Jimmi
31.01.2013, 12:42
Tough guy 2013
Warum dieses Rennen? Weil es ausgetragen wird. Und inzwischen ein Klassiker ist. Nach bisher 6 Starts bei sogenannten Schlammrennen sollte es zum Abschluss meiner Hinderniskarriere noch mal das Original sein. Erst mal zu den Kosten:
Startplatz für Frühbucher: 80,00 € (glaub ich)
Zug Eisenach – Frankfurt- Eisenach: 30,00 € (Frühbucher)
Flug Frankfurt – Birmingham – Frankfurt: 160,00 €
Mietwagen: 20,00 € (80 € durch 4 Personen)
Zwei Mal Abendessen incl. Je 2 Pint: 50,00 €
Ein Mal Frühstück (Gelände): 5,00 €
Nochmal Frühstück: 5,00 € (ibis)
Übernachtung eins: Kostenlos (Scheune)
Übernachtung zwo: 25,00 € (Ibis Hotel)
Macht: 375,00 plus Spesen
Dann zum Zeitplan:
Samstag: Zug – Flug – Mietwagen – Mr. Mouse Farm
Sonntag: Race – Mietwagen – Birmingham Ibis
Montag: Flug – Zug – Home sweet home
Soweit zur Theorie. Hat auch praktisch letztendlich fast alles bestens funktioniert. Die caba-Fraktion aus Düsseldorf hatte Verspätung und Doc Shorty aus Hannover einige Stunden Zwangsaufenthalt in Paris, so dass wir fast alle gleichzeitig gegen 12.30 in Bimbimham aufschlugen. Dann wurden die 3 Mietwagen auf die 15 Anwesenden verteilt und los ging es zur Farm von Mr. Mouse. Linksverkehr, Linkslenker, fremde Großstadt. Was soll ich mehr sagen? War abenteuerlich, aber letztendlich beulenfrei.
Schon beim Anflug hatten wir festgestellt, dass England noch tief verschneit war, die Location dann aber zusätzlich tief verschlammt mit geschlossener Eisdecke über den zahlreichen Tümpeln. Wir haben bei uns zu Hause einen, inzwischen dicht gemachten Freiluftzoo. An den hat mich die ganze Angelegenheit erinnert, nur 30 mal so groß. Keine befestigten Wege, grob zusammengezimmerte Scheunen und Unterstände, die wenigen festen Gebäude können mit „work in progress“ gut beschrieben werden. Eine der mitgereisten Damen war gar nicht begeistert: Der Tough Guy war ihr Weihnachtsgeschenk und ihr war schon am Tag vorher nicht gerade warm. Übernachtungstechnisch haben wir uns aus den 3 Scheunen diejenige mit dem dichtesten Dach ausgesucht. Nummer eins war schlicht indiskutabel, da regnete es ohne Ende durch. In Nummer zwei wurde von anderen nicht-so-tough-guys gar gezeltet. Nummer 3 schien halbwegs trocken und war wie die anderen nett mit Stroh ausgelegt. Die Betreuer vor Ort waren aber alle riesig nett drauf und der Spirit greifbar.
Abends hatte ich einen Tisch in der Mermaid in Wolverhampton reserviert, wo wir dann mit 20 Mann dem Mash (Kartoffelpüree) und den Peas (Erbsen in den Aggregatformen fest und matschig) sowie diversen landestypischen Gerichten zusprachen. Als ich zum Schlaflager zurückkame musste ich feststellen, dass ich zu dicht am Bretterverschlag des Gebäudes geparkt hatte: Durch Regen plus Wind war die Penntüte oberflächlich schon gut nass. Was hilft es. Umziehen. Rein. Augen zu. Den Hang runterrutschen, Schlaf suchen, auf den Regen hören, die Regentropfen auf der Wange ignorieren, dann doch mal nach draußen langen, feststellen, dass alles schon wieder klatschnass ist, nochmal umziehen, pinkeln, meditieren, pinkeln. So geht die Nacht auch hin.
Am nächsten Morgen war dann immerhin der Schnee fast weg und ein starker, aber leidlich warmer Wind herrschte vor. Sogar die Sonne ließ sich irgendwann sehen. Dann war langsam umziehen angesagt. Nicht jeder hat da eine Taktik, ich schon. Von unten nach oben:
Inov8 mudrock (sehr gute Wahl), wasserdichte Socken, Neo-Short-Tights, Uralt-Lang-Tights, Funktionshemd, langes Oberteil, Windbreaker, Badekappe, Sturmhaube, Schwimmbrille. Und Vaseline auf der Haut. Die Widerholungstäter durften dann vor dem Feld vom Hügel aus starten, der Rest der ca. 4000 Gestörten folgte dann 10 Minuten später. Bis zum Anfang der Killing fields blieben ich dann in mit den langsameren aus dem Caba-Forum in einer kleine Gruppe zusammen und wir hielten uns am Ende des Feldes auf. Sollte ja nicht gleich am Anfang jemand abgehängt werden.
Also: 11 km Warmlaufen auf den „Country miles“ und erster Wasserkontakt. Danach Laufen im Schlamm. Das ist wie Laufen im Schnee. Das kann ich. An einem langgezogenen Teich mit Steg in der Mitte vorbei. Dort machten sie gerade die Eisdecke kaputt und das Gewässer passierbar. Erst ungute Ahnungen. Hürden auf der begleitenden Böschung, jetzt schon so tiefer Schlamm, dass es einem die Schuhe festsaugte. Dann Hügel hoch. Und runter, beides mit vermindertem Grip. Anschließend die berühmte Böschung: 15 Höhenmeter hoch, dasselbe runter. Und das 10 Mal. Wenn da vorher einige Tausend durch sind wird’s ganz schön rutschig. Aber spaßig. Dann langsam ernst: 5 lange Netze, unter denen man nur gebückt durch konnte, der erste Ausflug in einen freundlichen Bach, bei dem es mir zum ersten Mal auch oben ins Höschen herein lief. Und dann der letzte Stau vor den „Killing fields“, als es sich eintrichterte, weil jeder fast einzeln ins Wasserloch rutschen musste.
Jedes Schlammrennen hat seinen besonderen Charakter. Der Tough Guy wird geprägt durch zwei Dinge. Da sind zum einen die etliche Meter hohen riesigen Hindernisse, die dort das ganze Jahr stehen. Ich hatte allerdings nie Angst, dort abzustürzen. Auch wenn die Holzstämme rutschig waren gab es überall aufgenagelte Seile für den Gripp und an den kritischen Stellen Handschlaufen zum Festhalten. Überall waren Helfer und unter kritischen Stellen Fangnetze angebracht. Aufgrund der Größe der Hindernisse gab es wenig Stau, dafür aber zwei Stellen bei denen man auf einem Seil stehend etliche Meter überwinden musste. Die Hindernisse haben dann auch Namen wie „The Tiger“ oder „Zulu swamp“, damit man weiß wovon man später spricht.
Die andere Sache ist Nässe und Kälte. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir ins Wasser mussten. Sehr oft. Das geht von einem kleinen See mit Wasserstand bis zum Kinn über Slalom durch bauchnabeltiefe Wassergräben, eine Robbstrecke unter Stacheldraht in handtiefem Wasser und eine längere Laufpassage in knietiefem Wasser, bei der die Eisschollen an den Schienenbienen der Führenden bleibende Spuren hinterlassen haben. Besonders extrem war ein neues Wasserhindernis, durch das wir durch mussten und welches wir in der Früh schon gesehen hatten: 200 m waten durch zum Teil brusttiefes Wasser in dem die kleinen Eisstücke lustig hin und her schwappten. Danach ging es wieder gleich in den Matsch. Hier haben doch einige ihre Schuhe verloren und mussten das Rennen aufgeben. Oder auch nicht. Legendär sind die Tauchstellen und der Sprung in den See, der für die Letzten dann gesperrt war. Ich hatte trotzdem das Vergnügen von einer der Hangelseile in den See zu fallen, wobei ich meine legendäre optische Schwimmbrille einbüßte. Aber Verluste muss man halt einkalkulieren. Zum Glück gab es immer mal wieder eine Laufpassage, so dass die Füße etwas in Bewegung blieben.
Ganz gemein war ein ebenfalls neues Hinderniss: Die „torture chamber“, ein wohl ehemals freies Wasserloch, welches man überbaut hatte. Gebückt hinein, drinnen alles schummrig und düster. Von der Decke baumelten große hölzerne Schwengel bis dicht über die Wasseroberfläche und verstärkten die klaustrophobische Atmosphäre. Und es wurden langsam Schmerzensschreie deutlicher: Hinaus ging es nur kriechend durch ein dichtes Feld herunterhängender Stromdrähte durch. Nicht den Hauch einer Chance da durch zukommen, ohne eine gewischt zu bekommen. Horror. Mich hat es auch etliche Male gezwirbelt. Danach die ebenfalls legendären Betonröhren von denen eine angeblich blind sein soll.
Immerhin konnte ich bis zum Schluss noch recht gut laufen, hatte noch Gefühl in den Fingern und geschmeidige Muskeln, als ich nach geschätzten 4 Stunden dann ins Ziel bin.
Warum dieses Rennen? Weil es ausgetragen wird. Und inzwischen ein Klassiker ist. Nach bisher 6 Starts bei sogenannten Schlammrennen sollte es zum Abschluss meiner Hinderniskarriere noch mal das Original sein. Erst mal zu den Kosten:
Startplatz für Frühbucher: 80,00 € (glaub ich)
Zug Eisenach – Frankfurt- Eisenach: 30,00 € (Frühbucher)
Flug Frankfurt – Birmingham – Frankfurt: 160,00 €
Mietwagen: 20,00 € (80 € durch 4 Personen)
Zwei Mal Abendessen incl. Je 2 Pint: 50,00 €
Ein Mal Frühstück (Gelände): 5,00 €
Nochmal Frühstück: 5,00 € (ibis)
Übernachtung eins: Kostenlos (Scheune)
Übernachtung zwo: 25,00 € (Ibis Hotel)
Macht: 375,00 plus Spesen
Dann zum Zeitplan:
Samstag: Zug – Flug – Mietwagen – Mr. Mouse Farm
Sonntag: Race – Mietwagen – Birmingham Ibis
Montag: Flug – Zug – Home sweet home
Soweit zur Theorie. Hat auch praktisch letztendlich fast alles bestens funktioniert. Die caba-Fraktion aus Düsseldorf hatte Verspätung und Doc Shorty aus Hannover einige Stunden Zwangsaufenthalt in Paris, so dass wir fast alle gleichzeitig gegen 12.30 in Bimbimham aufschlugen. Dann wurden die 3 Mietwagen auf die 15 Anwesenden verteilt und los ging es zur Farm von Mr. Mouse. Linksverkehr, Linkslenker, fremde Großstadt. Was soll ich mehr sagen? War abenteuerlich, aber letztendlich beulenfrei.
Schon beim Anflug hatten wir festgestellt, dass England noch tief verschneit war, die Location dann aber zusätzlich tief verschlammt mit geschlossener Eisdecke über den zahlreichen Tümpeln. Wir haben bei uns zu Hause einen, inzwischen dicht gemachten Freiluftzoo. An den hat mich die ganze Angelegenheit erinnert, nur 30 mal so groß. Keine befestigten Wege, grob zusammengezimmerte Scheunen und Unterstände, die wenigen festen Gebäude können mit „work in progress“ gut beschrieben werden. Eine der mitgereisten Damen war gar nicht begeistert: Der Tough Guy war ihr Weihnachtsgeschenk und ihr war schon am Tag vorher nicht gerade warm. Übernachtungstechnisch haben wir uns aus den 3 Scheunen diejenige mit dem dichtesten Dach ausgesucht. Nummer eins war schlicht indiskutabel, da regnete es ohne Ende durch. In Nummer zwei wurde von anderen nicht-so-tough-guys gar gezeltet. Nummer 3 schien halbwegs trocken und war wie die anderen nett mit Stroh ausgelegt. Die Betreuer vor Ort waren aber alle riesig nett drauf und der Spirit greifbar.
Abends hatte ich einen Tisch in der Mermaid in Wolverhampton reserviert, wo wir dann mit 20 Mann dem Mash (Kartoffelpüree) und den Peas (Erbsen in den Aggregatformen fest und matschig) sowie diversen landestypischen Gerichten zusprachen. Als ich zum Schlaflager zurückkame musste ich feststellen, dass ich zu dicht am Bretterverschlag des Gebäudes geparkt hatte: Durch Regen plus Wind war die Penntüte oberflächlich schon gut nass. Was hilft es. Umziehen. Rein. Augen zu. Den Hang runterrutschen, Schlaf suchen, auf den Regen hören, die Regentropfen auf der Wange ignorieren, dann doch mal nach draußen langen, feststellen, dass alles schon wieder klatschnass ist, nochmal umziehen, pinkeln, meditieren, pinkeln. So geht die Nacht auch hin.
Am nächsten Morgen war dann immerhin der Schnee fast weg und ein starker, aber leidlich warmer Wind herrschte vor. Sogar die Sonne ließ sich irgendwann sehen. Dann war langsam umziehen angesagt. Nicht jeder hat da eine Taktik, ich schon. Von unten nach oben:
Inov8 mudrock (sehr gute Wahl), wasserdichte Socken, Neo-Short-Tights, Uralt-Lang-Tights, Funktionshemd, langes Oberteil, Windbreaker, Badekappe, Sturmhaube, Schwimmbrille. Und Vaseline auf der Haut. Die Widerholungstäter durften dann vor dem Feld vom Hügel aus starten, der Rest der ca. 4000 Gestörten folgte dann 10 Minuten später. Bis zum Anfang der Killing fields blieben ich dann in mit den langsameren aus dem Caba-Forum in einer kleine Gruppe zusammen und wir hielten uns am Ende des Feldes auf. Sollte ja nicht gleich am Anfang jemand abgehängt werden.
Also: 11 km Warmlaufen auf den „Country miles“ und erster Wasserkontakt. Danach Laufen im Schlamm. Das ist wie Laufen im Schnee. Das kann ich. An einem langgezogenen Teich mit Steg in der Mitte vorbei. Dort machten sie gerade die Eisdecke kaputt und das Gewässer passierbar. Erst ungute Ahnungen. Hürden auf der begleitenden Böschung, jetzt schon so tiefer Schlamm, dass es einem die Schuhe festsaugte. Dann Hügel hoch. Und runter, beides mit vermindertem Grip. Anschließend die berühmte Böschung: 15 Höhenmeter hoch, dasselbe runter. Und das 10 Mal. Wenn da vorher einige Tausend durch sind wird’s ganz schön rutschig. Aber spaßig. Dann langsam ernst: 5 lange Netze, unter denen man nur gebückt durch konnte, der erste Ausflug in einen freundlichen Bach, bei dem es mir zum ersten Mal auch oben ins Höschen herein lief. Und dann der letzte Stau vor den „Killing fields“, als es sich eintrichterte, weil jeder fast einzeln ins Wasserloch rutschen musste.
Jedes Schlammrennen hat seinen besonderen Charakter. Der Tough Guy wird geprägt durch zwei Dinge. Da sind zum einen die etliche Meter hohen riesigen Hindernisse, die dort das ganze Jahr stehen. Ich hatte allerdings nie Angst, dort abzustürzen. Auch wenn die Holzstämme rutschig waren gab es überall aufgenagelte Seile für den Gripp und an den kritischen Stellen Handschlaufen zum Festhalten. Überall waren Helfer und unter kritischen Stellen Fangnetze angebracht. Aufgrund der Größe der Hindernisse gab es wenig Stau, dafür aber zwei Stellen bei denen man auf einem Seil stehend etliche Meter überwinden musste. Die Hindernisse haben dann auch Namen wie „The Tiger“ oder „Zulu swamp“, damit man weiß wovon man später spricht.
Die andere Sache ist Nässe und Kälte. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir ins Wasser mussten. Sehr oft. Das geht von einem kleinen See mit Wasserstand bis zum Kinn über Slalom durch bauchnabeltiefe Wassergräben, eine Robbstrecke unter Stacheldraht in handtiefem Wasser und eine längere Laufpassage in knietiefem Wasser, bei der die Eisschollen an den Schienenbienen der Führenden bleibende Spuren hinterlassen haben. Besonders extrem war ein neues Wasserhindernis, durch das wir durch mussten und welches wir in der Früh schon gesehen hatten: 200 m waten durch zum Teil brusttiefes Wasser in dem die kleinen Eisstücke lustig hin und her schwappten. Danach ging es wieder gleich in den Matsch. Hier haben doch einige ihre Schuhe verloren und mussten das Rennen aufgeben. Oder auch nicht. Legendär sind die Tauchstellen und der Sprung in den See, der für die Letzten dann gesperrt war. Ich hatte trotzdem das Vergnügen von einer der Hangelseile in den See zu fallen, wobei ich meine legendäre optische Schwimmbrille einbüßte. Aber Verluste muss man halt einkalkulieren. Zum Glück gab es immer mal wieder eine Laufpassage, so dass die Füße etwas in Bewegung blieben.
Ganz gemein war ein ebenfalls neues Hinderniss: Die „torture chamber“, ein wohl ehemals freies Wasserloch, welches man überbaut hatte. Gebückt hinein, drinnen alles schummrig und düster. Von der Decke baumelten große hölzerne Schwengel bis dicht über die Wasseroberfläche und verstärkten die klaustrophobische Atmosphäre. Und es wurden langsam Schmerzensschreie deutlicher: Hinaus ging es nur kriechend durch ein dichtes Feld herunterhängender Stromdrähte durch. Nicht den Hauch einer Chance da durch zukommen, ohne eine gewischt zu bekommen. Horror. Mich hat es auch etliche Male gezwirbelt. Danach die ebenfalls legendären Betonröhren von denen eine angeblich blind sein soll.
Immerhin konnte ich bis zum Schluss noch recht gut laufen, hatte noch Gefühl in den Fingern und geschmeidige Muskeln, als ich nach geschätzten 4 Stunden dann ins Ziel bin.