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Vollständige Version anzeigen : Wettkampf und Hashimoto (Schilddrüsenunterfunktion)


Tinchen79
21.06.2012, 11:44
Hallo Zusammen,

bei mir wurde vor 4 Jahren hashimoto festgestellt mit bestehender Schilddrüsenunterfunktion.
Zu der Zeit hatte ich grade meinen ersten Marathon hinter mir (hatte ca 1,5 Jahre vorher ernsthaft mit dem Laufen angefangen). Ich fing mit 25 L-Thyroxin an, bin mittlerweile bei 125.
Mit Triathlon fing ich vor 2,5 Jahren an, erster Wettkampf Ende 2010, dann in 2011 eine SD, OD und eine MD und in 2012 dann SD und MD im Kraichgau.
Natürlich hatte auch der Hormonspiegel immer wieder Einfluss auf die Leistungs- und Regenerationsfähigkeit, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich mit Sport besser als ohne.

Trotzdem sind mir jetzt in der Vorbereitung für Kraichgau und besonders auch im Wettkampf ein paar Sachen aufgefallen und ich hoffe, dass ich hier Foris finde, die ggf. ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Im Training: Besonders in harten Einheiten (Intervalle, Wettkampftempo, etc) ist mir immer wieder aufgefallen, dass ich gegen Ende der Einheit müde wurde und auch die Motivation etwas bergab ging, das hab ich aber einfach auf die ungewohnt hohen Belastungen geschoben.
Im Wettkampf: Bin ich gegen Ende der Radstrecke unglaublich müde geworden, mir sind ungelogen auf gerader Strecke fast die Augen zugefallen und ich musste mich wirklich konzentrieren und sehr in den Hintern treten, dass ich mein Rad abgebe und loslaufe. Auf der Laufstrecke bin ich dann leider gnadenlos eingegangen, was aber auch andere Gründe haben könnte (Magenprobleme, fehlendes Lauftraining da Rückenprobleme in der Vorbereitung).

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht im Wettkampf oder bei harten Einheiten? Kann es sein, dass mein Bedarf an L-Thyroxin hier einfach hochgeht und ich bei einem Wettkampf etwas mehr L-Thyroxin zu mir nehmen muss? (z.Bsp. gleich am morgen 150 statt 125, oder morgens normal und nach dem Schwimmen noch mal eine 25 Tablette?)

Ich freue mich wirklich über jeden Erfahrungsbericht!

LG, Martina

Noiram
21.06.2012, 12:02
Hallo Martina,:Huhu:

mir geht es ähnlich.

2007 mit 50mg Thyronajod angefangen...
Mittlerweile bei 125mg Thyronajod.

Hashi soll es bei mir nicht sein (laut Hausarzt und Endokrinologin).
Bei mir wurde Szintigrafie, Ultraschall und Antikörperbestimmung gemacht.

Letztes Jahr (hatte durch ne OP viel abgenommen) fühlte ich mich ganz gut. Nach Zunahme (5kg) wieder schlecht.
Im November hat mich mein Hausarzt auf 100er umgestellt. Im Januar war Kontrolle und mein TSH war bei 3,4!
Ich bin nur müde, antriebslos ...

Nun seit über 3 Monaten auf 125mg. Bin zwar nicht mehr müde, aber beim Sport habe ich dennoch die angezogene Handbremse.
Beim Radfahren kriege ich die gewohnten Geschwindigkeiten nicht hin, Schwimmen steht ausser Konkurrenz (da lange nicht trainiert) und beim Laufen ist es ganz doof. Ich habe erstmal eine totale Anlaufbremse (brauche eh ich in Schwung komme) und dann gibt es nach 4-5km totale Tiefen, dass ich sogar stehen bleiben muss.
Schwere Beine... u.s.w.
Atem geht viiiiel schwerer...Energie fehlt...

Mein Hausarzt sagt ich bin gesund und stelle zu hohe Ansprüche. Die Endokrinologin sagt es ebenso.
Dazu muss ich sagen, dass mein Hausarzt sich viel Zeit nimmt, auf mich eingeht, mich sehr gut kennt und sogar E-Mailbetreuung macht.

Ich fühle mich manchmal wie 80 und bin gerade halb so alt geworden. :Cheese:
TSH war jetzt bei 1,3.

Es ist ein Kreuz mit der SD!

Liebe Grüße
Marion

marlaskate
21.06.2012, 12:36
Nehme auch 125er Thyrox nach einer SD-Entfernung, muss aber sagen, dass ich absolut gar nichts davon merke, weder vorher (TSH bei fast 5), noch als ich zwischendurch beim Einstellen mal auf einem TSH Wert so niedrig war, dass er fast nicht zu messen war. Von daher geht es mir da wohl recht gut, zum Glück.

Tinchen79
21.06.2012, 13:14
Hallo Marion, Hallo Marlaskate,

vielen Dank für Eure Berichte.
@ Marlaskate: Ich drück Dir die Daumen, dass es so bleibt, das klingt ja wirklich sehr gut.

@ Marion: Ich kann Dich wirklich gut verstehen. Ich frag mich auch immer wieder, ob ich einfach zu hohe Ansprüche an mich stelle, oder ob es wirklich an der SD liegt. Meinen ersten Marathon bin ich mit Werten gelaufen, mit denen hat mein Endokrinologe schon Leute arbeitsunfähig geschrieben. Ich bin einfach auch sehr ehrgeizig und selbstkritisch, und kann es nicht akzeptieren, irgendwelche Einschränkungen zu haben, daher bin ich sehr streng zu mir selbst.
Aber grade die starke Müdigkeit im Wettkampf hat mich dann doch erschreckt!

Mein Endokrinologe sagt auch, dass meine Werte sehr gut sind mittlerweile. Er akzeptiert aber auch, dass man in einem gewissen Rahmen auch nochmal was an der Dosis machen kann, da das eigene Empfinden sehr verschieden ist, und er meint, man kann die Dosis nicht alleine an den Werten festmachen. Aber er kennt sich halt mit Sportlern nicht ganz so gut aus, was einfach schade ist.

Marion, wie gehst Du da jetzt mit um? Das beste draus machen oder doch weiterforschen, ob noch eine andere Ursache da sein kann?
Ich war letzten Winter z.Bsp. viel und lange krank, da hat mir mein Arzt dann auch mal Zink, Selen und Vitamin B aufgeschrieben, was mir was die Krankheitsanfälligkeit angeht, sehr gut geholfen hat.

Liebe Grüße und ich freue mich auf mehr Erfahrungen,
martina

Noiram
21.06.2012, 14:00
Marion, wie gehst Du da jetzt mit um? Das beste draus machen oder doch weiterforschen, ob noch eine andere Ursache da sein kann?
Ich war letzten Winter z.Bsp. viel und lange krank, da hat mir mein Arzt dann auch mal Zink, Selen und Vitamin B aufgeschrieben, was mir was die Krankheitsanfälligkeit angeht, sehr gut geholfen hat.

Liebe Grüße und ich freue mich auf mehr Erfahrungen,
martina

Ach Martina dass ist gar nicht so einfach.
Mittlerweile habe ich meinen Hausarzt so weit, dass er Werte um 1 aktzeptiert. Da ich ermüdungsbruchgeschädigt bin und Calziummangel habe (wird schon seit Jahren dran geforscht warum) darf ich auf keinen Fall durch Medikamente in die Überfunktion rutschen - sagt er.
Wiederum aktzeptiere ich das.
Ich kann mit ihm gut reden und das ist ein Vorteil.
Dennoch ist er der Meinung ich klage auf hohem Niveau.

Viele Ärzte haben noch die alten Laborparameter, wo es von 0,3- 2,8 (TSH) oder so ähnlich lautet.
Die Endokrinologin ist da sturer. Ich bin gesund, kann Marathon laufen -also was will ich.
Das ich aber einen totalen Unterschied verspüre zu der Zeit ohne Unterfunktion ist scheinbar egal.

Was mich belastet ist, ich habe leichte Wassereinlagerungen -so ne Art Myxödem in den Augenlidern und auch Beinen (Herz + Niere sind geprüft), habe ein echtes Schweregefühl und eben diese Lahmarschigkeit.
Letztes Jahr war das nicht!
Da habe ich mich vom OP-Tisch innerhalb von 6 Monaten zum Marathon aufgerappelt. Ich hatte das Gefühl mit 5-6kg weniger greifen die Medikamente mehr.
Jetzt mit 5-6kg mehr nicht. Aber noch höhere Dosis?
Mir fällt auch das Abnehmen seit einigen Jahren sehr schwer.
Muskelschmerzen und leichte Depriphasen kommen dazu.
Ich nehm`es oft mit Galgenhumor, aber der Spaß am Sport leidet echt wenn man sich immer so quälen muss und das Gefühl hat man schleppt Bleiklötze mit sich.

Meine Thyronajod nehme ich sehr früh morgens. Beim ersten Toilettengang - so 1-1,5h vor dem Frühstück. Die Endokrinologin hat mir eingebleut - 30min vorher und ich habe den Sicherheitsabstand etwas ausgebaut.

Mittlerweile (seit 7 Monaten) habe ich auch alle Sojaprodukte gestrichen - da diese ja Auswirkungen auf die Medikamente haben sollen.

Tja trotzdem...

Mein Ostheopath meint ich soll mal ne Fastenkur machen... mein Darm ist geplagt (hatte voriges Jahr ein Darmruptur mit Not-OP) und schon immer etwas Probleme.
Er meint die Nahrungspause und die Gewichtsabnahme könnte etwas helfen. Auch für die Muskelschmerzen.
Nun überlege ich. Mein Hausarzt ist nicht dagegen... oh Wunder...ich hätte damit gerechnet, aber er ist sehr aufgeschlossen was Natursachen angeht.

Mag nicht so recht alleine fahren und hab etwas Schiß davor.
Mal sehen.

Wie handhabst Du das jetzt?

LG
Marion

PippiLangstrumpf
21.06.2012, 21:30
Mich hat mein Hashi gerade total aus der Bahn geworfen.

Intensive Sachen kann ich gar nicht machen und selbst Training knapp oberhalb vom "Dahinschluffen" geht nicht lange gut. Und ich habe das Gefühl, daß es immer schlimmer wird :(

Zwischenzeitlich hatte ich mal Eisen-, D3- und B12- Mangel. Alles Sachen, die bei Hashis wohl öfter vorkommen.
Aber inzwischen ernähre ich mich von den ganzen Sachen, weil meine Werte ansonsten gleich immer wieder absacken, und nehme noch Selen, was bei der Umwandlung von T4 nach T3 helfen soll und auch den Entzündungsprozeß der Autoimmun-Kiste etwas abmildern soll. Leider scheint das bei mir nicht so richtig zu wirken. Ich habe immer wieder so leicht grippales Gefühl - und eben ohne Husten, Schnupfen und Fieber. Dieses Mal waren es eher schwere grippale Beschwerden mit Kopf-, Glieder-, Muskel- und Schilddrüsen-Schmerzen. Langsam geht es wieder bergauf.

Eine zeitlang hatte ich das Gefühl, daß es mir hilft, wenn ich sofort im Anschluß an die Belastung ein bißchen T4 und Selen extra nehme. Aber an meinem jetzigen Zustand sehe ich, daß es eben doch nicht geholfen hat ...

Meine Endokrinologin hat mir verboten zu erhöhen und sie findet meine Werte alle total toll obwohl fT3 nur gerade so in der Norm liegt und es mir eben nicht so gut geht dabei.

Tinchen79
22.06.2012, 08:06
Hallo Marion, Hallo PippiLangstrumpf,
da haben wir uns alle drei ja was schönes angelacht.
Pippi, ich kann gut nachvollziehen, wie es einem bei einem Schub geht... auch ich hab manchmal unerklärlicherweise Zeiten, in denen ich das Gefühl habe, es geht garnichts.
Wie gehe ich damit um?
Ich versuche einfach, weiterzumachen. mich davon nicht zu sehr einschränken zu lassen.
Was ich aber z.Bsp. stark merke ist, dass ich verstärkt Probleme mit den Stimmbändern bekomme und komischerweise stört mich das auch beim atmen bei höheren Belastungen. (Scheinbar können sich solche Ödeme auch auf den Stimmbändern bilden).
Dadurch hört sich meine Stimme schnell heiser an und mich strengt langes Reden sehr an.
Ich werd auf jeden Fall mit meinen Arzt sprechen, ob es Sinn macht, bei sehr hohen Belastungen ein bisschen Hormone extra zu nehmen. Die schreiben mir schon immer 100 + 25 extra auf, damit ich ein bisschen Spielraum habe und mal mehr und mal weniger nehmen kann. Das werde ich jetzt einfach ausprobieren.

@ Pippi: Schade, dass Deine Ärztin da so streng ist. Ich persönlich finde es nämlich z.Bsp. sehr schwierig, aus den Werten wirklich was abzulesen. Mein Arzt bestimmt immer TSH basal 8der ist bei mir schon fast an der Grenze zur überfunktion mittlerweile (von 2,15 auf 0,25) und fT3 und fT4 (die beiden Werte haben sich aber kaum verändert seit Beginn der supplementierung: fT3 von 3,18 auf 3,28 und fT4 von 1,14 auf 1,4)
Ich habe in der Summe schon das Gefühl, dass Sport hilft, dass ich mich besser fühle und mein Gewicht wenigstens halten kann (Abnehmen geht seit ein paar Jahren fast garnicht mehr). Aber nervig ist es schon, besonders da ich bei Hashi schon das Gefühl habe, dass nicht nur die UF den Körper stört, sondern auch die Entzündung an sich.

LG, Martina

Joseph
22.06.2012, 14:17
Liebe Mitstreiter,

lasst euch nicht entmutigen. Bei mir sind inzwischen 5 Jahre seit der Hashimoto-Diagnose vergangen und optimal eingestellt bin ich immer noch nicht, obwohl ich schon bei L-Thyroxin 300 angekommen bin. Aber Sport machen kann ich dennoch!!! Jedenfalls die ganzen letzten Sommer über. Selbst im Winter wäre das gegangen, wenn ich nur rechtzeitig die Dosis erhöht hätte, denn im Winter rausche ich Jahr für Jahr in die Unterfunktion...
Wann immer bei mir die Dosis stimmt, bin ich sportfit und kaum noch infektanfällig und mehr oder weniger voll belastbar. Man muss nur dranbleiben und den Arzt so lange nerven, bis er Blutbilder in kurzen Abständen macht und die Dosis jeweils rechtzeitig erhöht. Und wenn die SD sich irgendwann mal ganz zerstört hat, dürfte die richtige Dosierung noch einfacher werden.

Also Kopf hoch!!!

Sportliche Grüße
Jo

PS: Hier im Forum gab es schon viele SD-Threads, die zum Teil viele wertvollen Infos enthielten.

PippiLangstrumpf
25.06.2012, 18:56
Oh man, mein Hausarzt hat keine Ahnung, was Hashimoto wirklich ist :Maso:
Der meinte heute, daß meine Beschwerden sicher ein Virus wären. Und daß Hashimoto keine Schübe produzieren würde. Das wäre eine einmalige Entzündung, die zur Zerstörung von SD-Gewebe geführt hätte und das wär dann vorbei :Nee:
Ich könnt heulen und morgen mach ich mal wieder nen Termin beim Endo. Blöderweise gibt es Termine immer erst in einem halben Jahr :(