Barfuß laufend Ziel verfehlt
Nach dem minimalen Lauftraining und 290km Jahreskilometern bei meiner 1.LD in Roth mit ein paar Wandereinlagen eine 4:03h und anschl. mit insg. 490 Jahrskilometern beim Ironman Wales eine 3: 44h raus sprang, war jetzt mein erster Solo-Marathon fällig.
Dafür packte ich noch mal 220 Trainingskilometer drauf.
Im Training konnte ich durch die Umstellung der Lauftechnik jetzt 4 – 4:15 min/km über längere Distanzen (25km) laufen, bekam aber immer nach spätestens 1h starke Ballenschmerzen, welche bis ins unerträgliche stiegen. Einige Laufexperten meinten, dass meine Fußmuskulatur noch nicht ausgebildet ist. Im Sportladen empfahl man mir weiterhin, meine ausgetretenen Laufschuhe zu ersetzen.
Also kaufte ich mir pünktlich einen Tag vor dem Marathon neue Laufschuhe auf der Messe.
Natürlich riet der Verkäufer, die neuen Treter nicht den nächsten Tag zum Marathon zu tragen, da ich aber mit meinen alten Tretern den Marathon ab 1h nur mit Schmerzen laufen kann, wollte ich das Experiment mit den Neuen wagen, denn schlechter konnten die nicht sein.
Sechs Wochen nach Wales war mein Ziel für den Dresden Marathon mindestens 3:15h, insgeheim träumte ich von 3:05h. Konditionell, muskulär sollte das möglich sein, wenn denn meine nunmehr 50Jahre alten Knochen mitmachen.
Das Wetter war top, sonnig , ca. 5°C kühl beim Start . Knapp 8000 Starter
(10km+21km+42km) setzten sich 10Uhr in Bewegung.
Hatte mich in die vorderste Startgruppe gemeldet um dem größten Getrampel aus dem Weg zu gehen. Die ersten 10 Kilometer liefen super mit einem Schnitt von unter 4min/km.
Kurz danach wurden am rechten Fuß meine ersten Zehen taub. Ich versuchte, während des Laufes mit Zehen-Krallen sie wieder zum Leben zu erwecken und drosselte dadurch leicht mein Tempo.
Nach den ersten 16 Kilometer war ich noch mit einem 4min/km Schnitt unterwegs, danach fing das Drama mit den stark zunehmenden Ballenschmerzen in beiden Füßen an.
Die neuen leuchtorangenen Schuhe haben also keine Verbesserung gebracht. Da die Schmerzen unerträglich wurden, zog ich die Schlappen aus und lief barfuß weiter.
Bei einem Trainingslauf hatte ich erstmals festgestellt, sobald ich ohne Schuhe laufe, sind die Ballenschmerzen so gut wie weg (bessere Durchblutung?) .
Nach 3km versuchte ich es dann wieder mit den Schuhen. Hatte schon an eine Aufgabe nach dem Halbmarathon in Erwägung gezogen, lief aber schließlich doch in die 2. Marathon-Runde. Nach 1:32h lief ich über die Halbmarathon-Zeitmatte und war da noch optimistisch, meine Zielvorgabe schaffen zu können.
Die Hoffnung platzte aber ab dem 26. km. Bin dann in der zweiten Runde nochmal 13km barfuß mit Schmerzen weiter gelaufen.
Teils rauer Asphalt, Betonschwellen, Straßenbahnschienen, Plastersteinstraßen und ein Kiesweg sorgten für eine extreme Fußmassage. Ab Kilometer 34 zog eine Herde Sportsfreunde mit dem 3:30h-Zeitläufer an mir vorbei.
Versuchte die Pace barfuß mitzugehen, war zu der Zeit aber mit der nun langsam schmerzenden Hüfte überfordert. Ohne Laufschuhe geht eben jeder Laufschritt ungedämpft bis zur Wirbelsäule. Am Kilometerschild 38 zog ich dann doch noch mal den Finger, drehte maximal auf und sammelte wieder Läufer für Läufer ein. Der Kiesweg, die letzte Brücke und die Straßen rund um die Semperoper mit dem groben Pflasterbelag war dann noch mal ein krönendes Barfußerlebnis.
Auf die schon vorher außer Sicht gelaufene 3:30h-Gruppe konnte ich dann bis zum Ziel auf 10s heran laufen, finishte mit 3h 29m 59s und verfehlte mein gestecktes (Mindest-) Ziel damit um 15min.
Nach dem Rennen konnte ich die Schuhe nicht mehr anziehen, da sie mir extrem zu klein waren bzw. meine Füße zwei Nummern größer. Also fragten wir am Messestand des Sportladens nach der Möglichkeit die Schuhe wieder zurückgeben zu können und dafür andere passende Schlappen zu ordern. Dem Verkäufer fiel dann auf, dass ich mit zwei unterschiedlichen Schuhgrößen (links 42,5 / rechts 44) unterwegs war und gab mir dann den zweiten evtl. passenden 44er linken Schuh. Dies behebt zwar mein Ballenproblem nicht, aber zwei gleich große Schuhe sind auch schon mal was.
Fand das Rennen trotz meines verfehlten Zieles und der teils extremen Schmerzen als tolles Erlebnis. Habe insgesamt dreimal an Aufgabe gedacht und bin aber jetzt froh, doch durchgezogen zu haben. Die für mich neue Erfahrung, ohne Schuhe beschwerdefrei eine längere Distanz laufen zu können, bringt mich auch einen Schritt weiter.
Meine Polar Uhr speicherte folgende Daten:
4min Sitzen am Straßenrand (Massage der Füße)
Barfuß 15,8km / 93m30s
Lauf 26,5km/ 112m24s / Schnitt 4m15s/km
Werde für dieses Jahr die Saison beenden.
Für nächstes Jahr stehen die Challenge Roth und der Ironman Hawaii auf dem Plan.
Will bis zum Saisonbeginn meine Fußprobleme in den Griff bekommen und bin für jeden Ratschlag dankbar.