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Vollständige Version anzeigen : Ritalin-Doping zur Prüfungsvorbereitung und im Examen


Hafu
02.04.2009, 16:36
Bin ja eigentlich kein Freund dieser gängigen Doping-Selbstversuche "unerschrockener" Journalisten, aber dieser Erfahrungsbericht aus der Zeit ist lesenswert, wegen der differenzierten Betrachtungsweise, mit der der Autor über seine Erlebnisse und den inneren Zwiespalt berichtet:

"Ich bin ein Zombie, und ich lerne wie eine Maschine" (http://www.zeit.de/campus/2009/02/ritalin?page=1)

Kurzzusammenfassung: Philosophiestudent besorgt sich Ritalin, um sich besser auf die entscheidende Abschlussprüfung vorbereiten zu können, bemerkt subjektive positive wie negative Wirkungen, holt sich Rat von Experten wie von unmittelbaren Freunden ein, ohne dass sich daraus ein klares Meinungsbild ergibt, das sich für eine alltagstaugliche, allgemeingültige Handlungsempfehlung eignen würde.
Der Autor entschließt sich im Endeffekt sogar, die Drogen unmittelbar während der Prüfung offen zu nutzen und besteht die Prüfung mit guter Note.

Was meint ihr? Ist das trotzdem Betrug, obwohl es faktisch nicht verboten ist?
Im Sport haben wir die Frage ja schon geklärt (zumindest ist da die Frage nach der Bewertung von Doping in ethisch-moralischer Hinsicht relativ unstrittig).

TriBodensee
02.04.2009, 16:44
Habe vor meiner Abschlussprüfung 3 starke Cafe getrunken. Ist das Doping? :Lachanfall: Nein!!!:Nee:

Ich denke eher, dass man trotzdem was im Kopf haben muss, um die Prüfung zu bestehen. Da wirken die Drogen nicht so gut wie im Sport!

Gummiknie
02.04.2009, 16:44
Imho ist Ritalin verschreibungspflichtig. Wie kommt der da so ran?

drullse
02.04.2009, 16:52
Der Autor entschließt sich im Endeffekt sogar, die Drogen unmittelbar während der Prüfung offen zu nutzen und besteht die Prüfung mit guter Note.

Du solltest komplett zitieren:

"Für die Klausur gab es eine 1,3. Nicht schlecht, aber in einer anderen – in der ich nicht gedopt war – gab es eine 1,0. "

Imho ist Ritalin verschreibungspflichtig. Wie kommt der da so ran?

Siehe Artikel:

"Ich besorge mir eine Packung über einen Freund, dessen Vater Arzt ist – eine orangefarbene Pappschachtel, mit eingestanzter Blindenschrift und den großen Buchstaben: RITALIN, 10 mg."

*markus
02.04.2009, 16:56
Ich kenne Kinder, die angeblich an ADHS leiden (ich arbeite in der Hausaufgabenbetreuung einer Gesamtschule 5.-7. Klasse) und mit Ritalin vollgepumpt werden bzw. wurden.

Wenn die Kinder das Zeug genommen haben sind sie geistig total runtergefahren. Wenn die Pillen dann allerdings wieder abgesetzt werden drehen sie noch mehr ab als vorher...

Btw: Lance dopt doch nicht! :Lachen2:

Gutti
02.04.2009, 16:57
Imho ist Ritalin verschreibungspflichtig. Wie kommt der da so ran?

Das ist doch totalemente easy. Sogar viel leichter als Epo oder Steroide.

Hafu
02.04.2009, 16:58
Imho ist Ritalin verschreibungspflichtig. Wie kommt der da so ran?

Über den Vater eines Freundes, der Arzt ist und natürlich nicht namentlich genannt wird, da er streng genommen mit der Abgabe eines rezeptpflichtigen Medikaments ohne ärztliche Indikation gegen Approbationsgrundsätze verstößt.

Meine Frau hat als Grundschullehrerin oft genug mit Ritalin-gedämpften Schülern zu tun, die die Psychodrogen oftmals nichtmal vom Facharzt, sondern vom diesbezüglich kaum weitergebildeten Hausarzt verschrieben bekommen. Nachdem es aus meiner Erfahrung genug derartige Ärzte gibt, die ihren Patienten das aufschreiben, was diese (oder ihre Eltern) sich wünschen, ist das Beschaffungsproblem bei Ritalin in der Praxis keine echte Hürde.

Hafu
02.04.2009, 17:03
Du solltest komplett zitieren:

"Für die Klausur gab es eine 1,3. Nicht schlecht, aber in einer anderen – in der ich nicht gedopt war – gab es eine 1,0. "

"

Naja, oberflächlich betrachtet hat mich das auch beruhigt, dass der vom Autor beabsichtigte positive Effekt vielleicht gar nicht vorhanden ist.
Aber wie will man eine Prüfung und deren Note mit einer anderen Prüfung (anderes Thema, anderer Zeitpunkt) unmittelbar vergleichen?

Ihnerlie
02.04.2009, 17:04
...es ist doch so; je höher man sich künstlich putscht, desto tiefer ist später der Fall, von Spätfolgen möchte da erst gar nicht anfangen...

Jerome
02.04.2009, 17:29
wer 1, x arbeiten schafft der soll nicht meckern :D

mein ziel wäre ein abi von besser als 2,5 ...

Phoebe
02.04.2009, 17:43
Naja, also ich kann schon irgendwie verstehen, dass es viele versuchen :(

Als mein Fieber Anfang des Jahres nicht runter ging und ich wußte, dass ich so die Prüfung nicht schaffen kann, hätte ich am liebsten alles genommen um meinen Kopf irgendwie wieder frei zu bekommen.
Wenn ich nicht so eine verdammte Angst vor Drogen und Medikamenten hätte (und das leider aus eigenen Jugenderfahrungen :Nee: ) und es mir jemand besorgt hätte, dann weiß ich nicht ob ichs in meiner Verzweiflung nicht doch genommen hätte :Traurig:
Naja, jetzt wiederhole ich halt den Kurs und ich lebe trotz durchfallens noch, auch wenns stressig wird übernächstes Semester :-((

Solche Artikel finde ich aber prinzipiell eher schei**, weil es doch schon ein ziemlich großer Druck ist unter dem man im Studium steht und da ist die Versuchung schon groß.

Auf der anderen Seite hatte ein Kommilitone von mir im 2 Semester in Ungarn einen Herzinfarkt, denn zu viel rauchen, zu viel Kaffee und zu hoher Stresspegel tun dem Körper halt auch nicht gut und in Deutschland gehören alle 3 Dinge mit zum Alltag und zwar ganz legal. :Nee:

Was das mit den Kids angeht, da hoffe ich stark, dass nie auf Dauer gezwungen sein werde meinen Kindern (sofern ich mal welche habe) irgendwelche Medikamente zu geben. :(

qbz
02.04.2009, 18:05
Der Verbrauch von Methylphenidat (Ritalin, Medikinet) stieg seit 1993 auch in der BRD sprunghaft an u. ist (zum alleinigen Nutzen der Pharmaindustrie) bekanntlich sehr viel höher als das Vorkommen des Syndroms, das damit behandelt werden soll. Die laxe Verschreibungspraxis der Ärzte (ohne genaue Diagnosenabklärung) sorgt dabei in erster Linie für den leichten Nachschub. Ich kenne auch aus beruflichen Zusammenhängen einzelne Kinder- / Jugendpsychiater, da wird jedes Kind, das Eltern oder Lehrer als "unruhig" u. "unkonzentriert" bezeichnen, gleich mit Ritalin versorgt. So etwas spricht sich rum u. manche Lehrer u. Eltern wissen, wohin sie vermitteln oder sich wenden können.

-qbz

jürsche
02.04.2009, 21:41
Zu Haralds Anfangspost: Wenn man zu Substanzen greift, die einen zu Leistungen befähigen, die man ohne nicht erbringen könnte, tut man das, was ein dopender Sportler auch tut. Streng genommen ist es von der Geisteshaltung her sogar das gleiche, wie wenn man glaubt, ohne Kaffee am Morgen nicht richtig zu funktionieren (der war ja übrigens auch in verschiedenen Ländern zeitweise als gefährliche Droge verboten und Koffein ist ja noch nicht so lange von der Dopingliste herunten). Also moralisch verwerflich finde ichs schon. Aber am Ende ists halt wie im Sport auch, am Ende zählt der Erfolg und wenn alles gutgeht, fragt auch keiner, wie der zustande gekommen ist und für ein mit ehrlichen Mitteln erreichtes schlechtes Ergebnis kann man sich hier wie da nix kaufen.

Zum Thema Ritalin-Kids: Volle Zustimmung, ist echt erschreckend, was da abläuft. Ich hab echt oft den Eindruck, dass mit Ritalin oft auf völlig normales Verhalten bei Kindern reagiert wird: Bewegeungsdrang, Mitteilungsbedürfnis, Neugierde und Streben nach Aufmerksamkeit. Natürlich gibt es ADHS, aber sicher nicht bei jedem Ritalin-Kind. Mein lieber Scholli, ich bin echt froh, dass man in den 70ern noch nichts von ADHS und Ritalin wusste, sonst wäre ich wohl fällig gewesen...:Nee:

drullse
02.04.2009, 21:44
Zu Haralds Anfangspost: Wenn man zu Substanzen greift, die einen zu Leistungen befähigen, die man ohne nicht erbringen könnte, tut man das, was ein dopender Sportler auch tut. Streng genommen ist es von der Geisteshaltung her sogar das gleiche, wie wenn man glaubt, ohne Kaffee am Morgen nicht richtig zu funktionieren (der war ja übrigens auch in verschiedenen Ländern zeitweise als gefährliche Droge verboten und Koffein ist ja noch nicht so lange von der Dopingliste herunten). Also moralisch verwerflich finde ichs schon. Aber am Ende ists halt wie im Sport auch, am Ende zählt der Erfolg und wenn alles gutgeht, fragt auch keiner, wie der zustande gekommen ist und für ein mit ehrlichen Mitteln erreichtes schlechtes Ergebnis kann man sich hier wie da nix kaufen.

Mit dem Unterschied, dass es für den Studenten nicht verboten ist...

jürsche
03.04.2009, 08:43
Mit dem Unterschied, dass es für den Studenten nicht verboten ist...

Ich habe die rechtliche Seite mal ganz bewusst draußen gelassen. Z.B. Anabolika sind ja auch einige Zeit bereits geutzt worden, bevor man sie verboten hat, was aber nichts an der Tat an sich ändert. Bin zwar kein Jurist, aber begeht der STudent im Artikel nicht auch einen Verstoß gegen Arzneimittelrecht, wenn er sich ein verschreibungspflichtiges Medikament ohne Rezept besorgt?

Kinesis
03.04.2009, 10:25
Bin zwar kein Jurist, aber begeht der STudent im Artikel nicht auch einen Verstoß gegen Arzneimittelrecht, wenn er sich ein verschreibungspflichtiges Medikament ohne Rezept besorgt?

Natürlich wäre es das! Aber ich dachte er hatte ein Rezept!
Bei Ritalin, ohne Rezept, wäre dies noch eine ganze Ecke problematischer, denn das gehört zur Gruppe der Betäubungsmittel.

FuXX
03.04.2009, 12:42
Ich habe die rechtliche Seite mal ganz bewusst draußen gelassen. Z.B. Anabolika sind ja auch einige Zeit bereits geutzt worden, bevor man sie verboten hat, was aber nichts an der Tat an sich ändert. Bin zwar kein Jurist, aber begeht der STudent im Artikel nicht auch einen Verstoß gegen Arzneimittelrecht, wenn er sich ein verschreibungspflichtiges Medikament ohne Rezept besorgt?Die rechtliche Seite kann man aber nicht einfach außen vor lassen, da die moralische einschätzung ebenfalls dadurch beeinflusst wird, ob etwas nun erlaubt ist, oder jemand versucht sich einen unerlaubten Vorteil zu machen.

Das es nicht sonderlich intelligent ist, sich mit Drogen vollzustopfen, die man nicht braucht, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Und klar, das Betäubungsmittelgesetz wird zumindest nicht dem Sinn nach interpretiert - der Arzt muss ja eigentlich erst feststellen, ob der Patient das Mittel wirklich braucht.

FuXX