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Zitat von little
J
Das verstehe ich nicht - die Rahmengröße hängt also nicht primär von der Körpergröße ab? Ich dachte bisher - aber okay, ich kenne mich wirklich nicht gut aus - die Körpergröße ist ausschlaggebend für die Rahmengröße, die Schrittlänge sei da vernachlässigbar bzw wird dann über die Sattelhöhe eingestellt. So sieht das auch momentan bei meinem Rennrad aus: 50er Rahmen und Sattel weit höher als der Lenker...
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Die Rahmengrösse hängt von Körpergrösse und Beinlänge ab. Aber frag drei Berechnungstools, Fachleute oder welche, die sich dafür halten, und erhalte 5 verschiedene Werte.
Teils sogar zu Recht, denn die Rahmengrösse alleine gibt noch keinen Aufschluss auf die restlichen Rahmenmasse wie (die neben der Höhe wohl meistberücksichtigte) Rahmenlänge.
Grad bei kleinen Leuten nicht unerheblich neben der Länge ist auch die Tretlagerabsenkung und in Zusammenhang damit die Steuerrohrlänge.
Ganz einfach gesagt: je grösser die Tretlagerabsenkung, umso weiter unten fängt die Rahmenhöhe an und umso weiter unten hört sie auch auf. Das, zusammen mit der Steuerrohrlänge bestimmt das mögliche Verhältnis zwischen Sattelhöhe (die ja durch die Schrittlänge vorgegeben ist und Lenkerhöhe.
Je kleiner die (Lauf-)Räder nun sind, umso grösser ist der Spielraum bezüglich aller Längen und Winkel, um nen Rahmen zwischen die Räder zu bauen. Und je grösser der Spielraum ist, umso besser kann man den Rahmen den Körpermassen kleiner Leute (das Problem betrifft nicht nur Frauen) anpassen.
Ein Beispiel dazu, wo immer getrickst wird: die Oberrohrlänge oder horizontale Länge.
Da stehen durchaus passend klingende Werte aufm Papier, nehmen wir 510mm.
Die sind gemessen zwischen Schnittpunkt Oberrohr mit Sitzrohr und Oberrohr mit Steuerrohr.
So, wenn ich nun das Sitzrohr nehme, und nach vorne klappe, wird das Oberrohr nochmal kürzer.
Wenn ich nun das Steuerrohr nehme, und es um seinen Schnittpunkt mit dem Unterrohr flacher stelle, wird das Oberrohr nochmals kürzer.
Zurück zum Sitzrohr: Standard sind da beim Rennrad ca. 73°. Dieser Wert resultiert aus der Erfahrung, dass normal gebaute Leute damit so sitzen können, dass sie mit der Kniescheibe bei waagrechten Kurbeln über der Pedalachse sind.
Durch diese Konstellation wird die Lage des Sattels in der Horizontalen festgelegt.
Klappe ich das Sitzrohr nach vorne, mach also den Winkel grösser (unds Oberrohr kürzer...) muss der Sattel weiter nach hinten.
Die Sattelposition ist also unabhängig von der Neigung des Sitzrohres, was nun bedeutet, dass der Winkel und die damit verbundene Oberrohrlänge keinen Einfluss darauf haben.
Man sitzt quasi mit (als Beispiel) 75° Sitzrohrwinkel und 510mm Oberrohrlänge genauso weit hinten (oder vorne) wie mit 73° und 530mm Oberrohrlänge (Pi mal Daumen macht 1° etwa 10mm Oberrohrlänge aus, hängt natürlich auch von der Sitzrohrlänge ab).
Die Konsequenz daraus ist also, dass der Lenker unabhängig von diesen Massen gleich weit vorne ist.
Warum trickst man also so?
Mit 'normalen' Rennradwinkeln, also Sitzrohrwinkel ca. 73° und Lenkwinkel ebenfalls 72-73° kann man das Oberrohr nicht kürzer machen als ca. 520mm.
Würde man es beispielsweise nur 500mm lang machen, würde das Vorderrad nicht mehr vors Unterrohr passen oder beim Geradeausfahren daran schleifen.
Daher werden die Angaben dafür aufm Papier durch die veränderten Winkel 'geschönt'.
Während der Kniff mit dem Sitzrohrwinkel auf deine Sitzposition Auswirkungen hat, hat der flachere Winkel des Steuerrohrs (und damit der Lenkachse des Bikes) 'nur' Auswirkungen aufs Fahrverhalten.
Dazu ein kleiner Vergleich: am Motorrad werden Änderungen an der Lenkgeometrie um Zehntelgrad bejubelt (oder scharf kritisiert, je nachdem, wie erfolgreich man die Änderung beurteilen will), am Bike wird, um aus wirtschaftlichen Gründen keine zweite Rennradschiene mit 571mm-Laufrädern (die klassischen Rennrad-26") aufmachen zu müssen unds Vorderrad vom Unterrohr wegzukriegen, gleich mal mit 1,5-2° und mehr jongliert.
Bissl Pastellfarbe dran und e paar Blümscher draufgemalt, n bissl Süssholzgeraspel ausm Bullshitbingokasten der Marketingabteilung und die Kundschaft frissts.