Heute bin ich sehr erkenntnisreiche 3900 m geschwommen. Der eine oder andere wird sich erinnern, dass ich
diesen Thread begonnen habe, weil ich nicht wusste, woher meine asymmetrische Atmung kommt. Und trotz etlicher Experimente im Laufe des Threads bin ich nie so recht dahinter gestiegen.
Das hat sich heute geändert. Durch meine Versuche, mir die Foundational Breathing Method zu eigen zu machen, bin ich auf die Lösung des Rätsels gestoßen.
Das Atmen nach der Methode hat für mich ein wesentliches Merkmal:
Aus- und Einatmen sind eine Aktion, die im Bruchteil einer Sekunde zu einem genau definierten Zeitpunkt stattfindet. Wenn man zu lange ausatmet, einatmet oder den Zeitpunkt falsch erwischt, verhaspelt man sich und tut sich keinen Gefallen.
Dadurch, dass alles so schnell geschieht, ergibt sich ein ziemlich eindeutiges Atemgeräusch. Mir war aufgefallen, dass sich das Atemgeräusch auf der linken und rechten Seite komplett unterschiedlich anhört. Ich habe mal - leicht übertrieben - aufgenommen,
wie es sich für mich anhört.
Dabei hatte ich das Gefühl, dass ich das Timing rechts gut im Griff habe, links gar nicht. Ich habe erkannte, dass ich unwillentlich nach dem Ausatmen auf der linken Seite eine Pause mache, wenn ich eigentlich einatmen sollte.
Ich habe dann erforscht, warum das der Fall ist. Dabei merkte ich, dass mir zum gewünschten Atemzeitpunkt immer noch Wasser übers Gesicht läuft. Über die Jahre hinweg hat sich so eine Atemhemmung zementiert. Durch Ausprobieren habe ich herausgefunden, dass es an meiner Kopfhaltung liegt. Ich habe dann bewusst den Kopf tiefer ins Wasser gedrückt, um eine Bugwelle zu schaffen, die die Atemwege freiräumt.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten konnte ich links fast genauso atmen wie rechts.
Mir ist nun auch klar, wieso ich rechts was die Mechanik angeht zwar besser atme, aber mich, wenn ich im Stress bin, doch immer wieder auf die linke Seite zurückziehe: Auf der rechten Seite ist zwar prinzipiell die Durchführung besser, wenn ich aber unter Druck bin, schludere ich und verpasse den richtigen Zeitpunkt. Das sorgt dafür, dass dort, wo eben noch Luft war, plötzlich Wasser ist und ich nicht atmen kann. Auf der linken Seite geschieht das nicht, weil dort das Timing so schlecht ist, dass ich mir aus der Not heraus einen viel längeren Zeitschlitz bevorrate, in dem ich den Mund an der Luft habe. Deswegen atme ich, wenn es eng wird paradoxerweise lieber auf meiner schlechten Seite.
Ich glaube, ich habe nun auch verstanden, warum die Leute von SwimBox die Atmung genau so vorgeben, wie sie es tun: Der Luftaustausch wird in dem Zeitraum vorgenommen, wo die größte Kraftentfaltung in die größte Geschwindigkeit übergeht und sich dadurch der Kopf das tiefste Wellental baut und die besten Voraussetzungen für einen guten Atemzug herstellt. Das stoßartige Ausatmen sorgt zusätzlich dafür, dass man noch mehr Platz schafft und das Wasser vom Mund wegbläst, damit man sich nicht an irgendwelchen großen Spritzern verschluckt. So lege ich es mir zumindest zurecht.
Schwimmen ist und bleibt - trotz oder gerade wegen meiner unbeholfenen Versuche - eine hochinteressante Angelegenheit.