Aufgabe
Ich bin fertig, möchte nicht mehr weiter. Was hat es für einen Sinn zu kämpfen? Immer wieder lässt jemand oder etwas einem straucheln. Ist Liegenbleiben nicht bequemer?
Vor 2 Stunden bin ich etwas unwillig mit dem Zeitfahrrad gestartet. Es war anfangs höchst frisch, frierend trete ich mit Kette rechts vehement in die Pedale. Es lief gar nicht mal so schlecht, auch als ich in das erste leicht hügelige Tal einbiege. Zurück zum Neckar schwanke ich allerdings bedenklich, bremsende Windböen offenbarn den tatsächlichen Hergang
. Unten am Fluss geht fast gar nichts mehr, meine Hände verkrampfen um den Odenwälder Esel in der Spur zu halten
. Der Frust der letzten Tage kommt hoch, Besis fast tödlicher Radunfall, die berufliche Dreifachbelastung, die ausgerechnet am Roth Wochenende ihr voraussichtliches Finale finden wird und einiges mehr. Gestern abend war ich nervlich völlig platt, ausgelutscht, frustriert
.
Ich möchte umdrehen, heim schleichen. Doch meiner Familie wäre ich dann nicht zumutbar. Der Frust braucht seinen Ausgleich. Mehrmals laut schimpfend
lenke ich Richtung Flylives Heimat, trete einfach weiter, Tempo völlig egal, ich gönne mir Pausen, blende alles Nebensächliche aus, will nur das Ziel erreichen, nicht mehr und nicht weniger
.
In den nächsten Tälern habe ich Glück, bergauf starker Rückenwind, bergab machbare Seitenböen, die Zuversicht steigt, die Temperaturen jetzt angenehm.
Trotz der kurz zuvor nochmals extrem steigenden Belastung ist ausgemacht, dass ich in Roth meinen schon lange genehmigten Urlaub tatsächlich nehmen kann, mein üppiges Urlaubskonto werde ich demnächst wieder verstärkt plündern.
Nach 150 Km in brutto 5.25 Std und weiteren 5 km Heimschleichen durchs Städle bin ich wieder daheim, platt, aber jetzt um Welten besser drauf
Heute genieße ich die Ruhe. Der Wahnsinn kann warten.
Allen einen normalen Sonntag.