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Vollständige Version anzeigen : Vom Stellenwert des Nachwuchssportes


NBer
23.05.2014, 10:01
Die Bundesregierung will die Mittel für das Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" zunächst halbieren, dann ganz streichen. hier ein Presseartikel (http://www.zeit.de/sport/2014-05/schulsport-jugend-trainiert-fuer-olympia-bim)dazu.

Ein zutreffendes Statement kommt dazu vom Leiter der Bundesgeschäftsstelle der DEUTSCHE OLYMPISCHE GESELLSCHAFT e.V.:

"Weniger Fair Play in unserer Gesellschaft?

Dies könnte passieren, wenn das Bundesinnenministerium die finanzielle Unterstützung für das Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ beendet oder drastisch kürzen sollte.
Die Veranstaltung „Jugend trainiert für Olympia“ ist nicht nur ein faszinierendes Sportereignis für Hunderttausende von Mädchen und Jungen und ein großer Anreiz, sich über Kreis-, Regional- und Landesentscheide für das Bundesfinale in Berlin zu qualifizieren, sondern vor allem der größte Schulsportwettbewerb der Welt.
Das Erlebnis eines Bundesfinales, die Atmosphäre der Wettkämpfe, die Abschlussveranstaltung in der Max Schmeling-Halle mit Nationalhymne, Siegerehrung mit seiner Schule auf der großen Anzeigetafel, ist ein prägendes und intensives Erlebnis für unsere jungen Nachwuchsathleten und hiermit ganz im Sinne der Olympischen Ideale.
Für dieses sportlich-erlebnisreiche Ziel „Teilnahme am Bundesfinale in Berlin“ werden jedes Jahr Zehntausende von freiwilligen Trainings- und Übungsstunden sowie mehrtägige Trainingslager durchgeführt – auch an Sonn-, Feier- und Ferientagen. Vereinstrainer und Sportlehrer gehen dabei im Sinne der sportlichen Entwicklung und des Aufbaus zukünftiger Athleten Allianzen ein, die Tausende Schüler den Sportvereinen und Sportleistungszentren zugeführt haben und von denen der gesamte deutsche Sport profitiert.
Die Bundesregierung gefährdet mit ihren finanziellen Erwägungen nicht nur diese Basis des deutschen Leistungs- und Breitensports. Jugend trainiert für Olympia bot insbesondere durch die Beteiligung der Sportlehrer bzw. Sportlehrerinnen bis dato eine bedeutende Plattform für die Vermittlung der Olympischen Werte, die in die Schulen, den Vereinssport und die Gesellschaft ausstrahlen konnte – allen voran Fairness und Fair Play. Die erst 2012 geschaffene und gesellschaftliche vorbildliche Implementierung von „Jugend trainiert für Paralympics“ ist hierdurch ebenfalls gefährdet.
Die deutsche Sportlandschaft ohne „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ wäre ein herber Verlust, nicht nur für den Sport, sondern auch für die Vermittlung der positiven Werte des Sports in der Gesellschaft. Die Deutsche Olympische Gesellschaft fordert daher die Politik auf, den größten Schulsportwettbewerb nicht sterben zu lassen und die finanzielle Förderung fortzuführen.

Jens Bünger-de Waal
DEUTSCHE OLYMPISCHE GESELLSCHAFT e.V.
Leiter der Bundesgeschäftsstelle "

drullse
23.05.2014, 11:01
Ich bin da ehrlich gesagt etwas gespalten. Die Grundidee finde ich gut und die sollte IMHO auch weiter richtig gefördert werden. Mir würde es allerdings besser gefallen, wenn es einfach "Jugend trainiert" heißen würde.

Den Kommerz rund um Olympia muss man nicht zwingend weiter fördern finde ich, den Jugendsport aber unbedingt...

Nobodyknows
23.05.2014, 11:17
Tja. Die Mittelkürzung ist natürlich relativ einfallslos. Der Betrag von 1.4 Mio relativ überschaubar (Könnten da nicht ein paar Sponsoren….)
Das gefällt einem natürlich nicht.

Andererseits… Ich erinnere mich sehr dunkel an den Kram im Schulsport: Wer hat denn „Jugend trainiert für Olympia“ immer gerockt? Das waren die Jugendlichen, die ohnehin im Sportverein waren und dort trainierten. Schüler die keine spezifischen Ausbildung z. B. im Schwimmen oder in Leichtathletik hatten, waren immer nur Staffage.

So gesehen wurden mit „Jugend trainiert für Olympia“ die gefördert, die auch schon auf anderen Wege gefördert wurden.
„On top“ haben die Talente halt noch eine Fahrt zur nächsten Quali, bzw. zum Finale erhalten.

Meiner sportlichen Entwicklung hat „Jugend trainiert für Olympia“ absolut nichts gebracht. Ich war vom "Erlebnis eines Bundesfinales...mit Nationalhymne" :Cheese: stets so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Die Absicht die Mittel zu kürzen/streichen ist aus meiner Sicht legitim.

Der Sport ist so eine Geldmaschine. Wenn es denen, die am und im Sport richtig gut verdienen wichtig ist, dass die Jugend für Olympia trainiert, sollten sie leicht in der Lage sein eine andere Geldquelle zu erschließen. ;) http://www.neueuhren.de/iwc-portugieser-chronograph-classic-edition-laureus-sport-good-foundation/

Gruß
N. :Huhu:

neonhelm
23.05.2014, 12:54
So gesehen wurden mit „Jugend trainiert für Olympia“ die gefördert, die auch schon auf anderen Wege gefördert wurden.
„On top“ haben die Talente halt noch eine Fahrt zur nächsten Quali, bzw. zum Finale erhalten.

Ist doch wie immer: Wer hat, dem wird gegeben. :Lachen2:

OnT: Ich würde die Förderung des Leistungssportes auch zugunsten der Förderung des Breitensportes abschaffen.

Rhing
23.05.2014, 13:04
Ich denk, da gibt's kein "entweder ... oder", sondern durch JtfO entsteht ne Kombi von Vereins- und Schul(leistungs)sport. Es ist sicher richtig, dass nur diejenigen Berlin sehen, die auch im Verein leistungsmäßig trainieren. Bei mir hat's jedenfalls nur mal zur Teilnahme in NRW gereicht. Mit 2:49 / KM bin ich da Vorletzter geworden. Bin da ja überhaupt nur hingekommen, weil die noch'n 3. für die 3X1000 Staffel brauchten. Die anderen beiden kamen aus ner anderen Jahrgangsstufe. Im 2-zügigen Sportleistungskurs war ich mit Abstand der Schnellste in meiner Jahrgangsstufe unserer Schule. Trotzdem haben Verein und Schule schon Anfang der 70er zusammengearbeitet oder zumindest versucht, die Aktivitäten zu koordinieren. Bei mir wäre das egal gewesen, sowieso keine Chance, aber ein anderer (1:51 / 800m) ist immerhin 3. bei den DJM geworden und der hat von der Zusammenarbeit schon profitiert. Ich denke mal, dass heute in Zeiten von G8 und Ganztagsunterricht diese Zusammenarbeit noch viel wichtiger ist.

Dem Olympia-Gedöns steh ich auch nicht positiv gegenüber, denke aber schon, dass JtfOlympia die schnellen schon motiviert, weniger des Kommerzes wegen, sondern wegen der hohen Ziele. Ob das generell gefördert werden sollte, kann man sicher diskutieren. Nur wenn man's nicht macht, hat das natürlich Konsequenzen für den deutschen Leistungssport. Ich brauche ihn nicht. Wird aber wohl generell anders gesehen.

Hafu
23.05.2014, 14:09
...Andererseits… Ich erinnere mich sehr dunkel an den Kram im Schulsport: Wer hat denn „Jugend trainiert für Olympia“ immer gerockt? Das waren die Jugendlichen, die ohnehin im Sportverein waren und dort trainierten. Schüler die keine spezifischen Ausbildung z. B. im Schwimmen oder in Leichtathletik hatten, waren immer nur Staffage.

So gesehen wurden mit „Jugend trainiert für Olympia“ die gefördert, die auch schon auf anderen Wege gefördert wurden.
„On top“ haben die Talente halt noch eine Fahrt zur nächsten Quali, bzw. zum Finale erhalten.

Meiner sportlichen Entwicklung hat „Jugend trainiert für Olympia“ absolut nichts gebracht. Ich war vom "Erlebnis eines Bundesfinales...mit Nationalhymne" :Cheese: stets so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Die Absicht die Mittel zu kürzen/streichen ist aus meiner Sicht legitim.
...:

Die Erfahrung von Nobodyknows muss ich leider teilen. Auf Bundesebene gewinnen bei "Jugend-trainiert-für-Olympia" logischerweise immer die Sportinternate, auf Landesebene die Schulen, die rein zufällig im Einzugsbereich der Vereine mit der besten Jugendarbeit liegen.

Die möglicherweise talentierten und motivierten Jugendlichen, die nicht das Glück haben, im Einzugsbereich eines entsprechenden leistungsorientierten Vereins zu liegen, sind gerade im Bereich Triathlon chancenlos und werden durch den Wettbewerb (und die gerade im Triathlon zutage tretenden krassen Leistungsunterschiede zwischen Kader- und Hobbysportlern) möglicherweise eher frustriert als motiviert.

Natürlich sollte das bisher in J.t.f.O. geflossene Geld dem organisierten Sport nicht verloren gehen. aber es wäre schon denkbar diese Mittel ggf. in zielgerichteteren Fördermaßnahmen unterzubringen.

kullerich
23.05.2014, 16:11
Die Erfahrung von Nobodyknows muss ich leider teilen. Auf Bundesebene gewinnen bei "Jugend-trainiert-für-Olympia" logischerweise immer die Sportinternate, auf Landesebene die Schulen, die rein zufällig im Einzugsbereich der Vereine mit der besten Jugendarbeit liegen.

Die möglicherweise talentierten und motivierten Jugendlichen, die nicht das Glück haben, im Einzugsbereich eines entsprechenden leistungsorientierten Vereins zu liegen, sind gerade im Bereich Triathlon chancenlos und werden durch den Wettbewerb (und die gerade im Triathlon zutage tretenden krassen Leistungsunterschiede zwischen Kader- und Hobbysportlern) möglicherweise eher frustriert als motiviert.

Natürlich sollte das bisher in J.t.f.O. geflossene Geld dem organisierten Sport nicht verloren gehen. aber es wäre schon denkbar diese Mittel ggf. in zielgerichteteren Fördermaßnahmen unterzubringen.

Auch wenn diese Erfahrungen durchaus korrekt sind, ist es absoluter Schwachsinn, für den Preis einer Auslandsreise eines Bundesministers den _Anreiz_ zu kappen, mit dem eine große Menge Schülerinnnen und Schüler einen Geschmack von Wettkampfsport bekommen.

NBer
23.05.2014, 16:43
sicher gewinnen beim bundesfiinale immer die sportschulen, wäre ja auch komisch, wenn nicht. man könnte sie natürlich ausschließen vom wettbewerb, was aber den stellenwert des bundesfinales schmälern würde. dann wäre ein sieg so viel wert wie der ligagewinn......in liga 2.
übrigens sieht man auch im bundesfinale triathlon durchaus viele "schnupper"triathleten, gern auch mit körben an muttis einkaufsfahrrad. die gewinnen jetzt natürlich nicht gegen eine mit kaderathleten vollgestopfte schule, nichts desto trotz dürften die tage ein einmaliges erlebnis für die kinder in berlin sein.
und für die kaderathleten, ich spreche jetzt mal nur für unsere, ist JTFO eine schöne sache, auf die aber auch gern verzichtet werden könnte, weil die athleten dadurch nach der saisonpause zum teil wochen früher mit dem training anfangen müssen, als ihre kaderkollegen, die altersmäßig nicht an JTFO teilnehmen können.

letztendlich geht es mir auch gar nicht um das genaue wer und wie......wie kullerich schon geschrieben hat, sind die mittel, die da gekürzt werden, eigentlich nur lächerlich und es ist eine schande für den staat, wenn es an ein paar hundertausend euro hängt.
ich will gar icht erst anfangen auszurechnen wieviel jahre JTFO man machen könnte oder wie glamourös man JTFO gestalten könnte mit bruchteilen von in diversen bauprojekten versenkten steuergeldern........

drullse
23.05.2014, 16:57
ich will gar icht erst anfangen auszurechnen wieviel jahre JTFO man machen könnte oder wie glamourös man JTFO gestalten könnte mit bruchteilen von in diversen bauprojekten versenkten steuergeldern........
Doch, mach mal. :Lachen2:

BER Schönefeld kostet derzeit rund 26,5 Mio im Monat, das macht...?

Würde ich so wie Du richtig in der Jugendarbeit stecken, hätte ich bei der Thematik einen Hals wie ein Traktorreifen.

tridinski
26.05.2014, 09:51
Auch wenn diese Erfahrungen durchaus korrekt sind, ist es absoluter Schwachsinn, für den Preis einer Auslandsreise eines Bundesministers den _Anreiz_ zu kappen, mit dem eine große Menge Schülerinnnen und Schüler einen Geschmack von Wettkampfsport bekommen.

meine persönlichen Erinnerungen an "Jugend trainiert" sind durchweg sehr positiv, es war für mich immer eine große Motivation, mit der Schule eine Medaille auf Landesebene zu gewinnen (Was in Rheinland-Pfalz relativ einfach war, da insgesamt eher strukturschwach und im Landesfinale oft nur 3 oder 4 Teams dabei), der Wettstreit mit dem zweiten örtlichen Gymnasium im Bezirksentscheid, und zu versuchen, sich fürs Bundesfinale zu qualifizieren, was bei mir leider nie geklappt hat, weder im Winter im Skilanglauf noch im Sommer im Volleyball, Handball, Leichtathletik oder Schwimmen. Von meiner Schule hatte es mal ein Fußballjahrgang nach Berlin geschafft, das war in der Finalwoche ein echtes Highlight auch für die daheimgebliebenen, es gab (mangels www) immer aktuelle Aushänge am Schwarzenbrett, die ganze Schule, durchaus auch die, die sonst nicht so sportinteressiert waren, haben mitgefiebert und die Niederlage im Halbfinale mit anschliessendem vierten Platz wurde sehr emotional begleitet, fast so wie bei der großen Fußball-WM. Nach Rückkehr gabs nen großen Empfang etc.

Den ein oder anderen nicht im Verein aktiven wird das ganze schon an den Wettkampfsport rangeführt haben, das Gros rekrutiert sich aber sicher aus den eh schon im Verein Aktiven, das ist richtig.

Wenn ich sehe was in der Schule meiner Kinder heute so los ist bzw. nicht los ist, würde ich denen durchaus wünschen, durch die ein oder andere Schulmannschaft da ein bisschen mehr identitätsstiftende und zusammenhaltsfördernde Aktivitäten zu entwicklen.
Auch wenn man sieht wofür heutzutage alles Geld zum Fenster rausgeworfen wird scheinen mir die 1,4m€ bei JT sehr gut angelegt.
Ich bin also klar für den Weiterbestand von "Jugend trainiert" und hab hier entsprechend teilgenommen:
https://www.openpetition.de/petition/online/kampf-um-den-erhalt-der-bundesinitiative-jugend-trainiert-fuer-olympia