Zitat:
"Es gibt zwei Arten Menschen auf der Welt", sagte Richter Sullivan immer. "Die, die an etwas glauben wollen, und die, die es nicht wollen. In meinem Gerichtssaal wird der Glaube wertgeschätzt. Jede Art von Glaube."
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Es ist eine altbekannte Masche, Respekt und Wahrheit zu vermischen. Oft wird es verbunden mit einem rhetorischen Trick.
Natürlich kann ein Richter jede Art von Glaube respektieren. Es ist in diesem Fall sogar eine Tugend, weil es suggeriert, dass er
indifferent gegenüber dem Glauben ist; folglich also neutral gegenüber der Person als solche. Für einen Richter ist diese Neutralität eine Tugend, die wir sofort anerkennen. Deswegen stimmen wir diesem Beispiel zu, ohne weiter nachzudenken. Darin besteht der rhetorische Trick.
Die Folge des Tricks ist, dass wir abgelenkt werden von der Tatsache, dass die eigentliche Aufgabe des Richters nicht darin besteht, indifferent oder neutral zu sein, sondern im Gegenteil
beweisbare Wahrheit von Unwahrheit zu trennen, und zwar anhand einer für alle nachvollziehbaren Methodik.
Wen kümmert's, wie der Richter zum Glauben irgendwelcher Leute steht? Wenn zwei Parteien behaupten, der jeweils andere sei ein Lügner, dann kann der Richter sich nicht damit herausreden, er würde beide Parteien gleichermaßen "wertschätzen".
Außerdem, und das ist ein Teil des Tricks, steht der Glaube überhaupt nicht vor Gericht, sondern Taten. Und ob eine Tat stattgefunden hat oder nicht, hat immer eine konkrete Antwort, nämlich Ja oder Nein.
Die Vermischung von Wahrheit und Respekt ist eine sehr häufig angewandte Methode religiöser Apologeten -- so sehr, dass sie oft selbst darauf hereinfallen.