Vollständige Version anzeigen : SPIEGEL (online) PLUS
Thorsten
14.07.2016, 07:52
Seit kurzem ist SPIEGEL ONLINE dabei, sein Angebot "PLUS" an den Mann und die Frau zu bringen. 39-Cent-Beträge auf Kredit, erst wenn man 5 € Schulden hat, werden diese auch eingezogen.
http://www.spiegel.de/dienste/laterpay-bei-spiegel-online-so-funktioniert-es-a-1070947.html
Was meint ihr: Wird sich das durchsetzen, werden die Leser das nutzen und ist das nur der erste Schritt, um immer mehr kostenpflichtig zu machen?
Ich persönlich werde das nicht nutzen, mir sind die Artikel von der Qualität her einfach keine 39 Cent wert und die wirklich wichtigen Informationen kriege ich auch woanders her (z.B. über Angebote, die mit meinem eh zu bezahlenden Rundfunkbeitrag erstellt wurden). Die "Intelli-Bild" schreibt manchmal schon ziemliches Zeug, das man in vielen Fällen nur für umsonst noch mitnehmen kann.
Woran genau machst Du die Qualität eines Artikels fest?
Ich finde es ok. Wir sind es einfach gewohnt, dass es ja im Internet alles umsonst gibt. Das kann irgendwann nicht mehr funktionieren. Die Menschen, die die Artikel schreiben, die Seiten betreiben etc wollen ja auch von etwas leben. Wenn ich mir ne Zeitung kaufe, zahle ich ja dafür auch.
Ob ich das Angebot konkret nutzen werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht teste ich es mal.
Ich finde es ok. Wir sind es einfach gewohnt, dass es ja im Internet alles umsonst gibt.
Das täuscht. Auch wenn du nicht explizit bezahlst, wird mit dir Geld verdient.
Thorsten
14.07.2016, 08:05
Es gibt die übrigen Inhalte ja nicht umsonst sondern nur andersfinanziert.
Ist schon viele Jahre her, aber damals war ich noch bei der Bundesmarine und der gedruckte Spiegel (damals gab es noch kein Online) hat es bei Artikeln über Marine-Themen nicht mal hingekriegt, den Text und die Bilder in Einklang zu bringen. Und genauso ist es heute mit Spon. Da wird auch häufiger mal was durcheinander gebracht, was dann in den Kommentaren schnell aufgezeigt wird. Wo gehobelt wird, da fallen Späne, aber manchmal erinnert das mehr an Holzwolle-Produktion.
Das täuscht. Auch wenn du nicht explizit bezahlst, wird mit dir Geld verdient.
Klar sicher... aber es kostet mich nichts.
Thorsten, Du bist auf dem Gebiet Marine spezialisiert und kennst Dich da aus. Ungefähr 75 Mio Deutsche sind das aber nicht. Natürlich müssen die Infos im Artikel stimmen. Gar keine Frage... aber manchmal werden da auch wirklich Erbsen gespalten...
JENS-KLEVE
14.07.2016, 08:20
Ich lese jeden Tag Spiegel Online und bin mit der Qualität zufrieden. Ich schätze die hohe Geschwindigkeit, die Neutralität und das Design der Artikel. was mich stört ist der hohe Anteil an Kommentaren auf der Kosten des Anteils der Berichte und die nervigen Verknüpfung zu Bento.
Spiegel Plus hat mich auch schon oft geärgert,w eil ich das Thema interessant fand und dann nicht weiterlesen durfte. Ich habe es dann gegooglet und woanders gefunden. Über Paypal hätte ich vielleicht 10 Cent ausgegeben, aber ich bin zu faul mich wieder irgendwo anzumelden, Passwörter zu merken und emails zu bestätigen. 40 Cent werde ich keinesfalls für irgendeinen Artikel bezahlen. Für eine SpiegelplusAPP auf dem Handy würde ich einmalig 5 Euro bezahlen, wenn ich dann mindestens 1 Jahr werbefrei Spiegel plus und spiegelonline lesen könnte.
Zu mehr bin ich nicht bereit, und andere anscheinend auch nicht.
Megalodon
14.07.2016, 08:56
Ein sehr interessantes Thema, weil hier ja in der Regel auf Zeitungsartikel, auch SPON, hingewiesen wird, die dann auch verlinkt werden. Dabei dienen diese Artikel zum Teil sogar als Diskussionsgrundlage. Da darf man dann schonmal nachfragen, wie es eigentlich mit der Qualität dieser Artikel grundsätzlich ausschaut und ob man auch bereit wäre, dafür zu bezahlen.
Ich muss sagen, ich bin bereit, für Content zu bezahlen. Also grundsätzlich. Nur habe ich festgestellt, dass manche Artikel einfach schlecht sind. Thorsten hat da völlig recht. Fast jeder hat ja etwas, mit dem er sich richtig gut auskennt (in meinem Fall zB mein Arbeitgeber). Wenn dann ein Artikel darüber in der Zeitung erscheint, habe ich in der Vergangenheit schon öfter festgestellt, dass da Dinge nicht richtig dargestellt wurden oder sogar komplett falsch waren. In dem Moment kann man sich dann Gedanken über die anderen Artikel machen, deren Inhalt man mangels eigenen Wissens ungeprüft hinnehmen muss. Und das betrifft ALLE Medien, die ich konsumiere, also ZEIT, sueddeutsche.de, SPON, heute-journal, tagesschau, etc.
Ich glaube, Redakteure haben heute garkeine Zeit mehr, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen, um dann einen fundierten Artikel zu schreiben. Ich habe den Eindruck, da wird nur auf die Schnelle ein bisschen Info zusammengegoogelt und fertig ist der Beitrag. Und dafür bezahle ich nicht. Googeln kann ich selbst.
Für echten Qualitätsjournalismus wäre ich auch bereit zu bezahlen, zB 5-6 Euro für eine hochwertige Tageszeitung.
Ich lese jeden Tag Spiegel Online und bin mit der Qualität zufrieden. Ich schätze die hohe Geschwindigkeit, die Neutralität und das Design der Artikel. was mich stört ist der hohe Anteil an Kommentaren auf der Kosten des Anteils der Berichte und die nervigen Verknüpfung zu Bento.
Die Qualität von Spieler empfinde ich nicht als so gut. Aber es liest sich "leichter" als z.B. die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche oder die Zeit. Dennoch bevorzuge ich letztere Medien.
Die Verknüpfung mit bento ist auch sehr nervig, vor allem weil das nur eine Kopie von der Huffington Post ist, die mich schon beim Focus total nervt. Die Schlagzeilen dieser "Medien" sind teilweise auf Bild-Niveau. Aber offenbar ist der Durchschnittsbürger mit sowas zu begeistern, da ja mittlerweile fast alle großen Zeitungen sowas haben (die Zeit z.B. mit ze.tt, oder wie sich das schimpft).
Ich glaube, Redakteure haben heute garkeine Zeit mehr, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen, um dann einen fundierten Artikel zu schreiben. Ich habe den Eindruck, da wird nur auf die Schnelle ein bisschen Info zusammengegoogelt und fertig ist der Beitrag. Und dafür bezahle ich nicht. Googeln kann ich selbst.
Für echten Qualitätsjournalismus wäre ich auch bereit zu bezahlen, zB 5-6 Euro für eine hochwertige Tageszeitung.
Wäre?? Warum machst du es nicht? Es gibt sie noch!
Was erwartet ihr denn? Diese Ich-zahl-Nix-Handyleser, die sich gleichzeitig über die Qualität der Artikel beschweren gehen mir aber voll auf die Nerven. Dümmer geht´s kaum noch. Da hocken folglich immer schlechter bezahlte Klicki-Bunti-Redakteure, die in immer weniger Zeit immer mehr Content erstellen. Software, die das macht, ist schon in der Entwicklung. Längst nicht alles, was man liest, ist noch von Menschen geschrieben. Aber egal, irgendwann sind die Leute so dumm geworden, dass das von Software Geschriebenen intelligenter ist als die Klicki-Leser.
Megalodon
14.07.2016, 09:18
Es gibt sie noch!
Nenn mal ein Beispiel.
Nenn mal ein Beispiel.
Die Zeit ist absolut lesenswert. Kommt jeden Donnerstag. Die FAS auch.
Megalodon
14.07.2016, 09:35
Die Zeit ist absolut lesenswert. Kommt jeden Donnerstag. Die FAS auch.
Also ungefähr 3/4 der ZEIT Ausgaben kaufe ich mir noch immer. Warum "noch immer"? Weil ich auch da festgestellt habe, dass erstens Meinungsbildung betrieben wird, zB als sie 2005 Schröder quasi aus dem Amt geschrieben haben, und zweitens auch da bereits der eine oder andere fragwürdige Artikel veröffentlicht wurde. Es halt sich dort aber in Grenzen, soweit ich das beurteilen kann.
SPON ist da in der Tat schon deutlich schlechter. Aktuell zB der Artikel über Sauberkeitserziehung bei Kindern. Der wurde von den Kommentatoren dann auch zurecht regelrecht zerrissen.
Thorsten
14.07.2016, 09:41
Nur habe ich festgestellt, dass manche Artikel einfach schlecht sind. Thorsten hat da völlig recht. Fast jeder hat ja etwas, mit dem er sich richtig gut auskennt (in meinem Fall zB mein Arbeitgeber). Wenn dann ein Artikel darüber in der Zeitung erscheint, habe ich in der Vergangenheit schon öfter festgestellt, dass da Dinge nicht richtig dargestellt wurden oder sogar komplett falsch waren. In dem Moment kann man sich dann Gedanken über die anderen Artikel machen, deren Inhalt man mangels eigenen Wissens ungeprüft hinnehmen muss.
:Blumen: sehr gut beschrieben, genauso meinte ich es! Warum sollte ich an den Zufall glauben, dass ausgerechnet und nur die Themen, in denen ich mich auskenne, schlecht recherchiert sein sollten?
Also ungefähr 3/4 der ZEIT Ausgaben kaufe ich mir noch immer. Warum "noch immer"? Weil ich auch da festgestellt habe, dass erstens Meinungsbildung betrieben wird, zB als sie 2005 Schröder quasi aus dem Amt geschrieben haben, und zweitens auch da bereits der eine oder andere fragwürdige Artikel veröffentlicht wurde. Es halt sich dort aber in Grenzen, soweit ich das beurteilen kann.
SPON ist da in der Tat schon deutlich schlechter. Aktuell zB der Artikel über Sauberkeitserziehung bei Kindern. Der wurde von den Kommentatoren dann auch zurecht regelrecht zerrissen.
Wochenzeitungen haben etwas länger Zeit zur Recherche. Man merkt das i.d.R. auch beim Lesen. Nicht nur vom Inhalt her, auch vom Stil.
Die Währung im Internet ist die Anzahl der Klicks. Man darf sich also nicht wundern, wenn sich der online-Journalimus entsprechend anpasst, da man täglich (oder sogar just in time) Texte produzieren muss, die auf Klicks aus sind.
CaraDelevigne
14.07.2016, 14:12
Wochenzeitungen haben etwas länger Zeit zur Recherche. Man merkt das i.d.R. auch beim Lesen. Nicht nur vom Inhalt her, auch vom Stil.
Die Währung im Internet ist die Anzahl der Klicks. Man darf sich also nicht wundern, wenn sich der online-Journalimus entsprechend anpasst, da man täglich (oder sogar just in time) Texte produzieren muss, die auf Klicks aus sind.
Haben länger Zeit zur Recherche stimmt, sind dafür aber längst nicht so aktuell.
Deshalb nutze ich Wochenzeitungen nicht mehr so gerne wie ich es früher gemacht habe.
Um "up to date" zu bleiben klicke ich mich durch die bekannten Apps oder Web Seiten...! Auch ausländische Quellen sind interessant, NZZ, Guardian, NYP etc. Das ist doch ein echter Luxus aktuelle Infos 24h zur Verfügung zu haben. Extra gezahlt wird dafür nicht!
Dass auch schwache Berichte dabei sind, die sicherlich nicht exakt recherchiert sind, wird zähneknirschend aber immer noch wohlwollend hingenommen. :Lachen2:
Es ist uns allen doch klar, dass uns auf dem Gebiet, auf dem wir tätig sind, beruflich oder hobbiemäßig, ein "normaler " Redakteur nie das Wasser reichen kann!
Haben länger Zeit zur Recherche stimmt, sind dafür aber längst nicht so aktuell.
Deshalb nutze ich Wochenzeitungen nicht mehr so gerne wie ich es früher gemacht habe.
Um "up to date" zu bleiben klicke ich mich durch die bekannten Apps oder Web Seiten...! Auch ausländische Quellen sind interessant, NZZ, Guardian, NYP etc. Das ist doch ein echter Luxus aktuelle Infos 24h zur Verfügung zu haben. Extra gezahlt wird dafür nicht!
Dass auch schwache Berichte dabei sind, die sicherlich nicht exakt recherchiert sind, wird zähneknirschend aber immer noch wohlwollend hingenommen. :Lachen2:
Es ist uns allen doch klar, dass uns auf dem Gebiet, auf dem wir tätig sind, beruflich oder hobbiemäßig, ein "normaler " Redakteur nie das Wasser reichen kann!
Wenn wir uns bei Amazon einloggen, bekommen wir ja userbezogene Vorschläge oder Werbung. Teilweise ist auch schon bei der Erstellung von Nachrichten in Form von Sätzen und Artikeln Software im (Test-)Einsatz. Der nächste Schritt ist klar und wir werden ihn wohl noch erleben. Wer die Daten hat, hat zukünftig noch mehr Macht. Also von wegen "Ich zahle nix....". Der Preis für unser Geklicke ist extrem hoch!
Der Preis für unser Geklicke ist extrem hoch!
Bis genug Menschen zu dieser Erkenntnis kommen, ist es leider zu spät.
Thorsten
14.07.2016, 14:48
Wer die Daten hat, hat zukünftig noch mehr Macht. Also von wegen "Ich zahle nix....". Der Preis für unser Geklicke ist extrem hoch!
Wenn wir auch noch Geld dafür bezahlen würden, würden sie unsere Daten aber trotzdem noch nehmen. Das wäre kein entweder oder.
Wenn wir auch noch Geld dafür bezahlen würden, würden sie unsere Daten aber trotzdem noch nehmen. Das wäre kein entweder oder.
Ja, das stimmt. Ich wunder mich nur, dass immer noch Menschen glauben, wir zahlen nichts dafür. Es gibt ja noch andere Formen als Geld.
Was ich bei SPON die grösste Zumutung finde, ist das sogenannte "Forum", weil es keine Threads kennt. Ausserdem werden die eingesandten Beiträge willkürlich politisch zensiert ohne jede Transparenz. An einer Diskussion der Leser untereinander über einzelne Artikel hat die SPON-Redaktion kein Interesse. Desweiteren mangelt es mir auch, wie schon hier geschrieben, an Recherche bei der Redaktion und Nachrichten und Meinungen werden in den Artikeln ständig vermischt.
CaraDelevigne
15.07.2016, 11:51
Was ich bei SPON die grösste Zumutung finde, ist das sogenannte "Forum", weil es keine Threads kennt. Ausserdem werden die eingesandten Beiträge willkürlich politisch zensiert ohne jede Transparenz. An einer Diskussion der Leser untereinander über einzelne Artikel hat die SPON-Redaktion kein Interesse. Desweiteren mangelt es mir auch, wie schon hier geschrieben, an Recherche bei der Redaktion und Nachrichten und Meinungen werden in den Artikeln ständig vermischt.
Stimmt!
Ich habe gerade bei SPON zu dem "Ärzte.Bashing" Artikel eine polemische Replik geschrieben....! Wurde natürlich zensiert und nicht veröffentlicht....!?:(
Aber ich denke nach dieser Nacht in Nizza ist doch alles irgendwie sekundär.
Ich bin fassungslos und geschockt und immer noch irgendwie wie betäubt....!
Ich bin auf einen höchst interessanten Vortrag des Informatikers David Kriesel zu SPON gestossen. Er wertet die Metadaten von 100 000 Artikeln (!) von Spiegel Online aus. Weiter nahm er inhaltliche Auswertungen der Artikel vor.
Kriesel demonstriert anhand der 100 000 SPON-Artikel, welche Informationen (über Redakteure, Themenbereiche, Inhaltsschwerpunkte, Steuerung der Kommentarfunktion, Artikeländerungen) man durch "Data Science" ("Big Data") gewinnen kann, damit der Zuhörer zumindest eine kleine Ahnung bekommt, wie "Data Mining" funktioniert und welches Missbrauchspotential z.B. eine staatliche Vorratsdatenspeicherung enthält.
https://www.youtube.com/watch?v=-YpwsdRKt8Q
Best Eschbach ever zum Thema:
Andreas Eschbach, NSA
Dort verpflanzt der Autor dieses Thema ins Dritte Reich. Der Roman beginnt schon mit einem Paukenschlag (Achtung Spoiler): Über eine simple Betrachtung der Stromverbrauche in Amsterdam in Verbindung mit gespeicherten Grundrissen und Meldedaten wird eine gewisse Anne Frank samt Familie festgenommen und ein gefundenes Tagebuch eingezogen.
Das Buch wird zum Ende hin immer deprimierender. "Brazil" von Terry Gilliam lässt grüßen.
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