich
26.02.2024, 12:41
Nicht ganz analog, aber zu einigen Fragen im Umfeld Organisation / Haftung ist das hier (https://ifa-heidelberg.de/ifa-leistungen/rund-ums-rad/#weinheim)vielleicht interessant

Gelbbremser
26.02.2024, 14:25
Nicht ohne Grund, nicht ohne Grund.
Gibt ja genügend (Eltern...) mit nix auffe Pfanne, aber Rechtschutzversicherung.
O-Ton eines Kunden: "Ich unterstelle euch nix, ihr könnt sicher nix dafür, das iss mir klar, aber ich habe Rechtschutz, ich versuchs einfach...":Lachanfall:
(Erfolgreich, leider)



Naja, naja, das Schlauch flicken an sich ist sicher banal, man merkt auch gleich, wenns nicht geklappt hat, das Rad dazu kriegen die meisten auch noch _irgendwie_ raus, aber wieviele beispielsweise 5- oder 7Gang-Sachs-Naben ich schon repariert hab, wo die Kunden/Selberschrauber die Nasenscheibe statt unter die Mutter neben die Nabe montiert haben, wo sie zuerst die Dichtung und dann den Kugelring zerstört hat, geht eigentlich schon nimmer auf ne Kuhhaut.
Und das ist nur ein griffiges Beispiel von ganz vielen. Sicher kein Ding bei irgendwelchen steinalten Kackschüsseln, aber auch aktuelles Gerät wurde eher nicht weniger empfindlich...




Joa, Bremse iss ja eigentlich nix 'bei, hm?!
Handliche Episode, kein Einzelfall: Plattes Hinterrad, Schnellspanner, Kettenschaltung.
Kunde kommt damit an, bittet drum, den Platten zu flicken.
"Äh ja, die Bremse iss ja komplett wirkungslos?! Die kommt eigentlich erstmal vorm Platten dran."
"Ja, nee, das macht mein Mitbewohner (beliebig: Freund, Freundin, ich hab nen Kumpel, der ist (beliebigen Beruf einsetzen) und so...)"

Iss klar. Schaltung aufs kleinste Ritzel, Schnellspanner auf, Rad raus und Schlauch wechseln kanner nicht, aber die Bremse. Tolle Wurst.



Das sehe ich nicht so. Das sind oft lukrative Aufträge und je nach Schuldbewusstsein des Kunden bezahlen die JEDEN Preis, Hauptsache die Rodel läuft wieder.
Ist allerdings beim motorisierten Zweirad noch ausgeprägter als am Fahrrad, zumal grad bei 15-18jährigen die Eltern nix merken sollen (und die Oma bezahlt)...:Cheese:

Stimmt alles... aus Sicht des professionellen Zweiradschraubers.

Aus Sozialpädagogischer Sicht läufts halt anders. Da will ne Kollegin mit ihren Kids vor den Sommerferien ein Wochenendzeltlager an einem 30km entfernten See machen und stellt fest, dass an dem einem Rad immerhin eine Bremse funktionerte, an einem anderen Rad gar keine ("kein Problem, ich brems mit den Füßen"), in einen Radladen geht von den Kids niemand ("kein Geld, das kostet"), aber auf die Freizeit wollten sie alle mit.
Eine meiner Kolleginnen machte das damals zum Thema in ner Teamsitzung 10 Tage vorher, die Jahre vorher hat irgendein Praktikant die Räder in Gang gesetzt. Schlussendlich hat sich eine Kollege bereit erklärt, ambitionierter Harley Schrauber, in ´ner Sonderschicht, die Bikes mit den Kids verkehrssicher gemacht. So sparte ich mir meine Sonderschicht..., ich war der Chef, und schlußendlich für alles verantwortlich.
So ergaben sich immer mal wieder Radschraubprojekte in unseren Jugendtreffs. Aber immer gemeinsam mit den Kids, auf dass sie´s mal irgendwann selbst machen.

Flunse
24.05.2024, 09:17
Schulprojekte scheinen immer länger zu dauern, als man das am Anfang erwartet. Aber nun gut...

Die formalen Dinge sind geklärt, die Schule freut sich, der lokale Händler freut sich ("So ein Projekt unterstütze ich, was braucht Ihr?"), habe ein Spendenbudget für die Werkstattgrundausstattung organisiert, wir haben Kontakt zu ähnlichen Projekten - ich freu mich.

Der Radhändler bietet sogar an, dass ein Grundbestand an Verbrauchsmaterial (Schläuche, ...) bei uns gelagert wird und dann nach Verbrauch "irgendwann mal" abgerechnet wird. Reparaturen, die bei uns nicht klappen, übernimmt er im normalen Geschäftsbetrieb gerne - Konkurrenz seien wir keine. Er lebe vom Radhandel und den Touristen. :Cheese:



Wie hier vorüberlegt wird es eine Selbsthilfewerkstatt, jetzt geht es um die Einrichtung.

Habt Ihr Tipps für gutes, preiswertes (nicht billiges) Werkzeug?
Privat habe ich Sachen von Parktool und der Eigenmarke von Rose. Mit letzterem komme ich gut zurecht, das erst genannte ist bei den Sachen, die ich habe, über jeden Zweifel erhaben.

Einzelkauf oder Bundle?
Es werden von allen möglichen Anbietern Bundles angeboten, die ich grundsätzlich verlockend finde, da dann selten gebrauchte Werkzeuge doch irgendwie vorrätig sind.

Welcher mobile Montageständer ist am besten, da stabil und vielseitig?

Oder vielleicht gibt es sogar noch ungebrauchte Restbestände im Keller, die man günstig erwerben könnte? Da die Grundidee ja der Nachhaltigkeitsaspekt ist, wäre ein Neukauf von selten gebrauchten Dingen kontraproduktiv. Größere Beträge wären allerdings wegen der Abrechnung besser mit Rechnung. (Oder bei großen Dingen wären bei Spenden auch Spendenbescheinigungen möglich. Müssten wir konkret besprechen, ich möchte hier allerdings nicht um Spenden bitten.)

Freue mich, falls Ihr mich durch Eure Erfahrungen und Ideen unterstützt.

Danke!

merz
24.05.2024, 09:23
von den drei Schrauberwerkstätten hier in der Nähe, die ich kenne, arbeiten zwei primär nicht mit Montageständern (die haben sie natürlich auch), sondern hängen die Räder erstmal ins Arbeitshöhe auf (zwei Haken an Ketten von der Decke).

Nur eine Idee

m.

DeanG
24.05.2024, 10:27
Also Ich hab Jahrelang in einer Selbsthilfewerkstatt gearbeitet an der Uni und wir hatten wenn ich mich recht entsinne Wera Werkzeug für allgemeine Arbeiten. Da hatte jeder "Arbeitsplatz" einen eigenen Werkzeugkasten den man sich ausleihen konnte mit Imbus, Zange, Maulschlüssel drin. Die Vollständigkeit wurde am Anfang und am Ende kontrolliert.

Spezialwerkzeug was leichter kaputt geht oder viel teurer ist, wurden nach (kurzer) Einweisung herausgegeben. Also z.B. sowas wie Messchieber, Kabel/Seitenschneider oder ähnliches. Auch das einspeichen war bei uns erst nach einer Einweisung erlaubt.

Montageständer hatten wir relativ normale, nicht unbedingt die Aldi-Preisklasse aber so 60-80 Euro pro Stück hatten die gekostet.

sybenwurz
24.05.2024, 11:56
Habt Ihr Tipps für gutes, preiswertes (nicht billiges) Werkzeug?
Privat habe ich Sachen von Parktool und der Eigenmarke von Rose. Mit letzterem komme ich gut zurecht, das erst genannte ist bei den Sachen, die ich habe, über jeden Zweifel erhaben.



Parktool oder Pedro's.
Ob sich ein Kit rechnen würde oder die benötigten Einzelwerkzeuge, ist ein Rechenexempel (das jedoch natürlich erforderlich macht, sich im Klaren zu sein, was man braucht)


Fürn Montageständer gilt ähnliches;- es ist gut, wenn man weiss, was man damit vorhat. Um irgendwelche Fräsungen an nem Stahlrahmen auszuführen brauchste was robusteres, auf dem das Rad/der Rahmen nicht gross rumwackelt und schaukelt, ohne von ner halben Hundertschaft festgehalten zu werden, dazu gibts aber nen eigenen Fred hier.
Was in ner Werkstatt imho, im Sinne der Arbeitssicherheit gar nicht geht aber davon abgesehen auch einfach nur lästig ist, sind Ständer mit fetten Auslegern als Füssen, über die man immer drübersteigen muss.



von den drei Schrauberwerkstätten hier in der Nähe, die ich kenne, arbeiten zwei primär nicht mit Montageständern (die haben sie natürlich auch), sondern hängen die Räder erstmal ins Arbeitshöhe auf (zwei Haken an Ketten von der Decke).

Das hat vorallem den Vorteil, dass man das Bike in der Regel auch vernünftig weit hochheben kann, um nicht trotz (teurem?) Ständer doch gebückt zu arbeiten.
Preislich ists notfalls mit ein Paar selbst gekauften Umlenkrollen, selbstgebogenen Haken und n paar Meter Kordel auch ziemlich Lowbudget (als fertiges Kit weiss ich nicht), allerdings muss man sich halt im Klaren sein, dass die Kiste daran rumschaukeln wird wie nix Gutes. Für handfeste Arbeiten mit mehr als n bissl Streicheleinheiten fürs Rad iss das nix.

...Imbus...

https://up.picr.de/47704818me.jpg

Flunse
24.05.2024, 13:33
Danke Euch schon mal.

Ich bin eigentlich auch in der Fraktion: Lieber einmal teuer als oft murks.

Die Lösung mit den Ketten klingt sympathisch und ergonomisch, hat allerdings zwei Nachteile im Gegensatz zu den mobilen Ständern:

1. Man kann sie bei gutem Wetter nicht draußen nutzen.
2. Wackeln.

Wahrscheinlich wird es eine Kombination aus beidem...