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Alt 01.12.2016, 23:18   #1
reisetante
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Benutzerbild von reisetante
 
Registriert seit: 26.11.2010
Ort: Wieder dahoam!
Beiträge: 1.018
Rassistische Anmache oder "Kompliment"?

Hach, heute habe ich im ICE eine ganz kurze Szene beobachtet und irgendwie ist bei mir eine deutsch-deutsche Kommunikations-Ratlosigkeit aufgekommen.

Es hat sich so ereignet: Im ICE kommt eine freundlich aussehende Servicefrau mit dunkler Hautfarbe durch den Gang und bietet Kaffee an. Es kommt ein junger Mann in den Waggon, der sagt in heiterem Ton mit sächsischem Einschlag zur Servicefrau: "Kaffee steht Dir sehr gut, passt prima zu Deiner Hautfarbe".
Ich hätte ihm am liebsten hinterhergerufen "Quark steht Dir sehr gut, der passt prima zu Deiner Farblosigkeit". Aber wie es so ist, er war schneller weg als daß ich im Hirn schalten konnte.

Nun frage ich mich: wie wird dieser Mann getickt haben?
War das
a) eine abwertende Aussage zur Hautfarbe der Servicefrau?
oder
b) einfach ein Spruch, der vermeintlich nett gemeint war, weil daheim keine ausgeprägte kulturelle Vielfalt herrscht und er sich vielleicht gefreut hat, einen Menschen anderer Hautfarbe zu sehen?

Nun möchte ich ja niemandem mit Vorurteilen begegnen, weder Menschen, die seit vielen Generationen Sachsen sind, noch Menschen mit Migrationshintergrund. Aber andererseits möchte ich auch nicht, dass irgendwelche Menschen vor den Ohren und Augen anderer mit Fiesheiten konfrontiert werden. Wie seht Ihr das?
reisetante ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2016, 23:31   #2
LidlRacer
Szenekenner
 
Benutzerbild von LidlRacer
 
Registriert seit: 01.02.2008
Beiträge: 18.653
Hm, für uns ist das so rein schriftlich ohne Tonfall, Gesichtsausdruck etc. natürlich noch schwieriger einzuschätzen als für Dich.
Konntest Du eine Reaktion der Angesprochenen erkennen?
LidlRacer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2016, 23:38   #3
jannjazz
Szenekenner
 
Benutzerbild von jannjazz
 
Registriert seit: 10.08.2011
Ort: Metropolregion Hamburg, auf dem Dorf
Beiträge: 5.884
"Coffee is the Color" gibt es auch im Funk. Ich warne vor Hexenjagd und neige zur Unschuldsvermutung. Irgendwas muss man auch mal dürfen.
__________________
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Funkateers lend me your ears!
Raye „Hard Out There“
jannjazz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2016, 23:44   #4
zappa
 
Beiträge: n/a
Ist für mich ein ziemlich gutes Beispiel für den Alltagsrassismus. Dabei wird es dem fröhlichen Sachsen wahrscheinlich gar nicht bewusst sein und es steckt wahrscheinlich auch keine böse Absicht dahinter. Möglicherweise, je nachdem wie die Situation von der Verkäuferin wahrgenommen wurde, wird es auch gar nicht als Abwertung eingeordnet, vielleicht war es auch für sie "lustig".

Darauf kommt es aber nicht an. Es ist in jedem Fall abwertend und damit ein no go. Denn es kann verletzen.

Wikipedia fasst den Alltagsrassismus gut zusammen:

Für die Soziologen Peter L. Berger und Thomas Luckmann ist der „Alltag“ der prägendste Bereich, in dem Menschen ihre Erfahrungen machen. Entsprechend können die „kleinen“ Formen von Rassismus besonders nachhaltig wirken und werden sowohl von den Betroffenen als auch von den Akteuren und den „Unbeteiligten“ verinnerlicht. Jürgen Link beschreibt diese Verinnerlichungsprozesse als Normalisierung. Dazu dienen einfache Symboliken, die eine soziale Gruppe teilt. Diese kollektiven Symbole – z. B. im Bereich des Sports – liefern mythenhafte einfache und nicht hinterfragte Erklärungen und ganze Weltbilder.[2] Rassistisches Denken und Handeln fällt den Beteiligten somit nicht auf. Sie glauben oft fest daran, tatsächlich nicht rassistisch zu sein.[3]

Die Kritische Weißseinsforschung stellt dabei fest, dass „Weiße“ sich auch in Deutschland als bestimmende Norm wahrnehmen. Sie sehen sich als die dominante Kultur und erlangen eine privilegierte Position. Die dominante „weiße“ Position wird erst durch Abgrenzung geschaffen. Dabei setzt sie sich in einem bestimmenden Verhältnis zu dem Besonderen, Minderen, Anderen und eben Fremden und erfährt darüber sich selbst als etwas eigenes. Sie erfahren sich als das Eigentliche – im Sinne von einzig wichtige – und definieren sich so selbst über andere.[4] Aufgrund der Dominanz erscheint dieses Verhältnis als unauffällig und alltäglich: nicht das Weißsein wird wahrgenommen, sondern das, was nicht-weiß ist.[5],[6] Ausgrenzendes Verhalten geschieht hier nicht unbedingt absichtsvoll, sondern wird zumeist von „Weißen“ selbst im Alltag nicht wahrgenommen: Fatima El-Tayeb beschreibt die Schwierigkeit „Weißer“, den Blick auf sich selbst und ihre machtvolle Wirkung zu richten, als „Farbenblindheit“.
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Alt 02.12.2016, 00:41   #5
LidlRacer
Szenekenner
 
Benutzerbild von LidlRacer
 
Registriert seit: 01.02.2008
Beiträge: 18.653
Zitat:
Zitat von zappa Beitrag anzeigen
Ist für mich ein ziemlich gutes Beispiel für den Alltagsrassismus.
Also falls das freundlich gemeint war und von der Angesprochenen ebenso freundlich verstanden wurde, sähe ich keinen Bedarf, hier ein Problem herbeizureden.

Ich verbinde mit Kaffee normalerweise etwas Positives, ebenso mit der Farbe "kaffeebraun".
Vom Duden hab ich mir Bestätigung erhofft, aber der grätscht mir böse dazwischen und bringt das Beispiel: "er erschien in einem scheußlichen kaffeebraunen Anzug".

Aber ich bemerke gerade erst das "in heiterem Ton".

Ich beleidige eher selten Leute in heiterem Ton.
LidlRacer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2016, 01:08   #6
Campeon
 
Beiträge: n/a
Also ich kann da auch nichts negatives herauslesen.

Ob "Kaffeebraun" oder "Schokobraun", für mich klingt beides positiv.

...und meistens, wird es nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wurde...

Lebbe unn lebbe lasse.
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Alt 02.12.2016, 05:29   #7
Trimichi
Szenekenner
 
Registriert seit: 10.06.2009
Beiträge: 7.238
Liebe Reisetante,

als Jungianer, und auch Freudianer darf ich es mir durchaus erlauben den sogenannten "Neo-Freudianischen-Pop-Tantrismus" hier zu erwähnen. Jaja, diese Richtung gibt es wirklich: neofreudianischer Poptantrismus.

Der Herr hatte wohl den Wunsch sich in einer, womöglich nett gemeinten Weise, der Dame anzunähern. Von der Meta- und Sachebene abgeleitet, nun, womöglich wollte der Herr mit der Dame einfach nur einen Kaffee trinken, ungeschickt artikuliert allerdings womöglich der Situation geschuldet, was allerdings einen Appell darstellt. Auf der Ebene der Selbstbotschaft, Kommunikationspsychologen sprechen auch von Selbstoffenbarung, fand der Mann die Frau wohl nicht unattraktiv. Dem muss so sein, sonst hätte er sie nicht angesprochen.

Womöglich hatte er den Wunsch mit der Dame einen Kaffee trinken zu gehen..


Ob das stimmt, kann ich nicht sagen, dazu müsste man den Herrn befragen. Womöglich war er einfach nur nervös und wollte eine weitere Tasse Kaffee bestellen. Oder auch zum Beispiel hatte er just eben eine whatsapp-message von seiner Ehefrau erhalten. Sie hatte ihm mitgeteilt, dass der Jüngste die Windeln vollgeschissen hat. Es kann natürlich auch sein, dass die Frau dem Herrn, wegen der Schienenführung bedingten Unruhe des Waggons, zu nahe kam und er sie deswegen angesprochen hatte.

Ferndiagnosen sind sehr schwierig, das weiß jeder der schon mal selbst Hand an seinem Motorrad angelegt und geschraubt hat. Im Rahmen des Tausches einer Kupplung im Italienurlaub, dann nicht weiter wusste und seine Freundin in Deutschland anrief zum Beispiel.

Gruß, Trimichi

Geändert von Trimichi (02.12.2016 um 05:52 Uhr). Grund: allgemeine Berichtigung, insbesondere Rechtschreibung
Trimichi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2016, 06:51   #8
triti
Szenekenner
 
Registriert seit: 26.05.2013
Beiträge: 443
Bei der Anmache musste ich doch schmunzeln. Ich war einmal in einem Restaurant in den USA in einem Schwarzenviertel. Ich wollte einen Kaffee bestellen, da meinte die Kellnerin zu mir, ein Glas Milch wäre passender... Sie lächelte dabei und ich fand es jetzt auch nicht rassistisch.
Wenn ich mir aber vorstelle Sprüche in dieser Art regelmäßig zu hören wäre das wahrscheinlich etwas anderes. Der junge Mann hat es vielleicht freundlich gemeint, ob es aber so ankam ist nicht sicher.
__________________
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