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Vollständige Version anzeigen : Was ist Anstand?


Megalodon
12.04.2014, 08:32
Hallo !

Im Guttenbergthread wird ein Artikel der "ZEIT" zitiert. Dort bin ich über die folgende Passage gestolpert:

"In den Augen anständiger Menschen", so der Bundesgerichtshof, beruhen akademische Titel "auf Mühen und Verdienste".

Anständige Menschen ? Was ist das? Wer ist anständig ? Was ist Anstand überhaupt ? In einem Forum zB nicht zu Pöbeln owohl man anonym unterwegs ist ?

Fühlt sich da jemand angesprochen ? Gibts hier Leute, die sich dazu entschlossen haben, ein auf Werte basiertes Leben zu führen, oder hat sich das gar in natürlicher Art und Weise aus der Erziehung ergeben. Wenn ja, was sind diese Werte?

Gibts einen Wertekanon, auf den sich diese Gesellschaft geeinigt hat?

Ich sage: Nein! Meine Erfahrung ist, dass der Großteil dieser Gesellschaft von Neid, Geldgier und Egoismus getrieben ist. Was sich in allen Bereichen offenbart: Bei einer Scheidung/Trennung, am Arbeitsplatz, im Wettkampf, im Verein; manchmal sogar in der Familie.

Ein trainingsreiches WE wünsch ich Euch !

In dem Sinn, ich geh jetzt Radeln und lass mir das mit den anständigen Menschen, die mir mit Sicherheit in Form all der lieben Autofahrer begegnen werden, nochmal durch den Kopf gehen .... :)

Ciao, ciao.
M

topre
12.04.2014, 08:46
Ich finde schon, dass Anstand noch immer ein Bestandteil des Lebens ist und ich fühle mich auch angesprochen. Und in meinem Bekanntenkreis sieht es ähnlich aus. Ich weiß ja nicht, auf was sich deine meinung beruft, aber der Job dürfte da eine große Rolle spielen...

Was ist mir wichtig, was sind meine Werte? Da gibt es ein paar und seit dem ich die mir mal überlegt habe, lebe ich auch besser.
Grundsätzlich zusammengefasst, gilt als erstes für mich die Goldene Regel der Ethik: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Auch wichtig:
- sei ehrlich zu anderen und zu dir selbst (Erstaunlicherweise (???) ist es gerade das, was mir auch beruflich Erfolg beschert.)
- Was ich mir leisten mag, muss ich mir erarbeiten. In welcher Form auch immer. Lügen, Betrügen, Stehlen sind kein Bestandteil meines Lebens.

Klingt moralisch ziemlich gefestigt und so fühl ich mich jetzt mit fast 40 auch. Nachteil: Man fühlt sich oft moralisch überlegen, was reichlich arrogant ist. In diesem Sinne - nobody's perfect.

Edit meint noch: Das ganz kommt natürlich aus meiner Erziehung, die vollkommen atheistisch erfolgte.

Thorsten
12.04.2014, 09:31
Natürlich ist das anständige Verhalten der Menschen von perfekt weit genug entfernt. Von der anderen Grenze, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gleich die Köpfe einzuschlagen, sind wir aber auch sehr weit entfernt.

Ein anständiger Mensch pöbelt dich im Forum an. Ein unanständiger schickt dir seine Angestellten Mr. Smith und Mr. Wesson vorbei.

Meiner Meinung nach muss man die Maßstäbe auch mal relativieren.

Klugschnacker
12.04.2014, 09:58
Im Sport finde ich den Begriff des Fairplay wichtig. Zum Beispiel, als Miroslav Klose den von ihm erzielen Führungstreffer sofort annullieren ließ (http://www.sueddeutsche.de/sport/fair-play-geste-von-miroslav-klose-ganz-ehrlich-1.1480506), weil er die Hand zur Hilfe genommen hatte. Der Schiedsrichter hatte es nicht gesehen.

Campeon
12.04.2014, 10:04
Gute Frage.
Ich denke, das da jeder Mensch die Messlatte anders anlegt.
Und jeder war ja schon anständig und auch unanständig.
Ich zumindest.

Wer definiert Anstand überhaupt? Knigge? Oder ein anderer Besserwisser?

Ich glaube da kann man hier viel diskutieren und vielleicht gibt's ja das ein oder andere Beispiel von Anstand oder seinem Gegenteil.

Auch ich werde jetzt mal radeln, danach laufen und darüber nachdenken.

Ravistellus
12.04.2014, 10:54
Ich finde das Wort "Anstand" schwierig und nicht mehr zeitgemäß. Anstand klingt nach Hände gewaschen, höflich, ordentlich angezogen. Dabei kann es innerlich aussehen wie im Schweinestall (womit ich natürlich nichts gegen die armen Schweine sagen will :Lachen2: ).

Den von Arne angesprochenen Fairness-Gedanken finde ich da auch hilfreicher, weil konkreter und auf eine Beziehung abzielend. Einfach objektiver. Kants kategorischer Imperativ geht ja auch in die Richtung: Er ist zwar mehr als nur "Was du nicht willst, das man dir tu …", aber mir hat daran immer gefallen, dass er versucht hat objektive, also nachprüfbare Regeln zu entwerfen.

Und das Beispiel Klose lässt einem natürlich das Herz aufgehen. So langweilig der Typ nach außen in der Medienwelt erscheint: DAS ist moralische Integrität, die bei mir höher rangiert als die ganzen Siegerfressen, die uns ständig präsentiert werden.

LidlRacer
12.04.2014, 11:17
Ich verstehe nicht, warum es immer wieder solche Diskussionen um Begriffe gibt, die dann jeder für sich selbst unterschiedlich definieren will.

Ich spare mir hier den Link zu Wikipedia oder anderen Quellen, wo es sinnvolle Definitionen gibt.

Megalodon
12.04.2014, 11:22
Ich verstehe nicht, warum es immer wieder solche Diskussionen um Begriffe gibt, die dann jeder für sich selbst unterschiedlich definieren will.
.

Weil die Definition nur belanglose Theorie ist !

Darum gehts eben nicht.

Campeon
12.04.2014, 15:07
Ich finde das Wort "Anstand" schwierig und nicht mehr zeitgemäß. Anstand klingt nach Hände gewaschen, höflich, ordentlich angezogen. Dabei kann es innerlich aussehen wie im Schweinestall.........

Was ist daran nicht zeitgemäß?

Nur weil das Wort so altbacken klingt?
Heute kann man im jedem Boulevardmagazin Geschichten sehen, wo sich Leute NICHT die Hände gewaschen haben, als sie z.B. vom Klo kamen. Da wird dann ne Welle gemacht.

Höflichkeit, also bitte, das ist heute noch zeitgemäß. Passt halt nicht in die ach so coole Welt, aber da freut sich trotzdem jeder darüber, wenn er mit Höflichkeit bedacht wird.

Ordentlich angezogen, na da scheiden sich die Geister. Früher wurde ja Sonntagsanzug aus dem Schrank geholt und ein Schlips umgelegt, das ist heute nicht mehr zeitgemäß.
Aber in wie vielen Berufen sind die "feinen Stöffchen" Pflicht?

Wie gesagt, es ist Definitionssache.

Lui
12.04.2014, 15:59
Ich finde Leute, die wirklich Anstand besitzen und Eigenschaften, die in die Richtung gehen, erwähnen das gar nicht gross bzw fühlen sie sich wahrscheinlich gar nicht so als hätten sie mehr Anstand. Leute, die damit hausieren, sie hätten Anstand und Moral, gab es schon immer und werden schön in der Bibel beschrieben:
"Wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler, die mit Vorliebe in aller Öffentlichkeit an den Straßenecken und in den Synagogen beten, wo jeder sie sehen kann" oder "Wenn ihr fastet, so tut es nicht öffentlich wie die Heuchler, die blass und nachlässig gekleidet herumgehen, damit die Leute sie für ihr Fasten bewundern."

Ich bin überhaupt nicht religiös, aber was beschrieben wird ist austauschbar mit anderen Eigenschaften. Statt beten, berichten man heute, wie man nur Fairtrade kauft, oder ganz selten Fleisch isst und wenn natürlich nur Bio, und man ja überhaupt alles besser als andere macht:"Ich trinke sowíeso nie Alkohol und kann auch ohne lustig sein" .....So what? Ne Runde Applaus?:liebe053:

Das ist für mich weder Anstand noch Moral. Im Grunde ist das Narzismus und das ist wieder eine Form von Egoismus. Man handelt im Grunde nur auf bestimmte Weise um einen Nutzen für sich selbst daraus zu bekommen, sei es Anerkennung.

Jemand, der wirklich hohe Morale und Anstand hat, tut das ja nicht für Anerkennung. Gleichzeitig glaube ich auch nicht, dass es DEN Mensch gibt, der anständig ist und DEN, der nur ein Dreckssack ist von Gier und Neid zerfressen.

Ich glaube in allen Menschen stecken alle Eigenschaften, nur bei manchen sind bestimmte Eigenschaften stärker ausgeprägt als andere. Leute, die sich aber als Moralisten verkaufen, sind mir eher suspekt. Jeder hat auch ein Hauch Egoismus, Gier, usw. Ich glaube sonst könnte man gar nicht überleben.

Zu bestimmen wer Anstand hat und wer nicht bzw WAS Anstand ist, geht dann schon wieder in religionsartige Richtungen. Ist ein Veganer, der "kein Tierleid" verursacht, der Mensch mit Anstand, während der Chirurg, der auf eigene Kosten ohne viel Tamtamm in Afrika Menschen gratis operiert, ist es nicht, nur weil er auch Fleisch isst?
Sobald Menschen versuchen zu bestimmen was Moral und was Anstand ist und vor allem WER Anstand hat und wer nicht, wird es meiner Meinung nach gefährlich.

MattF
12.04.2014, 16:15
Weil die Definition nur belanglose Theorie ist !

Darum gehts eben nicht.

Um was geht es denn? Dass sich jeder alles selber definiert?

Es mag ja durchaus sein, dass wir auf dem Weg sind, dass sich jeder seine Werte selber definiert, ob das gut ist, ist eine andere Frage.

Was spräche dagegen sich auf etwas zu berufen, um was sich andere schon sehr sehr viele Gedanken gemacht haben?

Was auf der andere Seite aber auch nicht heißt, dass man selber das Denken einstellt. Das haben wir ja eigentlich mit der Aufklärung aufgegeben.

bellamartha
12.04.2014, 16:26
Ich finde Leute, die wirklich Anstand besitzen und Eigenschaften, die in die Richtung gehen, erwähnen das gar nicht gross bzw fühlen sie sich wahrscheinlich gar nicht so als hätten sie mehr Anstand. Leute, die damit hausieren, sie hätten Anstand und Moral, gab es schon immer und werden schön in der Bibel beschrieben:...

Dein Beitrag gefällt mir sehr gut, Lui, danke dafür!

Gruß, J.

sbechtel
12.04.2014, 18:00
Ich finde den Konflikt zwischen Anstand und Aufrichtigkeit interessant. Anstand empfinde ich nämlich oft als aufgesetzt. Es werden Floskeln ausgetauscht, "weil man das eben so macht". Warum soll ich jemandem einen guten Tag wünschen, wenn ich es überhaupt nicht so meine? Wieso soll ich nach einem Vortrag klatschen, obwohl ich ihn schlecht fand?

Pippi
12.04.2014, 18:14
Ich finde den Konflikt zwischen Anstand und Aufrichtigkeit interessant. Anstand empfinde ich nämlich oft als aufgesetzt. Es werden Floskeln ausgetauscht, "weil man das eben so macht". Warum soll ich jemandem einen guten Tag wünschen, wenn ich es überhaupt nicht so meine? Wieso soll ich nach einem Vortrag klatschen, obwohl ich ihn schlecht fand?

Sehe ich auch so.

Das beinhaltet auch alle Regeln mit, "man sollte"

Müssen muss man überhaupt nichts.

Thorsten
12.04.2014, 18:18
Ein aufrichtiges Arschloch kann ich mir besser vorstellen als ein anständiges Arschloch.

Aufrichtigkeit allein ist noch keine gute Eigenschaft. Ein unverhohlenes A*** (ich schreib's jetzt kein drittes mal in einem Post aus) kann durchaus aufrichtig sein, es bleibt ein A***.

sbechtel
12.04.2014, 18:35
Lieber ein ehrliches Arschloch, als ein verlogenes, denn da weiß man wenigstens, wo man dran ist.

MattF
12.04.2014, 18:43
Ich finde den Konflikt zwischen Anstand und Aufrichtigkeit interessant. Anstand empfinde ich nämlich oft als aufgesetzt. Es werden Floskeln ausgetauscht, "weil man das eben so macht". Warum soll ich jemandem einen guten Tag wünschen, wenn ich es überhaupt nicht so meine?



Wie du wünscht den Menschen keinen guten Tag oder geht es dabei um spezielle Menschen? :Lachen2:

Ich finde es oft als sehr unhöflich wenn Menschen an mir vorbei gehen ohne einen zu bemerken. Gut ich denke mir dann, die haben ein Problem mit sich und nicht mit mir aber trotzdem.

Ich versuche Menschen gegenüber höflich zu sein, weil man dabei oft auch was zurück bekommt und sei es nur ein Lächeln.

Regeln sind auch nicht nur deshalb falsch, weil es allgemeingültige Regeln sind. Die immer weitere individuallisierung, führt irgendwo auch zu immer mehr Einsamkeit. Wobei es natürlich auch nicht die Lösung sein kann, dass man z.b. Beziehungen beibehält,nur um irgend eine Beziehung zu haben. Also das Ganze ist sicher auch sehr ambivalent und schierig.




Wieso soll ich nach einem Vortrag klatschen, obwohl ich ihn schlecht fand?

Fair wäre dann aber z.b. dem Redner zukommen zu lassen, was man schlecht fand, bzw. verbessern könnte, damit der sich auch verbessern kann. Was natürlich immer von der Art der Veranstaltung abhängt. Bei einer Opernaufführung im großen Haus, hat man da als einzelner Zuschauer kaum eine Chance.

Klugschnacker
12.04.2014, 19:47
"Gut" und "Böse" existieren nicht an sich, sondern nur als Konventionen oder Vereinbarungen, auf die man sich geeinigt hat. Das Gute oder das Böse hat nur jeweils innerhalb eines konkreten Wertesystems eine Bedeutung. Ändert sich das Wertesystem, so ändert sich auch das, was man als gut oder böse betrachtet. Beide Begriffe haben keine vom jeweiligen Wertesystem unabhängige Bedeutung.

Dasselbe gilt IMHO für daraus abgeleitete Begriffe, wie Anstand oder Fairness. Sie beziehen sich stets auf Vereinbarungen, was innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft als anständig oder fair etc. zu gelten hat, und sind einem Wandel unterzogen. Deshalb ärgern sich die Älteren stets über die Jüngeren.

Grüße, :)
Arne

Stefan
12.04.2014, 19:54
Schade, dass Ihr den Thread nicht einen Tag früher gestartet habt, ich hätte Euch sonst ein nettes Foto gemacht:
In der Stadtbib Luzern ist die Warteschlange zu den Ausleihschaltern mit "Anstand" angeschrieben. Die Doppeldeutigkeit des Wortes passt dort super.

Stefan

tandem65
12.04.2014, 20:41
Ich finde den Konflikt zwischen Anstand und Aufrichtigkeit interessant. Anstand empfinde ich nämlich oft als aufgesetzt.

Interessant, ich finde aufrichtigkeit/authentizität durchaus sehr Anständig.:confused:

LidlRacer
12.04.2014, 20:48
Im Guttenbergthread wird ein Artikel der "ZEIT" zitiert. Dort bin ich über die folgende Passage gestolpert:

"In den Augen anständiger Menschen", so der Bundesgerichtshof, beruhen akademische Titel "auf Mühen und Verdienste".

Anständige Menschen ? Was ist das? Wer ist anständig ? Was ist Anstand überhaupt ? In einem Forum zB nicht zu Pöbeln owohl man anonym unterwegs ist ?

Das Zitat ist etwas sinnentstellend verkürzt. Vollständig heißt es:

In den Augen anständiger Menschen, die Ämter und Titel durch Mühen und Verdienste erwerben und nicht erkaufen, ist der Ämter- und Titelhandel in höchstem Maße zu missbilligen.
Quelle (http://books.google.de/books?id=9UH19hb3EawC&pg=PA181&lpg=PA181&dq=%22In+den+Augen+anst%C3%A4ndiger+Menschen%22+%2 2Bundesgerichtshof%22&source=bl&ots=Ak292VKxG9&sig=bZK8Aj4GLWxFg5AfO8oNJQQ6dXE&hl=de&sa=X&ei=ioRJU52KNIeatAaAw4HgDA&ved=0CEEQ6AEwAg#v=onepage&q=%22In%20den%20Augen%20anst%C3%A4ndiger%20Mensche n%22%20%22Bundesgerichtshof%22&f=false)

Diese Aussage würde sich praktisch nicht verändern, wenn man das "anständig" wegließe. Daher ist es aus meiner Sicht wenig sinnvoll, daran eine große Anstandsdiskussion aufzuhängen.

Unanständige Grüße :Cheese:
Lidl

Flow
12.04.2014, 22:39
Unanständige Grüße :Cheese:
Lidl
Pfui ... :Lachen2:

Campeon
13.04.2014, 09:46
Lieber ein ehrliches Arschloch, als ein verlogenes, denn da weiß man wenigstens, wo man dran ist.

Glaubst du das wirklich???
Da habe ich hier und in anderen Foren, schon andere Erfahrungen gemacht.
Ehrlichkeit, gehört ja auch zum Anstand, wird hier und nicht nur hier sondern auch in anderen Foren, gnadenlos abgestraft, da wird sich beschwert und empört, da herrscht blankes Entsetzen usw.

Die meisten wollen doch nur Dutzi-dutzi und Kopfgestreichel hören und lesen.

Wenn man den Spiegel vors Gesicht hält oder die Meinung sagt, dann ist Schluss mit lustig.

Bleibt die Frage offen:
Ist es anständig, immer die Wahrheit zu sagen, oder lieber nur fein zu säuseln?

Pippi
13.04.2014, 10:08
Passender Artikel zum Thema Anstand oder die Leute so sein lassen wie sie sind:

http://www.fabiankremser.com/the_world_is_wide/home/Eintrage/2014/3/18_Inspirationen.html

DirectX
13.04.2014, 10:12
Bleibt die Frage offen:
Ist es anständig, immer die Wahrheit zu sagen, oder lieber nur fein zu säuseln?Anständig auf jeden Fall, aber manchmal kann es taktvoller sein, die Wahrheit in weiche Worte zu packen. Nicht jeder verträgt die Wahrheit ungeschminkt und direkt in ungeschönten Worten. Das ist aber von Person zu Person unterschiedlich. Empathie würde man vermutlich neudeutsch dazu sagen.

Kay H.
13.04.2014, 14:52
Wieso soll ich nach einem Vortrag klatschen, obwohl ich ihn schlecht fand?

IMHO hat Beifall klatschen nichts mit Anstand zu tun. Ich möchte mit dieser Art von Geste eher mein Gefallen - bspw. des Vortrages - zum Ausdruck bringen. Jedoch nicht "Anstand demonstrieren".

Fair wäre dann aber z.b. dem Redner zukommen zu lassen, was man schlecht fand, bzw. verbessern könnte, damit der sich auch verbessern kann.

Das wiederum finde ich ehrlich und hilfsbereit. :Blumen:

Lieber ein ehrliches Arschloch, als ein verlogenes, denn da weiß man wenigstens, wo man dran ist.

Anständig auf jeden Fall, aber manchmal kann es taktvoller sein, die Wahrheit in weiche Worte zu packen. Nicht jeder verträgt die Wahrheit ungeschminkt und direkt in ungeschönten Worten. Das ist aber von Person zu Person unterschiedlich. Empathie würde man vermutlich neudeutsch dazu sagen.

IMHO kann man in auch hier differenzieren. Ich bin ja nicht unanständig, wenn ich einer Person eine (für Ihn) unangenehme Wahrheit mitteile.

Viel mehr kommt es doch hierbei auch auf die Auffassung der Nachricht, als auch der enthaltenen Botschaft an.

Schönes Beispiel hierfür: (http://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell#Beispiel_f.C3.BCr_eine_durch_Missverst.C3.A 4ndnisse_gest.C3.B6rte_Kommunikation)

Ein Mann und eine Frau sitzen beim Abendessen. Der Mann sieht Kapern in der Soße und fragt: „Was ist das Grüne in der Soße?“ Er meint damit auf den verschiedenen Ebenen:

Sachebene: Da ist was Grünes.
Selbstoffenbarung: Ich weiß nicht, was es ist.
Beziehung: Du wirst es wissen.
Appell: Sag mir, was es ist!

Die Frau versteht den Mann auf den verschiedenen Ebenen folgendermaßen:

Sachebene: Da ist was Grünes.
Selbstoffenbarung: Mir schmeckt das nicht.
Beziehung: Du bist eine miese Köchin!
Appell: Lass nächstes Mal das Grüne weg!

Die Frau antwortet gereizt: „Mein Gott, wenn es dir hier nicht schmeckt, kannst du ja woanders essen gehen!“
.................................................. .......................................

Für mich ist Anstand in erster Linie ein würdiges, respektvolles und mitunter auch rücksichtsvolles Verhalten gegenüber Dritten.

Und wie Arne schon sagte, ist dieses Verhalten von Generation zu Generation verschieden - somit eine Fähigkeit, die nicht angeboren ist, sondern vermittelt und/oder vorgelebt wird. Bspw. von dem jeweiligen Elternhaus, dem Freundeskreis und dem weiteren Umfeld.

drullse
13.04.2014, 15:03
Wenn man den Spiegel vors Gesicht hält oder die Meinung sagt, dann ist Schluss mit lustig.

Zumindest dann, wenn derjenige, der meint, den Spiegel vorzuhalten nicht zwischen Offenheit und Beleidigung unterscheiden kann.

Campeon
13.04.2014, 15:23
Zumindest dann, wenn derjenige, der meint, den Spiegel vorzuhalten nicht zwischen Offenheit und Beleidigung unterscheiden kann.

Wenn du in den Spiegel schaust, was siehst du da?

Ist doch dann auch völlig egal ob ich den Spiegel halte, oder du.

topre
13.04.2014, 15:56
Das was hier gemeinhin als Wahrheit bezeichnet wird, ist aber eine sehr subjektive Einschätzung. Also nur deine Wahrheit....

Campeon
13.04.2014, 16:59
Das was hier gemeinhin als Wahrheit bezeichnet wird, ist aber eine sehr subjektive Einschätzung. Also nur deine Wahrheit....

Wenn ich eine Hypothese als Wahrheit bezeichne, magst du Recht haben.
Aber bei einer Tatsache ist es nun mal die Realität.

Problem ist wohl auch bei einigen, das sie mit Kritik, auch wenn sie zu 100% der Wahrheit entspricht, nur sehr schwer oder garnicht mit klar kommen.

Fehler eingestehen, das ist die hohe Kunst der Selbsterkenntnis.
Gelingt mir auch nicht immer, aber ich arbeite daran, was zugegebener massen mit zunehmendem Alter immer schwieriger wird.

Campeon
13.04.2014, 17:01
Anständig auf jeden Fall, aber manchmal kann es taktvoller sein, die Wahrheit in weiche Worte zu packen. Nicht jeder verträgt die Wahrheit ungeschminkt und direkt in ungeschönten Worten.

Sag ich doch, dutzi-dutzi darauf stehen wohl viele.
Was ist an ungeschminkter, ungeschönter Wahrheit so falsch?

drullse
13.04.2014, 17:26
Wenn du in den Spiegel schaust, was siehst du da?
Mich. Und dass Eigen- und Fremdwahrnehmung oftmals nicht deckungsgleich sind ist mir auch bewußt.

Ist doch dann auch völlig egal ob ich den Spiegel halte, oder du.
Nein. Ist es in meinen Augen nicht.

Spiegel mal Deinen Nick: ich finde es albern bis peinlich, sich in einem Forum erneut anzumelden mit einem Nick, der bewußt den Betreiber der Plattform konterkarieren will (hier hast Du das sehr schön beschrieben: http://www.triathlon-szene.de/forum/showpost.php?p=1026931&postcount=95) - das hat nix mit sachlicher Kritik oder "ehrliche Meinung" etc. zu tun, da geht es schlicht darum, andere User dumm anzumachen (wie Du an anderer Stelle ebenfalls selbst geschrieben hast, aber ich bin zu faul, auch das jetzt noch rauszusuchen).

Und deswegen ist es in meinen Augen durchaus ein Unterschied, wer den Spiegel hält.

Da wir aber in der Sache eh nicht auf einen Nenner kommen werden, wirst Du von mir hier dazu nix mehr weiter lesen.

MattF
13.04.2014, 17:54
Dasselbe gilt IMHO für daraus abgeleitete Begriffe, wie Anstand oder Fairness. Sie beziehen sich stets auf Vereinbarungen, was innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft als anständig oder fair etc. zu gelten hat, und sind einem Wandel unterzogen. Deshalb ärgern sich die Älteren stets über die Jüngeren.

Grüße, :)
Arne

Moses kommt von Gott zurück und hat die 10 Gebote im Gepräck.
Er sagt zu den Israeliten: "Leute ich hab ihn auf 10 runtergehandelt, aber Ehebruch ist immer noch drin." :Lachen2:

Campeon
13.04.2014, 18:17
Mich. Und dass Eigen- und Fremdwahrnehmung oftmals nicht deckungsgleich sind ist mir auch bewußt.

Spiegel mal Deinen Nick: ich finde es albern bis peinlich, sich in einem Forum erneut anzumelden mit einem Nick, der bewußt den Betreiber der Plattform konterkarieren will.......

Und deswegen ist es in meinen Augen durchaus ein Unterschied, wer den Spiegel hält.

Da wir aber in der Sache eh nicht auf einen Nenner kommen werden, wirst Du von mir hier dazu nix mehr weiter lesen.

Was man im Spiegel sieht ist nun mal die Realität, egal wer den Spiegel hält.

Mein Nick, na wenn du so wenig Spaß verstehen kannst, dann tut mir das leid.
Das Leben ist schon ernst genug, zumindest für einige Menschen, wenn da jemand die "Eulenspiegel-Narrenkappe" aufsetzt, dann kann man das ruhig mal lustig finden und das war auch so gedacht.

Ich hätte mich ja auch anders nennen können, wollte ich aber nicht.

Kennst du nicht den gleichnamigen Film mit Jim Carrey?
Den find ich nämlich richtig gut, da braucht man auch kein Abi für oder ein Studium, nur einen herzhaften, derben Humor, ob du den hast, kannst du dir selbst beantworten, ich für meine Begriffe, denke mir da meinen Teil und lassen den Spiegel verhüllt.:Blumen:

erikuwe
13.04.2014, 18:35
Hallo !

Im Guttenbergthread wird ein Artikel der "ZEIT" zitiert. Dort bin ich über die folgende Passage gestolpert:

"In den Augen anständiger Menschen", so der Bundesgerichtshof, beruhen akademische Titel "auf Mühen und Verdienste".

Anständige Menschen ? Was ist das? Wer ist anständig ? Was ist Anstand überhaupt ? In einem Forum zB nicht zu Pöbeln owohl man anonym unterwegs ist ?

Fühlt sich da jemand angesprochen ? Gibts hier Leute, die sich dazu entschlossen haben, ein auf Werte basiertes Leben zu führen, oder hat sich das gar in natürlicher Art und Weise aus der Erziehung ergeben. Wenn ja, was sind diese Werte?

Gibts einen Wertekanon, auf den sich diese Gesellschaft geeinigt hat?

Ich sage: Nein! Meine Erfahrung ist, dass der Großteil dieser Gesellschaft von Neid, Geldgier und Egoismus getrieben ist. Was sich in allen Bereichen offenbart: Bei einer Scheidung/Trennung, am Arbeitsplatz, im Wettkampf, im Verein; manchmal sogar in der Familie.

Ein trainingsreiches WE wünsch ich Euch !

In dem Sinn, ich geh jetzt Radeln und lass mir das mit den anständigen Menschen, die mir mit Sicherheit in Form all der lieben Autofahrer begegnen werden, nochmal durch den Kopf gehen .... :)

Ciao, ciao.
M

Moin, Moin Megalodon,:Huhu:

danke für die klasse Frage! Nachdem ich ein paar Definitionen gegengelesen und im Synonymwörterbuch nachgeschaut hatte war das Thema für die Meditation beim langen Lauf klar. Meine nachhaltigste Erkenntnis zu Anstand ist: Anstand ist die wohl subjektivste emotionale Reaktion auf eigene Gedanken und das daraus resultierende Tun.

Ich gehe davon aus, dass die Prägung und das Glück/Pech im weiteren Leben auf entsprechende Menschen und deren „Gedanken“ zu treffen die bestimmenden Einflüsse auf eine Person ausüben. Wenn meine Großmutter gesagt hat „so etwas macht man nicht!“, dann war das, nein ist das bis heute, ein ehernes Gesetz. Das Gegenteil, für mich, ist der so genannte Wertekanon der Politik, der Wirtschaft, der Schickeria etc., da erlaube ich mir grundsätzlich eine eigene Bewertung.

Mich befremdet die, da bin ich mit dir einer Meinung zum Großteil der Gesellschaft, Huldigung von Aussagen wie:

- Foul (Tor) ist wenn der Schiedsrichter pfeift!
- Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt!
- Wo steht das?
- So lange der Kari nicht …

Es ist mir persönlich wichtiger mit mir zufrieden (im Reinen) zu sein als Recht zu bekommen oder anderer Erwartungen zu erfüllen.

Viele Gruesse
Erik