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Vollständige Version anzeigen : Übertraining, Burnout, kurz vor Licht aus


Pate1410
07.05.2015, 10:57
Mir ist bewusst, keiner kennt es, keiner hat es, denn wir alle sind ja Eisenmänner. Schwäche zeigen ist da ein klares "no go". Oder etwa nicht?

8-12 Stunden Job, Partner und Familie, Haus und Garten, und dann noch mal eben 6-16 Stunden Training in der Woche, das alles fordert. Nicht nur den Körper, auch das Nervensystem leidet enorm darunter.

Ich habe in den letzten Jahren in etlichen Führungskräfteseminaren Top Manager großer und mittelständiger Konzerne kennengelernt, die allein aufgrund ihres Jobs nervlich und auch körperlich völlig am Ende waren. Der Körper resigniert und das, wo doch knapp 80% dieser Personen mit Ausnahme von 2 kleinen Laufeinheiten in der Woche gar kein großen Sportpensum absolvieren.

Mir stellt sich also die Frage (als jemand der ohne weiteres einen 11h Arbeitstag hat, seit einem Dreivierteljahr rund 6-10h die Woche trainiert) wie lange kann das gut gehen? Frau und Kinder sind gut in meine Tagesabläufe integriert aber ich muss mir eingestehen, dass es in den letzten Wochen einige Tage gegeben hat, in denen mir der Lauf zur Kaffeemaschine im Büro sehr, sehr schwer gefallen ist. Die Beine fühlen sich an wie Blei und auch das allgemeine Wohlbefinden verändert sich. Ich bekomme Feedback, öfter und schneller gereizt zu sein und meine Motivation war auch schon mal auf einem höheren Level.

Erste Warnzeichen für ein Übertrainingssyndrom? Oder besser gesagt, themenübergreifende Überlastung?

Ich denke das Thema wäre allemal einen Beitrag wert. Laut einer US Studie kommt das Übertrainingssyndrom bei mehr als 60% der
Langstreckenläufer mindestens einmal während ihrer Karriere vor. Die "Dunkelziffer" im ambitionierten Leistungs- und Freizeitsport schätzen die Forscher aufgrund der zusätzlichen Belastungen durch Beruf und Freizeit weit höher ein.

Es gibt viel zu wenige die mal die E***er in der Hose haben um sich mal einen oder zwei Ruhetage zu gönnen, weil sie der Meinung sind, das wäre nichts für einen gestandenen Triathleten. Das schlechte Gewissen, eine Trainingseinheit auszulassen und dann doch eine halbe Sekunde später ins Ziel zu laufen (jeder von uns weiß, dass das totaler Blödsinn ist), ist viel zu groß.

Nebst einem Themenbeitrag würde ich mich natürlich auch über OFFENEN Austausch hier im Forum zum Thema freuen.

Grüße

Der Pate :Huhu:

Klugschnacker
07.05.2015, 11:04
Hallo Pate,

gib mal in der Suchfunktion des Filmarchivs (http://tv.triathlon-szene.de/index.lasso?Rubrik=Filme) den Suchbegriff Übertraining ein. Da findest Du mehrere Beiträge.

(Oder braucht es da ein Update? Könnte ich schon machen :Gruebeln: )

Grüße,
Arne

longtrousers
07.05.2015, 11:11
Es ist zunächst mal wichtig den Ausdruck "Übertraining" genau zu definieren. Ich fühle mich z.B. Müde, wenn ich 3 Wochen hintereinander trainiere. Aber deshalb gibt es auch die Entlastungswochen, die man jede 2,3 oder 4 Wochen einbaut.

Im Allgemeinen definiert man Übertraining als etwas Längerfristiges: also wenn man sich dort befindet kann es Monate oder vielleicht ein Jahr dauern bevor man da wieder rauskommt. Ich meine mal gelesen zu haben, dass so was bei Hobbyathleten mit maximal 15 Trainingsstunden pro Woche überhaupt nicht auftreten kann.

Korrigiere mich wenn ich falsch liege.

Necon
07.05.2015, 11:12
Overreaching uns overtraining ist hierbei zu unterscheiden

Stahlhase
07.05.2015, 11:21
Eine weitere Facette ist ja auch "Wann wird es mir persönlich zu viel", das äußert sich auch gerne in schlechterer Laune..., auch wenn das weit weg ist von Übertraining und Burnout ist. Ignoriert man das völlig kann das aber dann auch mal in die Richtung gehen...
Und dieses Gefühl kann auch bei 6h Training die Woche auftauchen, die Gesamtsumme (Job, Familie, Sport, X) zählt doch.

Pate1410
07.05.2015, 11:21
Hallo Pate,

gib mal in der Suchfunktion des Filmarchivs (http://tv.triathlon-szene.de/index.lasso?Rubrik=Filme) den Suchbegriff Übertraining ein. Da findest Du mehrere Beiträge.

(Oder braucht es da ein Update? Könnte ich schon machen :Gruebeln: )

Grüße,
Arne

So ein Update in HD wäre schon mal klasse. Gerade jetzt auch im Zuge der Sendereihe für Anfänger denke ich könnte man Newbies in dieser Hinsicht frühzeitig "Impfen".

Aber auch für alle Anderen denke ich ist das ein Thema, das aufgrund der doch sehr schwerwiegenderen und langfristigen Folgen immer mal wieder ins Gedächtnis gerufen werden sollte.

Pate1410
07.05.2015, 11:25
Es ist zunächst mal wichtig den Ausdruck "Übertraining" genau zu definieren. Ich fühle mich z.B. Müde, wenn ich 3 Wochen hintereinander trainiere. Aber deshalb gibt es auch die Entlastungswochen, die man jede 2,3 oder 4 Wochen einbaut.

Im Allgemeinen definiert man Übertraining als etwas Längerfristiges: also wenn man sich dort befindet kann es Monate oder vielleicht ein Jahr dauern bevor man da wieder rauskommt. Ich meine mal gelesen zu haben, dass so was bei Hobbyathleten mit maximal 15 Trainingsstunden pro Woche überhaupt nicht auftreten kann.

Korrigiere mich wenn ich falsch liege.

Absolut richtig. Allerdings entsteht Übertrainings durchaus auch bei wesentlich kleineren Umfängen als 15h/Woche. Die Summe der körperlichen Gesamtbelastung macht es hier:

Job+Familie+Privat+Sport+Haus+Geld(oder gar Schulden)+x+x+x= Gesamtbelastung die eine Überbelastung hervorrufen kann.

Es geht mir nicht um einen ordentlichen Muskelkater, weil man mir dem Trainingspartner das erste Ortsschild beim Sprint übersehen und bis zum nächsten Ort weiter gesprintet ist. Auch geht es nicht um die Muskelermüdung nach einer harten Trainingswoche.

Es gibt von den Wissenschaftlern der US Studie eine recht gute Definition für das Thema:

„Overtraining is an accumulation of training and/or
non- training stress resulting in long- term
decrement in performance capacity with or
without related physiological and psychological
signs and symptoms of overreaching in which
restoration of performance capacity may take
several weeks or months” (Halson und Jeukendrup, 2004)

Pate1410
07.05.2015, 11:32
Eine weitere Facette ist ja auch "Wann wird es mir persönlich zu viel", das äußert sich auch gerne in schlechterer Laune..., auch wenn das weit weg ist von Übertraining und Burnout ist. Ignoriert man das völlig kann das aber dann auch mal in die Richtung gehen...
Und dieses Gefühl kann auch bei 6h Training die Woche auftauchen, die Gesamtsumme (Job, Familie, Sport, X) zählt doch.

Bin ich völlig bei Dir.

Durch einige Gespräche mit Kursleitern von meinen Führungskräfteseminaren weiß ich, dass zwischen "es ist mir gerade zu viel" und echtem Burn-Out, die Grenze meist recht nah beieinander liegt. Aber auch nicht jedes "es ist mir gerade zu viel" ist ein Indikator für Burn-Out.

In der Summe, wie ich finde ein klasse Thema, das durchaus kompetenter und vor allem aus unterschiedlichen Bereichen aufgestellter Studiogäste bedarf:

- Wie sieht das ein Marcel, der ja nun Triathlon als Job macht - wie war die gefühlte Belastung als angehender Lehrer mit hohem Trainingspensum

- Evtl. jemanden, der eben ein "normal" arbeitender Triathlet ist und seinen ambitionierten trainingsplan um sein Privat- und Arbeitsleben herumplanen muss.

- und natürlich Arne, der durch etliche Lesestunden fachtechnisch klugschnacken kann und wie immer top dazu moderiert :Cheese:

drullse
07.05.2015, 11:45
Ich meine mal gelesen zu haben, dass so was bei Hobbyathleten mit maximal 15 Trainingsstunden pro Woche überhaupt nicht auftreten kann.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: doch, das geht.

anna.runner
07.05.2015, 12:51
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: doch, das geht.


War bei mir im vorigen Jahr auch der Fall.

Matthias75
07.05.2015, 13:07
Ich meine mal gelesen zu haben, dass so was bei Hobbyathleten mit maximal 15 Trainingsstunden pro Woche überhaupt nicht auftreten kann.

Würde ich so nicht unterschreiben. Pate hat schon geschrieben, die Gesamtbelastung setzt sich ja nicht nur aus Sport zusammen. Wer einen stressigen Alltag hat, vielleicht noch andere Sorgen am Hals hat etc. wird auch bei wesentlich weniger Trainingsstunden Probleme bekommen.

Ich könnte mir z.B. gerade mit Familie, Job-/Wohnortwechsel und Zusatzausbildung, auch wenn ich die Zeit dafür hätte, nicht vorstellen 15h in der Woche zu trainieren, einfach weil meine Energie woanders benötigt wird.

Zudem kommt es bei den 15h sicher auch darauf an, was und wie man trainiert. Wenn ich 15h locker durch die Gegen radel, vielleicht noch den Arbeitsweg einrechnen kann, ist das leichter zu verkraften als ein knallhartes durchgeplantes Training mit Intervallen etc..

Matthias

Mattes87
07.05.2015, 13:13
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: doch, das geht.

Das kann ich bestätigen.
Ich habe auch einen 9-10 Std Tag auf der Arbeit. Dazu kommen nochmals je eine Stunde Hin- und Heimfahrt. Zuhause warten dann zwei Damen auf mich die ebenfalls was von Mann, bzw. Papa möchten.
Aber wie mein Chef schon mal gesagt hat: der Tag hat 24 Stunden in denen man immer was machen kann. Schlafen kann man Nachts!

Der selben Ansicht sind auch die beiden Raelert Brüder. Zumindest bin ich der Meinung, dass mal in einem Interview gehört zu haben :Huhu:

Allerdings muss das jeder für sich selbst entscheiden und bei Anzeichen von "Überlastung" egal in welcher Form, rechtzeitig die Reissleine ziehen.

Den Mut zu haben und das öffentlich anzusprechen finde ich übrigens TOP!:Blumen:

la_gune
07.05.2015, 13:23
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: doch, das geht.

Jepp. Und sogar ganz ohne Sport... :(
Also eine "Überlastungserscheinung".

Aber es hat da auch wohl jeder eine ganz individuelle Schwelle.

NBer
07.05.2015, 13:29
ich bin genau nicht dafür, alles in einen topf zu werfen, sondern zwischen übertraining und allgemeiner überlastung bzw. burnout zu unterscheiden.
das wort "übertraining" impliziert ja ein zuviel an training, das durch entsprechendes gegensteuern (nämlich deutlich weniger training) wieder in den griff bekommen werden soll und kann. es kommt erst zu einem körperlichen erschöpfungszustand, der sich erst dann aufs mentale niederschlägt.
bei einer allgemeinen überlastung (burnout) ist es aus meiner sicht umgekehrt, zuerst ein mentaler erschöpfungszustand, der sich dann aufs körperliche niederschlägt. aus meiner sicht kann da allein ein reduzieren des trainings nicht helfen, da muss man dann nach einer situationsanalyse auf allen stressgebieten ran.

Pate1410
07.05.2015, 13:47
ich bin genau nicht dafür, alles in einen topf zu werfen, sondern zwischen übertraining und allgemeiner überlastung bzw. burnout zu unterscheiden.
das wort "übertraining" impliziert ja ein zuviel an training, das durch entsprechendes gegensteuern (nämlich deutlich weniger training) wieder in den griff bekommen werden soll und kann. es kommt erst zu einem körperlichen erschöpfungszustand, der sich erst dann aufs mentale niederschlägt.
bei einer allgemeinen überlastung (burnout) ist es aus meiner sicht umgekehrt, zuerst ein mentaler erschöpfungszustand, der sich dann aufs körperliche niederschlägt. aus meiner sicht kann da allein ein reduzieren des trainings nicht helfen, da muss man dann nach einer situationsanalyse auf allen stressgebieten ran.

Da hast Du sicherlich zum Teil recht. Jede Überlastung, ob jetzt im Sport, Privat oder im Job kann natürlich isoliert betrachtet werden. Durch die Reduktion einzelner Stressbereiche lässt sich sicher auch ein Effekt auf die Anderen erzielen.

Jedoch denke ich schon auch, dass die Summe der einzelnen Stressfaktoren letzten Endes das Ergebnis bildet. Was nun zuerst kommt und Auswirkungen auf die anderen Bereiche hat ist, ähnlich wie die Frage ob Huhn oder Ei zuerst auf die Erde gefallen sind, glaube ich eher nachrangig. Fakt ist doch, Burnout kann durch jedes einzelne der Teile entstehen, die restlichen Teile tragen dann eben ihren Rest dazu bei.

In Maßen kann Sport ja die Symptome von Burnout auch lindern. In vielen Bereichen wird Sport dosiert zur Therapie eingesetzt. Nur denke ich hat jeder in diesem Forum die Dosis der "normalen" Sport-Burnout-Therapie um einiges überschritten.

lyra82
07.05.2015, 14:06
ich bin genau nicht dafür, alles in einen topf zu werfen, sondern zwischen übertraining und allgemeiner überlastung bzw. burnout zu unterscheiden.
das wort "übertraining" impliziert ja ein zuviel an training, das durch entsprechendes gegensteuern (nämlich deutlich weniger training) wieder in den griff bekommen werden soll und kann. es kommt erst zu einem körperlichen erschöpfungszustand, der sich erst dann aufs mentale niederschlägt.
bei einer allgemeinen überlastung (burnout) ist es aus meiner sicht umgekehrt, zuerst ein mentaler erschöpfungszustand, der sich dann aufs körperliche niederschlägt. aus meiner sicht kann da allein ein reduzieren des trainings nicht helfen, da muss man dann nach einer situationsanalyse auf allen stressgebieten ran.
Genau so sehe ich das auch. Gut beschrieben!
Was der Pate hier beschreibt ist von der Definition her kein Übertraining.

Ansonsten ist ja schon so ziemlich alles gesagt:
Jeder hat seine persönliche Schwelle, wo er zusammenbricht.
Es ist immer gut, mal einen Schritt zurückzutreten und das Ganze von außen zu betrachten. Was sind meine Prioritäten im Leben? Was ist sinnvoll?

Pate1410
07.05.2015, 14:27
Was der Pate hier beschreibt ist von der Definition her kein Übertraining.

Das sehe ich anders. Es gibt eine Studie vom Leiter der Sportklinik in Basel, Dr.med.Matteo Rossetto. Hier wird das Übertraining ganz klar in Zusammenhang mit allen anderen Belastungen gesehen.


Neben Trainingsintensität und Trainingsumfang, die meist gesteigert sind, spielen auch verschiedene die Belastbar- keit vermindernde Stressfaktoren berufli- cher oder privater Natur eine grosse Rolle. Dazu gehören Belastung am Arbeitsplatz, Termindruck, Beziehungskonflikte, Verlu- sterlebnisse usw.. Vereinfacht liegt immer ein Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit bzw. zwischen Training und Regeneration vor. Dauert dieses Mis- sverhältnis über längere Zeit an, kommt es zu Störungen auf verschiedenen Ebenen der psychischen und physischen Lei- stungsfähigkeit, die letztlich zum Vollbild des Übertrainingssyndroms führen.


Ich denke das ist durchaus auch der korrekte Ansatz, denn letzten Endes zählt, was unterm Strich bei raus kommt.

Die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin hat in einem Beitrag ähnlich zusammengefasst, dass eben auch alles außerhalb des Sports mit für diesen Überlastungszustand verantwortlich sein kann:

Das Übertrainingssyndrom (ÜTS; engl. ”overtraining syndrome”, ”sta- leness”) ist charakterisiert durch einen Abfall der sportartspezifischen Leistungsfähigkeit trotz weitergeführtem oder sogar intensiviertem Trai- ning mit teilweise ausgeprägten Befindlichkeitsstörungen, der auch nach einer verlängerten Regenerationsphase von (willkürlich festgeleg- ten) 2 bis 3 Wochen noch nachweisbar ist. Bei einer kürzeren Dauer spricht man eher von einem Überlastungszustand (engl. ”overreach- ing”). "Übertraining" bezeichnet eigentlich nur den überlastenden Trai- ningsprozess per se. Andere organisch krankhafte Ursachen müssen ausgeschlossen werden, beispielsweise Infekte (Mononukleose oder an- dere virale Entzündungen, Zahnwurzelherd usw.), eventuell sogar mit kardialer Beteiligung im Sinne einer Myokarditis, eine Eisenmangel- anämie oder endokrinologische Störungen (Schilddrüsen- oder Neben- nierenfehlfunktion).
Klassischerweise wird zwischen einer sympathikotonen ("basedo- woiden") und einer parasympathikotonen ("addisonoiden") Form des ÜTS unterschieden (2). Während erstere mit ausgeprägteren vegetativen Symptomen wie erhöhte Herzfrequenz, Schlafstörungen, emotionale In- stabilität und organbezogene Beschwerden einhergeht, weist letzere ei- ne verstärkte phlegmatische bis depressive Komponente auf und ist we- gen ihrer Symptomarmut schwerer zu erkennen. Oftmals liegt allerdings ein Mischtyp bzw. ein Übergang zwischen der eher frühen sympathiko- tonen und der chronischen parasympathikotonen Form vor. Allen gemeinsam ist aber immer ein primär unerklärlicher Leistungsabfall mit schnellerer Ermüdbarkeit und verzögerter Regeneration im Training (3).

Häufigste Ursache für einen Überlastungszustand sind über einen län- geren Zeitraum wiederholt absolvierte hohe Trainingsintensitäten, ins- besondere im anaerob-laktaziden oder hochintensiven Ausdauerbe-
reich, hohe, innerhalb kurzer Zeit angestiegene Trainingsumfänge oder zu häufige Wettkämpfe. Nicht selten liegt auch eine zu hohe Intensität (evtl. auch Dauer) des zwischen den einzelnen Belastungsreizen liegen- den regenerativ geplanten Trainings vor: Ständige monotone Belastun- gen sind problematischer als hohe Reizspitzen mit jeweils konsequenter Erholung.
Häufig sind zusätzliche, bei der Trainings- und Wettkampfplanung unberücksichtigte, Stressfaktoren von wesentlicher Bedeutung. Hierzu gehören Prüfungssituationen, Beziehungsprobleme, ständige Engpässe im täglichen Zeitmanagement, zu schnelle Wiederaufnahme des ge- wohnten Trainings nach Infekten, ungenügende Regeneration in der Wo- che nach Trainingslagern mit hohen Belastungsumfängen, einseitige Ernährung mit ungenügender Nährstoffdichte oder eine unzureichende Höhenadaptation (oftmals zu intensives Training in der ersten Woche).
Die Angaben zur Häufigkeit des Auftretens eines ÜTS sind sehr un- terschiedlich. Inzidenzen von jährlich über 10 % der Sportler erscheinen jedoch nicht realistisch.


Auch in der Therapie herrscht Einigkeit (es sei denn man liest Berichte von Nahrungsergänzugsmittelherstellern)

Die einzig wirksame Therapie ist die Ausschaltung der Ur- sachen oder eine starke Reduktion aller an der Ursache beteiligten Prozesse.

emka
07.05.2015, 15:53
Du sagst selber: wichtig ist, was unter dem Strich dabei rauskommt.

Alles in allem ist es zu viel, also muss etwas reduziert werden. Wo man reduziert, hängt von jedem einzelnen ab. Bei mir hat Familie Priorität, dann kommt der Job. Job wird nur reduziert, wenn es familiär sein muss, aber nicht für (mehr) Sport.

Triathlon mit Wettkämpfen ist zwar nett, aber wenn's nicht geht, dann geht's halt nicht. Wenn mich trainieren 'müssen' unter Druck setzt, wird es halt reduziert. Das beduetet ja nicht, dass ich nichts mache. Dann trainiere ich eben nur nach Lust und Laune. Ich muss zugeben, dass es nicht reicht, um mit einem guten Gefühl zu Wettkämfen fahren zu können, daher lasse ich es (zumindest in diesem Jahr) sein.

Ob das ganze nun Überlastung, Übertraining oder sonstwie heißt, ist mir dabei ziemlich egal. Wichtig ist, dass ich mich wieder wohlfühle. :)

Pate1410
07.05.2015, 16:11
Du sagst selber: wichtig ist, was unter dem Strich dabei rauskommt.

Alles in allem ist es zu viel, also muss etwas reduziert werden. Wo man reduziert, hängt von jedem einzelnen ab. Bei mir hat Familie Priorität, dann kommt der Job. Job wird nur reduziert, wenn es familiär sein muss, aber nicht für (mehr) Sport.

Triathlon mit Wettkämpfen ist zwar nett, aber wenn's nicht geht, dann geht's halt nicht. Wenn mich trainieren 'müssen' unter Druck setzt, wird es halt reduziert. Das beduetet ja nicht, dass ich nichts mache. Dann trainiere ich eben nur nach Lust und Laune. Ich muss zugeben, dass es nicht reicht, um mit einem guten Gefühl zu Wettkämfen fahren zu können, daher lasse ich es (zumindest in diesem Jahr) sein.

Ob das ganze nun Überlastung, Übertraining oder sonstwie heißt, ist mir dabei ziemlich egal. Wichtig ist, dass ich mich wieder wohlfühle. :)


Und da bist Du, so glaube ich, vielen einen Schritt voraus. Ich denke es gibt sehr viele ambitionierte Freizeitsportler, die sich ganz ordentlich unter Druck setzen um den sportlichen Idolen nachzueifern und die Folgen erst viel zu spät realisieren.

poldi
08.05.2015, 07:37
Guter Zeitpunkt für dieses Thema. :) Danke dafür Her Pate

Zuallererst: Anhand des Griffs auf verschiedene Studien und deren Zitation zeigt sich wie komplex und vielschichtig das THEMA (welches eigentlich) ist. ;)

Seit dem ich selbst als Coach arbeite bemerke ich wie wichtig die Steuerung von AthletInnen ist; interessanterweise muß ich viel öfters bremsen als anstacheln.

Besonders Menschen die nicht seit früherster Jugend Leistungssport (zw. 5 und 10 Einheiten die Woche) gemacht haben besitzen oft nicht das Gefühl, wann es zu viel ist (von einem sportphysiologischen und sportpädagogischen Wissen ganz abgesehen).

So basale Dinge wie Hausverstand werden oft durch extrinsische Reiz- und Leistungsüberflutung abgeschaltet.

ps
Einen speziellen Dank an NBer der mpMn viele Informationen eines Praktikers in das Forum einfließen läßt. :Blumen:

weimea
08.05.2015, 09:32
Inzwischen mache ich mich auch nicht mehr nass, wenn Termine oder Familie ein Training nicht mehr zulassen. Diese "Ruhetage" tun mir als arbeitender Familienvater Bj 65 ganz gut...:Cheese:

Leistungstechnisch kann man dann natürlich nix mehr einreißen, aber damit kann ich leben. Für einen knappen 11 Std IM bzw. eine MD um 5 Std. reichts aber noch

la_gune
08.05.2015, 10:04
Die einzig wirksame Therapie ist die Ausschaltung der Ur- sachen oder eine starke Reduktion aller an der Ursache beteiligten Prozesse.

Bin mal gespannt, was meine Familie sagt, wenn ich sie als Ursache für die Überlastung "Ausschalte" bzw. den "Prozess" des Familienlebens mit Nachwuchs stark reduziere... :Lachanfall:

Pate1410
08.05.2015, 10:40
den "Prozess" des Familienlebens mit Nachwuchs stark reduziere... :Lachanfall:

Da kann man ja medizinisch eingreifen, ohne den Spaß an der Sache zu verlieren... Aber das gerne in einem anderen Thema..:Lachen2:

Grundsätzlich finde auch ich es unglaublich schwer, aktuell die Balance zwischen "high Level aber geht noch" und "Achtung ist langfristig echt viel zu viel" zu finden. Ich bin genau einer dieser, die eben nicht seit den Kindheitstagen im Leistungssport unterwegs sind.

Ich finde gerade auch die Verantwortung, die sich Trainer mit der Erstellung von Plänen für mehrere Athleten an die Beine binden, sehr sehr hoch. Folgen aus falschem Zuhören, weil es die Zeit bei Preisen für 50€ pro Monat für einen "individuellen" Trainingsplan einfach nicht zulassen sich eben genau auf den Athleten einzustellen, können sehr weitreichend sein.

Ganz ganz heißes Thema, das ich auch vor kurzem einmal mit meinem Coach durchgegangen bin.

keko
08.05.2015, 10:42
Alles in allem ist es zu viel, also muss etwas reduziert werden. Wo man reduziert, hängt von jedem einzelnen ab. Bei mir hat Familie Priorität, dann kommt der Job. Job wird nur reduziert, wenn es familiär sein muss, aber nicht für (mehr) Sport.

Manchmal kommt der Druck ja von aussen und man kann nicht so einfach reduzieren. Zumindest nicht sofort. Zudem gibt es viele Zeitgenossen, die das Reduzieren und Loslassen nicht gelernt haben. Sport wird auch sehr schnell zum zusätzlichen Stressfaktor, besonders wenn er wettkampfmässig betrieben wird und dieser Stress ist nicht immer positiv, was man besonders vor und nach Wettkampftagen beobachten kann.

Klugschnacker
08.05.2015, 11:12
Bei Übertraining ist nicht zwangsläufig eine hohe Gesamtbelastung aus Sport und den Lebensumständen vorzufinden. Meistens gibt es auch keinerlei echten Leistungsdruck im sportlichen Teil des Lebens.

Ganz im Gegenteil: Dem Übertraining geht oft eine Phase voraus, in der es im Training einfach super gut läuft. Man steigert und steigert, wird schneller und schneller, und hat eine Menge Spaß. Diese Phase des Übersteigerns wird von kaum einem der Betroffenen als problematisch wahrgenommen. Es ist eine schwer erkennbare, schleichende Grenze vom normalen Overreaching zum langwierigen Übertraining.

Den Übergang zwischen den beiden Erschöpfungsformen erkennt man leider fast immer erst in der Rückschau, wenn man bereits vom Übertraining betroffen ist. In der heutigen Sendung beschäftige ich mich daher erneut mit einem einfachen Selbsttest, der es erlaubt, ein nahendes Übertraining zu erkennen.

Grüße, :Blumen:
Arne

Pate1410
08.05.2015, 12:21
In der heutigen Sendung beschäftige ich mich daher erneut mit einem einfachen Selbsttest, der es erlaubt, ein nahendes Übertraining zu erkennen.



Sehr cool, vielen Dank dafür. :Blumen:

NBer
08.05.2015, 13:37
Bei Übertraining ist nicht zwangsläufig eine hohe Gesamtbelastung aus Sport und den Lebensumständen vorzufinden. ....

Ich würde noch weiter gehen und sagen : überhaupt nicht.
Denn die Menschengruppe, bei der Übertraining naturgemäß am häufigsten auftritt, nämlich die professionellen Sportler, haben meist links und rechts vom Sport überhaupt keinen Stress.
Weswegen ich wie schon in einem Posting weiter vorn gesagt habe dagegen bin, Übertraining mit psychischem Stress in einen Topf zu werfen oder miteinander zu verknüpfen.
Übertraining hat für mich rein etwas mit physischer Überlastung zu tun.
Wenn andere Umstände dazukommen kann man von allgemeiner Überlastung reden, oder Burnout.

Matthias75
08.05.2015, 14:04
ich bin genau nicht dafür, alles in einen topf zu werfen, sondern zwischen übertraining und allgemeiner überlastung bzw. burnout zu unterscheiden.
das wort "übertraining" impliziert ja ein zuviel an training, das durch entsprechendes gegensteuern (nämlich deutlich weniger training) wieder in den griff bekommen werden soll und kann. es kommt erst zu einem körperlichen erschöpfungszustand, der sich erst dann aufs mentale niederschlägt.

ich glaube, das mentale kann man gerade bei Freizeitsportlern, die neben dem Sport noch Beruf, Familie etc. unter einen Hut bringen müssen, nicht ganz vom körperlichen trennen.

Zum einen kann der Sport auch mentalen Stress bedeuten, gerade wenn man versucht, alles optimal in seinem Tagesablauf unterzubringen. teilweise ist die Taktung dann so eng, dass schon die geringste Verschiebung das Gesamtgefüge durcheinanderbringt. Dann kommen noch nicht optimal verlaufende oder ausgelassene Einheiten, insb. vor Wettkämpfen dazu.... Ich glaube, der mentale Stress, der mit einem Wettkampftraining, insbesondere in einer so zeitaufwändigen Sportart wie Triathlon, wird häufig unterschätzt.

Andersrum kann man mentalen Stress, beispielsweise auf der Arbeit, auch nicht 100% von einer körperlichen Belastung trennen. Ich merke z.B, dass eine stressige Arbeitswoche mich durchaus auch körperlich mitnimmt, und ich sitze überwiegend am Schreibtisch. Als Beispiel vielleicht man Schach, das einige nicht als Sport ansehen. Die Spieler müssen aber auch körperlich topfit sein, um ein Turnier durchzustehen, obwohl sie "nur" rumsitzen und nachdenken.

Ich glaube schon, dass man gerade bei Freizeitsportler das Gesamtpaket betrachten muss. Es ist ja nicht so, dass nur die 1-4h Training eine Belastung für den Körper sind. Die wenigsten von uns werden den ganzen Tag Däumchen drehen und ab und zu mal Sport machen bzw. sich nach der Sporteinheit zur optimalen Regeneration auf die Couch legen können. Die anderen "Belastungen" spielen also auf jeden Fall auch eine rolle für die Regeneration.

ich glaube sogar, dass Freizeitsportler viel eher für Überlastungserscheinung empfänglich sind, weil es auch viel schwerer ist, DEN Auslöser (falls es ihn den gibt) zu identifizieren. Zudem kann man viele Faktoren wie Familie und Job nicht einfach aus dem Leben verbannen.

Wie schon oben geschrieben, muss allerdings jeder für sich rausfinden, wo seien Grenzen sind. Belastungen werden unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet. Der eine braucht eben nur 6h schlaf, kann um 4:00 aufstehen, 2-3h Sport machen, anschließen 8-10h hochkonzentriert arbeiten und am Abend noch seine Familie bespaßen, dem anderen reichen 8h Arbeit inklusive Anfahrt und Rückfahrt aus, damit er todmüde ins Bett fällt.

Matthias

Pate1410
08.05.2015, 14:17
ich glaube, das mentale kann man gerade bei Freizeitsportlern, die neben dem Sport noch Beruf, Familie etc. unter einen Hut bringen müssen, nicht ganz vom körperlichen trennen.

Zum einen kann der Sport auch mentalen Stress bedeuten, gerade wenn man versucht, alles optimal in seinem Tagesablauf unterzubringen. teilweise ist die Taktung dann so eng, dass schon die geringste Verschiebung das Gesamtgefüge durcheinanderbringt. Dann kommen noch nicht optimal verlaufende oder ausgelassene Einheiten, insb. vor Wettkämpfen dazu.... Ich glaube, der mentale Stress, der mit einem Wettkampftraining, insbesondere in einer so zeitaufwändigen Sportart wie Triathlon, wird häufig unterschätzt.

Andersrum kann man mentalen Stress, beispielsweise auf der Arbeit, auch nicht 100% von einer körperlichen Belastung trennen. Ich merke z.B, dass eine stressige Arbeitswoche mich durchaus auch körperlich mitnimmt, und ich sitze überwiegend am Schreibtisch. Als Beispiel vielleicht man Schach, das einige nicht als Sport ansehen. Die Spieler müssen aber auch körperlich topfit sein, um ein Turnier durchzustehen, obwohl sie "nur" rumsitzen und nachdenken.

Ich glaube schon, dass man gerade bei Freizeitsportler das Gesamtpaket betrachten muss. Es ist ja nicht so, dass nur die 1-4h Training eine Belastung für den Körper sind. Die wenigsten von uns werden den ganzen Tag Däumchen drehen und ab und zu mal Sport machen bzw. sich nach der Sporteinheit zur optimalen Regeneration auf die Couch legen können. Die anderen "Belastungen" spielen also auf jeden Fall auch eine rolle für die Regeneration.

ich glaube sogar, dass Freizeitsportler viel eher für Überlastungserscheinung empfänglich sind, weil es auch viel schwerer ist, DEN Auslöser (falls es ihn den gibt) zu identifizieren. Zudem kann man viele Faktoren wie Familie und Job nicht einfach aus dem Leben verbannen.

Wie schon oben geschrieben, muss allerdings jeder für sich rausfinden, wo seien Grenzen sind. Belastungen werden unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet. Der eine braucht eben nur 6h schlaf, kann um 4:00 aufstehen, 2-3h Sport machen, anschließen 8-10h hochkonzentriert arbeiten und am Abend noch seine Familie bespaßen, dem anderen reichen 8h Arbeit inklusive Anfahrt und Rückfahrt aus, damit er todmüde ins Bett fällt.

Matthias

:Prost: So ist es!


Und da die meisten von uns den Sport eben als reines (wenn auch zum Teil sehr ambitioniertes ) Hobby betreiben ist m.M. nach die Definition des Übertrainings als ganzheitliches Thema zu betrachten und eben nicht isoliert auf den Sport selbst.

Ein beruflicher Leistungssportler würde das sicher anders einordnen - zurecht. Aber der bin ich nicht und ich denke die meisten von uns sind es auch nicht.

lyra82
08.05.2015, 14:32
Übertraining ist spezifisch definiert, s. z.B. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertraining

Ich verstehe nicht, warum du diesen Begriff unbedingt anders verwenden willst. Ist doch nur ein Name.

Matthias75
08.05.2015, 14:55
Übertraining ist spezifisch definiert, s. z.B. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertraining

Ich verstehe nicht, warum du diesen Begriff unbedingt anders verwenden willst. Ist doch nur ein Name.

Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:

Die Ursache liegt in einem Missverhältnis zwischen Belastungsintensität und Erholungsphase bzw. Erholungsfähigkeit, wobei beiden Faktoren nach derzeitigem Kenntnisstand die gleiche Bedeutung zukommen dürfte.

Die Erholungsphase ist eben beim Hobbysportler die Phase, in die andere Tätigkeiten fallen wie Arbeit, Familie etc., die alle einen Einfluss auf die Regeneration haben. Andersrum fehlt durch den Sport, wenn man nicht gerade nur eine halbe Stunde locker durch die Gegend trabt, sicher auch die Phasen, in denen man mental vom Stress des Tages abschalten kann. Klar gibt es viele Trainingseinheiten, bei denen man abschalten kann. Aber mir kann keiner erzählen, dass er sich bei Intervalltraining, Tempodauerläufen, Schwimmtraining etc. nicht auch konzentrieren muss.

Sicher kann man in einigen Fällen die Erschöpfung auf eine Ursache eingrenzen. Häufig wird das aber durch die Komplexität nicht möglich sein.

Interessant übrigens die im Wikipedia-Artikel zitierte ICD-10 Klassifizierung von Übertraining:

Z73.0 Ausgebranntsein - Burn-out - Zustand der totalen Erschöpfung

M.

Kingbaschniki
08.05.2015, 15:23
Danke für die Eröffnung dieses Freds. Tabu unter den Eisenmännern, trotzdem kennen es "fast" alle oder haben es zumindest von einem Freund eines Freundes gehört:)

Genauso wie es auch Mischformen des Übertrainingssyndrom gibt (Typ 1/2), so ist auch die Entstehung eine Mischform.
Natürlich bedarf es einer sportlichen "Über"forderung, hingegen sind die Faktoren von Aussen nicht minder bedeutend.

1. Kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Übertraining kann auch diagnostiziert werden, wenn man nicht 15+x Stunden trainiert.

2. Wissen die meisten Ärzte überhaupt nicht wo sie ansetzten müssen., weil die Erkrankung sehr schlecht untersucht ist.
(Antidepressiva?/ Inhalieren-->Stirnhöhlenentzündung? MRI-->Krebs/Gehirntumor)
Ein normaler Hausarzt ist mit "uns" völlig Überfordert. Spricht man sie auf das Syndrom an, weichen sie aus.


Ich finde es vor allem wichtig, dass man auch die Dauer, dieser Krankheit anspricht.

Ein heftiges Übertraining, welches auch das Nervensystem miteinbezieht (Kopfschmerzen, Sehschwierigkeiten, Schlafstörungen, etc.) kann sich über Monate hinaus hinziehen.

Ich persönlich konnte während vier Monaten keinen Sport machen.

Es war genauso wie Arne beschrieb. Ich komme aus meinem ersten Ironman70.3 mit super Ergebnis und wollte gleich das nächste Level angehen. Hatte super Trainingsresultate und machte erstaunlich Fortschritte bis zum einen Tag an dem mir die Luft ausging. Im Nachinein, kann ich die Warnsignale des Körpers jetzt deuten. Damals habe ich einfach, mit so viel Freude und Spass, über diese Signale wegtrainiert und weitergemacht...


Aber das Gefühl der Machtlosigkeit und der Unwissenheit, warum man jetzt trotz 14h Schlaf noch immer extrem müde ist und warum man jetzt nicht einfach mal 5k um den Block laufen kann...das kann einen schon ziemlich runterziehen.

Passt auf euch auf.

Baschniki.

lyra82
08.05.2015, 16:02
Wenn ich das richtig verstanden habe ist es beim Übertraining aber im wesentlichen eine körperliche Ursache (zuviel Training) und körperliche Symptome, während beim Burnout / Überlastungssyndrom eine sehr wesentliche Komponente psychisch ist.

Übertrieben dargestellt wäre es so, dass Übertraining auch dann noch vorliegen würde, wenn alle anderen Punkte, wie Familie, Job usw. wegfallen und man trotzdem noch Symptome hat.

Bei Burnout oder Überlastungssyndrom ist der Sport dann nur eine Komponente von vielen.

NBer
08.05.2015, 16:06
Übertraining ist spezifisch definiert, s. z.B. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertraining

Ich verstehe nicht, warum du diesen Begriff unbedingt anders verwenden willst. Ist doch nur ein Name.

ich weiß jetzt nicht genau, wen du mit "du meinst". die obige definition richtet sich auch nur an den trainingszuständen bzw physologischen überlastungen aus.
alles andere spielt gerade im freizeitbereich mit hinein, dann aber nicht unter dem begriff übertraining, der gerade im freizeitbereich inflationär benutzt wird, aber, wie wir auch an der diskussion hier sehen, etwas völlig anderes meint, als die normale definition.

Matthias75
08.05.2015, 16:17
Wenn ich das richtig verstanden habe ist es beim Übertraining aber im wesentlichen eine körperliche Ursache (zuviel Training) und körperliche Symptome, während beim Burnout / Überlastungssyndrom eine sehr wesentliche Komponente psychisch ist.

Übertrieben dargestellt wäre es so, dass Übertraining auch dann noch vorliegen würde, wenn alle anderen Punkte, wie Familie, Job usw. wegfallen und man trotzdem noch Symptome hat.

Bei Burnout oder Überlastungssyndrom ist der Sport dann nur eine Komponente von vielen.

Ich denke in der Realität kann man die Grenze eben nicht so genau ziehen, wie dies vielleicht in der Theorie möglich ist. In wirklichen leben hat man ja nicht nur die körperliche Belastung durch den Sport, sondern durch die vielen andere Faktoren. Klar, wenn ich alle anderen Faktoren weglassen kann und trotzdem körperlich erschöpft bin, liegt's am Sport. Aber wer kann das schon. Es ist aber normalerweise nicht so, dass der Sport die einzige körperliche Belastung des Tages ist. Im Dopingthread (http://www.triathlon-szene.de/forum/showpost.php?p=1127241&postcount=5946) hatte HaFu das mal vor kurzem kurz angerissen.

...
Wenn du in solchen Phasen Schwierigkeiten hast, dich richtig anzustrengen, dann liegt das eher am ausgeschöpften körpereigenem Cortisol aus der Nebennierenrinde in intensiven Trainingsphasen: nach zwei Tagen mit wenig Trainingsstress hat sich dieses aber in der Regel (wenn du nicht insgesamt bereits im Übertraining bist) bereits wieder erholt.

Darf ich hier mal ganz kurz OT reingrätschen und fragen, ob diese Form der Cortisol Erschöpfung auch durch sagen wir beruflichen Stress ausgelößt werden könnte? :Blumen:

Klar, alle Formen von Stress (beruflich, privat, Sport) addieren sich letztlich und limitieren letztlich auch - die Erfahrung macht jeder regelmäßig Sport treibende Amateur- die Menge an intensiven TRainingseinheiten bzw. Wettkämpfen, die man in der Lage ist, weg zu stecken.

Die sportliche Belastung, die man sonst gut wegstecken würde, kann also in Kombination mit anderen Faktoren, die die Erholung negativ beeinflussen, zum Übertraining führen.

Matthias

lyra82
08.05.2015, 16:35
ich weiß jetzt nicht genau, wen du mit "du meinst".
Ich meinte den Paten. :)

NBer
08.05.2015, 19:17
.....Die sportliche Belastung, die man sonst gut wegstecken würde, kann also in Kombination mit anderen Faktoren, die die Erholung negativ beeinflussen, zum Übertraining führen.....

wunderbar beschrieben.....warum es dann eben eigentlich nicht übertraining heissen sollte. weil es nämlich nicht an einem zuviel an training liegt. da ist der begriff irreführend.

su.pa
08.05.2015, 19:17
Also ich hab mal gehört, dass der Körper auf geistige Arbeit genau so mit Müdigkeit reagiert, wie nach körperlicher Arbeit und da nicht unterscheiden kann. Das würde dafür sprechen, dass man auch mit "nur" 15 Std ins Übertraining kommen kann.
Das bestätigt auch mein Gefühl, wenn ich nach einem stressigen Tag, an dem ich aber praktisch nur sitze, total müde nach Hause komme und mich gefühlt sofort hinlegen und bis zum nächsten Tag durchschlafen könnte...

Um nochmal auf den ersten Beitrag zurück zu kommen. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, dauerhaft 15 Std neben Arbeit, Familie, Haushalt etc. zu trainieren. Das geht mal in den letzten zwei Monaten vorm Wettkampf, aber dann ist es auch wieder gut.

Da bin ich dann komischerweise so drin, dass es richtig Laune macht und schon allein das Eintragen der Trainingsdaten und Aufsummieren der Wochenstunden löst so eine Art Belohnungsgefühl aus. Dann bleibt aber leider alles andere derweil so ziemlich liegen. Dauerzustand wäre das keiner.

Matthias75
09.05.2015, 11:46
wunderbar beschrieben.....warum es dann eben eigentlich nicht übertraining heissen sollte. weil es nämlich nicht an einem zuviel an training liegt. da ist der begriff irreführend.

Ich verstehe nicht ganz, wieso du das Training vollkommen isoliert betrachten willst. Nenn es dann halt nicht Übertraining, sondern Überlastung, Erschöpfungssyndrom oder denk dir einen andere Begriff aus. Egal wie du es nennt, es ist ein kumuliertes Erholungsdefizit. Und wenn ich halt einen Alltag habe, der mich schon zu sagen wir mal 95% auslastet, können eben schon die 5h Sport in der Woche die Belastung sein, die mich dauerhaft auf die 105% bringen, die ich nicht mehr verkrafte. Auch in diesem Fall wäre die Ursache der Sport, da ich ohne ihn die notwendige Erholung hätte bzw. durch den Sport die Gesamtbelastung so weit anstiegt, dass ich in das Erholungsdefizit komme.

Den Sport vollkommen isoliert zu betrachten, wird nur bei Profis wirklich funktionieren.

M.

Eber
10.05.2015, 00:25
.. In der heutigen Sendung beschäftige ich mich daher erneut mit einem einfachen Selbsttest, der es erlaubt, ein nahendes Übertraining zu erkennen.

Grüße, :Blumen:
Arne

Irgendwie bin ich zu blöd die Sendung vom 8.5. zu finden, ich finde keine rein chronologische Ordnung im Filmarchiv, lediglich eine nach Kategorien ...

Kurz zum Topic: Übertraining kenne ich nicht, einer Überforderung im Beruf hatte ich mich schon mal gefährlich genähert, mein Ausweg war dem Stress davon laufen, ich bin einfach jeden Tag ne Stunde oder zwei gejoggt. An intensive Intervalle oder leistungsorientiertes Training war natürlich nicht zu denken. Das hat mir das nötige Selbstvertrauen gegeben die schwierige Berufsphase zu "überleben". Ich hatte den Leistungseinbruch in mentaler Hinsicht und war immer tot müde im Job und n i c h t in der Freizeit oder beim Sport. Wahrscheinlich hab ich durch Laufen mein Cortisol runtergekriegt.

FMMT
10.05.2015, 06:59
Irgendwie bin ich zu blöd die Sendung vom 8.5. zu finden, ich finde keine rein chronologische Ordnung im Filmarchiv, lediglich eine nach Kategorien ...

Kurz zum Topic: Übertraining kenne ich nicht, einer Überforderung im Beruf hatte ich mich schon mal gefährlich genähert, mein Ausweg war dem Stress davon laufen, ich bin einfach jeden Tag ne Stunde oder zwei gejoggt. An intensive Intervalle oder leistungsorientiertes Training war natürlich nicht zu denken. Das hat mir das nötige Selbstvertrauen gegeben die schwierige Berufsphase zu "überleben". Ich hatte den Leistungseinbruch in mentaler Hinsicht und war immer tot müde im Job und n i c h t in der Freizeit oder beim Sport. Wahrscheinlich hab ich durch Laufen mein Cortisol runtergekriegt.

@Eber, aus meiner Sicht hast Du genau richtig reagiert :Blumen:
Ich sehe auch die Gesamtbelastung als das Problem. Bei lockerem Sport mit Spaß ist die Gefahr eines Übertrainings praktisch nicht gegeben:cool: . Bei intensiven Einheiten oder übertriebenem Ehrgeiz kann es bei zusätzlichem Stress in der Firma oder privat allerdings doch recht schnell eskalieren.
Gefühlt bewege ich mich drastisch verstärkt durch die MS permanent an der mentalen Belastungsgrenze. Rein körperlich habe ich keine nennenswerten Einschränkungen, nervlich ist es eine Gratwanderung.
Vor meinem Schub war ich definitiv mehrere Monate im Dauer-Burnout x-( .
Toi, toi, toi, aktuell klappt die Mischung zwischen Leistungsanspruch und mentaler Erholung.:liebe053:

Vicky
10.05.2015, 08:20
Das Thema Überlastung kam bei mir schon häufiger auf den Tisch. In den letzten Jahren war ich davon regelmäßig betroffen. Praktisch jedes Jahr. Grund: sehr viele "schwarze Wolken", viele Täler beim Drumherum.

Ich denke, dass für uns Hobbyleute das Gesamtgefüge eine Rolle spielt. Hat man negativen Stress, ist man auch im Sport nicht mehr so leistungsfähig. Dann sacken die Leistungen ab. Das allein ist erst einmal nicht so schlimm, wenn man das erkennt und auch akzeptiert und damit locker umgeht.

Aber... wenn man dann (wie ich) mit dem Kopf durch die Wand will und auf Krampf versucht das auszugleichen mit mehr und intensiverem Training, dann kommt da möglicherweise so etwas wie Übertraining oder ein anhaltender Leistungsabfall heraus. In diesem Fall war es dann doch der Sport, der zur totalen Erschöpfung geführt hat, weil man das Training nicht den Gegebenheiten angepasst hat.

Ich habe mir die Sendung am Freitag angesehen. Guter Beitrag. Danke Arne.

Eber
16.05.2015, 23:26
Ahh, endlich gefunden. Die Sendung vom 8.5. zum Thema Übertraining.
Interessanter Beitrag, bin ja gerade in der Buildphase und hab die Ruhewoche 4 komplett gestrichen (wegen vermeintl. unbefriedigtem Training in den Wochen davor).
Aber was soll daran schon schlimm sein, ich hab halt umgeplant.
Kein Problem.

Gerade das Stimmungsprofil ist ein guter Ansatz, den ich insgeheim auch verfolge.
Er muss halt personalisiert werden, ich glaube nicht an ein Universalrezept für alle, aber die Fragen (zum Selbstest aus dem Film- Beitrag) sind schon sehr gut:
20 Punkte, könnte ich erreichen auch ohne im Übertraining zu sein.
Da muss ich nur mal ne Doppelfolge von schlechten Nächten haben, Stress auf Arbeit usw und :bussi: dann hab ich nach der zweiten Nacht 15-18 Punkte für Schlaf, Antrieb und Lust auf Training und wenn ich dann noch überhaupt nicht trainiert habe und seit langem mal wieder Kicken war, dann hab ich Muskelschmerzen ohne Ende :Lachen2:
Insofern würde ich das System erst bei 20 Punkten an mehreren Tagen in Folge als treffsicher ansehen!
Dann würde ich dringend handeln.

Für mich scheint es, solange ich psychisch gesund bin, sehr leicht, mich vor Übertraining zu bewahren.
Erste Hürde: ich trainiere auch wenn ich keine Lust habe (z.B. bei gutem Wetter).
Das kann eigentlich nur passieren, wenn ich ein schlechtes Gewissen habe zuwenig trainiert zu haben oder wenn die Laune noch stärker sinken würde, wenn ich nicht trainiere.
OK, mag ja vorkommen.
Dann hängt es ab wie das Training lief.
Lief es scheisse, dann ist das für mich auf jeden Fall ein Signal für einen Ruhetag.
Ich meine wozu trainiere ich ?
Da ist doch der Weg das Ziel.
Alles andere ist für mich schon bedenklich.

Machts gut Leute - aber Übertraining will und werde ich damit hoffentlich nie kennen lernen.
Sollte mich mal ein Virus (EBV und Co) ausknocken, dann ist das was anderes, vielleicht bewahrt mich so ein Fragenkatalog (Stimmungsprofil ) ja auch davor.
Der Filmbeitrag jedenfalls ist schon mal sehr erhellend, Danke Arne!:Blumen:

topre
17.05.2015, 12:16
Oh jetzt erst entdeckt, das Thema brennt auch mir unter der Sohle.
So sehr, dass ich sogar im weitesten Sinne einen (ausdauer-)Blog (http://www.ausdauerblog.de) draus gebastelt habe. Sorry für die kurze Werbung...

Ansonsten ist es wahrscheinlich in den meisten Fällen bei Hobbyathleten eher eine Überlastung, als ein Übertraining. Ich habe zum Beispiel als Single einen vor alem geistig anspruchsvollen Job, der ca. 40-45h Arbeit verursacht und dazu noch fast 1,5-2h Fahrtzeit pro Tag. Daneben habe ich neben Triathlon noch ein paar andere Hobbies, die mir sehr viel bringen und natürlich auch ein Sozialleben. Trainiere ich bis etwa 6h die Woche, empfinde ich das als die pure Entspannung vom Alltag, doch wenn es (deutlich) mehr wird, dann steigt auch der psychische Druck. Ich denke dann sehr oft darüber nach, wie ich diese und jene Einheit noch in den Tag packe und das stresst auf Dauer. Ich habe allerhöchsten Respekt vor den Väter und Müttern, die das neben dem (intakten) Familienleben da auf die Reihe bekommen.

Über eine gewisse Zeit ist mehr Training kein größeres Problem, aber für mich stand fest, dass ich mit diesen Lebensumständen niemals eine Langdistanz machen könne. Ich bin einfach psychisch nicht hart genug, um trotzdem immer wieder weiter zu trainieren. Hab es aber letztes Jahr dann doch gemacht und mir "einfach" vor dem großen Tag eine dreimonatiges Sabbatical gegönnt, um diesen Lebenstraum zu erfüllen. Und siehe da, plötzlich waren 15 Stunden und mehr Training pro Woche überhaupt kein Problem mehr.

Schlafverzicht ist übrigens bei mir defintiv keine Option, sobald ich weniger als 7 Stunden schlafe, sinkt mein geistiges und körperliches Leistungsvermögen innerhalb kürzester Zeit rapide ab.

Just my 2 cents zum Thema...

follfosten
17.06.2015, 21:44
Hier gibts einen sehr interessanten und guten Artikel auf English über das Thema Übertraining (overtraining syndrome) von Ultraläufern:
http://www.outsideonline.com/1986361/running-empty
Hier geht es vor allem um wirklich krasse Fälle von Übertraining, bei welchem die Sportler teilweise Jahre oder ganz auf Sport verzichten (mussten)
"It’s been more than six years since he walked away from the sport, yet even today, if he goes for a long run, the symptoms—heart palpitations, poor sleep—start to come back."

lyra82
18.06.2015, 08:22
Hier gibts einen sehr interessanten und guten Artikel auf English über das Thema Übertraining (overtraining syndrome) von Ultraläufern:
http://www.outsideonline.com/1986361/running-empty

Sehr interessant. Vielen Dank!

niksfiadi
18.06.2015, 11:18
Als jmd der in einem psychisch sehr forderndem Job tätig ist, 3 kleinere Kinder zu Hause hat und trotzdem sub10-Athlet möchte ich auch meinen Senf dazu abgeben.

Ich bin letztens in der Bibliothek meiner Eltern über ein altes Buch (25 Jahre) von Martin Seligmann gestolpert. "Pessimisten küsst man nicht." Wow. Darin finde ich auch eine Erklärung für das Phänomen, warum manche leicht in ein (wie auch immer benanntes) Überlastungssyndrom schlittern und andere (so wie ich) da recht stabil sind.

Es ist die Lebenseinstellung. Seligman hat vielfach nachgewiesen, dass Menschen, die Erlebnisse/Erfahrungen mit positiven "Erklärungsmustern" begegnen erheblich stabiler sind, als Personen, die das, was ihnen zustößt, mit dauerhaften, persönlichen und globalen Erklärungsmustern begegnen. Seinem Konzept der "erlernten Hilflosigkeit" liegt zu Grunde, dass pessimistische ("hilflose") Personen zB ein erhöhtes Risiko tragen, krank oder depressiv zu werden. Dies konnte er sogar an Tieren nachweisen. Die Art wie wir denken beeinflusst unser Immunsystem. Und da das Immunsystem für die Regeneration verantwortlich ist, wage ich den Schluss, dass Personen mit "schlechten" Erklärungsmustern anfälliger für Überlastung (Übertraining, etc.) sind.

Ich kenne einen Fall von Übertraining, wo ich mich immer gefragt habe, wie es das gibt. Gut balanciertes (vom Trainer) Training, nicht zu viel, keine Familie, angenehmer Job... Jetzt ists mir klarer. Sein Vater starb, dadurch wurde er (vorübergehend) "hilflos" (->erlernte Hilflosigkeit). Die Erklärungsmuster haben sich gedreht und die Belastbarkeit durch Training sank drastisch ab.

Aber lest Seligmans Buch. MMn eine Pflichtlektüre für jeden, der sich auch nur nebenbei mit (Sport)Psychologie auseinandersetzt und somit auch für JEDEN TRAINER!!!

Neuerdings erlebt ja das Thema in der Resilienzdebatte (Die Fähigkeit trotz herausfordernder oder gar belastender Bedingungen eine erfolgreiche Anpassung zu bewirken. sic!) Wiederauferstehung.

Nik

aims
18.06.2015, 11:31
Als jmd der in einem psychisch sehr forderndem Job tätig ist, 3 kleinere Kinder zu Hause hat und trotzdem sub10-Athlet möchte ich auch meinen Senf dazu abgeben.

Ich bin letztens in der Bibliothek meiner Eltern über ein altes Buch (25 Jahre) von Martin Seligmann gestolpert. "Pessimisten küsst man nicht." Wow. Darin finde ich auch eine Erklärung für das Phänomen, warum manche leicht in ein (wie auch immer benanntes) Überlastungssyndrom schlittern und andere (so wie ich) da recht stabil sind.

Es ist die Lebenseinstellung. Seligman hat vielfach nachgewiesen, dass Menschen, die Erlebnisse/Erfahrungen mit positiven "Erklärungsmustern" begegnen erheblich stabiler sind, als Personen, die das, was ihnen zustößt, mit dauerhaften, persönlichen und globalen Erklärungsmustern begegnen. Seinem Konzept der "erlernten Hilflosigkeit" liegt zu Grunde, dass pessimistische ("hilflose") Personen zB ein erhöhtes Risiko tragen, krank oder depressiv zu werden. Dies konnte er sogar an Tieren nachweisen. Die Art wie wir denken beeinflusst unser Immunsystem. Und da das Immunsystem für die Regeneration verantwortlich ist, wage ich den Schluss, dass Personen mit "schlechten" Erklärungsmustern anfälliger für Überlastung (Übertraining, etc.) sind.

Ich kenne einen Fall von Übertraining, wo ich mich immer gefragt habe, wie es das gibt. Gut balanciertes (vom Trainer) Training, nicht zu viel, keine Familie, angenehmer Job... Jetzt ists mir klarer. Sein Vater starb, dadurch wurde er (vorübergehend) "hilflos" (->erlernte Hilflosigkeit). Die Erklärungsmuster haben sich gedreht und die Belastbarkeit durch Training sank drastisch ab.

Aber lest Seligmans Buch. MMn eine Pflichtlektüre für jeden, der sich auch nur nebenbei mit (Sport)Psychologie auseinandersetzt und somit auch für JEDEN TRAINER!!!

Neuerdings erlebt ja das Thema in der Resilienzdebatte (Die Fähigkeit trotz herausfordernder oder gar belastender Bedingungen eine erfolgreiche Anpassung zu bewirken. sic!) Wiederauferstehung.

Nik

Sehr interessant. Wenn man es so vor Augen hat dann klingt das sogar so logisch das man selber drauf kommen könnte.

Ich denke ich kenne aus meinen Umfeld beide Seiten ganz gut. Mich, als schon fast blauäugigen Optimisten der selbst in unmöglichen Situation noch an eine Sub9 glauben kann. Aber auch Menschen die sich permanent Sorgen machen und wirklich nur schwarz sehen. Ich denke auch das es sich optimisch deutlich besser Leben lässt auch wenn die Welt dadurch nicht automatisch besser ist.

schoppenhauer
18.06.2015, 11:39
Es ist die Lebenseinstellung.


Ich denke auch das es sich optimisch deutlich besser Leben lässt auch wenn die Welt dadurch nicht automatisch besser ist.

Forum lesen macht schlau!

Als jemand, der sich selbst ungefähr in der Mitte zwischen Opt und Pess einordnet, stört mich an diesen Diskussionen immer der Unterton, dass man das alles nur selbst in die Hand nehmen müsse und dann wird das schon.....

Da gibt es nix ändern! Man sollte sich vor allem mit seinem inneren Kern - genau wie auch mit seinem eigenen Körper - abfinden, Frieden mit beiden schließen, und dann versuchen daraus das Beste zu machen.

Mirko
18.06.2015, 11:42
Forum lesen macht schlau!

Als jemand, der sich selbst ungefähr in der Mitte zwischen Opt und Pess einordnet, stört mich an diesen Diskussionen immer der Unterton, dass man das alles nur selbst in die Hand nehmen muss und dann wird das schon.

Da gibt es nix ändern! Man sollte sich vor allem mit seinem inneren Kern - genau wie auch mit seinem eigenen Körper - abfinden, Frieden mit beiden schließen, und dann versuchen daraus das Beste zu machen.

Danke, hab gerade überlegt wie ich das formulieren könnte. Ich beobachte auch so einige, die in diesen pessimistischen Gedanken-Spiralen "gefangen" sind, selbst Stresstherapie oder Psychologen ändern da scheinbar nicht wirklich was.
Man kann da wirklich nur froh sein, wenn man durch gute Gene oder glückliche Kindheit zum lebensfrohen Optimisten wurde!

drullse
18.06.2015, 13:13
Aber lest Seligmans Buch.
Bietet dieses Buch auch Lösungsansätze?

niksfiadi
18.06.2015, 13:38
Bietet dieses Buch auch Lösungsansätze?

Ja. Die kognitive Therapie mit dem Ziel die eigenen Erklärungsmuster zu erkennen und zu verändern.

Guggst du "Martin Seligman", "erlernte Hilflosigkeit" auf Wikipedia.

Hab was entdeckt :Lachen2:
http://www.irwish.de/PDF/Seligman-Pessimisten.pdf

Nik

drullse
18.06.2015, 14:44
Ja. Die kognitive Therapie mit dem Ziel die eigenen Erklärungsmuster zu erkennen und zu verändern.

Guggst du "Martin Seligman", "erlernte Hilflosigkeit" auf Wikipedia.

Hab was entdeckt :Lachen2:
http://www.irwish.de/PDF/Seligman-Pessimisten.pdf

Nik

Besten Dank - werde ich mir mal zu Gemüte führen!

tuben
18.06.2015, 14:53
Besten Dank - werde ich mir mal zu Gemüte führen!

Das Buch von Seligman ist ja schon selbst ein Lösungsangebot.

Dazu kannst du gleich noch Gerhard Roth lesen:
"Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten", das passt gut.:)

Campeon
18.06.2015, 14:55
Danke, hab gerade überlegt wie ich das formulieren könnte. Ich beobachte auch so einige, die in diesen pessimistischen Gedanken-Spiralen "gefangen" sind, selbst Stresstherapie oder Psychologen ändern da scheinbar nicht wirklich was.
Man kann da wirklich nur froh sein, wenn man durch gute Gene oder glückliche Kindheit zum lebensfrohen Optimisten wurde!

Oder auch:
Das Schicksal hat es einfach nur gut mit einem gemeint, man ist gesund und hat an Dingen Freude, die bei manch anderem nicht mal ein leichtes Mienenspiel erzeugen.

niksfiadi
18.06.2015, 15:05
Besten Dank - werde ich mir mal zu Gemüte führen!

Ja, kann ich nur mehr als empfehlen. Ich hab mich beim Lesen gewundert, dass dieses Buch an meiner doch umfangreichen 6 Jahre dauernden pädagogischen Hochschulausbildung vorübergegangen ist. Ein Must-Read für jeden, der mit Menschen zu tun hat: Lehrer, Ärzte, ...

Nik

rundeer
18.06.2015, 19:12
Vielen Dank Nik, kann ich gut gebrauchen. :Blumen:

slem
15.07.2015, 14:28
Moin,

jetzt wurde hier bereits viel über mögliche Ursachen usw. diskutiert. Gibt es denn auch praktische Ansätze, wie man aus solch einer Lage wieder heraus kommt? Reicht es da "einfach" das Trainingspesnum herunterzufahren? Oder 2 Wochen Urlaub und mal völlig abschalten?

Auch wurde hier ein Monitoring erwähnt, wo man täglich Schlafdauer/-qualität/Stimmung usw. dokumentiert. Hat da jemand einen Link zum Nachlesen?

Grüße

Klugschnacker
15.07.2015, 15:01
Auch wurde hier ein Monitoring erwähnt, wo man täglich Schlafdauer/-qualität/Stimmung usw. dokumentiert. Hat da jemand einen Link zum Nachlesen?

Grüße

Das war wohl eine Sendung.
http://tv.triathlon-szene.de/Detail_Artikel_jump.lasso?JumpID=34595
:Blumen:

Pate1410
15.07.2015, 21:22
http://www.tritime-magazin.de/2015/07/der-einfluss-von-kohlenhydraten-auf-uebertraining-2/

Da kann ich mich absolut anschließen. Ich musste feststellen (lassen), dass ich um einiges zu wenig KH während harter und ausdauernder Belastungen zu mir genommen habe. Das hatte unter anderem eben auch Einfluss auf meine Psyche.

Jetzt, mit angepasster KH Zufuhr, fühle ich mich mental besser und auch die Leistung wächst wieder.

Adnan_70
28.02.2017, 13:17
Da mich dieses Thema auch sehr stark interessiert, wollte ich auch paar Sätze schreiben. Also: "Leben in Istanbul"
Ich muss sehr früh los zur Arbeit, abends zuviel Verkehr, daher abwarten bis die Autostrassen lehrer werden für Fahrrad Trainig (denn es gibt keine Fahrrad Strasse). Samstag und Sonntag geh ich seeehr früh raus zum Fahrrad fahren. Und das nur auf bestimmten Strassen hier. Laufen ist besser, da wir hier eine Laufstrecke haben die mit Tartanboden ist. Schwimmen im 22 mt Pool (drei Bahnen nur). Aber sehr wenig Menschen schwimmen, daher gut :)

Die Stadt hat macht schon selbt einen fertig. Und Tochter muss drei mal unter der Woche zum Eiskunstlauftraining (35 km entfernt). Ich komme unter der Woche um 21:30 zu hause an und gehe Lauftraining machen oder schwimmen. Hier kannst du dann Radfahren vergessen.

In Alanya hat es mein Freund Martin viel besser im Vergleich mit mir. Lockerer und besseres Wetter.

Alles gleichzeitig ist bei dem Sport schwierig. Aber ich kann sagen wie ich es schaffe:
Ich mag diesen Sport :)

Viele grüsse aus Istanbul.

:Huhu:

begessen
12.11.2018, 14:13
Es ist zunächst mal wichtig den Ausdruck "Übertraining" genau zu definieren. Ich fühle mich z.B. Müde, wenn ich 3 Wochen hintereinander trainiere. Aber deshalb gibt es auch die Entlastungswochen, die man jede 2,3 oder 4 Wochen einbaut.

Im Allgemeinen definiert man Übertraining als etwas Längerfristiges: also wenn man sich dort befindet kann es Monate oder vielleicht ein Jahr dauern bevor man da wieder rauskommt. Ich meine mal gelesen zu haben, dass so was bei Hobbyathleten mit maximal 15 Trainingsstunden pro Woche überhaupt nicht auftreten kann.

Korrigiere mich wenn ich falsch liege.

so ein Quatsch. Vielleicht hängt ein Burnout vom Nervensystem jedes einzelnen Sportlers ab? Und diese Systeme sind bekanntlich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.

Mirko
12.11.2018, 14:30
so ein Quatsch. Vielleicht hängt ein Burnout vom Nervensystem jedes einzelnen Sportlers ab? Und diese Systeme sind bekanntlich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.

Quatsch ist hauptsächlich das du einen Beitrag zu Übertraining kommentierst und dann selbst von etwas ganz anderem redest...

Russischer Bär
13.11.2018, 20:28
Quatsch ist hauptsächlich das du einen Beitrag zu Übertraining kommentierst und dann selbst von etwas ganz anderem redest...

so gaaanz was anderes ist das gar nicht. Der Mensch/ Sportler lebt ja nicht isoliert in verschiedenen Weltern wie Arbeit/Privat/Sport. Das bedeutet das die Belastung sich addiert bzw. alles sich gegenseitig beeinflußt. Ich wüßte nicht warum man Buronout aka Depression zwingend von Übertraining trennen muß.

Quatsch ist aber das Übertraining Hobbyathleten nicht betreffen kann. Gerade wegen der Doppelbelastung UND weil viele Hobbyathleten dazu häufig immer zu heftig trainieren und wenig Varianz in den Trainingsbereichen haben.

Gruß Olaf

Tante Edit: Sehe beim Durchlesen gerade das der Thread schon sehr alt ist und wieder zum Leben erweckt wurde. Und eigentlich sind die wesentlichen Dinge schon gesagt.......

DocTom
13.11.2018, 22:23
bringe dazu mal den hier unter:
Eine Boeing 777 ist auf dem Weg über den Atlantik. Sie fliegt gleichbleibend mit 800 km/h in 30.000 Fuß Höhe, als plötzlich eine F-17 mit Tempo Mach 2 auftaucht. Der Pilot des Kampfjets bremst ab, fliegt neben der Boeing her und grüßt den Piloten des Passagierflugzeugs per Funk: "Langweiliger Flug, was? Dann pass mal auf!"

Er rollt seinen Jet auf den Rücken, beschleunigt, durchbricht die Schallmauer, steigt rasant in eine schwindelerregende Höhe, nur um gleich darauf in einem atemberaubenden Sturzflug fast bis hinunter auf Meereshöhe zu stürzen. Mit einem Looping kehrt er neben die Boeing zurück und fragt: "Na, wie war das?"

Der Pilot der Boeing antwortet: "Sehr beeindruckend. Aber jetzt schau du mal her!"

Der Jetpilot beobachtet die Boeing, aber es passiert nichts. Sie fliegt weiter stur geradeaus, mit immer gleichem Tempo. Nach fünf Minuten meldet sich der Boeing-Pilot per Funk: "Na, was sagst Du jetzt!?"

Der Jetpilot fragt irritiert: "Was hast du denn gemacht?" Der andere lacht und sagt: "Ich bin aufgestanden, habe mir die Beine vertreten, bin nach hinten auf die Toilette gegangen, dann habe ich mir einen Kaffee und eine Zimtschnecke geholt und mich für die nächsten drei Nächte mit der Stewardess verabredet - in einem 5-Sterne-Hotel, das von meinem Arbeitgeber bezahlt wird."

Die Moral der Geschichte ist:

Wenn du jung bist, scheinen Geschwindigkeit und Adrenalin etwas tolles zu sein. Aber wenn du älter und klüger wirst, sind Bequemlichkeit und Ruhe auch nicht zu verachten.
Man nennt das S.O.S.: slower, older, smarter.

Gewidmet allen meinen Freunden, die sich wie ich dem S.O.S. nähern.

:Blumen:

TiJoe
14.11.2018, 05:56
Sehr geil!!! :Lachanfall:

Joe, bekennender S.O.S.er!

ThomasG
14.11.2018, 07:18
Soweit ich weiß (ich habe das Thema ziemlich lange nicht mehr intensiver verfolgt in Bezug auf die sportwissenschaftlicheForschung), ist immer noch nicht völlig klar, was den Zustand Übertraining(ssyndrom) verursacht bzw. auslöst.
Zwar ist natürlich klar, dass es zu einem Ungleichgewicht kommt zwischen den Belastungs- und Erholungsprozessen, was in einen Leistungsrückgang mündet, aber eben nicht konkret, wie das genau vonstatten geht.
Ich kenne den Zustand ziemlich gut aus eigener Erfahrung.
Zwei Stunden Lauftraining pro Tag haben bei mir im Alter von etwa 20 Jahren nicht gereicht ihn auszulösen (ca. 24 km pro Tag oder etwas mehr), aber wenn ich dann dazu übergegangen bin zusätzlich tägliche etwa 60 km Radtraining zu absolvieren, ging das nicht sehr lange gut.
Wie (ich habe hier nur ein paar Beiträge des Fadens überflogen) manche glaube ich schon angedeutet haben, spielt die Psyche eine große Rolle und ein Vergleich mit dem Burnout ist schon nicht abwegig vor allem in dieser Hinsicht, zumindest denke ich das auch.
Wenn es (zu sehr) an das Selbstvertrauen geht (was schwer auf Dauer zu vermeiden ist), dass eben die Leistungsfähigkeit trotz sehr viel Training ziemlich mies und der Antrieb beim Training und zum Training sehr schwach ist, dann denke ich löst das eine Art Teufelskreis aus.
Peter Greif beschrieb früher öfter wie es für ihn war, als er es mit dem Training völlig überzogen hatte.
Er reagierte dann und legte aus Frust ziemlich lange Trainingspausen ein (wahrscheinlich seinen Worten nach völlige Pausen) und die Kraft kam selbst dann erst nach Wochen bzw. Monaten zurück.
Bei ihm dürfte sich das Übertrainingssyndrm, aber damals, so schätze ich ihn zumindest ein, nicht allzu stark manifestiert gewesen sein bzw. sich "ausgebreitet" haben.
Dazu ist er zu sehr der Tempobolzer gewesen.
So einer ist in der Regeln nicht bereit den Zustand lange zu ertragen.
Meiner Erfahrung nach ist nämlich früher oder später Tempobolzen völlig unmöglich, denn man kann ja schon nicht einmal mehr die extensiven Dauerläufe im üblichen Tempo laufen, sondern irgendwann geht nur noch Joggen und da meine ich wirklich Joggen.
Wenn man es soweit kommen lässt, schätze ich mal, müsste man zumindest ein viertel Jahr investieren, um da so herauszukommen, dass man danach wieder einen normalen Aufbau hinbekommt und verträgt.
Oberflächliche Erholung geht schneller, aber sie ist dann nicht wirklich nachhaltig denke ich.
Ich habe mal gelesen, man hätte versucht früher bei Sportler absichtlich und gezielt ein Übertrainingssyndrom auszulösen und das funktionierte gar nicht oder zumindest in vielen Fällen nicht.
Das deutet an, dass die Psyche eine wichtige Rolle spielen dürfte.

Russischer Bär
14.11.2018, 15:53
Eben aus dem Grundsatz heraus das für micht feststeht, dass Übertraining i.d.R. ein mehrfaktorieller Ansatz ist aus beruflicher, privater und sportlicher Belastung, sehe ich die Stellschrauben zum Korrigieren/ Heilen auch nicht nur im Sport bzw. bei Sportpausen.

Auch warum man den Beruf immer so als heilige Kuh sieht, bei dem nix zu ändern ist. Gerade dort kann es wichtig sein auch mal "Nein" sagen zu können oder generell was zu ändern. Klar, man verdient seine Brötchen, aber die Gesundheit ist mehr wert und auch wenn man sagt es betreffe doch "nur" die sportliche Leistungsfähigkeit, so definiere ich mein Selbst nicht vorwiegend durch den Beruf. Ich bin vor allem Privatmensch mit Familie und Leidenschaft für andere Dinge. Kann ich das nicht mehr unter einen Hut bringen und einen tragbaren Kompromiss eingehen, gehts mir schlecht.

Gruß Olaf

MattF
14.11.2018, 17:49
Auch warum man den Beruf immer so als heilige Kuh sieht, bei dem nix zu ändern ist. Gerade dort kann es wichtig sein auch mal "Nein" sagen zu können oder generell was zu ändern. Klar, man verdient seine Brötchen, aber die Gesundheit ist mehr wert und auch wenn man sagt es betreffe doch "nur" die sportliche Leistungsfähigkeit, so definiere ich mein Selbst nicht vorwiegend durch den Beruf. Ich bin vor allem Privatmensch mit Familie und Leidenschaft für andere Dinge. Kann ich das nicht mehr unter einen Hut bringen und einen tragbaren Kompromiss eingehen, gehts mir schlecht.

Gruß Olaf

Deswegen arbeite ich Teilzeit 25h. Hat im übrigen jeder einen gesetzlichen Anspruch drauf. TzBfG

Wobei ich denke ein Problem von Burnout Bedrohten ist, dass sie weder im Beruf noch im Sport zurück stecken können. Es geht ja gerade nicht um Ausgleich oder Work-Life-Ballance, sondern es geht um Erfolg auf allen Ebenen.

tuben
14.11.2018, 18:21
Ich glaube, Übertraining, Burnout, kannnichtmehr, Depressive Episoden,
alles ähnliche Situationen.
Und keiner kann so ganz genau sagen, wo die Ursachen und wo die Auslöser sind.
Auch die Geschichte mit dem „positivem“ und dem „ negativem“ ist mir nicht klar.
Ich habe erlebt: Stress ist Stress, er belastet.
Selbst wenn wir es im Moment nicht so empfinden, es bleibt etwas im Körper.
Mir kam es so vor, als wären diese winzigen Dosen immer zu verkraften und da war es im Endeffekt egal, in welchem Lebensbereich die Be-Überlastung gerade stattfand.
Es ist, als ob man Rasierklingen aufstapelt, die sind so dünn und werden trotzdem ein Turm.
Geholfen hat immer nur: System verlassen, Zeitinsel finden, still bleiben.
Jetzt laufe ich gerade mit sehr leichtem Gepäck auf dem Lykischen Weg in der Türkei, bin mit mir, spreche nicht und merke, wie es besser wird.😊😉

ThomasG
14.11.2018, 18:39
Die Beiträge von MattF, Russischer Bär und tuben gefallen mir sehr!
Man kann im Leben halt nicht auf allen Hochzeiten tanzen und muss Prioritäten setzen, wenn man sich nicht kaputt machen will und wenn man sich dann halt doch kaputt gemacht hat und man will da wieder raus, dann muss man ordentlich was am Leben(sstil) ändern.
Ultraausdauersportler dürften während ihrer Wettkämpfe häufiger in eine Zustand kommen, der einem Übertrainingssyndrom zumindest recht ähnlich ist.
Das dürfte sich kaum vermeiden lassen, wenn man sich Wettkämpfen stellt, bei denen es viele Tage nacheinander sehr lange Belastungen gibt.
Wenn man sich danach angemessen erholt, ist alles in Butter ;-).
Und ich denke die wirklich guten Ultraausdauersportler tun genau das, sonst sind sie nicht besonders lange solche.
Da gibt es echt krasse Freaks.
Der Stefan Schlett z.B. hat laut eigener Aussagen zumindest einige Zeit nie wirklich trainiert, sondern nur an Ultrawettkämpfe u.ä. teilgenommen.
Die dauern eh so lange, dass es gut sein kann, dass man währenddessen ganz gut in Form kommt und am Ende besser abschneidet als einer, der zu Anfang wesentlich besser in Form war, aber auch viel näher an einem Überforderungszustand als Folge von viel Training.