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Vollständige Version anzeigen : Prinzhausen-Prinzip und Kurzdistanz


MrHill
20.11.2009, 01:12
Ich habe mich in letzter Zeit ein wenig mit dem Prinzhausen-Prinzip beschäftigt und finde dieses sehr interessant. Ich finde, für einen Langdistanztriathlen ist diese Art der Ernährung sehr sinnvoll, aber wie sieht es bei der Kurzdistanz aus?

Macht eine ketogene Ernährung nach dem Prinzhausen-Prinzip für einen Kurzdistanztriathleten überhaupt Sinn? Im Kurzdistanztriathlon dominiert doch der Kohlenhydratstoffwechsel, oder? Ist es dann überhaupt empfehlenswert den Fettstoffwechsel so stark zu trainieren bzw. die Ernährung so umzustellen, dass sie auf den Fettsotffwechsel abgestimmt ist? Sprich wenig Kohlenhydrate, viel Eiweiß und Fett.

Zum Beispiel nehmen ja Athleten, die nach dem Prinzhausen Prinzip ernähren, vor einem moderaten Training kaum Kohlenhydrate sondern eher Eiweiße und Fette zu sich, um dann im Training den Fettstoffwechsel effektiver zu trainieren. Das wäre aber für ein Kurzdistanztrainig eher supoptimal, weil ich doch da eher den Kohlenhydratstoffwechsel trainieren sollte?! Klar gehört zu dem Kurzdistanztraining auch ein Fettstoffwechseltrainig, aber der Kohlenhydratstoffwechsel sollte doch im Fokus sein, oder?

Wie halten es die Kurzdistanztriathleten unter euch mit der Ernährung, insbesondere den Kohlenhydraten? Wann und wieviel?

Ernährung nach Gefühl zählt nicht!! Ich wills ein wenig genauer...

pinkpoison
20.11.2009, 07:55
Ich habe mich in letzter Zeit ein wenig mit dem Prinzhausen-Prinzip beschäftigt und finde dieses sehr interessant. Ich finde, für einen Langdistanztriathlen ist diese Art der Ernährung sehr sinnvoll, aber wie sieht es bei der Kurzdistanz aus?

Macht eine ketogene Ernährung nach dem Prinzhausen-Prinzip für einen Kurzdistanztriathleten überhaupt Sinn? Im Kurzdistanztriathlon dominiert doch der Kohlenhydratstoffwechsel, oder? Ist es dann überhaupt empfehlenswert den Fettstoffwechsel so stark zu trainieren bzw. die Ernährung so umzustellen, dass sie auf den Fettsotffwechsel abgestimmt ist? Sprich wenig Kohlenhydrate, viel Eiweiß und Fett.

Zum Beispiel nehmen ja Athleten, die nach dem Prinzhausen Prinzip ernähren, vor einem moderaten Training kaum Kohlenhydrate sondern eher Eiweiße und Fette zu sich, um dann im Training den Fettstoffwechsel effektiver zu trainieren. Das wäre aber für ein Kurzdistanztrainig eher supoptimal, weil ich doch da eher den Kohlenhydratstoffwechsel trainieren sollte?! Klar gehört zu dem Kurzdistanztraining auch ein Fettstoffwechseltrainig, aber der Kohlenhydratstoffwechsel sollte doch im Fokus sein, oder?

Wie halten es die Kurzdistanztriathleten unter euch mit der Ernährung, insbesondere den Kohlenhydraten? Wann und wieviel?

Ernährung nach Gefühl zählt nicht!! Ich wills ein wenig genauer...

Hi Mr. Hill,

ich denke, dass es auch für Kurzdistanztrias sinnvoll ist im Training Eiweiss-Fett-betont (EFb) statt KH-betont (KHb) zu trainieren, denn ein Training des KH-Stoffwechsels ist normalerweise überflüssig, da unser Stoffwechsel KH als Standard-Superbenzin verwendet und das hormonelle und enzymatische System genau darauf angelegt ist und dies auch nicht durch EFb Ernährung "verlernt". Unsere im Zuge der Evolution optimierte Genetik ist genau darauf angelegt: Erst wird das laufende Konto geplündert - dann das Sparbuch ;-)

Was hingegen trainiert werden muss, das ist die Mobilisierung von Fetten als Treibstoff und das bereits in einer möglichst frühen Phase der Wettkampfbelastung, damit bereits früh ein möglichst hoher Anteil der Energiegewinnung aus Fetten gezogen wird - und das selbst bei vergleichsweise zur Langdistanz höherer Intensität der Belastung. So vermeidet man das aus dem Marathonlauf allseits bekannte Mann-mit-dem-Hammer-Phänomen, das durchaus auch auf der Kurzdistanz auftreten kann.

Eine ketogene Diätführung mag Sinn machen um den Booster einzuschalten, wenn man Kilos verlieren will/muss - aber als auf Dauer angelegte Ernährung halte ich sie für einen Leistungssportler für Unsinn, denn es fehlt die Zufuhr wichtiger Mikro- und Makronährstoffe und Ballaststoffen. Insbesondere die Kaliumzufuhr kann dann schnell zum Problem werden, von in ihrer Bedeutung für unseren Stoffwechsel nur im Ansatz verstandenen Phytochemika mal ganz zu schweigen. Ein zentrales Problem ketogener Diät ist m.E. die Verschiebung der Säure-Basen-Bilanz in Richtung sauer. Folgen sind dann u.a. auf kürzere Sicht Muskelverhärtungen und - sehr langfristig allerdings - Osteoporose .KH ja - aber angepaßt an die Trainingsbelastung und nur während (bei Einheiten > 2 Stunden) und danach im Rahmen der unmittelbar anschliessenden Recovery-Maßnahmen. Und: Keine leeren Kalorien, sondern Maximierung des Nährstoffgehalts der KH-Träger pro Energieeinheit, sprich: Obst und Gemüse, dann gerne auch hochglykämisch.

In jedem Fall sinnvoll ist es durch geeignete Vorwettkampfdiät den Muskelglykogenstand zu maximieren. Ob man nun mit Saltin oder daran angelehnten Konzepten arbeitet, sollte man aber vorher ausprobieren, denn in der Ladephase kann es - unabhängig davon, wie man sich normalerweise ernährt - zu individuell unterschiedlich ausgeprägten Magen-Darm-Problemen kommen.

Im übrigen finde ich es reichlich geschmacklos von Herrn Prinzhausen, dass er altbekannte Konzepte (man lese zb Friel/Cordain: The Paleo-Diet for Athlets), die nicht auf seinem Mist gewachsen sind marktschreierisch als seine Erfindung verkauft.... aber dafür kannst Du ja nix ;-)

Gruß

pinkpoison

MrHill
21.11.2009, 18:09
vielen dank für die klasse Antwort :Huhu: !

jürsche
22.11.2009, 05:04
Hi,

pinkposition hat das Wesentliche schon gesagt, paar kleine Anmerkungen noch: Das, was P. als "sein" Prinzip propagiert, ist zwar tatsächlich nichts, was noch nie da gewesen ist, unterscheidet sich aber schon auch ein wenig von der Paleo Diet u.a. Wurde aber hier schon in verschiedenen Freds durchgesprochen (->SuFu). Am nächsten kommt es wahrscheinlich der "Metabolic Diet" von Di Pasquale, aber egal.

Ein Missverständnis muss aber schon aufgeklärt werden: Ernährung nach Prinzhausen ist ganz bestimmt nicht ketogen, dafür sind auf jeden Fall zu viel KH drin, denn du sollst ja vor intensiven Einheitn KH-betont essen, nur die Basisernährung ist F/EW-betont und soll dazu dienen, die enzymatischen und hormonellen Gegebenheiten im Körper in Richtung Fettstoffwechsel zu "tunen". Auf jeden Fall kann man sich F/E-betont ernähren und trotzdem genug Phytochemika zu sich nehmen (von denen z.B. in Nudeln ja auch nicht sooo furchtbar viele drin sind...)

Vielleicht hilft das auch ein wneig weiter.

Gruß jürsche

MrHill
22.11.2009, 09:41
Hi,

pinkposition hat das Wesentliche schon gesagt, paar kleine Anmerkungen noch: Das, was P. als "sein" Prinzip propagiert, ist zwar tatsächlich nichts, was noch nie da gewesen ist, unterscheidet sich aber schon auch ein wenig von der Paleo Diet u.a. Wurde aber hier schon in verschiedenen Freds durchgesprochen (->SuFu). Am nächsten kommt es wahrscheinlich der "Metabolic Diet" von Di Pasquale, aber egal.

Ein Missverständnis muss aber schon aufgeklärt werden: Ernährung nach Prinzhausen ist ganz bestimmt nicht ketogen, dafür sind auf jeden Fall zu viel KH drin, denn du sollst ja vor intensiven Einheitn KH-betont essen, nur die Basisernährung ist F/EW-betont und soll dazu dienen, die enzymatischen und hormonellen Gegebenheiten im Körper in Richtung Fettstoffwechsel zu "tunen". Auf jeden Fall kann man sich F/E-betont ernähren und trotzdem genug Phytochemika zu sich nehmen (von denen z.B. in Nudeln ja auch nicht sooo furchtbar viele drin sind...)

Vielleicht hilft das auch ein wneig weiter.

Gruß jürsche

Da hast du recht! Prinzhauen-Prinzip ist alles andere als ketogen. Das hatte ich oben falsch beschrieben.
Wie viele Kohlenhydrate esst ihr denn dann vor den Trainingseinheiten? einfach nen Teller Nudeln oder habt ihr ne genaue Berechnung (z.b. x g/kg Körpergewicht)? Und wie viel Zeit sollte zwischen der Mahlzeit und dem Training liegen?

pinkpoison
22.11.2009, 14:46
vielen dank für die klasse Antwort :Huhu: !

Keine Ursache. Ich freu mich, wenn ich dir weiterhelfen konnte.

Was das Thema Nudeln aus deinem letzten Beitrag betrifft... ich würde mir Nudeln komplett sparen, da das Verhältnis von Mineralien+Spurenelementen+Vitaminen in Relation zum Energiegehalt einfach zu lausig ist. Auch in der Vollkornvariante (von Probleme wie Gluten oder für uns schädliche Phytochemika in den Randschichten des Getreidekorns mal ganz abgesehen!) ist Getreide, wegen seines relativ u Obst und Gemüse zu vernachlässigenden Nährstoffgehalts bei hoher Energiedichte, ein suboptimales Nahrungsmittel und man sollte es besser den Vögeln als Futter lassen. ;-) Müsli, Brot und Nudeln - empfiehl dies deinen Konkurrenten, aber meide das Zeug selbst wo Du kannst!

Ich würde da schon eher zu stärkehaltigen Gemüsen wie Kartoffeln oder Kürbis und Obst der Saison tendieren und auf Vielfalt achten.

Ob es Sinn macht vor dem Training KHs zu nehmen oder besser während (bei Einheiten > 2 Stunden) und unmittelbar danach, das ist wieder ein anderes, weites Feld für Erörterungen. Ich bevorzuge die Variante "Keine KH's vor dem Training".

Gruß Robert

Huschpuscheldi
22.11.2009, 16:14
Ob es Sinn macht vor dem Training KHs zu nehmen oder besser während (bei Einheiten > 2 Stunden) und unmittelbar danach, das ist wieder ein anderes, weites Feld für Erörterungen. Ich bevorzuge die Variante "Keine KH's vor dem Training".


Echt jetzt?
Ich esse vor Intervalltraining oder Tempoläufen immer bissl Obst und trinke Apfelsaft. um "schnelle Energie" zu haben. Danach esse ich auch KH.
Vor langen Läufen esse ich etwas ohne KH mit Fett und Eiweiß, gerade um den Fettstoffwechsel zu trainieren. Danach wieder KH.

Ist das falsch?

pinkpoison
22.11.2009, 16:44
Echt jetzt?
Ich esse vor Intervalltraining oder Tempoläufen immer bissl Obst und trinke Apfelsaft. um "schnelle Energie" zu haben. Danach esse ich auch KH.
Vor langen Läufen esse ich etwas ohne KH mit Fett und Eiweiß, gerade um den Fettstoffwechsel zu trainieren. Danach wieder KH.

Ist das falsch?

Nein, ich würde sagen genau richtig - vor intensiven Einheiten von Dauer bis zu einer Stunde schadet das nichts. Fragt sich halt nur, ob die Zusatznahrung vor dem Training überhaupt brauchst - es sei denn deine Glykogenspeicher sind leer. Normalerweise reicht das Benzin bis etwa 60 min locker auch bei hoher Intensität. Vielleicht stärkt das Futtern vor dem harten Training ja auch Deine Psyche. Auch nicht verkehrt.

Bei langen Läufen würde man so aber in das Jojo-Spiel der Bauchspeicheldrüse geraten und kommt mit dem Riegel- und Gelfuttern gar nicht mehr nach. Abgesehen davon - der Fettstoffwechsel würde nur unzureichend trainiert - auch wenn die Powerbar-Forschungsabteilung aus nachvollziehbaren ökonomischen Gründen das Gegenteil behauptet :-))

Gruß Robert

Huschpuscheldi
22.11.2009, 16:56
Danke für die Antwort


Bei langen Läufen würde man so aber in das Jojo-Spiel der Bauchspeicheldrüse geraten und kommt mit dem Riegel- und Gelfuttern gar nicht mehr nach. Abgesehen davon - der Fettstoffwechsel würde nur unzureichend trainiert - auch wenn die Powerbar-Forschungsabteilung aus nachvollziehbaren ökonomischen Gründen das Gegenteil behauptet :-))

:confused:
Das verstehe ich nicht. Wieso Riegel oder Gel futtern? Ich esse während einem langen Lauf nichts, nur vorher Eiweiß und Fett. Dabei wird doch der Fettstoffwechsel trainiert...? Danach KH und wozu ich gerade Lust hab.

Was empfiehlst du vor/während/nach langen Läufen zu essen?

Gruß

pinkpoison
22.11.2009, 17:14
Danke für die Antwort


:confused:
Das verstehe ich nicht. Wieso Riegel oder Gel futtern? Ich esse während einem langen Lauf nichts, nur vorher Eiweiß und Fett. Dabei wird doch der Fettstoffwechsel trainiert...? Danach KH und wozu ich gerade Lust hab.

Was empfiehlst du vor/während/nach langen Läufen zu essen?

Gruß

Nein - empfehle ich nicht! Mißverständnis! So wie Due s machst ist es richtig. Eiweiß Fett vorher - während nix außer Wasser. Wenn man es anders macht (Vorher und während KH) dann gibts das Jojo-Problem.
M.E. machst Du es so, wie Du es machst absolut richtig!

Gruß Robert

Huschpuscheldi
22.11.2009, 17:24
Alles klar, danke für die Infos

MrHill
25.11.2009, 11:04
ich muss doch nochmal nachfragen bezüglich kurztriathlon und fettstoffwechsel. und zwar ist es doch so, dass ich im kurztriathlon doch eine recht hohe Laktatkonzentration (ca. 5-7 mmol/l) über den gesamten Wettkampf habe, d.h. der Fettstoffwechsel kann doch eigentlich nicht wirklich viel Energie bringen weil er bei solchen Laktatkonzentration doch sehr stark gehemmt wird.
Aus diesem Grund bin ich immer noch etwas skeptisch, ob das Fettstoffwechseltraining im Kurztriathlon eine so große Rolle spielen sollte.

Wer kann weiterhelfen?

runningmaus
25.11.2009, 11:49
@Mr. Hill: Die Glycogendepots reichen für ca. 60min, bei moderatem Tempo auch mal für 90min.
Wenn Du nach dieser Zeit Deine Kurzdistanz sauber durchhast, hast Du recht, dann brauchst Du andere Energieaufnahmeformen nicht trainieren ;)
Ansonsten... ran, an ALLE Energiedepots :D