Eine interessante Zahl vermeldet das Schweizer Nachrichtenmagazin "20
Minuten" in seiner Onlineausgabe: Die eidgenössische Triathletin Nicola
Spirig, die bei der gerade abgeschlossenen WM-Serie der Kurzstreckler
den zweiten Gesamtrang belegte, kassierte ein Gesamt-Preisgeld von
98.000 Dollar. Sie hatte fünf der sieben Rennen der Serie bestritten.
Zum Vergleich stellen wir uns einen Langstreckler vor, der die Saison seines Lebens abspult. Dies wäre sein fiktives Preisgeld: Die Saison startet perfekt mit einem Sieg bei der Challenge Kraichgau. Es wandern EUR 5.000 ins Kässchen. Die Glückssträhne hält an und beschert ihm einen Sieg beim Ironman in Frankfurt nebst einem Preisgeld von 16.000 Dollar. Wiesbaden – die Form hält! Der Sieg über die Mitteldistanz bringt weitere 5.000 Dollar. Auf Hawaii springt schließlich ein zweiter Platz heraus: 55.000 Dollar. Diese sensationelle Saison mit zwei Mittel- und zwei Langdistanzen bringt summa summarum 83.300 Dollar. Nicola Spirig liegt noch knapp 15.000 Dollar in Führung. Allein USD 2.000 hatte sie für einen dritten Platz in der Sonderwertung Radfahren bekommen, dafür muss man in Wiesbaden Zweiter werden. Man sieht: Die Kurzdistanz, zumindest in der Spitze, ist durchaus lukrativ, was ich sehr begrüße. Das gilt mehr noch als für die WM-Serie für bestimmte Rennen in den USA. Ein Sieg beim Life Time Fitness Triathlon in Minneapolis bringt ungefähr das gleiche Preisgeld wie ein Sieg auf Hawaii. Woher kommt das Geld? Letzten Endes von den Zuschauern im weiteren Sinne. Das sind die Fans an den Wettkampfstrecken, aber auch Fernsehzuschauer, Heftchen- und Katalogblätterer. Ihre Rolle besteht darin, Logos von Sponsoren wahrzunehmen und beworbene Produkte zu kaufen. Hier ist ein großes Rätsel verborgen. Denn die Kurzstreckler sind, sofern sie nicht gerade Olympiasieger oder Weltmeister werden, weitgehend unsichtbar. Zumindest in Deutschland. Das liegt am System, am Wettkampfmodus der WM-Serie, und war schon bei der Weltcup-Serie genauso. Der ganze Verein ist ein Wanderzirkus, ein mobiles Ghetto, eine geschlossene Gesellschaft auf Durchreise. Sydney, Seoul, Madrid, Hamburg, London, Kitzbühel, Budapest – irgendwie kann man sich nicht so recht dafür erwärmen, sich an willkürlich erscheinenden Orten für die immer gleichen Rennverläufe zu interessieren. Ganz im Gegenteil – man nimmt es der WM-Serie krumm, dass ihretwegen unsere besten Kurzstreckler sich in Korea herumdrücken, anstatt sich in Buschhütten mit Sebastian Kienle zu messen. Mehr Starts unserer Kurzstreckenstars in Deutschland, das wäre schön. Außerdem wünsche ich mir wiedererkennbare, unterscheidbare, charaktervolle und eigenständige Wettkampfstrecken auf der internationalen Bühne. Dann würde ich mir auch eine Zoggs-Brille in der Ungerman-Edition kaufen. Ich schwör’s. Arne Dyck
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