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Vollständige Version anzeigen : Was macht die Türkei denn da?


El Niño
07.10.2014, 19:46
Vor kurzem sind ja die die islamistischen Kämpfer in Kobane eingefallen. Und stehen wohl vor der Einnahme der Stadt.
Was macht Erdogan denn, er hat doch sein Mandat für den Einsatz von Truppen, aber stellt unrealistische Forderungen.
Für mich entsteht ganz klar der Eindruck, dass Erdogan billigend in Kauf nimmt, dass die syrischen Kurden abgeschlachtet werden. Weil die ja mit ihren alten Waffen keine Chance haben, weil die Amis auch in der Gegend von kobane nur sporadisch Luftangriffe fliegen.
Vor allem weil ja die türkische Grenze nit wirklich weit Weg ist und Erdogan anscheinend Angst vor Terror in seinem Land hat. Aber das haben die Pakistaner doch auch gedacht, als sie die Taliban in Afghanistan unterstützten.
Ich versteh einfach nicht, wie da die Leute, die das bestimmen, schlafen, geschweige denn in den Spiegel gucken können.
Versteht mich nicht falsch, aber zurzeit denke ich fast, dass die Amerikaner wieder Polizei spielen sollten und da einmarschieren sollen, weil es nicht mehr schlimmer geht und einfach sonst keiner (Eu) was macht.
Und bei uns ist zurzeit in den Medien und den meisten Leuten (korrigiert mich, wenn ich mich irre) wichtiger, wie es um effenbergs Liebesleben steht und wieso der BVB so schlecht spielt...

Ich versteh es einfach nicht ... Oder gibts da nichts zu verstehen?

P.s. Mittlerweile glaube ich, dass uns nur noch die Vulkanier retten können :cool:

Kinesis
07.10.2014, 20:05
Das ganze geht ja noch weiter. Erdogan hat der USA nicht erlaubt deren Luftwaffenstützpunkte zu nutzen, hat die Einsätze gegen die IS auch sonst nicht unterstützt und steht im dringenden Verdacht IS-Kämpfer durch die Türkei nach Syrien zu lassen. Er ist eben kein Freund Syriens und auch kein Freund der Kurden, daher kam ihm die IS bisher ganz gelegen...

dickermichel
07.10.2014, 20:17
Ich bin auch völlig fassungslos, wie dort Menschen bzw. ein Volk Machtpolitik geopfert werden.
Gut, das ist prinzipiell nix Neues in der Geschichte, aber im Zusammenhang mit der IS wird sich das insofern rächen, dass dieser Krieg uns sehr viel schneller viel näher kommen könnte, als wir uns das heute vorstellen können.

NBer
07.10.2014, 20:30
gerade war in der ARD ein brennpunkt dazu. direkt hinter der grenze, nur 10km von kobane entfernt, stehen große panzertruppen der türkei. sie stehen da eben aber nur, bewegen sich nicht. sehen die rauchwolken über kobane.
im brennpunkt wurde es ganz klar gesagt......die türkei hat 2 "probleme", die sie mehr interessieren, als der IS. die kurden und assad. an beiden "problemen" arbeitet der IS, warum sollten sie also eingreifen.

Chmiel2015
07.10.2014, 22:52
gerade war in der ARD ein brennpunkt dazu. direkt hinter der grenze, nur 10km von kobane entfernt, stehen große panzertruppen der türkei. sie stehen da eben aber nur, bewegen sich nicht. sehen die rauchwolken über kobane.
im brennpunkt wurde es ganz klar gesagt......die türkei hat 2 "probleme", die sie mehr interessieren, als der IS. die kurden und assad. an beiden "problemen" arbeitet der IS, warum sollten sie also eingreifen.

Ja, leider ist es wohl so, dass er die PKK fürchtet, die, so seine Vermutung, noch gefährlicher für ihn wird , je mehr Kurden ins Land kommen.

Kalle Grabowski
07.10.2014, 23:11
gerade war in der ARD ein brennpunkt dazu. direkt hinter der grenze, nur 10km von kobane entfernt, stehen große panzertruppen der türkei. sie stehen da eben aber nur, bewegen sich nicht. sehen die rauchwolken über kobane.
im brennpunkt wurde es ganz klar gesagt......die türkei hat 2 "probleme", die sie mehr interessieren, als der IS. die kurden und assad. an beiden "problemen" arbeitet der IS, warum sollten sie also eingreifen.

Warum also sollten die Türken eingreifen? Vielleicht weil sie sonst eine einmalige Gelegenheit verpassen, den Friedensprozess mit den Kurden auf eine neue Stufe zu stellen. Das "Kurdenproblem" der Türken, das viele Generationen geprägt hat, wird nicht in Kobane entschieden, auch nicht in Syrien. Die Kurden leben nicht abgesondert auf einem Satelliten, der um die Türkei kreist, sie leben mitten unter den Türken. Der Waffenstillstand mit der PKK ist für das türkische Volk elementar. Viel bedeutender als die Beseitigung Assads, der im Gegensatz zum IS nie expansive Gelüste hatte. Dass es ein Fehler war, sich zum Helfer des IS gemacht zu haben, wird Erdogan spätestens dann bewusst sein, wenn irgendwann in der Zukunft auf türkischem Hoheitsgebiet die Fahnen des IS wehen.

triti
08.10.2014, 01:50
Ich glaube was viele vergessen ist, das ein Eingreifen in Syrien für die Türkei viele Risiken bedeutet. Unmittelbar hätte man eigene Verluste zu beklagen, da der IS mittlerweile militärisch stark geworden ist. Innenpolitisch gibt es viele Befürworter für den IS die durch Anschläge die Türkei wirtschaftlich treffen können, weil der Tourismus stark beeinträchtigt wird. Und wie sollte für die Türkei eine Exit Strategie in Syrien aussehen? Es gibt keine Partner dort die militärisch und politisch stark genug sind das Ruder zu übernehmen. Die Türkei wäre in einer Situation wie die Amis in Afghanistan. So hart es sich anhört und so wenig ich Erdogan mag, halte ich seine jetzige Politik im Sinne der Türkei für die vernünftigste. Und man sollte auch bedenken wieviel die Türkei humanitär leistet indem sie all die Flüchtlinge aufnimmt, da ziehe ich meinen Hut!

Nobodyknows
08.10.2014, 06:35
Ich glaube was viele vergessen ist, das ein Eingreifen in Syrien für die Türkei viele Risiken bedeutet. ...

:Blumen: Danke für diesen Beitrag.

Gruß
N. :Huhu:

El Niño
08.10.2014, 10:22
:Blumen: Danke für diesen Beitrag.

Gruß
N. :Huhu:

Wie begründet ihr denn, dass der IS nicht in der Türkei aktiv wird, wenn die Türkei den IS gewähren lässt?
Ist das nicht sehr naiv und blauäugig?
Glaubt ihr echt, die "denken" so : ach, die Türken Haben uns nicht angegriffen, also lassen wir die in ruhe?

keko
08.10.2014, 10:34
Vor kurzem sind ja die die islamistischen Kämpfer in Kobane eingefallen. Und stehen wohl vor der Einnahme der Stadt.
Was macht Erdogan denn, er hat doch sein Mandat für den Einsatz von Truppen, aber stellt unrealistische Forderungen.
Für mich entsteht ganz klar der Eindruck, dass Erdogan billigend in Kauf nimmt, dass die syrischen Kurden abgeschlachtet werden. Weil die ja mit ihren alten Waffen keine Chance haben, weil die Amis auch in der Gegend von kobane nur sporadisch Luftangriffe fliegen.
Vor allem weil ja die türkische Grenze nit wirklich weit Weg ist und Erdogan anscheinend Angst vor Terror in seinem Land hat. Aber das haben die Pakistaner doch auch gedacht, als sie die Taliban in Afghanistan unterstützten.
Ich versteh einfach nicht, wie da die Leute, die das bestimmen, schlafen, geschweige denn in den Spiegel gucken können.
Versteht mich nicht falsch, aber zurzeit denke ich fast, dass die Amerikaner wieder Polizei spielen sollten und da einmarschieren sollen, weil es nicht mehr schlimmer geht und einfach sonst keiner (Eu) was macht.
Und bei uns ist zurzeit in den Medien und den meisten Leuten (korrigiert mich, wenn ich mich irre) wichtiger, wie es um effenbergs Liebesleben steht und wieso der BVB so schlecht spielt...

Ich versteh es einfach nicht ... Oder gibts da nichts zu verstehen?

P.s. Mittlerweile glaube ich, dass uns nur noch die Vulkanier retten können :cool:

Was verstehst du da nicht? Erdogan will die Kurden schwächen. Und solche Machthaber gehen über Leichen, deshalb sind sie ja Machthaber.

triti
08.10.2014, 11:24
Wie begründet ihr denn, dass der IS nicht in der Türkei aktiv wird, wenn die Türkei den IS gewähren lässt?
Ist das nicht sehr naiv und blauäugig?
Glaubt ihr echt, die "denken" so : ach, die Türken Haben uns nicht angegriffen, also lassen wir die in ruhe?

Zunächst glaube ich das der IS taktisch sehr geschickt vorgeht. Dazu gehört erstmal schwächere Gegner militärisch anzugehen. Zudem weiss der IS welche innenpolitische Sprengkraft für die Türkei ein wiederaufflammen der kurdenkonflikt hätte. Eine Leistung von erdogan war sicher der Friedensprozess mit der kurdischen Minderheit, das hat vorher kein anderer türkischen Politiker zustande gebracht.
Ich bin der Überzeugung auch die Türkei hat derzeit keine Strategie in der Tasche und versucht alles um nicht in den Sog des syrischen Bürgerkrieges hineingezogen zu werden. Ob sich das vermeiden lässt glaube ich auch nicht, aber wie sollte für die Türkei eine alternative aussehen? Ich kenne derzeit keine.
Ich finde die derzeitige Berichterstattung zur Rolle der Türkei auch reichlich ungerecht. Niemand kümmert sich so um die syrischen Flüchtlinge, kein westliches Land hat sich bis vor kurzem um eine Lösung für sysien bemüht, kein westliches Land ist bereit Bodentruppen zu schicken. Woher nehmen wir das moralische Recht die Türkei zu über reden in Syrien zu intervenieren wenn wir selbst nicht in der Lage sind eine überzeugende Strategie zu präsentieren.
So hart es klingt, Syrien ist für mich als Staat verloren und eine Intervention zum Scheitern verurteilt. Die umliegenden Staaten können nicht viel mehr versuchen als ein übergreifen des Bürgerkrieges zu verhindern und wenigstens den Irak als Staat zu erhalten und zu befrieden.

qbz
08.10.2014, 16:06
Wäre es nicht auch denkbar, dass die Regierung der Türkei sich nur auf die Grenzsicherung konzentriert, weil das mit der NATO und DE so verabredet ist. Bei einem Angriff der Türkei auf die IS in Syrien (!) könnte ziemlich schnell daraus der NATO-Bündnisfall eintreten. Deutsche Patriotraketen mit deutschen Soldaten sind da ja schon irgendwo in der Türkei zum Schutze der Grenzen stationiert.

Weil bisher in Syrien (wie in Libyen und Irak) die westliche Politik zu 100 % versagte - politisch und auch mit militärischen Interventionen wie im Irak und Libyen - kann das West-Militär die Situation in Syrien durch Besetzung nicht ändern. Im Moment ist der IS im riesigen, von ihm faschistisch beherrschten Gebiet dort wie eine Hydra, der ständig die Köpfe nachwachsen. Der IS wartet darauf, Bombenattentäter gegen westliche Besatzungsregimes zu schicken (wie im Irak). Und in den von der IS beherrschten, "gesäuberten" Gebieten wurde die Opposition vertrieben oder ermordet. Wer will dort mit einer westlichen Besatzungsmacht kollaborieren und riskieren, nach Abzug der Besatzung oder vorher schon als Verräter ermordet zu werden?

qbz
08.10.2014, 16:28
Kritikwürdig und abstossend finde ich die "das Boot ist voll" - Politik in DE, wo selbst Hundertausende von Deutschen während des Nationalsozialismus im Exil Zuflucht suchen mussten. Und ebenso der Umgang mit den wenigen Flüchtlingen, die aufgenommen werden, denen man in DE elementare Menschenrechte während des Asylverfahrens verwehrt (z.B Recht auf Arbeit, Niederlassungsfreiheit).

Wer würde von uns Foris einer syrischen christlichen oder kurdischen Flüchtlingsfamilie z.B. eine Eigentumswohnung zur Miete überlassen?

Als ich noch arbeitete, in einer Berliner Familienberatungsstelle, versuchten manchmal geflüchtete wegen des Krieges schwer traumatisierte Kinder und ihre Eltern, welche ich über Jahre von berufswegen unterstützte, über die Gerichte mit mir als Gutachter eine Abschiebung in Krisenregionen zu verhindern gegen die Anwälte der BRD und eine Verlängerung des Aufenthaltes zu erreichen, weil eine Behandlung der Kinder nur in DE möglich ist. Beschämend wie die Anwälte der BRD die Situation im Herkunftsland zurechtlogen.

Rhing
08.10.2014, 17:26
Wie begründet ihr denn, dass der IS nicht in der Türkei aktiv wird, wenn die Türkei den IS gewähren lässt?
Ist das nicht sehr naiv und blauäugig?
Glaubt ihr echt, die "denken" so : ach, die Türken Haben uns nicht angegriffen, also lassen wir die in ruhe?

Wie begründet Ihr denn, dass die Türkei im Ausland aktiv werden soll? Gibt's da ein Mandat dafür?
Die Türkei würde riskieren, in einen Krieg zu geraten, der kein Bündnisfall ist. Der setzt m.W. voraus, dass ein Angiff auf einen NATO-Mitgliedsstaat vorliegt, der dann als Angriff auf alle gesehen wird.

Und was wäre die Folge, d.h. wie soll das Ganze dann beendet werden. Angenommen, die Türkei würde "gewinnen", was dann? Assad? Wer sonst? "Anschluss an die Türkei?

Klar, das Vorgehen des IS brauchen wir nicht zu diskutieren. "Mit dem Herzen" bin ich ja ein Euch. Dennoch, wie soll die Lösung am Ende aussehen, selbst wenn alles gut läuft?
Und dann noch die Frage, ob Ihr Eure Söhne in einen Krieg in ein anderes Land schicken würdet?
Betr. Erdogan hab ich natürlich auch meine Meinung und die ist nicht anders als Eure. Aber das er hier nix macht, kann ich nachvollziehen.

Kinesis
08.10.2014, 20:17
Das Erdogan keine Bodentruppen schickt ist nachvollziehbar.
Das er Verbündeten verwehrt Luftwaffenstützpunkte zu nutzen kann ich schwer nachvollziehen. Eine Natobündniss ist keine Einbahnstraße. Zumal er gleichzeitig durch Natoverbündete "geschützt" wird. Auch wenn die Patriotstationierung in der Türkei viel mehr "Marketing" als sinnvoll ist. Das Problem waren gelegentlicher Granatbeschuss in Grenznähe. Patriot ist dafür nicht gebaut.
Das er viele Monate IS-Kämpfer, durch die Türkei nach Syrien, trotz vieler Beschwerden aus Natokreisen, hat ziehen lassen ist nicht nachvollziehbar.

MattF
09.10.2014, 16:52
Das Problem von Erdogan und der AKP, auch wenn zugegebenermassen zwischenzeitlich mit den Kurden Fortschritte erzielt wurden, ist dass die Partei im religiösene Denken fest hängt und nicht rarional sondern religiös / national handelt. Und das fällt denen halt jetzt voll auf die Füsse.
Es ging mit dem religiösen Gedöns auch mit dem Glück guter wirtschaftlicher Daten ein paar Jahre gut, jetzt zeigt sich, dass hinter der Politik der AKP nichts nachaltiges, sondern nur gestriges steckt.

Dazu kommt dass in der Gegend halt grundstzlich einige der fundamentalsten Regierungen angesiedelt sind wie Saudie-Arabien und Katar, wo mittlealterliche Stukturen herrschen. Wie will man dann erwarten, modernes Leben dort zu etablieren,

Im übrigen will ich damit ausdrücklich nicht die Bevölkerung angreifen die da lebt, die leidet nämlich überwigend nur unter den Regierungen bzw. der religiös nationale Propaganda.
Und solange u.a. Saudie Arabien in der heutigen Form weiter besteht und massiv vom Westen unterstützt wird, kann es in der Weltgegend nicht voran gehen.

So traurig das ist, alles was im Moment geht ist Symptombekämpfung ohne wirkliche Lösung.

Irak, Syrien Kurdistan das komplette Gebiet wäre auch mit 200.000 UN Soldaten nicht kontrollierbar und wenn zieht sich die IS (oder wie sich sich gerade nennen, Al Kaida, AL Nusra,alles dasselbe) zurück bis die UN wieder weg ist und alles geht von vorne los.

MattF
09.10.2014, 17:21
Hier ist ein interessanter Artikel der die Lage etwas anders darstellt als üblich. Der Leserbrief von Julianne (13:42) fasst auch die Gemengelage der verschiednene beteiligten Parteien, nochmal ganz gut zusammen.

Leider macht das nicht wirklch Hoffnung auf eine Lösung.

tomerswayler
09.10.2014, 18:01
Dieses Thema scheint emotional extrem aufgeladen zu sein...

http://www.sueddeutsche.de/politik/kurdische-proteste-koban-ist-ueberall-1.2164241
http://www.sueddeutsche.de/politik/proteste-gegen-is-messerstecherei-zwischen-kurden-und-islamisten-in-hamburg-1.2164057

Rhing
10.10.2014, 07:35
Hier ist ein interessanter Artikel der die Lage etwas anders darstellt als üblich. Der Leserbrief von Julianne (13:42) fasst auch die Gemengelage der verschiednene beteiligten Parteien, nochmal ganz gut zusammen.

Leider macht das nicht wirklch Hoffnung auf eine Lösung.

Wo bitte?

MattF
10.10.2014, 07:52
Hier ist ein interessanter Artikel der die Lage etwas anders darstellt als üblich. Der Leserbrief von Julianne (13:42) fasst auch die Gemengelage der verschiednene beteiligten Parteien, nochmal ganz gut zusammen.

Leider macht das nicht wirklch Hoffnung auf eine Lösung.

Sorry den link vergessen:

http://www.taz.de/Debatte-Kurden-und-IS/!147370/

qbz
10.10.2014, 10:13
Ich denke, dass sich die USA, Israel, die EU als Groß- und Regionalmächte in einigen Punkten unschlüssig sind, wie stark der IS und sein Vormarsch zu bekämpfen ist.

In meinen Augen ist das übergeordnete Ziel der USA und Israels das Verhindern starker, wirklich unabhängiger, selbständiger Mächte im Nahen Osten. Diesem Ziel diente die Destabilisierung im Libanon, der Palästina Krieg, das Umschwenken auf die von der USA / EU abhängige Militärdiktatur in Ägypten, der Zerfall Libyens als 1 Staat, die Aufspaltung des Iraks während der Besatzung in 3 Teile, der Entzug der diplomatischen Anerkennung von Assad sowie die diplomatische Anerkennung der syrischen Exil-Opposition (!) und die Unterstützung syrischer Rebellengruppen incl. der IS durch die Türkei. Die Ziele der Destabilisierug und / oder des genehmen "Regime Change" misslangen bei der neben Israel stärksten Regionalmacht, dem Iran bisher, trotz Ächtung, Handelsboykott, Androhung von Militärschlägen usf.

Der IS schwächt jetzt massiv den Einfluss des Irans im Irak, weil er den schiitisch regierten mit dem Iran verbündeten Irak u. Bagdad angegreift, den Irak teilt und die Mitte besetzt bis an die Grenzen zum Iran! Desweiteren: Er hat oder bekommt die Möglichkeit, die Assad-Truppen zu besiegen, die vom Iran unterstützt werden. Durch die Ausweitung des Krieges im Irak inform von Angriffen auf Bagdad bis zur Besetzung von Teilen der Hauptstadt könnte der Iran in den Krieg gegen den IS "hineingezogen" werden.

Strategisches Hauptfernziel der USA und Israels: Destabilisierung und Schwächung des Irans wären erreicht! Sturz Assads, Stärkung Saudi-Arabiens, Katars wären erreicht.

Hauptrisiko: Der IS weitet seine supranationalen klerikalfaschistischen Herrschaftsambitionen auf die reichen wahabitischen, feudalen Golfstaaten aus und schafft es zu einer eigenen unabhängigen regionalen, wirtschaftlich starken Grossmacht. Das gilt es wiederum zu verhindern (siehe Anfang der Überlegung :-) ) , dafür zahlen die Scheichs aus Saudi Arabien und rüsten selbst massiv auf mithilfe des Westens.

Diese Strategie erklärt IMHO schlüssig die geringe militärische Unterstützung für die Gegner der IS, die eher diplomatisch als militärisch wirkungsvoll ausfällt. Das kurdische Volk sehe ich als Schachfigur auf dem blutigen Schachbrett der USA, Israels, der Türkei.

Ps: Ein analoges Hauptziel, Schwächung regionaler unabhängiger Mächte, verfolgt die USA in der Krise um die Ukraine - ein Schwelbrand mit grossem Brand-/Kriegsrisiko - , die EU "zieht" leider den Schachzug brav mit (mit dem Boykott Russlands, welcher der EU immens schadet! Viel mehr als die Wirtschaftskrise in Griechenland im Vergleich!).

Rhing
10.10.2014, 17:13
Sorry den link vergessen:

http://www.taz.de/Debatte-Kurden-und-IS/!147370/

Danke, in der Tat mal ne andere Sichtweise.

MattF
10.10.2014, 19:25
Wobei Heute auch in der FAZ stand, dass die Kurden gar kein Eingreifen der Türken wollen, sondern nur eine Korridor um ihre Kämpfer nach Kobane zu bekommen.

Und wieso wird eigentlich in D nicht verlangt, dass die Kurden in Kobane mit Waffen versorgt werden. Weils die falschen Kurden sind, tja.