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Alt 19.11.2018, 23:18   #65
qbz
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Zitat:
Zitat von NBer Beitrag anzeigen
die frage ist halt wie eng man "alles zu tun" auslegt. wie lange darf zb ein akademiker eine stelle die seiner bildung entspricht suchen? oder sollte sich jeder unverzüglich für einen 1 euro job zum blätterfegen im park melden? mit wahrscheinlich dem effekt, dass er nach einer woche nicht nur dem arbeitsamt, sondern auch der krankenkasse auf der tasche liegt.....
Die Ermessensspielräume sind wirklich recht breit angelegt.

Bevor Akademiker, die nach längerer Suche keinen Arbeitsplatz finden, für 1 Euro Jobs eingesetzt werden, übernimmt nach meiner Kenntnis von Bekannten die Behörde eine Umschulung oder Ausbildung in Berufe, für die es gerade zu wenig Qualifizierte gibt bzw. versucht, für einen Berufswechsel zu motivieren (Z.B. als Queereinsteiger zum Lehrer). Z.B. eine an der HdK ausgebildete Bühnenbildnerin, die ich kenne, arbeitet jetzt als Erzieherin nach einer von der Arbeitsagentur bezahlten Ausbildung. Es geht schon darum, möglichst eine Perspektive für die "Eingliederung" in den 1. Arbeitsmarkt zu finden.

Manchmal werden Arbeitslose allerdings auch in Massnahmen "geschickt", die sie eigentlich nicht wollen, und wo sie täglich hingehen müssen und wo auch Psychologen / Sozialpädagogen beschäftigt sind, die sie wieder für einen Job / Beruf motivieren sollen. Grundkurse in Office Programmen und Bewerbungsschreiben gehören auch immer in solche "Massnahmen". Damit "schönt" man natürlich auch die Arbeitslosenstatistik etwas und verhindert Schwarzarbeit.

Geändert von qbz (19.11.2018 um 23:45 Uhr).
qbz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2018, 00:06   #66
Ruben
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Soziale Absicherung bzw. das große Überthema Sozialstaat / Soziale Marktwirtschaft und das Thema Gerechtigkeit sind Themen die man vermutlich schwer in einem Forum, einer Talkshow oder bei drei vier fünf gemeinsamen Bier im echten Leben abschließend und zu 100% beantworten kann.

In einem wirtschaftspolitischen Seminar haben wir während des Studiums mal "alle" Möglichkeiten in Seminararbeiten ausarbeiten und dem Plenum vorstellen müssen. War sehr spannend, wenn die einen mit bedingungslosen Grundeinkommen, die nächsten mit Mindestlohn, die dritten mit Pflicht zur Arbeit für Erwerbslose (Fördern und viel Fordern) u.s.w. ihre Themen vorstellen und voller Elan verteidigen.

Vorneweg:
Ich stimme zu, dass das aktuelle System hinkt und krankt und unsere Gesellschaft spaltet. Wie es davor war, kann ich nicht beurteilen, damals war ich noch zu jung.

Ich glaube man findet schon keinen Konsens wenn man fragt was "Gerechtigkeit" bedeuten muss. Leistungs- oder Verteilungsgerechtigkeit? Wir haben in D einen Zwischenweg mit dem gefühlt beide Seiten eher unzufrieden sind.

Gibt man Menschen die Wahl, entweder 100.000€/a zu haben und alle im Umfeld haben 150.000 €/a oder aber sie haben selbst 80.000€/a und alle anderen 60.000€/a entscheidet sich die Mehrheit - auch wenn die Kaufkraft gleich bleibt! - für Variante B, weil sie dann relativ gesehen reicher sind als die anderen... und würden dafür auf reale Kaufkraft verzichten. Bei diesem Fragedesign wird die "aber durch höhere Geldmengen im Umlauf ziehen auch alle Preise an etc.".ausgeklammert. Dieser Punkt wo man sich selbst verorten kann (am besten weiter oben) ist sehr wichtig.

Und nun zum Thema:
Was muss H4 leisten? Grundsicherung? Sorgenfreies Leben? Teilhabe an sportlichen, kulturellen oder sozialen Events?

Es gibt meiner Meinung nach die Pflicht für jeden Menschen dahingehend zu sorgen, dass seine Grundbedürfnisse (Essen, Unterkunft, Hygiene, Kleidung, medizinische Versorgung) zu jeder Zeit erfüllt sind. Und es ist ein Zeichen von Würde und Respekt, dass er gute Scheine, als Geld, und keine Gutscheine, bekommt um selbst zu entscheiden, wie er das macht. Auch wenn das heißt, dass manche alles für Junkfood, Alk und Kippen ausgeben und damit noch ihre Gesundheit ruinieren - aus Trotz oder weil sie es nicht besser wissen. Viele machen mit wenig Geld extrem viel aus ihrem Leben und bekommen das sehr beeindruckend hin. Mancher hat Pech und kommt in H4, mancher hat nicht die besten Voraussetzungen. Kindern und Jugendlichen müssen Perspektiven gezeigt werden, ansonsten gibt es Familien mit H4-Karrieren.

Armut per Definition (60% des Durchschnitteinkommens) wird es quasi per Definition immer geben so lange wir nicht im Sozialismus oder Kommunismus leben.

Nun haben wir aber Arbeitnehmer im sogenannten Niedriglohnsektor. Diese Personen arbeiten vermutlich zwischen 140 - 170 Stunden im Monat. Und zwischen diesem Gehalt und H4 muss es einen deutlichen Abstand geben (und das bezieht sich eben auch auf die Hinzuverdienstregelungen) damit es sich lohnt Vollzeit zu arbeiten. Ansonsten kann ich auch H4 beziehen und legal (oder noch besser: Schwarz) arbeiten und mit viel weniger Zeitaufwand die gleichen finanziellen Mittel am Monatsende haben. Verschärft wird dieses Problem dadurch, dass ein AN der mit 9€/h brutto heimgeht das eher akzeptiert wenn er Hoffnung hat irgendwann auf 11€ oder sogar 12€/h zu steigen. Aber das passiert nicht mehr. Schwache Gewerkschaften, Chefs die die Kosten drücken, große Dax-Konzerne die ihre Tier1-Zulieferer drücken die ihre Folgezulieferer drücken und am Ende steht der kleine Angestellte und Arbeiter. Die aber sind frustriert wenn die BLÖD vorrechnet was eine H4-Familie mit 2 Kindern bekommt und was der in Vollzeit arbeitende Papa bei dem die Frau daheim bei den 2 Kindern ist hat und es nur ein paar hundert Euro Unterschied sind, wenn überhaupt...

Die Lösung? H4 auf einen ehrlichen Satz anheben damit es reicht, Hinzuverdienstregeln (100€ zu 100%, danach 20%) lassen und die niedrigen Einkommensklassen bei Steuer- und Sozialabgaben massiv entlasten. Gegenfinanzierung durch eine Spitzensteuer von ein paar Prozentpunkten die bei einem X-fachen (6 - 10x) des Medianeinkommens liegt. Ergänzend endlich die Torbin-Steuer einführen um Finanzspekulationen zu beenden. Ich frage mich bis heute ob es dem Finanzplatz Deutschland tatsächlich den Todesstoß versetzen würde wenn man das in einem Alleingang durchsetzt und glaube nicht.

Dann geht es aber weiter: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Neubauten sind selbst für Akademiker mit einem durchschnittlichen Gehalt - wenn nicht in einem Konzern, UB o.ä. angestellt - ohne Vermögen aus der Familie kaum bezahlbar (also im Kauf) und die Investoren werden irgendwann ihre Mietrendite erzielen wollen. Die steigenden Preise sind aber auch z.T. falschen gesetzlichen Vorschriften geschuldet weil wir in Deutschland gerne vorschreiben WIE etwas erreicht werden muss und nicht einfach nur WAS und der Weg frei ist (-> Wohnungsbau, Energiewende...). Also wieder mehr bezahlbare Wohnungen, weil die bezahlt der AN auch mit seinem geringen Einkommen selbst während es bei dem anderen das Amt übernimmt und ich kenne Leute die sagen "H4 sind super Mieter. Amt bezahlt und wenn etwas sein sollte übernehmen die auch die Reparaturen nach dem Auszug"... da spielt man die Armen gegen die Ärmeren aus.
Ruben ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2018, 02:14   #67
ThomasG
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Wenn ich solche Beiträge lese wie den von Ruben, freut mich das immer sehr.
Ich habe ihn, wie ich das erst einmal so gut wie immer mache, nur kurz überflogen.
Er wirkt auf mich so, als hätte sich da ein Mensch mit sehr gute Bildung, aber auch viel Menschlichkeit, ziemlich viel Mühe gemacht seine Gedanken in Worte zu fassen.
Das ist für mich eine tolle Art anderen Respekt zu zollen.
Beim Querlesen bin ich an manchen Stellen kurz gedanklich hängen geblieben etwa, wenn da etwas steht, was meiner Ansicht entgegen steht.
Ich werde mir den Text sicher noch ein paarmal durchlesen und dann langsamer und auch vollständig und mir Gedanke darüber machen.
Danke für die Mühe!
Das dürfte wirklich ein sehr gelungener Beitrag sein.
Da ich ihn wie gesagt noch nicht so intensiv gelesen habe, habe ich es entsprechend zurückhaltend ausgedrückt, obwohl ich mir eigentlich so gut wie sicher bin, dass die Zurückhaltung nicht mehr nötig sein wird, wenn ich mir beim Lesen und Reflektieren mehr Zeit nehme.

Gute Nacht!
ThomasG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2018, 12:22   #68
qbz
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Beiträge: 10.281
Zitat:
Zitat von Ruben Beitrag anzeigen
.......
Es gibt meiner Meinung nach die Pflicht für jeden Menschen dahingehend zu sorgen, dass seine Grundbedürfnisse (Essen, Unterkunft, Hygiene, Kleidung, medizinische Versorgung) zu jeder Zeit erfüllt sind. Und es ist ein Zeichen von Würde und Respekt, dass er gute Scheine, als Geld, und keine Gutscheine, bekommt um selbst zu entscheiden, wie er das macht.
Armut per Definition (60% des Durchschnitteinkommens) wird es quasi per Definition immer geben so lange wir nicht im Sozialismus oder Kommunismus leben.
........
Ich würde die Teilhabe an Bildung, Kultur, Sport, Mobilität unbedingt auch stärker wie bisher in den Bedarf miteinbeziehen wollen. In den letzten Jahrzehnten kürzte der Staat die Subventionierung dieser Bereiche, was vor allem die Armen ausschloss. (z.B. die Schwimmbadpreise, Stadtbüchereien usf.).

Neben der Kritik an der Höhe von H4 ist auch ein Kritikpunkt, dass langjährige Beschäftigte bei Arbeitslosikgeit zu früh auf H4-Niveau fallen, weil das Arbeitslosengeld 1 zu wenig lang bezahlt wird. (Die Zeitdauer wurde bei der Einführung von H4 deutlich gekürzt.)

Zitat:
Zitat von Ruben Beitrag anzeigen
Die Lösung? H4 auf einen ehrlichen Satz anheben damit es reicht, Hinzuverdienstregeln (100€ zu 100%, danach 20%) lassen und die niedrigen Einkommensklassen bei Steuer- und Sozialabgaben massiv entlasten. Gegenfinanzierung durch eine Spitzensteuer von ein paar Prozentpunkten die bei einem X-fachen (6 - 10x) des Medianeinkommens liegt. Ergänzend endlich die Torbin-Steuer einführen um Finanzspekulationen zu beenden. Ich frage mich bis heute ob es dem Finanzplatz Deutschland tatsächlich den Todesstoß versetzen würde wenn man das in einem Alleingang durchsetzt und glaube nicht.
Das wäre sicher eine Möglichkeit. Ich finde, man müsste
- neben dem Spitzensteuersatz die Erbschaftssteuer ab einem bestimmten Vermögen miteinbeziehen, da ansonsten sich die Einkommensschere immer weiter vergrössert,
- statt der Tobinsteuer die umfassendere Finanztransaktionssteuer einführen, um damit evtl. die Spekulation etwas einzudämmen.
- konsequenter die Steuerschlupflöcher (Transfer in Steueroasen) schliessen.
Zitat:
Zitat von Ruben Beitrag anzeigen
Dann geht es aber weiter: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Neubauten sind selbst für Akademiker mit einem durchschnittlichen Gehalt - wenn nicht in einem Konzern, UB o.ä. angestellt - ohne Vermögen aus der Familie kaum bezahlbar (also im Kauf) und die Investoren werden irgendwann ihre Mietrendite erzielen wollen. Die steigenden Preise sind aber auch z.T. falschen gesetzlichen Vorschriften geschuldet weil wir in Deutschland gerne vorschreiben WIE etwas erreicht werden muss und nicht einfach nur WAS und der Weg frei ist (-> Wohnungsbau, Energiewende...). Also wieder mehr bezahlbare Wohnungen, weil die bezahlt der AN auch mit seinem geringen Einkommen selbst während es bei dem anderen das Amt übernimmt und ich kenne Leute die sagen "H4 sind super Mieter. Amt bezahlt und wenn etwas sein sollte übernehmen die auch die Reparaturen nach dem Auszug"... da spielt man die Armen gegen die Ärmeren aus.
Ich vermute, eine Liberalisierung der Bauvorschriften bringt effektiv wenig für die Räume mit hoher Bevölkerungszahl. In welchen grossen Städten der Welt funktionieren liberalere Bauvorschriften, um bezahlbare Mieten zu bekommen? Eine Rationalisierung beim Mietshausbau brächte möglicherweise längerfristig Kosteneinsparungen.

Man bräuchte in meinen Augen wieder viel mehr öffentliches Grundstück- und Wohneigentum (das gab es mal in DE, bevor die Gemeinden und der Bund alles meistbietend verkloppten, wo sie z.T. heute noch dabei sind), mehr Sozialwohnungen und an Gemeinnützigkeit gebundene Wohnungsgesellschaften sowie eine staatliche Preisregulierung der Grundstücke und des Mietniveaus und die Abschaffung der Modernisierungsumulage. Konzerne wie Vonovia, welche mit Mietwohnungen an der Börse Maximalprofite erzielen wollen, sollten in Gemeineigentum überführt werden. Ausserdem könnte der Bundestag eine GG-Änderung beschliessen und ein "Recht auf Wohnen" einführen.

Geändert von qbz (20.11.2018 um 13:24 Uhr).
qbz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2018, 13:57   #69
Ruben
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Registriert seit: 13.07.2018
Beiträge: 301
Thomas: Danke für die Blumen. Bin gespannt, was Du nach dem nochmaligen Lesen sagst.

QBZ:
  • Bildung , Kultur, Sport & Mobilität stimme ich Dir 100% zu. ÖPNV ist einfach zu teuer. Bei alledem ist das Problem: Wenn der normale Angestellt im Niedriglohnbereich einen deutlich höheren Preis bezahlt verringert es wieder den notwendigen Mindestabstand zwischen H4 und 100%-Stelle... also muss auch das für Gering-Verdiener günstig sein. Dafür sollte ein Staat meines Erachtens tatsächlich sorgen und Geld haben!
  • Finanztransaktionssteuer: Fehler meinerseits, ich dachte die Tobin-Steuer geht auch auf Aktienhandel etc., ist aber nur auf Devisen beschränkt und das wusstest Du offensichtlich im Gegensatz zu mir. Agree. Allgemeine Finanztransaktionssteuer plus Erbschaftssteuer mit großzügigen Freibeträgen.
  • Schließung von Steuerschlupflöchern und härtere Bestrafung von Steuerhinterziehung sollte sein - nur ich verliere den Glauben daran.
  • Man fällt zu schnell auf H4... das ist in der Tat ein großes Problem und ich stimme Dir zu... aber auch das ist wieder in Punkt der in beide Richtungen schwingen kann. Der eine findet nichts und braucht länger. Der andere sagt "Nach zwanzig Jahren in dem Hamsterrad von Firma XY habe ich mir diese Pause verdient. Ich habe etwas überdurchschnittlich verdient und die 2000€ AG1 netto reichen mir aus... also nutze ich die Zeit für Kinder, Enkel, ein oder zwei Langdistanzen... und beginne erst nach 8 - 10 Monaten mit der ernsthaften Suche. Und selbst dann kann ich anspruchsvoll sein und jede Arbeit die mehr als 10% unter meinem bisherigen Einkommen liegt ablehnen, bis ich wieder etwas richtig Gutes habe." Diese "freiwillige" Sucharbeitslosigkeit gibt es und behindert auch eine gewisse Kompromissbereitschaft. Ich glaube das ist vor allem bei Leuten ein Problem die lange bei einer Firma mit einem sehr großzügigen Gehaltsgefüge war, diese, vielleicht gerade aus diesem Grund entlassen muss oder will, und denken, dass alle anderen Firmen ähnlich gut bezahlen können und nur auf sie warten. Ich komme aus dem Großraum Stuttgart, vielleicht fällt dir die eine oder andere Firma ein die exemplarisch hierfür stehen könnte.
  • Mehr Sozialwohnungen, Genossenschaften etc. auf jeden Fall. Aber nur durch die Bauvorschriften haben sich die Baukosten um 7% erhöht. Ob dies tatsächlich das beste Mittel der Wahl ist um unsere Klimaziele zu erreichen, bezweifle ich. Die Überführung der Vonovia in Gemeineigentum ist, denke ich, nicht machbar, lasse mich aber gerne von etwas anderem überzeugen. Immer daran denken: Es könnte auch deine Rentenversicherung sein die Anteile der Vonovia hält und auf ein Mal bist du enteignet... Wenn ich sehe was hier für Wohnungen und Häuser gebaut werden... alles schick, aber alles mindestens im gehobenen Standard, m²-Preise weit über 4000€... das muss günstiger gehen. Boden ist begrenzt, warum also alles verkaufen, gerade in städtischen Gebieten? Erbpacht-Grundstücke und regionale Zweckgenossenschaften Gründen, solides Niveau zu fairen Preisen...
Ruben ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2018, 16:23   #70
noam
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Registriert seit: 04.04.2010
Ort: Ostfriesland
Beiträge: 5.045
Das schwierige an der Diskussion ist, dass leider nicht jeder, der in/mit Hartz4 lebt, bestrebt ist zeitnah wieder in sozialversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit zu kommen. Das würde vieles vereinfachen.

Ich bin der Meinung, dass man die alten Floskeln der Liberalen eigentlich sozialisieren muss. Der Klassiker ist ja, dass Arbeit sich lohnen müsse.

Das meint ja nichts anderes, als dass es einen Anreiz geben muss, einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachzugehen. Soll heißen: Ich brauche einen deutlichen Anstieg des Lebensstandards von Hartz4 zu Erwerbstätigkeit. Die Lebenswirklichkeit geht allerdings einen eher gegenteiligen Weg. Statistisch steigt das Durchschnittseinkommen und gleichermaßen leben immer mehr Menschen unter der Armutsgrenze. Das bedeutet für mich, dass der Niedriglohnsektor und die Spitzeneinkommen immer mehr werden. Das bedeutet wiederum, dass sich wenige auf Kosten vieler immer mehr die Taschen füllen. Das beschreibt Ruben sehr anschaulich am Beispiel der Fahrzeugindustrie mit ihren Zulieferknebeleien.

Zitat:
Zitat von Ruben Beitrag anzeigen
Nun haben wir aber Arbeitnehmer im sogenannten Niedriglohnsektor. Diese Personen arbeiten vermutlich zwischen 140 - 170 Stunden im Monat. Und zwischen diesem Gehalt und H4 muss es einen deutlichen Abstand geben (und das bezieht sich eben auch auf die Hinzuverdienstregelungen) damit es sich lohnt Vollzeit zu arbeiten. Ansonsten kann ich auch H4 beziehen und legal (oder noch besser: Schwarz) arbeiten und mit viel weniger Zeitaufwand die gleichen finanziellen Mittel am Monatsende haben. Verschärft wird dieses Problem dadurch, dass ein AN der mit 9€/h brutto heimgeht das eher akzeptiert wenn er Hoffnung hat irgendwann auf 11€ oder sogar 12€/h zu steigen. Aber das passiert nicht mehr. Schwache Gewerkschaften, Chefs die die Kosten drücken, große Dax-Konzerne die ihre Tier1-Zulieferer drücken die ihre Folgezulieferer drücken und am Ende steht der kleine Angestellte und Arbeiter. Die aber sind frustriert wenn die BLÖD vorrechnet was eine H4-Familie mit 2 Kindern bekommt und was der in Vollzeit arbeitende Papa bei dem die Frau daheim bei den 2 Kindern ist hat und es nur ein paar hundert Euro Unterschied sind, wenn überhaupt.

Aber wie das Problem lösen, um allen gerecht zu werden? Ich glaube, dass er förderlich wäre, wenn man alle Gehälter in der Produktionskette vom einfachen Bandarbeiter beim Zulieferer bis hin zum Vorstand des Hauptkonzerns betrachten würde und diese in eine verpflichtende Abhängigkeit setzen würde. Wäre das ähnliche wie ein Mindestlohn, nur würde dieser Ansatz verhindern, dass der einfache Arbeiter beim Mindestlohn hängen bleibt und die Vorstände sich immer mehr die Taschen füllen.


Beim ÖPNV gibt es sicherlich unglaubliche regionale Unterschiede. Hier auf dem platten Land gibt es praktisch keinen ÖPNV. Andererseits kann man einem erwerbslosen sicher zumuten nur eingeschränkt mobil zu sein, da man ja keinerlei wiederkehrende Verpflichtungen hat.
__________________
Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
noam ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2018, 05:53   #71
ThomasG
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Registriert seit: 23.01.2012
Beiträge: 4.786
In meinen Augen geht es auf diesem Planeten grundsätzlich sehr ungerecht zu.
Die Vermögen sind völlig ungerecht verteilt und die Recourcen bzw. der Zugang dazu bzw. die Macht darauf Einfluß zu nehmen, was dafür zu zahlen ist und wer sie kaufen kann ebenfalls.
Bringt man dann noch die Tier- und Pflanzenwelt mit in`s Spiel, ist das an Trostlosigkeit kaum mehr zu überbieten.
Wir können jetzt ewig darüber streiten, wer jetzt mehr von anderen profitiert hat und die Erde mehr ausgebeutet hat bzw. das tun würde, wenn sich die Verhältnisse ändern würden oder wir können endlich anfangen zu versuchen im Kleinen - alles andere als perfekt und alles andere als insgesamt gerecht - Schritte in die richtige Richtung einzuleiten, nämlich hin zu einem angenehmeren und menschlicheren Planeten.
Die Tier- und Pfalnzewelt sollten wir natürlich auch daran teilhaben lassen.
Was einem Menschen zusteht, der von Hartz 4 lebt, ist in meinen Augen so wenig, dass es unanständig ist sich darüber im Besonderen Maße aufzuregen oder so zu tun als würde man sich darüber aufregen.
Für das was manche Menschen an einem ganzen Arbeitstag verdienen und dabei müssen sie auch noch unangenehme Begleiterscheininungen oft in Kauf nehmen, würde so mancher morgens nicht einmal geschäftlich mit einem Kunden oder so frühstücken gehen und hauptsächlich Smalltalk halten.
Wer das Glück hat gut ausgebildet zu sein, über einem hohen Intellekt verfügen zu können und beruflich Zugang zu Arbeitsplätzen zu haben, die sehr gut honoriert sind und wo man dafür Sorge trägt, dass derjenige, der den Platz inne hat, sich sehr wohl und ziemlich frei fühlen kann, der hat schon einen sehr viel bessere Position als viele andere.
Leute mit einem eigenen Arbeitsbereich oder gar Büro und Zugang zu einem Rechner durchleben den Arbeitsalltag doch oft ganz anders.
Man klopft an, wenn man mit ihnen Reden will und man bietet um einen Termin u.ä..
Wer im Supermarkt stehen muss oder als Zusteller arbeitet beispielsweise, ist doch viel mehr in Beobachtung.
Da kann man halt nicht einfach sich die Zeit im Internet vertreiben, wenn man nicht ausgelastet ist, weil man sofort negativ auffallen würde.
Nur um ein Beispiel zu nennen, was wahrscheinlich doch viele, die hier oft sind gut nachvollziehen können dürften.
Ich glaube tatsächlich, dass es in unserer Gesellschaft sehr viel Angst gibt davor sozial abzusteigen.
Viele sind so ziemlich den ganzen Tag damit beschäftigt diesen Abstieg zu verhindern.
Ja und damit ist nicht nur der eigene gemeint, sondern oft den der eigenen Kinder.
Man fühlt sich von anderen Gruppen in der Gesellschaft in dieser Hinsicht bedroht, weil viele sich einfach sagen:
Es gibt einen großen Topf und in dem ist alles drin, was allen zu Verfügung gestellt wird bzw. werden kann und wenn eine Gruppe aus diesem Topf mehr nimmt, bleibt für andere bzw. andere Gruppen zwangsläufig weniger übrig.
So ist es ja auch.
Man regt sich aber oft über welche auf, die aus dem Topf verhältnismäßig wenig rausnehmen, weil ihre Macht äußerst begrenzt ist diesbezüglich.
Da gibt es ganz andere Kaliber und die müssen nicht einmal selber in den Topf direkt greifen, sondern die können sich locker andere leisten, die das für sie tun.

So ich gehe jetzt mal Laufen.

Angenehmen Tag!

Geändert von ThomasG (21.11.2018 um 05:58 Uhr).
ThomasG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2018, 08:11   #72
dherrman
Szenekenner
 
Registriert seit: 31.01.2012
Beiträge: 922
ThomasG:
"Ich glaube tatsächlich, dass es in unserer Gesellschaft sehr viel Angst gibt davor sozial abzusteigen.
Viele sind so ziemlich den ganzen Tag damit beschäftigt diesen Abstieg zu verhindern."

Damit bringst du viele Probleme, die unsere Gesellschaft hat, auf den Punkt.
Es ist normaler geworden als Mann in Elternzeit zu gehen. Aber gleich Teilzeit? Ohweh, dann ist die Karriere aber stark gefährdet. Ich kann nur für meinen IT/Tec spezifischen Bereich sprechen. In sozialen Berufen ist das eher nicht das Problem -sagen Freunden, die als SozPäd's arbeiten. Aber nur 50%

Und wenn ich Karriere machen will, oder aber nur nicht aus der Firma rauszufligegen muss ich mich mehr anstrengen, damit es der Firma weiterhin gut geht -dieses "Credo" höre ich als Freiberufler sehr oft. Wird gerne gebetet.
Damit steigt die Chance auf Burnout & Co. und der "soziale Abstieg" ist die Folge, obwohl man doch genau das nicht wollte.

Mit Kindern das gleiche, im Bekanntenkreis höre ich dann, diese Schule ist ein No-Go für mein Kind. Zu viele Migranten, die den Leistungslevel drücken. Da kann mein Kind nix lernen...

Danke für diesen Faden hier.

VG
dherrman ist offline   Mit Zitat antworten
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