Der Anstieg ist zwar rasant, aber relativ zu der (mir unbekannten) Anzahl der Sportler, die sowas bei Bedarf beantragen müssten, auch wieder nicht sooo hoch, scheint mir.
So wie ich das auf der NADA Homepage lese, beziehen sich die Zahlen auf international startende Athleten, national ist die Zahl der TUE nochmals deutlich höher, 2009 waren es bei uns offenbar schon ca. 4.000!
In der Regel bearbeitet die NADA Anträge auf Medizinische Ausnahmegenehmigung von Athletinnen und Athleten, die auf nationaler Ebene starten bzw. Mitglied des nationalen Testpools (ATP, NTP, TTP) sind. Für Athletinnen und Athleten, die auf internationaler Ebene starten oder die einem internationalen Testpool angehören, ist der internationale Sportfachverband zuständig. In Ausnahmefällen kann die NADA mit dem vorherigen Einverständnis des internationalen Fachverbandes Ausnahmegenehmigungen auch für internationale Sportlerinnen und Sportler erteilen. (Quelle: NADA Homepage)
Werden sie wirklich einmal zur Rechenschaft gezogen oder versinkt das irgendwann mal wieder in Vergessenheit. Ich hoffe ersteres, bin da aber nicht so sicher.
Gute Frage!
Es gibt ja theoretisch strenge Bedingungen für TUEs:
"Eine Medizinische Ausnahmegenehmigung wird nur bei Vorliegen folgender Kriterien bewilligt:
(a) Der Athlet würde eine erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigung erfahren,
wenn ihm die Verbotene Substanz oder die Verbotene Methode bei der Behandlung
einer akuten oder chronischen Krankheit vorenthalten würde;
(b) der medizinische Gebrauch einer Verbotenen Substanz oder einer Verbotenen
Methode bewirkt höchstwahrscheinlich keine zusätzliche Leistungssteigerung,
außer der zu erwartenden Rückkehr zum normalen Gesundheitszustand, wie er
nach Behandlung einer ärztlich festgestellten Krankheit zu erwarten wäre;
(c) es besteht keine angemessene medizinische Alternative zum Gebrauch der Verbotenen Substanz oder Verbotenen Methode" http://www.nada.de/fileadmin/user_up...gen_2 016.pdf
Wenn das alles so zutreffen würde, wäre Missbrauch eigentlich fast ausgeschlossen.
Offenbar gibt es aber massiven Missbrauch - irgendwo wurde die Meinung vertreten, im Radsport würden ca. 90 % der TUEs zur Leistungssteigerung verwendet.
Wer ist denn für die Einhaltung der Kriterien verantwortlich?
Ist der Sportler zu belangen, wenn eine Genehmigung auf falschen Angaben von ihm oder seinem Arzt beruht?
Zitat von Hafu:
Im Hochleistungssport hat es ganz sicher nichts zu suchen (auch der Einsatz bei Kindern, die an ADHS (=Zappelphilipp-Syndrom) "leiden" (meistens leiden nicht die Kinder, sondern die Lehrer und Eltern!) ist hochgradig umstritten, da mit Schäden am Hirn bei Langzeiteinnahme zu rechnen ist und Ritalin-Kinder auch später statistisch stark gehäuft zu Drogenkonsumenten werden.
Ich teile die meisten Deiner Ansichten zu den medizinischen Ausnahmegenehmigungen (auch Deine Meinung, dass es für Methylphenidat/Stimulanzien nicht unbedingt eine Ausnahmegenehmigung geben darf, kann ich nachvollziehen, tue mir mit einer Meinung dazu noch etwas schwer, tendiere aber auch in Deine Richtung) und schätze viele Deiner fachlichen Äußerungen hier sehr. Deine allgemeine Einschätzung der ADHS Therapie kann ich nicht teilen, ist meines Erachtens fachlich auch nicht korrekt und sollte, wenn auch etwas off topic, deshalb richtig gestellt werden:
ADHS Kinder unterliegen eher einem Suchtrisiko, was wohl in der "Erkrankung/Störung" begründet ist, so wie Kinder (und Erwachsene) mit ADHS ein erhöhtes Risikoverhalten insgesamt zeigen. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass durch die medikamentöse (Stimulanzien-)Therapie des ADHS das Suchtrisiko vermindert wird, andere Studien zeigten keinen Unterschied zum Substanzmissbrauch mit/ohne Stimulanzientherapie.
Insgesamt muss der Einsatz von Methylphenidat/Stimulanzien genauso kritisch entschieden werden, wie jede andere medikamentöse Therapie. Die Therapie ist aber oft für die Betroffenen ein Segen und nicht wie beschrieben nur für Lehrer und Eltern/Betreuer. Ich denke, mit einer solch undifferenzierten Beurteilung tut man v.a. den Betroffenen Unrecht und sollte mit Äußerungen wie dieser entsprechend vorsichtig sein.
Zu den Schäden am Gehirn: man hat in MRT Aufnahmen von ADHS Patienten Veränderungen u.a. im Bereih des Frontalhirns gefunden, was aber als Ursache für die Symptomatik verantortlich zu sein scheint und nicht durch die Therapie verursacht wird.
... ich spreche hier von einem ausführlich, fachlich fundiert diagnostiziertem ADHS und nicht von Kindern, die einfach etwas unruhiger und bewegungsaktiver sind!
Während Russland aufgrund von unwiderlegbaren Staatsdoping-Beweisen von den olympischen Spielen ausgeschlossen wurde, dopt eine Vielzahl von anderen Spitzensportlern mit der Erlaubnis der WADA, dass nur so die Schwarte kracht:
Amphetamine, Opiate, Kortison! Alles vom Feinsten!
Die unwiderlegbaren Beweise hatten wir ja schon mal bei den Massenvernichtungswaffen in Saddams Hinterhof und die ganze Welt hat den Mist geglaubt. Des weiteren hat sich die Anzahl der von der WADA erteilten Ausnahmen zur Einnahme der Dopingmittel in den letzten Jahren vervielfacht und beläuft sich jetzt auf ca. 1300(!)
Da ist einfach Hopfen und Malz verloren, was Realität, Objektivität und Neutralität angeht…
Ich weiß, dass es schwierig ist, in einer unübersichtlichen Welt die Übersicht zu bewahren, aber objektiv betrachtet gibt es im Anti-Doping-Kampf genauso Regeln wie überall anders auch. Dass einem die nicht passen, ist eh okay. Dass man sie bezüglich der TUEs dringend ändern/verschärfen muss, glaube ich auch.
Trotzdem ist es etwas anderes, die Regeln so weit wie möglich auszunützen, oder sie bewusst zu brechen und zu betrügen. Das ist objektiv so.
Dass man das subjektiv alles in einen Topf wirft, gefällt mir nicht. Anderes Beispiel: Jemand mit einem aerodynamisch und geometriemäßig auf den letzten Millimeter ausgereizten Fahrrad bewegt sich im legalen Rahmen, jemand mit Elektromotor im Fahrrad nicht. Es ist einfach nicht das selbe, ob man bestehende Regeln ausnützt oder in betrügerischer Absicht bricht.
Dass man das subjektiv alles in einen Topf wirft, gefällt mir nicht. Anderes Beispiel: Jemand mit einem aerodynamisch und geometriemäßig auf den letzten Millimeter ausgereizten Fahrrad bewegt sich im legalen Rahmen, jemand mit Elektromotor im Fahrrad nicht. Es ist einfach nicht das selbe, ob man bestehende Regeln ausnützt oder in betrügerischer Absicht bricht.
Das ist der falsche Vergleich, mein Lieber!
Besser: Der eine wird disqualifiziert, weil er einen Elektromotor hat. Der andere darf ruhig mit Elektromotor starten, weil er ein Attest hat: er hätte halt ein kränkliches Bein.
Ich teile die meisten Deiner Ansichten zu den medizinischen Ausnahmegenehmigungen (auch Deine Meinung, dass es für Methylphenidat/Stimulanzien nicht unbedingt eine Ausnahmegenehmigung geben darf, kann ich nachvollziehen, tue mir mit einer Meinung dazu noch etwas schwer, tendiere aber auch in Deine Richtung) und schätze viele Deiner fachlichen Äußerungen hier sehr. Deine allgemeine Einschätzung der ADHS Therapie kann ich nicht teilen, ist meines Erachtens fachlich auch nicht korrekt und sollte, wenn auch etwas off topic, deshalb richtig gestellt werden:
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Ich gebe zu, dass manche meiner Sätze des von dir zietierten Posts wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen sind wenn man es z.B. aus der hypothetischen Warte eines Betroffenen mit einem hyperaktiven Kind betrachtet.
Psychiatrie ist auch nicht mein Fachgebiet, meine persönlichen Erfahrungen mit Ritalin und ADHS stammen hauptsächlich aus den Erfahrungen meiner Frau, die Lehrerin ist und der in Deutschland sehr verbreiteten Riatlin-Medikation auch in verschiedenen einzelnen Fällen eher kritisch gegenüber steht. hier in diesem Forum und insbesondere in diesem Thread sehe ich die Problematik hauptsächlich aus der Sicht eines Sportlers, der weder gegen andere Athleten antreten will, die offziell Amphetamine einnehmen dürfen, ohne Angst bei Dopingkontrollen auffallen zu müssen und v.a. auch nicht will, dass mein Sohn sich mit derartigen Konkurrenten messen muss.
Die von dir beschriebenen Auffälligkeiten im MRT gibt es laut Fachliteratur, aber die Diagnose von ADHS in der Praxis basiert letztlich alleine auf Aussagen der Eltern, Lehrer und Verhaltensbeobachtungen und unterliegt damit einem erheblichen Unsicherheitspotenzial mit entsprechender Manipulationsgefahr.
Dass es die Verhaltensstörungen Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizit gibt, steht außer Frage. Immerhin wurden Zappel-Philipp und Hans-Guck-in-die Luft bereits historisch vor über 100 Jahren im Struwwelpeter detailliert beschrieben. Nur kann man aus meiner Sicht nicht akzeptieren, dass Erkrankte mit dieser Persönlichkeitsstörung und entsprechender erlaubter Dauertherapie mit Amphetaminen gegen Gesunde im Leistungssport antreten. Das mag für jemanden wie Simon Biles, wenn man ihr positiv unterstellt, dass sie wirklich schwer erkrankt ist und die Diagnose nicht nur auf einem Gefälligkeitsgutachten beruht ungerecht klingen, aber es ist so ähnlich wie man auch verbietet, dass Handicap-Sportler mit zwei Unterschenkelprothesen bei Meisterschaften gegen gesunde Läufer antreten, da moderne US-Prothesen beim 400m-Lauf schneller sind als normale Beine.
Manchmal muss man in bestimmten Fällen gegenüber einzelnen Sportlern rote Linien ziehen was die erlaubten Therapie bei aktiver Ausübung von Hochleistungssport angeht, um saubere und gesunde Sportler zu schützen und den Antidopingkampf nicht ad Absurdum zu führen.
Besser: Der eine wird disqualifiziert, weil er einen Elektromotor hat. Der andere darf ruhig mit Elektromotor starten, weil er ein Attest hat: er hätte halt ein kränkliches Bein.
Ich nehme das mal auf. Ich bin da bei Adept und finde es schon seit Ewigkeiten witzig, das die Kranken gegenüber dem Gesunden zu oft die Nase vorne haben.
Sollten “Kranke“ nicht eher bei den Paralympics starten ? Ach ne, dann wären die aufgrund der schlechten Verdienstmöglichkeiten wahrscheinlich lieber doch gesund.