Man kann sicher darüber diskutieren, inwieweit diese Entscheidung tatsächlich freiwillig erfolgte. Keine Entscheidung ist frei von Ursachen. Wer als Säugling eine christliche Taufe erfuhr, danach einem christlichen Religionsunterricht und einer christlichen Erziehung ausgesetzt war, hat sich ebenfalls nicht frei für einen Glauben entschieden.
Also nur der, der sich gegen eine herrschende Meinung stellt, hat sich frei entschieden?
Jemand aus einem christlichen Elternhaus kann sich nie frei entscheiden ob er Christ sein will?
Wenn er aber Budhist oder Atheist wird, dann hat er sich frei entschieden?
Ich sagte ja, keine Entscheidung ist frei von Ursachen. Daher ist keine Entscheidung frei. Die Illusion eines freien Willens ist doch wirklich eine alte Kamelle, willst Du die jetzt durchkauen?
Die freie Entfaltung der Persönlichkeit kann auch darin bestehen, auf Freiheit bewusst zu verzichten. ...
Wer aus freien Stücken beschließt, ... sich dem Manne zu unterwerfen, hat grundsätzlich meinen Segen. Vorausgesetzt, die Entscheidung erfolgte einigermaßen frei, und es entstehen keine größeren Nachteile für andere Menschen.
In diesem Sinne respektiere ich es, wenn eine Frau beschließt, aus religiösen Gründen ihr Haar zu verhüllen. Denn es entsteht andersdenkenden Menschen kein Schaden dadurch.
Man kann sicher darüber diskutieren, inwieweit diese Entscheidung tatsächlich freiwillig erfolgte. Keine Entscheidung ist frei von Ursachen. ...
Den Schaden sehe ich im Weitergeben einer frauenfeindlichen Tradition. Meine bisherigen Kontakte mit Familien kopftuchtragender Frauen zeigten mir weitestgehend eine Welt des Machoismo, der Verherrlichung der Jungs, der Ablehnung von Kontakten der Kinder mit Kindern aus sich nicht verhüllenden Familien. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit ist in diesem Umfeld aus meiner Sicht unzulässig erschwert. Gewiss gibt es Gegenbeispiele.
Ich wollte eigentlich sofort drauflos googeln, um zu zeigen, dass dies Fakenews sein müssen, aber nachdem ich die NY Times als Quelle gesehen hatte, war klar, dass die Story leider stimmt.
Besonders erschreckend, dass diese Praxis oft Vergewaltigungen und Kindsmissbrauch nachträglich "legalisiert", und dass dies oft einen religiösen Hintergrund hat.
Ich sehe das Kopftuch deswegen kritisch, weil es eine ziemlich gute soziale Kontrolle darstellt, ob die Schäfchen sich brav so verhalten, wie der Schäfer es wünscht. Wer abweicht, wird sofort entdeckt.
Ohne Kopftuch (etwa bei Christen) kann man sich leicht (und Schritt für Schritt) vom Glauben der Eltern lösen, ohne dass es sofort sichtbar würde. Aber wenn das Kopftuch plötzlich fehlt, während alle anderen Frauen/Mädchen das Kopftuch tragen, wird man sicherlich darauf angesprochen und muss sich rechtfertigen. Die Eltern müssen sich ebenfalls fragen lassen, warum so das dulden, und so weiter. Die Jungs könnten blöde Bemerkungen machen. Diese Art von sozialem Druck ist äußerst effektiv.
Wer aus freien Stücken ein Kopftuch trägt, dem sollte man dies nicht verwehren. Das Problem ist leider, dass der Missbrauch recht simpel ist.
Was ich als Atheist tun kann, ist das aktive Ansprechen und Aufdecken von Irrtümern, falschen Argumenten und historischen Fehlern. Damit bekommen die Leute wenigstens ein paar Argumente in die Hand, wenn sie sich von der Religion lösen wollen. Deswegen finde ich auch diesen Thread gut. Man findet darin viele Argumente und Diskussionsstrategien.
Ich sagte ja, keine Entscheidung ist frei von Ursachen. Daher ist keine Entscheidung frei. Die Illusion eines freien Willens ist doch wirklich eine alte Kamelle, willst Du die jetzt durchkauen?
Die schon sehr lange geführte philosophische, soziologische, psychologische und neurobiologische Diskussion zum freien Willen mal eben mit einem Dreizeiler beendet. Was ist denn die Falsifikation der These: "Der Mensch hat einen freien Willen"?