Vollständige Version anzeigen : Hartz-IV-Debatte
Neben den berechtigten Gründen (wie z. B. Krankheit, welche durch eine Krankmeldung attestiert wurde).......Faulheit, Unzuverlässigkeit, Vergesslichkeit. Die Liste kann gerne erweitert werden. Die Frage ist halt, ob man das als Gesellschaft akzeptiert oder nicht.
Sind denn Strafen wie eine Streichung des Mindestunterhaltes (Existenzminimum) um 30 oder 60 % ein erfolgreicher Weg, um die Menschen beim Arbeitsamt wieder dazu zu befähigen, ihren Lebensunterhalt mit Arbeit zu bestreiten? Und gäbe es erfolgsversprechendere Wege? Der Staat vermochte zur ersten Frage, den Erfolgen dieser Art von Pädadogik, dem Bundesverfassungsgericht keine überzeugenden Argumente oder gar gesicherten Studien vorzulegen, was das Gericht deutlich rügte. Wie motiviert ist z.B. jemand, X-Bewerbungen zu machen, wo er vorher schon weiss, dass es nichts wird, z.B.
Klar scheint mir, dass nicht alle Menschen in gleichem Masse leistungsfähig sind, aus verschiedensten Gründen, und für Leistungsschwächere mit z.B. sehr negativen Schulkarrieren auch nicht genug freie Stellen vorhanden sind. Deshalb wurde z.B. wieder extra ein staatliches Programm für Langzeitarbeitslose "aufgelegt".
Schwarzfahrer
27.11.2019, 16:59
Um Sanktionen verhängen zu dürfen, die Menschen ggf in lebensbedrohliche Situationen bringt (Obdachlos werden oder nichts zu Essen zu haben gehört für mich dazu) müsste die Qualität der Verhältnismäßigkeitsprüfung extrem ausgebaut werden.
100 % Zustimmung. Das schwierige ist, daß eine wirklich fundierte Prüfung der Zumutbarkeit oder Verhältnismäßigkeit viel genauere Kenntnisse der betroffenen Personen und derer Verhältnisse erfordert, als was wahrscheinlich von irgendeinem Amt jemals zu leisten ist. Oder die Betroffenen brauchen sehr gute, engagierte Betreuer, Sozialarbeiter, Anwälte. Es wäre allerdings schon viel gewonnen, wenn einfache Notlagen klar von Arbeitsunlust unterschieden werden - was oft, wohl aus Bequemlichkeit im Amt oder wegen mangelnder Information auch nicht sauber geschieht.
Es gibt Betrüger, ja. Aber man kann nicht wegen der Betrüger alle über einen über einen Kamm scheren und das als Kollateralschaden betrachten.
Ich glaube, die Sozial-Betrüger sind das kleinere Problem. Ich sehe das Problem in einer angeblich wachsenden Schicht von Menschen, die z.T. schon in 2. oder 3. Generation von Sozialhilfe leben, nichts anderes kennen, und für die die Arbeit gar nicht mehr zum Lebensmodell gehört; die mit den Umständen zufrieden sind, solange sie Essen, Fernsehen und Bier haben (plakativ ausgedrückt). Ich glaube schon, daß mit entsprechenden Druckmitteln so mancher (sicher nicht alle) aus diesem Zustand mobilisiert werden kann.
Sonycson
27.11.2019, 17:15
Das stimmt sicher alles. Mich nervt nur hart die einseitige und linke Berichterstattung an. Ich bin auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das macht die Diskussion dann überflüssig und kommt uns denke am Ende nicht teurer.
Und über meinen persönlichen Gesundheitszustand kannst Du glaube ich keine Einschätzung treffen ;-). Und ja, ich kann die Fragen wirklich nicht beantworten. Mich würde stark wundern, wenn es zu dieser Fragestellung statistische Erhebungen gäbe.
Du kannst also die Frage in Fett nicht selbst beantworten, kannst aber im zweiten Absatz zu einer Schlussfolgerung kommen?
Hast Du Dich mit solchen Fragen (und der Praxis in solchen Zusammenhängen) mal intensiv beschäftigt oder gar mal eigene Erfahrungen damit gesammelt?
Weites Feld. Das geht von absoluter Ausnutzung des Sozialstaates bis hin zu ernsten Problemen Betroffener die "das Amt" nicht berücksichtigt, nicht richtig einschätzt oder gar nicht kennt. Und natürlich alles dazwischen.
Um dir mal einen kleinen Einblick zu erlauben... da kannst Du mit einer nicht eindeutig diagnostizierten psychischen Erkrankung Probleme haben Dein Leben überhaupt zu regeln, was am Ende vom "Amt" aber ausgelegt wird, als würdest Du Dich einfach völlig verweigern. Am Ende kann es in solchen Fällen dazu kommen, dass die Leistungen komplett eingestellt werden und jemand aus Satz 1 seine Wohnung verliert und dann inkl. seiner psychischen Probleme auf der Straße sitzt. Unter Druck und mit Zwangsmaßnahmen erreichst Du bei solchen Leuten gar nichts. Das wirft die so aus der Bahn, dass sie, selbst wenn sie wollten überhaupt nicht mehr in der Lage sind einen Termin wahrzunehmen oder sich Hilfe zu suchen. Kannst Du dir ggf nicht vorstellen, dann danke Gott oder wem auch immer, dass Du von Depressionen und schlimmen anderen Problemen in Deinem Leben verschont geblieben bist.
Um Sanktionen verhängen zu dürfen, die Menschen ggf in lebensbedrohliche Situationen bringt (Obdachlos werden oder nichts zu Essen zu haben gehört für mich dazu) müsste die Qualität der Verhältnismäßigkeitsprüfung extrem ausgebaut werden.
Es gibt Betrüger, ja. Aber man kann nicht wegen der Betrüger alle über einen über einen Kamm scheren und das als Kollateralschaden betrachten.
Sonycson
27.11.2019, 17:20
Nein. Ich denke, dass das kein wirkungsvoller Weg ist.....
Und den wunden Punkt sprichst/schreibst Du ja auch an. Es gibt kein "ausgewertetes Datenmaterial". Es wird halt nicht die Ursache erforscht.
Sind denn Strafen wie eine Streichung des Mindestunterhaltes (Existenzminimum) um 30 oder 60 % ein erfolgreicher Weg, um die Menschen beim Arbeitsamt wieder dazu zu befähigen, ihren Lebensunterhalt mit Arbeit zu bestreiten? Und gäbe es erfolgsversprechendere Wege? Der Staat vermochte zur ersten Frage, den Erfolgen dieser Art von Pädadogik, dem Bundesverfassungsgericht keine überzeugenden Argumente oder gar gesicherten Studien vorzulegen, was das Gericht deutlich rügte. Wie motiviert ist z.B. jemand, X-Bewerbungen zu machen, wo er vorher schon weiss, dass es nichts wird, z.B.
Klar scheint mir, dass nicht alle Menschen in gleichem Masse leistungsfähig sind, aus verschiedensten Gründen, und für Leistungsschwächere mit z.B. sehr negativen Schulkarrieren auch nicht genug freie Stellen vorhanden sind. Deshalb wurde z.B. wieder extra ein staatliches Programm für Langzeitarbeitslose "aufgelegt".
Das Arbeitsministerium rudert zurück:Es klingt wie ein Machtwort von Hubertus Heil (SPD): "Der Arbeitsminister schließt aus, dass künftig innerhalb eines Monats mehr als 30 Prozent sanktioniert werden darf", teilte das Bundesarbeitsministerium am Mittwochmorgen knapp mit. Dazu werde noch in dieser Woche eine Weisung ergehen. Klarer kann man es kaum formulieren. Und doch bleibt einiges unklar.
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/hartz-iv-sanktionen-hubertus-heil-schliesst-kuerzungen-ueber-30-prozent-aus-a-1298446.html
Hubertus Heil meinte "innerhalb eines Monats" und es ist anzunehmen, dass er sich bei dieser Äußerung seine Worte ziemlich genau überlegt hat.
Eiliges Dementi
Eilig dementierte das Bundesarbeitsministerium heute morgen die Planungen, obwohl sie in dem Entwurf eindeutig fixiert wurden. “Wir schließen das aus”, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Berlin. Man will nunmehr verhindern, dass es in der Öffentlichkeit zu “weiteren Missverständnissen kommt”. Der Arbeitsminister Hubertus Heil wolle das Urteil des Bundesverfassungsgericht umsetzen. Er schließe aus, “dass künftig innerhalb eines Monats mehr als 30 Prozent sanktioniert werden darf”. Eine Weisung hierzu soll es am Freitag geben. Fachkundige und Betroffene wissen allerdings, dass Sanktionen nicht nur einen Monat, sondern drei Monate andauern.
Quelle: https://www.gegen-hartz.de/news/hartz-iv-arbeitsministerium-dementiert-eigene-weisung
Nimmt man Heils Aussage wörtlich, ist es also (weiterhin) denkbar, dass die Bezüge kumuliert um mehr als 30 % gekürzt werden.
Sachleistungen und Wertgutscheine seien trotz erheblicher Bedenken des Bundesverfassungsgerichts auch zukünftig möglich ist auf der Internetseite gegen-hartz.de zu lesen:
Gutscheine bei Sanktionsaddierung
Ein weiteres “Geschmäckle” ist die Tatsache, dass Sachleistungen und Wertgutscheine trotz erheblicher verfassungsrechtlicher Bedenken von Seiten des Bundesverfassungsgericht dennoch weiterhin möglich sein sollen. Die Verfassungsrichter hatten bemängelt, dass hierauf kein verbindlicher Anspruch besteht. Nunmehr sollen die Gutscheine wieder ausgegeben werden, wenn aufgrund von Addieren mehrer Sanktionen Leistungskürzungen um 50 und mehr Prozent gekürzt werden (Weisungsentwurf Rz 31.37).
Quelle: https://www.gegen-hartz.de/news/hartz-iv-arbeitsministerium-dementiert-eigene-weisung
Das ist wieder ein Beitrag, über den ich mich sehr freue :-).
Immer wieder aufbauend, wenn man sieht, es gibt da Menschen, die sich darum bemühen Verständnis und Zugang zu Leuten zu finden, die einfach nicht mehr mithalten können oder manchmal vielleicht auch erst einmal nicht mehr wollen.
Das Leben hinterlässt bei jedem Spuren.
Was man eine Weile mit der Hoffnung es werden wieder bessere Zeiten kommen in absehbarer Zeit ertragen kann oder will, das will oder kann man wahrscheinlich irgendwann halt nicht mehr aushalten, wenn die Hoffnung entsprechend gesunken ist oder man ähnliche Phasen schon zu oft ertragen hat oder ertragen musste.
Jeder hat das Bedürfnis seine Sorgen und Nöte mal in den Hintergrund zu rücken.
Wenn man das wie ein Haufen andere Menschen beispielsweise u.a. mit Hilfe von Alkohol macht und man hat zusätzlich vielleicht auch noch ungünstige Gene, dann hat man richtig große Probleme an der Backe.
Es gibt viele Leute, die können mit einem erheblichen Alkoholproblem noch scheinbar oder wirklich funktionieren in dem Sinne, dass sie halt einer Erwerbstätigkeit nachgehen können oder wollen, aber eben nicht alle.
Es hängt auch davon ab, was für Chancen man diesebezüglich hat, welche Erwerbsarbeiten zugänglich sind.
Menschen mit einem Alkoholproblem werden ja oft genug von ihrem (beruflichen) Umfeld "geschützt".
Ich schreibe das Wort in Anführungszeichen, weil es fast immer alles andere als ein Schutz ist auf die Dauer, sondern dazu beiträgt, dass der Betroffene sich immer tiefer in die Abhängigkeiten verstrickt, immer mehr körperlich und seelisch zerstört und der Weg heraus aus diesen Abhängigkeiten immer unwahrscheinlicher und schwerer wird.
Ein wirklich toller Beitrag vom Captain :-)!
Hast Du Dich mit solchen Fragen (und der Praxis in solchen Zusammenhängen) mal intensiv beschäftigt oder gar mal eigene Erfahrungen damit gesammelt?
Weites Feld. Das geht von absoluter Ausnutzung des Sozialstaates bis hin zu ernsten Problemen Betroffener die "das Amt" nicht berücksichtigt, nicht richtig einschätzt oder gar nicht kennt. Und natürlich alles dazwischen.
Um dir mal einen kleinen Einblick zu erlauben... da kannst Du mit einer nicht eindeutig diagnostizierten psychischen Erkrankung Probleme haben Dein Leben überhaupt zu regeln, was am Ende vom "Amt" aber ausgelegt wird, als würdest Du Dich einfach völlig verweigern. Am Ende kann es in solchen Fällen dazu kommen, dass die Leistungen komplett eingestellt werden und jemand aus Satz 1 seine Wohnung verliert und dann inkl. seiner psychischen Probleme auf der Straße sitzt. Unter Druck und mit Zwangsmaßnahmen erreichst Du bei solchen Leuten gar nichts. Das wirft die so aus der Bahn, dass sie, selbst wenn sie wollten überhaupt nicht mehr in der Lage sind einen Termin wahrzunehmen oder sich Hilfe zu suchen. Kannst Du dir ggf nicht vorstellen, dann danke Gott oder wem auch immer, dass Du von Depressionen und schlimmen anderen Problemen in Deinem Leben verschont geblieben bist.
Um Sanktionen verhängen zu dürfen, die Menschen ggf in lebensbedrohliche Situationen bringt (Obdachlos werden oder nichts zu Essen zu haben gehört für mich dazu) müsste die Qualität der Verhältnismäßigkeitsprüfung extrem ausgebaut werden.
Es gibt Betrüger, ja. Aber man kann nicht wegen der Betrüger alle über einen über einen Kamm scheren und das als Kollateralschaden betrachten.
Aus der Rausch: Leben mit der Alkoholsucht: https://www.youtube.com/watch?v=CrKpd7HupIw
Eben - in den 11-Uhr-Nachrichten des Radios (SWR3) - kam eine Meldung anlässlich des heute veröffentlichten paritätischen Armutsberichtes 2019 (die Bundesregierung erstellt und veröffentlich ebenfalls jährlich Armutsberichte).
In Regionen, in denen Armut bisher nicht so sehr verbreitet war, habe sie in letzter Zeit massiv zugenommen so auch in der Pfalz (da komme ich her, da lebe ich schon immer und wahrscheinlich werde ich da auch bis zu meinem letzten Tag leben).
Überregional - also bundesweit - habe sie aber erfreulicherweise abgenommen.
Die Printmedien haben darüber auch schon berichtet.
So heißt es unter anderem im Tagesspiegel:
Armutsbericht zeigt regionale Kluft
„Der Graben verläuft nicht mehr nur zwischen Ost und West“
Reicher Süden, armer Osten und besonders armes Ruhrgebiet: Der Paritätische Wohlfahrtsverband stellt ein enormes Wohlstandsgefälle in Deutschland fest.
[...]
Bei genauerer Betrachtung zeige sich Deutschland viergeteilt. Den „wohlhabenden“ Ländern Bayern und Baden-Württemberg mit einer Armutsquote von zusammen 11,8 Prozent, stünden Nordrhein-Westfalen und der Osten mit rund 18 Prozent gegenüber. Dazwischen lägen die weiteren Regionen Westdeutschlands mit einer Armutsquote von zusammen knapp 16 Prozent.
[...]
Der Armutsbericht zeige, dass auch der Westen Deutschlands tief gespalten und weit entfernt von Einheitlichkeit oder gleichwertigen Lebensbedingungen sei, sagte Schneider. Untersucht wurde für die Studie die Armutsentwicklung auf Länder- und Regionalebene. Insbesondere das Ruhrgebiet bleibe mit einer Armutsquote von 21,1 Prozent bei 5,8 Millionen Einwohnern „Problemregion Nummer 1“.
Außerdem sei die Armut von Rentnern in den vergangenen zehn Jahren um 33 Prozent und damit so stark wie bei keiner anderen Gruppe angestiegen. Der Verband fordert in seinem Bericht unter anderem einen höheren Mindestlohn und höhere Hartz-IV-Sätze. (dpa)
Quellen: https://www.tagesspiegel.de/politik/armutsbericht-zeigt-regionale-kluft-der-graben-verlaeuft-nicht-mehr-nur-zwischen-ost-und-west/25326390.html, https://www.presseportal.de/pm/53407/4465851
Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert:
Zitat (Die Textformatierung habe ich leicht verändert):
In Anknüpfung an aktuelle sozialpolitische Diskussionen sehen wir angesichts der Befunde dieses Berichtes Priorität in folgendem Sofortprogramm:
* sofortige Erhöhung der Regelsätze von derzeit 424 auf 582 Euro und Einsetzung einer unabhängigen Kommission zur Neubestimmung des Existenzminimums – insbesondere für Kinder;
* Einführung von Freibeträgen auf Alterseinkünfte in der Altersgrundsicherung und Einführung einer Mindestrente für langjährig Versicherte;
* Einführung einer bedarfsdeckenden und einkommensorientierten Kindergrundsicherung und Schaffung eines Rechtsanspruchs auf Teilhabe im Kinder- und Jugendhilfegesetz;
* Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes auf 13 Euro;
sanktionsfreier Umbau der Hartz IV-Leistungen zu einem echten Unterstützungssystem inklusive eines sozialen Arbeitsmarktes und sozialpädagogischer Hilfen;
* Umbau der Pflegeversicherung durch Abschaffung oder deutliche Reduzierung der Eigenanteile der Pflegebedürftigen;
* kostenfreie bedarfsdeckende gesundheitliche Versorgung auch für Menschen mit niedrigem Einkommen.
Zitatende
Quelle: http://www.der-paritaetische.de/schwerpunkt/armutsbericht/, Seite 4 des Armutsberichts
Definition des Begriffs relative Einkommensarmut:
Zitat:
Relative Einkommensarmut
Das Statistische Bundesamt und auch dieser Armutsbericht
folgen einer bereits über 30 Jahre alten EU-Konvention,
was die Definition und die Berechnung von
Armut anbelangt. In Abkehr von einem sogenannten
absoluten Armutsbegriff, der Armut an existenziellen
Notlagen wie Obdachlosigkeit oder Nahrungsmangel
festmacht, ist der Armutsbegriff der EU ein relativer.
Arm sind demnach alle, die über so geringe Mittel verfügen,
„dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen
sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als
Minimum annehmbar ist“, wie es im entsprechenden
Kommissionsbericht heißt.2
Dieser EU-Konvention folgend zählt dieser Bericht
jede Person als einkommensarm, die mit ihrem Einkommen
unter 60 Prozent des mittleren Einkommens
liegt. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen
des Haushaltes inklusive Wohngeld, Kindergeld,
Kinderzuschlag, anderer Transferleistungen oder
sonstiger Zuwendungen.
Zitatende
Quelle: https://cloud.paritaet.org/index.php/s/YGZJWLJY5TQzZXM/download
Merke - mittleres Einkommen ist nicht gleich Durchschnittseinkommen!
Zitat:
Bei der Berechnung der Armutsquoten sind zwei statistische
Besonderheiten zu beachten: Beim mittleren
Einkommen handelt es sich nicht um das geläufige
Durchschnittseinkommen. Dieses wird ermittelt, indem
man alle Haushaltseinkommen addiert und die
Summe dann durch die Anzahl der Haushalte teilt
(arithmetisches Mittel). Es wird stattdessen der sogenannte
Median, der mittlere Wert, errechnet: Alle Haushalte
werden nach ihrem Einkommen der Reihe nach
geordnet, wobei das Einkommen des Haushalts in der
Mitte der Reihe den Mittelwert bzw. Median darstellt.
Der Unterschied zwischen arithmetischem Mittel und
Median kann sehr groß sein. Ein Beispiel: Verfügen fünf
Haushalte jeweils über ein Einkommen von 700 Euro,
1.300 Euro, 1.900 Euro, 6.500 Euro und 9.000 Euro, so
haben sie im Durchschnitt (700 + 1.300 + 1.900 + 6.500
+ 9.000) : 5 = 3.880 Euro. Der mittlere Wert (Median)
wäre jedoch 1.900 Euro. Die mit dem Median errechnete
Armutsschwelle und die sich daraus ableitenden
Armutsquoten sind damit sehr „stabil“: Die Haushalte
im oberen Bereich können reicher und reicher werden.
Solange der Haushalt in der Mitte der Rangreihe keinen
Einkommenszuwachs hat, hat dies keinerlei Einfluss
auf die Armutsquoten.
Zitatende
Quelle: https://cloud.paritaet.org/index.php/s/YGZJWLJY5TQzZXM/download, Seite 5 des Armutsberichts
"Die Bundesregierung will in ihrem Haushaltsentwurf für 2023 einen Fördertopf für Langzeitarbeitslose von derzeit 4,8 auf 4,2 Milliarden Euro kürzen. Obwohl wie in den Vorjahren sogenannte Ausgabereste zusätzlich genutzt und Einsparungen bei den Regelleistungen gegengerechnet werden dürfen, besteht dadurch die Gefahr, dass die Neubewilligungen für den Sozialen Arbeitsmarkt drastisch sinken könnten." (https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/langzeitarbeitslose-arbeitsmarktforscher-warnt-vor-kuerzungen-a-d77b630e-d744-4e21-9aa6-5454b7a7a9c8)
Läuftnix
15.07.2022, 06:40
Klingt dramatisch, praktisch ist aber der Satz nach dem "Obwohl" der relevante. Die BR schiebt aktuell einen großen Berg an Ausgaberesten durch die Jahre immer weiter. Den in einer Regelaufgabe abzubauen ist sinnvoller als in in irgendwelchen Liebhaberprojekten zu versenken, wie sonst gerne gesehen
Klingt dramatisch, praktisch ist aber der Satz nach dem "Obwohl" der relevante. Die BR schiebt aktuell einen großen Berg an Ausgaberesten durch die Jahre immer weiter. Den in einer Regelaufgabe abzubauen ist sinnvoller als in in irgendwelchen Liebhaberprojekten zu versenken, wie sonst gerne gesehen
Ausgabereste dürfen nicht in andere Haushaltstitel verschoben werden und können auch nur für ein Jahr übertragen werden. Eine Kürzung um 0,6 Milliarden finde ich schon erheblich, von 4,8 auf 4,2, zumal noch die Inflation mit bis jetzt 8 % dazu kommt, d.h. es müsste mind. eine Erhöhung um 8 % stattfinden, da daraus aus ja Lohnzuschüsse an Arbeitgeber für die Einstellung von Langzeitarbeitslosen bezahlt werden.
Wikipedia: "Haushaltsausgabereste dürfen ausschließlich für die Maßnahmen Verwendung finden, für die sie ursprünglich veranschlagt sind." (https://de.wikipedia.org/wiki/Haushaltsausgaberest)
Komischerweise wird beim Etat des Verteidigungsministeriums in den letzen Jahren nie mit Ausgaberesten argumentiert. ;)
Schwarzfahrer
15.07.2022, 12:08
"Die Bundesregierung will in ihrem Haushaltsentwurf für 2023 einen Fördertopf für Langzeitarbeitslose von derzeit 4,8 auf 4,2 Milliarden Euro kürzen. Obwohl wie in den Vorjahren sogenannte Ausgabereste zusätzlich genutzt und Einsparungen bei den Regelleistungen gegengerechnet werden dürfen, besteht dadurch die Gefahr, dass die Neubewilligungen für den Sozialen Arbeitsmarkt drastisch sinken könnten." (https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/langzeitarbeitslose-arbeitsmarktforscher-warnt-vor-kuerzungen-a-d77b630e-d744-4e21-9aa6-5454b7a7a9c8)
Das sind nun -12,5 %. Jeder Unternehmensberater, den man anheuert, geht von einem Kostensparpotential von 10 % ohne Wirkungsgradverlust aus, allein durch Erhöhung der Effizienz. In diesem Fall müßte es nicht schmerzhaft sein, wenn der Reduzierung eine Evaluierung der Effizienz der Maßnahmen vorausginge (also z.B. welche Maßnahmen verhelfen nachweislich einem nennenswerten Anteil der Langzeitarbeitslosen zu einem neuen Job, welche Maßnahmen sind reine "Parkschleifen" im System? Wie kann man die Paarung Arbeitsloser und Maßnahme so optimieren, daß die Wahrscheinlichkeit steigt, einen Job zu bekommen? u.ä.m.). Leider fehlt mir auch der Glaube, daß so rational überlegt wird in einem Land, wo Abgeordnete sich 3 % Gehaltserhöhung gönnen (300 € mehr bei ca. 10.000 € Einkommen), während sie gleichzeitig für Hartz 4-Empfänger nicht mal ein Viertel davon (0,7 %) gönnen (3 € mehr bei ca. 450 € Regelsatz) :(.
Effizienz bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen?
Wenn die Förderung endet - enden in der Regel die Beschäftigungsverhältnisse der geförderten Arbeitnehmer. Für mich ist dies die Realität, erlebe ich seit Jahren genau so.
soweit von mir dazu ...
Effizienz bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen?
Wenn die Förderung endet - enden in der Regel die Beschäftigungsverhältnisse der geförderten Arbeitnehmer. Für mich ist dies die Realität, erlebe ich seit Jahren genau so.
soweit von mir dazu ...
Bei den früheren ABM-Massnahmen für Langzeitarbeitslose musste die Stelle sogar keine Planstelle sein. Die Betreffenden haben für diesen Zeitraum eine Arbeit und das scheint mir mehr wert zu sein als keine und sie erhalten ein aktuelles Arbeitszeugnis, das ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen kann. Ich habe mich immer darum bemüht, dafür Stellen zu schaffen.
Wenn ich in den Nachrichten höre, dass überall Arbeitskräfte fehlen und man sogar wieder in der Türkei rekrutieren möchte, sollte es dann nicht auch deutlich weniger Menschen in Hartz vier geben und der Finanzbedarf entsprechend geringer sein?
Moin QBZ,
ich beziehe mich nur auf den von dir zitierten Artikel. Darin geht es um die Förderung nach §16i für Langzeitarbeitslose (mit mindestens 6-jähriger Arbeitslosigkeit).
Natürlich gibt es viele Maßnahmen, die unterstützend wirken und ihren Sinn haben.
Es gibt sogar Maßnahmen, bei denen 60% der Teilnehmer hinterher in Arbeit sind.
Die über mehrere Jahre angelegte Förderung nach 16i zähle ich nicht dazu, weil eben zumindest hier in meiner Region die Nachhaltigkeit nach Auslaufen der Fördermittel fehlt...
Und Effizienz bei Förderung von benachteiligten Menschen - da geht mir schon das Messer in der Tasche auf!
danke, ich habe jetzt Wochenende :)
Wenn ich in den Nachrichten höre, dass überall Arbeitskräfte fehlen und man sogar wieder in der Türkei rekrutieren möchte, sollte es dann nicht auch deutlich weniger Menschen in Hartz vier geben und der Finanzbedarf entsprechend geringer sein?
Es sind nicht alle Menschen für eine Umschulung auf Altenpflege oder Erzieherinnen geeignet. :) . Es geht bei dem Programm um die gezielte Integration von Menschen, welche längere Zeit aus diversen Gründen arbeitslos gewesen sind und sie auf dem Weg wieder in einen Arbeitsprozess nach einer Weiterbildung / Umschulung zu integrieren. Darunter sind auch Akademiker.
Und Effizienz bei Förderung von benachteiligten Menschen - da geht mir schon das Messer in der Tasche auf!
Bitte nicht die Effizienz der Verwaltung vergessen, da ist sicher noch Potential.
Wenn ich in den Nachrichten höre, dass überall Arbeitskräfte fehlen und man sogar wieder in der Türkei rekrutieren möchte, sollte es dann nicht auch deutlich weniger Menschen in Hartz vier geben und der Finanzbedarf entsprechend geringer sein?
So, nur noch eine Antwort:
Ja, sollte es. Und ab Juli können sie sich sogar ohne Sanktionsandrohung, also völlig frei und motiviert eine Beschäftigung suchen, die zu ihnen passt.
Es gibt diese Menschen, sie begegnen mir jeden Tag. Aber sie suchen sich Arbeit, weil der Stellenmarkt sehr positiv ist, und wirtschaftliche Gründe für eine Beschäftigung sprechen; nicht weil Sanktionen wegfallen.:Huhu:
Nur die Anderen, welche Sanktionen erfahren haben, müssen nun keine Pflichten mehr erfüllen - dank der aktuellen Politik.
Ich finde das mehr als falsch.
Es sind nicht alle Menschen für eine Umschulung auf Altenpflege oder Erzieherinnen geeignet. :) . Es geht bei dem Programm um die gezielte Integration von Menschen, welche längere Zeit aus diversen Gründen arbeitslos gewesen sind und sie auf dem Weg wieder in einen Arbeitsprozess nach einer Weiterbildung / Umschulung zu integrieren. Darunter sind auch Akademiker.
Es fehlen auch Arbeitskräfte in der Gastronomie, an Flughäfen…
Zu Sanktionen habe ich auch meine Meinung, auch wenn ich mich im Detail nicht damit auskenne. Aber wenn man sieht, welchen bürokratischen Aufwand man betreibt um hier und da ein paar Euro zu Sanktionieren und hinterher noch weiteres Geld für Gerichtsprozesse verschwendet, in denen die Sanktionen oft wieder gekippt werden, dann frage ich mich schon, ob es nicht sinnvoller wäre gleich auf diesen Bürokratiewahnsinn zu verzichten.
Es fehlen auch Arbeitskräfte in der Gastronomie, an Flughäfen…
qbz hat schon recht, es geht nicht um die Art des Jobs, es geht darum dass Menschen Hilfe brauchen allein bei der Frage, komme ich morgens pünktlich aus dem Bett. Bin ich zuverlässig auf der Arbeit. Kann ich 8h überhaupt durchhalten.
Entstanden durch z.b. physische Erkankungen, Drogenerfahrungen, sonstige Beeinträchtigungen.
Man kann die Förderung solcher Menschen natürlich lassen, nur dann werden die halt gar nicht arbeiten, sondern durchs Raster fallen und in ALG 2 (Hartz IV).
Moin QBZ,
ich beziehe mich nur auf den von dir zitierten Artikel. Darin geht es um die Förderung nach §16i für Langzeitarbeitslose (mit mindestens 6-jähriger Arbeitslosigkeit).
Natürlich gibt es viele Maßnahmen, die unterstützend wirken und ihren Sinn haben.
Es gibt sogar Maßnahmen, bei denen 60% der Teilnehmer hinterher in Arbeit sind.
Die über mehrere Jahre angelegte Förderung nach 16i zähle ich nicht dazu, weil eben zumindest hier in meiner Region die Nachhaltigkeit nach Auslaufen der Fördermittel fehlt...
Und Effizienz bei Förderung von benachteiligten Menschen - da geht mir schon das Messer in der Tasche auf!
danke, ich habe jetzt Wochenende :)
ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende.
Ich habe an meinem Arbeitsplatz in Berlin jeweils damit gute Erfahrungen gemacht, aktiv darum bemüht, solche Stellen zu schaffen und die Menschen haben meistens anschliessend andere Stellen gefunden. Okay, das war alles im sozialen und Jugendhilfe-Bereich, auch Verwaltung, keine Ahnung, wie es in anderen Berufsfeldern aussieht.
Für diejenigen, welche sich damit nicht auskennen, hier die Beschreibung des Arbeitsamtes: Arbeitsamt: foerderung-von-langzeitarbeitslosen (https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/foerderung-von-langzeitarbeitslosen)
Schwarzfahrer
15.07.2022, 14:14
qbz hat schon recht, es geht nicht um die Art des Jobs, es geht darum dass Menschen Hilfe brauchen allein bei der Frage, komme ich morgens pünktlich aus dem Bett. Bin ich zuverlässig auf der Arbeit. Kann ich 8h überhaupt durchhalten.
Entstanden durch z.b. physische Erkrankungen, Drogenerfahrungen, sonstige Beeinträchtigungen.
Das sehe ich auch so, es ist der wichtigste Aspekt. Die Frage ist, wie ich das weitere Ziel einer solchen Förderung definiere bzw. den Erfolg messe, und damit die Ausgaben rechtfertige. Reicht es, für die Dauer der Förderung den Menschen eine Chance zu bieten unabhängig davon, wie es weitergeht, oder sollte die Förderung zum Ziel haben, daß ein nennenswerter Anteil im Anschluß auch ohne Förderung selbständig Fuß fasst im Arbeitsmarkt. Ich fände letzteres ein wichtiges Ziel und Kriterium, gerade wenn Fördermittel nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Man kann die Förderung solcher Menschen natürlich lassen, nur dann werden die halt gar nicht arbeiten, sondern durchs Raster fallen und in ALG 2 (Hartz IV).Leute, die in diesem Bereich tätig sind, könnten sicher etwas zu Häufigkeit von Erfolg nach diesem Kriterium sagen. Es gibt sicherlich ein Teil, das nach o.g. Kriterium auch nach der Maßnahme wieder durchs Raster fällt (und das z.T. auch vorhersehbar). Sind das 5 %, 15 %, oder gar 50 %? Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß man durch entsprechende Evaluierung der bisherigen Erfahrung den Anteil solcher Fälle reduzieren kann (wenn es jetzt schon < 20 % sind dann eher nicht). Es ist aber vermutlich naiv gedacht, daß sich eine Behörde mit so etwas befasst.
Das sehe ich auch so, es ist der wichtigste Aspekt. Die Frage ist, wie ich das weitere Ziel einer solchen Förderung definiere bzw. den Erfolg messe, und damit die Ausgaben rechtfertige. Reicht es, für die Dauer der Förderung den Menschen eine Chance zu bieten unabhängig davon, wie es weitergeht, oder sollte die Förderung zum Ziel haben, daß ein nennenswerter Anteil im Anschluß auch ohne Förderung selbständig Fuß fasst im Arbeitsmarkt. Ich fände letzteres ein wichtiges Ziel und Kriterium, gerade wenn Fördermittel nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Leute, die in diesem Bereich tätig sind, könnten sicher etwas zu Häufigkeit von Erfolg nach diesem Kriterium sagen. Es gibt sicherlich ein Teil, das nach o.g. Kriterium auch nach der Maßnahme wieder durchs Raster fällt (und das z.T. auch vorhersehbar). Sind das 5 %, 15 %, oder gar 50 %? Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß man durch entsprechende Evaluierung der bisherigen Erfahrung den Anteil solcher Fälle reduzieren kann (wenn es jetzt schon < 20 % sind dann eher nicht). Es ist aber vermutlich naiv gedacht, daß sich eine Behörde mit so etwas befasst.
So etwas wird meistens evaluiert und alle Zahlen bei den Ämtern erfasst.
https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Forschungsberichte/fb-576-evaluation-des-esf-bundesprogramms-sgb-2.html
KevJames
16.07.2022, 06:03
Man kann die Förderung solcher Menschen natürlich lassen, nur dann werden die halt gar nicht arbeiten, sondern durchs Raster fallen und in ALG 2 (Hartz IV).
Oder nichtmal das und landen in Notunterkünften. Das Gute für den Staat ist, dass dies häufig soziale / kirchliche Einrichtungen gestemmt wird, die sich nur teilweise durch staatliche Mittel finanzieren.
Schön auch, dass die FDP die Hartz IV Anpassung an die Inflation blockiert. Ich finde auch, dass die Hartz IV ohnehin viel zu viel bekommen, da sollte es lieber eine Steuererleichterung für die obere Mittelschicht und Oberschicht geben ... (Achtung Ironie)
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