Wetter ist optimal heute hier oben im Norden. Recht frisch aber Sonnenschein ohne Ende. Der Regen soll erst morgen kommen, aber dann ist Jan schon wieder zurueck.
Kolding (DK) - Kleinkummmerfeld (dnf)
Lange geplant, mitkommen wollte keiner: Kolding (DK) - Kleinkummerfeld, 200 km, zzgl. dem morgentlichen Tranfer zum Bahnhof. Da lief noch alles super, ich hatte alles top präpariert, Rad geputzt und gefettet, Licht montiert, denn der Zug ging ja schon um 5.56 h, Tasche gepackt, klamotten zusammengestellt. Am Bahnhof NMS wartete nur ein Rad auf den CNL nach Kopenhagen: Mighty Mouse!
Beim Anblick des Wagenstandsanzeigers kam ich schon wieder ins Träumen: Kopenhagen ist offensichtlich bequem erreichbar, von da aus sind es mit dem Rad 150 km nach Rödbyhavn, dann die Fähre nach Puttgarden und noch einmal 100 km nach Hause. Macht also ca. 10 h auf dem Rad, 1 h Pause und 1 h Fähre. Vorstellbar!
Kaum dass ich in Kolding den Zug verlassen hatte, stellte ich fest, dass ein unglaublicher Wind ging, drehend über Süd, also ununterbrochen nur von vorn, schlimmste Bedingungen. Auffrischend, an der Küste Sturmboen. Und Dänemark ist so klein, da gibt es eigentlich nur die Küste. Schon gleich nach dem Start hatte ich noch nichteinmal Lust, am Hafen von Kolding ein paar Bilder zu machen, die Route über Appenrade, schönes Städtchen, am Wasser, aber der Navi stellte mich auf eine andere Route, die ich akzeptierte. Die Route war nicht mehr und nicht weniger als furchtbar. Schnurgerade, nur Richtung Süden, nichts zu tun, nur kurbeln, dem Wind ausweichen und ab und zu ein Blick auf den Navi. Der zeigte immerzu Kreisel, die geradeaus durchquert werden mussten, außer...
Rechts ab nach Haveneby, wäre ich in 3 h auf Sylt, warum nicht?
Aber nein, wie geplant fahre ich natürlich weiter nach Süden!
Eigentlich dachte ich die ganze Zeit ans Aufgeben. So ein mieser Wind, es rollte überhaupt nicht, lächerliche Geschwindigkeiten, keine Chance zum Verstecken. Zum Kotzen! Na ja, bis Padborg, na ja, bis Flensburg. Und natürlich eine kurze Pause, ich mag die zwar nicht, aber es gehört dazu, das original dänische Hot Dog, nur echt in rot:
Nach einer weiteren qualvollen Stunde war dann die Grenze erreicht, hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt als nur so ein alberner Wegweiser:
Wieder auf Deutschem Boden faßte ich dann für einen Moment neuen Mut und fuhr noch bis Schleswig, hier Schloss Gottorf:
In Schleswig, nach 140 km, hatte ich dann endgültig die Schnauze voll, nachdem ich den Bahnhof endlich gefunden hatte, musste ich dann ja auch noch aus dem Automaten die Fahrkarten für Mighty Mouse und mich ziehen. Klappte auch, aber als ich dann auf dem richtigen Gleis ankam, sah ich gerade noch die Rücklichter des Zuges. Ich fühlte mich, als sei mir Fausto Coppi persönlich erschienen, um mir zuzuflüstern: "Du Mädchen, fahr´ gefälligst weiter!" Tat ich dann auch. Vor Rendsburg kam dann ein Anruf von zu Hause: Schwerer Elektrodefekt im Betrieb! Du mußt sofort abgeholt werden! Ich war kein bisschen böse. 180 km, nur Gegenwind, stinklangweilige Strecke, dnf.
Zu Hause habe ich die Muskelschmerzen mit einem ganz normalen Vollbad (na ja, Kneip Mohn und Hanf, halbe Flasche) wieder hingekriegt. Im Anschluss dann Pasta a la Angela und dazu eine Flasche Cremant d´ Loire. Von nichts auf der Welt kriege ich so schnell und so zuverlässig gute Laune wie von einem edlen Schäumer. Es war doch nicht alles schlecht am Tag der Deutschen Einheit.
Es war doch nicht alles schlecht am Tag der Deutschen Einheit.
Unterm Strich ists eigentlich sogar nur die grässliche Kurbel an dem ansonsten hübschen Rad...
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
. 180 km, nur Gegenwind, stinklangweilige Strecke, dnf.
Du bist schon ne harte Sau
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
Und Du? Wenn ich in Deinem Fred mal Bilder sehe, dann sehe ich eine zierliche Dame, der ich im ersten Moment nicht viel zutraue - und dann stellt sich raus - Ultraläuferin im Training für Kasterlee. Dein Kompliment ehrt mich. Danke!