Unser gestriger Tag begann früh. Die Kids hatten sich bereits am Samstag gerne zu den Großeltern abgeseilt um dem ganzen Stress zu entfliegen, für die Beste Hälfte und mich begann der Tag pünktlich um 4.00 Uhr. Ich hatte bis dahin weder viel noch gut geschlafen, hatte morgens weiterhin etwas „Hals“, redete mir aber ein, dass das einfach so gehört.
Es gab ein kleines Frühstück, die restlichen Sachen zusammenraffen. Die Anfahrt zum Ort des Geschehens verlief erwartungsgemäß unproblematisch und eigentlich waren wir um 5.40 Uhr viel zu früh da.
Also habe ich kurz dem Drahtesel „Guten Morgen“ gesagt, der offenbar die Nacht gut überstanden hatte, noch einen Happen gegessen. … hatte ich doch eigentlich bereits am Bahnhof auf eine Laugenbrezel spekuliert, wurde ich enttäuscht. Gab es um diese Uhrzeit noch nicht. Fein, dann nicht.
Da ich ja plante rechtzeitig zu starten, reihte ich mich bereits um kurz vor 7 in die bereits vorhandene Schlange derer ein, die offenbar einen ähnlichen Plan hatten wie ich, nur noch ein wenig eher dran waren als ich… schnell war mir klar, dass es mit dem Starten doch etwas länger dauern würde als angedacht, und so wartete ich geduldig in einem Mief aus Schweiß, Sonnencreme, freudiger Erwartung und Aufregung. Stellte mir kurz die Frage, wie es wohl riechen würde, wenn man uns unmittelbar nach dem Wettkampf erneut auf einen Haufen stellen würde…
Kurz bevor es endlich losging, stellte ich fest, dass ich vergessen hatte meiner Uhr den „Duathlon“-Modus beizubringen. Egal. Ich ließ die erste Disziplin als Schwimmen… hoffte, dass auch das reichen würde mir einen groben Überblick darüber zu liefern wie ich auf den ersten 6km so unterwegs war. Geplant hatte ich rund eine 5:30er Pace … UND DAS WAR AUCH DAS, WAS DIE UHR MIR ANZEIGTE!!!!!!!!!!!! Nur … dummerweise war ich nach 29:11 und von der Uhr gemessenen 5,2 km schon in T1 angekommen, was zu einer „offiziellen“ Pace von 4:52 über 6km führte. Na, das fing ja grandios an. Ich hatte mir ja bekanntlich vorgenommen auch auf dem ersten Teil nicht zu trödeln, aber SOOOO war das natürlich nicht geplant gewesen
Egal. Ich trabte gut gelaunt in die Wechselzone, tauschte Lauf- gegen Radschuhe und Cap gegen Helm. Ich war guter Dinge, dass beim Radeln nicht soooo viel schief gehen konnte … aber ich konnte mich auch täuschen…
Als Verpflegung setzte ich beim Radeln schlichtweg auf Gels. Nicht lecker, nicht einfallsreich, aber ausgiebig getestet und für gut befunden. Aaaaaaaaaaaaaaaaber … löse ich diese bei Trainingsfahrten doch in der Regel gleich in etwas Wasser auf, da ich trainingstechnisch selten länger als 3,5 – 4 Stunden unterwegs war und folglich deutlich weniger Gels benötige, entschloss ich mich dieses mal die eine Kammer meiner Flasche vorne zwischen dem Auflieger ausschließlich mit Gel zu füllen, die andere Kammer mit Wasser. Meine Beste Hälfte hinterfragte im Vorfeld noch kritisch, ob man das denn auch durch den Strohhalm so trinken könnte. „Klar, wieso nicht!? Ist doch Gel!!!“ antwortete ich mit größter Selbstverständlichkeit. Auf die Idee mal einen Schluck zu testen kam ich natürlich nicht … und musste bei rund km 2 auf dem Radl fluchend feststellen, dass die Kraftanstrengung dieses bescheuerte Gel da aus der Flasche zu saugen tatsächlich größer war als das Radeln selbst. SCH***, das fing ja mal wieder gut an, leider typisch. Also nahm ich mir vor zunächst einmal dieses Problem zu lösen, ein wenig Gel herauszutrinken, und die Kammer dann mit etwas Wasser aufzufüllen um das Gel zu verdünnen. Gesagt getan, nach einigen schweißtreibenden Schlucken Gel die Kammer der Flasche ordentlich mit Wasser aufgefüllt. MUÄÄÄÄÄHHHHH!!! Wie brachte ich das Zeug nun dazu, dass es sich vermischt!??? Nicht einmal das elende Kopfsteinpflaster auf dem Weg zum Deich (für meinen Geschmack eine echte Zumutung!!! Ich hoffe, es hat dort nicht allzu viele Räder geschrottet!!!) schüttelte ausreichend, offenbar war das Gel weiterhin unten, das Wasser schlicht obendrauf. Aber mit guten Ideen kann ich ja meistens dienen, also pustete ich einmal herzhaft in den Strohhalm, fluchte kurz, als eine gefühlte Flutwelle Wasser-Gel-Mischung (absolut gesehen war es sicherlich nur eine Mini-Portion) oben aus der Flasche schwappte und sich als klebrige Masse über meine Oberschenkel ergoß, aber seinen Zweck hatte es erfüllte, das Zeug war endlich auch ohne erhöhten Kraftaufwand trinkbar und ich konnte mich auf das Wesentliche, nämlich das Radeln konzentrieren… und bei rund km 10 – bei der ersten Verpflegungsstation gleich mein erstes Highlight. Ja, ich wusste, dass eine Riesenhorde meiner Vereinsmitstreiter dort als Helfer eingeteilt waren … aber das!? Ein Jubeln, Anfeuern, Gänsehaut pur!!! Ich weiß, dass einige von Euch hier mitlesen – in diesem Sinne VIELEN DANK für diese beiden Momente (denn auch in Runde 2 ging es ja noch einmal genauso ergreifend bei Euch vorbei), der absolute Wahnsinn!!!
Das Radeln gestaltete sich zunächst recht unspektakulär. Die Strecke am Deich ist prima fahrbar, war sogar in der ersten Runde relativ windstill. Am Ende des Deiches etwas hin und her, einige Wendepunkte, die mich leicht aus dem Rhythmus brachten, aber kein Vergleich zu den grottigen Straßenverhältnissen aus HH raus. Vereinzelt gab es kleine Grüppchen, ich hatte aber durchaus den Eindruck, dass die KaRis immerhin bemüht waren. Etwas nervig, einzelne Radler, die mit relativ viel Gas überholten, sich mir vor die Nase setzten, nur um dort gefühlt eine Vollbremsung zu machen
Runde 1 ging recht entspannt weg, einzig begannen bereits jetzt meine Füße mir etwas auf den Keks zu gehen … hatte ich doch schon wieder eine Dummheit begangen!?
Für das Laufen hatte ich ja meine Füße bereits im Vorfeld sehr liebevoll verpflastert und mir anschließend 2 Paar dünne Laufsocken angezogen. In den Laufschuhen war das erprobt und für gut befunden, die Radschuhe waren dummerweise etwas enger und auf die Idee das auch da mal zu testen bin ich natürlich nicht gekommen spätestens im Verlauf der 2. Runde wurde das ziemlich unangenehm, ich ärgerte mich einmal mehr über meine Trotteligkeit, aber ja, lieber pXpress, alleine schon bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich viiiiiiiiiel gelernt
Ich bremste mich also insgesamt 4x über das scheußliche Kopfsteinpflaster, machte jedes Mal innerlich drei Kreuze, dass im Anschluss noch alles heile war, und erreichte relativ zufrieden nach knapp 5:24 erneut die Wechselzone...
__________________
How you see things is how they appear. THINK DIFFERENT and you`ll see them differently The revenge of the IRONMOM
Ich verabschiedete mich von meinem treuen Drahtesel, schlüpfte nun in die anderen Laufschuhe und das rötliche Cap, machte noch einen kleinen Stopp auf dem Dixi und trabte los. WOW!!! Runde 1 flog ich quasi über die Laufstrecke. Ich nahm zwar brav jede Verpflegungsstation mit, nicht zuletzt da es mittlerweile doch die angekündigten knapp 30°C vermutlich erreicht hatte, war von dem ollen Salz eh recht durstig, und lief. Sammelte bei rund km 10 mein erstes Bändchen ein. Traf zwischendurch noch Judith … „Hey, wir kennen uns!!!“ rief es plötzlich von hinten. Cooooooool, klasse, dass wir uns wenigstens „im Vorbeilaufen“ noch kurz kennenlernen durften!!!
Und dann!???
Der gefühlte Total Breakdown. Meine Pace wurde immer langsamer. Bei km 13 machte ich den ersten Stopp bei meiner Besten Hälfte. Jammerte ein wenig, hoffte auf Mitleid. Aber nix. „Weitermachen, hilft ja nix!“
Hmmmmpf, okay, brav trabte ich wieder los. Versuchte unterwegs mein Glück mit Cola, Isoplörre, sogar Red Bull war dabei. Bäääääääääh, wie scheußlich! … und gegen ruinierte Füße half das natürlich auch nicht, in Kombination noch weniger. Mein Magen drehte sich, ich konnte ihn verstehen. Auch mein nächster Versuch einen Hauch von Mitleid bei der Besten Hälfte zu erhaschen schlug fehl. Hätte sie gesagt: „Steig doch einfach aus“, hätte ich vermutlich angefangen zu heulen und keinen Schritt mehr gemacht. Ein paar km später der nächste Versuch bei einer Vereinsmitstreiterin, ich versuchte etwas zu jammern, stieß aber auch hier auf taube Ohren, sie feuerte mich einfach lautstark an, ich trabte weiter. Danke liebe A. und auch an Deine Beste Hälfte für jeden Support, den Ihr mir gestern gegeben habt.
Ich traf Duckstein, der mir zunächst hartnäckig einredete, dass ich gut aussah, als das ab Runde 3 oder so aber nicht mehr helfen wollte, tröstete er mich damit, dass die anderen auch zunehmen langsamer würden. Na immerhin. … und ich trabte brav wieder los … zur Abwechslung zum nächsten Dixi. Nein, nicht, dass ich es dringend gebraucht hätte, aber eine kurze Pause hatte ich mir irgendwie verdient … fand ich. Als ich dort aber so saß, merkte ich aber schnell, dass ich mich wieder auf den Weg machen sollte, ansonsten würde ich nämlich den Rest des Tages auf dem stillen Örtchen verbringen und nicht wieder hochommen. Frust. Ich trabte weiter. Freute mich mittlerweile über jeden Kilometer, den ich unter einer 7er Pace zurücklegen konnte, konnte aber trotz meines Tempos noch vereinzelte Mitstreiter überholen. Okay, die Quote der von mir Überholten zu den mich Überholdenden war mittlerweile grottig, aber irgendwann freut man sich halt über Kleinigkeiten.
„Hey, Du bist BunteSocke!“ rief es plötzlich von hinten! Cool, wieder jemand, der sich dann als „Spargelkoppel“ herausstellte! Spargelkoppel, auch Dir vielen Dank für`s Anfeuern!!!!!!
Die Kilometer zogen sich. Weitere Versuche mit Cola oder IsoPlörre irgendetwas zu retten schlugen hoffnungslos fehl.
Hütchen und Chmiel2015, Ihr habt Runde um Runde alles gegeben um mich in Gang zu halten, Hütchen, Du warst übrigens die einzige, die mir endlich etwas Mitleid gespendet hat
Auch an dieser Stelle noch einmal ein dickes DANKESCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN an alle, die mich auf der Strecke unterstützt haben. Ja, es ging mir irgendwann echt grottig. Insbesondere meinen Füßen. Meine Verpflasterung und Sockenkombi konnte sicherlich noch Schlimmeres verhindern, trotzdem hatte ich bald erste Blasen. Meine Achillessehnen machten sich bemerkbar, aber erträglich. Was lustigerweise überhaupt nicht gemuckt hat, ist meine Plantarsehne meine fehlenden Laufkilometer machten sich bemerkbar, sicherlich auch das nicht-vorhanden-sein längerer Läufe. Böse Zungen würden vielleicht auch behaupten, dass ich die ersten 6km etwas zu sportlich angegangen bin
However …nach gut 10:39 trabte ich endlich ins Ziel … und wurde brav mit „You are an IRONMOOOOOOM!!!!!!!!!!!“ (ach nee, natürlich IRONMAN empfangen), insbesondere Foxi kümmerte sich seeeeeh liebevoll und fürsorglich um mich. Vielen Dank dafür lieber Fuchs!!!!!!!!!!!!
Letztendlich!? Nein, ich bin nicht zufrieden. Die Temperaturen waren keine Entschuldigung, die hatten die anderen auch. Ich habe möglicherweise einmal mehr ein paar kleine Dummheiten begangen, vorbereitungstechnisch wäre an manchen Stellen gewiß auch noch Potentital gewesen, möglicherweise war es auch einfach nicht „mein Tag“. Vielleicht habe ich meine „Guten Tage“ in Damp einfach aufgebraucht
However, von Langdistanzen habe ich nun erstmal die Nase voll, aber ich bin mir sicher, dass sich für das nächste Jahr Alternativen finden werden. Eine schöne MD geht im Zweifelsfall immer!
… und dieses Jahr!? Mache ich erstmal NIX mehr!!! Ich glaube im Oktober ist wieder „Hyrox“ (ehemals „Curox“) in HH, das könnte noch eine Überlegung wert sein… und ansonsten … gilt es jetzt erstmal wieder ein „normales“ Leben zu führen. Im Haushalt zu retten, was noch zu retten ist, vielleicht sogar mal wieder sowas spießiges machen wie ein Buch lesen oder stricken
__________________
How you see things is how they appear. THINK DIFFERENT and you`ll see them differently The revenge of the IRONMOM
Ich schreibs jetzt direkt mit Augenzwinkern:
"Willkommen zurück im Spießerglück!!!"
Ich bin mir ganz sicher, dass die Schmerzen irgendwann vorbei sind, du genügend Schlaf hattest und das letzte Kuchenstück verdaut...
...und dann geht die runde Fahrt wieder los.
Egal mit was und egal wo - der Wettkampf wird dich finden
Erhol dich gut und vielen, vielen Dank für den Bericht.
Ich habe mitgelitten und wäre im Gegensatz zu dir wahrscheinlich auf dem Dixie geblieben
Hab ein paar schöne erholsame Tage bis... bis halt wieder was geht
Letztendlich!? Nein, ich bin nicht zufrieden. Die Temperaturen waren keine Entschuldigung, die hatten die anderen auch. Ich habe möglicherweise einmal mehr ein paar kleine Dummheiten begangen, vorbereitungstechnisch wäre an manchen Stellen gewiß auch noch Potentital gewesen, möglicherweise war es auch einfach nicht „mein Tag“.
Risenkompliment an Dich für die herausragende Leistung
Als ich vor wenige Tagen von maximal 13 km-Läufen in der Vorbereitung las, befürchtete ich schon, das es nicht leicht werden würde. Aber Du bist ja anders und die BunteSocke schlechthin.
Deine Radsause war schon ziemlich stark - 180km im 33er Schnitt. Das ist schon aller Ehren wert.
Das dein Marathon dann immer schwerer wurde, finde ich normal. Bis Halbmarathon gehts irgendwie immer - aber dann.
Ich und die anderen hier, haben deine Splits verfolgt - ich kenne die Schleicherei ja selbst und war mir ziemlich sicher, das Du trotz 7:10 oder 7:20 immer noch läufst oder schlürfst. Das ist das schöne an großen Herausforderungen - Durchhalten zu dürfen
Wenns anders wäre, wäre es keine große Herausforderung mehr.
Deine zitierten Worte klingen ganz klar nach Umfeld beruhigen, trotz innerer Sucht nach Verbesserung. Wir sehen uns in 2-3-4 Jahren, wenn es wieder heißt:
Ironmom kanns besser
Gruß an deine tolle Familie, die das alles mitmacht und aushält. Und mal ganz im Ernst- welcher Mann will eine langweilige Frau ? Ich kenne keinen ! Er ist sicher stolz auf seine Socke !
Risenkompliment an Dich für die herausragende Leistung
Gruß an deine tolle Familie, die das alles mitmacht und aushält. Und mal ganz im Ernst- welcher Mann will eine langweilige Frau ? Ich kenne keinen ! Er ist sicher stolz auf seine Socke !
Gute Erholung
Super geschrieben... da schließe ich mich auch noch einmal an !
UND... er ist ganz, ganz sicher STOLZ auf SEINE FRAU
__________________
Wenn man ganz leicht sein Ohr auf die heiße Herdplatte legt, kann man riechen, wie doof man ist.
Quelle: facebook
Starker Bericht, beim zähen Gel musste ich kurz schmunzeln, sorry
Aber das ist völlig normal. Irgendetwas geht immer schief. Ich habe es auch bei meiner zwölften Langdistanz geschafft immer wieder neue Dummheiten anzustellen .
Auch das Tempo ist eigentlich völlig normal. Die wenigsten können es durchziehen.
Aber wenn man überlegt, mit welchen Vorausetzungen Du angefangen hast, welche Methoden und Zeitfenster Du für Dein Training erfinden musstest, dann ist Deine Leistung aller Ehren wert
Gute Erholung und Du kannst stolz sein auf Dich, Deine Familie und die Leistung.