Aloha Athleten,
nach der ersten Euphorie ist es mit dem Abstand einiger Tage vom "Big Day" natürlicherweise verständlich, ein Fazit zu ziehen, nach nicht optimal genutzten Reserven zu suchen und zu gucken, was lief supergeil und ist nicht weiter zu toppen.
Aber auch die Schwächen zu benennen und zu überlegen, wie kann ich mich für Kona 2020 hier verbessern.
Denn wie erwartet, sind die Platzierungen so eng in Hawaii beieinander, dass ich natürlich immer bestrebt bin, nach vorne zu schauen, welche Optionen habe ich noch?
Das Rennen am Samstag war der erträumte Hammer!
Vorab überlegte ich mir:
It's Kona Baby, hier geht es um Sekunden!
Also wo kann ich Zeit sparen ?!
Die lustigen Ideen eines coolen und lässigen Outfits aus dem langen Sommer in Deutschland wurden von mir allesamt verworfen.
In Kona schwitz ich ueberall, im Condo, beim Pennen, am Beach beim Stretchen, immerfort.
Und wo andere frieren, in den Malls, schwitz ich auch, da ich mir in den Tagen vor dem Rennen jedes Mal stupide meine IM Wales Fliessjacke angezogen hatte.
Also alles auf Anfang.
Was bringt Punkte?
Das gesamte Rennen in meinem aermellosen Einteiler von der Olympischen Distanz, eng, aero, Reisverschluss hinten, keine Taschen? Muesste klappen.
Ein ROKA-Swimsuit von der Ironweek, am Donnerstag probiert, geil gefunden und genommen, macht eine Minute ueber die Distanz.
Keine Kompressionssocken, die kosteten mich beim letzten Mal fast eine Minute beim Reinwürgen, die HOKA muessen es dieses Mal richten!
Statt des Mietbikes doch noch ein eigenes Tribike an den Start gebracht, das megageile Canyon mit DT Swissrädern - sowas Edles hatte ich noch nie, gab Extraschub - aus dem Canyonsparbuch fuer 3k €, tipptopp!
Keine Uhr oder sonstige Elektronik, Vollgas mit Körpergefühl ab 6:45 bis zu Mike Reilly's "YOU ARE AN IRONMAN!"
Dazu motiviertes, monatelanges Training mit einigen neuen Workouts direkt aus dem Bauch heraus.
Immer schwankend auf dem superschmalen Grat zwischen Hammerperformance und Verletzungspause!
Volles Risiko, ein Daylightfinish war nicht mein Antrieb, sondern ganz klar:
Top 5 oder Midnight Moon Walk along the Ali'i Drive.
Ich behielt die Nerven, bin 6:55 Uhr noch im Einteiler auf's leere Dixi gehüppt und war dann als einer der Fastletzten kurz nach 7 Uhr im Wasser, sah links draussen "die Lücke in der Mauer", bin zur Stadtlinie vor gekrault und pünktlich wie ich dort war, erfolgte der Startschuss.
Geil, ich hatte einen klassischen Rolling Start! Linksaußen an den Paddelbooten als Begrenzung, kaum Kontakt zu anderen Athleten, eine gerade Linien zur Body Glove, vielleicht ein paar Meter mehr als auf direktem Weg entlang der Bojen, aber durch die ungeliebte Flügelstürmerposition der langen Wege hatte ich meinen Rhythmus ruckzuck wunderbar gefunden.
Das gleiche auf der Gegengeraden zurück, die Bay war für mich heute ein großes Aquarium mit 2000 Athleten und ich konnte wunderbar durchschwimmen.
Radeln und Run liefen ebenfalls wunderbar, ich fuehlte mich so kraftvoll, dass ich beim Passieren des Veterans Cemetery bei KM 160 sogar lautstark "For those about to Rock
https://youtu.be/RtMGoU9NcMo" intonierte, Gänsehaut inklusive.
Wenns laeuft, dann laeufts!!!
Und auch wenn ich bis zum Ende alles rausgehaun habe, die Kraempfe beim Swim und Bike setzten sich auch beim Run fort, aber hier kenne ich meine Optionen.
Ein unangenehmes Kribbeln in den Händen und Armen ab Kilometer 39 signalisierte mir dann allerdings mit Nachdruck, dass ich mein Limit fuer den Moment erreicht hatte, fehlte mir doch auf der Laufstrecke ab der Wende im Energy Lab der absolute Fokus auf's Rennen.
Ich wurde nach der achten Rennstunde unkonzentriert und etwas schlampig beim Umgang mit meinen Ressourcen, schaute nach dem Flugzeugen, lief tlw. den Rythmus anderer Athleten mit, der gar nicht meinem Speed bis dato entsprach (Vino beeindruckte mich wohl mit seinem Vino the OLYMPIAN-Aufdruck ein wenig zu sehr), verlor dabei komplett meinen Rythmus, wurde viel zu frueh wankelmuetig (der Gedanke "Hauptsache finishen" nahm mir knapp 10 Kilometer zu zeitig den Mut, weiter voll reinzuhalten und auf eine 3:15h durchzuziehen) und kam nicht mehr in den bislang perfekten Flow zurueck.
Auch hatte ich keine Ahnung, wo ich ungefaehr lag, vermutete mich irgendwo knapp in oder ueber der Topp 10.
Ruckzuck bekam ich bis zum Pier zu viele Minuten geschenkt, genau der Punkt, an dem ich jetzt ansetzen kann, um es 2020 noch etwas besser machen zu koennen.
Nach der Heimkehr gibts dann erstmal paar Wochen Lifestyle-Action im Gym&Pool, naechste Saison dann weniger langes Workouts, dafuer mal etwas am Speed schrauben, im Herbst dann in Bella Italia oder Fucking rainy Wales mit ein paar Kumpelz etwas Sport im Freien mit Kona in den Gedanken freuen und 2020 dann die naechste Attacke im Traumziel aller Athleten da draussen - Kailua-Kona, Ali'i Drive, Big Island, Hawaii.
Mahalo&Hang Loose!