Ich glaube nicht, dass Literatur über Verhältnisse (lat. ratio), als Rechnung oder Berechnung konzipiert wird wie z.B. 3 + 4 = 7.
Ein Künstler muss aber auch nicht vergessen, was 1 + 1 ist. Künstler sind auch rationale Wesen; die künstliche Trennung klingt scharf, ergibt aber praktisch keinen Sinn. Es ist überhaupt nicht sinnvoll, daran festzuhalten.
Ein Komponist kann Noten lesen und etwas von Musiktheorie verstehen, und trotzdem Intuitionen haben; ein Autor kann bewandert sein im gesamten Wissen zu dem Thema, zu dem er schreibt, und dennoch intuitiv Änderungen vornehmen, entweder im Bereich von Wissenslücken oder auch willkürlich.
Intuition bekommt erst durch Überprüfung einen Wert. ..
Intuition ist für mein Verständnis keine Form echter Erkenntnis, die für sich selbst, ohne Überprüfung, stehen könnte. Vielleicht liege ich damit falsch, doch ich bitte um ein Beispiel, um mich zu überzeugen.
Intuition bekommt nicht immer erst durch Überprüfung einen Wert. Dein Beispiel macht klar, dass Du damit auf den nachprüfbaren Wahrheitsgehalt einer Intuition hinaus willst. Diesbezüglich gebe ich Dir Recht. Möglicherweise geht es wieder um Begrifflichkeiten.
Ich will ein trotzdem anderes Beispiel geben: wenn ich in einem Theaterstück sitze, zB einer sehr guten zeitgemäßen Inszenierung eines Shakespeare-Klassikers, erlebe ich mit verschiedenen Sinnen. Ob sich die Handlung des Königsdramas historisch genauso zugetragen (und ob es Shakespeare überhaupt gegeben) hat, ist in dem Moment unerheblich. Ich höre den zunächst ungewohnten Text, höre mich hinein, und der Sprachrhythmus lässt mich die Worte anders erleben. Die Interaktion der Schauspieler ist bestenfalls von einer Energie getragen, die sich auf die Zuschauer überträgt. Ich kann mitfühlen, mitleiden, miterleben. Es berührt mich auf Ebenen, die ich nicht nachprüfen will oder muss; es ist ja kein Dogma, dem zu folgen ist. Die künstlerischen Leistungen, die mir dieses Erlebnis ermöglichen, stammen von Shakespeare, dem Übersetzer, dem Regisseur, dem Dramaturgen, den Schauspielern ... das funktioniert bei keinem dieser Berufe mit der von Trimichi unterstellten Abwesenheit von Ratio, aber natürlich auch nicht ohne Intuition. Die künstlerische Leistung und das Rezeptionserlebnis unterliegen nicht dem Kriterium der Überprüfbarkeit von Fakten, meine ich.
Ich schrieb, dass Du mir vermutlich keine Antwort geben wirst, und Du antwortest darauf, dass Du keine Antwort geben wirst.
Schön, dann gibst Du eben keine Antwort. Ich hatte versucht, mich mit Deinem 50%-Glauben zu beschäftigen, weil Du Dich beschwert hattest, dass sich niemand mit diesem Gedanken beschäftigt.
Ich finde, wer einen 50%-Glauben für besonders plausibel hält, weil er damit jene Hälfte der Bibel ausklammern kann, die offensichtlich unsinnig ist, muss ein Kriterium dafür haben, wie er die unsinnige Hälfte erkennen kann.
Ich würde außerdem vermuten, dass es dafür erforderlich wäre, die Bibel zu lesen. Es dürfte relativ schwierig werden, 50% darin zu finden, die nicht völlig bescheuert sind. Eben darin besteht ja das Problem: dass die Bibel komplett unsinnig ist, und dass dieser Umstand sofort offensichtlich wird, sobald man darin liest. Das Volksmärchen, es sei ein Buch großer Weisheiten mit ein paar grausigen Gleichnissen, ist falsch. Jeder kann das nachprüfen.
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Der Rest Deiner letzten Postings besteht aus Strohmann-Argumenten, also aus Argumenten, die Du der "Gegenseite" lediglich unterschiebst, um sie dann zu widerlegen. Du schreibst, dass die bösen Atheisten die Schulen missbrauchen wollen, um aus den wehrlosen Schülern kalte, gefühllose Produktionsmaschinen zu machen. Du schreibst weiter, dass Dir niemand die Religionsausübung verwehren kann. Beides hat nie ein Atheist behauptet, deswegen sind es Strohmann-Argumente.
Da wir ja alle nur zum Spaß posten, fände ich es unterhaltsamer, wenn wir clevere Argumente austauschen würden, bei denen man sich eine Weile aufhalten kann.
Diesen 50% Glauben hast doch du begrifflich ins Spiel gebracht. Ich habe keinen 50% Glaube, also wieso sollte ich darauf eingehen?
Mein Glaube hat sich entwickelt, das habe ich mehrfach angerissen. Aber selbst das wurde nicht akzeptiert.
Letztendlich lohnt sich aus meiner Sicht ein Austausch mit Argumenten mit dir nicht, weil du sowieso keinen mm von deinem Standpunkt abweichst. Ganz im Gegenteil: du nutzt jedes Argument, um dich daran abzuarbeiten.
Das mache ich auch im Beruf oder im Privaten so: wenn ich merke, dass es sowieso egal ist, was ich dem Gegenüber sage, sage ich etwas oder nichts oder was auch immer. Es ist wie ein Spiel und ich spiele es mit.
kleines Zwischenspiel:Zweifellos durch diesen thread angeregt widmet WDR 5 heute einige Sendung dem Thema Wissenschaft und Glauben, in der Rush Hour war im Wissenschaftsmagazin ein ev. Profi dran:
- Die Auferstehung sei eine schwierige Sache, schon Paulus habe das kritisch gesehen, sie sei definitiv nicht physikalisch zu verstehen, aber es sei zu kompliziert das zu erklären
- Wissenschaft und Glauben stünde doch in der Tat in einem gewissen "Spannungsverhältnis", etwa bei der Schöpfung
- Schön am Christentum, wenn es einem den sonst nichts sage, sei der eingebaute Umweltschutz
Ich empfehle dir den löblichen Philosophentreff im Wilden Esel. Nähere Informationen finden sich auf der Heimseite des redlichen Herrn Pfaffenberg http://pfaffenberg.permuda.net/
Leider ist die Heimseite in unredlicher Technik erstellt, so das man links im Menü auf „Philosophen Treff“ klicken muss. Oder direkt hier http://pfaffenberg.permuda.net/philosophen.html nur einen Teil findet.
Ich mache ich auch im Beruf oder im Privaten so: wenn ich merke, dass es sowieso egal ist, was ich dem Gegenüber sage, sage ich etwas oder nichts oder was auch immer. Es ist wie ein Spiel und ich spiele es mit.
Echt? Kann ich mir kaum vorstellen. Die Menschen, ob privat oder beruflich, merken es doch bald, wenn man nicht ehrlich ist.